Staat

„Scharia-Mania“ in der arabischen Welt

Umbruch in ÄgyptenÜber die letzten Jahre erlebten wir einen gewaltigen Umbruch in der arabisch-islamischen Welt. Was von vielen Experten als reiner Kampf für freiheitliche Werte gedeutet wurde, war tatsächlich weit mehr als nur dieser. Es war auch ein Kampf für bessere Lebensverhältnisse. Tunesien, das Land, welches im Winter 2010 der Ausgangspunkt für eine länderübergreifende Protestwelle war, resultierte aus Protesten und Streiks gegen Korruption und Massenarbeitslosigkeit. Während man eine stärkere Hinwendung zu Demokratisierung nach westlichem Vorbild erwartete, stieg die Nachfrage nach islamistischen Parteien, die mit der Einführung der „Scharia“ liebäugelten. Bald darauf begann weltweit eine große Diskussion rund um diesen Begriff und der Frage nach der Kompatibilität des Islam mit einer Demokratie, die eine Trennung von Staat und Religion beinhaltet. Zudem stieg auch die Angst innerhalb westlicher Gesellschaften vor einer Islamisierung ihres Landes und generell vor Muslimen, die die Scharia befürworteten.

 

Das Problem der Begrifflichkeit

Der Begriff „Scharia“ (arab.) bedeutet übersetzt lediglich: „Weg zur Tränke“ und ist das religiöse Gesetz des Islam, welches auf den Koran, die Sunna (Praxis des Propheten) und Hadith (Aussprüche des Propheten Muhammad) basiert. Sie umfasst hauptsächlich:

  • Die ibadah (gottesdienstliche Handlungen)
  • Die mu’amalat (gegenseitige Beziehungen)
  • Die ‚uqubat (Strafkodex). Sie machen im Gegensatz zur öffentlichen Wahrnehmung nur einen minimalen Anteil an dem Gesetz aus

Also wird unter dem Begriff „Scharia“ die gesamte islamische Lehre verstanden. Eine Lehre, mittels der die Menschen zum Ziel ihres Daseins geführt werden sollen.

Die Scharia wurde von Rechtsgelehrten des Mittelalters erst lange nach dem Tod des Propheten Muhammad angepasst an ihrer eigenen Umwelt entwickelt. Sie war schon immer Gegenstand kontrovers geführter Diskussionen, da es kein in allen Einzelheiten feststehendes Gesetz für die Muslime darstellt. Daher kann man nicht von der einen Scharia sprechen, denn es existieren von Marokko bis Indonesien unterschiedlichste Auslegungen einzelner islamischer Gruppen und ihrer jeweiligen Gelehrten.

Die Forderung einiger Gelehrter kann nicht ernst genommen werden, dass das religiöse Gesetz in ihren Einzelheiten feststünde und Punkt für Punkt in unsere heutige Zeit übernommen werden sollte. Der Islam erhebt den Anspruch für alle Völker und alle Zeiten zu gelten. Somit kann sie auch in Einzelheiten einer Weiterführung und moderner Interpretationen unterliegen. Über den zweiten Kalifen Umar wird überliefert, dass er seinerzeit – wohl angemerkt – die Maximalstrafe des Handabhackens für Gewohnheitsdiebe zeitweilig ganz außer Kraft, als im Lande eine Hungersnot herrschte. Demzufolge müssen Recht und Rechtsprechung immer weiterentwickelt werden, um den jeweiligen Gesellschaften gerecht zu werden; allein die koranischen Glaubensgrundsätze bleiben unveränderlich. Demgemäß gibt es beispielsweise Auslegungen, wonach die Strafe für Gewohnheitsdiebe als fernhalten von etwas oder unterbinden einer kriminellen Handlung verstanden wird.
 

Scharia in der Praxis – In der prophetischen Tradition?

Nur KoranIn der Gegenwart gibt es neben zwei Ländern: Mauretanien und Saudi-Arabien, die die Scharia vollständig eingeführt haben und Länder wie: Iran, Afghanistan, Bangladesch, Sudan usw., die bestimmte Teile der Scharia, wie etwa den Strafkodex in ihre Rechtsprechung eingearbeitet haben. Man hat in diesen Ländern erkannt, dass Menschen mittels ihrer Religion kontrollierbarer sind. Herrscher dieser Länder haben es einfacher, wenn Menschen gleich denken, gleich handeln und dadurch zu ihren persönlichen Marionetten werden. Um die eigene Herrschaft zu legitimieren versucht man sich nach außen hin als „islamisch“ zu zeigen, indem man dem Volk eine harte Handhabe nach ihren eigenen Scharia-Gesetzen präsentiert und vorgibt die Vertretung Gottes auf Erden zu sein. Aus solchen Ländern hört man traurigerweise nicht selten über Menschenrechtsverletzungen, Einschränkung von den Grundfreiheiten des Menschen, ungerechte Macht- und Ressourcenverteilung, verbreitete Korruption, Unterdrückung von religiösen Minderheiten etc. In der Praxis wird oft missachtet, dass die „Scharia“ die Muslime dazu auffordert jeden Menschen unabhängig von Volkszugehörigkeit und Überzeugung respektieren soll. Als der Prophet Muhammad zum Anführer in Arabien ernannt wurde, war eine seiner primären Bedingungen, dass Nichtmuslime – seien sie Juden, Christen, Muslime oder Götzendiener, ihren Gottesdienst durchführen konnten und ihr Leben ohne jegliche Unterdrückung verbringen konnten. Während heutzutage Nichtmuslime in „islamischen“ Ländern wie Saudi-Arabien oder Pakistan unvorstellbare Qualen erleiden müssen, war ihr Lebensstandard zu Zeiten des Propheten Muhammad oft viel höher als der, der Muslime. Als das Oberhaupt von Medina hat der Prophet nicht die „Scharia“ als Konstitution festgelegt, sondern die „Charta von Medina“, die den jüdischen und christlichen Stämmen die jeweiligen Grundfreiheiten einräumte. Denn im Koran heißt es auch , dass wenn Allah seinen Willen erzwungen hätte, alle auf dieser Erde geglaubt hätten. Wie kann der Muslim denn etwas fordern, was dem Willen Gottes widerspricht? (10:99)

Es kann also nicht im Sinne des Islams sein, wenn ein „islamischer“ Staat Menschen an der Ausübung oder nicht Ausübung ihres Glaubens hindert. Selbst wenn man die frühe islamische Gemeinschaft unter der Führung Propheten Muhammad betrachtet, wird ersichtlich, dass Gott den Muslimen erst die Erlaubnis sich zu verteidigen nach ca. 13 Jahren der Verfolgung erteilte und dies nur auf Basis der Wiederherstellung der Glaubensfreiheit. Die wilde Jagd nach den „Ungläubigen“ wird nicht gepredigt. So wird im Koran erwähnt, dass denjenigen die Erlaubnis erteilt wurde sich zu verteidigen, die bekämpft und vertrieben wurden. Hätte Allah diese Erlaubnis nicht erteilt, dann wären Klöster, Kirchen, Synagogen und Moscheen niedergerissen worden, heißt es in einem Koranvers (22:39-40). Man beachte hierbei einmal die Reihenfolge, in der die Gebetsstätten der Religionen ihre Erwähnung finden, wobei die Moschee als letzte in der Reihe angeführt wird. Der Islam kann folglich als ein Verfechter der Religionsfreiheit betrachtet werden.

 

Der verfälschte Strafkodex und „islamische“ Staaten

Bedauerlicherweise haben sich über die letzten Jahrhunderte zahlreiche Mythen in die verschiedenen Interpretationen der Scharia eingeschlichen und in der Praxis durchgesetzt. Unter anderem:

  • Steinigung bei Ehebruch: Es gibt keine Stelle im Koran, die von der Steinigung spricht. Trotz dessen entscheiden sich “islamische Gelehrte” für diese diese alttestamentarische Bestrafungspraktik.
  • Todesstrafe beim Abfall vom Glauben: Zahlreiche Verse des Korans von einem absoluten Verbot von Zwang in Glaubensdingen sprechen und die Religionsfreiheit betonen (18:29, 4:13, 2:256).
  • Todesstrafe oder Geldstrafe bei Gotteslästerung: Der Koran hingegen spricht in solchen Fällen, in denen Muslime viel Verletzendes zu hören bekommen von Geduld, redlichem Handeln und fester Entschlossenheit (3:186).

Die Wissenschaftler Hossein Askari und Scheherazade S. Rehman stellten einen sogenannten „Economic Islamicity Index“ auf, der im „Global Economy Journal“ im Jahre 2010 veröffentlicht wurde (http://redir.ec/Islamicity). Darin untersuchten sie die Frage: „Wie islamisch sind ‚islamische‘ Länder der Gegenwart?“ Zu dieser Forschung zogen sie etwa 113 messbare Variablen hinzu. Diese Variablen waren grundlegende Prinzipien, die islamische Quellen hergeben und im wirtschaftlichen Bereich messbare Faktoren sind, die unmittelbar mit sozialen und politischen Rahmenbedingungen zusammenhängen. Nach der Analyse von 208 Ländern wurde folgende Rangliste angefertigt:

1. Irland
2. Dänemark
3. Luxemburg
4. Schweden
5. Großbritannien

11. Österreich

16. USA

23. Schweiz

26. Deutschland
27. Israel

33. Malaysia [das erste auftauchende mehrheitlich muslimische Land]

42. Kuwait [das erste „islamische“ Land, das Teile der Scharia anwendet]

71. Türkei

Das religiöse Gesetz als Staatsrecht – Ein Friedensspender?

Es ist wenig bekannt, dass der Islam überhaupt kein bestimmtes Konzept eines „islamischen“ Staates vorschreibt. Der Islam entstand zu einer Zeit, wo es noch keine Staaten gab. Der Staatsbegriff in seinem modernen Sinne entstand erst an der Wende zum 19. Jahrhundert. Wir sprechen jedoch im Hinblick auf den Islam von einem Entstehungszeitraum der sich im 7. Jahrhundert abspielt. In der damaligen Gesellschaft finden wir eher Stämme vor, die sich zu Stammesverbänden zusammenschließen und erst durch den Propheten ein Verwaltungssystem in einer einfachen Form erhalten. Es entsteht demnach entsprechend der gegebenen Umstände ein einheitliches Gebilde, indem sowohl der Anführer, seine Gefährten, die religiösen Prediger, die Soldaten und die verschiedenen Amtsträger eine einzige Gruppe bilden. Etwas, das zumindest für die heutige Zeit kaum realisierbar wäre.

Was die Quellen des Islam für die Führung eines Bundes festlegen sind lediglich Richtlinien, die man auf die heutige Staatsführung anwenden könnte. Der Islam plädiert für eine säkulare Form der Regierung. Eine Form, die auf absoluter Gerechtigkeit basiert. Der Koran lehrt den Muslimen, dass in allen staatlichen Angelegenheiten: in der Verwaltung des Landes, in der Wirtschaft, in den Beziehungen zu anderen Staaten usw., dieses Prinzip befolgt werden muss. So wird in einem Vers betont, dass Allah den Menschen beauftragt jenen die Treuhandschaft zu übergeben, die ihrer würdig sind. Ferner sollen diese Menschen zwischen ihren Untertanen nach Gerechtigkeit richten (4:58-59).

Dies hat zur Folge, dass ohne die Unterscheidung zwischen Weltanschauung, Religion, Rasse oder ethnischer Zugehörigkeit Gerechtigkeit ausgeübt werden muss. Stellt dieses Prinzip nicht den wesentlichen Kern des Säkularismus dar? Der Koran geht noch viel weiter, indem er für solch eine Gerechtigkeit plädiert, die Gutes tun ohne die Erwartung einer Gegenleistung beinhaltet (16:90-91).

Da der Islam also in seinem Kern eine säkulare Form der Regierung beinhaltet, braucht er keinen zusätzlichen, von den westlichen Gesellschaften abgeleiteten Säkularismus. Es ist einzig und allein das Gefühl der Rückständigkeit von Muslimen gegenüber dem „Anderen“, die sie in die Arme einer religiösen Herrschaft, eines „Gottesstaates“ treibt und die Religion in zeremonieller Frömmigkeit verwandelt, indem der Gottesglaube, die Einhaltung der islamischen Riten, die Strafen den Charakter einer reinen Zurschaustellung annehmen.

Islamabad - national assemblyHeutzutage geht es in Ländern der islamischen Welt im Gegensatz zur Zeit des Propheten Muhammad um keine Regierung, die Gott vertritt, eine islamische Gemeinschaft moralisch erzieht und gleichzeitig eine begrenzte Anzahl von religiösen Bekenntnissen unter ihren Schutz nimmt. Vielmehr gilt es – vor dem Hintergrund der Zerstreut- und Zerstrittenheit der islamischen Gemeinschaft – einen Staat, basierend auf dem Gemeinwohl und dem Gemeininteresse zu errichten, die unzähligen religiösen Bekenntnissen und Weltanschauung ihre Sicherheiten bietet. Würde man hingegen die Einmischung der Religion in den Staat zulassen, welch ein Chaos würde herrschen, wenn es neben politischen Konflikten auch zu religiös-politischen Konflikten kommen würde. Beispiele bekommen wir doch heute nur zu genüge aus den sogenannten „islamischen“ Ländern zu sehen und zu hören.

Das erste Problem wäre, dass in der breiten politischen Landschaft eines politisch-religiösen Systems sich alle Parteien auf Gott berufen würden, auch wenn sie absolut gegensätzliche Meinungen vertreten würden. Wäre das nicht ein chaotisches Wirrwarr?

 

Die säkulare Staatsform – Herrschaft der Gottlosen?

Man bedenke bei entstanden Konflikten zwischen den Islamgelehrten und den Repräsentanten des Volkes die Situation eines Andersgläubigen in einem Staat, der ihm das muslimische Recht aufdrängt. Ein Recht, indem er möglicherweise nach einer spezifischen Interpretation als Bürger zweiten, dritten oder vierten Ranges betrachtet werden würde und bei der Gesetzgebung überhaupt kein Mitspracherecht hätte. Damit ist es nicht getan, die Sache ist noch viel komplizierter. Der Islam besitzt ein Buch, das von Gott offenbart wurde, und die muslimischen Gelehrten sagen zudem, dass sie alleine das Recht hätten, dieses Buch auszulegen. Würde dies der vom Islam geforderten Gerechtigkeit gerecht werden?

Man solle sich einmal vorstellen, was beispielsweise in Deutschland geschähe, wenn man die Trennung von Staat und Religion aufheben würde und ein im Kompromiss zwischen Katholiken und Protestanten entstandene Gesetz der christlichen Mehrheit der muslimischen Minderheit aufzwängen würde. Was wäre die Reaktion der Muslime in Deutschland? Also wäre es auch im Sinne des Islams und seines Propheten, der gesagt haben soll: „Und wünsche für die Menschen das, was du für dich selbst wünschst, so bist du ein Muslim.“

Den Kapitalfehler, den religiöse Fanatiker begehen, ist der, dass sie Säkularismus mit Gottlosigkeit gleichsetzen. Ist das aber eine kluge Schlussfolgerung? Keines Falls, denn durch die Trennung von Staat und Religion wird der Verwaltungsapparat eines Staates nicht automatisch zu einem religionsfreien Raum. Der Staat wird nach wie vor von Menschen geführt, die einer Religion oder einer Weltanschauung angehören. Die Neutralität des Staates bedeutet auch, dass der Staat nicht für Laizismus in der französischen Tradition oder für den Atheismus Partei ergreifen darf. Indes muss der Staat ermöglichen, dass alle Menschen aus ihren jeweiligen Überzeugungen in dieser Gesellschaft wirken können; und dies nicht nur privat, sondern auch öffentlich.

Griechische AntikeFanatiker müssen verstehen, dass es bestimmte Dinge auf der Welt gibt, die keine Religion haben. Sie sind säkular. Ob es ein Christ, Muslim oder ein Jude ist, der Getreide auf richtige Weise anpflanzt, so wird man am Ende auch etwas ernten können. Ähnlich ist es auch in der Verwaltung eines Staates, die den Motor der Gesellschaft darstellt. Ist es da nicht gleichgültig, wer diesen antreibt, solange Gerechtigkeit ausgeübt wird?

In einem Seminar zum Thema: Griechen und Perser, das ich im vergangenen Wintersemester besuchte, erlebte ich an einer der letzten Unterrichtseinheiten folgendes: Wir hatten gerade über die religiöse Überzeugung der Perser gesprochen und kamen nun auf die andere Seite, nämlich die Griechen zu sprechen. Unsere Dozentin erzählte uns gerade etwas über den Glauben der Griechen an Orakel und Götter, der für die Herrschenden sowie für das Volk von höchster Bedeutung war. Prompt meldete sich eine Kommilitonin zu Wort und deutete darauf hin, dass im antiken Griechenland Demokratie herrschte. Die Dozentin entgegnete: „Diese ‚Demokratie‘ war natürlich nicht vergleichbar mit der heutigen Praxis…aber was hat es  mit dem Sachverhalt zu tun?“ Die Kommilitonin erwiderte: „Ja, aber ich dachte, dass sie demokratisch waren und daher Atheisten…“

 

Die Anwendung der Scharia – Geeignete Rahmenbedingung?

Im Koran heißt es sogar, dass im Falle einer Feindseligkeit gegenüber einem anderen Volk die gläubigen Muslime nicht anders denn gerecht handeln sollten (5:9). Dass der Islam alles verbietet, was diesem Gerechtigkeitsgebot zuwiderlaufen würde, wird am Beispiel des Propheten Muhammad in Medina deutlich. In keinem Fall hat er eine Partei, die sich nicht zum Islam bekannte, das islamische Gesetz aufgezwungen, wenn sie damit nicht einverstanden war. Die Scharia galt in der Praxis des Propheten ausschließlich verpflichtend für die Muslime. Aber wie sieht es in der Gegenwart aus? Erfüllen muslimische Gesellschaften überhaupt die Voraussetzung für eine göttliche Gesetzgebung?

So wie heutige sogenannte „islamische“ Staaten handeln, wenn sie die Scharia in einer Gesellschaft implementieren, ist vergleichbar mit jemandem der einen Kirschbaum in mitten einer Wüste pflanzt und darauf wartet, dass dieser Früchte trägt. Durch das Klima in der Wüste können doch keine Kirschen wachsen!

Bevor also ein islamisches Gesetz eingeführt werden kann, müsste der moralische Standard in der Gesellschaft angehoben werden. Wie kann dies geschehen? Die Antwort ist: Durch ein Buch, das von Gott geschickt wird, um die Menschen zu erziehen. Während diese Menschen erzogen werden, entwickeln sich die geeigneten sozialen Umstände in der Gesellschaft. Man kann nur mit Gerechtigkeit zwischen Menschen richten, wenn die Rechtsprechung als passend zum Verhalten der Gesellschaft bezeichnet werden kann. Eine Gesetzgebung, die aus islamischen Grundsätzen abgeleitet ist, muss also bestimmte Rahmenbedingung erfüllen. Solange die bei bestimmten Delikten verlangten vier rechtschaffene Zeugen Betrüger und Heuchler sind, kann ein solches Rechtssystem nicht funktionieren. Solange innerhalb eines Landes ungerechte Verteilung der Ressourcen vorherrscht und eine Vielzahl der Bevölkerung Hunger erleiden, wie kann dann davon ausgegangen werden, dass Menschen nicht dazu gezwungen werden kriminelle Handlungen zu begehen. Die „islamischen“ Staaten verdienen die Scharia nicht, da sie mit ihrem spirituellen Kern nicht umgehen können, die Bedingungen der sozialen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und die Erwartungen an die moralische Erziehung nicht erfüllen können.

Die Zeit nach den Propheten: Der Koran fordert Demokratie

Der Koran fordert Demokratie.
Wer islamische Despotien verteidigt, fälscht Gottes Wort

Wer über den Islam sprechen will, muss zunächst deutlich machen, was genau er darunter versteht. Muslime unterscheiden zwischen dem traditionellen Islam, der auf den Sitten und Gebräuchen des Nahen Ostens beruht, und dem wahren Islam, der im Koran festgehalten ist und durch den Propheten Mohammed verkündet wurde.

Bis heute übersieht der Westen diese Unterscheidung, die von den Muslimen selbst als Dilemma empfunden wird. Zumindest bis zum schrecklichen Terroranschlag am 11. September 2001 hat der Westen nur sein kurzfristiges politisches Kalkül im Blick gehabt und dieses Dilemma nicht gesehen.

Dabei stimmt es: Betrachten wir heute die islamischen Gesellschaften unter dem Aspekt „Demokratie“ oder „Menschenrechte“, bietet sich kein sehr positives Bild. Besonders dem Nahen Osten, der Kernregion des Islams, kann in Fragen der Menschenrechte kein gutes Zeugnis ausgestellt werden. In diesen Ländern wird der Wert des Menschen verschleudert. Seine Vortrefflichkeit, seine Ehre, Freiheit und seine Rechte kommen nur noch in Gedichten, nur noch in der schöngeistigen und mystischen Literatur vor.

Die Zeitungen vom 17. Juni 2002 berichteten unter der Schlagzeile Reaktionäre Grausamkeit von einem unmenschlichen und unbegreiflichen Vorfall. Er ereignete sich in einem berühmten islamischen Land, in Saudi-Arabien: Als sich einige Frauen vor einem Gebäudebrand retten wollten und auf die Straße liefen, wurden sie von den Gewalttätern, die sich „Religionspolizisten“ nennen, mit Schlägen zurückgejagt. Der Grund: Sie waren nicht verschleiert. Sie kamen alle ums Leben.

Grausame Taten wie diese, welche die Menschenwürde missachten, prägen leider das Bild des Islams weltweit. Diejenigen, die Wissenschaft und Bildung achten, wissen allerdings, dass es im Islam eine innere Wahrheit gibt. Bedauerlicherweise hat das Sichtbare in Form des traditionellen Islams das Wahre aus dem Leben verdrängt, also den Islam des Korans.

In den islamischen Ländern wird der Mensch Regeln geopfert, die Tradition zu einem unantastbaren Tabu gemacht haben. Denn in diesen Ländern hat man das koranische Prinzip „Die Religion ist für den Menschen geschaffen“ ins Gegenteil verkehrt. Es wurde daraus: „Der Mensch ist für die Religion geschaffen.“

Die islamischen Länder sind zwar von ihren früheren Kolonialherren unabhängig, aber nicht frei geworden. Die Unabhängigkeit nutzte lediglich den Despoten im Lande. Das Joch der Unterdrückung blieb bestehen und belastet die Menschen heute mehr denn je. Man vergaß, dass die Unabhängigkeit eines Landes durch die Freiheit des Individuums vervollständigt werden muss. Der einzige Weg dorthin ist die Installierung einer laizistischen Regierungsform. Die Methode „Demokratisierung durch Krieg“, welche die amerikanische Regierung im Irak anwenden will, ist dagegen weder menschenwürdig noch erfolgversprechend.

Die Veränderung kann nur aus der islamischen Welt selbst kommen. Wenn wir die tabuisierenden Traditionen und die vorsätzlichen Irrwege beiseite lassen und den Islam aus der Sicht seiner Hauptquelle, des Korans, betrachten, gibt es durchaus einen Silberstreif am Horizont. Dabei ist bemerkenswert, dass bei der Einführung der Werte des Korans im Leben, die für die Entwicklung der Menschheit notwendig sind, die westlichen, nichtmuslimischen Gesellschaften weiter fortgeschritten als die islamischen sind. Und auch dies ist eine Tatsache: Mit jedem Tag wird dieser Abstand zum Nachteil der islamischen Welt größer.

Die islamische Welt hat über Jahrhunderte ihr Schicksal nicht an Grundlagen und Prinzipien gebunden, sondern an Personen, die für unantastbar erklärt wurden. In der Terminologie des Korans bezeichnet man dies als schirk (Vielgötterei, Polytheismus, Götzentum). Es handelt sich also schlicht um Paganismus. Diese Ausrichtung mit fetischistischem Charakter macht die Menschen immer mehr zu Sklaven von Knochen, Fossilien und Grabstätten. Umso absurder wirkt es, dass die grundlegenden Werte, die der Koran im Leben des Menschen verwirklicht sehen möchte, in nichtislamischen Gesellschaften verwirklicht sind.

Der Islam der Traditionen, also der falsche Islam, hat alle islamischen Grundlagen und Werte, die den Menschenrechten und damit auch der Demokratie den Weg bahnen und sie stärken könnten, außer Kraft gesetzt. Diese Entwicklung begann, als die despotische Monarchie zur Religion erklärt wurde. Das System der monarchistischen Herrschaft aber wird im Koran als ein unzulängliches System der Ungerechtigkeit dargestellt (siehe hierzu Sure 27, Vers 34). Dass es dennoch die Oberhand gewann, wurde möglich, weil man den Laizismus in einen Gegensatz zur Religion stellte. Laizismus bedeutet aber nicht, wie viele annehmen, Religion und weltliche Angelegenheiten voneinander zu trennen. Laizismus heißt, die Legitimation der Herrschenden beziehungsweise Regierenden nicht auf Gott oder göttliches Recht zu gründen, sondern auf den Willen des Volkes. Daher halte ich es nicht für möglich, dass die islamischen Gesellschaften sich demokratisieren können, ohne sich eine wirklich laizistische Verfassung zu geben.

Der Koran verkündet, dass das Prophetentum abgeschlossen sei. Eine der grundlegenden Folgerungen daraus lautet: Das Zeitalter ist beendet, in dem die Völker von Personen geführt werden, die sich auf Gott berufen. Der Koran ist das einzige heilige Buch, das verkündet, dass die Theokratie aus dem Leben der Menschen weichen soll.

Diese Aussage des Korans ist die wichtigste Wahrheit, die in den islamischen Gesellschaften verschwiegen und versteckt wird. In den islamischen Ländern wird das ganze religiöse Leben so ausgerichtet, dass diese Wahrheit verborgen bleibt. Alle erdenklichen Maßnahmen und Anstrengungen werden unternommen, damit sich dieser Zustand nicht ändert. Diese Maßnahmen werden auch von jenen Westeuropäern unterstützt, die nicht wollen, dass sich in den islamischen Ländern die Zustände ändern.

Nach dem Verständnis des wahren Islams, der sich auf den Koran beruft, ist die Macht, ein Volk zu führen, ein rechtsstaatliches Gut. Dieses darf nicht für despotische Herrschaft missbraucht werden. Nur die dürfen es an sich nehmen, die seiner würdig sind. Dieses Gut kann dem Einzelnen durch Wahlen anvertraut und – falls notwendig – auch wieder entzogen werden.

Diejenigen, die den Despotismus zur Religion erklären, fragen oft: „Warum Demokratie? Demokratie bedeutet Wille des Volkes. Welches Volk hat denn den Propheten Mohammed gewählt? Und warum überhaupt Wahlen?“ Diesen Wortführern muss man entgegenhalten: „Den Propheten Mohammed hat Gott selbst berufen. Hat Gott auch die Könige, Sultane und Kaiser berufen? Hat Gott etwa Saddam, den Schah von Persien, Chomeini, Assad, Feisal und andere Könige und Herrscher berufen?“

Die Herrschenden täuschen das Volk und fragen: „Wenn eine Theokratie besteht, dann werdet ihr von Gott geführt. Wollt ihr euch darüber beschweren?“ Und weil das Volk die wahren Grundlagen des Islams nicht kennt, kann es die folgenden Fragen nicht stellen: „Nur Propheten können eine Theokratie leiten. Aber wenn die Zeit der Propheten abgeschlossen ist, wie kann dann eine Theokratie fortgeführt werden? Seid ihr denn Propheten, dass ihr euch auf Gott beruft und uns regieren wollt?“

Nach dem Koran sollen sich die Regierenden und Herrschenden auf die Prinzipien der schura (das System der Beratung und Kontrolle) und bajat (den Gesellschaftsvertrag) stützen. Gott hat dem Propheten Mohammed, den er selbst gesandt hat, aufgetragen, sich auf diese beiden Prinzipien zu stützen.

Was der Koran über das Regieren und Herrschen sagt, ist klar und deutlich: Die Zeit nach dem Propheten Mohammed ist die Zeit der schura und bajat. Das heißt, an die Adresse der Herrschenden gerichtet: Ihr werdet das Volk führen und leiten, ihr werdet von den Menschen die Legitimation hierzu erhalten, ihr werdet gewählt werden. Und wenn das Volk euch abwählt, dann sollt ihr gehen.

Der wahre Islam spricht niemandem das Recht zu, ein Beauftragter, Stellvertreter oder Repräsentant Gottes zu sein. Einzig den Propheten steht es zu, im Namen Gottes zu sprechen und zu führen. Das Recht zur Führung eines Volkes kann nicht von Gott oder per Geburt erlangt werden, sondern nur vom Volk und durch Wahlen. Dies bezeichnet der Koran als bajat. Das mittels bajat erlangte Recht zur Führung eines Volkes wird mit dem schura genannten System der Beratung und Kontrolle vollzogen. Dieses System stellt sicher, dass die Führenden die Geführten und umgekehrt die Geführten die Führenden kontrollieren. Auf der Grundlage der schura kann das Volk, das über die Regierenden wacht, ihnen auch das Recht zur Herrschaft entziehen, falls es dies für notwendig erachtet.

Die koranische Entsprechung für das demokratische Verfahren ist also die schura. Weil sie im Koran erwähnt wird, konnte sie nicht völlig unterschlagen werden. Aber ihre Bedeutung wurde verzerrt wiedergegeben und so ausgeformt, dass sie dem traditionellen Islam ins Konzept passte. Von den Despoten im Nahen Osten wurde die schura darauf reduziert, dass der König oder der Sultan sich einige Ratgeber zulegen solle. Der 1988 gestorbene islamische Gelehrte Fazlur Rahman sagt hierzu:

„Schura, wie sie der Koran aufträgt, bedeutet nicht, dass jemand sich gelegentlich den Rat anderer einholt. Vielmehr bedeutet es wechselseitige Konsultation von Gleichberechtigten. Wer diese Konsultationen verweigert oder sie verzögert, weil sie angeblich nicht passen, ist ein Diktator, der im Widerspruch zum Islam steht.“

Nach dem Verständnis des Korans leitet sich die Berechtigung zur Leitung des Staates also nicht aus der Religion oder dem göttlichen Recht ab, sondern aus dem freien Willen des Volkes. Der größte islamische Denker des 20. Jahrhunderts, Mohammed Iqbal (1877 bis 1938), stützte sich auf diese Aussagen des Korans, als er verlangte, die Berechtigung, Normen und Gesetze aufzustellen, den Rechtsgelehrten zu entziehen und einem Parlament zu übertragen. Zu diesem Zweck solle das Prinzip der icma (des Konsenses innerhalb der islamischen Gemeinschaft) im Geiste des Islams modernisiert werden. Iqbal war überzeugt davon, dass Republik und parlamentarische Demokratie das Regierungssystem darstellen, das dem Geist des Islams am besten entspricht.

Der Koran entwickelte das Prinzip der bajat, also die Idee eines Gesellschaftsvertrags, viele Jahrhunderte vor der Französischen Revolution. Um zu regieren und zu herrschen, sollte mit jedem, egal, ob Mann oder Frau, ein Abkommen geschlossen und Einverständnis erzielt werden. Selbst dem Propheten Mohammed wurde aufgetragen, sich bei der Führung der Gemeinde vom gesamten Volk, auch von den Frauen, eine bajat einzuholen (Sure 60, Vers 12).

Die Prinzipien des Korans, die sich in Übereinstimmung mit der demokratischen Logik befinden, hat der amerikanische Nahost-Experte Leonard Binder in seinem Buch Islamic Liberalism folgendermaßen zusammengefasst:

„Erteilt Gott oder das Volk die Berechtigung zum Regieren? Diese Diskussion ist so gelöst worden: Die ursprüngliche Berechtigung kommt von Gott, aber sie wird über das Volk an bestimmte Personen übertragen. Dass die Berechtigung zur Machtausübung, deren Quelle Gott ist, über das Volk auf von ihm ausgewählte Führer übertragen wird, ist Demokratie.“

Im Kern heißt das: Gott, der allmächtige Herrscher, gab dem Menschen eine Legitimation zum Herrschen. Der Mensch benutzt diese Legitimation, indem er bestimmten Personen ein Mandat überträgt und dabei die Prinzipien der schura und der bajat anwendet.

Der traditionelle religiöse Diskurs in den islamischen Ländern missachtet die Wahrheit dieser grundlegenden Prinzipien. Der ägyptische Gelehrte Abu Said ist der Ansicht, dass die traditionellen Gelehrten dies nicht aus Unkenntnis tun, sondern um die Wahrheit bewusst zu verheimlichen.

Der Koran hat dem Menschen die Allmacht entzogen und an bestimmte Prinzipien und Leitlinien gebunden. Werte werden von Gott gegeben und von ihm verfügbar gemacht. Dem Koran zufolge ist der erste dieser Werte der Verstand. In Sure 10, Vers 100 heißt es: „Und Gott zürnt denen, die ihren Verstand nicht gebrauchen.“ In die Rechtssprache der modernen Zeit übersetzt, heißt das: Die Herrschaft beruht auf den Prinzipien des universellen Rechts. Der Koran verweist immer wieder auf diese universellen Prinzipien.

Der Koran ruft dazu auf, den Verstand zu benutzen, und kritisiert, wenn Menschen sich wie eine Herde Vieh verhalten. Das Volk darf niemanden zu seinem Hirten machen und sollte sein Schicksal selbst in die Hand nehmen.

Ein wichtiger Teil der zeitgenössischen islamischen Intellektuellen begreift dies. Bisher üben diese Intellektuellen noch keinen großen Einfluss aus. Leider wird es wohl noch einige Zeit dauern, bis sich daran etwas ändert.

Aus dem Türkischen von Nevfel Cumart

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Die erfundene Religion und die Koranische Religion – Kapitel 30: Der Koran und die Regierung

Jene, die ihre eigenen persönlichen Meinungen auferlegen wollen, haben Gott und die Religion ausgenutzt, um im Stande zu sein, die politische Macht zu ergreifen. Trotz der Tatsache, dass Frauen ebenso an die Macht gelangen und Präsidentin im Rahmen des Koran werden können, führte der traditionalistische Islam etwas ein, das nicht im Koran vorhanden war und Frauen dieses Recht aberkannte. Eine weitere erfundene Lüge war der Umstand, dass der Quraisch-Stamm der einzige Ort sei, woher die Führer stammen könnten. Später erhoben die Osmanischen Kalifen und die Scheichulislam (religiöse Führer) Fatwas, die ihren eigenen Zielen dienten, und nutzten die Sekten aus, denen sie angehörten, um ihre Position auf dem Thron zu festigen. Ein Beispiel der Korruption unter den Osmanen ist die Eigenschaft der Sultane als „Gottes Schatten, Kalif, unser Herr“. Dies war mehr als eine bloße Verzierung!

 

Grundprinzipien

Entscheidungen zu Themen, die unserem Ermessen überlassen wurden, ohne die allgemeinen Einschränkungen des Koran zu überschreiten, sollten von jenen an der Macht erreicht werden. Doch lagen die Dinge in der Praxis anders, weil rein menschliche Taten als abgeleitet von der göttlichen Offenbarung angesehen wurden. Die im Koran festgelegten Prinzipien hatten eine allgemeine Anwendung; sie sind universal und Muslime können sie nicht umgehen. Beispielsweise kann die Einrichtung des Kalifats abgeschafft werden, da sie nicht im Koran vorkommt, aber adalat (Gerechtigkeit) und schura (Beratung) können nicht beseitigt werden, ungeachtet der Veränderung von Zeit und Ort.

42:38 Die ihre Angelegenheiten durch gegenseitige Beratung entscheiden.

3:159 So verzeih ihnen, bitte für sie um Vergebung und berate dich mit ihnen!

Beratung wurde selbst dem Propheten auferlegt. Dies bedeutete, dass kein Individuum die absolute Macht hatte. Die Konsultation sollte durch Gnade begleitet werden. Es sollte mit den heutigen Begriffen als ‚direkte Demokratie‘ oder ‚repräsentative Demokratie‘ verstanden werden.

Gerechtigkeit ist eines der Grundprinzipien des Koran:

5:8 Ihr Gläubigen! Tretet für Gott als Zeuge hervor in aller Gerechtigkeit. Und der Hass gegen bestimmte Leute soll euch nicht dazu verleiten, nicht gerecht zu sein. Seid gerecht.

60:8 Gott verbietet euch nicht, gegen diejenigen pietätvoll und gerecht zu sein, die nicht der Religion wegen gegen euch gekämpft, und die euch nicht aus euren Wohnungen vertrieben haben. Gott liebt die, die gerecht handeln.

Die Angelegenheit der Gesellschaft sollten den qualifizierten und kompetenten Leuten anvertraut werden, bestimmt der Koran.

4:58 Gott gebietet euch, dass ihr die Treuhandschaft jenen übergebt, die ihrer würdig sind, und wenn ihr zwischen Menschen richtet, dass ihr richtet nach Gerechtigkeit.

Die Person, welche die Gläubigen leitet, sollte aus den Gläubigen heraus gewählt werden.

4:59 Ihr Gläubigen! Gehorcht Gott und dem Gesandten und den Verantwortlichen unter euch …

 

Kein Zwang in der Religion

Ein weiterer Punkt der Divergenz zwischen dem Koran und den Traditionalisten im Islam ist die Anwendung des letzteren von harten Bestrafungen gegenüber denjenigen, die abgeneigt sind, den Vorschriften des Islams zu folgen. Dies geht gegen den Koran:

2:256 Es soll kein Zwang sein im Glauben. Der rechte Weg unterscheidet sich nunmehr klar vom Irrweg.

Der Koran, dessen klare Vorschriften beiseite gefegt wurden, wurde zu einer Art aufgewickeltem Talisman und hing an den Wänden der Wohnungen, um das ‚Böse abzuhalten‘; ein kurzer Teil seiner Inhalte wird nun während den täglichen Kontaktgebeten und an den Gräbern für die verschiedenen Seelen rezitiert. Die Leute, die weder die täglichen Gebete verrichteten noch fasteten, wurden heftigen Bestrafungen ausgesetzt, in gänzlicher Missachtung des Verses, dass es keinen Zwang in der Religion gibt. Eine Folge dieser Vorgehensweise war die zunehmende Entfremdung einer Kategorie von Leuten von der Religion.

 

Sultanat nicht mit dem Koran vereinbar

Königtum und Sultanate sind Regierungen, welche vom Islam nicht befürwortet werden. Der Koran diktiert, dass die Autorität der Person (Mann oder Frau) anvertraut werden sollte, die für das Amt qualifiziert ist. Im traditionellen System der Nachfolge vom Vater zu Sohn wird die Verwaltung des Staates nicht den Kompetenten und Qualifizierten anvertraut. Das System einer Republik entspricht weit mehr der koranischen Gesinnung.

Es gibt im Koran keine Spur vom Kalifat. Was die Leute heute als Scharia begreifen, ist nicht der Islam als solches, sondern sunnitische und schiitische Sekten. Der Name der Religion ist Islam. Alle anderen Benennungen wie Sunna, Hanafi, Schia, Schafii oder Alewi sind Häresien.

 

Die größten Feinde des Islam, wie im Koran beschrieben

Jene, die entschlossen sind, ihre eigene Autorität aufrechtzuerhalten, ihre Ausbeutung der Frauen und deren Motto die Scharia ist, sind die Erzfeinde des Koranischen Islams. Ihre Regime gründet sich nicht auf den Vorschriften des Koran, sondern auf Traditionen, momentane Launen und arabische Bräuche. Ihre Existenz ist gefüllt mit der grauenvollen Erfahrung der gesehenen Gefahr, von dem beraubt zu sein, was sie als Religion begreifen, ein Mittel zur Ausbeutung. Sie beschuldigen ihre Feinde mit der Begünstigung des Semitismus und der Freimaurerei und Häresie, im Versuch, die Wirklichkeiten zu verbergen.

Heute sehen wir engelhafte Gesichter der sunnitischen und schiitischen Sekten. Wenn sie das richtige Medium und bevorzugte Milieu finden, werden sie nicht zögern, ihre wahren Gesichter zu zeigen. Wir können erwarten, das Auftreten von Ereignissen zu sehen, die denen ähneln, die wir aus Afghanistan kennen. Die kürzlich von der Hizbullah begangenen Greueltaten in der Türkei werden nicht ungewöhnlich sein. Die Versklavung der Frauen, das Verbot von Musik und Malerei wird nachfolgen. Die Afghanen haben keine neue Sekte erfunden. Das Regime, das sie versuchten aufzuerlegen, war einfach die Anwendung der Sunna. Gemäß der Hanafi Sekte wird eine Person, die nicht ihre täglichen Gebete verrichtet, gepeitscht, bis sie ihre Gebete wieder aufnimmt, während in den anderen drei sunnitischen Sekten alle, die das Verrichten ihrer täglichen Gebete ablehnen, hingerichtet werden. Alle Atheisten sowie diejenigen, die den Koranischen Islam propagieren, würden getötet (eigentlich ermordet) werden. Das Fasten wird erzwungen und die Frau wird höchstwahrscheinlich jeden Zentimeter ihres Körpers bedecken müssen…