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Mein Weg zur Gottergebenheit #3 – „Der Koran für mich? Nie und nimmer!“

Karima, 58 Jahre alt

Im März 2015 las ich auf der Facebook-Seite von WDR 5 eine Umfrage, in der es darum ging, was die Menschen in Nord-Rhein-Westfalen davon hielten, dass der Koran kostenlos in den Städten verteilt wurde. Ich las mit Entsetzen die Antworten der Deutschen dort. Es reichte von Ausweisung bis zur Todesstrafe. Ich schrieb, ich schäme mich, eine Deutsche zu sein. Ich hätte schon oft Bibeln kostenlos verteilt. Auch an Muslime. Nie hätte man mir deswegen Probleme gemacht.

In meiner Entrüstung wollte ich sogleich die Verteiler suchen und ihnen 100 Euro zur Wiedergutmachung für weitere Korane spenden. Dann war mir aber die Sache viel zu heiß. Was, wenn der Koran wirklich gefährlich wäre?

Ich suchte nach einer islamischen Hilfsorganisation, fand „Muslime helfen“, und spendete die 100 Euro, die ich für die Koranverteilungen ausgeben wollte. Dann kaufte ich mir kurzentschlossen über ebay einen Koran für 7.90€ und begann am 1. Mai zu lesen. Gleich bei der 2. Sure war ich begeistert. Und ich war auch erstaunt. Ich dachte: Da haben die Muslime so ein tolles Buch, aber sie reden nicht darüber. Ich las und las und wollte doch gerne irgendwie loswerden, dass ich den Koran toll fand. Nicht für mich zwar, aber trotzdem einfach gut. Ich suchte und suchte und fand nur eine arabische Seite, die ich likte. Dann kamen mir wieder Bedenken, da ich gar nicht verstehen konnte, was da geschrieben war, nur, dass es um den Koran ging.

Ich suchte weiter und fand die Facebook-Seite „Koranfakten“. Dorthin schrieb ich. Ich schrieb, dass ich es nicht verstehen könnte, dass die Muslime so ein tolles Buch hätten und nicht darüber reden würden. Die Person, mit der ich schrieb, lud mich in folgende Facebook-Gruppe ein „Dialog zwischen Nur-Koran-Muslimen und Andersgläubigen“. Sie sagte: „Wir reden gerne darüber“.

So kam ich in meine allererste Facebook-Gruppe. Ich stellte mich vor, erzählte meine Geschichte und hoffte eigentlich nur, Muslime überreden zu können, sich bei Diskussionen eher zu Wort zu melden. Dass der Koran für mich wichtig werden würde, konnte ich mir da noch nicht vorstellen. Dann folgten einige Wochen, während ich weiter den Koran las, in der Gruppe Fragen stellte und das Miteinander der Mitglieder beobachtete.

Irgendwann dachte ich: „Was mache ich denn hier? Ich bin doch ganz am falschen Platz. Die Menschen hier nehmen mich so freundlich auf, nennen mich Schwester, aber ich bin doch Christin.“

Ich hatte wirklich ein schlechtes Gewissen und darum betete ich zu Gott um eine Antwort. Ich habe Antworten bekommen.

5 Wochen benötigte ich, um den Koran zu lesen. 4 Wochen war ich in der Gruppe (so ungefähr). Dann brauchte ich noch einige Tagen und ich wurde Muslimin. Ich hätte es gerne noch abgewendet, aber es war nicht mehr möglich. Ich hätte es auch gerne noch bis nach dem Ramadan verschoben, aber es ging nicht.

Es war mir zu dem Zeitpunkt noch nicht ganz klar, warum es so sein sollte, aber ich vertraute Gott und wagte den Schritt.

Gott hatte mich durch den Koran, aber auch durch die große Herzlichkeit der Mitglieder der Gruppe überwältigt.

Dafür bin ich heute noch täglich dankbar.