Logik

Schlüssel zum Verständnis des Koran: Die Werkzeuge der Vernunft

In diesem Kapitel werden wir uns den uns zur Verfügung gestellten Werkzeugen des Denkens widmen. Dieses Kapitel ist meines Erachtens eines der wichtigeren in diesem Buch, da selbst eine Vielzahl der „muslimischen“ Intellektuellen Aussagen von sich geben, die keiner mit einem gesunden Menschenverstand und einer Mindestportion an Ausbildung auszusprechen wagen würde. Wieso ich in dieser Hinsicht gerade die Logik in den Vordergrund stelle, also eine mathematische Disziplin, hat nicht nur damit zu tun, dass ich selbst Mathematik studiert habe, sondern auch damit, dass viel im Verstehen der Lesung vereinfacht wird, wenn wir zumindest die grundlegenden Prinzipien des Schlussfolgerns beherrschen und die häufigsten Fehler vermeiden.

Oder um es in den Worten Karl Mengers zu sagen:

 

Nicht etwa, daß bei größerer Verbreitung des Einblicks in die Methode der Mathematik notwendigerweise viel mehr Kluges gesagt würde, aber es würde sicher viel weniger Unkluges gesagt.

– Karl Menger

 

Hierbei werde ich keine bestimmte Logik von Grund auf neu aufbauen. Dazu gibt es viele gute Bücher auf dem Fachmarkt. Wichtig ist zu wissen, dass es nicht die, also nur eine Logik gibt, sondern mehrere. Worauf ich mich beziehen will ist die sogenannte klassische Aussagenlogik, also die Art von Logik, welche sich mit den Aussagen und deren Verknüpfungen befasst. Mithilfe dieser Logik werde ich Aussagen aus der Schrift untersuchen oder verknüpfen. Sie müssen keine studierte Mathematikerin oder ein studierter Mathematiker sein, um die wichtigsten Regeln der Aussagenlogik begreifen und anwenden zu können. Wichtig ist einfach, dass Sie Interesse haben, sich selbst nicht in die Irre zu führen durch Wunschdenken, Verleugnung oder Angst. Die Wahrheit wird uns freisetzen und uns alle zu einem friedvolleren Leben führen.

Da ich wie schon erwähnt die Regeln der Aussagenlogik nicht neu erklären will, möchte ich mich doch die wichtigsten kurz erwähnen. Eine Aussage hat entweder den Wahrheitsgehalt wahr oder falsch und es gilt das Prinzip des ausgeschlossenen Dritten (es gibt nichts zwischen wahr und falsch). Dieses Prinzip wird es uns vereinfachen, Aussagen auf ihre Plausibilität zu überprüfen.

Aussagen können verbunden werden durch „und“, „oder“ oder „nicht“. Aus diesen leiten sich dann auch Begrifflichkeiten wie „A genau dann, wenn B“ (Gleichwertigkeit) und „wenn A, dann B“ (Bedingung) ab für Aussagen A und B. Diese Regeln können erweitert oder auch zusammengefasst werden, wie zum Beispiel in den bekannten De Morgan Regeln.

Wichtig hierbei ist, dass Sie beispielsweise verstehen, dass die Aussage „wenn A, dann B“ gleichwertig ist zur Aussage „wenn nicht B, dann nicht A“. Überprüfen Sie diese Behauptung, um ein Gefühl dafür zu erhalten, dass Ihnen die technische Seite der Mathematik, der Formalismus zu weiteren Aspekten verhilft. Sie sehen das Eine, denken aber an das Andere und erhalten das Dritte aus der ganzen Sache!

Wieso kümmern wir uns also um die Logik? Was bringt die Logik mir in meinem Alltag? Bedeutet Logik, dass ich meine Gefühle und Instinkte total abschalte? Nein!

Die Logik ist zuerst einmal eine Worthülse, wenn wir nicht genauer definieren (oder es zumindest versuchen zu definieren), was sie bedeutet. Viele von uns denken bei der Logik an die Alltagslogik, die mit der Disziplin der mathematisch-philosophischen Logik nur am Rande etwas zu tun hat. Dass einem etwas „logisch erscheint“ sagt nur etwas darüber hinaus, dass dieser Gedanke oder diese Idee einem selbst gefällt. So sagt die Alltagslogik mehr über die Person aus als über den Wahrheitsgehalt der Idee selbst.

Durch die Regeln des logischen Schlussfolgerns können Sie Aussagen kombinieren und sie auch hinterfragen. Im besten Falle können Sie herausfinden, ob Ihre Aussage es überhaupt wert ist, diese zu überprüfen und ihr nachzugehen, oder ob sie von vornherein falsch formuliert wurde. Der Nutzen der Logik ist also immens und selbst ihre Gefühle, ihre Intuition können Ihnen dabei helfen, nützliche und wertvolle Aussagen überhaupt erst zu finden. Doch die Überprüfung jeglicher Aussagen ist eine gottergebene Pflicht!

 

Seit man begonnen hat, die einfachsten Behauptungen zu beweisen, erwiesen sich viele von ihnen als falsch.

– Bertrand Russell, britischer Mathematiker

 

Trügerische Logik des Alltags

Viel wichtiger als der Bezug auf die klassische Aussagenlogik ist meines Erachtens die Kenntnis der häufigsten Fehler, die man in der Begründung der eigenen Aussagen begeht, damit man sie vermeiden kann.

Es gibt sehr viele Fallen der Alltagslogik, weshalb ich eine kurze Umschreibung der meines Erachtens häufigsten logischen Fehlern bieten will. Wer sich selbst in den Gebieten der Logik und der Wahrheitsfindung weiter entwickelt, kann das entwickeln, was ich als die rationale Gesundheit der Seele (nafs) bezeichne. Denn für eine ganzheitlich gesunde Seele braucht es nicht nur die spirituelle und emotionale Gesundheit der Seele, welche nicht nur das Herz und die Empfindungen umfasst, sondern ebenso die rationale Gesundheit, wobei der Verstand als ein unzertrennlicher Teil der Seele aufgefasst werden muss.

Insbesondere folgende logische Fehler sind leicht zu vermeiden:

Strohmann-Prinzip:

Ich erfinde eine Aussage, schiebe sie meinem Gegenüber zu und widerlege dann diese Aussage, die ich mir selbst zusammengebastelt habe zu diesem Zweck. Das Prinzip heißt deshalb Strohmann-Prinzip, weil man sich seinen eigenen Strohmann bastelt, den man leicht schlagen kann. Unterstellungen fallen in diese Kategorie, da sie scheinbar unser Gegenüber schwächen. Eine unredliche Art, die der Wahrheitsfindung nur im Weg steht und unnötig Zeit raubt.

 

Annahmen generalisieren:

Da Atome unsichtbar sind, und ich aus Atomen bestehe, bin ich selbst unsichtbar. Da ich aber nicht unsichtbar bin, gibt es keine Atome. Hier wird nicht die Annahme generalisiert, dass Atome unsichtbar sind, sondern die versteckte Annahme dahinter, dass unsere Augen das Maß aller Dinge seien

 

Falsche Kausalität (Korrelation):

Nur weil etwas miteinander korreliert, also miteinander in Bezug steht, heißt das noch lange nicht, dass sie sich gegenseitig verursachten. Nur weil in einer Studie herausgefunden wurde, dass Kaffee mit erhöhtem Krebsrisiko zusammenhängen kann, heißt das noch lange nicht, dass Kaffee die Ursache ist. Vielleicht sind Kaffeetrinker auch öfters Raucher als Nicht-Kaffeetrinker?

 

Zirkelschlussprinzip:

Die Aussage X ist wahr, weil in Y steht, dass X wahr ist. Oder ein anderes Beispiel: Die Offenbarung Gottes muss wahr und geschützt sein, weil es ja in Vers 15:9 steht!

 

Appell an die Emotion:

Etwas ist wahr, weil uns die Geschichte so berührt hat oder die vortragende Person dermaßen rührend war und man es ihr nicht zutrauen kann, dass sie lügt. Andererseits: Insbesondere der direkte Appell an die Emotionen im Sinne von „seid ihr etwa tolerant gegenüber Kinderschändern, dass ihr das Gesetz XY nicht akzeptiert?“ fällt in diese Kategorie.

 

Mehrheitsdenken:

Etwas ist wahr, weil die Mehrheit der Menschen dasselbe sagt. Dies ist leider immer noch einer der häufigeren Fehler, den viele Sunniten begehen, indem sie etwa denken: Wir als Sunniten sind zahlreicher als die Schiiten, hätte Gott dies nicht gewollt, wäre dies nicht passiert, also haben die Sunniten Recht!

 

Autoritätsdenken:

Etwas ist wahr, weil es Prof. Dr. Dr. Dr. Müller sagt oder weil es Scheich Dr. Dr. Ibrahim sagt. Auch wenn es oft stimmt, dass Fachleute auf ihrem Gebiet besser Bescheid wissen als andere, heißt das noch lange nicht, dass sie deshalb immer Recht haben müssen. Der Wahrheitsgehalt misst sich nicht an der Person, sondern an der Aussage (dem Inhalt) selbst.

 

Appell an die Natur:

Weil XY in der Natur vorkommt, ist es „natürlich“. Gemäß dieser Aussage wären also sämtliche Pädophilen und Mörder Menschen, die wir rechtlich nicht mehr belangen dürften. Ein anderes Beispiel wäre: über 1500 Tierarten in der Natur zeigen homosexuelle Züge (und nicht „sind sexuell“!), also ist Homosexualität etwas Natürliches.

 

Schlechte Begründung bedeute Behauptung sei auch falsch:

Dies ist besonders tückisch, da selbst dann, wenn eine Behauptung vom Vortragenden grottenschlecht oder gar falsch begründet wurde, dies noch lange nicht bedeutet, dass die Wahrheit der Behauptung widerlegt sei. Beispiel einer schlechten Begründung einer aber höchstwahrscheinlich wissenschaftlich gesicherten Behauptung: Die globale Erderwärmung ist von den Menschen verursacht, weil meine Tochter Verdauungsprobleme hat.

 

Von A gleich Z ableiten (schlüpfrige Argumente):

Von der Behauptung einer Sache gleich übertriebene Konsequenzen erwarten. Nur weil etwas eintrifft, das mir nicht gefällt, muss ich nicht gleich die Weltkatastrophe erwarten. Wenn etwa die gleichgeschlechtliche Heirat erlaubt werden soll, so heißt das nicht, dass damit Türe und Tore offen sind für die Heirat von Minderjährigen, Tieren oder dergleichen.

 

Ad hominem:

Die Person angreifen statt die Aussage der Person. Beispiel: „Kerem hat mit seiner Aussage XY Unrecht, weil er keine Professur in klassisch-orthodoxer Theologie des Fiqh hat.“ Ich mag zwar keine Professur innehaben, doch vielleicht sage ich etwas, das von Belang ist? Wenn ich die Unwahrheit erzähle, kann man das ignorieren, aber wieso sollte man irgendeine Person ignorieren, die die Wahrheit erzählt, nur weil die Person selbst nicht „beliebt“ ist oder diese Person keinen fachlichen Abschluss hat? Akzeptieren wir die Wahrheit nur dann, wenn sie hinter Abschlüssen und Diplomen auftaucht?!

 

Tu quoque (du auch):

Mir wird vorgeworfen, dass meine Aussage XY falsch war. Meine Reaktion darauf: Ja, Ihre Aussage YZ war auch falsch! Hier versuche ich, meinen Fehler zu vertuschen, indem ich auf den inhaltlichen Fehler des Angreifers aufmerksam machen will. Selbst dann, wenn ich Recht behalten sollte, dass sein Fehler falsch war, so möchte ich doch, wenn mein Fehler auch falsch war, dies der Wahrheit, also Gott zuliebe wissen wieso?

 

Anekdoten-und Erfahrungsbeweise:

Begründungen einer Aussage auf Anekdoten und Erfahrungen können nicht angenommen werden, weil diese nur schwer überprüf- oder wiederholbar sind. Wie kann ich den Traum eines anderen darauf überprüfen, ob der Traum tatsächlich so stattgefunden hat? Die Wahrheit ist die Wahrheit, weil sie nicht von einer Person abhängt. Da Gott die Wahrheit ist, formulieren wir das um: Gott und Sein Wirken sind nicht von einer Person abhängig.

 

„Zu komplex“, unverständlich:

Dieser Fehler ist leider gang und gäbe, insbesondere, wenn es sich um Mathematik handelt. Aussagen wie „Gott will doch von uns nicht, dass wir nach mathematischen Eigenschaften suchen, da nur wenige Menschen überhaupt Mathematik verstehen“ gehören in diese Kategorie. Nur weil man sich selbst und die Mehrheit der Menschen als zu dumm ansieht, heißt das nicht, dass die Wahrheit sich dem angeblichen Dummheitsniveau der Menschen in einem bestimmten Bereich anzupassen hat!

 

Schwarz-Weiss-Vereinfachung:

Entweder ist die Aussage wahr, oder sie ist gänzlich falsch! Dies ist ein logischer Fehler, der schwieriger zu entdecken ist, aber prinzipiell kann man mit Gewissheit sagen, dass nur weil die Gesamtaussage nicht ganz korrekt war, die Aussage nicht vollständig zu verwerfen sei. Es kann durchaus sein, dass die Aussage wahr wird, wenn man sie ein wenig inhaltlich ändert.

 

Postulieren, im Nachhinein rationalisieren oder Unwahres einfach wiederholen:

Im Nachhinein lässt sich vieles erklären und eine Ordnung (er)finden. Dies ist ein besonders hartnäckiger Fehler der Alltagslogik, weil man dazu psychologisch prädestiniert ist, sich selbst und sein eigenes Weltbild zu verteidigen und zu rechtfertigen.

 

Fragen mit unterschwelligen Annahmen:

Dies könnte auch als ad hominem aufgefasst werden. Eine Frage wie „Haben Sie Probleme mit Drogen?“ hat den unterschwelligen Ton einer Unterstellung.

 

Beweislast:

Ich behaupte, dass XY nicht möglich ist, beweise mir das Gegenteil! Hier ist der Fehler, dass der Behauptende eigentlich die Beweislast trägt und nicht der, dem die Behauptung an den Kopf geworfen wird. Dies wird dann besonders tückisch, wenn man über eine Person sagt „du kannst dies oder das nicht“, da sich diese Aussage leicht falsifizieren ließe, indem eben der andere sein Können unter Beweis stellt. Nichtsdestotrotz liegt die Beweislast beim Behauptenden.

 

Selektive Wahrnehmung:

„Jedes Mal, wenn ich an meine beste Freundin denke, ruft sie an!“ Das ist ein typischer Fehler vieler Menschen, weil sie nur das wahrnehmen, was in das entsprechende Konzept passt. Es gibt eigentlich vier Fälle, die man für diese Aussage untersuchen müsste:

  1. Ich denke an eine Person und sie ruft an.
  2. Ich denke an eine Person und sie ruft nicht an.
  3. Ich denke nicht an diese Person und sie ruft an.
  4. Ich denke weder an diese Person noch ruft sie an.

Erst die gesamtheitliche Betrachtung all dieser Fälle wird Aufschluss darüber geben, ob der Anruf wirklich immer dann eintrifft, wenn an diese Person gedacht wird. Nur einzelne Betrachtungsweisen vorzunehmen hinterlässt Lücken in der Analyse, die leicht angegriffen werden können.

 

Mehrdeutigkeit:

Wörter können mehrdeutig sein, insbesondere in Gesprächen. So kann „Dieser Bereich wird zur Verhütung von Straftaten durch die Polizei videoüberwacht.“ mutwillig falsch verstanden werden, dass die Polizei Straftaten begehe. Viel besser wäre es stattdessen nachzuhaken, was genau gemeint wurde.

 

Quellenkritik (kommt von / ist aus X, deshalb ist es wahr/falsch):

Ähnlich wie im Falle von ad hominem wird beispielsweise behauptet, dass eine Aussage XY nicht wahr sein kann, weil sie im Buch von Buchārī auftaucht. Selbst wenn Buchārī ein Mörder und Psychopath gewesen wäre, so müsste man stets seine Aussagen analysieren statt zu sagen: Weil es im Buch von ihm steht, ist es nicht richtig.

 

Der Irrtum des Glückspielers:

Ein weiterer häufiger Fehler ist der Irrtum des Glücksspielers, der aus dem Bereich der Glücksspieltheorie entstammt. Dabei wird die Erwartungshaltung beschrieben, dass man beispielsweise bei einem Münzwurf fälschlicherweise nach zwanzig aufeinanderfolgenden Treffern auf Kopf die Erwartungshaltung hat, dass beim nächsten Wurf bestimmt die Zahl kommen muss. In Wahrheit ist die Wahrscheinlichkeit für Kopf oder Zahl genau gleich hoch wie vorher.

 

Falsche Kompromisse:

Ein Beispiel für einen falschen Kompromiss sei wie folgt gegeben: Ich sehe ein, dass meine eigene Aussage nicht stimmt. Da mir aber die Aussage meines Gegenübers immer noch nicht passt, schlage ich deshalb einfach den Mittelweg ein. Dies ist deshalb falsch, weil die Hälfte von falsch und wahr immer noch falsch ist! Wenn man zum Beispiel damit aufhört zu sagen, dass die traditionellen Ḥadīṯ-Bücher restlos wahr seien, aber stattdessen meint, dass man ohne diese die Religion auch nicht verstehe und deshalb einen Mittelweg einschlagen muss, der begeht genau diesen Fehler des falschen Kompromisses – gleichgültig davon, ob dieser Weg richtig wäre oder nicht, die Begründung war falsch.

Ich bin mir sicher, dass ich in diesem Buch irgendwo einen dieser Fehler auch begangen habe. Besonders die Illusion, dass ich es ja „wissen muss“, weil ich Mathematik und Logik studiert habe, erleichtert es solchen Fehlern, dass sie sich in die eigenen Gedankengänge einschleichen. Auch besonders bei emotionalen Angelegenheiten können apologetische Appelle vorhanden sein. Wir müssen uns deshalb stets von neuem überprüfen, ob wir rational gesund agieren. Die rationale Gesundheit der Seele ist mindestens wie die körperliche Gesundheit zu pflegen, denn sie sind beide Geschenke des Schöpfers.

Nachdem wir nun die Probleme der Alltagslogik oder der Rhetorik kennen gelernt haben, möchten ich kurz diese Prinzipien stichwortartig zusammenfassen:

  • Strohmann-Prinzip
  • Annahmen generalisieren
  • Falsche Kausalität (Korrelation)
  • Zirkelschlussprinzip
  • Appell an die Emotion
  • Mehrheitsdenken
  • Autoritätsdenken
  • Appell an die Natur
  • Schlechte Begründung mache die Behauptung unwahr
  • Von A gleich Z ableiten (schlüpfrige Argumente)
  • Ad hominem
  • Tu quoque (du auch)
  • Anekdoten-und Erfahrungsbeweise
  • „Zu komplex“, unverständlich
  • Schwarz-Weiss-Vereinfachung
  • Postulieren, im Nachhinein rationalisieren oder Unwahres einfach wiederholen
  • Fragen mit unterschwelligen Annahmen
  • Beweislast
  • Selektive Wahrnehmung
  • Mehrdeutigkeit
  • Quellenkritik
  • Der Irrtum des Glückspielers
  • Falsche Kompromisse

 

Analytisches Denken – Kombinieren und Schlussfolgern

Die Wichtigkeit und den Nutzen des kombinierenden Denkens möchte ich an einem konkreten Beispiel aus der Lesung aufzeigen:

In der Lesung finden wir in Kapitel 47 einen Vers, in dem Gott uns versichert, dass uns im Garten Eden im Jenseits ein sogenannter köstlicher Wein zubereitet wird. Dies wirft notgedrungen die Frage auf, wieso in dieser Welt berauschende Psychostimulanzien, also Drogen jeglicher Art von Alkohol bis Cannabis, zu vermeiden sind und als Satans Werk beschrieben werden (5:90, 2:219)? Es entsteht zwar kein logischer Widerspruch zwischen diesen zwei Stellen der Lesung, dennoch erübrigt sich die Frage nicht, wieso Gott uns das eine im Diesseits als „zu vermeiden“ und als „Sünde“ zu verstehen gibt, dasselbe aber im Jenseits erlaubt sei.

Hier kommen das analytische Denken und die Fähigkeit zum Zug, verschiedene Aussagen zu kombinieren und damit Schlussfolgerungen zu erhalten.

Betrachten wir also den 15. Vers aus dem 47. Kapitel und die Verse 76:21 und 52:23, so sehen wir aus 76:21, dass das Trinkbare im Jenseits nicht berauschend, sondern reinigend ist, und nicht mit dem Berauschenden dieser Welt zu vergleichen ist, da es keine Sünde in sich beherbergt.

 

76:21 An ihnen werden Kleider von feiner, grüner Seide sein und Brokat. Und geschmückt wurden sie mit silbernen Spangen und ihr Herr gab ihnen ein reinigendes Getränk zum Trinken.

52:23 Darin reichen sie einander einen Becher, der nicht zu Geschwätz verleitet und in dem nichts Sündhaftes steckt.

 

Vers 76:21 zeigt uns, dass das Trinkbare im Garten Eden reinigende Wirkung haben kann. Dennoch heißt es im Vers, dass da „ein“ Getränk gegeben wird und nicht notwendigerweise das in 47:15 erwähnte Getränk ist. Es könnte also auch ein anderes Getränk gemeint sein. Nichtsdestotrotz wissen wir, dass die Getränke im Jenseits als rein beschrieben werden und keine Kopfschmerzen verursachen und auch nicht berauschend wirken (56:19). Berücksichtigen wir weiter, dass das Berauschende im Diesseits auch als „Sünde“ (2:219) beschrieben wird, welches zwischen den Menschen zu Feindschaft und Hass führt (5:91), so wissen wir aufgrund von 52:23, dass damit nicht dasselbe Getränk gemeint sein kann. Bedenken Sie hierbei für einen kurzen Moment, dass wir nirgends von einer allegorischen Interpretation des Verses 47:15 ausgegangen sind, was natürlich in Anbetracht der Beschreibung des Jenseits sehr plausibel wäre.

Es wäre bestimmt interessant in Erfahrung zu bringen, was dabei herauskommt, wenn man die Lesung nach sämtlichen logischen Aussagen aufteilt und inhaltliche Analysen aufgrund der Logik betreibt. So können Partikel wie „fa“ (so), „aw“ (oder), „wa“ (und), „iḏ / iḏā“ (wenn/als), „law“ (wäre) und dergleichen aus der Lesung in logische Operatoren umgewandelt werden. Ich lade die kundigen Leserinnen und Leser dazu ein, solche Analysen durchzuführen, um zu wissen, wie weit man mit solchen Gedankengängen kommen kann.

 

37:45–47 Dabei wird ihnen ein Becher aus einem Quell herumgereicht, weiß, genussvoll für die, die (daraus) trinken. Darin steckt keine heimtückische Beeinträchtigung, und dadurch werden sie nicht berauscht.84

Wieso wird Maria im Koran, die Mutter von Jesus, Schwester Aarons genannt?

Wir suchen Zuflucht bei Gott vor dem verworfenen Teufel,
Im Namen Gottes, des Gnädigen, des Barmherzigen

19:27-28 Sie brachte ihn dann zu ihrem Volk. Sie sagten: „Maria! Du bist mit etwas Schmachvollem gekommen! Oh Schwester Aarons! Dein Vater war kein schlechter Kerl und deine Mutter war keine Unkeusche.“


Dieser Vers 19:28 erscheint für viele als ein Zeugnis einer Verwechslung, eines Widerspruches mit scheinbaren historischen Tatsachen, nämlich dass der Autor Jesus Mutter Maria im Koran, Tochter von Amran, mit ihrer Namensvetterin der Schwester von den Propheten Moses und Aaron, Miriam, verwechselt.

Doch was verbirgt sich genauer hinter dieser Äußerung? Und wieso sind einige Menschen so erpicht darauf, diesen Vers den Gottergebenen vor die Nase zu werfen in selbstgefälliger Manier? Indem sie sich auf eine einzelne von mehreren verschiedenen Möglichkeiten einschränken, glauben sie die Gottergebenen (Muslime) verunsichern zu können und aufzuzeigen, wie falsch es doch sei, diesem Weg des Koran zu folgen. Gott warnte uns bereits an anderer Stelle, dass es Leute geben wird, die Unfrieden stiften und spalten wollen durch mehrdeutige Verse:

3:7 Er ist es, Der das Buch zu dir herab gesandt hat. Darin sind Verse von festgelegter Bedeutung, welche die Grundlage des Buches sind, und andere, die mehrdeutig sind. Die aber, in deren Herzen Verderbnis ist, folgen den mehrdeutigen, im Trachten nach Zwiespalt und im Trachten nach Deutelei. Doch keiner kennt ihre Deutung als Gott und diejenigen, die fest gegründet im Wissen sind. Sie sprechen: „Wir glauben daran, dass alles von unserem Herrn ist.“ Und niemand bedenkt es, außer denen, welche Verständnis besitzen.


Diejenigen, die im Wissen fest gegründet sind, wissen, dass es nirgends einen Widerspruch gibt (4:82). Dies bedeutet aber wiederum, dass wir sehr wohl mit der Situation konfrontiert werden, scheinbaren Widersprüchen gegenüber zu stehen, bis unser Wissen gemehrt wurde (20:114, 39:18, 17:36, 10:38-39).

Nun, welche Bedeutungen ergeben sich denn aus dem Vers 19:28? Eine mögliche Auflistung könnte wie folgt ausschauen:

  1. Wörtliche Bedeutung, sie ist die Schwester irgendeines Aarons.
  2. Wörtliche Bedeutung, sie ist die Schwester des Propheten Aarons.
  3. Halb-wörtliche Bedeutung, es besteht eine Verwandtschaft in geistiger und / oder blutsmäßiger Beziehung, dass sie denselben spirituellen Pfad wie der Prophet Aaron beschreitet, so wie Muslime auch Brüder von Mohammed sind und sein können.
  4. Der Gebrauch des Ausdrucks ist typologisch zu verstehen.
  5. Der Koran beinhaltet einen Fehler durch äußere Einflüsse, wie etwa Abschreibefehler oder falsches Wissen über die Bibel. Oder auch umgekehrt: die Bibel beinhaltet Fehler und wird durch den Koran korrigiert.
  6. Da in diesem Vers Menschen über Maria reden und sie zitiert wurden („sie sagten“), ein Zitat vollständig erfolgen sollte mit allen möglichen Fehlern und Wahrheiten, und die Aussage in ihrem Inhalt weder berichtigt noch bestätigt wird, ist das Ergebnis offen.

Rein objektiv gesehen sind all diese Möglichkeiten gleichwertig vom jetzigen Standpunkt aus, wobei eine oder mehrere dem gottergebenen, subjektiven Empfinden zuwider sein werden (wie etwa historisch betrachtet der zweite oder auch der fünfte Punkt, wobei wir den fünften hier nicht weiterverfolgen wollen). Betrachten wir also die ersten drei Punkte, die für uns am relevantesten erscheinen.

Punkt 1:

Zum ersten Punkt lässt sich sagen, dass „irgendeines Aarons“ geschrieben wurde, nicht „des Aarons“, den wir für den Propheten halten. Der könnte der Prophet sein, muss es aber nicht zwingend. Auch hier kann man von einer Verwechslung nicht reden, nur dass sie in unseren Köpfen geschieht. Oder gibt und gab es nur eine einzige Person mit dem Namen Aaron? Gibt und gab es nur einen Johannes auf der Welt? Oder Matthias, Lukas, Markus?

Das Buch Josua aus der Bibel ist benannt nach dem Ephraimiter Josua, der als Diener Moses dargestellt wird. In der Septuaginta, der griechischen Übersetzung der hebräischen Bibel, wird der Name auch als Jesus transliteriert. Hier sehen wir also, dass Jesus nicht gleich Jesus sein muss. Wobei hier natürlich die Verwechslungsgefahr innerhalb der Bibel nicht besteht. Unter anderem deshalb ist im Koran die Rede vom „Jesus, dem Sohne Marias“, um ihn eindeutig zu benennen.

Diese Betrachtung schließt bereits für sich aus, dass eine Verwechslung oder ein Widerspruch vorliege, da die Verwechslung nicht im Koran, sondern in unseren Köpfen stattfand. Doch sie eröffnet weitere Fragen, nämlich: wieso sollte der Koran dieselben Namen für unterschiedliche Personen verwenden? Wenn dem so ist, wie steht es dann mit den anderen Namen von Propheten? Und wenn dem so ist, wer ist dieser „andere Aaron“ dann?

Punkt 2:

Diese Betrachtung hat zur Folge, dass die Bibel als historisch falsch datiert betrachtet werden muss oder falsche Daten zur Historie beinhaltet. Offensichtlich ist dieser Weg auch einer derer, die Zwiespalt und Zerwürfnis unter den Gläubigen hervorrufen kann.

Eine historisch-kritische Analyse des Pentateuch (die fünf Bücher Mose) ergibt beispielsweise, dass die Endgestaltung erst ca. 440 v. Chr. beendet sei, womit also die Geschichtsschreibung auch nicht einwandfrei von der jüdischen oder christlichen Tradition übernommen wurde. Im 16. Jahrhundert dachten Reformatoren wie Andreas Karlstadt, dass nicht Moses der Autor war, sondern Esra, der die fünf Bücher aus älteren Teilen der Thora redaktionell zusammengestellt habe. So ließe sich die Frage stellen, wurde die Bibel etwa entstellt und Maria ist doch die Schwester Aarons und Jesus ein naher Verwandter ihrer? Auch die Historie ist den neueren Entdeckungen untergeordnet und nicht alles muss so sein, wie es auf den ersten Blick scheint. Nur weil die Bibel älter ist, beinhaltet sie nicht automatisch mehr Wahrheiten, sie wurde ja auch redaktionell geändert, Menschenwort wurde mit Gotteswort vermischt. Aber all das endet in Spekulation über Geschichte und wir können heute nicht mehr objektiv unterscheiden. Wir laufen hierbei Gefahr, das Wort Gottes als Menschenwort zu kennzeichnen oder auch umgekehrt Menschenwort als Gotteswort anzusehen. Denn laut Koran ist in der Bibel definitiv das Wort Gottes. Dieser Weg führt momentan also ins Niemandsland und ist darüber hinaus ein den koranischen Prinzipien zuwiderlaufender Weg, weil er Zwiespalt stiften kann. Der Islam wahrt den Frieden, wo es nur geht, ohne die Wahrheit zu ignorieren.

Punkt 3:

Der dritte Punkt wird sprachlich dadurch begründet, dass in 19:28 das Wort „Ukht“ vorkommt (أخت, Pl. أخوات Akhawaat), dessen Wurzel aus den Buchstaben Alif-Kha-Waw (أخو) besteht. Diese Wurzel wird auch dafür verwendet, um die Bedeutung „Nachfahre“ oder „Verwandter“ zu vermitteln, was in den einschlägigen Wörterbüchern zu sehen ist. Auch andere Bedeutungsebenen werden mit dieser Wurzel übertragen. So wird beispielsweise أخوّة – إخوان (okhuwwah – ikhwaan) im Sinne einer Bruderschaft verwendet, auch um nah stehende Personen zu bezeichnen, wie etwa in einer Gemeinde oder durch Volkszugehörigkeit, ohne dass eine direkte Verwandtschaft angenommen wird. Das prominenteste Beispiel wären die politischen „Muslimbrüder“: ikhwaan-u-l-muslimeen. Auch bedeutet in der deutschen Sprache „sich verbrüdern“ (تأخى – ta’akhkha) oder „mit jemandem eine Bruderschaft schließen“ ja nicht, dass man nun ungleich wie vorher auf mirakulöse Weise plötzlich denselben Vater hätte. Sprache ist, was die Menschen daraus machen und insbesondere verhält sich Klassischarabisch als sehr bildhafte Sprache genauso. In der Zusammenfassung zur Wurzel Alif-Kha-Waw aus dem berühmten Lexikon von E.W. Lane lesen wir:

Alif-Kha-Waw = Male person having the same parents as another or a male only having one parent in common; person of the same descent /land/creed/faith with others; brother; friend; companion; match; fellow of a pair; kinsman; intimately acquainted.


Es ist theoretisch also möglich, dass es sich hierbei nebst der geistigen auch um eine blutsmäßige Verwandtschaft handelt, doch welche Gemeinsamkeit soll Maria im Koran mit Aaron haben? Sie ist selbst weder eine Prophetin, noch direkter Begleiter eines Propheten, noch Ähnliches. Dies ist leicht beantwortet: Sie war immerhin die Mutter eines der berühmtesten Propheten. Somit steht sie in der Linie der Propheten, familiär nah zu spirituell wichtigen Persönlichkeiten und selbst ein Vorbild für die Gläubigen als Auserwählte Gottes (3:42-43, 66:12). In 3:33-34 ist zu sehen, dass die verschiedenen Völker zwischen Adam, Noah, Abraham und der Familie Marias als Nachkommenschaften in Bezug zueinander gelten:

3:33-34 Gott erwählte Adam, Noah, die Sippe Abrahams und die Sippe Amrans vor den Weltenbewohnern, eine Nachkommenschaft, von der die einen von den anderen stammen. Und Gott hört und weiß alles.


Selbst hier kann es für einige immer noch danach aussehen, als wenn „der Autor des Koran“ ab und an die biblischen Personen, über die er gehört hat, verwechselt. Imran und Zacharias (66:12, 3:36-37) tauchen eigentlich in der Bibel nicht in Verbindung mit Jesus Mutter auf? Oder ist dem nicht so?

Die Antwort zu Zacharias ist: Er ist verheiratet mit Elisabeth, die aus der Linie des Aaron abstammt.

Lukas 1:5 Zu der Zeit des Herodes, des Königs von Judäa, lebte ein Priester von der Ordnung Abija, mit Namen Zacharias, und seine Frau war aus dem Geschlecht Aaron und hieß Elisabeth.


Maria ist laut Lukasevangelium eine Verwandte Elisabeths. Maria wird ca. sechs Monate nach Elisabeth schwanger:

Lukas 1:26 Und im sechsten Monat wurde der Engel Gabriel von Gott gesandt in eine Stadt in Galiläa, die heißt Nazareth, zu einer Jungfrau, die vertraut war einem Mann mit Namen Josef vom Hause David; und die Jungfrau hieß Maria.

Lukas 1:36 Und siehe, Elisabeth, deine Verwandte, ist auch schwanger mit einem Sohn, in ihrem Alter, und ist jetzt im sechsten Monat, von der man sagt, dass sie unfruchtbar sei.


Wenn Elisabeth, die aus dem Geschlecht Aarons abstammt, und Maria Verwandte sind, ist Maria dann auch mit Aaron verwandt. Und so hätten wir eine Übereinstimmung der logisch und sprachlich beobachtbaren Zusammenhänge aus dem Koran mit den Inhalten der Bibel.

Zu Amram (‚Imran): Die Namen der Eltern von Maria (Mutter Jesu) werden in der Bibel nicht erwähnt bzw. nennen die kanonischen Evangelien im Neuen Testament nicht ausdrücklich die Namen Marias Eltern. Dem Argument, der Koran würde Maria (Mutter Jesu) mit der Schwester Aarons „verwechseln“, kann daher nicht gefolgt werden, da sehr wohl die Möglichkeit besteht, dass der Vater Marias (Mutter Jesu) in Wahrheit „Imran/Amram“ hieß – eben weil dieser nicht in den kanonischen Evangelien genannt wird, dafür aber im Koran. Es gibt nur eine apokryphe Schrift als Ursprungsquelle, das „Protevangelium des Jakobus„, in dem der angebliche Name des Vaters von Maria zum ersten Mal erwähnt wird. Man meint, weil in diesem besagten pseudepigraphischem Werk steht, dass der Vater (der Mutter Jesu) „Joachim“ hieß, müsse es sich beim im Koran erwähnten Namen des Vaters „Imran“ um eine „Verwechslung“ handeln.

Schaut man sich aber nun das „Protevangelium des Jakobus“ genauer an, so wird man schnell feststellen, dass es sich hierbei höchstwahrscheinlich um eine Fälschung handelt. Diese Schrift entstand erst im 2. Jh. n. Chr. und ist unter Christen selbst umstritten und kann aus mehreren stichhaltigen Gründen nicht als eine authentische Quelle in Betracht gezogen werden. Auch laut Gelehrten handelt es sich beim „Protevangelium des Jakobus“ definitiv um ein pseudepigraphisches Werk.

Als Pseudepigraphie (griechisch ψευδεπιγραφία – wörtlich etwa „die Falschzuschreibung“) bezeichnet man das Phänomen, dass ein Text bewusst im Namen einer bekannten Persönlichkeit abgefasst oder fälschlicherweise einer solchen zugeschrieben wird. Eine Schrift mit falscher Verfasserangabe nennt man dementsprechend das Pseudepigraph.

http://de.wikipedia.org/wiki/Pseudepigraphie


Eine Verbindung zwischen Aaron, Mose und der Maria (Mutter Jesu), so wie sie auch aus dem Koran heraus ersichtlich wird, wird hingegen auch von Bibelwissenschaftlern bestätigt:

Überraschenderweise bezeichnet der Koran Miriam / Maria, die Mutter Jesu, als Tochter von Imran / Amram (3,33-37; 62,12; Text Koran) und als Schwester Aarons (19,28). Was wie eine grobe Verwechslung zwischen der alttestamentlichen Mirjam und ihrer neutestamentlichen Namensvetterin aussieht, könnte jedoch auf eine tiefgründige Verbindung hindeuten: Auch in Mt 2 wird Jesus in Beziehung zur Mose-Geschichte gesehen (Kindermord in Ägypten und Bethlehem; Ägypten-Aufenthalt von Israel und Jesus).

http://www.bibelwissenschaft.de/wibilex/das-bibellexikon/lexikon/sachwort/anzeigen/details/amram-und-jochebed-3/ch/38ea8630204622c6aaf45b8dbfae17fe/#h4


Dieser dritte Punkt zeigt uns auch, dass wir tatsächlich im Wissen fest gegründet sein müssen, um die Deutung eines einzelnen Wortes verstehen zu können im Kontext von Koran, Sprache und Bibel, und um erneut bestätigen zu können: wir glauben, dass jeder einzelne Vers wahrhaftig von unserem Herrn ist. Dieser Weg ist auch der Weg, der kein Herumdeuteln im Trachten nach Zwiespalt und Zerwürfnis beabsichtigt.

So möge uns unser Herr die Geduld geben und unser Wissen mehren und unser Licht vervollkommnen!

Die erfundene Religion und die Koranische Religion – Kapitel 8: Ahadith in Widerspruch zur Logik

In den vorangehenden Kapiteln sahen wir, dass der Koran ein geschütztes, konsistentes und vollständiges Buch ist, worin keine Widersprüche zu finden sind, und deswegen die einzige Quelle des Islam bildet. Wir erkannten auch, dass sich die Ahadith als Einschübe herausgestellt hatten, inkonsistent waren und Widersprüche enthielten. Deshalb können sie nicht als Religionsquelle in Betracht gezogen werden, und mehr noch, sie sind schlichtweg unbedeutend, da der Koran alles Wissenswerte über die Religion enthält. Wir werden fortfahren, unsere Behauptungen an Hand von Beispielen näher zu erklären. Wir wollen in diesem Abschnitt die Ahadith und ihre Widersprüchlichkeit mit der Logik aufzeigen. Gemäß Koran müssen die Menschen ihren Verstand gebrauchen und versuchen, Seine Offenbarungen, die sich im Universum wiederspiegeln, in ihrer eigenen Beschaffenheit und im Koran zu erkennen. Zu behaupten, die Vernunft, welche ein Teil der Harmonie des Universums ist, sei mit der Religion nicht vereinbar, würde bedeuten, die Religion außerhalb jeder Vernunft zu begreifen, nach Werten und Tugenden zu suchen, indem sie wissentlich ignoriert wird, anstatt sie zu gebrauchen. Es gibt mühsam erstellte Arbeiten von jenen, die hilfreich dabei waren, Unsinniges in die Religion einzuführen, und es gibt Andersdenkende aus allen Glaubensbekenntnissen. Es ist unfassbar zu denken, dass die Religion mit der Intelligenz unvereinbar und unverträglich sei. Ist der Verstand nicht ein Geschenk Gottes? Wiederholt der Koran nicht oft, dass wir unseren Verstand gebrauchen sollen?

10:100 Und er legt die Unreinheit (ridschs) auf diejenigen, die keinen Verstand haben.

Dieser Vers deutet auch auf die Gründe für die Einschübe der Unreinheit hin. Da wir nicht in der Lage sind, in den beschränkten Platz unseres Buches Hunderte von unlogischen und paradoxen Ahadith hinein zu quetschen, werden wir uns mit einer Auswahl von zehn begnügen. Unsere Untersuchung dieser Beispiele wird es uns ermöglichen, die Unreinheit, die auf denen liegt, die den Verstand ignorieren, besser zu verstehen.

Die traditionalistischen Muslime verleumden uns mit der Beschuldigung, dass wir die Feinde des Propheten seien, dass wir seine Worte ablehnen und ihn ignorieren. Wir stellen ihnen eine einfache Frage: „Bedeutet die Hinterfragung dieser so genannten Ahadith eine Herabsetzung des Propheten oder eher einen Schutz für den Propheten gegenüber Lügen?“ Die Echtheit der erfundenen Ahadith zu bestätigen, würde sicherlich bedeuten, ihm falsche Aussagen zuzuschreiben, und würde uns die Eigenschaft der Mittäter einbringen.

1) Die Erde liegt auf der Leber eines Fisches?

Die Erde liegt auf einem Fisch. Jene, deren Endziel das Paradies ist, werden zuallererst von der Leber dieses Fisches essen. (Bukhary)

In Angesicht der koranischen Beschreibungen über die Rundheit der Erde, die Bewegungen der Erde, der Sonne und des Mondes und der vollkommenen Erklärung der Entstehung des Universums ist mensch entsetzt, die Absurdität jener Gemüter zu sehen, die sich die Erde auf einem Fisch oder auf einem Bullen liegend vorstellen. Was werden die Exegeten – die diesen Hadith „wegzuerklären“ versuchen – über die Behauptung sagen, dass die Paradiesbewohner zuerst von der Leber des Fisches essen werden und dass das Erdbeben aufgrund des Schüttelns des Fischschwanzes auftritt? In einem Hadith (siehe Abu Dawud, Sunna, Tirmidhi, Ibn Madsche, Mukaddime) wird behauptet, dass der Himmel auf 8 Gämsen liegt. Mensch wundert sich, wie diese Leute diese Gämse beschreiben würden. Es wird zudem behauptet, dass zwischen dem Himmel und der Erde ein Zeitintervall von 71 oder 72 oder 73 Jahre liegt. Was kann die Einheit der Messung sein? Ist es der Fuß oder die Reise auf Kamelen, mit der diese Distanz gemessen wird?

2) Gott = Zeit?

Jemand fragte den Propheten, wo Gott war, bevor Er die Himmel und die Erde erschuf, und er (der Prophet) sagte: „Er war in einer Wolke eingewickelt und darunter und darüber war Luft.“ (Hanbal)

Gott ist Zeit. (Muwatta)

Wieso sind solche absurden Beschreibungen nur in den Ahadith zu finden und nicht im Koran? Einer der Sektengründer des Islam ist Hanbal und der gesagte Hadith ist aus seinem Buch. Der Autor des zweiten Hadiths ist Malik, dem Autor des Buches Muwatta, und er ist auch ein Gründer einer der vier Sekten. Der Wissensgrad jener, die sagen, dass Gott die Zeit ist und dass Er in Wolken umwickelt war, ist ein Hinweis auf die Tatsache, dass sie den Koran nicht verstanden haben und dass sie in Unkenntnis über die Natur, der Luft, der Zeit und Gott sind.

3) Moses verpasst dem Todesengel eine Ohrfeige?

Der Todesengel kam zu Moses und sagte ihm: „Antworte auf den Ruf deines Herrgottes!“ Darauf schlug der Prophet Moses auf das Auge des Todesengels und schlug es heraus. Der Todesengel ging zurück zu Gott und sagte: „Du hast mich zu solch einem Gottesknecht geschickt, der den Tod nicht will und mir ein Auge ausschlug.“ (Sahih-i Muslim 10/176)

Dieser Hadith ist äußerst lächerlich und gleichzeitig eine Beleidigung des Propheten Moses. Ein pflichtgetreuer Diener Gottes würde dem Gottesgesandten sicherlich nicht den Gehorsam verweigern. Nicht nur in Muslims Hadith-Buch, welches als fehlerfrei angesehen wird, sondern auch in anderen Hadith-Büchern lesen wir diesen Hadith. Wie kann ein Buch, welches solch eine absurde Beschreibung enthält, als eine seriöse Arbeit angesehen werden?

4) Wie kann der Prophet grausam sein?

Eine Gruppe von den Ureyneh und Uqayleh Stämmen besuchte Medina und konvertierte zum Islam. Das Klima in Medina kam der Gesundheit der Leuten nicht gut. Sie fragten den Gesandten um Rat, welcher vorschlug Kamel-Milch sowie Kamel-Urin zu trinken. Später, als sie den Hirten des Propheten umgebracht hatten, griff der Prophet sie an, meißelte ihre Augen aus, kreuzigte ihre Hände und Beine und ließ sie in der Wüste verdursten. (Bukhary; Hanbal.)

Die Augen aus ihrem Sockel zu entfernen und die Menschen mitten in der Wüste dem Tode zu überlassen sind nicht mit den Inhalten des Korans vereinbar. Die Leute, die diesen Hadith erfanden, müssen versucht haben, ihre eigenen Kriminaltaten zu vertuschen, indem sie fälschlich den Propheten solch einer ungeziemenden Tat beschuldigten.

5) Feuer löschen durch Gebet?

Wenn ihr ein Feuer miterlebt, sagt ‚Gott ist groß und es gibt keinen größeren als Ihn‘ (Allahuakbar) und ihr werdet das Feuer löschen. (Ramuzal, Ahadith)

Das Werk „Ramuzal Ahadith“ ist nicht in dem Maße bekannt wie die anderen, weswegen wir nicht viele Ahadith daraus zitiert haben. Doch in einigen Ländern scheint dieses Buch einer der Bestseller unter den Hadith-Büchern zu sein und enthält unzählige Ahadith dieser Natur. Wenn diesem Hadith Glauben geschenkt wird, so müsste der-/diejenige eine Gruppe von Feuerlöschern mit sich bringen, um im Chorus ein Loblied zu singen.

6) Eine wichtige Verfügung bzgl. Geschlechtsverkehr

Während dem Geschlechtsakt darf der Mann nicht das Geschlechtsorgan seiner Frau betrachten; denn dies erzeugt Blindheit. (Fayz ul Kadir)

Diese absurde Verfügung wird dem Zweck jener dienen, die die Religion verspotten wollen. Der Erfinder dieses Hadiths könnte die Absicht gehabt haben, den Propheten zu verhöhnen. Einschübe von Verboten, die der Koran nicht enthält, sind nichts außer mutwilliger Grausamkeit gegenüber der Humanität. Neben solch verbietenden Gesetzen während dem Geschlechtsverkehr gibt es auch noch Ahadith, welche die sexuelle Praxis des Propheten und seiner Gefährten beschreiben. Gemäß solch einem Hadith waren Spermatropfen auf den Geschlechtsorganen der Frauen der Gefährten zu sehen, die nach der Vollendung der Pilgerfahrt zu ihren Frauen zurückkehrten (Bukhary, Hadsch 81; Muslim, Hadsch 141). Gemäß einem anderen Hadith besäße der Prophet das sexuelle Potenzial von 30 Männern (Bukhary). Gemäß einem weiteren Hadith eilte der Prophet nach Hause, wann immer er auch eine schöne Frau sah, und schlief mit seiner Frau Zaynap (Bukhary, Hibe 8). Sollten wir diese Ahadith akzeptieren oder ablehnen, um dem Propheten den nötigen Respekt zu erweisen?

7) Frau leckt Eiter?

Sogar wenn eine Frau den Eiter leckt, mit dem sein Körper gänzlich eingeschmiert ist, wird sie das nicht zurückzahlen können, was sie ihm schuldet. (Ibn Hadschar al Haytami 2/121)

Im traditionellen Islam wurden die Frauen in einem großen Ausmaß zum Gegenstand vieler Ahadith. Jene, die im Koran nicht die exakte Replik ihrer Meinungen über Frauen fanden, suchten Zuflucht in unzähligen, erfundenen Ahadith über das Thema. Sie werden in Kapitel 21, in dem das Thema der Frau im Detail angesprochen wird, mehr Ahadith lesen.

8) Die Frechheit der Ziege!

Der Vers, der das Steinigen der ehebrüchigen, verheirateten Frauen bestimmte, wurde auf einer Seite geschrieben, die unter dem Bett von Aischa, der Ehefrau des Propheten, lag. Als der Prophet starb, war Aischa mit der Organisierung der Beerdigung beschäftigt, als eine Ziege ihren Weg zum Zimmer fand und diese Seite ass. Auf diese Weise wurde die Steinigung im Kontext des Korans ausgelassen. Jedoch ist der Vers immer noch gültig. (Ibn Madsche 36/194; Hanbal 3/61, 5/131)

Dieser Hadith und weitere solche Ahadith fügten dem Islam großen Schaden zu. Dieser Hadith:

  1. Hebt die Verfügung des Korans bzgl. Ehebruch auf;
  2. Führt eine neue Vorschrift ein, die zum bereits existierenden im Koran ergänzt wird;
  3. Impliziert, dass der Koran nicht vollständig sei;
  4. Bringt ein absurdes Argument ein, welches behauptet, dass es eine Ziege war, die dafür verantwortlich ist, dass der Koran einen fehlenden Teil hat.

Diese unglaubliche Behauptung wird in Kapitel 26 behandelt, da sie weite Auswirkungen gehabt hat.

9) Der magische Stein!

Der heilige schwarze Stein entstammt aus dem Paradies. Er war schneeweiß, doch die Sünden der Heiden schwärzten ihn. (Hanbal 1/307)

Der heilige schwarze Stein ist Gottes Hand auf Erden. Er schüttelt durch ihn die Hand der Auserwählten. (Dschami-us Sagir 1/151)

Diese über den schwarzen, im südöstlichen Ecken Mekkas errichteten Stein erfundene Ahadith verursachten viele lächerliche und absurde Rituale während der Pilgerfahrt. Die Menschen, die nicht mit den Grundsätzen unserer Religion vertraut sind, könnten angesichts der Stoßenden und Hastenden, die den Stein berühren wollen, folgern, dass sie Götzendiener sind. Diese Ahadith waren vor langer Zeit auch Gegenstand des Hohns. Mu’tazila, der unter den Abbasiden gegen die Verlässlichkeit dieses Hadiths argumentierte, machte sich lustig über die Verteidiger dieses Hadiths und sagte: „Wenn dieser Stein gemäß der Logik dieses Hadiths aufgrund der Sünden der Heiden geschwärzt wurde, dann sollte er nun weiß sein, da die Kaaba nun in den Händen der Muslime ist.“

10) Rätsel!

Die Person, die in ihrem Herzen ein Quäntchen Stolz hat, soll das Paradies nicht betreten. Die Person, die in ihrem Herzen ein Quäntchen Glauben hat, soll die Hölle nicht betreten. (Bukhary 81/51)

Es gibt unzählige Ahadith, die eine Person für eine unbedeutsame Tat in die Hölle oder ins Paradies schicken. Diese Paradoxe werden manchmal in einem gleichen Hadith wie dem obigen angetroffen.

Die größte Beleidigung gegenüber dem Propheten wäre, ihm diese Ahadith zuzuschreiben. Der vom Propheten als seine Botschaft diktierte Koran ist die einzige Quelle des Islam.

21:10 Wir haben euch ein Buch herabgesandt, in dem es für euch eine Ermahnung gibt. Wollt ihr denn nicht begreifen?