Lebensweg

Bücher Schlüssel zum Verständnis des Koran

Schlüssel zum Verständnis des Koran: Schlusswort

Mit der hier vorgestellten exegetischen Vorgehensweise eröffnen sich teils bekannte, teils neue Betrachtungsweisen. Dieses Buch ist so Gott will das erste Buch in einer Reihe von weiteren Büchern zum Verständnis der Lesung für unsere heutige Zeit.

Wichtige Themen wie das Kontaktgebet (salāh), die Läuterung (zakāh) und die Pilgerfahrt zur Debatte (ḥadsch) müssen ebenso umfassend analysiert und zusammengestellt werden. Ein Teil dieser Analysen sind bereits auf unserer Webseite alrahman.de verfügbar.

Die islamische Theologie könnte durch interdisziplinäre Arbeiten sehr viel profitieren und sich so wiederfinden in der Fortsetzung der Blütezeit der Gottergebenheit. So zum Beispiel durch Beiträge von Logikern, die die Aussagen der Lesung logisch aufschlüsseln und analysieren. Genauso können weitere Aspekte zu weiteren Einsichten führen, wie etwa die musikalische Komponente der Lesung. Ein weiteres wichtiges Gebiet wäre eine zeitgenössische Rechtsfindung für unsere heutige Zeit ohne den unnötigen Ballast aus dem Mittelalter. Notwendig sind meines Erachtens insbesondere die Ausformulierung einer gottgefälligen Ökologie (Achtung der Schöpfung Gottes bei gleichbleibender Lebensqualität), gerechten Ökonomie (keine moderne Sklaverei im Großen durch Staatsverschuldung und im Kleinen durch zurückzuzahlende Zinsen auf Schulden bei bedürftigen Menschen), koranische Staatstheorie (eine verbesserte allgemeine Erklärung der Menschenrechte und eine verbesserte Form der Demokratie) und von theologisch begründeten Antworten zu Fragen der Bioethik und der Wissenschaftsethik allgemein, die sich aufgrund neuer Technologien stellen.

Die Zeitverschwendung mit der Auseinandersetzung von erfundenen, der Aufklärung im Weg stehenden und wissenschaftlich oft unhaltbaren und dem Propheten zugeschobenen Aussprüchen (aḥādīṯ) entfällt, wenn der Monotheismus wirklich gelebt wird, indem Gottes Wort allein als Quelle der Lebensordnung herangezogen wird.

Die in diesem Buch angeführten Beispiele können alle weiter behandelt und somit um die nötige Tiefe erweitert werden, um der Bedeutungsvielfalt der Passagen aus der Lesung gerecht werden zu können.

Ebenso muss ein Diskurs stattfinden, um die in der Lesung verwendeten arabischen Begrifflichkeiten ins Deutsche zu übertragen, ohne ihren Sinn zu entstellen. Wir können die Menschen nicht zwingen, dass sie zuerst Arabisch lernen müssen, um überhaupt erst in der Lage zu sein, die Lebensordnung Gottes kennenzulernen. Die mühselige Erklärungsnot entfällt für das Wort Muslim, wenn man einfach die deutsche Entsprechung Gottergebener verwendet. Das Verständnis ist gegeben, auch ohne dass man Arabisch können oder kennen muss.

Genauso muss die gottergebene Aufklärung theologisch untermauert werden, wie etwa durch den Ansatz, dass die eingesetzten Wissenschaften eine Begründung und Beweise für die Zeichen Gottes darstellen. Gleichzeitig muss betont werden, dass wenn wir Wissenschaft betreiben, wissenschaftliche Exzellenz das Mindestmaß sein muss, um gegen Gott keine Lügen zu erdichten. Gegen Gott Lügen zu erdichten ist eine offenkundige Sünde (4:50) und eine Handlung der Ungerechtigkeit (6:21). Wenn sich also eine wissenschaftliche Theorie als falsch erweist, so stellt dies eine gegen Gott erdichtete Lüge dar, da Gottes Wirken und Seine Gesetze und Zeichen in der Schöpfung mit einer falschen Theorie beschrieben wurde, was ein Gottergebener niemals dulden darf. Genauso darf eine wissenschaftliche Theorie nicht pauschal ohne tiefgründige Analyse oder Falsifizierung abgelehnt werden, da man ansonsten Gefahr läuft, ein mögliches Zeichen Gottes aus der Natur vorschnell abzulehnen (angelehnt an 10:38–39). Dies wird in 7:37 auch als Akt der Ungerechtigkeit beschrieben. Genauso müssen wir die Wissenschaft dahingehend vorantreiben, dass es den Dienst am Menschen in den Vordergrund rückt. Die Wissenschaft darf nicht rein der Technologie zuliebe vorangetrieben und danach dem Menschen indirekt aufgezwungen werden.

Alles in allem ist die Lesung Gottes Licht für uns in der Dunkelheit, in der wir uns Gottergebene gerade befinden. Die Aḥādīṯ verdunkeln uns den Weg noch, doch wir stehen am Anfang einer aufregenden, vielversprechenden Zeit, in der die Gottergebenen so Gott will beginnen werden, Gottes Wort wieder lebendig zu machen, damit diese die Gesellschaften, in denen sie leben, bereichern und vorantreiben.

Möge uns Gott leiten und nicht vom rechten Weg abführen und uns lehren, uns nicht durch Gelehrten oder sonstige Geistliche, die im Namen Gottes predigen und lehren, täuschen zu lassen.

Möge uns Gott den Dienst am Menschen durch seine Lebensordnung der Gottergebenheit lehren.

Möge uns Gott lehren, der Eigenschaft gottergeben würdig zu sein.

Das Leben: ein Labyrinth, manchmal auch ein Irrgarten

Ich denke, wir können unseren Lebensweg durchaus mit einem Labyrinth vergleichen und manchmal vielleicht sogar mit einem Irrgarten.

Ein Labyrinth ist ein verschlungener Weg, der aber letztendlich immer zum Ziel führt, da sich der Weg nicht verzweigt. Allerdings auch nicht auf direkter Strecke, sondern auf verschlungenem Pfad, der manchmal näher an der Mitte, dem Ziel, ist und dann plötzlich wieder weit weg führt, bis ganz an den äußeren Rand.

Ein Irrgarten dagegen besteht aus vielen Wegen, die sich verzweigen und die auch in Sackgassen enden können. Wenn wir dann in solch eine Sackgasse geraten, bleibt nur das Zurückgehen an die Wegkreuzung und einen anderen Weg zu einzuschlagen, bis wir nach kürzerer oder längerer Zeit irgendwann an das Ziel gelangen. Das Leben ist ein beständiges Weitergehen und wie in einem Labyrinth mal näher am Ziel und dann wieder weiter weg. Wir wissen nie genau, wie weit wir schon fortgeschritten sind, denn wir überblicken den Weg ja nur bis zur nächsten Kurve. Aber ist das Leben ein Labyrinth, dann können wir sicher sein, dass der Weg auf jeden Fall an das Ziel führen wird.
Manchmal gleicht unser Weg aber auch einem Irrgarten. Wir geraten in eine Sackgasse und kommen nicht weiter. Dann ist es wichtig, nicht zu verharren und aufzugeben, sondern den Mut zu haben, wieder ein Stück zurückzugehen, neu aufzubrechen und einen neuen Weg zu wagen.

Aber was beiden gleich ist, ist das Losgehen. Sich auf den Weg zu machen und immer weiter zu gehen ist die Bedingung, um irgendwann das Ziel zu erreichen. Jeder muss selbst gehen, niemand kann den Weg für einen anderen gehen.

In einer Redewendung heißt es: “Der Weg ist das Ziel”. Wir sollten deshalb auch die Umwege nicht als verlorene Zeit betrachten, sondern als wichtigen Teil unseres Lebenswegs. Denn das, was uns oft erst sinnlos erscheint, weil wir nicht den ganzen Weg überblicken können, wird sich beim Weitergehen und mit der Zeit vielleicht als sinnvolles Muster zeigen. So sind Umwege auch dazu da, uns Zeit zu geben und Dinge zu erkennen, die wir vorher nicht gesehen haben. Auf dem Weg sammeln wir Erfahrungen, können wir auch uns selbst kennen lernen, vielleicht auch einmal verlieren, aber auch wiederfinden. So ist jeder Schritt den wir gehen, auch ein Schritt zur Selbsterkenntnis und zum Erkennen des großen Ganzen.

Deshalb sollten wir nicht ängstlich verharren oder mutlos werden, wenn das Leben uns wieder einmal auf einen Umweg führt, oder wir auch manchmal zurückgehen müssen. Wir sollten vielmehr darauf vertrauen, dass alles seinen Sinn hat und dass jeder Schritt den wir gehen auch ein Schritt ist, der uns irgendwann zum Ziel führt.

Folgendes Zitat zeigt auf eindrucksvolle Weise, dass wir uns vertrauensvoll auf den Weg machen können, in der Gewissheit, dass Gott uns führt:

“Das Leben gleicht einer kurvenreichen Strecke. Man sieht immer nur bis zur nächsten Straßenbiegung. Aber es genügt, dass Gott die ganze Strecke übersieht.” – Anton Kner

Psalm 18, Vers 31
Gottes Wege sind vollkommen, die Worte des HERRN sind durchläutert. Er ist ein Schild allen, die ihm vertrauen.

Koran 16, Vers 74
… Gott weiß, ihr aber wisst nicht Bescheid.