Landessprache

Unterschied zwischen Gesandter und Prophet: Bild von einem Finger, das auf eine Koranstelle gelegt wurde

Unterschied zwischen Gesandter und Prophet im Koran

Beim aufmerksamen Lesen der Lesung (Deutsch für Koran) fällt einem immer wieder auf, dass in gewissen Stellen von Gesandten (rasūl, pl. rusul) und in anderen von Propheten (nabiy, pl. nabiyūn oder anbiyāʾ) die Rede ist. Was ist der Unterschied zwischen Gesandter und Prophet in der Lesung? Und wieso sollten sich die Gottergebenen (Deutsch für Muslime) überhaupt um diese Frage bemühen? Ist das nicht eher etwas für Akademiker und Theologen, die ihre Zeit irgendwie füllen müssen?

 

Motivation

Die Motivation für die Fragestellung ergibt sich wiederum aus der Offenbarung Gottes aus den folgenden Versen:

 

33:7 Und da wir mit den Propheten den Bund eingingen, und mit dir, und mit Noah und Abraham und Moses und mit Jesus, dem Sohn der Maria. Wir gingen mit ihnen einen feierlichen Bund ein.

3:81 Und als Gott den Bund der Propheten annahm für das, was ich euch an Schrift und Weisheit brachte, kam darauf zu euch ein Gesandter, das bestätigend, was mit euch ist. So glaubt an ihn und helft ihm. Er sagte: Habt ihr zugestimmt und diesbezüglich meine Bürde angenommen? Sie sagten: Wir haben zugestimmt. Er sagte: So bezeugt und ich bin mit euch unter den Bezeugenden

 

Wir können also diesen Versen entnehmen, dass ein Gesandter (rasūl) kommen wird, der die Offenbarungen Gottes bestätigt und alle vereint. Wichtig ist der Umstand, dass dieser Gesandte erst nach dem Propheten Muhammad kommen wird, wie wir dies aus der ausdrücklichen Erwähnung und mit dir aus 33:7 verstehen können, womit der Prophet Muhammad gemeint ist.

Damit wir in der Lage sind, den Gesandten überhaupt erkennen zu können, müssen wir wissen, in welchem Rahmen dieser Gesandte erscheinen wird. Dazu ist es sicherlich von Vorteil, die beiden Begriffe Prophet und Gesandter voneinander unterscheiden zu können.

 

Gibt es einen klaren Unterschied zwischen Gesandter und Prophet?

Nun wollen wir uns aber der Frage widmen, ob und wie wir den Unterschied zwischen Gesandter und Prophet festlegen können. Betrachten wir die Verse, in denen die Gesandtschaft und das Prophetentum im selben Vers erwähnt werden, sehen wir deutlich, dass die Wörter nicht einfach so ohne Weiteres voneinander getrennt werden können. Einige Beispiele hierzu:

 

9:61 Und unter ihnen gibt es diejenigen, die den Propheten (al-nabiy) beeinträchtigen, und sie sagen: Er ist ganz Ohr. Sage: Ein gutes Ohr für euch. Er glaubt an Gott und glaubt den Gläubigen, und er ist eine Barmherzigkeit für diejenigen, die unter euch glaubten. Und diejenigen, die den Gesandten Gottes (rasūlu-llah) beeinträchtigen, für sie ist eine schmerzhafte Qual (vgl. auch 4:69, 7:157-158, 19:51, 19:54, 33:53)

33:45 O Prophet (al-nabiy), wir haben dich als einen Zeugen entsandt (arsalnā), als Bringer froher Botschaft und als Warner. (vgl. auch 7:94, 43:9)

 

Es gibt also einen Zusammenhang zwischen den Worten, welcher nicht so ohne Weiteres mit einem einzelnen Vers repräsentiert werden kann. Es muss aber auch einen Unterschied geben, die Begriffe können nicht als Synonyme behandelt werden, denn:

 

22:52 Und wir sandten (arsalnā) vor dir keinen Gesandten (rasūl) oder Propheten (nabiy), dem, wenn er etwas wünschte, der Satan seinen Wunsch nicht durchkreuzte. Doch Gott löscht aus, was der Satan unternimmt. Dann setzt Gott Seine Zeichen ein. Und Gott ist wissend, weise.

 

Es ergäbe keinen Sinn, beide Begriffe auf diese Art und Weise im selben Satz zu verwenden, wenn sie als Synonyme gelten würden ohne jeglichen qualitativen Unterschied zwischen den beiden Wörtern. Vielmehr können wir sagen, dass sie miteinander sinnverwandt sind, aber nicht deckungsgleich, weshalb der Bedarf besteht, beide Wörter zu erwähnen. Ähnlich wie wir einen Unterschied zwischen Frucht und Obst finden und dennoch beide Wörter sprachlich gesehen nahe beieinander stehen, gibt es auch einen Unterschied zwischen Gesandter und Prophet.

 

Die Aufgabe eines Propheten

Betrachten wir also den Begriff des Propheten ein wenig genauer. Wir lernen aus 2:213, dass die Propheten Gottes mit den Schriften herabgesandt werden:

 

2:213 Die Menschen waren eine einzige Gemeinschaft. Dann entsandte Gott die Propheten als Bringer froher Botschaft und als Warner. Und Er offenbarte ihnen das Buch mit der Wahrheit, um zwischen den Menschen zu richten über das, worüber sie uneins waren. (vgl. auch 3:81)

87:18-19 Wahrlich, dies stand in den ersten Schriftblättern, den Schriftblättern (ṣuḥuf) von Abraham und Moses.

 

Das Wort „Buch“ bzw. „Schrift“ (kitāb) wird in der Lesung stets mit dem Begriff „Prophet“ (nabiy) in Verbindung gebracht. Es werden 20 Propheten erwähnt, die Schriften von Gott bekommen haben. Da Moses und Aaron dieselbe Schrift erhielten (37:117, 21:48), ist die Lesung die 19. Schrift, die zu einem Propheten namentlich zugeordnet werden kann. Darüber hinaus werden 18 Namen in den Versen 83-86 aus dem 6. Kapitel genannt, beginnend mit Abraham und endend mit Lot. Der 89. Vers bestätigt, dass alle 18 Propheten waren:

 

6:89 Diese sind es, denen Wir die Schrift gaben und die Weisheit und das Prophetentum. …

 

Einige mögen hier mit dem Vers 57:25 entgegnen, dass ja auch dort das Wort Gesandter in Zusammenhang mit dem Wort Buch steht. Dabei ist aber ein klarer grammatikalischer Unterschied zu sehen:

  • Wenn das Wort Prophet in Verbindung gebracht wird mit Buch, werden Formulierungen wie zu uns herabgesandt (unzila ilaynā) oder zugekommen (ʾūtiya) verwendet (2:136, 3:84, 28:43, 17:55, 4:163).
  • Wenn das Wort Gesandter in in 57:25 Zusammenhang gebracht wird mit Buch, so wird die folgende Äußerung verwendet: (zusammen) mit ihnen sandten wir das Buch (anzalnā maʿahum al-kitāb).

Einige mögen diesen grammatikalischen Unterschied als spitzfindig erachten, doch die Bedeutung dieses Unterschieds ist von großer Wichtigkeit. Denn Propheten gelten als fehlbar und werden auch getadelt bzw. ermahnt:

 

66:1 O Prophet, warum verbietest du, was Gott dir erlaubt hat, indem du danach trachtest, die Zufriedenheit deiner Gattinnen zu erlangen?

33:1 O Prophet, fürchte Gott und gehorche nicht den Ungläubigen und den Heuchlern (vgl. 2:120, 2:145, 4:135)

9:43 Gott verzieh dir, dass du es ihnen erlaubtest, bis sich für dich klärt, welche glaubwürdig waren, und du weißt, welche die Lügner sind

 

Somit besteht die Aufgabe eines Propheten darin, die ihm offenbarte Botschaft in Buchform zu übermitteln. Es ist aber wichtig, dass er in seiner Übermittlung der Botschaft unfehlbar ist, da wir ansonsten keinerlei Garantie haben, dass die Botschaft Gottes unverändert überbracht wurde.

 

Es sei noch erwähnt, dass der Begriff Warner (naḏīr) ebenso zu den Begriffen Prophet und Gesandter nahe steht. Die Botschaft des Propheten gilt darüber hinaus für alle Welten:

 

21:107 Und wir entsandten dich nur aus Barmherzigkeit für die Welten.

25:1 Voller Segen ist Er, Der die Unterscheidung (Koran) zu Seinem Diener herabsandte, auf dass er ein Warner für die Welten sei.

 

Aufgabe eines Gesandten

In diesem Abschnitt werde ich nicht ausführlich auf weitere, nicht mit der Fragestellung relevanten Aufgaben eines Gesandten eingehen, weil sie schon in meinem Buch behandelt wurden.

Die Schrift eines Propheten ist nicht mittels einer sprachlichen Zielgruppe einzuschränken, wie wir dies bereits sehen konnten, da die Botschaft für alle Welten gesandt wurde. Ein weiterer wichtiger Unterschied zu einem Propheten ist also, dass Gesandte stets in der Sprache des Volkes, zu denen sie gesandt wurden, die Botschaft zu überbringen hatten.

 

14:4 Und Wir haben keinen Gesandten gesandt, außer in der Sprache seines Volkes, damit er sie aufkläre. Gott lässt dann in die Irre gehen, wen Er / wer es will, und leitet recht, wen Er / wer es will. Und Er ist der Erhabene und der Weise.

 

Ein Gesandter hat nur die Aufgabe eines Botschafters, der Gottes Botschaft überbringt und sein Volk warnt (7:85, 16:36). Er hat keinen unmittelbaren Einfluss auf den Inhalt der Botschaft, kann mit Gott daher auch nicht darüber verhandeln, sondern muss sie unmittelbar weiterreichen. Die Aufgabe als Gesandter ist lediglich die Verkündigung, also die Übermittlung der Botschaft, nicht mehr. Dies finden wir in mehreren Versen bestätigt:

 

5:99 Dem Gesandten obliegt nur die Übermittlung. Und Gott weiß, was ihr offenkundig macht und was ihr verbergt.

24:54 … Und dem Gesandten obliegt nur die deutliche Verkündigung.

(Vgl. auch 5:92, 16:35, 16:82, 29:18, 42:48, 64:12)

  

Das bedeutet dann, dass ein Gesandter unweigerlich die Verzerrungen und Entstellungen früherer Offenbarungen aufdecken und berichtigen muss.

 

5:15 O Volk der Schrift, nunmehr ist unser Gesandter zu euch gekommen, der euch vieles enthüllt, was ihr von der Schrift verborgen hieltet, und vieles übergeht. Gekommen ist zu euch fürwahr ein Licht von Gott und ein klares Buch.

5:19 O Volk der Schrift, gekommen ist nunmehr zu euch unser Gesandter, nach einer Lücke zwischen den Gesandten, der euch aufklärt, damit ihr nicht sagt: «Kein Bringer froher Botschaft und kein Warner ist zu uns gekommen.» So ist nun zu euch gekommen in Wahrheit ein Bringer froher Botschaft und ein Warner. Und Gott hat Macht über alle Dinge.

 

Schlussfolgerung: Propheten sind auch immer Gesandte, da sie die Offenbarung öffentlich übermitteln müssen. Sie müssen in der Sprache ihres Volkes über die Botschaft aufklären, was als Bestandteil der Verkündung gilt. Es kann also laut der Lesung keinen Propheten geben, der kein Gesandter war. Ein Prophet ist immer auch ein Gesandter.

Es stellt sich die Frage: Gibt es Gesandte, die keine Propheten waren? Wir bemerken, dass in der Lesung Personen genannt werden, die weder als Propheten noch als Schriftüberlieferer bezeichnet werden. Diese sind:

  • Adam, der als der „Erwählte“ beschrieben wird in 3:33. Adam wird nicht mit dem Wort Prophet oder Gesandter in Verbindung gebracht.
  • Hūd, Ṣāliḥ und Schuʿayb, die als Gesandte genannt werden in 26:125,143,178.
  • Ḏul-Kifl, der lediglich als standfest, geduldig und rechtschaffen beschrieben wurde in 21:85 und 38:48.
  • Luqmān, der in 31:12 als jemand beschrieben wird, der mit der Weisheit gesegnet wurde.

Nirgends im Koran werden diese Personen oder Gesandte mit dem Wort Schrift oder Buch in Zusammenhang gebracht. Keiner von ihnen überlieferte also eine Schrift. Gemäß der Definition von 2:213 und 3:81 sind sie also keine Propheten. Drei der sechs werden Gesandte genannt, während die anderen drei lediglich die Gunst Gottes erhalten haben.

Es sollte jedoch bemerkt werden, dass die Lesung uns über Gesandte Gottes informiert, die im Koran nicht erwähnt werden:

 

40:78 Und sicher entsandten Wir schon Gesandte vor dir; darunter sind manche, von denen Wir dir bereits berichtet haben, und es sind darunter manche, von denen Wir dir nicht berichtet haben. (vgl. auch 4:164)

 

Nichtsdestotrotz ist es in der Tat wichtig, dass diese zwei Verse von Gesandten und nicht von Propheten sprechen.

 

Abschluss des Prophetentums, nicht des Gesandtentums

Es gibt einen zentralen Vers, den wir nun mit all den bisherigen Erläuterungen dazu verwenden können, um die festgestellten Unterschiede untermauern zu können:

 

33:40 Muhammad ist nicht der Vater eines eurer Männer, sondern der Gesandte Gottes und das Siegel der Propheten. Und Gott ist in allen Dingen wissend.

 

Hier ist die Reihenfolge der Wörter sehr wichtig. Hätte Gott den Vers als „Muhammad ist … der letzte / das Siegel der Gesandten Gottes und der Propheten“ offenbart, wären sowohl das Gesandtentum als auch das Prophetentum mit Muhammad abgeschlossen. Dies widerspräche jedoch deutlich den Versen 33:7 und 3:81, da nach Muhammad noch ein Gesandter erscheinen wird.

Es gibt einige Gruppierungen, die behaupten, dass das Wort Siegel hier nicht im abschließenden Sinne gemeint sei. Dies ist aber ein sprachlicher Irrtum. Wofür steht denn sonst ein Siegel, wenn nicht für den Abschluss einer Sache? Auf Arabisch kann ich auch eine Sache wurde besiegelt (ختم الشيء – chatama asch-schayyʾ) sagen, und meine damit den Abschluss dieser Sache. Ich kann mit demselben Verb sogar sagen, dass das Ende der Lesung erreicht wurde: ختم القرءان – chatama al-qurʾān. Auch gibt es den Ausdruck, dass Gott sein Ende gut machen möge: ختم الله له بخير – chatama-llahu lahu bichayr. Es gibt noch weitere Beispiele aus den Wörterbüchern, aber ich denke, die Bedeutung des Wortes ist klar.

Das Prophetentum wurde mit Muhammad versiegelt, abgeschlossen und somit das Prophetentum beendet. Dies bedeutet in anderen Worten, dass der Prophet der letzte war, da ansonsten das Symbol des Siegels zerstört wäre. Der Abschluss wäre sonst wieder aufgebrochen. Zwar hätte das Siegel seine Funktion erfüllt, aber es bräuchte nun ein neues Siegel. Doch Muhammad ist das Siegel der Propheten, somit kam das Prophetentum zu seinem Abschluss. Es gibt weitere Ausdrücke aus der Lesung, die den Aspekt des Abschlusses verdeutlichen:

 

2:7 Versiegelt hat Gott ihre Herzen, ihr Gehör und ihre Blicke mit einer Schicht und eine gewaltige Qual ist für sie bestimmt

45:23 Hast du den gesehen, der sich zu seinem Gott seine Neigung gemacht hat, den Gott aufgrund von Wissen irregeführt, dem Er das Gehör und das Herz versiegelt und auf dessen Augenlicht eine Hülle gelegt hat? Wer nach Gott könnte ihn rechtleiten? Wollt ihr es nicht bedenken?

(vgl. auch 6:46, 36:65, 42:24)

 

Darüber hinaus gibt es eine Geschichte in der Lesung (40:28-56), welche den Irrtum der Leute beschreibt, die fälschlicherweise glaubten, dass nach dem Propheten Joseph kein weiterer Gesandter mehr käme. Diese werden dafür getadelt, dass sie ohne eine Ermächtigung über Gottes Pläne streiten (vgl. auch 40:56).

 

40:34 «Gott wird nimmermehr einen Gesandten erstehen lassen nach ihm.» Also erklärt Gott jene zu Irrenden, die maßlos und Zweifler sind
40:35 Diejenigen, die über die Zeichen Gottes streiten, ohne eine Ermächtigung erhalten zu haben, erregen damit großen Abscheu bei Gott und bei denen, die gläubig sind. So versiegelt Gott das Herz eines jeden, der hochmütig und gewalttätig ist.

 

Diese Geschichte dient uns als Anlass, dass wir nicht denselben Fehler begehen und nicht fälschlicherweise behaupten, es würden keine weiteren Gesandten nach Muhammad mehr erscheinen.

Das Prophetentum ist abgeschlossen und somit werden keine neuen Propheten mehr erscheinen und alle, die sich als Propheten ausgeben, können als Scharlatane abgelehnt werden. Der Gesandte Gottes jedoch, der nach Muhammad kommen soll, wird die Botschaften Gottes reinigen und vereinen, indem er die Entstellungen und Verzerrungen aufdeckt und die Menschen in der Volkssprache aufklärt.

 

Zusammenfassung

In Anbetracht der Ergebnisse können wir die Erkenntnisse wie folgt zusammenfassen:

  1. Ein Gesandter (rasūl) übermittelt eine Botschaft. Dies, indem er eine verzerrte oder entstellte Botschaft wiederherstellt und erneut verbreitet (5:15, 5:19), wodurch er noch kein Prophet ist, oder durch eine Botschaft, die ihm offenbart wurde, was ihn dann zu einem Propheten (nabiy) werden lässt.
  2. Ein Prophet erhält eine Botschaft als Offenbarung und hält sie in einem Buch fest. Gleichzeitig hat er sie öffentlich zu übermitteln und zu verkünden, was ihn auch stets zu einem Gesandten macht.
  3. Gott schickt die Gesandten als Botschafter und Warner als eine göttliche Barmherzigkeit zu den Kindern Adams, jeweils für ein Volk in der jeweiligen Sprache. (16:36, 14:4)
  4. Den entscheidenden Unterschied macht der Vers 33:40, indem Gott Muhammad als einen Gesandten (nicht den letzten!) und als das Siegel der Propheten nennt, womit Gesandte keine Propheten sein müssen.
  5. Es gibt nur eine Geschichte in der Lesung, in der vom Ende der Sendung von Gesandten die Rede ist. In dieser Geschichte wird die Behauptung, dass es keine weiteren Gesandten mehr gäbe, kritisiert. (40:28-56)
  6. Gott ging mit den Propheten, inklusive Muhammad, einen Bund ein bzgl. eines spezifischen Gesandten, der nach dem letzten Propheten kommen wird. (3:81, 33:7)

Die erfundene Religion und die Koranische Religion – Kapitel 40: Beten in der Landessprache und die Schlussworte

Wir haben versucht zu betonen, dass wir auf die wesentliche Quelle der Religion zurückgreifen müssen, um zu wissen was Religion ist: und zwar der Koran. Es ist unsere Absicht gewesen, die Tatsache zu betonen, dass unser Bestreben nicht eine Reform in der Religion ist, sondern vielmehr die Ergänzungen auszusortieren, welche im Verlaufe der Jahrhunderte gemacht wurden, und zur wahren Quelle des Islam zurückzukehren. Wir haben festgestellt, dass viele der besagten Ergänzungen die Folge von wörtlich genommenen Ahadith waren, angeblichen Aussprüchen oder Taten, die fälschlicherweise Mohammed zugeschrieben wurden. Diese Ahadith, deren Authentizität zweifelhaft war, wurden in den Händen der Sektierer zu Mitteln, welche dazu dienten, sogar die koranischen Vorschriften zu verändern, ungeachtet ihrer Sammlungsmethode. Wir haben bewiesen, dass die so genannten Ahadith nicht nur Widersprüche mit dem Koran aufweisen, sondern auch untereinander und mit dem Verstand, und sind zur Schlussfolgerung gelangt, dass die einzige Quelle des Islam der Koran ist und nichts anderes sein kann. Um unser Argument zu festigen mussten wir auf Beweise zurückgreifen, welche zeigten, auf welche Art und Weise die Ahadith erfunden und angefertigt wurden. Wir haben unsere These mit gewissen Tatsachen untermauert, unter anderem mit der Tatsache, dass keiner der Kalifen die Vervielfältigung der Ahadith anordnete, die auf die renommiertesten Hadith-Übermittler deuteten. Wir haben versucht den Hintergrund und die Verfasser der späteren Spekulationen zu klären, für welche die Umayyaden und die Abbasiden zu verantworten sind, in deren Händen die Religion einer Umwandlung unterzogen wurde. Wir haben auch versucht, an Hand von vielen Beispielen die dem Islam eingeschobenen fremden Elemente zu zeigen.

Zu guter Letzt wartet nun ein wichtiger Punkt, den wir vor kurzem knapp erwähnten, auf Abklärung, bevor wir unseren Diskurs beenden. In der Landessprache zu beten wird unsere nächste und letzte Auseinandersetzung sein.

In der Landessprache zu beten

Der Koran wurde in der arabischen Sprache offenbart. Doch Arabisch hatte nie das Privileg, eine heilige Sprache als solche zu sein. Der Koran sagt ausdrücklich aus, dass durch das Zeitalter hindurch Propheten gesandt wurden, um die Menschheit in ihrer jeweiligen Sprache aufzuklären. Die Torah wurde in der vom Volksstamm von Moses gesprochenen Sprache offenbart und Jesus sprach seine Leute in seiner eigenen Sprache an. Lots Ermahnungen und Noahs Predigten wurden in ihren entsprechenden Sprachen übermittelt. Ihre Heiligkeit besteht in der Tatsache, dass alles seinen Ursprung in Gott hatte. Die arabische Sprache kann verwendet werden, um jede Botschaft zu überbringen, sowohl heidnische als auch religiöse. Arabisch ist weder die spezielle Sprache Gottes, noch die im Paradies gesprochene Sprache. Dennoch hat der arabische Rassismus und Nationalismus versucht, sie in diesem Licht zu zeigen. Der Grund, wieso der Koran auf arabisch ist, ist die Tatsache, dass er zuerst die arabischen Leute angesprochen hatte. Die Übertragung der Botschaft für deutschsprechende Menschen kann nur in der deutschen Sprache erfolgen. Deswegen muss der Koran übersetzt werden.

Andererseits waren die im Koran erwähnten Wörter und Begriffe lange vor der Offenbarung des Koran vorhanden. Was heilig war, waren nicht die im Koran enthaltenen Wörter oder Begriffe, sondern was Gott aus ihnen machte. Ein eigentümliches Beispiel des Missverständnisses aufgrund der Ignoranz einer Sprache ist die folgende:

„Die beduinischen Frauen sangen mit Tamburinen und Zimbeln in ihren Händen. Das Thema war der köstliche Geschmack von Kamelfleisch und die verschiedenartigen Zubereitungen. Eschref Sencer Kuschçubaschi, Leiter der Osmanischen Militärsorganisation, der die Zeremonie organisiert hatte, bemerkte Tränen in den Augen einiger Soldaten. Eschref Bey, der eine ausgezeichnete Arabischkenntnis besaß, fragte sie nach dem Grund ihres Kummers: ‚Mein Junge! Was kann der Grund für dein Trauern sein?‘ Der Soldat antwortete: ‚Die schöne Melodie und Intonation des Koran, der rezitiert wird.‘ Eschref Bey, durch die Ehrlichkeit des Mannes gerührt, sagte ihm: ‚Mein Junge, was du hier anhörst ist nicht der Koran, sondern die Qasida über den köstlichen Geschmack des Kamelfleisches, die ihnen in Kürze serviert wird. Also, wische deine Tränen weg.'“ (Cemal Kutay, Türkçe Ibadet (Türkischer Gottesdienst), Seite 61).

Der Erschaffer von allen Sprachen und Völkern

30:22 Und unter Seinen Zeichen sind die Schöpfung der Himmel und der Erde und die Verschiedenheit eurer Sprachen und Farben. Hierin sind wahrlich Zeichen für die Wissenden.

5:48 … Hätte Gott gewollt, hätte Er euch zu einer einzigen Gemeinschaft gemacht. Aber Er wünschte, euch mit dem zu prüfen, was Er euch gegeben hat. Wetteifert miteinander, gute Werke zu vollbringen! Ihr werdet alle zu Gott zurückkehren, und Er wird euch darüber in Kenntnis setzen, worin ihr euch unterschieden habt.

49:13 Ihr Menschen! Wir haben euch von einem männlichen und einem weiblichen Wesen erschaffen, und haben euch zu Völkern und Stämmen werden lassen, damit ihr euch kennenlernt. Der Beste vor Gott ist der Rechtschaffenste unter euch.

Alle Sprachen sind Gottes Erschaffung. Der Mensch soll diese Tatsache nicht auslöschen. Jede Sprache hat ihre Schönheit. Keine Sprache besitzt das Privileg, heilig zu sein.

Als Gott die Engel ansprach und über die Überlegenheit Adams über sie sprach, lehrte Er ihm die Namen der Dinge. Dinge zu beschreiben durch die Bezugnahme auf Wörter und den Gebrauch der Wörter im Denken ist, was einen Menschen anderen Lebewesen überlegen macht. Jedoch ist das Wesentliche beim Gebrauch von Worten, dass dem Menschen seine Sprache bewusst ist, was seinerseits von rationalem Denken abhängt.

Gott wünscht, dass der Mensch seine Intelligenz in religiösen Angelegenheiten gebraucht, dass er sorgfältig denkt und über das Rätsel der Dinge Nachforschungen anstellt und dass Sein Buch die Führung für den Menschen ist. Wie kann ein Mensch über die Aussagen Gottes nachdenken, solange er nicht über sie Bescheid weiß? Wie kann Er überhaupt Seine Vorschriften in die Tat umsetzen, sofern er sie nicht kennt? Es ist nur zu vernünftig für einen Menschen, eine Religion zu erleben, wie sie ist. Die sektiererischen Muslime haben keine Unannehmlichkeit darin gesehen, für die Sammlungen über die Religion und für die Bücher über Islamischen Katechismus andere Sprachen als die arabische zu verwenden. Sie haben auch nicht behauptet, dass das Lernen der arabischen Sprache eine verbindliche Pflicht war. Jene, die bestimmten, dass es keine Unannehmlichkeit darin gab, in der eigenen Sprache zu schreiben und zu predigen, waren gegen die Übersetzung des Koran in andere Sprachen. Das Ziel war die Fürbitte durch eine Gruppe religiöser Leute, die gemäß sektiererischen Ansichten herangezogen und trainiert wurden. Wäre der Koran in die eigene Landessprache übersetzt worden, so wäre der/die Einzelne in der Lage, mit Gott in direkten Kontakt zu treten und sektiererische Mittler abzulehnen.

Die Übersetzungen des Koran begannen nach einem Millennium zu erscheinen, trotz der Opposition der Traditionalisten, die die Tatsache nicht annehmen konnten, dass der Koran nicht ihre Exklusivität war. Der Grund, wieso der im Koran gegebene Islam unter den Osmanen nicht in den Vordergrund trat, war nicht nur das despotische Regime, sondern auch das Verbot der Übersetzung des Koran. Das Drucken war auch verboten, weil es als Sünde angesehen wurde. Die Kalligrafen hatten diese Aufgabe übernommen und nur eine beschränkte Anzahl von Familien konnte es sich leisten, ihn zu kaufen, nur um ihn in spezielle Kisten zu packen und ihn an eine hochliegende Stelle zu setzen oder an der Wand aufzuhängen. Wenn sie ihn herunternahmen, um ihn zu lesen, wurde nicht die Bedeutung gesucht – nur seine Beschwörung erfreute den/die LeserIn und die Zuhörer, die Tränen in ihren Augen hatten. Die Leute wurden vom Scheichuhlislam, von Scheichs und von Imame unterrichtet. Die Lehrer waren sunnitische Untertanen des Sultans, dem Kalif des Islam. Auf diese Weise dominierte die sunnitische Ansicht über das Leben.

Bekannt zu geben, dass der Koran unübersetzbar sei, ist schlichtweg falsch. Zeitungen, welche den traditionalistischen Islam befürworten, bringen Einwände gegen die Übersetzung des Koran vor und behaupten, dass der Mensch nicht verstehen müsse, was der Koran sagt. In einer Zeitung war die folgende Empfehlung zu lesen: „Wir raten unserer Öffentlichkeit nicht an, die Übersetzung des Koran zu lesen. Die Übersetzung des Koran zu lesen ist für den Einzelnen nachteilig, weit davon entfernt, nützlich zu sein. Es ist eine Perversität, den Leuten anzuraten, den Koran zu verstehen. Es obliegt uns, den Koran zuhause als ein Amulett zu halten, damit der Haushalt Glück erfährt. Jene, die behaupten, dass der Koran verstanden werden soll, sind lediglich Irregeführte.“

Dies ist die Gesinnung, die über die Überzeugung herrscht, nach welcher der Koran übersetzt und verstanden werden muss. Den Koran zu verstehen ist Gottes Gebot. Die Leute zu zwingen, deren Landessprache nicht arabisch ist, in der arabischen Sprache zu beten und zu behaupten, Gott wolle, dass wir Dinge rezitieren, über deren Bedeutungen wir keine Ahnung haben, ist die Folge der Heiligung der arabischen Sprache und macht die Religion zu einer Serie von unvereinbaren und absurden Rationalitäten. Es besteht kein Zweifel darüber, dass wir uns an Gott richten können, mit Worten, deren Bedeutungen wir kennen.

Schlussbemerkung

Wir haben bislang versucht die Gründe darzulegen, wieso außerkoranische Quellen nicht ernst genommen werden können. Die Methode ist offensichtlich. Die angemessene Maßnahme ist alles aufzugeben, außer dem Koran. Religion ist der Koran. Ungeachtet der Autorität einer Person ist niemand dazu befugt, Hinzufügungen oder Streichungen vorzunehmen. Unsere Absicht ist, die Leute zu überzeugen, dass die Autorität des Koran erneut ihre ursprüngliche Stellung wiedererlangt. Zu wagen, Gottes Autorität und Ausschließlichkeit zu teilen, ist inakzeptabel. Gott hat keine Beteiligten in der Einführung der Religion.

Unser Hauptziel ist, die Menschen in die Lage zu versetzen, zur Religion zurückzukehren, die sie verlassen haben, aufgrund des Mangel an Verständnisses und aufgrund der Mystifizierung der Lehren durch die traditionalistischen Muslime. Dies zu erreichen wird sowohl die Handlungen der Fanatiker als auch die Bemühungen derjenigen, die versuchen ihre eigenen Ansichten aufzuerlegen, als wären sie der Gesetzesgeber, vereiteln. Wir müssen uns vor jenen in Acht nehmen, die im Namen der Religion sprechen und versuchen, ihre Worte zu überprüfen, indem wir auf den Koran zurückgreifen.

Wir können deutlich sehen, dass wir uns davor hüten müssen, irregeführt zu werden. Wann auch immer wir die Wahrheit der Dinge in Frage stellen, müssen wir den Koran zu Rate ziehen.

Angesichts der Tatsache, dass der Koran ein konsistentes Buch ist, das alles bis in die kleinsten Einzelheiten erklärt, ist der Koran eine Gnade, frohe Botschaft, ein Licht und eine Führung für die Menschheit. Und wir werden dem Koran entsprechend zur Rechenschaft gezogen werden.

43:43-44 Drum halte fest an dem, was dir offenbart wurde, denn du bist gewiss auf dem rechten Weg. Und es ist eine Ermahnung für dich und für dein Volk, und ihr werdet wahrlich zur Rechenschaft gezogen werden.