Brauchbarkeit der Ahadith

Foto von Katajun Amirpur

Wie der Islam neu gedacht werden kann

Foto von Katajun Amirpur

Katajun Amirpur. (Bild: Georg Lukas)

Die vielfältig interpretierte Religion des «Islam» ist in den Medien ein politisches Dauerthema. Das 2013 erschienene Buch Den Islam neu denken von Katajun Amirpur, die als erste Professorin für Islamische Theologie an der Universität Hamburg tätig war und nun in Köln arbeitet, versucht der ganzen Debatte zu mehr theologischer Tiefe aus der «Reformsicht» zu verhelfen und zeigt auf, dass die Politisierung des Koran von vielen Intellektuellen mit «neuen Ansätzen einer muslimischen Theologie» ersetzt worden sind.

Dies erreicht Amirpur, indem sie sunnitische wie auch schiitische zeitgenössische Reformdenker spannend porträtiert und ihre wichtigsten theologischen Positionen pointiert zusammenfasst. Für Nichtmuslime wird wahrscheinlich erst nach der Lektüre des Buches gänzlich verständlich, was der Untertitel des Buches meint, wenn vom «Dschihad für Demokratie, Freiheit und Frauenrechte» die Rede ist. Die Reformdenker meinen mit dem «Dschihad» das Bemühen, sich auf den aktiven Weg zu Gott zu machen und dass Demokratie, Freiheit und Frauenrechte islamisch motivierte Voraussetzungen dafür sein können.

Und Gott weiss es besser

Die Autorin zeigt gleich zu Beginn auf, dass es das Anliegen der modernen Reformtheorien ist, nicht nur eine einzige Lesart als gültig zu erklären. Dies lässt sich nicht besser darstellen als am islamischen Ausspruch «allāhu ʾaʿlam», Arabisch für «Gott weiss es besser». Denn «letztlich weiss doch nur Gott» ganz genau, was mit seinen Worten gemeint ist. Menschen versuchen lediglich aus verschiedenen Blickwinkeln der Bedeutung näher zu kommen.

Amirpur beginnt damit, dass ihrer Meinung nach der Reformislam seinen Ursprung bei al-Afghani und Raschid Rida hat, die glaubten, «der ‹reine› und ‹unverfälschte› Islam» habe «alle Antworten auf die Fragen der Moderne». Diese Haltung wurde später von Salafisten wieder aufgegriffen und politisiert.

Das Buch schwächelt zu Beginn leicht, wenn eine Persönlichkeit wie ʿAbd ar-Rāziq, der ebenso wie Rida ein Schüler Muhammad Abduhs war, als geistiger Vater des islamischen Säkularismus betrachtet werden kann und das Kalifat als schädlich ansah, im Kapitel Säkularismus und Islamismus zu kurz erwähnt wird. Dies ist vermutlich darauf zurückzuführen, dass Ridas Ideen politisch breitere Wirkung entfalteten, insbesondere beim Gründer der Muslimbrüder Hasan al-Bannā.

Sechs menschliche Blickwinkel

Nachdem wichtige Begriffe wie «Reformislam» oder «islamischer Feminismus» erläutert werden, durchleuchtet Amirpur sechs Persönlichkeiten näher. Sie beginnt mit Nasr Hamid Abu Zaid, der von einer «dialektischen Beziehung zwischen dem Korantext und seinen Adressaten» ausgeht. Des Öfteren wird der historische Kontext betont, den es zu berücksichtigen gelte. Dieser erhält beim anschliessenden Portrait von Fazlur Rahman am meisten Gewicht. Hier entsteht der Eindruck, dass die Autorin besonders um eine möglichst deskriptive Vorgehensweise bemüht ist und selten bis gar nicht eigene Gedanken einfliessen lässt.

Auch scheint der Ansatz des historisch-kritischen Kontexts unkritisch wiedergegeben zu werden. Denn dieser ist mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln, die meistens qualitativ schwach sind, schwer zu rekonstruieren. Deshalb bleibt die Frage offen, wie denn dieser Kontext ermittelt werden soll, wenn man sich beispielsweise auf den Gelehrten al-Wāhidī (st. 1075) beruft und höchstens zehn Prozent des Korans mit Offenbarungsanlässen (asbāb an-nuzūl), die uns den vermutlichen historischen Grund für die Verkündung eines Koranverses erklären sollen, beschrieben werden können. Solcherart Fragen bleiben glücklicherweise nur vereinzelt offen am Ende des Buches.

Zwei kluge Frauen werden näher betrachtet, Amina Wadud und Asma Barlas, die beide mit ihren theologischen Arbeiten teilweise neue Lesarten entwickelten. Zum Beispiel gelangt Asma Barlas mit ihrem «Foundationalism» zur Ansicht, dass Geschlechtergerechtigkeit im Koran verwurzelt ist. Besonders dieser Teil des Buches ist spannend, werden hier doch konkrete, theologische Ansätze für eine feminin motivierte Befreiungstheologie geliefert, wodurch Musliminnen aus patriarchalischen Strukturen vor allem koranisch begründet ausbrechen können.

Buchdeckel Den Islam neu DenkenEine Gemeinsamkeit aller sunnitischen Denkerinnen und Denker ist die kritische Betrachtung der Entstehungsgeschichte der Überlieferungen, den «Hadithen», die nachträglich dem Propheten als Aussprüche zugeschrieben wurden. Hier ist man sich einig, dass man vor allem zuerst koranisch argumentieren müsse. Besonders Asma Barlas formuliert dies deutlich, da es «mehr Probleme für Frauen schafft, als dass es welche löst, wenn man die Sunna und die Hadithe heranzieht, um den Koran zu interpretieren.»

Ein Buch für Muslime wie Nichtmuslime

Nicht-arabische Menschen haben es in dieser Diskussion nicht leicht, sich Gehör zu verschaffen. Auch Abu Zaid ist sich dessen bewusst, betont aber, dass neue Ansätze gerade von Nicht-Arabern kämen. Amirpur zitiert ihn wie folgt: «Das Neue kommt von der Peripherie». Insofern sind die schiitisch-iranisch geprägten Fragestellungen, mit denen sich Abdolkarim Soroush und Mohammad Mojtahed Shabestari beschäftigten, auch allgemein bedeutsam für die muslimische Theologie. Dabei wirkt es zunächst überraschend, dass protestantische deutsche Denker wie Karl Barth oder Paul Tillich den Schiiten Shabestari in seiner Lehre, die für einen spirituellen und gegen einen «Rechtsislam» steht, beeinflussten.

Es ist Amirpur als grosses Verdienst anzurechnen, dass man durch ihr Buch die prägnant zusammengefassten Ansichten von weit mehr als sechs Denkerinnen und Denkern kennenlernen kann. Die darin vorgestellten Ideen verbreiten sich immer weiter in der islamischen Welt, weshalb es wichtig ist, diese Entwicklungen zu kennen und zu verfolgen. Denn wenn auch die Verbreitung voranzuschreiten scheint, so müssen die muslimischen wie nicht-muslimischen Gebildeten hierzulande wissen, wer unter ihnen besonders auf unsere Solidarität und Unterstützung angewiesen ist.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf saiten.ch.

Bilderverbot im Islam? Oder: kein Tod in der Wohnung!

hinweisautorIch suche Zuflucht bei meinem Herrn vor dem verworfenen Teufel, Im Namen Gottes, des Erbarmers, des Barmherzigen.

Viele der Leser fragen sich sicher auch, woher das sektiererische Bilderverbot im Islam des Mainstream herrührt. Die Antwort ist kurz: im Koran gibt es kein Verbot von Musik, kein Verbot von Malen und Zeichnen. Im Gegenteil, Kunst wird geschätzt und als etwas Schönes angesehen. Der Koran verurteilt die Menschen, die Bilder verbieten im Namen Gottes (5:87, 7:32). Gemäß Koran werden die Gläubigen Nutzen aus den schönen Dingen ziehen, die nicht von Gott verboten sind und für die sie Gott danken. Der traditionalistische Islam schaut immer nach Verboten und sucht überall nach Erschwernissen. Traditionalisten sind davon überzeugt, je schwieriger sie ihr Leben gestalten, um so einfacher werden sie es haben in den Himmel zu gelangen. Jedoch verbietet Gott alle Zusätze zu und alle Auslassungen aus Seinen Worten. Des Weiteren verachtet Gott, dass Schätzungen und Vermutungen angestellt werden, um Gottes Religion zu verstehen.

 

51:8-11 Gewiss, ihr seid doch verschiedener Ansichten. Der wird von der (Wahrheit) abwendig gemacht, wer sich abwenden lässt. Dem Tod geweiht seien die, die nur Schätzungen anstellen!

 

Für Menschen, die ihre Meinung auf Vermutungen aufbauen wie etwa den Ahadith, die wirklich nur pure Vermutungen sind, ist wohl der Niqab hier die einfachste Lösung. Einfach anziehen und Bilder zu sehen wird erschwert!

Es gibt ein äußerst breites Spektrum an „gelehrten“ Meinungen. Wo sollen wir anfangen? Youtube-Gelehrten? Blog-Gelehrten? Foren-Gelehrten? Radio-Gelehrten? Fernseh-Gelehrten? Zeitungs-Gelehrten? Saudischen Gelehrten? Deutschen Gelehrten? Türkischen Gelehrten? Persischen Gelehrten? Ägyptischen Gelehrten?… Oder folgt man lieber der Vernunft e.V? Nehmen wir beispielsweise An-Nawawi, so ist gleich alles haram! Wer sich von irgendwelchen Gelehrten abhängig macht, macht sich der Beigesellung schuldig (9:31). Nicht nur das, wer sich von Gelehrten abhängig macht, der schaltet für gewöhnlich seinen Verstand aus, mit der scheinbar logischen Begründung, dass der eigene Verstand nicht immer der gleiche sei wie der eines anderen. Lieber folge man doch dem Verstand der Gelehrten, die alles vorkauen und einen wie ein braves Schäfchen behandeln, solange man ihrer Meinung folgt!

 

10:59 Sprich: “Denkt über die Gaben nach, die Gott euch herab gesandt hat, und fragt euch, wie ihr darauf kommt, einiges für verboten und einiges für erlaubt zu erklären!” Sprich: “Hat Gott euch dazu ermächtigt, oder sind es die Lügen, die ihr Gott zuschreibt?”

 

Die Sache ist doch ganz einfach! Gibt es im Koran ein Bilderverbot? Nein. Zweimal werden Bilder (تماثيل – tamâthîl, was auch ganz allgemein als „Darstellungen“ einer Sache verstanden werden kann) erwähnt. Einmal die Bildnisse des Vaters von Abraham, offensichtlich negativ als Götzen gekennzeichnet (21:52). Es sei hier verdeutlicht, was im darauf folgenden Vers 21:53 verurteilt wird: blind den Vorvätern zu folgen. Und einmal werden in positivem Kontext die Bildnisse erwähnt, die Salomo anfertigen ließ (34:13). Was kann man daraus erkennen? Erstens: Bildnisse sind koranisch gesehen grundsätzlich erlaubt, dazu gehört jede Form von Bildnis – auch digitale Bildnisse, ob es nun Tiere oder Gesichter oder Pflanzen oder alles zusammen beinhaltet. Zweitens: Es ist lediglich falsch Bildnisse als Götzen anzubeten, was bereits durch das Konzept der Beigesellung (schirk) im Koran verboten wird.

 

34:13 Sie machten für ihn, was er wollte: Paläste, Bilder, Schüsseln wie Wasserbecken und feststehende Kesseln. Wirkt, Familie Davids, in Dankbarkeit. Und wenige von meinen Dienern sind die Dankbaren!

 

Die entsprechende Frage, die Vers 34:13 berücksichtigt und das Bilderverbot nichtig macht, ist folgende: Wieso sollte Salomo etwas für sich anfertigen lassen wollen, das vor Gott verpönt und verboten sei, wo er doch ein Prophet ist und somit der erste derer, die sich Gott ergeben?

Es gibt einige Menschen, die diese Frage verstehen, der dahinter liegenden Vernunft zustimmen, aber trotzdem dem Bilderverbot nachhängen, als ob sie blind und taub wären. Dies liegt daran, dass unter den Traditionalisten die Redewendung „an-naql ‚Ala al-‚Aql“ gilt, zu gut Deutsch also „die Überlieferung VOR dem Verstand“ (oder auch ‚über‘). Diese Verherrlichung der Tradition, obwohl Gott im Koran an überzähligen Stellen betont, dass wir uns des Verstandes bedienen sollen, wird dafür sorgen, dass sich der Gesandte am Jüngsten Tag beim Herrn beschweren wird, dass sein eigenes Volk den Koran verlassen hat (25:30). Denn wenn also ein Koranvers den gesunden Menschenverstand dazu verleitet, zu einer schlüssigen Folgerung zu gelangen, so wird diese von Traditionalisten dennoch verworfen, weil es angeblich Ahadith gäbe, die Gegenteiliges bewiesen hätten. Diese da wären:

 

A´ischa berichtete: „Ich kaufte einmal einen Stoff mit Bildern. Als der Prophet kam, blieb er an der Tür stehen und trat nicht ein. Ich sagte zu ihm: „Ich bin ja bereit, mich reumütig zu Allah zu bekennen, wenn du mir sagst, was ich für eine Sünde begangen habe!“ Er erwiderte: „Was ist das für ein Stoff?“ Ich sagte: „Damit du dich entweder darauf setzt oder ihn als Kopfkissen verwendest.“ Er sagte: „Wahrlich, diejenigen, die diese Bilder gemacht haben, werden am Tage der Auferstehung bestraft. Zu ihnen wird gesagt werden: „Macht das lebendig, was ihr geschaffen habt!“ Auch die Engel betreten keine Wohnung, in der sich ein Bild befindet.“ (Siehe Hadith Nr. 5954 f., 5959 f., 5963, 6130 und die Anmerkungen dazu)
[Sahih Al-Buchary Nr. 5957]

Salim berichtete von seinem Vater, dass dieser sagte: „Gabriel verabredete sich mit dem Propheten erschien jedoch nicht zu der Zeit, zu der er erwartet wurde. Diese Situation fiel dem Propheten sehr schwer und ließ ihn aus seiner Wohnung hinausgehen. Draußen sah er Gabriel und klagte ihm, was er Schweres empfunden hatte. Da sagte Gabriel zu ihm: „Wir (Engel) betreten keine Wohnung, in der sich ein Bild oder ein Hund befindet.“
[Sahih Al-Buchary Nr. 5960]

 

Diese Ahadith können nur von einem kranken Verstand akzeptiert werden, denn ein gesunder Menschenverstand würde sofort einsehen: wenn die Engel keine Wohnung betreten, in der sich ein Bild befindet, so betretet auch der Todesengel (erwähnt in 32:11) diese Wohnung nicht. Auf diese Weise würde ich einfach in meiner Wohnung ein Bild oder gleich mehrere Bilder in jedem Zimmer aufhängen lassen, um nicht zu sterben!

Es gibt noch durchaus weitere Quellen für das Bilderverbot (wie z.B. die strenge Antwort von Ibn Abbas dem Bildmacher gegenüber), doch man muss sich das nicht antun. Wie sehr die Traditionalisten ihre Vorfahren verherrlicht und idolisiert haben, ist daran zu sehen, dass eingewendet wird, dass diese Ahadith doch in Sahih Bukhary stünden! Selbst wenn man die Hadith-Wissenschaft ernst nähme, was aber rein koranisch nicht möglich ist, so sagt es noch lange nichts darüber aus, ob sie historisch gesehen wahrscheinlich (also tatsächlich „authentisch“) sind, sondern lediglich, dass die Hadithgelehrten (muHaddithuun) in den Kreisen um Ahmad ibn Hanbal, wozu auch Bukhary gehörte, sie aufgrund der Überliefererketten als „richtig“ (also sahih) betrachteten. Und es gibt etliches, was als „sahih“ überliefert ist und dennoch völlig unglaubwürdig ist und selbst von Hadithgelehrten komplett abgelehnt werden. Rudi Paret schrieb eine Reihe von Aufsätzen zum „islamischen“ Bilderverbot, und nach seiner Meinung sind all diese Ahadith nicht authentisch und unglaubwürdig. Und er ist nicht der einzige Gelehrte, der dieser Meinung folgt. Und ihn führe ich hier an, weil er ein Deutscher ist. Zahlreiche weitere Gelehrten aus anderen Ländern, ob vom Osten oder Westen, sind gleicher Meinung.

Sahih bedeutet eben nicht immer authentisch, oft ist gar das Gegenteil der Fall. Die Hadithwissenschaft (ʿilm al-hadith) ist ein Festland der Vermutungen. Viele muslimische Gelehrte haben Ahadith verworfen, missachtet, angezweifelt und als unglaubwürdig angesehen, obwohl diese in den Kreisen der „ahl al-hadith“ (Anhänger des Hadith) Anerkennung fanden. Selbst wenn diese bei den Anhängern des Hadith Anerkennung finden, diskutieren diese untereinander über die Wägbarkeit oder Unwägbarkeit, denn oft wird der ein und derselbe Überlieferer nicht selten von den einen als „vertrauenswürdig“, von anderen aber als „Lügner“ bezeichnet. Deshalb können sie als islamische Religionsquelle nicht dienen.

Ahadith dienen lediglich der Geschichtsschreibung über die muslimische Frühzeit. Und auch dann sind sie grundsätzlich eine stets neu zu hinterfragenden Quelle für das Wissen, und nur sehr bedingt als sichere Quelle zu gebrauchen. Das sollte eigentlich jeder wissen, der Grundkenntnisse über das Phänomen Hadith an und für sich hat. Noch zweifelhafter wird es, wenn es darum geht, diese Ahadith in den Mund des Propheten zu legen, obwohl er diese Worte nie ausgesprochen hat.

Ahadith sind eine Quelle des Zweifels.

Wieso Ahadith in den Müll gehören

Eine Debatte zwischen Edip Yüksel und Daniel Lomax

Daniel Lomax:

Ich habe drei Fragen an Yüksel:

  1. Wie können Sie behaupten, dass mehrere tausend Sahih Ahadith notwendigerweise falsch sind, während Sie nur wenige Sahih Ahadith zitieren, die einen fraglichen Inhalt aufweisen? Ist das nicht eine Verallgemeinerung aus spärlichem Material?
  2. Wieso setzen Sie voraus, entweder alle Sahih Ahadith abzulehnen oder sie alle zu akzeptieren? Wieso sollten wir nicht jeden Hadith, basierend auf seinem individuellen Verdienst gemäß all der verfügbaren Daten über seinen Isnad (Überlieferkette), seine Überlieferer usw. beurteilen?
  3. Angenommen, wir beenden den Gebrauch von Ahadith als eine Quelle der Information über den Propheten, sein Leben und seiner Laufbahn, dann sehen wir, dass der Koran selber sehr wenig über das Leben des Propheten aussagt. Er sagt auch nichts darüber, wie er zusammengestellt wurde.

Die Historizität des Koran basiert auf Ahadith. Wir wissen es dank den Ahadith, wie der Koran zusammengestellt wurde und ebenso wissen wir über die Ahadith wie das Leben des Propheten war.

YÜKSEL: Hier sind meine Antworten:

1. Enthält irgendein Buch einige Lügen (wovon wir mehr als nur „wenige“ Beispiele haben), dann ist die Bestätigung dieses Buches unzuverlässig. Wenn Sie Dutzenden von wiederholten Erfindungen als vertrauenswürdigen (Sahih) Ahadith begegnen, wie können Sie sich dann immer noch auf andere Überlieferungen des gleichen Buches stützen?

2. Jeden Hadith über seinen individuellen Verdienst zu beurteilen möge attraktiv für diejenigen erscheinen, die mit Gottes Buch nicht zufrieden sind, aber es ist eine Zeitverschwendung und eine trügerische Methode. Wenn das authentifizierende Merkmal der Überlieferer (sanad) keine Authentizität über die Quelle des Hadith geben kann, dann wird die einzige Lösung über den Inhalt des Hadith (matn) zu entscheiden sein; Diese Entscheidung wird dann von unserem persönlichen Wunsch und unseren derzeitigen Neigungen abhängen. Wie können wir entscheiden, welcher Hadith einen Verdienst aufweist? Wie können wir entscheiden, welcher Hadith akkurat ist? Wir könnten sagen: „Wenn wir sie mit dem Koran vergleichen!“ Aber, was bedeutet das genau? Wenn „ich“ es bin, der einen Hadith mit dem Koran vergleicht, dann bin es wieder „ich“, der darüber entscheidet, ob er dem Koran widerspricht oder nicht und schließlich werde ich dann mit denjenigen Ahadith enden, die „meine“ persönliche Sicht des Korans unterstützen. In diesem Fall können Ahadith nicht als Erklärung des Korans dienen. Sie werden meine Einstellung gegenüber dem und mein Verständnis des Koran bestätigen; mit buchstäblich geschmackloser, grammatikalisch lahmer Sprache… darüber hinaus: was über die Ahadith, die Extra-Pflichten und –Verbote mit sich bringen?

3. Nochmals, es gibt viele Ahadith über das Leben des Propheten, die mit einem nüchternen Verstand nicht akzeptiert werden können. Sie werden mehrmals in sogenannten authentischen Büchern überliefert. Wir können nicht eine Geschichte von einem Mischmasch an Überlieferungen kreieren, mit einer subjektiven Methode des „Herausgreifens und Auswählens“. Wir können mehrere sich widersprechende Portraits von Mohammed aus diesen Ahadith ableiten. Für die rein geschichtlichen Geschehnisse, die von ihrer Moral und religiösen Bedeutung isoliert sind, können wir sagen, dass sie nicht Teil der Religion sind und dass wir sie nicht für unser Heil brauchen. Ich habe nie gesagt: „wir sollen Ahadith nicht lesen.“ Im Gegenteil, wir können die Bücher der Ahadith studieren um eine ungefähre Idee über die Leute und der Geschehnisse dieser Zeit zu erhalten. Wir können sogar eine „Vermutung“ über die Geschichte aufstellen, ohne sie Gott oder Seinem Propheten zu unterstellen. Bitte vergessen Sie bitte nicht, dass die „Geschichte“ nicht immun gegen die Filtration, die Zensur und die Verzerrung der herrschenden Klasse ist. Sie können mehrere Versionen der Geschichte (!) bezüglich der frühen Ära des Islams lesen. Lesen Sie nur die sunnitische und die schiitische Geschichte.

4. Wir können Gottes häufige Äußerung nicht außer Acht lassen, dass der Koran detailliert, komplett, klar und leicht zu verstehen ist. Was denken Sie über den Vers 17:46?

„Wenn du deinen Herrn nennst, im Koran ALLEINE, kehren sie von dir ab mit Abneigung.“

5. Ahadith-Bücher sind voll von widersprüchlichen Lehren. Sie führen uns schließlich zu einer sanktionierten und gerechtfertigten Sektendivision im Namen des Propheten. Ihre wirkliche Natur ist ein weiterer Beweis, dass Ahadith-Sammlungen nicht göttlich sein können, da Gott Sein Wort und Seine Religion wie folgt beschreibt:

4:82 Wieso studieren sie den Koran nicht gründlich? Wäre es von jemand anderem als Gott, fänden sie mehrere Widersprüche in ihm.

Dieser Vers widerlegt klar das traditionelle Argument, dass Ahadith-Bücher andere Offenbarungen neben dem Koran enthalten, weil die Folger von Hadith und Sunna fälschlicherweise Verse über den Koran Ahadith zuschreiben, wie zum Beispiel:

53:2-4 Euer Freund (Mohammad) ist weder verirrt noch im Unrecht, und noch spricht er aus eigener Neigung. Es ist eine inspirierte Offenbarung.

Weiterhin beschreiben die Verse 39:27-28 den Koran, und der darauffolgende Vers unterscheidet die göttliche Lehre von anderen Lehren.

39:29 Gott führt das Gleichnis von einem Mann an, den viele miteinander zerstrittene Herren gemeinsam besitzen und einem Mann, der nur einem einzigen Herrn gehört. Sind die beiden etwa gleich? Gott sei gepriesen! Die meisten aber wissen es nicht.

Offensichtlich sind die Überlieferer der Ahadith „zerstrittene Herren“ während der Koran eine konsistente Quelle ist.

6. Geben Sie mir einen, nur einen „Hadith“, von welchem Sie glauben, dass er nötig für meine Heilung neben dem Koran ist. Wenn Sie nicht bereit sind die Notwendigkeit und die Genauigkeit eines einzelnen Hadith zu diskutieren, dann geben Sie bitte von ihrer Einladung zu Hadith und Sunna auf.

DISKUSSION ÜBER DAS THEMA

YÜKSEL: Enthält irgendein Buch einige Lügen (wovon wir mehr als nur „wenige“ Beispiele haben), dann ist die Bestätigung dieses Buches unzuverlässig. Wenn Sie Dutzenden von wiederholten Erfindungen als vertrauenswürdigen (Sahih) Ahadith begegnen, wie können Sie sich dann immer noch auf andere Überlieferungen des gleichen Buches stützen?

LOMAX: Es ist sicher, dass die gebundene Sammlung der Zeugnisse eines jeden Gerichtes einige Lügen und Fehler enthält. Die Verlässlichkeit jedes Beweisstückes bleibt fraglich. Wo die Überlieferer übereinstimmen, wo es keine unüberbrückbaren Widersprüche mit dem Koran gibt, wo der Hadith nicht gegen den Tawhid geht, etc., wären wir sehr wohl berechtigt daran, diesen als zuverlässig zu akzeptieren. Und wenn ein Sammler tausend Ahadith sammelt und einige Fehler macht, gehört er weder verdammt noch gilt er als unzuverlässig.

YÜKSEL: Kein einziges Gericht wird das Zeugnis von Bukhary akzeptieren, der widersprüchliche Ahadith über den Propheten Mohammed gesammelt hat, von Generation zu Generation überliefert bis 200 Jahre nach dem Tod des Propheten. Sie versuchen die Anzahl der Fehler zu minimieren. Es sind Hunderte von Lügen und nicht „wenige Fehler“. Und es sind schlimme: Sie unterstellen Gott lächerliche und widersprüchliche Gesetze und Wörter. Sie erstellen eine menschengemachte Religion im Namen Gottes! Sie sind voll von Beleidigungen gegenüber Gott und Seinem Gesandten. Sie sind nicht trivial, da Gott der Allmächtige diese „wenigen Fehler“ nicht als trivial akzeptiert:

29:68 … Wer ist teuflischer als derjenige, der Lügen gegen Gott erdichtet?

LOMAX: Wenn die Ahadith nicht mutawatir sind, so sollte Edip bei Zeiten wissen, dass die meisten Gelehrten es sagen, dass jeder frei ist, sie abzulehnen, dennoch nicht notwendig ohne Gefährdung. Der Sachverhalt, den Edip über die Schwierigkeiten der Ahadith-Entscheidung erklärt, kann auch für die persönliche Interpretation des Koran ansetzen. Nein, der Koran macht es klar, wir können nicht Beweise außer Hand werfen, sogar nicht den Beweis eines unrechtschaffenen Mannes; wie viel weniger die Beweise von denjenigen, gegen die wir keinen Beweis der Unrechtschaffenheit oder Unachtsamkeitsmangel haben?

YÜKSEL: Erstens, könnten Sie mir bitte sagen, wie viele mutawatir (in Übereinstimmung akzeptiert) Ahadith es gibt? Was sind sie und wo sind sie? Zweitens, können sie mir einige der „meisten Gelehrten“ nennen, die meinen, dass es mir frei zu steht, die nicht-mutawatir Ahadith abzulehnen? So viel zu den Beweisen… sicher, wir können nicht die Beweise für unsere täglichen Angelegenheiten außer Acht lassen, sogar die eines unrechtschaffenen Mannes. Aber Gottes Religion hängt nicht von diesen Beweisen ab. Gott erklärte und detaillierte Seine Religion in Seinem Buch, welches als komplett, detailliert und perfekt beschrieben wird. Es enthält keinen Zweifel. Darüber hinaus versprach Gott den Koran zu schützen. Und Er tat es mit einem einzigartigen, mathematischen System, welchen Heuchler und Ungläubige nicht sehen können.

Nochmals, es gibt viele Ahadith über das Leben des Propheten, die mit einem nüchternen Verstand nicht akzeptiert werden können.

LOMAX: Ich habe Edip bereits über einige dieser Hadith eine Antwort gegeben. Natürlich habe ich persönlich Probleme mit gewissen Ahadith; Jedoch muss ich mich selber fragen, ob es nicht eher meine Sicht als der Hadith ist, welche einen Fehler enthält. Vielleicht gibt es etwas, woran ich noch nicht gedacht habe. Zum Beispiel gibt es einen Hadith, den Edip zu zitieren liebt, welcher erwähnt, Kamelurin zu trinken, von welchem Edip scheint zu glauben, dass er vor allem lächerlich ist. Beruht das auf einer wissenschaftlichen Studie der Tugenden über das Trinken von Kamelurin? Ich denke nicht. Noch erwähnt er es je, dass nomadische Leute, nicht nur Araber, öfters die Abfallprodukte ihrer Tiere essen. Also ist „kann nicht akzeptiert werden“ definitiv Kultur orientiert. Aber niemand behauptete, dass Kamelurin zu trinken nötig sei für den Muslim.

YÜKSEL: Nun, die Verordnung des Kamelurins in diesem Hadith ist das kleine Problem. Sie können sogar einige sunnitische Ärzte treffen, die darüber dozieren, dass das Kamelurin das Allheilmittel für jede Krankheit ist. Das große Problem war, dass der Prophet die Augen ausgeißelt, nachdem all ihre Hände und Beine ausgemerzt wurden, etc. Sie sind in gerissener Weise diesem Teil ausgewichen.

YÜKSEL: Geben Sie mir einen, nur einen „Hadith“, von welchem Sie glauben, dass er nötig für meine Heilung neben dem Koran ist. Wenn Sie nicht bereit sind die Notwendigkeit und die Genauigkeit eines einzelnen Hadith zu diskutieren, dann geben Sie bitte von ihrer Einladung zu Hadith und Sunna auf.

LOMAX: Edip bringt Hadith und Sunna durcheinander. Ahadith sind nur eine Quelle vieler Quellen der Sunna, andere großen Quellen sind der Koran und die Praxis der Gesellschaft. Die letztere dient dazu, beten zu lernen, nebenbei. Die Frage der Notwendigkeit der Ahadith zu beantworten, ohne tief in das ganze Konzept der Notwendigkeit einzugehen, ist unmöglich. Aber ich antworte auf diese Weise: Wenn ein Hadith eine Weisheit überbringt, notwendig für eine bestimmte Situation, und jemand kehrt dieser gegenüber den Rücken, nur weil sie ein Hadith war (und keine anderen bevorzugten Modalitäten), dann wird jemand des Fehlers schuldig, nicht richtig gehandelt zu haben. Dies könnte in der Tat in die Hölle führen. Natürlich, das Gleiche gilt für den Koran ebenso, oder sogar für die Predigten eines Christen.

YÜKSEL: Wenn Sie denken, dass jemand Unrecht hat und sogar fehlgeleitet ist aufgrund seiner Ablehnung eines Hadith und diese Person Sie mit dieser Frage herausfordert, die Sie nicht beantworten wie oben, so ist die Diskussion sinnlos. Sie haben oder konnten meiner Herausforderung nicht entgegentreten. Das Beantworten von Fragen ist kein Akt von Schreiben irrelevanter Linien nach der Frage. Bitte kommen Sie zum Punkt.

übersetzt von Kerem A.