Salâh: Sowohl mit Geist als auch mit Körper

Kategorien: Theologie & Auslegung

Oder: Anti-Sunna, Anti-Tradition, Anti-Ritualismus, einfach ANTI!

9.112 Diejenigen, die umkehren, dienen, loben, umherziehen, sich verneigen und niederwerfen, das Rechte gebieten und das Verwerfliche verbieten, die Bestimmungen Gottes einhalten – verkünde den Gläubigen eine Frohbotschaft!

Beim Eintritt in gewisse Foren wird man heutzutage mit einem erstaunlichen Bild konfrontiert. Es ist in diesen Foren immer wieder zu sehen, dass der Mensch an sich rechthaberisch ist und dem Geiste eines Kindes entsprechend alles mögliche tun wird, um Recht zu behalten. Nicht nur das, er wähnt sich so sicher, dass vom bequemen Sessel vor dem Computer vergessen wird, dass man es mit Menschen zu tun hat. So wird man angegriffen, wenn man nicht derselben Meinung folgt oder ihnen in ihrem Lieblingsthema zustimmt. Es scheint, dass einige Personen dermaßen begeistert sind, ihre Gedanken und ihren Körper von einem Ritual zu befreien, dass sie beginnen, solch ein Ritual im Namen Gottes zu verbieten. Der Teufel packt sie genau dort, um sie nach den klaren Beweisen wieder in die Irre zu führen: sie sind vom Gefühl der Befreiung berauscht und beginnen, alles traditionelle abzulehnen und alles, was modern und neu ist, als Religion wahrzunehmen. Mit einer rational anmutenden Sprache führen sie unzählige neue Vermutungen ein, ohne diese zu belegen. Sie geben vor, vernunftgerecht vorzugehen und missachten einfachste Regeln des wissenschaftlichen Vorgehens. Sie lehnen Persönlichkeiten wie Gerd R. Puin oder C. Luxenberg ab, weil deren Argumente weit hergeholt und unhaltbar sind. Jedoch adoptieren sie die gleiche Vorgehensweise derer, die sie ablehnen, um ihr Gefühl der Befreiung von Traditionen immer wieder von Neuem aufleben lassen zu können.

In ihrer Zauberwelt werden Orte der Anbetung (Masâdschid) zu Unterordnungen (Plural!), Kontaktgebete zu bestimmten Zeiten zu Verbindlichkeiten zu bestimmten Zeiten reduziert. Ebenso mutiert das Heilige Haus Kaaba zum „Fundament eines sanktionierten Systems“. Verben oder Adverben werden ignoriert, von Präpositionen oder Grammatik ist noch lange nicht die Rede und lieber wird mal (bei gewissen Arabern) ein Wort in seiner Bedeutung komplett geändert oder einfach der eigene Dialekt beansprucht, um ja nicht der Tradition folgen zu müssen. Die Bedeutungen werden einfach frisch nach dem Gefühl der aktuellen Lage zugewiesen, um die bizarren Theorien zu rechtfertigen. Radikale Änderung erscheint wegen seiner Radikalität attraktiver, doch sind die Argumente schwach und unbegründet. Man hat begonnen die Sunna abzulehnen und kennt die Verse bestens, welche die Tradition kritisieren. Und da man von diesem Gefühl nicht mehr loskommt, folgt man allem, was dieser Radikalität entspricht; Hauptsache man ist gegen etwas, insbesondere gegen die Sunniten oder Schiiten. Aber am liebsten einfach gegen die Tradition.

Ich habe keine Zeit und auch nicht den Wunsch, alle Argumente hier aufzuführen, um die Fehler in der Logik aufzuzeigen. Dafür bräuchte es mittlerweile ein gesamtes Buch, um alles detailliert auszuführen: zahlreiche Fehler, Vermutungen und ungerechtfertigte Schlussfolgerungen. Ich werde auch keine Namen nennen, um die Argumente von den Personen unabhängig zu machen und um kein argumentum ad hominem zu ermöglichen.

Gemäß diesen Leuten muss aber jede Person, welche nicht ihrer Interpretation, ihren Schlussfolgerungen oder Vermutungen über gewisse Wörter oder Verse des Koran zustimmt, entweder ein Beigeseller (Mushrik) oder Ableugner (Kafir) oder zumindest irgendwie irregeleitet sein. Sie lassen einem auch keine Zeit, ihre Behauptungen zu studieren, zu überdenken und zu überprüfen. Ich hätte alles stehen und liegen lassen sollen, um ihre Position entweder sofort abzulehnen oder sofort anzunehmen. Ihre Argumente gründlichst zu studieren war entweder ein Luxus oder natürlich eine „Flucht vor der absoluten Wahrheit“! Ich soll also reflexartig entscheiden. Vermutlich haben diese auch reflexartig das Thema behandelt, weil es gewisse Gefühle in ihnen angesprochen hat.

Wir sehen alles so, wie wir sehen wollen,
bis wir es anders sehen müssen.

Natürlich nehme ich jede Meinung ernst (39:18), selbst dann, wenn ich diese Argumente bereits zehn Jahre zuvor in der Türkei kennenlernte. Manchmal hörte ich in einem Satz oder in ein paar Worten gar neue Argumente, und ich füge dies zu meinem Studium hinzu. Falls ich das Argument als sachlich und schlüssig sehe, zögere ich keinen Moment meine Haltung zu ändern. Ich würde niemanden beschuldigen, eine Sünde zu begehen, wenn sie oder er das Kontaktgebet (Salâh) nicht körperlich befolgt. Ich folge lediglich den Anweisungen Gottes in den Versen 20:114, 17:36 und 39:18.

Nur das, was aus Geduld und sorgfältiger Überlegung entsteht,
kann reifen und zu etwas Fruchtbarem gedeihen!

Ein paar Jahre zuvor, als ich sah, dass der Koran nur drei Gebete und nicht fünf aufführt, begann ich auch nur noch dreimal täglich zu beten. Ich erzählte davon einigen in meinem Umfeld, jedoch fanden diese das Argument als zu kompliziert und nahmen sich keine Zeit für ein näheres Studium. Ich würde jedoch niemanden in seinem Glauben hinterfragen, nur weil er fünf Gebete als Pflicht ansieht und nicht drei. Selbst heute noch gibt es Freunde, deren Argumente für das fünfmalige Gebet am Tag teils logischen Schlussfolgerungen folgen. Wo Menschen sind, sind auch Differenzen aufgrund ihres unterschiedlichen Grad an Wissens, an Erfahrung und ihres unterschiedlichen Hintergrundes. Und ich bin überzeugt, dass trotz dieser unterschiedlichen Ansichten eine Einheit in der Gemeinschaft gebildet werden kann, denn die wichtigste Angelegenheit besteht darin, Seine Religion Gott allein zu widmen.

Folgte ich dem gleichen Schema dieser Menschen, so würde ich jeden Menschen, der fünf Mal am Tag das Kontaktgebet einhaltet, der Beigesellung (Shirk) beschuldigen, der Kapitalsünde schlechthin. Wie kann ein Gläubiger einen anderen dessen beschuldigen nur aufgrund der Befolgung von Zusatzgebeten aus einem teils unterschiedlichen Verständnis des Koran? Wer sich vor diesem Drang nicht in Acht nimmt, fällt demselben Wunsch zum Opfer, aufgrund eines unterschiedlichen Verständnisses eine Spaltung herbeizuführen, im unbewussten Bestreben, einen neuen Kult oder neue Gruppe einzuführen, was vom Koran aufs Schärfste verboten wird. Sie schärfen ihre Argumente und nutzen es als wäre es ein heiliger nasser Lappen, dem man jedem ins Gesicht werfen sollte. Sie könnten gute Punkte haben, sie könnten sogar Recht haben. Aber sie übertreiben, indem sie entdeckte UNTERSCHIEDE als den Angelpunkt des Glaubens behandeln. Der Wunsch, eine eigene Identität zu entwickeln benebelt ihre Vernunft und sie erblinden den gemeinsamen Werten gegenüber. So wie Paulus nach Jesus etliche Tatsachen verzerrte, um Jesus‘ Botschaft von der von Moses zu unterscheiden, so wie sich die Gläubigen nach Paulus Christen nannten. So wie sich die Sunniten und Schiiten ihre Namen gaben nach dem Propheten Mohammed aufgrund einer rein politischen Frage. So wie sich die Schiiten untereinander und Sunniten untereinander wiederum unterschiedliche Sektennamen (Hanafi, Hanbali, Dschafari, Zwölferschiiten…) gaben. Dieses Muster der Spaltung ist fast allen Gruppen gemein, die eine bestimmte Religion, Sekte oder einen Kult vertreten.

4:142 … Und wenn sie sich zum Kontaktgebet hinstellen, stellen sie sich nachlässig hin, wobei sie von den Menschen gesehen werden wollen, und sie gedenken Gottes nur wenig.

77:48  Und wenn zu ihnen gesprochen wird: „Verneigt euch“, verneigen sie sich nicht.

Um es klarzustellen: anders zu verstehen und deshalb anders zu handeln ist nicht dasselbe wie Gottes Zeichen (ayaat) im Koran oder in der Natur abzulehnen. Sich dem Glauben an eine Ayah (Zeichen) oder Ayaat (Zeichen oder Offenbarungen) zu widersetzen ist Ableugnung und wird als große Sünde betrachtet. Wenn beispielsweise die Verse 9:128-129 Teil des Koran wären, wäre eine Ablehnung ihrer wichtig. Ähnlicherweise wäre es eine wichtige Angelegenheit, die Verse 9:128-129 zu akzeptieren, wenn sie keine Verse des Koran sind. Da der Code 19 diese Angelegenheit beinhaltet und als eine der größten Wunder (Ayaat) und als eine Prüfung bezeichnet wird, ist diese Frage eine Frage des Glaubens.

 

Was ist nun Salâh?

Nach dieser langen Einführung möchte ich hier die Gründe auflisten, weshalb ich nach all dem Anhören der Argumente immer noch die Kontaktgebete (Salâh) sowohl geistig als auch körperlich einhalte.

1- Es gibt Personen, die behaupten Sally oder Salâh bedeute nicht Gebet, sondern Hingabe, Unterstützung, Kontakt oder Verbindlichkeit. Darin ist eine gewisse Wahrheit enthalten. Wenn das Wort SaLLY nicht zusammen mit dem Verb iqamu verwendet wird, bedeutet es gewöhnlicherweise Unterstützung oder Ermutigung. Die Verse 74:43, 75:31 reflektieren diese Bedeutung. Ebenso bedeutet das Wort Salla in den Versen 2:157; 9:99,103; und 33:43,56 zu unterstützen. Es könnte auch sein, dass in Vers 5:106 das Wort Salla sich nicht auf das Ritual des Kontaktgebetes beziehen muss. Wenn das Wort Salâh mit dem Verb iqamu (Imperativform: verrichtet) verwendet wird, beschreibt es das zeitlich festgelegte Ritual, welches vorgängig einer Waschung bedarf (Wudu‘). Die restlichen Argumente, die die diese Verbindung zwischen diesem Verb und dem Wort Salâh untersuchen, sind schlicht nicht überzeugend.

2- Gewisse Personen, die das Glück haben, sich von den Ahadith befreien zu können, gehen in ein Fest der Verschwörungstheorien über und behaupten, die Worte hätten sich allesamt zwangsweise verändert, wegen irgendeiner verschwörerischen Ideologie der früheren Araber.

Das Wort al-beyt (das Haus), welches gewöhnlicherweise im Koran das von Abraham und seinen Kindern in Mekka erbaute Haus meint, solle eigentlich als „System“ übersetzt werden. Genauso solle Hadsch (die Pilgerfahrt zum Haus in Mekka) plötzlich als Debatte, Diskussion oder Herausforderung verstanden werden. Neue Bedeutungen alten Wörtern zuzuschreiben wäre prinzipiell nichts Verwerfliches, wenn es wesentliche koranische und logische Argumente gäbe. Die übliche Bedeutung dieser zwei Wörter erklären alle Verse, in denen sie vorkommen, ohne dass wir tiefergehende Einsichten benötigten. Die behaupteten neuen Bedeutungen hingegen sind nicht vorstellbar. Wie werden folgende Verse denn genau erklärt mit diesen „neuen Bedeutungen“: 2:158, 8:35 (in Bezug auf die Präposition ‚inda), 17:93 (luxuriöses System?), 28:12, 66:11 (System im Paradies?), 12:23, 2:125 und 22:26 (Gottes System brauche Reinigung?) und 8:5? Wie steht es um den Plural des Wortes (buyuut)? Sind das keine Systeme, oder wieso wird dies dennoch als Häuser verstanden?

3- Es ist wahr, dass in 16:49 Sadschda Gehorsamkeit und Unterordnung Gottes Gesetz gegenüber bedeutet. Wir sollten nicht von diesem Vers ausgehend folgern, dass alles eine Seele wie Menschen besitzt. Selbst mentale Prozesse folgen physischen Ereignissen. Selbst die Niederwerfung aller Geschöpfe ist physisch. Alles was wir beobachten und wahrnehmen können, ist physischer Natur. Atome unterwerfen sich Gottes System in der Natur, wenn sie interagieren. Wasser tritt in gewisse Zustände wie Eis, Dampf oder Flüssigkeit ein, die vier Basen Adenin, Cytosin, Guanin und Thymin bilden die Grundelemente der DNA und folgen Regeln der Codierung, die Gott vorbestimmte, und sie produzieren die DNA. Jede Zelle und jedes Organ in unserem Körper ordnet sich ins Gefüge ein. Dies sind alles physikalische Beispiele der Sadschda vor Gott. Kein Wunder, denn das gesamte Universum hat sich Gott ergeben (3:83; 13:15). Interessanterweise wird in diesen zwei Versen dieselbe Idee angesprochen, doch in 3:83 wird das Verb aslama (ergeben) verwendet, während in 13:15 das Verb yasjudu (niederwerfen) gebraucht wird. Dies ist ein starker, philologischer Hinweis dafür, dass beide Verben zur selben semantischen Ebene gehören. Ergebung in Gott ist nicht nur ein mentaler Vorgang, sondern ebenso eine physische Handlung, wie zum Beispiel hart zu arbeiten, Gottes Botschaft zu übermitteln, den Armen Speise und Kleidung zu geben, für Verbesserungen im Umfeld zu sorgen usw.

Moschee in Bascarsija SarajevoEinige verwenden 41:37, um die Schlussfolgerung zu ziehen, dass wir uns nicht niederwerfen sollen vor der Schöpfung im Glauben, dass wir Gott anbeteten. Gott benutze Sonne und Mond als Beispiele, welche insgesamt Tag und Nacht umfassen sollen. Dies ist nicht nur eine weit hergeholte Vermutung, sondern auch ein Missverständnis der arabischen Präposition „li“. Der Vers sagt nicht VOR Sonne und Mond, sondern FÜR/ZUR Sonne und Mond. Der Unterschied ist gewaltig. Um Zeiten zu beschreiben verwendet Gott im Koran Tag und Nacht und nicht Sonne und Mond. Der Vers verbietet des Weiteren auch nicht eine körperliche Niederwerfung für Gott, sondern die körperliche wie auch mentale Niederwerfung für andere als Gott.

In einigen Versen bedeutet Sadschda tatsächlich nur mentale Niederwerfung, während es in anderen Versen wiederum nur körperliche Niederwerfung bedeutet. Hier brauche ich bewusst nicht die Beschreibung „physisch“, da sowohl mentale (neuronale chemische Ereignisse) wie auch körperliche Prozesse physische Vorgänge sind. Die in 27:20-24 erwähnte Niederwerfung muss körperlich sein. 77:48 erwähnt hingegen mentale Beugung vor Gott. Der Vers 22:18 beschreibt beides: mentale wie auch körperliche Unterordnung vor Gott. Es gibt einige, die bei diesem Vers folgende rhetorische Frage stellen: „Hat irgendjemand je einen Teil dieser Schöpfung sich beugen und auf den Boden niederwerfen sehen können (Tiere ausgeschlossen)?“

Wieso sollte die Regel begründet sein, dass wir einen Teil (!) der Schöpfung nachahmen müssen? Was ist mit dem anderen Teil? Was ist mit dem gänzlich unbekannten Teil? Nur weil gewisse Dinge in den Himmeln und der Erde sich nicht vor Gott niederwerfen, indem sie ihr Gesicht nach unten zeigen in Demut, dürften wir dies nicht tun, damit wir „die Schöpfung imitieren“? Die Annahme ist hier falsch, dass alle Geschöpfe auf dieselbe Art die Niederwerfung vollziehen. Jedes Geschöpf, ob in den Himmeln oder auf der Erde, verherrlicht Gott (24:41, 57:1, 59:1, 59:24, 61:1, 62:1, 64:1), wir verstehen ihre Verherrlichung aber nicht (17:44). Wir sind ebenso angewiesen unseren Herrn Tag und Nacht zu verherrlichen. Dies tun wir aber nicht wie die Vögel oder die Planeten, nicht wie Atome oder Galaxien, sondern wie Menschen in unserer Sprache (3:41, 5:97, 7:206, 19:11, 20:130, 32:15, 40:55, 50:39-40, 52:48-49, 56:74, 56:96, 69:52, 76:26, 87:1, 110:3).

Mit dieser irreführenden Annahme, dass wir der Schöpfung zu folgen hätten, würden auch andere ähnliche Verse unklar werden, wie zum Beispiel 3:83. Dieselbe rhetorische Frage hier: „Hat irgendjemand je gesehen, dass ein Teil dieser Schöpfung Almosen gibt oder Gottes Botschaft überbringt oder den Koran liest und studiert?“ Nach der eben erwähnten Annahme müssten die (menschlichen) Gottergebenen also keine Almosen abgeben, den Koran nicht studieren, kein Radio hören, nicht fernsehen und keine Computer benutzen?!

4- Einige führen auch Vers 2:62 an, um das körperliche Kontaktgebet oder Salâh zu kritisieren. Nicht alle der erwähnten Gruppierungen würden sich beugen und sich auf den Boden niederwerfen. Sie würden wegen 2:62 offensichtlich nicht bestraft dafür. Aber die Menschen, die sich weigern, sich Gott zu ergeben und Seinen Anordnungen zu folgen, verdienen Seine Strafe.

Auch dies ist wiederum eine hastig geführte Schlussfolgerung. Die erwähnten Gruppen (Gläubige, Juden, Nazarener und jene von anderen Religionen) erlangen Erlösung von Gott, solange sie an Gott glauben, rechtschaffene Werke verrichten und an das Jenseits glauben (Konzept der Verantwortlichkeit eigener Taten). Ja, es mag sein, dass sich nicht alle dieser Gruppierungen beugen und niederwerfen. Jedoch ist es dasselbe mit dem Koran: nicht alle dieser Gruppierungen folgen und glauben dem Koran. Obwohl darin Gottes Anweisungen stehen.

Gott zieht jeden zur Rechenschaft aufgrund seiner Umstände. Jene, die die Zeichen von Moses sahen, werden für ihre Reaktion darauf zur Rechenschaft gezogen. Jene, die das Zeichen der 19 im Koran sahen, werden aufgrund ihrer Reaktion darauf zur Rechenschaft gezogen. Und so werden auch diejenigen aufgrund ihrer Reaktion zur Rechenschaft gezogen, denen angewiesen wurde sich zu beugen und sich niederzuwerfen. Erhielt doch jedes Volk einen Gesandten mit seinen eigenen Anordnungen (10:47, 22:34, 40:28).

5- Beziehend auf Vers 18:50 wurde auch schon gefolgert, dass es „keinen Bedarf gebe, sich auf den Boden niederzuwerfen, um Gott zu verherrlichen, denn dies sei uns nicht befohlen worden, sondern dass Gott von uns wolle, unseren Willen Seinem Willen zu beugen und zu unterordnen“. Diese so geäußerte Aussage mag als vernünftige Schlussfolgerung angesehen werden. Jedoch können wir die Art der Niederwerfung aus 18:50 nicht allen anderen Niederwerfungen gleichsetzen, da wir wissen, dass dieses Wort auch dazu verwendet wird, um die Bedeutung „demütig auf den Boden zu gehen“ wiederzugeben. Der Vers bezieht sich auf ein Ereignis, welches vor der Schöpfung des Lebens auf Erde geschah. Nebst dem ist dies eine Anordnung an Satan, ein aus Energie erschaffenes Wesen ungleich uns. Die Art und Weise der Niederwerfung von Satan und den Engeln muss nicht notwendigerweise die gleiche sein wie die unsrige.

6- Es soll nicht vergessen werden, was in Vers 4:102 steht. Die Gruppe, die sich bereits niedergeworfen hatte, wird durch diejenige abgewechselt, die sich noch nicht niedergeworfen hat. Diese sollen hervor treten, damit der Prophet das Gebet für sie „vorführen“ (aqamta) möge. Insbesondere aber der Hinweis, dass die Waffen nicht abgelegt werden sollen, es sei denn es regne oder man ist krank, bekräftigt den körperlichen Aspekt der Niederwerfung.

7- Ein Bruder erwähnte einmal folgendes:

Das entsprechende Wort wird meistens mit einem anderen Wort verbunden, das davor kommt: Khar’a (runter fallen). Dies verdeutlicht es uns, dass wir tatsächlich körperliche Niederwerfung vollziehen müssen. Würde man „Niederwerfung“ sofort als etwas Körperliches verstehen, bräuchte man auch nicht „Khar’a“ hinzufügen. Vers 12:100, welche die Erfüllung von Josefs Traum beschreibt, benutzt die Wörter „fallen“ und „niederwerfen“ zusammen.

Dies ist in der Tat interessant. Doch man darf nicht vergessen, was am Anfang des Kapitels, nämlich in 12:4 steht: in Josefs Vision, welche gerade das Ereignis aus 12:100 beschreibt, wird nur ein Wort verwendet: Sadschedeen (in der Bedeutung etwas ähnliches wie: sie waren sich am niederwerfen). Darüber hinaus wird ebenso David damit in Verbindung gebracht, der das Kontaktgebet verrichtete:

38:24 Und David merkte, dass Wir ihn auf die Probe gestellt hatten; also bat er seinen Herrn um Verzeihung und fiel kniend nieder (Kharra rukka’An) und bekehrte sich.

Hier wird Davids Reue klar als Niederknien beschrieben, sowohl geistig als auch körperlich.

Ich möchte gerne ihn und andere, die sich intensivst darum bemühen, den formalen Aspekt des Kontaktgebetes (Salâh) zu eliminieren, an folgenden Vers erinnern:

19:58 … Wenn ihnen die Zeichen des Allerbarmers verlesen wurden, fielen sie niederwerfend und weinend nieder (kharru sujjadan wa bukyan).