Meinungen

Mein Weg zur Gottergebenheit #6 – „Ich dachte zuerst an Adnan Oktar und seine Miezekätzchen!“

Oguz, 42 Jahre

Jeder kennt, denke ich, diese „Film – Sequenzen“, die man als Erinnerung kennt. Ich habe viele dieser Erinnerungen aus meiner Kindheit, Jugendzeit und Erwachsenen-Zeit. Viele dieser Erinnerungen sind emotional behaftet, manche positiv und manche negativ. Als Teenie habe ich im Religionsunterricht oft über Gott nachgedacht (ich war auf einer streng katholischen Schule) und dachte mir, warum beten die Christen immer diesen Jesus am Kreuz an, der neben der Tür im Klassenzimmer hängt. Jeden Morgen vor dem Unterrichtsbeginn gab es das Vater-Unser.

Des Weiteren musste ich zum Gottesdienst mit der Schule, jeden Dienstagmorgen, dann auch noch an allen christlichen Feiertagen, sechs Jahre lang. Im Reli-Unterricht haben wir aus der Bibel gelesen. Hat es mir geschadet? Bin ich heute ein Christ? Nein, weder ist aus mir ein Christ geworden, noch hat es mir geschadet. Ganz im Gegenteil, ich kann sagen, es hat mich bereichert.

Mit dreizehn Jahren hat mich meine Mutter zum Koran-Unterricht angemeldet, bei Emir Hoca, in der Moschee bei uns um die Ecke. Und ja es war grauenhaft. Ich habe einen von Gott geschenkten natürlichen Gerechtigkeitssinn, also wurde ich sehr bald wütend über die „pädagogisch wertvollen“ Lehren des Hocas. Mich hat der Hoca in Ruhe gelassen, ich hatte wohl Welpen-Schutz. Ich wurde weder kritisiert noch ermahnt, geschweige denn geschlagen.

Aber ich hatte die Angst der Kinder in den Augen gesehen, wie Ihre Stimme gezittert hatten. Der Hoca hatte ganz klassisch seinen dünnen Stock in der Hand und seine Stimme war autoritär. Er hatte immer wieder die Kinder auf deren Fehler hingewiesen, in dem er immer wieder auf den Koran-Buch-Ständer schlug. Ich weiß nicht nach wie vielen Unterrichtseinheiten, aber sehr früh bin ich einmal wütend geworden als er ein Kind heftig anfuhr und daraufhin bin ich aufgestanden und habe zurück geschrien. Alle waren erschrocken, sogar der Hoca. Keiner hat es erwartet, ich ehrlich gesagt, mit der Reaktion, auch nicht. Ich kann mich sehr gut daran erinnern. Der Hoca hat mich raus geworfen, woraufhin ich wütend und fluchend die Moschee verlassen habe. Meiner Mutter habe ich alles erzählt und gesagt, dass ich weder dort noch woanders eine Moschee besuchen würde, dies war nicht mein Islam.

Getroffene Türme des WTC

Foto: Robert J. Fish, CC-BY-SA 2.0

Aufgewachsen bin ich mit Türken, Marokkanern und „Yugos“ und ich hatte, wenn ich zurückblicke, eine ganz andere Einstellung zum Islam gehabt. Es gab immer Diskussionen und ich war immer anderer Meinung. Die meisten der Jungs fanden das mit dem „Gehorsam“ auch alles daneben, sie aber haben sich damit abgefunden. Ich konnte nicht glauben, dass Gott immer diese böse Autorität ist, mit dem erhobenen Zeigefinger dich richtet und wenn du nicht lieb bist, dann in die Hölle kommst.

Also habe ich mich immer weiter von diesem Islam verabschiedet. Dass es eine große Macht gibt und dass diese Macht Gott ist, habe ich nie aufgegeben, aber für mich gab es lange keinen Islam. Erst recht nicht, als ich im Urlaub in der Türkei gesehen habe, wie schwachsinnig vieles war.

Im jugendlichen Alter habe ich angefangen schlecht zu sprechen, ich war bei Logopäden usw., aber nichts hat geholfen. Meine Mutter brachte mich zu Verwandten, die sehr „religiös“ waren und die mir „Zemzem“-Wasser zu trinken gaben und mit einer Rasierklinge wollten sie mir mein Zungenfädchen durchschneiden, damit die Zunge wieder locker sitzt. Ich habe mich natürlich mit all meiner Kraft der Jugend gewehrt, so dass sie mich nicht festhalten konnten und sie davon Abstand hielten. Ich musste als Alternative nur noch kleine Papierkügelchen mit Arabisch beschrifteten Wörtern schlucken, dies sollte mich heilen. 😊

Diese Erfahrungen haben mich natürlich geprägt. Erst viel später, als der Terroranschlag 9/11 passierte und ich mich plötzlich nicht nur als der „Türke“ rechtfertigen musste, sondern auch als der „Moslem“, habe ich wieder angefangen mir viele Fragen zu stellen. Warum sind wir so böse, wir Moslems? Warum sind wir so aggressiv? Ist das Gottes Wille??? Also bin ich zur nächsten großen Bücherei gegangen und habe eine Ausgabe des Korans auf Deutsch erworben. Es war eine Ausgabe der Ahmadiyya Gemeinde. Nachdem ich diese gelesen habe, habe ich nicht viel empfunden, dies konnte nicht mein Islam sein. Ich habe dennoch im Internet recherchiert und hier und da nach Antworten gesucht.

Später bin ich nach der Heirat nach Köln gezogen und die Islamische Community war zu dem Zeitpunkt stark vorhanden. Ich war das nicht gewohnt, man durfte dort beim Türken (Obst-Gemüse-Händler oder vereinfacht gesagt Döner-Laden) nicht  so einfach einkaufen, der eine war entweder Kurde, also kein Gläubiger, der andere Türke, war ein Gülenist oder ein Milli Görüs-Anhänger und es gab noch viele andere Fußballvereine. Oh sorry ich meinte „Glaubensrichtungen“. Man wurde unterschwellig aufgefordert sich für eine Mannschaft zu entscheiden.

Ich und entscheiden?

Nein, ich habe mich für keine entschieden, auch nicht für den Verein, der meine Frau angehörte, der Nakshibendi. Dennoch habe ich alle Moscheen von Freitag zu Freitag besucht und habe ohne es zu merken meinen eigenen Moscheereport erlebt.

Nach weiteren Ausgaben des Koran und weiteren Recherchen im Internet bin ich auf einen seltsamen Artikel von Kerem Adigüzel gestoßen, wo das Beten während der Menstruation behandelt wird. Sogar ein Liberaler wie ich hat große Augen bekommen. 😊 Aber ich fand es dennoch sehr interessant und irgendwie fand ich die Schreibweise toll, dennoch dachte ich im Hinterkopf: Der gehört doch bestimmt einer Sekte an! Ich dachte, wenn ich ehrlich bin, zunächst an den Verein von Adnan Oktar und den Miezekätzchen. Lach!

Gott sei Dank hat es sich nicht bestätigt. So bin ich auf alrahman.de gestoßen und nach anfänglichen Reibungen habe ich Menschen gefunden, die auch so fühlen und auch so denken wie ich.

Hey ich war nicht mehr alleine, das war ein großartiges Gefühl. Ich habe den Islam, die Gottergebenheit gefunden, die reine, saubere und friedliche Gottergebenheit mit viel Liebe aber auch mit Vernunft und Logik. Ja, diese Gottergebenheit kann göttlich sein.

Und der Prozess geht weiter, jeder Tag ist ein neuer Tag, um auf dem Weg Gottes zu lernen und zu bleiben.
Möge Gott mir dabei helfen und anderen Ihre Herzen sowie Verstand erhellen.

Mein Weg zur Gottergebenheit #5 – „Ich war sehr überrascht vom Koran!“

Anja-Asiyah, 32 Jahre alt

Mein Weg zur Gottergebenheit war, wie der von vielen anderen sicher auch, eher ein langer umständlicher Weg und einer, der auf eher traurigen Anlässen beruht. Aber nun ja, fangen wir mal von vorne an.

Mit knapp 21 Jahren trennte ich mich von meinem langjährigen Partner, nachdem ich erfahren habe, dass er es nicht so genau mit der Treue und Ehrlichkeit nahm wie ich. Da damals die großen Sommerferien anstanden, hatte ich das dringende Bedürfnis aus meinem beschaulichen Heimatort zu verschwinden, am besten so weit weg wie möglich. Ich wollte meine Zeit sinnvoll nutzen um nicht in Selbstmitleid zu baden, ja, vielleicht wollte ich auch gebraucht werden und einfach nur Wertschätzung erfahren nach dieser schmerzhaften Kränkung.

Da ich im Frühjahr auf Studienfahrt in New York war und ich auf Anhieb verliebt in die kulturelle Vielfalt der Stadt war, nahm ich Kontakt auf zu einer katholischen Organisation, welche mir von einer Mitschülerin empfohlen wurde. Ich hätte mich nie als katholisch bezeichnet, auf dem Papier ja, aber keineswegs praktizierende Katholikin. Einen starken Glauben an etwas wie Gott hatte ich immer schon, jedoch widerstrebte mir stets die dogmatische, herrische Art und Weise, die mir in der Kirche vorgelebt wurde.

Die Organisation im Herzen von Manhattan kümmert sich um obdachlose Frauen und Kinder und bietet viermal die Woche warmes Mittagessen an und die Möglichkeit zu duschen. Außerdem werden Kleiderspenden verteilt. Schon komisch, wenn man sich überlegt, dass man in einer Stadt wie New York, in der die Sünde an jeder Straßenecke auf einen wartet, zu Gott findet, aber weiter nach der Reihe.

Ich kam also an und lernte einen Haufen unterschiedlicher Leute kennen, alle Glaubensrichtungen und Weltanschauungen waren unter einem Dach vertreten und siehe da, es funktioniert. Unter meinen Kollegen gab es zwei, die eine Organisation namens „Witness against Torture“ gegründet haben. Diese hat sich zum Ziel gesetzt auf die Schließung des US-amerikanischen Gefangenenlagers auf Guantánamo hinzuarbeiten. Es wurden zahlreiche Aktionen gestartet, um die Menschen und vor allem die Regierung zum handeln zu bewegen. Aus Interesse beschäftigte ich mich viel mit der Thematik, las Briefe und Gedichte der ausschließlich muslimischen Häftlinge und war tief bewegt. Zu der Zeit befanden sich einige Häftlinge im Hungerstreik und aus Solidarität schlossen sich zahlreiche Kollegen an und fasteten, ich versuchte es auch mit der Überzeugung, dass ich es nie einen Tag ohne Essen und Trinken aushalten würde, aber mein Wille belehrte mich eines besseren. Hintergrund des Hungerstreiks war die Tatsache, dass den Insassen der Koran weggenommen wurde und somit wurde ich auf dieses Buch aufmerksam und fing mal an, darin zu blättern.

Die Bibel hat in meinem Leben nie eine große Rolle gespielt und ich war sehr überrascht und überwältigt von der Wirkung, die der Koran auf mich hatte. Ich war fasziniert, verwirrt und einfach irgendwie glücklich, schwer in Worte zu fassen.

Besonders beeindruckt hat mich auch die Geschichte des britischen Häftlinge mit saudischen Wurzeln, Shaaker Aamer, ein Mann, der trotz widrigster Umstände eine Zufriedenheit im Herzen trägt, von der sich jeder ein Stück abschneiden sollte. Es gab für mich keinen Zweifel mehr am Wert dieses Buches.

Wieder in Deutschland angekommen hatte mich der Alltag schnell wieder und vieles wurde in den Hintergrund gedrängt, bis ich den Wohnort wechselte. In München suchte ich mir auch gezielt muslimische Freunde, in der Hoffnung mehr zu lernen und zu verstehen. Jedoch war dies nicht wirklich der richtige Weg, da ich in türkisch-sunnitischen Frauengruppen landete, in denen ich mich Gott so weit entfernt gefühlt habe wie niemals zuvor.

Das wöchentliche Studieren einiger Ahadith liess mich enorm an meinem Glauben zweifeln, kannte ich solche Geschichten doch zu genüge aus der Bibel und die gleichen Fragen wie: Was ist daran nun wahr und was erfunden? Auch hier hatte ich wieder das Gefühl, wie schon damals in der Kirche, dass man mir einreden wollte, ich könne keine direkte Verbindung zu Gott aufnehmen, sondern müsse einen Mittelmann heranziehen.

Durch Gedankenanstöße zweier Freundinnen hinterfragte ich die Hadith-Lehre immer weiter und fühlte mich meinem Glauben an Gott wieder viel näher. Ich empfand wieder Erleichterung in meiner Beziehung mit Gott. Viele Dinge fielen mir wieder leichter: geduldig sein, hilfsbereit, die Dinge zu nehmen, wie sie sind.

Ich danke Gott für den Weg, auf den Er mich geschickt hat, für jeden Stolperstein und jede Brücke darin und wünsche jedem ans Ziel zu kommen, wo immer das auch sein mag und egal wie lange es dauert.

Die Liebe Gottes von Justin Lowery

Gott erschuf uns aus unbeschreiblicher Liebe

Gott erschuf uns Menschen aus unbeschreiblicher Liebe.

Wer liebt, möchte zurück geliebt werden, natürlich ohne Zwang und aus freien Stücken bzw. freiem Willen. Das ist etwas, was wir wissen und fühlen können. Diese Art der Liebe bedeutet, auch die völlige Absicht zu erlernen, sich aus Liebe hinzugeben in allem.

Durch Liebe erlauben wir alles. Diese Liebe ist dann wahrhaftig ohne Grenzen. Diese Liebe ist völliges Vertrauen, alles mit sich geschehen zu lassen: Sich für die Liebe opfern, alles geschehen lassen.

Wer Gott liebt, lässt alles zu, was in seinen geschriebenen Worten steht, die zusammengetragen wurden durch den Verkünder, seinen Propheten. Diese Worte dürfen nicht missverstanden werden. Der lebendige Sinn geht sonst verloren. Der Sinn ist das Verstehenwollen aus der damaligen und auch in der heutigen Zeit, auf alle Anwendungen im Leben, zu lernen und immer wieder neu zu lernen.

Das Leben ist vielfältig, dadurch findet sich ein vielfältiges Verstehen aus der Lesung wieder und ist immer wieder neu und lebendig. Gottes Wort ist lebendig. Es ist nicht monoton oder einseitig. Deswegen darf das Verstehen nicht einseitig sein oder von Menschen dazu gebracht werden durch Menschenworte, die Lesung so zu verstehen, wie sie es gerne hätten.

Die Liebe Gottes von Justin Lowery

Foto von Justin Lowery, CC-BY-ND 2.0

Tief gläubig kann nur der Forschende sein, nicht derjenige, der meint, viel zu wissen, sondern derjenige, der sagt, Gottes Worte sind immer lebendig und immer neu zu verstehen, um den Sinn auf alles im Leben zu erfassen. Denn Gottes Wort steht nicht still, sowie auch der Verstand nicht stillsteht – außer man will, dass der Verstand stillsteht. Dann kann das Wort Gottes für einen stillstehen und der lebendige Sinn schläft.

Das einfachste Prinzip, es bestmöglich immer so zu verstehen, ohne sich neue Gesetze zu machen, ohne neben Gott etwas beizugesellen, scheint unter den Gläubigen zu Gott sehr schwer zu sein.

Dort wo die Zeit stillsteht unter den Traditionen, ist Stillstand. Es ist keine Lebendigkeit zu erkennen, in ihren Worten, Handlungen und Gesetzen.

Ich bedauere es zutiefst, dass Gottes Wort verändert wurde. Nicht wegen der Menschen, die mein Mitleid haben, und Gott – allwissend – sieht auch das Verborgene in uns, denn einzig Gott, dem Allmächtigen, gebührt unsere Ehrfurcht, unsere Dankbarkeit und unsere Liebe.

Sie lieben und lehren lieber nach ihren von Menschenhand geschaffenen, erfundenen Gesetzen und dem Glauben, den sie sich selber beigebracht haben. Dieses tiefe Verständnis, Liebe zu erlernen, es zu wollen, diese größer werdende Ehrfurcht, es geschieht nur bei wachem Verstand und mit einem Herzen, das benutzt werden kann, ohne Unterbrechung, um nicht weggeleitet zu werden.

Es ist Mühe, harte Arbeit und auch Schmerz, religiöse Bildung aus dem Anfang geradeaus gestalten zu wollen, denn fast jeder will dich auf den Irrweg bringen, auch mit guten Absichten, die aber nur einen Irrweg darstellen, im Vergleich zu Gottes geschriebenem Wort.

Natürlich weiß es Gott besser.

Mein Weg zur Gottergebenheit #4 – „Wie kann der Prophet so etwas über Frauen sagen?!“

Rahima, 29 Jahre alt

Als ich mir damals neben dem Koran „Die Sammlung der Hadithe“ von Al-Bukhari besorgt habe, in dem Glauben, dadurch den Koran besser zu verstehen, und begonnen habe ein Hadith nach dem anderen zu lesen, fiel es mir mit jedem weiteren Hadith schwer, meinen eigenen Augen zu trauen. Ich las Ahadith, welche ich bis zu dem Zeitpunkt als weitere Primärquelle neben dem Koran gesehen habe, die Frauen mit Tieren gleichsetzten.

Wie können der Prophet Mohammed und seine Anhänger so etwas über Frauen denken und sagen?! Der Prophet wurde von Gott auserwählt, ihm hat er den Koran offenbart, in dem Mann und Frau vor Gott gleichwertig sind und ihm hat er den rechten Weg gelehrt.

Ich beruhigte mich, in dem ich mir einredete, dass es sich bei den Hadithen um nicht-authentische Hadithe handelt, denn so etwas kann auf gar keinen Fall vom Propheten stammen. Ich wollte herausfinden, ob die Hadith-Wissenschaft diese Ahadith als authentisch eingestuft hat. Mit Entsetzen musste ich feststellen, dass die frauenfeindlichen Ahadith als authentisch identifiziert wurden. Ich legte daraufhin das Buch im wahrsten Sinne des Wortes angewidert weg.

Verstört vom Islam-Bild, das mir Al-Bukhari vermittelt hatte, suchte ich verzweifelt nach Antworten im Internet. Über eine Blog-Seite stoße ich auf die Internetseite von Alrahman.de, wo ich zum ersten Mal meine Gedanken, die ich nicht auszusprechen wagte, in den Artikeln wiederfinde. Ich las, dass die Ahadith nicht zulässig seien, diese den Koran nicht ergänzen, sondern ihn umschreiben und damit den Islam verzerren und neu erfinden würden.

Als die Ahadith für mein Islamstudium wegfielen, weil sie Gott, dem Propheten und seinen Anhängern einen Islam unterstellen, der sich nicht im Koran wiederfindet, und dadurch für mich an Glaubwürdigkeit verloren haben, blieb eine einzige Quelle übrig: der Koran.

Ich habe endlich angefangen den Koran als Primärquelle bewusst zu lesen. Vorher habe ich ihn zu meiner Beschämung nur gelesen, um ihn wie alle anderen gelesen zu haben, aber nicht verstanden zu haben.

Beim Lesen hielt ich beim Vers 96:1 inne:

 

Lies im Namen deines Herren, der erschuf.

 

In all der Zeit habe ich zugelassen, dass mir andere meinen Glauben, meine Religion vordiktierten. Dieser Vers ist nicht nur an den Propheten Mohammed gerichtet, sondern an jeden Einzelnen, der ihn liest. Gott spricht in diesem Vers nicht nur den Propheten Mohammed an, sondern jeden Gottergebenen. Er fordert uns auf zu lesen und zu verstehen.

Ich fühlte, wie ich durch die Koranverse direkt von Gott angesprochen werde, wie er mich auffordert, seine Worte zu lesen, seine Schöpfung zu studieren, das Gewohnte zu hinterfragen und mir mein eigenes Urteil fälle. Hier erinnere ich mich, wie mir einmal gesagt wurde, dass das Infragestellen zur Ableugnung (kufr) führe. Sieht sehr danach aus, dass mich das Fragen zu Gott geführt hat.

Nach und nach lösten sich die Ketten in meinem Kopf. Ich fühlte mich immer freier.

Ich fühle mich Gott viel näher als vorher. Vorher lag etwas zwischen uns, etwas, das mich daran hinderte zu ihm aufzusehen, ihn anzurufen. Es ist der Irrglaube, dass z.B. Mädchen und Frauen während der Menstruation, die im Sunnitentum als „unrein“ gesehen wird, den Koran nicht lesen oder fasten dürfen, dass mich daran gehindert hat, die Nähe zu Gott zu finden.

Mein ganzes Leben habe ich mich den Zwängen des Sunnitentums gebeugt, in dem Glauben, dadurch Gott zu gefallen. Heute weiß ich, dass es richtig und wichtig ist, kritisch zu sein, und das Gewohnte zu hinterfragen, in dem man sich hinsetzt und selber recherchiert.

Koran

Mein Weg zur Gottergebenheit #3 – „Der Koran für mich? Nie und nimmer!“

Karima, 58 Jahre alt

Im März 2015 las ich auf der Facebook-Seite von WDR 5 eine Umfrage, in der es darum ging, was die Menschen in Nord-Rhein-Westfalen davon hielten, dass der Koran kostenlos in den Städten verteilt wurde. Ich las mit Entsetzen die Antworten der Deutschen dort. Es reichte von Ausweisung bis zur Todesstrafe. Ich schrieb, ich schäme mich, eine Deutsche zu sein. Ich hätte schon oft Bibeln kostenlos verteilt. Auch an Muslime. Nie hätte man mir deswegen Probleme gemacht.

In meiner Entrüstung wollte ich sogleich die Verteiler suchen und ihnen 100 Euro zur Wiedergutmachung für weitere Korane spenden. Dann war mir aber die Sache viel zu heiß. Was, wenn der Koran wirklich gefährlich wäre?

Ich suchte nach einer islamischen Hilfsorganisation, fand „Muslime helfen“, und spendete die 100 Euro, die ich für die Koranverteilungen ausgeben wollte. Dann kaufte ich mir kurzentschlossen über ebay einen Koran für 7.90€ und begann am 1. Mai zu lesen. Gleich bei der 2. Sure war ich begeistert. Und ich war auch erstaunt. Ich dachte: Da haben die Muslime so ein tolles Buch, aber sie reden nicht darüber. Ich las und las und wollte doch gerne irgendwie loswerden, dass ich den Koran toll fand. Nicht für mich zwar, aber trotzdem einfach gut. Ich suchte und suchte und fand nur eine arabische Seite, die ich likte. Dann kamen mir wieder Bedenken, da ich gar nicht verstehen konnte, was da geschrieben war, nur, dass es um den Koran ging.

Ich suchte weiter und fand die Facebook-Seite „Koranfakten“. Dorthin schrieb ich. Ich schrieb, dass ich es nicht verstehen könnte, dass die Muslime so ein tolles Buch hätten und nicht darüber reden würden. Die Person, mit der ich schrieb, lud mich in folgende Facebook-Gruppe ein „Dialog zwischen Nur-Koran-Muslimen und Andersgläubigen“. Sie sagte: „Wir reden gerne darüber“.

So kam ich in meine allererste Facebook-Gruppe. Ich stellte mich vor, erzählte meine Geschichte und hoffte eigentlich nur, Muslime überreden zu können, sich bei Diskussionen eher zu Wort zu melden. Dass der Koran für mich wichtig werden würde, konnte ich mir da noch nicht vorstellen. Dann folgten einige Wochen, während ich weiter den Koran las, in der Gruppe Fragen stellte und das Miteinander der Mitglieder beobachtete.

Irgendwann dachte ich: „Was mache ich denn hier? Ich bin doch ganz am falschen Platz. Die Menschen hier nehmen mich so freundlich auf, nennen mich Schwester, aber ich bin doch Christin.“

Ich hatte wirklich ein schlechtes Gewissen und darum betete ich zu Gott um eine Antwort. Ich habe Antworten bekommen.

5 Wochen benötigte ich, um den Koran zu lesen. 4 Wochen war ich in der Gruppe (so ungefähr). Dann brauchte ich noch einige Tagen und ich wurde Muslimin. Ich hätte es gerne noch abgewendet, aber es war nicht mehr möglich. Ich hätte es auch gerne noch bis nach dem Ramadan verschoben, aber es ging nicht.

Es war mir zu dem Zeitpunkt noch nicht ganz klar, warum es so sein sollte, aber ich vertraute Gott und wagte den Schritt.

Gott hatte mich durch den Koran, aber auch durch die große Herzlichkeit der Mitglieder der Gruppe überwältigt.

Dafür bin ich heute noch täglich dankbar.

Crossed rifles in the sand are a comrade's tribute to this American soldier who sprang ashore from a landing barge

D-Day – Die Befreiung Europas

Heute ist der sechste Juni, der 6.6. Dieser Tag, der auch als D-Day bekannt ist, stellt einen wichtigen und besonderen Tag dar. Er markiert den Anfang der Befreiung Europas vom Faschismus.

All die Menschen, die damals an der Normandie kämpften, litten und starben, taten dies für unsere Freiheit. Sie waren der Grund, warum wir heute hier in Europa in Frieden und Freiheit leben dürfen, frei vom Faschismus, so wie es Gott möchte (2:256).

Nehmen wir den 6.6 zum Anlass, um uns bewusst zu werden, wie wichtig der Frieden ist und wie wichtig es ist zu verstehen, wie schlimm, tödlich und vernichtend der Faschismus ist.

Wir danken Gott dem Allmächtigen, dass Er bewirkt hat, dass aus fernem Ufer die Gnaden Gottes Europa erreicht haben. Es ist eine seltsame Wendung der Geschichte. Ausgerechnet Männer aus fernen Dörfern und großen Städten Amerikas wurden aufgerufen, den Ozean zu überqueren, um den marschierenden, den mechanisierten Übel des Faschismus aufzuhalten.

Diese Männer taten es, und sie taten es im Bewusstsein des ewigen Gottes, denn mit diesen Worten landeten sie an der Küste der Normandie. Lasst uns Gott dem Allmächtigen dafür danken, dass wir heute hier in Freiheit und Sicherheit leben dürfen. Nehmen wir den 6.6 zum Anlass, um uns bewusst zu werden, wie wichtig Frieden, Freiheit und Gleichheit sind. Nehmen wir den 6.6 zum Anlass, um zu begreifen, wie schlimm der Faschismus ist.

Europa wurde vom Faschismus befreit, und damit es auch in Zukunft davon befreit bleibt, müssen WIR uns gemeinsam Hand in Hand für das Richtige einsetzen und die Freiheit, die uns Gott schenkte, behüten. Wir dürfen niemals zulassen, dass der Faschismus erneut überhand gewinnt und über Europa oder überhaupt in der Welt irgendwo dominiert.

Verbleiben wir im Frieden Gottes. Wir wünschen allen den Segen Gottes.

 

Die Worte bei der Ankunft in der Normandie

God almighty, in a few short hours we will be in battle with the enemy. We do not join battle afraid. We do not ask favors or indulgence but ask that, if You will, use us as Your instrument for the right and an aid in returning peace to the world.

— Lt. Col Robert L. Wolverton, commanding officer of 3rd battalion, 506th PIR.

 

Gott der Allmächtige, in wenigen Stunden werden wir in den Kampf gegen den Feind ziehen. Wir haben keine Angst vor dem Kampf. Wir bitten Dich nicht um eine Bevorzugung oder um Nachgiebigkeit. Aber wir bitten Dich, so Du es denn willst, dass Du uns als Dein Werkzeug für das Recht und als ein Hilfsmittel benutzest, um den Frieden zurück in die Welt zu bringen.

— Oberstleutnant Robert L. Wolverton, befehlshabender Offizier des 3. Battalions, 506. PIR.

steinigung

Mein Weg zur Gottergebenheit #2 – „Vor ca. 7 Jahren begann ich an Gott zu zweifeln“

Herr Sarma, 29 Jahre alt

Vor ca. 7 Jahren begann ich an Gott und seiner Existenz zu zweifeln. Dieser Zweifel belastete mich sehr, sodass ich zeitweise das Gefühl hatte, als würde meine Brust mein Herz einengen.

Ich begab mich aber auf die Suche nach Antworten und fing an viel zu lesen. Unter anderem das Buch von John Lennox mit dem Titel „Hat die Wissenschaft Gott begraben?“. Nach und nach lösten sich die Zweifel auf und ich fing dann an, mich mit der Religion, in die ich sozusagen hinein geboren wurde, auseinanderzusetzen: dem Islam.

Wieder las ich sehr viel und stöberte im Internet nach Antworten. Was mir dann aber alles erklärte wurde und als Islam verkauft wurde, verwirrte mich und schreckte mich ab. So sehr das ich mir dachte, dass, wenn das Präsentierte der Islam ist und Gott von uns das verlangt, will ich nichts damit zu tun haben. Vor allem ein vermeintliches Gebot widerte mich an und zwar die Steinigung. Ich sah ein Video von Pierre Vogel über dieses Thema und war schockiert und angewidert von seinen Ausführungen.

Trotzdem ließ es mir keine Ruhe und ich durchforstete das Internet nach Antworten. „Ist die Steinigung ein Gebot im Islam bei Ehebruch?“, diese Frage war es, die ich damals bei Google eingab. Und bin somit auf die Seite von alrahman.de aufmerksam geworden, welche damals auch ein Forum unterhielt. Ich verschlang förmlich die Artikel und das Buch welches in PDF-Form dort zu finden ist, mit dem Titel „Die erfundene Religion und die koranische Religion“. Nach und nach wurde mir klar, dass vieles, was dem Islam zugeschrieben wird, kein Bestandteil des Koran ist und unter anderem durch die Ahadith verfälscht, pervertiert und verzerrt wurde.

Um mich kurz zu fassen, meine Suche nach Antworten fand ein Ende, mit dem Resultat, dass ich nun im Reinen mit meinem Glauben bin und ihn in einem klaren Licht sehe. Was nicht heißt, das meine Suche ein Ende hat. Die Suche und das Streben nach Wissen ist und sollte die Pflicht eines jeden Muslims sein.

Mein Weg zur Gottergebenheit #1 – „Es war die immer krassere Verwurzelung in der Religion mit Hadithen“

Frieden und der Segen Gottes seien mit Ihnen!

Wir haben uns für ein kleines Projekt unter dem Titel „Mein Weg zur Gottergebenheit“ überlegt, das uns daran erinnern soll, dass der Weg zur Gottergebenheit ein lebenslanger Prozess ist. Jeden Tag lernen wir etwas dazu, das uns näher zu Gott führt.

Wir werden so Gott will immer wieder die Geschichte einer Gottergebenen oder eines Gottergebenen veröffentlichen, die davon handeln, wie sie den Weg zur Gottergebenheit gefunden haben.

Ihr werdet sehen, wie unterschiedlich die Wege der Gottergebenen und ihre Erfahrungen sein können, aber sie alle eins gemeinsam haben: der Glaube an Gott.


Mein Weg zur Gottergebenheit

Ricardo, 19 Jahre alt

Als Kind und als Jugendlicher habe ich immer daran geglaubt, dass es eine höhere Macht geben muss, welche den guten Menschen Gutes gibt und den schlechten Menschen ihre gerechte Strafe gibt. Allerdings war ich, bedingt auch durch meine Familie bzw. durch mein Umfeld, nicht sehr religiös, ich war sozusagen ein Mainstream-Moslem.

Dann aber kam vor etwa zwei Jahren ein Schock für mich: Die Ärztin von meiner Mutter hatte behauptet, dass sie Brustkrebs hätte. Ich war natürlich sehr traurig und hatte Angst, dass ich sie verlieren würde. Also wandte ich mich Gott zu mit Gebeten: das erste Mal in meinem Leben. Ich habe Gott um Hilfe gebeten, dass meine Mutter, mit der ich eine sehr starke Beziehung hatte bzw. habe, nicht von mir geht. Ab diesem Zeitpunkt habe ich mich mehr mit dem Islam beschäftigt, unter anderem durch das Internet. Ich habe gelernt, wie man betet, was im Koran steht, was es für Gebote und Verbote gibt etc.

Es hat sich dann herausgestellt, dass meine Mutter nichts hatte, aber ich anscheinend schon: Es war die immer krassere Verwurzelung in der Religion, in der vermeintlich richtig ausgelebten Religion mit Hadithen. Es kam dazu, dass ich so vielen Hadithen wie möglich Glauben geschenkt habe, damit ich halt nichts falsche mache, sodass ich unter anderem fünf Mal am Tag gebetet habe, die Gebete fast eine halbe Stunde lang waren, ich keine Musik gehört habe, ich mich wie der Prophet geduscht habe, ich hunderte Mal pro Tag Al-Fatiha rezitiert habe, da dies ja anscheinend Belohnungen geben würde etc.

Da ich immer wieder Google gefragt habe, ob dies oder das haram ist, bin ich irgendwann auf die Seite alrahman.de gestoßen. Ich habe mir zunächst ein paar Artikel bezüglich Hadithe und vermeintliche Verbote angeguckt und war schon ein bisschen überzeugt, weil ich immer ein systemkritischer Mensch war und die Artikel sehr vernünftig waren, dennoch war ich aber noch skeptisch, da es komisch ist zu akzeptieren, dass fast die gesamte Tradition die eigentliche Religion den Islam, sehr verzerrt hat. Nach einigen Monaten und nach zahlreichem Lesen von Artikeln auf der Webseite war ich überzeugt und habe Gott sei Dank den geraden Weg gefunden, nämlich nur zu Gott allein.

Was mich aber endgültig überzeugt hat, ist der Code 19. Ein sehr komplexes und wundervolles mathematisches System im Koran.

Mein Leben hat sich einfach komplett zum Positiven entwickelt, nicht mehr irgendwelchen absurden Behauptungen von Gelehrten zu folgen, sondern einfach Gott allein.

Rezension zu „Wo der Koran Anknüpfungspunkte für Gewalt bietet“

Frieden,

Gottergebene sehen sich in jüngster Zeit immer öfter mit Kritik gegenüber ihrem Glauben ausgesetzt, sei es in Talkshows, Zeitungsartikeln oder in sozialen Netzwerken. Oft stellt sich dabei heraus, dass es nicht um den Inhalt selbst geht, sondern viel eher um eine Polarisierung und pauschale Verurteilung, dass die Lesung Anknüpfungspunkte für Gewalt biete. Kontrahenten beider Seiten, Islamkritiker wie auch ihre meist traditionalistischen Gegner, sind eher um eine Deutungshoheit bemüht, als sich wirklich unabhängig und dementsprechend ergebnisoffen mit dieser Thematik auseinanderzusetzen. Dies hat zur Folge, dass man auf der einen Seite einen Islam zu verstehen bekommt, der beispielsweise angeblich Intoleranz und Angriffskriege toleriert und auf der anderen Seite eine Gottergebenheit, die davon nichts wissen will. In der Tat kann man beispielsweise aus der unerlaubten Vermengung von sunnitischer oder schiitischer Sekundärliteratur mit der Lesung für beide Standpunkte Quellen anführen und dementsprechend argumentieren. Dies kommt vor allem dadurch zustande, dass man die Lesung in ihrem Aufbau nicht korrekt berücksichtigt, indem man versucht sie mit anderen Quellen zu erklären, wo es doch Gott allein ist, der die Lesung erklärt.

 

Bietet die Lesung Anknüpfungspunkte für Gewalt?

Um diese Problematik besser zu veranschaulichen, wird ein Artikel von Abdel-Hakim Ourghi aus der Süddeutschen Zeitung namens Wo der Koran Anknüpfungspunkte für Gewalt bietet genauer unter die Lupe genommen, welcher mit bestimmten Versen zu belegen versucht, dass die Lesung Gewalt legitimiere. Der Autor leitet den Fachbereich Islamische Theologie und Religionspädagogik an der Pädagogischen Hochschule Freiburg. Er schreibt:

 

Das Leben des Propheten und dessen religiöses und politisches Handeln kritisch zu hinterfragen, scheint ebenso tabu zu sein. Das Bild eines vollkommenen Lebens ohne Sünden muss aufrechterhalten werden und dient als ewig gültiges, gottgegebenes Vorbild.

 

In der Tat glauben nicht wenige traditionalistische Muslime, dass der Prophet unfehlbar sei. Es gibt jedoch auch nicht wenige Gottergebene, die dem widersprechen. Deswegen kann man so eine Argumentation nicht pauschal für alle geltend machen, wie dies im Zitat suggeriert wird. Viel wichtiger ist jedoch, dass der Prophet nur ein Mensch und Warner/Gesandter war (17:93) und dementsprechend nicht sündenlos sein kann (47:19; 48:2; 33:37).

 

Mohammed (570-632) war jedoch nicht nur der anerkannte Verkünder einer göttlichen Botschaft, sondern auch der weltliche Führer, der meisterlich die Macht des Wortes mit der Gewalt des Schwertes vereinte. Indem er sich auf autoritative Koranstellen bezog, griff Mohammed von 624 an in Medina gegen seine Widersacher zur Gewalt, etwa gegen arabische Heiden, Christen und Juden.

 

Es ist koranisch streng verboten Angriffskriege zu führen. Diese Behauptungen speist sich der Autor aus Sekundärquellen, die mindestens erst 150 Jahre nach dem Propheten niedergeschrieben wurden und deren Autoren den Propheten nie gesehen haben. Dazu kommt, dass Sirawerke stark voneinander abweichen und kein einheitliches Bild des Propheten überliefern. Selbst konservative Gelehrte sind bei Sirawerken vorsichtig. Dies alles spielt jedoch keine Rolle, wenn Gott diese Behauptung in der Lesung eindeutig verneint: Gott duldet keine weiteren Autoritäten oder Quellen (42:10, 6:114,115, 5:44,45,47, 18:26, 12:40, 16:89, 12:111, 5:3, 39:36, 7:3).

 

42:21 Oder haben sie etwa Partner, die ihnen eine Lebensordnung vorgeschrieben haben, die von Gott nicht verordnet wurde? Und wäre es nicht bis zum Urteilsspruch aufgeschoben worden, wäre zwischen ihnen schon gerichtet worden. Und gewiss, den Frevlern wird eine schmerzliche Strafe zuteil sein.

 

Der Autor führt nun den Vers 9:29 an, um zu belegen, dass Muhammad angeblich mit diesem Vers begründe, ab dem Jahre 624 „gegen arabische Heiden, Christen und Juden“ Gewalt zu legitimieren. Der Vers lautet:

 

9:29 Bekämpft diejenigen, die weder an Gott noch an den letzten Tag glauben und nicht verbieten, was Gott verbot und sein Gesandter, und die nicht gemäß der Lebensordnung der Wahrheit richten unter denjenigen, denen die Schrift zukam

 

Es ist seltsam, wie der Autor das Jahr 624 ohne eine Primärquelle  eindeutig festlegen kann. Nebst dieser Tatsache ist erstaunlich, wie er diesen Vers so ohne weiteres einfach unkommentiert für seine Behauptungen in den Raum stellt. Die neunte Sure ist ein allgemeines Ultimatum an die Beigeseller (9:1). Diese Beigeseller werden in den darauf folgenden Versen unmissverständlich als die Aggressoren beschrieben (9:8 und 9:13). Aus dem unmittelbaren Kontext kann man die ableugnenden Schriftbesitzer in 9:29 den Beigesellern zuordnen. Nun könnte man aber argumentieren, dass dies allgemein, losgelöst vom Rest der Lesung die ableugnenden Schriftbesitzer meinen könne und man deswegen offensiv in den Krieg ziehen dürfe. Diese Behauptung ist jedoch schnell entkräftet, da die Schriftbesitzer (i.A. Juden und Christen) als Gläubige wie auch als Ableugner beschrieben werden (3:113). Deswegen können nicht alle Schriftbesitzer gemeint sein. Die Lesung liefert aber auch allgemeine, unmissverständliche Anordnungen zum Krieg:

 

60:8 Gott verbietet euch nicht, gegenüber denjenigen, die nicht gegen euch der Lebensordnung (Religion) wegen gekämpft und euch nicht aus euren Wohnstätten vertrieben haben, gütig zu sein und sie gerecht zu behandeln. Gewiss, Gott liebt die Gerechten.

 

Das bedeutet, wenn in 9:29 steht:

 

9:29 und nicht verbieten, was Gott verbot und sein Gesandter,

 

dies mindestens Vers 60:8 entsprochen, also eine Aggression stattgefunden haben muss. Die Verse 2:190-193 legen klar, dass ein Krieg nur als Verteidigung aufgefasst werden darf und man einen angebotenen Frieden annehmen muss (8:61). Darüber hinaus gilt das Paradigma:

 

2:256 Es gibt keinen Zwang im Glauben.

 

Deshalb ist der Ausdruck aus 9:29:

 

Bekämpft diejenigen, die weder an Gott noch an den letzten Tag glauben

 

… keinesfalls eine Begründung, gegen den Glauben der Schriftbesitzer vorzugehen. Der Vers beschreibt demzufolge nur eine ihrer Eigenschaften aus vielen. Im Anschluss führt der Autor Vers 9:33 an und schreibt:

 

In Vers 33 wird der Islam als wahre Religion bezeichnet. Gott werde der Gemeinde zum Sieg über alle Religionen verhelfen.

 

Der Vers in seiner Gänze:

 

9:33 Er ist es, der seinen Gesandten mit der Rechtleitung und der Lebensordnung der Wahrheit sandte, um es über jede Lebensordnung hervorzuheben, auch wenn es die Beigeseller hassen.

 

Hier ist viel Interpretation möglich, ob dies eine Wahrheit beschreibt, die dann alle Religionen (Lebensordnungen) übertrumpfen wird oder ob dies nur den damaligen Umstand meint, denn ein Vers vorher steht:

 

9:32 Sie möchten Gottes Licht mit ihren Mündern auslöschen, Gott aber lehnt es ab, sondern vollendet sein Licht, auch wenn es die Ableugner hassen.

 

Es ist jedoch keinesfalls möglich, einen dauerhaften Kriegszustand zu beschreiben, bis „der Islam siegreich“ ist. Die Verse 2:256, 2:190-193 und 60:8 unterbinden so eine Interpretation kategorisch. Folgendermaßen geht es weiter:

 

Auch in der letzten offenbarten Sure 5, Vers 33, ist zu lesen: „Der Lohn derer, die gegen Gott und seinen Gesandten Krieg führen und überall im Land eifrig auf Unheil bedacht sind, soll darin bestehen, dass sie umgebracht oder gekreuzigt werden, oder dass ihnen wechselweise (rechts und links) Hand und Fuß abgehauen wird, oder dass sie des Landes verwiesen werden.“

 

Dazu ein Artikel von unserer Schwesterseite, der diesen Vers schlüssig erklärt, wie auch eine weitere ausführlichere und auf der Lesung basierte Erläuterung durch Muhammad Asad (PDF auf Englisch, ab Seite 221). Diese beiden Quellen führen die Argumentation des Autors zum betreffenden Vers ad absurdum.

 

Die gesamte muslimische Koranexegese ist der Auffassung, dass sich der zweite Teil auf Juden und Christen bezieht. In Sure 2, Vers 120, werden sowohl Mohammed als auch die Muslime aufgefordert, Juden und Christen zu meiden.

 

Das ist jetzt überhaupt nicht nachvollziehbar. Was steht in 2:120 und was meint der Autor? Auch findet unmittelbar darauf (2:121) eine Differenzierung der Schriftbesitzer statt. Zudem ist der angebliche Konsens frei erfunden. Genannt sei dazu nur der sunnitische Theologe Professor Süleyman Ates (ehemaliger Vorsitzender der türkischen DITIB) als nur einer von vielen, die seiner These widersprechen. Überhaupt, koranisch gesehen darf man natürlich Juden und Christen zu Freunden nehmen, man darf sie sogar heiraten (5:5)! Vers 60:8 sei zu der Problematik nochmals veranschaulicht:

 

60:8 Gott verbietet euch nicht, gegenüber denjenigen, die nicht gegen euch der Religion wegen gekämpft und euch nicht aus euren Wohnstätten vertrieben haben, gütig zu sein und sie gerecht zu behandeln. Gewiß, Gott liebt die Gerechten. (siehe auch: 3:55, 3:113-114, 2:62, 5:69)

 

Dann ist folgendes zu lesen:

 

In Sure 3, Vers 85 ist zu lesen, dass keine andere Religion als Ersatz für den wahren Glauben an Gott dienen kann.

 

Eine Problematik ist hier nicht ersichtlich. Jedoch will der Autor damit suggerieren, dass man dies auf die „Gottergebenheit“ (Islam) beschränkt, wie aus dem weiteren Verlauf des Artikels erschlossen werden kann. Das Wort bedeutet jedoch nichts anderes als Ergebung (in Gott) und ist nicht nur auf die Lesung beschränkt. Auch andere Religionen haben ihre Legitimität laut der Lesung, sofern sie nach Gottes Richtlinien ausgelebt werden (2:62, 5:69; ausführlicher zu dieser Thematik in folgendem Artikel).

 

Bereits in Vers 19 derselben Sure wird mit Nachdruck betont, dass der Islam die einzig wahre Religion sei.

 

Warum wird „Islam“ hier nicht übersetzt? Der Autor macht denselben Fehler, den er doch vehement kritisieren will, den althergebrachten Traditionen zu folgen! Außerdem steht unmissverständlich in der Lesung, dass wir Gottergebene auch an die Tora und das Evangelium zu glauben haben, wie auch die Schriftbesitzer an ihre eigenen Bücher (5:43-48) und an die Lesung.

 

Die Umma (die Gemeinschaft der Muslime) wird sogar als die beste Gemeinschaft bezeichnet, die Gott den Menschen gestiftet habe (Koran 3:110).

 

Auch das ist so nicht richtig. Denn diese Gemeinschaft wird nur mit dem gläubigen Teil in Verbindung gebracht, wie man aus den vorherigen Versen entnehmen kann (Vers 3:102, insbesondere 3:104) und ist nur für die damalige Zeit relevant oder eben jene, welche es diesen Vordersten gleichtun. Denn in Vers 25:30 steht eindeutig, dass der Gesandte am Jüngsten Tag seine Gemeinschaft kritisiert, indem er beklagt:

 

25:30 Und der Gesandte sagt (am Jüngsten Tag): „O mein Herr, mein Volk hat diese Lesung verlassen!“

 

Es gibt zudem noch andere Verse, die Menschen kritisieren, welche sich als Gottergebene bezeichnen (9:90, 9:101). Nach all diesen haltlosen Argumentationen präsentiert der Autor schließlich seine Lösung:

 

… Die zwischen 622 und 632 in Medina verkündeten Koranpassagen müssen in ihrem historischen Kontext verstanden werden. Sie haben als historisch-politische Äußerungen nur eine temporäre Gültigkeit für das siebte Jahrhundert. …

 

Interessant bei dieser Aussage ist, wo man diesen historischen Kontext nun nachlesen kann? Diese Frage ist allein schon deswegen nicht beantwortbar, da keine einheitliche Quellenlage vorhanden ist, ganz zu schweigen von den unterschiedlichen Bewertungen dieser Quellen, die von den einzelnen Gruppierungen abhängen. Aus der Lesung ist ein historischer Kontext nicht umfassend ableitbar. Über den oft angeführten magischen Zauberstab des „historischen Kontextes“ ist jedwede Interpretation möglich. Auch Fundamentalisten wollen die Lesung historisch verstehen durch verderbte Quellen im Sinne ihrer neben Gott gehaltenen Autoritäten, den Altvorderen, also den Menschen, die den Propheten kannten. Durch den angeblichen historischen Kontext, was nichts anderes bedeutet als die Offenbarung Gottes durch Sekundärliteratur zu vermengen, haben sich hunderte, voneinander unterscheidende Gruppen gebildet. Dies ist das Abbild der erwähnten Methodik in seiner Praxis. Dann schreibt der Autor weiter:

 

Es reicht aber nicht, die Offenbarung des Korans in ihrer historischen Entstehungssituation zu verstehen. Darüber hinaus muss auch eine Methode entwickelt werden, welche den Islam auf der Grundlage einer kritischen Reflexion von der Macht dieser umstrittenen Koranverse befreit.

 

Diese Argumentation ist nicht schlüssig. Wenn die Lesung sich in ihren Versen klar ausdrückt, kann man sie nicht einfach ignorieren. Wird die Lesung ohne Vermengung von Menschenschriften betrachtet, bleiben die im Artikel angeführten abenteuerlichen Interpretationen aus. Am Ende schreibt der Autor:

 

Meiner Meinung nach ist nur der in Mekka offenbarte Koran (610-622) zeitlos, weil er universell sinnstiftende Lehren im ethischen Sinne beinhaltet. Sowohl der in Medina (622-632) offenbarte Korantext als auch der historische Prophet als Staatsmann sind im Westen dringender denn je kritisch zu betrachten und revisionsbedürftig, sonst bleibt ein Islam, der mit den europäischen Werten vereinbar ist, ein Wunschtraum.

 

Die in der Lesung vorzufindenden Paradigmen und Lehren sind universell. Die Lesung muss nicht in Stücke gerissen werden, damit man die von Gott offenbarte Lebensordnung den europäischen Werten anpassen muss. Vielmehr ist es umgekehrt: Die Lesung ist die Richtschnur, weil sie das Wort Gottes ist. Sie führt zu einem aufrichtigeren Weg (17:9). Die europäischen Werte sind nicht das Maß aller Dinge und darüber hinaus auch nicht eindeutig definiert. Was sind die europäischen Werte denn genau? Mit seiner Aussage wird der Autor durch folgenden Vers angesprochen:

 

2:85 …Glaubt ihr denn an einen Teil der Schrift und verleugnet einen anderen? …

 

Eine vernunftorientierte Interpretation der Lesung ohne Widersprüche ist mit Leichtigkeit hergestellt, wenn man sich auf Gott alleine einstellt und die Lesung nicht mit menschlichen Meinungen aus der Tradition zu erklären versucht, die teilweise fälschlicherweise dem Propheten zugeschrieben wurden. Dazu sei nochmals angemerkt, dass sich die Sekundärquellen nicht nur öfters gegenseitig widersprechen, sondern widersprechen in vielen Punkten auch der Lesung.

 

15:91-93 Die die Lesung auseinandergerissen haben. Bei deinem Herrn! Wir werden sie allesamt zur Rechenschaft ziehen, für all ihre Taten.

 

Fazit

Die angeführten Verse des Autors sind nach seiner Art des Verständnisses, im Lichte der ganzen Lesung betrachtet, unhaltbar. Dies bedeutet jedoch nicht, dass manche Traditionalisten solch widersinnigen Interpretationen abgeneigt sind. Radikale Strömungen werden nur einen Teil seiner Argumente übernehmen und schließlich darin eine Legitimation für ihre eigene Ideologie herausfiltern, was der Autor allem Anschein nach ausblendet. Seine Methodik wird Fanatiker somit weiter befeuern, als sie zur Vernunft zu bringen. Das Argument, dass manche Verse heutzutage keine Geltung mehr hätten, führt zu Widersprüchen und zu keiner echten Lösung.

Eine vernunftorientierte Theologie in der Gottergebenheit kann sich nur dann etablieren, wenn man sich der Methodik anschließt, die Lesung losgelöst von Traditionen durch Gottes eigene Worte zu erklären (55:1-2, 25:33, 75:19). Andernfalls wird man, beispielsweise durch die angeführte „historisch kritische Methode“, nur Sekundärquellen durch weitere Sekundärquellen ersetzen. Somit wird die Lesung selbst weiterhin ein Spielball von individuellen Ansichten bleiben. Die kritischen Befunde Ourghis zum traditionalistischen Islam am Ende des Artikels sind größtenteils berechtigt, jedoch nur ein Teil des Problems. Seine Lösungsansätze sind nicht zielführend und in Bezug zur Lesung nicht tragbar.

Ein Anfang dieser vernunftorientierten Theologie der Gottergebenheit ist mit dieser Webseite und dem Buch Schlüssel zum Verständnis des Koran gemacht.

 

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Offener Brief an den Präsidenten von «Zukunft CH»

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Sehr geehrter Herr Pfr. Hansjürg Stückelberger,
Frieden sei mit Ihnen und uns allen, wie die Barmherzigkeit Gottes und Sein Segen,

als besorgter schweizer Bürger möchte ich nicht schweigen, sondern gerade aufgrund meiner Liebe zur Schweiz ein Statement zum Flyer «Soll der Islam öffentlich-rechtlich anerkannt werden» und zur Zukunft der Schweiz in Bezug auf die Gottergebenheit (arabisch: «Islam») abgeben.

Der Flyer erreichte meine Frau und mich heute in unserem Briefkasten und ich verstehe die Sorgen meiner Mitbürger, denen die abendländisch geprägten Werte und der Wohlstand dieses schönen Landes teuer sind. Sie sind definitiv zu schützen und wir müssen alles unternehmen, dass die demokratischen Werte, nach denen wir leben, bewahrt und weiter auf demokratischem Wege verbessert werden müssen (nobody’s perfect).

Kurz zu mir: Ich befasse mich spätestens seit 2006 und vor meiner Einbürgerung und Ausbildung zum Offizier intensiv mit der Gottergebenheit (Islam) und betreibe die Webseite alrahman.de mit der Absicht der direkten, schonungslosen Aufklärung. Erst vor Kurzem erschien mein Buch Schlüssel zum Verständnis des Koran (kostenlos auf der Webseite als PDF erhältlich), weshalb ich mich durchaus als jemanden betrachte, der nicht nur einiges von der Gottergebenheit versteht, sondern auch die Menschen zu erreichen vermag, wie an bereits rund 650 verkauften Büchern und folgendem Beispiel deutlich wird:

 

Selam. Ich bin gerade dabei, dein Buch „Schlüssel zum Verständnis des Koran“ zu lesen und muss dir wirklich meinen tiefsten Respekt aussprechen. Dieses Buch ist mir eine große Hilfe und ich danke dir dafür, dass du mir eine Möglichkeit geschaffen hast, wie ich mich von kulturellen Einflüssen lösen kann, um die Lesung mit Gottes Hilfe zu studieren und zu verstehen. Vielen lieben Dank und möge Allah dich dafür reichlich belohnen. Einen schönen und friedlichen Abend noch dir und deiner Familie.

 

Wenn wir von der Gottergebenheit sprechen, dann teilt sie die Welt nicht in das ‹Haus des Frieden› (dāru-s-salām) und in das ‹Haus des Krieges› (dāru-l-ḥarb). Indem die Schreiber und Entwerfer dieses Flyers diese anti-koranische (!) Meinung einer Minderheit zur Theologie der Gottergebenheit und somit unweigerlich aller Gottergebenen (arabisch: «Muslime») erheben, werden leider unbegründet Angst und Hass geschürt. Dieser Hass wird gegenüber einer Menschengruppe geschürt, die unter Umständen von dieser Aufteilung noch nie etwas gehört haben und ihr gerade aus religiösen Gründen auch niemals zustimmen können.

Offensichtlich haben sich die Verfasser und Verantwortlichen des Flyers nicht mit der Lesung (arabisch: «Koran») befasst. Denn nach den ihr innewohnenden, gottergebenen (arabisch: «muslimischen») Prinzipien gelten nach heute verwendeten Begriffen föderalistisch-laizistische Grundsätze, die innerhalb einer Demokratie Anwendung finden müssen. Mit dieser Meinung stehe ich auch nicht alleine da, viele namhafte Theologen stimmten mir zu. Als ein Beispiel sei Professor Yaşar Nuri Öztürk angeführt: Die Zeit nach den Propheten: Der Koran fordert Demokratie

Ich gehöre zu jenen, die die Lesung durchaus wörtlich nehmen. Gerade deshalb muss ich insbesondere in Bezug auf die zitierten Verse 48:28 und 8:39 absolut widersprechen. Eine überwältigende Mehrheit der Theologen wie auch der Gottergebenen versteht diese Verse nicht so wie im Flyer dargestellt. Mit der in meinem Buch erläuterten Vorgehensweise im Verstehen der Lesung wird auch klar wieso. Für weitere Einzelheiten schlagen Sie bitte in folgendem Artikel nach: Anweisungen während eines Krieges

Christliche Werte sind geprägt von der Nächstenliebe. Das Gleichnis des barmherzigen Samariters ist ein klares Beispiel hierfür. Diese Werte finden sich ebenso uneingeschränkt in der Lesung (Koran). Ja, vielmehr, einen barmherzigen Samariter nennt man nach den Worten der Lesung einen Mudschāhid, also jemanden, der den Dschihād ausübt. Dieser für viele unerwartete Vergleich des barmherzigen Samariters mit einem Mudschāhid zeigt, wie prekär die Lage auf beiden Seiten ist. Gottergebene sind durch die westlich geprägte Rhetorik dermassen beeinflusst, dass sie begonnen haben selbst die Begrifflichkeiten durcheinander zu bringen. Begriffe wie den «heiligen Krieg» oder den «politischen Islam» gibt es nicht in der Lesung. Hier empfehle ich folgenden Artikel: Die Rhetorik von „Terror“ und „Dschihad“

Nicht dass wir uns missverstehen: Wir müssen gemeinsam gegen den AIS (anti-islamischen Staat) vorgehen und sämtlichen Gottergebenen (Muslimen) und Andersgläubigen aufzeigen, dass ihr religiöses Fundament nicht auf der Lesung, sondern auf Quellen beruht, die erst nach der Offenbarung der Lesung in einem Umfeld politisch chaotischer Zustände entstanden sind, die leider heute von Gottergebenen selbst noch fälschlicherweise und aufgrund fehlender Aufklärung ungerechtfertigt als Offenbarung oder autoritäre Quellen der Religion verstanden werden können. Diese nennen sich beispielsweise auf Arabisch Sunna, Idschmāʿ und Idschtihād. Sie haben mit der Lesung nichts zu tun und sind menschliche, teils auch ‹satanische› Produkte.

Die Schweiz ist in ihrem Geiste und Wesen hochgradig aufklärerisch. Allein der Name Huldrych Zwingli zeigt dies auf. Wir möchten diesem aufklärerischen Geist folgen und rufen dazu auf, dass jede und jeder, der/dem die Sicherheit und das Wohl dieses Landes am Herzen liegt, uns zu unterstützen. Sei dies durch Einladungen an Gespräche, Podiumsdiskussionen, Radiosendungen oder auch Sendungen im Fernsehen.

Eine Anerkennung der Gottergebenheit fördert den Frieden und gibt gerade dadurch die Möglichkeit, präventiv über die Religion aufzuklären, damit Radikalisierung erst überhaupt nicht stattfinden kann. Gehen wir gemeinsam vor gegen zum Beispiel die satanischen Machenschaften des AIS. Ähnlich Denkende wie wir sind für den inneren und äusseren Frieden, den geistigen wie gesellschaftlichen Frieden. Wir sehen die Schweizer Verfassung als eine mögliche Umsetzung der gottergebenen Prinzipien, die wir aus der Lesung entnehmen. Ein paar unserer Flyer habe ich Ihnen beigelegt.

Am 21. November 1990 wurde in der Charta von Paris die Spaltung Europas in Ost und West im Kalten Krieg für beendet erklärt. Mögen wir nun damit beginnen, die Spaltung der Welt in «West» und «Ost», der «Anderen» und «Uns» zu beenden. Beginnen wir vielmehr damit, den Frieden zu sichern durch Aufklärung, Verständnis und Barmherzigkeit.

Mögen wir das gottergebene Prinzip der Vernunft, der Liebe und des Friedens gemeinsam vorleben.

In Frieden und mit freundlichen Grüssen,
Kerem Adıgüzel