Übersetzung und Übersetzungsfehler

Im Namen Gottes, des Allerbarmers, des Barmherzigen

Im Namen Gottes, des Allerbarmers, des Barmherzigen

Mit Ausnahme von Sure 9 beginnt jede Sure im Koran mit dieser Einleitung. Doch warum ist das so? Warum heißt es „Im Namen Gottes, des Allerbarmers, des Barmherzigen“? Warum nicht bloß „Im Namen Gottes“? Gott hat bekanntlich viele Namen im Koran. Ihm gehören die schönsten Namen (7:180, 17:110). Warum beginnen die Suren nicht mit „Im Namen Gottes, des Allhörenden, des Allwissenden“? Oder mit „Im Namen Gottes, des Allmächtigen, des Einzigen“? Welches Geheimnis steckt hinter genau dieser Einleitung?

Um dem auf die Schliche zu kommen, ist es notwendig, sich mit dessen arabischen Original zu befassen. Da heißt es: Bismi Llāhi ir-Ramāni ir-Raḥīm. Es kommen die drei Namen Allāh, ar-Ramān, ar-Raḥīm vor. Um diese besser einordnen zu können, beschäftigen wir uns zudem mit dem Glaubensbekenntnis der Gottergebenheit in Bezug auf die Einheit Gottes (arab.: tauḥīd), welches nicht nur durch den allseits bekannten Satz „Es gibt keinen Gott außer Gott!“ (arab.: lā ilāha illa Llāh) zum Ausdruck kommt. Vielmehr geht es um zwei Hauptaspekte dieser Einheit: die Einheit in Gottes Herrschaft (arab.: tauḥīd ar-rubūbiyyah) und die Einheit in Seiner Göttlichkeit (arab.: tauḥīd al-ulūhiyyah). Im Arabischen stecken die Begriffe rabb und ilāh dahinter. Beide beziehen sich auf Gott. Was sie aber voneinander unterscheidet, ist folgendes:

Rabb steht für den Herrn, den Erzieher und den Erhalter – wie Muhammad Asad ihn z.B. übersetzen würde. Vergleichbar ist die Beziehung zwischen Rabb und den Menschen mit der Beziehung zwischen Eltern und Kind. Geprägt von bedingungsloser Liebe und von einer tiefen Bindung zu uns erklärt uns Gott als Schöpfer die Welt, wie sie erschaffen wurde, welche Gesetzmäßigkeiten ihr unterliegen und was mit ihr nach unser aller Ableben geschieht. Ebenso gibt es viele Erklärungen, was die Schöpfung des Menschen, seine Beschaffenheit sowie seine natürliche Veranlagung anbelangt. Er erklärt uns die Notwendigkeit von Moral und Ethik und prägt Gleichnisse und Geschichten, damit wir unsere Lehren daraus ziehen. Es gibt zahlreiche Verse in verschiedenen Suren, die Seine Zeichen für uns ausführlich darlegen, und viele Geschichten über Noah, Abraham, Moses, Jesus u.a. im Koran. Die göttliche Erziehung zielt darauf ab, aus dem mit Vernunft versehenen Menschen ein mündiges und selbstbestimmtes Wesen zu machen, welches Herr über sein eigenes Schicksal wird und eigenverantwortlich seinen Lebensweg bestreiten kann.

Dass es im Rahmen dieser Erziehung manchmal ganz klare Regeln geben muss, liegt in der Natur der Sache. Denn der Mensch muss seine geistige Reife erst im Laufe von vielen Jahren erwerben, damit er eben überhaupt vernünftig und selbstbestimmt handeln kann. Nicht umsonst lautet die erste Aufforderung in Seiner allerersten Offenbarung gegenüber Muḥammad: „Lerne im Namen deines Herrn!“ (96:1). Und genau hier setzt der Begriff des Ilāh an. Er ist der Bestimmer, derjenige, der Ge- und Verbote formuliert und der Anweisungen und Empfehlungen erlässt. Überall dort, wo es heißt, dieses oder jenes sei arām (z.B. 6:151-153, 7:33), wenn wir z.B. Spionage und üble Nachrede zu unterlassen haben (49:12) oder wenn uns empfohlen wird, uns dem Gebet nicht im Rauschzustand zu nähern (4:43), ist der Ilāh am Werk. All diese Bestimmungen – gleich welcher Art – haben den Zweck, die Lebensordnung aufrecht zu erhalten und uns als gleichwertige Menschen untereinander nicht zu spalten. Dazu heißt es im Koran: „Er (Gott) hat euch von der Lebensordnung festgelegt, was Er Noah anbefahl und was Wir dir eingegeben haben und was Wir Abraham, Moses und Jesus anbefahlen: Haltet die (Bestimmungen der) Lebensordnung aufrecht und spaltet euch nicht darin. (…)“ (42:13).

Wenn der Versuch unternommen werden könnte, den Koran ganz grob zu kategorisieren, dann könnte er in folgende zwei Teile unterteilt werden: in einen deskriptiven und einen normativen. Unter letzterem könnten alle Ge- und Verbote, Anweisungen, Empfehlungen Gottes subsumiert werden, die in welcher Form auch immer im Koran auftauchen (allen voran die Aufforderungen zum Lernen in 96:1), während der deskriptive Teil alle Gleichnisse, Erzählungen und Darlegungen in Bezug auf Seine Zeichen umfasst, wie sie eben in Bezug auf Rabb angeführt wurden. Man kann sagen, der Koran beinhaltet (mindestens) zwei voneinander zu trennende Bücher: das Buch der Erzählungen – wenn man dies so formulieren möchte – und das Buch der Bestimmungen. Und wenn wir, wie oben, von einem Rabb und einem Ilāh sprechen, dann ist Rabb der Verfasser des Buchs der Erzählungen und Ilāh der Verfasser des Buchs der Bestimmungen. Und es geht sogar noch weiter: Ar-Raḥmān ist der Name Gottes in Bezug auf Seine Eigenschaft als Rabb (tauḥīd ar-rubūbiyyah) und Allāh ist der Name Gottes in Bezug auf Seine Eigenschaft als Ilāh (tauḥīd al-ulūhiyyah). D.h., ar-Raḥmān ist der Verfasser des Buchs der Erzählungen und Allāh der Verfasser des Buchs der Bestimmungen. Somit hätten wir die Einleitung bismi Llāhi ir-Raḥmān behandelt. Und was ist mit ar-Raḥīm?

Kein Buch der Welt wird ohne eine ihm zugrundeliegende, allgemeine Intention geschrieben. Das Gleiche muss auch für Gottes Buch gelten, oder besser gesagt: für Gottes beide Bücher. Und wenn es dementsprechend eine göttliche Intention geben muss, muss sie zwangsläufig gut sein? Wir sind auf die Namen Gottes Allāh und ar-Ramān eingegangen. Beides sind Namen, die Gegensätze in sich vereinen. Im Koran tauchen oft Begriffspaare auf, die Gott in Seinem Wesen beschreiben. Er ist gleichzeitig der Erste und der Letzte, der Offenkundige und der Verborgene, der Barmherzige und der Strafende. Dies gilt auch für den Namen ar-Ramān, auch wenn dieser Begriff im Deutschen als „Allerbarmer“ übersetzt wird und aufgrund des darin steckenden Begriffs des „Erbarmens“ positiv belegt ist. Im Koran ist ar-Ramān neutral, ein Oberbegriff, gleichrangig mit Allāh:

17:110 Sprich: Ruft Allāh oder ruft ar-Ramān an. Welchen ihr auch ruft, Sein sind die schönsten Namen. (…)

Mit anderen Worten: Die schönsten Namen Gottes können nicht nur unter Allāh, sondern auch unter ar-Ramān subsumiert werden. Daher wird von nun an im Zuge der Übersetzung des Korans in Deutschen ar-Ramān im arabischen Original beibehalten. Und wenn Allāh gleichzeitig barmherzig und strafend sein kann – dafür gibt es unzählige Beispiele im Koran –, so gilt dies auch für ar-Ramān:

7:156 (…) Er sagte: Mit meiner Strafe treffe ich, wen Ich will, aber meine Barmherzigkeit umfasst alles. (…)

19:45 O mein lieber Vater, ich fürchte, dass dir Strafe von ar-Ramān widerfährt, sodass du zu einem Gefolgsmann des Satans wirst.

19:61 … in den Gärten Edens, die ar-Ramān Seinen Dienern im Verborgenen versprochen hat. Sein Versprechen wird erfüllt.

Wenn es dann zu Beginn einer Sure bismi Llāhi ir-Ramān heißt und die Einleitung bis hierhin als neutral angesehen werden muss, welcher Teil von Allāh und ar-Ramān verfasst die beiden Bücher des Koran? Der Barmherzige oder der Strafende? Der Vergebende oder der Strenge? Jemand, der es mit dem Menschen gut meint oder nicht? Welche Beziehung stellt Gott mit den Menschen im Koran her? Erzählungen können auf viele verschiedene Wege formuliert werden. Sie können ermutigend oder entmutigend sein. Sie können dem Menschen gegenüber wohlwollend oder missgünstig sein. Sie können aufbauend oder zerstörerisch wirken. Dasselbe gilt auch für das Buch der Bestimmungen.

Anders als ar-Ramān ist ar-Raḥīm kein Oberbegriff. Er ist Teil eines Gegensatzpaares, dessen anderer Pol der Strafende oder der Strenge im Strafen ist. Im Arabischen heißt es dann schadīd-ul ´aḏāb. Und wenn ar-Raḥīm von Ramah kommt und Barmherzigkeit bedeutet, dann ist ar-Raḥīm der Barmherzige. Somit kann ar-Ramān gleichzeitig der Barmherzige (ar-Raḥīm) und der Strenge im Strafen (schadīd-ul ´aḏāb) sein. Doch worin besteht genau die Barmherzigkeit? Wie lässt sie sich anhand der Verse im Koran definieren?

Barmherzigkeit besteht zwischen zwei Parteien, von denen Gott einer sein kann, es aber nicht zwingend muss. Sie besteht für den Barmherzigkeit Gewährenden darin, aus Mitgefühl sein Herz zu öffnen, die Not des anderen Menschen wahrzunehmen und entsprechend zu handeln, indem er ihn mit etwas bevorzugt oder begünstigt. Es kann beispielsweise die Not eines Kindes sein, welches auf einem Fahrrad, das er noch nicht beherrscht, nicht zurechtkommt. Barmherzigkeit ist in diesem Falle die helfende Hand, die es benötigt, um dem Kind das Fahrradfahren beizubringen. Barmherzigkeit kann in einem simpleren Beispiel auch ein Stein sein, der aus der Fahrbahn entfernt wird, damit andere Verkehrsteilnehmer keinen möglichen Schaden dadurch erleiden. Barmherzigkeit wirkt sich ausschließlich positiv für den/die Empfangenden aus. Es ist etwas, das weiterhilft und Freude bereitet. Denn das tut es für das Kind in unserem ersten Beispiel mit Sicherheit. Die Konsequenzen für den Barmherzigkeit Empfangenden sind im Allgemeinen mildernde Umstände, eine signifikante Verbesserung der Ausgangssituation und ein Mehr an Ressourcen und/oder Möglichkeiten.

Die Not des Empfangenden kann selbst- oder fremdverschuldet sein. Was jedoch charakteristisch für die Barmherzigkeit ist, ist, dass der Empfangende es nicht schafft, mit eigenen Mitteln aus seiner Situation herauszukommen – entweder weil er körperlich oder geistig nicht mehr in der Lage dazu ist oder weil er die nötige Reife oder Kompetenz noch nicht besitzt. Somit muss es in der konkreten Situation ein Gefälle zwischen dem Barmherzigkeit Gewährenden und dem Empfangenden geben. Wer selbst kein Fahrrad fahren kann, kann es auch keinem anderen beibringen.

Eindrücklich sind in diesem Zuge die Gleichnisse und Erzählungen, die es im Koran hierzu gibt. Dazu gehört die Sure 21 (Verse 51-92), in denen vom Leben vieler Propheten berichtet wird: von Noah und Lot, die ihrem Volk zu entkommen versuchten, es aber nicht schafften; von Ayyūb, dem großes Unheil widerfuhr und keinen Ausweg fand; von Dhu-n Nūn (Jonas), der vor seinem Schicksal floh, weil ihm seine Mitmenschen nicht glaubten; oder von Zakariyyah, der unbedingt Nachwuchs wollte, jedoch nie ein Kind bekam. Jeder von ihnen befand sich in seiner eigenen Notlage, so erbarmte sich Gott ihrer. Noah und Lot gelangen die Flucht und ihre Völker sind untergegangen. Ayyūb bekam seine Familie wieder und „nochmal die gleiche Zahl dazu“. Dhu-n Nūn akzeptierte sein Schicksal und nahm seinen Auftrag wieder auf. So glaubten sie ihm am Ende doch. Und Zakariyyah bekam letztlich doch einen Sohn, nachdem seine Frau wieder gebärfähig wurde. Ihnen allen gewährte Gott Barmherzigkeit. Er half ihnen aus Mitgefühl in ihrer Notsituation und verbesserte dadurch die Lage aller.

Und so ist auch der Koran an sich – die Botschaft, die Muḥammad seinerzeit erhielt – eine Barmherzigkeit für die Weltenbewohner (21:107). Gott tut dies aus Mitgefühl für uns angesichts der Tatsache, dass sich heute 8 Milliarden Menschen einen einzigen Planeten mit endlichen Ressourcen teilen. Jeder Mensch hat seinen eigenen Willen, seine eigenen Bedürfnisse und seine eigenen Wünsche und Träume (21:92). Und so kommt es nicht von ungefähr, dass es in diesem Wetteifern Gewinner und Verlierer gibt. Das entspricht auch dem Einwand, den die Engel vor der Schöpfung des Menschen erbrachten, als sie befürchteten, dass durch ihn viel Unheil angerichtet und viel Blut vergossen wird (2:30). Ein Blick ins Weltgeschehen reicht aus, um ihnen Recht zu geben. Doch es besteht Hoffnung in Form des Korans, der jedem zur Verfügung steht, der ihn annimmt – eine Barmherzigkeit Gottes, die uns dabei hilft, das zu erkennen, was wir noch nicht erkannt haben, damit wir uns gegenseitig aus einer misslichen Lage heraushelfen können. Der Koran hat das Potential, in jeglicher Lebenssituation zu helfen. Er liefert Hilfestellungen im individuellen, im kulturell-religiösen und im gesellschaftlichen Bereich. Barmherzigkeit ist die Intention, die den beiden Büchern Gottes zugrunde liegen – dem Buch der Erzählungen von ar-Ramān und dem Buch der Bestimmungen von Allāh. Sowohl die Erzählungen als auch die Bestimmungen sind dazu gedacht, Gedankenanreize zu schaffen, und helfen uns dabei, zu erkennen, worauf es im Leben wirklich ankommt und was richtiges Handeln ausmacht.

Barmherzigkeit oder Ramah ist ein gutes Beispiel hierfür. Im Buch der Erzählungen fanden wir jene Praxisbeispiele der Propheten, wie sie oben in Sure 21 angeführt wurden. Sure 19 bedient sich einer abgewandelten Perspektive auf dieses Thema und stellt insbesondere das Gegensatzpaar Barmherzigkeit und Strafe ausführlich und detailliert erklärt gegenüber. Insgesamt kommt die Wortwurzel ra`-ḥa`-mīm, aus der die Begriffe Ramah und ar-Raḥīm abgeleitet werden, im Koran 339-mal vor. Dementsprechend viel kann über die Barmherzigkeit gelernt werden.

Im Buch der Bestimmungen erfahren wir mehrere Anweisungen, die des Erfahrens von Barmherzigkeit dienstlich sind. Beispiele sind:

  1. Lerne in Namen deines Herrn! (96:1) -> lebenslanges Lernen erforderlich!
  2. (…) Und Meine Barmherzigkeit umfasst alles. Ich werde sie denjenigen gewähren, die achtsam sind, zur Läuterung beitragen und die an unsere Zeichen glauben! (7:156) -> Achtsamkeit, Läuterung und aufrichtiger Glaube erforderlich!
  3. So sei standhaft in Bezug auf das Urteil deines Herrn und sei nicht wie der Gefährte des großen Fisches [Jonas, s.o.], als er voller Gram rief! (68:48) -> Standhaftigkeit erforderlich!
  4. Die Gläubigen sind einander Geschwister. So stiftet Verbesserung zwischen euren Geschwistern und seid euch Gottes bewusst, auf dass ihr Barmherzigkeit erlangen möget! (49:10) -> Zwischenmenschliches Verantwortungsbewusstsein erforderlich!

Das ist auch der Grund, warum es am Anfang fast jeder Sure nicht bloß „Im Namen Gottes“ heißt, „Im Namen Gottes, des Allhörenden, des Allwissenden“ oder „Im Namen Gottes, des Allmächtigen, des Einzigen“. Es heißt auch nicht „Im Namen Allāhs, ar-Ramāns, des Ersten (arab.: al-`Awwal)“, „Im Namen Allāhs, ar-Ramāns, des Letzten (arab.: al-`Āchir)“ oder „Im Namen Allāhs, ar-Ramāns, des Strengen im Strafen (arab.: schadīd-ul ´aḏāb). Gott hat sich selbst Barmherzigkeit verordnet (6:12, 6:54) und jedes Mal, wenn wir uns hinsetzen, den Koran öffnen und die Einleitung lesen, ist diese eine Erinnerung für uns, alles Alltägliche hinter uns zu lassen, kurz innezuhalten und uns vollständig Seiner Barmherzigkeit für alle Menschen, dem Koran, hinzugeben und von ihr zu lernen, auf dass sie uns das Tor zu vielen anderen Barmherzigkeiten Gottes öffnet, die wir erhalten können. Deswegen heißt es am Anfang (fast) jeder Sure:

„Im Namen Allāhs, ar-Ramāns, des Barmherzigen“

photo of a white muslim mosque

Das Wort ‚heilig‘

Eine der Herausforderungen beim Verstehen der Lesung (Koran) ist die Einordnung von Wörtern, wie dies bspw. beim Wort heilig deutlich wird. Ein korrektes Verständnis der Mehrdeutigkeit gewisser Wörter, aber auch der Bedeutungsunterschiede und klare Abgrenzungen sind wichtig. Grammatik und Semantik sind nur zwei Bereiche. Auch die Methodik des Interpretierens ist wesentlich.

Das Wort heilig wird im Alltag in verschiedener Form gebraucht wird: der heilige Koran, der heilige Prophet, der heilige Engel, heilige Menschen usw. Wie wird das Wort im Koran verwendet? Sollten wir dabei auf unsere Wortwahl achten, religiös gesehen?

Heilig auf Deutsch und Arabisch

Als religiöses Adjektiv bedeutet heilig auf Deutsch erhaben über alles Irdische, unantastbar, von Gottes Geist erfüllt, gottgeweiht und stammt wahrscheinlich vom althochdeutschen heilagheilīg ab, was wiederum geweiht, heilbringend, zum Heil bestimmt, fromm bedeutet. Eine weitere Ausgangsbedeutung kann jmdm. ausschließlich eigen, ganz, vollständig sein. So kann dann von heiliges Wesen, göttliche Vollkommenheit, Unantastbarkeit, Heiligkeit, Frömmigkeit, Heiligtum oder Sakrament die Rede sein.

Dadurch wird die Suche nach dem entsprechenden arabischen Wort schwierig. Wörter wie muqaddas (geheiligt) oder haram (verboten, tabuisiert, unantastbar) können auch diese oben beschriebene Bedeutungsvielfalt umfassen. In dem Sinne ist es auf Deutsch nicht falsch vom heiligen Propheten zu sprechen. Die Große Moschee von Mekka wird al-masdschid al-haram genannt. Das kann aber auch daran liegen, dass der Aufenthalt in dieser Moschee mit einem direkten Kriegs- und Kampfverbot verknüpft ist. Der Frieden in der Moschee ist also ein unantastbares Tabu. Generell haben Moscheen eine wichtige Bedeutung, da es den gläubigen Menschen untersagt ist sich in Moscheen aufzuhalten, die nicht für die Gerechtigkeit (qist, adalah) und Rechtschaffenheit (taqwa, sulh, birr), also den Weg Gottes (sabîlu-llah) einstehen (9:107-109).

Die arabische Wurzel für heilig

Klassisch wird die Konsonantengruppe qâf-dâl-sîn (q-d-s) als Ausgangswurzel genommen. In der Lesung (Deutsch für Koran) wird die Wurzel wie folgt verwendet:

  • Einmal in 2:30 als zweiter Verbstamm qaddasa, um Gottes Souveränität zu verehren
  • Dreimal (5:21, 20:12, 79:16) als passives Partizip des zweiten Verbstammes muqaddas/ah, um den geweihten Zustand eines Ortes zu betonen:
    • Zweimal als al-wâdi al-muqaddas = das geheiligte Tal (Tuwa)
    • Einmal al-ard al-muqaddasah = die geheiligte Erde
  • Viermal in Verbindung mit dem Geist der Heiligkeit (nicht Heiliger Geist): rûh al-qudûs
  • Zweimal als Gottesname al-quddûs: Der Heilige

So wird klar, dass auch in der Lesung semantische Bedeutungsnuancen des Wortes heilig verwendet werden im Sinne von ganz, ungeteilt, vollständig, vollkommen oder auch gesund.

Außerdem werden in arabischen Wörterbüchern wie dem Lisanu-l-‚arab (Die Sprache der Araber) für die Bedeutung des Begriffs muqaddas auch Umschreibungen wie mubârak (gesegnet) und mutahhar (rein, sauber) wiedergegeben. Diese beiden Eigenschaften werden direkt im Zusammenhang mit der Offenbarungsschrift erwähnt:

Dies ist ein Buch, das Wir zu dir hinabsandten, gesegnet, damit sie über seine Zeichen nachsinnen und damit die Einsichtigen es bedenken.
kitâbun anzalnâhu ilayka mubârakun liyaddabbarû ‚âyâtihi wa-l-yatadhakkara ‚ûlû l-albâb

38:29

Ein Gesandter von Gott, der gereinigte Blätter vorträgt
rasûlun min Allahi yatlû suhufan mutahharatan

98:2 Hanif-Übersetzung

Der Begriff gesegnet wird auch für Gesandte, Friede sei auf allen, gebraucht, z. B. in 19:31 oder 37:113; ebenfalls für Orte, z. B. in 23:29, oder auch für einen Baum als besondere Energiequelle in 24:35. Der Ausdruck rein oder gereinigt wird auch für Menschen gebraucht, siehe bspw. in 3:42, 3:55, 5:41, 8:11 oder besonders in 9:108.

Abgrenzung zur deutschen Sprache

Alles in allem hat zwar die Umschreibung heilig auch eine christliche Konnotation. Dennoch ist dieser Begriff auch im Sinne der Alltagssprache auch für die Lesung (Koran) und die Gesandten nicht fragwürdig. Im Alltag sagen wir ja auch Herr Abdullah. Aber im religiösen Sinne ist Gott allein unser aller wahrhaftiger rabb (Erhalter, Herr). Dennoch ist es auch religiös gesehen nicht falsch, Herr Abdullah zu sagen.

Muqaddas stellt ein passives Partizip des zweiten Verbstammes dar, bedeutet also geheiligt und nicht heilig. Aus gutem Grund wird der Geist der Heiligkeit mit qudus (قُدُس) erwähnt. Es ist sprachlich falsch hier vom Heiligen Geist zu reden, richtig ist der Geist der Heiligkeit. Gott wird mit Al-Quddûs (الْقُدُّوسُ), also der Heilige beschrieben. Die Engel heiligen Ihn direkt in 2:30 (nuqaddisu laka, kein Passiv). Das Land hingegen wird in passiver Form als geheiligt (muqaddas) beschrieben. Das Adjektiv heilig wird nirgends für irgendeinen Propheten oder Gesandten gebraucht im Koran. Der einzig Heilige und die Quelle aller Heiligkeit ist somit Allah, unser formloser, geschlechtsloser, unerschaffener Schöpfer.

Hier können wir einwenden, dass all dies sprachliche Spitzfindigkeiten sind. Dennoch finden wir diese wichtig, da kein Wort in der Lesung (Koran) zufällig gewählt ist. Aus demselben Grund sagen wir auch nur zu Gott mawlânâ (unser Beschützer, Meister, Verbündeter, Schutzpatron). Dieses Wort dient in der Alltagssprache im religiösen Kontext als Ehrentitel für Menschen. Sufis weltweit sagen zum Mystiker Rumi mevlana (türkische Schreibweise). Ebenfalls nennt man gewisse Religionsgelehrte in manchen Ländern so. In der Schrift kommt dieses Wort nur für Gott alleine vor.

Fazit

Synonyme aus den Wörterbüchern bedeuten nicht, dass diese Wörter miteinander gleichzusetzen sind. Linguistisch sollten wir also exakt bleiben. So ist haram auch nicht einfach heilig, sondern die Wurzel H-r-m hat in der Grundbedeutung mit einer Tabuisierung, z. B. im Sinne einer Unantastbarkeit zu tun. Aus dieser Grundbedeutung heraus entspringen dann Ableitungen wie haram (verboten, „tabuisiert, etwas zu tun/sagen/konsumieren“) oder hurma (z.B. Respekt, im Sinne von „es ist ein Tabu, respektlos zu sein“). Haram mit heilig gleichzusetzen führte zu merkwürdigen Widersprüchen, etwa dass Schweinefleisch dann auch plötzlich heilig sein könnte und deshalb nicht zu essen wäre. Die Haram-Moschee ist eine Moschee, bei der es laut Koran ein Tabu ist zu kriegen: ein Ort der spirituellen und körperlichen Unantastbarkeit.

Sprache ist jedoch nie absolut präzise und es gibt Überlappungen. Heil sein bedeutet in dem Sinne auch gesund und intakt sein – aber das ist dann wiederum eine Vermischung von deutschen und arabischen Sprachlichkeiten, die voneinander getrennt sind. Heilen oder heil sein ist nicht dasselbe wie heiligen. Heil sein im Sinne von gesund ist auf Arabisch eher unversehrt, also salîm (سَلِيم), da Unversehrtheit besser passt. Heilsam, heilend, gesund ist dann auf Arabisch eher sihhy (صِحِّي). So ist die HEILung auf Arabisch eher schifâ‘ (شِفَاءٌ).

Wichtig: Wir sagen nicht, dass es absolut unislamisch ist, wenn jemand das Wort heilig in einer anderen Form für sich in seinem Glauben verwendet. Sonst machen wir uns des Takfîrs schuldig, was schon ein Tabu an sich ist. Möge uns davor unser gnädige Schöpfer bewahren.

Dschihad im Islam: Sei ein barmherziger Samariter!

Ich suche Zuflucht beim Herrn vor dem verstoßenen Satan,
Im Namen Gottes, des Gnädigen, des Barmherzigen

 

96:1 Lies, im Namen deines Herrn, der erschuf.

 

Dieser Satz soll gemäß Volksglauben den ersten offenbarten Vers der Lesung (arabisch: Koran) verkörpern. Doch die Mehrheit der Gottergebenen (arabisch: Muslimūn) hat diesen „ersten“ göttlichen Ratschlag vergessen. Wir sind nicht mehr geübt im Lesen der Zeichen und Verse (āyāt) der Lesung und der Natur. Die Gottergebenen müssten die Literatur, die Dichtkunst und das Schreiben allgemein wie auch die technologischen, geistigen und naturwissenschaftlichen Bereiche anführen, wenn sie den Worten Gottes wahrhaftig folgten. Aber wir kennen meistens nicht einmal unsere eigene Religion oder die Lebensordnung (dīn) der Gottergebenheit (islām) aus der Lesung gut genug, so dass sich in manchen Gesichtern ein Ausdruck des Unglaubens entfaltet, wenn sie mit den Worten Gottes konfrontiert werden. Sie sind überrascht, weil die Offenbarung Gottes ihrem traditionellen, kulturell beeinflussten Glauben widerspricht.

Nicht zuletzt aus diesem Grund lassen sie es zu, dass arabische Wörter wie Dschihad ihrer positiven Bedeutung beraubt und zu etwas abgewandelt werden, das dem Wesen der Offenbarung widerspricht. Sie lassen es zu, dass die offizielle Religion gegen die von Gott offenbarte Lebensordnung verwendet wird, obwohl uns der Barmherzige ausdrücklich davor warnt:

 

31:33/35:5 und lasst die Täuschung euch nicht in Gott täuschen!

 

Diese Aussage ist so wichtig, dass sie nicht nur einmal, sondern in gleichem Wortlaut auch in 35:5 vorkommt und sinngemäß in 57:14 wiederholt wird. Doch wir ließen uns leider täuschen, und Gott wusste das.

 

57:14 Sie rufen ihnen zu: Waren wir etwa nicht mit euch. Sie sagten: Doch, aber ihr verführtet euch selbst, ihr wartetet ab, zweifeltet und die Wünsche täuschten euch, bis der Befehl Gottes kam. So ließ euch die Täuschung in Gott täuschen

82:6 Du Mensch! Was hat dich bezüglich Deines großzügigen Herrn täuschen lassen?

 

Wir haben die Pflicht, unsere Augen zu öffnen, die Täuschung zu erkennen und zur Gottergebenheit zurückzukehren (5:105). Wir werden, so Gott will, zu einer neuen Generation von Gottergebenen, welche es nicht mehr zulässt, dass Dinge im Namen Gottes angeordnet werden, die Gott nie angeordnet hat.

 

42:21 Oder haben sie etwa Beigesellte, die ihnen von der Lebensordnung als Scharīʿah bestimmt haben, was Gott nicht erlaubt hat? …

 

Welch eine Wortwahl ist in diesem Vers doch zu erkennen, die die Weisheit Gottes zeigt! Im Vers wird das Verb „scharaʿa“ (verordnen, besitzt den gemeinsamen Wortstamm wie scharīʿah) im Zusammenhang mit der Lebensordnung (dīn) verwendet. Somit vermischen diese Täuscher ihre eigene Lebensweise mit den Geboten Gottes aus der Lesung. Sie reden so, als ob sie fromme Gläubige seien, doch in Wahrheit entfernen sie uns von Gott. Die von den Menschen erfundene Scharīʿah wird von Gott höchstpersönlich abgelehnt! Darüber hinaus wird sie mit der Beigesellung (schirk) in Verbindung gebracht. Den aufmerksamen Gottergebenen, die die Schrift kennen, läuten hier sämtliche Alarmglocken, da die Beigesellung die einzige unverzeihliche Sünde darstellt (4:48, 4:116).

Es ist deshalb an der Zeit, dass wir die menschliche, irreführende Verordnung, die sie auch Scharīʿah nennen, trennen von den Anordnungen, der Scharīʿah Gottes. Es ist an der Zeit, dass wir zur Gottergebenheit zurückkehren – zur Gottergebenheit aus der von Gott offenbarten Lesung. Dies erreichen wir, indem wir die Begrifflichkeiten aus der Lesung politisch und theologisch zurückerobern. Es ist an der Zeit, die an uns offenbarte Schrift von den falschen Gelehrten, Autoritäten und den Tyrannen zurückzuerobern, die sie missbrauchen!

 

Den Dschihad lieben lernen

Das Wort „Dschihād“ wird selbst auch von Gottergebenen oft missverstanden. Es ist für den Kenner offensichtlich, dass Dschihad kein „blutrünstiger Kampf“ oder ein „heiliger Krieg“ ist. Diese Fehlübersetzungen sind nicht einmal in der Nähe der wörtlichen Bedeutung. „Kampf“ ist qitāl (قتال) und „heiliger Krieg“ lautet al-ḥarbu l-muqaddasah (الحرب المقدسة) auf Arabisch. Sehen Sie hier irgendwo eine Ähnlichkeit zum Wort Dschihad? Nein? Gut, ich nämlich auch nicht.

Der Dschihad ist vielmehr die Bemühung gegen jegliche blutrünstige Kämpfe. Dschihad ist der schnellste Weg zum Frieden und zur Barmherzigkeit. Dschihad ist ein Ausdruck des Mitgefühls gegenüber den Bedürftigen und Schwachen. Die Quelle für Dschihad liegt in Gott und Seiner allumfassenden Liebe und Barmherzigkeit. Dschihād ist der Schutz vor dem Ungerechten. Dschihad ist – richtig verstanden – ein Segen für die Menschheit, sowohl in Bezug auf das Zusammenleben mit Anderen als auch für einen selbst.

Die Gottergebenen sind von der Vernunft (10:100, 8:22, 2:44) und der Barmherzigkeit geleitete, selbstkritische Seelen (3:134, 42:36-43, 75:2). Denn sie sind sich bewusst, dass die Barmherzigkeit sehr wichtig ist, da sich Gott selbst Barmherzigkeit vorschrieb (6:12). Diese barmherzige Seele des Gottergebenen entwickelt sich spirituell wie auch wissenschaftlich weiter (17:36, 39:18, 10:100, 35:27-28). Deshalb ist sie ein Segen für alle Menschen und nicht nur für die Person selbst, die eigene Familie oder die eigene Gemeinschaft.

Wir sind als Gottergebene verzeihend, da wir uns wünschen, dass Gott uns auch vergibt (24:22). Gott ist voller Vergebung, Liebe und Erbarmen (85:14). Unser Weg ist demzufolge auch die Barmherzigkeit (3:134, 7:199, 15:85, 41:34-35, 42:43). Und weil Verzeihen schwieriger, aber dafür umso besser ist, ist es ein Dschihad (42:37,40). Aus diesem Grund sandte Gott den Propheten Muhammad aus Seiner Barmherzigkeit heraus für alle Welten (21:107). Denn nicht die Person Muhammad selbst, sondern die Botschaft der Lesung ist eine Heilung und eine Rechtleitung für uns (41:44).

 

Dschihad als Wort

Die Wurzel des Wortes Dschihād ist dsch-h-d (‏ج ه د‎) und kommt in der Lesung insgesamt 41 Mal in 36 Versen wie folgt vor:

  • 27 Mal (2:218, 3:142, 5:35, 5:54, 8:72, 8:74, 8:75, 9:16, 9:19, 9:20, 9:41, 9:44, 9:73, 9:81, 9:86, 9:88, 16:110, 22:78, 24:53, 29:6 (2x), 29:8, 29:69, 31:15, 49:15, 61:11, 66:9) als dritter Verbstamm dschāhada (جَٰهَدَ): sich bemühen, abmühen
  • Viermal (4:95 (3x), 47:31) als aktives Partizip des dritten Verbstammes mudschāhidīn (مُجَٰهِدِين): abmühend, sich bemühend
  • Viermal (9:24, 22:78, 25:52, 60:1) als das Verbalnomen des dritten Verbstammes dschihād (جِهَاد): Bemühung
  • Einmal (9:79) als das Nomen dschuhd (جُهْد): Mühe, Engagement
  • Fünfmal (5:53, 6:109, 16:38, 24:53, 35:42) als das Verbalnomen dschahd (جَهْد): Einsatz, (intensive) Abmühung

Noch einmal zur Verinnerlichung werden die Bedeutungen dieser Abmühung, wie sie koranisch gesehen sinngemäß vorkommen, aufgezeigt:

  • sich mit aller Kraft für etwas einsetzen
  • etwas hart erarbeiten, sich anstrengen, abmühen, abrackern
  • sich kräftig, fleißig, sorgsam oder eifrig engagieren
  • mit äußerstem Einsatz mit Leib und Seele für eine Sache einstehen
  • sich abplagen, viel durchmachen, ermüden durch intensives Abmühen
  • etwas auf sich bürden, etwas ertragen
  • sich durch Schwierigkeiten quälen oder ringen

 

Dschihad als Lebensweise

Viel wichtiger als der rein sprachliche Aspekt des Wortes ist die nähere Bedeutung durch die Verwendung in der Lesung. Der wichtigste und wohl der am meisten missverstandene Ausdruck aus der Lesung ist „die Bemühung auf dem Wege Gottes“ (al-dschihād fī sabīli-llāh). Dies ist nämlich nichts anders als der Versuch, Gottes Willen zu erkennen und umzusetzen und Seiner achtsam zu sein (taqwà), während man noch auf der Suche nach der Wahrheit ist:

 

22:78 Und bemüht euch für Gott in wahrhaftiger Abmühung. Er hat euch erwählt. Und Er hat euch in der Lebensordnung keine Bedrängnis auferlegt. Dies ist die Gemeinschaft eures Vaters Abraham. Er hat euch schon früher Gottergebene (Muslime) genannt und nun in diesem (Buch), auf dass der Gesandte Zeuge über euch sei und ihr Zeugen über die Menschen seid. So haltet den Kontakt aufrecht, steuert zur Verbesserung bei und haltet an Gott fest. Er ist euer Beschützer: welch vorzüglicher Beschützer und welch vorzüglicher Helfer!

 

Die Bemühung, also der Dschihad auf dem Wege Gottes hat vor allem mit dem Kontakt (salāh) zu Gott und mit der Verbesserung sozialer Umstände (zakāh) zu tun und geschieht auch nicht nur durch Einzelne. Wir müssen uns gegenseitig darin unterstützen, für soziale Verbesserung in den Gesellschaften zu sorgen, in denen wir leben (2:215, 2:197, 3:104, 5:2, 45:15, 99:7, Kapitel 103, Kapitel 107). Dies ist die gemeinsame Abmühung, der gemeinsame Dschihad. Die Bemühung ist der Weg zur Liebe. Die Bemühung umfasst unseren Einsatz und unsere Anstrengungen, Bedürftigen Wärme, Schutz und Geborgenheit zu bieten. Dschihad ist deshalb auch schon ein freundliches Lächeln, wenn niemand lächeln will. Es ist genauso eine Bemühung, ein friedliches und freundliches Wort für jene Menschen zu haben, die uns beleidigend ansprechen (25:63). Also steht der Dschihad für eine Selbstbeherrschung im Sinne des Friedens.

 

Dschihad und Krieg?

Die sogenannten Muslime dürfen sich hier einmal selbstkritisch betrachten. Es ist nämlich viel zu einfach und meistens auch falsch „die westlichen Medien“ oder „die westlichen, politischen Mächte“ für eine „Verzerrung des Islām“ verantwortlich zu machen und plump den Satz „das hat mit dem Islām nichts zu tun“ zu wiederholen. Dadurch schieben wir die Schuld von uns und begnügen uns mit unserer eigenen Weltanschauung, ohne die Argumente durchleuchtet zu haben. Wir geben unsere Verantwortung der Selbstaufklärung und der Wissensaneignung dadurch viel zu leichtfertig ab. Deshalb seien hier zwei negative Beispiele aus der muslimischen Tradition erwähnt, um zu verdeutlichen, dass sich gewisse gewalttätige Gruppierungen eben nicht durch westliche Medien, sondern hauptsächlich durch die traditionelle Literatur beeinflussen ließen.

 

Dschihad gemäß sunnitischer Tradition

Die Frage kann gestellt werden, wieso selbst gewisse frühe Gelehrten wie Asch-Schaibānī (Das große Buch der Kriege) aus dem späten achten Jahrhundert glaubten, Dschihad sei ein Angriffskrieg zur Bekehrung von Andersgläubigen. Sie waren zumindest so weit gebildet, dass sie die gesamte Lesung studieren konnten. Die meisten Gelehrten lernten sie sogar komplett auswendig. Asch-Schaibānī ist auch keine Randfigur in der Tradition, sondern ein Mitbegründer der hanafītischen Rechtsschule, eine der vier Rechtsschulen im Sunnitentum.

Es darf nicht vergessen werden, dass die Menschen die Lesung und somit das Wort Gottes interpretieren müssen. Ohne eine schlüssige Herangehensweise an den Text kann man jedwede Art der Interpretation irgendwie rechtfertigen. Allein wenn wir das Vorgehen akzeptieren, immer den gesamten Text aus der Lesung im Zusammenhang zu berücksichtigen, können wir diese menschenfeindliche Position von Asch-Schaibani niemals als eine Gott ergebene (auf Arabisch: islamische) Haltung bezeichnen. Zu viele andere Textstellen stehen dazu im Widerspruch (alleine 2:256 reicht aus, weitere: 10:99, 18:29, 88:21-22, 60:8-9).

Ein weiteres negatives Beispiel für eine falsche Herangehensweise ist der Theologe As-Sarachsī (11. Jahrhundert). Die Meinung von As-Sarachsi zeigt, wie vorsichtig wir in der Methodik sein müssen. Er glaubte irrtümlicherweise, dass der Dschihād nur in den Anfangsphasen eine eingeschränkte Bedeutung erhielt, in der die Beigeseller nur ignoriert werden sollen. Der Dschihād sei künftig gleichzusetzen mit dem Gebot zum Kampf, wobei sämtliche Beigeseller zu bezwingen seien. Dies würdige seiner Meinung nach die Religion selbst! Und genau auf eine solche Art der Interpretation stützen sich die Extremisten.

 

Weitere traditionelle Ansichten

Es gibt natürlich auch viele andere Ansichten in der sunnitischen Literatur, welche im Mainstream-Islām verbreitet sind, wie z.B. die Unterscheidung zwischen großem und kleinen Dschihad. Der kleine umfasse die kriegerische Handlung und der große meine die Arbeit an sich selbst, das Ausmerzen von allem Schlechten, wie Wut, Zorn oder Hass. Darüber hinaus gibt es noch viele Versuche, den Dschihād zu kategorisieren in Unterbereiche wie:

  • Dschihād der Seele (dschihād bi-n-nafs)
  • Bemühung der Zunge (dschihād bi-l-lisan)
  • Dschihād des Stiftes (dschihād bi-l-qalam)
  • Bemühung des Wissens (dschihād bi-l-ʿilm)

Solche Unterteilungen können aber sehr unterschiedlich sein und sind meist nicht koranisch belegt.

Es gibt zudem einen Ausspruch (Ḥadīṯ), wonach man sich gegen „das Üble“ in folgender Reihenfolge wehren sollte: Hand, Zunge und Herz (Riyāḍ uṣ-Ṣāliḥīn Nr. 184). Zuerst sollte man aktiv das Üble mit eigener Hand ändern, wenn nicht möglich, dann gegen die Ungerechtigkeit mündlich (Zunge) protestieren und zuallerletzt im Herzen rebellieren. Dieser Ausspruch ist höchst problematisch, da er auf diese uneingeschränkte Art eine Religionspolizei einfordert, wenn es eine sunnitische oder schiitische Regierung geben sollte. Denn eine solche Regierung hat die Mittel und die Wege aktiv (Hand) vorzugehen, um in ihren Augen Übles vorzubeugen. Dadurch wären die Rechte von Andersdenkenden, Andersgläubigen, Homosexuellen nicht mehr gewährleistet, wie wir leider heute schon in gewissen Ländern beobachten können.

 

Dschihad und Verteidigungskrieg in der Lesung

Wir sehen nun die Notwendigkeit, sämtliche Verse aus der Lesung miteinander in Verbindung zu bringen. Es reicht nicht aus, einzelne Verse oder Themenbereiche in einen vermuteten, künstlich erstellten zeitlichen Rahmen zu setzen. Die historische Kontextualisierung kann also im Ansatz nur Vermutungen, weitere Verwirrungen oder mitunter gar anti-islamische Haltungen hervorbringen, wie wir soeben gesehen haben. Gott sagt uns bereits in der Lesung, dass Sein Wort dazu herabgesandt wurde, um alles zu erklären (16:89).

Es wird uns nirgends in der Lesung erlaubt, Angriffskriege zu führen. Natürlich bedeutet aber die Abmühung unter anderem auch, dass wir mit Leib und Seele für die Gerechtigkeit kämpfen müssen. Dies kann auch zur Folge haben, dass wir einen Verteidigungskrieg zu führen haben. In solch einer prekären Lage ist es auch ein Verrat an der Menschlichkeit, wenn wir die existenzielle Bedrohung von unschuldigen Menschen aufgrund eines naiven Pazifismus ignorieren. Deshalb sollten wir die Selbstverteidigung als eine Selbstverständlichkeit ansehen, auch wenn es mich eine innere Überwindung kostet, die erhöhte Wahrscheinlichkeit meines Todes eher in Kauf zu nehmen als meinen „natürlichen“ Tod. Das, obwohl wir nicht wissen können, wann wir sterben werden!

Daher kommt auch die Verknüpfung zwischen der Bemühung und einer speziellen kriegerischen Handlung zum Zwecke der Selbstverteidigung, um der Auslöschung der eigenen Existenz und der eigenen Gesellschaft entgegen zu treten (22:39-40; in diesen Versen wird das Wort für Kampf, also qitāl und nicht dschihād verwendet). Wir sollten aber stets ein friedliches Zusammenleben anstreben (2:208, 4:114, 8:61, 10:25, 60:7). Auch im Krieg gilt die Selbstbeherrschung (2:190-193) als Zeichen der innerlichen Abmühung.

 

Dschihad bedeutet Menschenliebe

Die Gottergebenheit besteht nicht nur aus der gegenseitigen Liebe zwischen Gott und Mensch, wobei Gott uns weitaus mehr liebt. Niemand ist ohne Sünde, so dass er ohne eine Vergebung seitens Gottes auskommt (35:45, 16:61). Da Gott Barmherzigkeit vor Gerechtigkeit walten lässt, können wir sicher sein, dass Er uns mehr liebt als wir Ihn (85:14, 6:12). Diese Verbundenheit sollten wir auch zwischen den Menschen pflegen. Gott ergeben zu sein bedeutet, die Menschen mehr zu lieben, als dass sie uns lieben (3:119, 59:9, 76:8-9). Weil wir ungeduldig und geizig sind, ist es umso schwieriger und eine größere Abmühung, weshalb eben diese Abmühung mit der Geduld verbunden ist (2:267, 3:92, 3:134, 3:142, 4:36).

Die Abmühung ist des Weiteren mit Empathie und Wohlwollen verbunden. Da wir großzügig von Gott beschenkt wurden, können wir diese Großzügigkeit auch den Menschen zukommen lassen (2:273, 24:22, 31:18). Dies äußert sich zum Beispiel in der Familie dadurch, dass wir unsere Eltern mit Güte behandeln müssen (29:8). Wir dürfen es aber nicht übertreiben mit der Liebe und blind werden. Wenn wir dazu gedrängt werden, die islamischen Prinzipien irgendwie weltlichen Bedürfnissen anzupassen, dürfen wir dem nicht nachgeben.

 

Dschihad bedeutet Gerechtigkeit

Wir dürfen um der Gerechtigkeit willen nicht die Menschen lieben, die tyrannisch Unschuldige aus ihren Häusern vertreiben (60:1). Liebe zu Gott bedeutet auch Liebe zur Gerechtigkeit über alle sozialen Stufen hinweg. Gott ist unser Zentrum und wir müssen mit unserem Dschihād unser Licht vervollkommnen und Gottes Barmherzigkeit verkünden. Die Vervollkommnung unserer Seele beinhaltet auch die moralische Läuterung, die Reflexion und die Kenntnis über unser eigenes Wesen. Dies führt dann dazu, dass wir unbeeinflussbar für die Gerechtigkeit einstehen (3:104, 3:110, 4:135, 5:78-81, 5:105, 7:165, 7:199, 9:71, 29:69, 99:7). Die Läuterung (zakāh) ist dermaßen wichtig, dass Gott Seine Barmherzigkeit davon abhängig macht, ob wir zur Läuterung oder in anderen Worten zur Verbesserung gesellschaftlicher Umstände beitragen oder nicht (7:156). Unser Bestreben sollte zu jeder Zeit sein, dem Frieden zugeneigt zu sein (8:61) und die Selbstvervollkommnung im Sinne Gottes anzustreben, selbst wenn wir dabei auf Feindseligkeiten stoßen:

 

5:8 O ihr, die ihr glaubtet, steht zu Gott als Zeugen für die Gerechtigkeit! Und die Feindseligkeit eines Volkes soll euch nicht verleiten, anders denn gerecht zu handeln. Seid gerecht, das ist näher zur Achtsamkeit. Und seid Gottes achtsam, denn Gott ist kundig dessen, was ihr tut.

 

Deshalb: Liebe den Dschihād und sei ein Mudschāhid!

Oder zu gut Deutsch: Liebe die Bemühung und sei ein Bemühender, indem du ein barmherziger Samariter bist!

Gibt es den Segen auf den Propheten saw oder sas im Islam bzw. im Koran?

Ich suche Zuflucht bei Gott vor dem verworfenen Satan,
Im Namen Gottes, des Erbarmers, des Barmherzigen

Frieden sei mit uns allen, liebe Geschwister und Freunde, und Gottes Segen und Seine allumfassende Barmherzigkeit!

 

35:10 … Zu Ihm steigt das gute Wort, und (erst) die rechtschaffene Tat lässt es aufsteigen! …

 

Dieser Beitrag wird weh tun, ja sehr weh tun und schwer zu verdauen sein für jene, die ihr Leben lang nur die Tradition und die Lesung (deutsch für „Koran“, arabisch: al-qurʾān) nur wenig oder oberflächlich und über Lippenbekenntnisse und weniger über Taten kannten. Wenn Sie zu dieser Sorte von Menschen gehören, die lieber ihre Tradition aufrecht erhalten möchten als zu erfahren, was in der Lesung (Koran) wirklich steht, dann können Sie gleich aufhören zu lesen. Wenn Sie lieber ihre Vorfahren, Vorväter, den Imam in Ihrer Moschee, Ihr soziales Umfeld zufrieden stellen und Ihre Illusion über Ihr eigenes Selbst schützen wollen, dann wird dieser Artikel wie eine versalzene Suppe daherkommen, in dem jedes Wort schwer durch Ihren Hals geht und im Magen dann erst so richtig säuert. Wenn Sie zudem den Propheten Mohammed auf unrealistische Weise als einen fehlerlosen Supermenschen betrachten, aufgrund dessen die gesamte Schöpfung erschaffen sei laut einem erfundenen Ausspruch (Ḥadīṯ), und ihn als das beste Geschöpf unter den Geschöpfen betrachten, dann werden Sie zu denen gehören, die uns damit zu Unrecht beschuldigen, dass wir den Propheten hassen würden, weil wir ihn so darstellen, wie er wirklich war: ein fehlerbehafteter Mensch, der aufgrund seiner Tugenden und seines Charakters einschließlich seiner Fehler dennoch als schönes (nicht schönstes!) Vorbild für uns gilt. Aufgrund seiner Fehler wissen wir, was wir nicht wiederholen sollten und aufgrund seiner Tugenden, die in der Lesung selbst beschrieben werden, können wir uns im Verrichten heilvoller und guter Taten üben.

Gehören Sie aber zu jenen wenigen Menschen, die wirklich interessiert sind an dem, was Gott in der Lesung mitteilt, dann wird dieser Artikel eine willkommene Erfrischung für Ihren Geist darstellen und Sie werden eventuell das Rezept der Suppe sogar zu verfeinern wissen. Aufklärerisch eingestellte Menschen werden so erfahren, was in ihrer bisherigen Betrachtung auf unreflektierter Tradition fußte. Gleichzeitig werden sie diesen Artikel auch hinterfragen und nichts ungeprüft hinnehmen, da dieses Prinzip der Aufklärung in der Lesung selbst verankert ist (17:36). Diese im Geiste vernünftig denkenden Menschen werden die hier vorgestellten Erkenntnisse weder vorschnell abweisen noch sich auf die Tradition berufen, weil sie sehr gut wissen, dass das Wort Gottes in der Lesung dieses Verhalten ablehnt (2:44, 10:100, 8:22, 10:38-39, 2:170, 23:24, 7:70, 11:62, 11:87, 26:74, 28:36, 34:43).

 

2:170 Und wenn ihnen gesagt wird: Folgt dem, was Gott herabsandte. Dann sagen sie: Vielmehr folgen wir dem, was wir bei unseren Vätern vorfanden. Auch dann, wenn ihre Väter weder etwas verstanden noch Rechtleitung fanden?

 

In Bezug auf die Botschaft Gottes dürfen wir uns also nicht blind auf unsere Vorväter verlassen, sondern müssen die Argumente und die Verse genau untersuchen und den Sachverhalt genau abwägen. Betrachten wir nun den sogenannten Segensspruch oder die Eulogie SAW oder SAS im Islam (auf Deutsch: Gottergebenheit). Diese Abkürzung kommt auch in den Varianten SAWS, SAAWS oder einfach nur als S vor. Ausgeschrieben wird diese traditionelle Eulogie, auf Arabisch auch als taṣliyyah (تصلية‎) bekannt, transliteriert als ṣallā ‚llāhu ʿalayhi wa-sallam (in salopper Form auch salla Allahu alayhi wa salam) und bedeutet sinngemäß nach heute geläufigem Verständnis der Worte: Möge Gott ihn segnen und Frieden/Heil geben.

Fest steht, dass dieser Spruch schon sehr lange vorhanden war, wie dies an der Inschrift am Felsendom ersichtlich ist. Dieser Spruch wird meist aufgrund des folgenden Verses 33:56 begründet, der auch am Felsendom zitiert wird. Leider wurde und wird dieser Vers in seiner Bedeutung katastrophal verzerrt und in einem in sich unschlüssigen Verständnis wiedergegeben, wie man unschwer an den gängigen Übersetzungen erkennen kann:

 

إن الله وملئكته يصلون على النبى يأيها الذين ءامنوا صلوا عليه وسلموا تسليما

(Transliteration) ‚Inna Allāha Wa Malā’ikatahu Yuṣallūna ʿAlá An-Nabīyi Yā ‚Ayyuhā Al-Laḏīna ‚Āmanū ṣallū ʿAlayhi Wa Sallimū Taslīmāan
(Khoury) Gott und seine Engel sprechen den Segen über den Propheten. O ihr, die ihr glaubt, sprecht den Segen über ihn und grüßt ihn mit gehörigem Gruß.
(Azhar) Gott nimmt den Propheten in Seine Barmherzigkeit auf und erweist ihm Seine Huld, und Seine Engel sprechen den Segen über ihn. Ihr Gläubigen, sprecht den Segen über ihn und grüßt ihn, wie es sich ziemt!
(Ahmadiyya) Allah sendet Segnungen auf den Propheten und Seine Engel beten für ihn. O die ihr glaubt, betet (auch) ihr für ihn und wünschet ihm Frieden mit aller Ehrerbietung.
(Paret) Gott und seine Engel sprechen den Segen über den Propheten. Ihr Gläubigen! Sprecht (auch ihr) den Segen über ihn und grüßt (ihn)
(Bubenheim) Gewiß, Allah und Seine Engel sprechen den Segen über den Propheten. O die ihr glaubt, sprecht den Segen über ihn und grüßt ihn mit gehörigem Gruß.
(Rassoul) Wahrlich, Allah sendet Segnungen auf den Propheten, und Seine Engel bitten darum für ihn. O ihr, die ihr glaubt, bittet (auch) ihr für ihn und wünscht ihm Frieden.
(Zaidan) Gewiß, ALLAH gewährt dem Propheten Gnade und die Engel erbitten sie für ihn. Ihr, die den Iman verinnerlicht habt! Macht für ihn Salah und begrüßt (ihn mit) einer Salam-Begrüßung!

 

Die rot markierten Stellen gibt es im arabischen Wortlaut nicht. Die schwarzen Stellen sind Interpretationen der Übersetzer der fett markierten Ausdrücke aus der Transliteration. Betrachten wir einmal die einzelnen Worte aus diesem Vers, ohne die fett markierten Stellen aus der Transliteration zu übersetzen, da sie der Gegegenstand unserer Betrachtung sind:

‚Inna
Allāha
Wa Malā’ikatahu
Yuşallūna ʿAlá
An-Nabīyi
Yā ‚Ayyuhā
Al-Ladhīna
‚Āmanū
Şallū `Alayhi
Wa Sallimū
Taslīmāan
Gewiss, Wahrlich, Sicherlich
der Gott
und Seine Engel
Yuşallūna über
den Propheten
O ihr
diejenigen
glaubten
Şallū über ihn
und Sallimū
Taslīmāan

 

Wir sehen also alleine aufgrund der Verwendung der Worte, dass es sich hierbei um einen Aufruf handelt, etwas Konkretes zu tun. Dies ist bereits der erste klare Unterschied zur Aufforderung etwas auszusprechen. Hier steht nirgends etwas Ähnliches wie: Sagt (Qūlū)… Vielmehr müssen wir Ṣalāh ausüben auf den Propheten.

Dadurch, dass sich die Menschen in der Tradition darauf festlegten, diesen Vers in mündlicher Form in der bekannten Form wiederzugeben, haben sie sich selbst gerade das Bein gestellt. Statt dass sie dem Aufruf Gottes folgen, Ṣalāh zu üben auf den Propheten in Form einer konkreten Handlung und Tat, sagen sie vielmehr sinngemäß: Nein, Gott, wir machen kein Ṣalāh auf den Propheten, (vielmehr) mache Du Ṣalāh auf den Propheten. Dies ist die direkte Bedeutung des auch sehr oft verwendeten Ausdrucks Allahumma Salli ‚alâ Muhammad, wie er beispielsweise auch in der sogenannten At-Taḥiyyatu vorkommt, in dem nahezu Lobgesänge auf Abraham und Muhammad vorkommen und dem Wesen des Monotheismus (tawḥīd) deutlich widersprechen. Nicht die Propheten stehen im Fokus, sondern vielmehr Gott. Die Gebete gelten nur für Gott und deshalb dürfen wir diesen falschen Gebetsspruch nicht äußern, auch weil wir keine Unterschiede unter den Gesandten machen dürfen. Statt dass wir den Ṣalāh ausüben, fordern wir Gott auf, diesen doch auszuüben!

Stellen Sie sich einmal vor, wie Sie einen Freund auffordern, der neben dem Fenster steht: Schließe bitte das Fenster! Und als Reaktion wird nicht das Fenster geschlossen, sondern gesagt: Schließe du das Fenster! Dieselbe Logik ist in diesem Ausspruch enthalten. Da Arabisch traditionell gesehen aber zu heilig ist zum Verstehen, fällt dies einem auch erst gar nicht auf. Wir müssen wieder damit beginnen, die Lesung (Koran) zu verstehen.

Menschen greifen verzweifelt nach einer Box: Die Verehrung des Propheten gegen seinen Willen

Menschen greifen verzweifelt nach einer Box, weil sie glauben, darin befänden sich die Haare des Propheten Muhammad: Der Ausdruck der falschen Verehrung des Propheten gegen seinen Willen

Viele Sunniten und Schiiten glauben, dass sie sogenannte Pluspunkte (Ḥasanāt) erhalten werden, alleine indem sie diese der Lesung (Koran) widersprechenden Segenssprüche wiederholen. Doch wir haben eingangs gelesen, dass nicht die Worte allein reichen, sondern vielmehr die rechtschaffenen Taten erst die Worte bestätigen und zu Gott aufsteigen (35:10). Wenn wir dabei noch den fünften Vers des ersten Kapitels aus der Lesung bedenken, dann wüssten wir, dass Gottes Botschaft alleine im Zentrum stehen soll. Somit ist der sogenannte traditionelle Segensspruch „sas im Islam“ als ein verzerrtes, falsches Verständnis abzulehnen. Der Irrglaube, hunderte Male diesen erfundenen, falschen Segensspruch auszusprechen (dazu noch Apps wie ‚Zikirmatik‘ runterladen oder noch schlimmer kaufen), schütze einen direkt vor der Hölle, wäre ja doch zu einfach gewesen! Dies ist der Zerfall der Religion schlechthin: Einfach sinnlos Aussagen wiederholen lassen, damit man ja nichts tun müsse. Das sprichwörtliche Opium des Volkes.

Dabei bedeutet „Zikir“ auch nicht, ständig „Allah, Allah, Allah, Allah,“ zu sagen, wie es die Sufis in ihrem Rausch tun. Ḏikr ist das Gedenken Gottes in sämtlichen Lebenslagen (33:41). Das Gedenken Gottes ist, wenn man beispielsweise vor der Wahl steht, das Geld, das irgendein Passant auf der Straße soeben verlor, ihm zurückzugeben, weil man die moralischen Prinzipien aus der Lesung befolgt und weiß, dass man rechtschaffen handeln muss (35:10) und dass wir uns nicht den materiellen Werten, sondern Gott allein hingeben müssen und gerade deshalb human handeln aus Liebe zu Gott (65:3, 39:36). Das Gedenken Gottes bedeutet also das Bewusstsein für Gottes Gegenwart zu entwickeln.

Ein weiterer Widerspruch ist der Umstand, dass Muhammad in der Lesung viermal erwähnt wird (3:144, 33:40, 47:2, 48:29), aber in keine dieser vier Stellen erwähnt Gott den angeblichen Segensspruch nach seinem Namen. Hier ließe sich fragen: Hat Gott etwa Seinen eigenen Segensspruch vergessen, selbst im selben Kapitel 16 Verse davor (33:40)?

Eine weitere Ungereimtheit ist die Tatsache, dass das Wort „Segen“ auf Arabisch barakah lautet und nicht Ṣalāh. Das Wort „Segen“ kommt in der Lesung auch mehrmals vor (nur ein Beispiel: 19:31), weshalb diese Bedeutung eindeutig ausgeschlossen werden kann.

Darüber hinaus werden die Gläubigen dazu aufgefordert, die Namen der Gesandten aufzusagen (und diesmal wörtlich sagen), ohne dabei irgendwelche Beisätze auszusprechen:

 

2:136 Sagt: Wir glaubten an Gott und was zu uns herabgesandt wurde und was zu Abram, Ismael, Isaak, Jakob und den Stämmen herabgesandt wurde und was Moses und Jesus zukam und was den Propheten zukam von ihrem Herrn. Wir unterscheiden zwischen keinem von ihnen und ihm sind wir ergeben (Siehe auch 3:84)

 

Was bedeutet nun Ṣalāh ausüben auf den Propheten? Gott und die Engel üben Ṣalāh auf den Propheten aus laut 33:56. Deshalb sollen wir das ebenso tun und dies ist ausdrücklich Gottes Wille. Ṣalāh bedeutet in diesem Zusammenhang eine Verbundenheit, eine Unterstützung und eine Hilfe aufzubauen.

Dies kommt daher, weil Ṣalāh im Wesentlichen Kontakt bedeutet. Die traditionelle Vorstellung und Verständnis des Wortes ist dermaßen verbreitet, dass selbst namhafte Philologen wie E. W. Lane unter Salāh nur die Glorifizierung verstanden haben. Nichtsdestotrotz ist die Grundbedeutung der Wurzel ṣad-lām-wāw (S-l-w) zu verbinden oder nahe zu folgen, wie an den Wörtern muṣallin (مصلٍ) oder islá (اصلى) vom vierten Verbstamm zu erkennen ist, womit die zweite Position zum Beispiel in einem Rennen beschrieben wird, weil man der ersten Position nachfolgt. Ebenso ist dies am Wort ṣalā (صلا – اصلى) zu erkennen, womit der mittlere Bereich des Rückens, das Rückgrat angedeutet wird (siehe J. G. Hava, Seite 396). Es gibt auch ein Verb (ṣalā/ṣalawā – صلا/صلوا), wie man jemanden berühren kann am Rücken (siehe auch das Glossar von Penrice, Seite 85, oder auf Französisch Kazimirski, Seite 1365). Alles in allem kann man damit also sagen, dass man das Rückgrat eines Anderen stärken und stützen möchte. Deshalb bedeutet in diesem Vers 33:56 Ṣalāh unterstützen. Deshalb bedeutet auch das Kontaktgebet (aṣ-ṣalāh) eben Kontaktgebet, weil wir in Verbindung mit Gott treten und unsere eigenen Seelen dadurch stärken und Gottes Unterstützung erhoffen. Nicht umsonst rezitieren wir dabei das erste Kapitel der Lesung, worin wir sagen: Dir allein dienen wir und Dich allein ersuchen wir um Hilfe!

Gott und die Engel sind mit dem Propheten verbunden, unterstützen ihn und helfen ihm. Wir sollen deshalb den Propheten ebenso unterstützen, ihm helfen und eine Verbundenheit zu ihm aufbauen. Wie können wir am besten diese Verbundenheit aufbauen? Indem wir naturgemäß der von ihm überlieferten Botschaft Gottes folgen und unseren Worten konkrete Taten folgen lassen! Dies beinhaltet beispielsweise die Bedürfnisse eines Bedürftigen in Erfahrung zu bringen, für Verbesserung zu sorgen in der Gesellschaft, gegen Ungerechtigkeiten die Stimme zu erheben, da wir nur Gott zu fürchten brauchen, und konkret etwas zu unternehmen! Wenn wir tatsächlich Ṣalāh ausübten auf den Propheten, also seine Botschaft, die er im Namen Gottes verkündete, unterstützen, umsetzen und zu ihr eine Verbindung aufbauen, dann hätten diktatorische Regimes erst gar keine Chance. Wir würden das bloße aussprechen und sinnlose Repetieren sein lassen und würden uns mit rechtschaffenen Taten beschäftigen.

 

2:157 Auf jenen sind Ṣalawāt von ihrem Herrn und Barmherzigkeit und jene sind die Rechtgeleiteten

 

Wir sehen also, dass nicht nur der Prophet diese Unterstützung (Ṣalāh), diese Verbundenheit von Gott erhält, sondern genauso die Menschen, die rechtschaffen handeln. Gute Menschen werden von Gott unterstützt.

 

33:43 Er ist es, der euch unterstützt (Ṣalāh ausübt), und auch seine Engel, damit Er euch aus den Finsternissen ins Licht hinausführt. Und Er ist barmherzig zu den Gläubigen.

 

Sich gegenseitig zu unterstützen bedeutet, mit Gottes Hilfe Auswege aus schwierigen Zeiten und Umständen zu bieten. In diesem Vers wird nochmal deutlich, was die semantische Bedeutung von Salāh ist: Durch die Hilfe, die Unterstützung für die und die Verbundenheit (die Liebe) Gottes und der Engel zu den Gläubigen, die durch ihre Taten Rechtschaffenheit beweisen, aus den Finsternissen ins Licht geführt werden.

Das letzte Verb sallam kann mehrere Bedeutungen wiedergeben. Ein Aspekt ist tatsächlich die Begrüßung und ein anderer die „Sicherheit und Unversehrtheit“. Hans Wehr überträgt dies als „Heil“. Dies, weil die Wurzel s-l-m, von der auch die Wörter Muslim (Gottergebener) und Islām (Gottergebenheit) abstammen, in der Grundbedeutung den Zustand der Unversehrtheit, Widerstandslosigkeit und Tadellosigkeit wiedergibt. Da der erste Teil ein Aufruf für die Unterstützung ist, sehen wir den letzten Teil des Verses 33:56 als Aufruf, für die gegenseitige Unversehrtheit, für das gegenseitige Heil in geistiger und körperlicher Form zu sorgen. Mit all diesen Informationen lässt sich der Vers also sinngemäß genauer wie folgt übersetzen:

 

33:56 Gewiss, Gott und Seine Engel unterstützen den Propheten. O ihr, die ihr glaubtet, unterstützt ihn und sichert in Absicherung

Halal Fleisch im Islam – Gibt es halal Fleisch laut Koran?

Ich suche Zuflucht bei Gott vor dem verworfenen Satan
Im Namen Gottes, des Erbarmers, des Barmherzigen

Frieden liebe Geschwister!

Wir wissen alle, dass für uns Gottergebene (Muslime) in der friedlichen Gottergebenheit (Islām) das Schweinefleisch und bezüglich des Schweines nur das Schweinefleisch verboten ist. Gelatine oder andere Teile des Schweins sind also erlaubt (ḥalāl). Doch wie steht es um die allgemeine Schlachtung der Tiere? Man hat doch mal was vom Schächten gehört und dass es rigide Vorschriften gäbe, wie etwa dass das Tier nach Mekka, genau genommen nach der sogenannten Qibla gerichtet werden müsse? Und wie steht es um das von Christen und Juden geschlachtete Fleisch? Gibt es so etwas wie halal Fleisch überhaupt?

Die wichtigste Frage ist jedoch, wie wir herausfinden können, was überhaupt erlaubt und verboten (ḥarām) sein kann. Es gibt eine einfache Art in der Lesung (deutsch für Koran oder „al-qurʾān“), wie man etwas als erlaubt oder verboten bezeichnen kann. In der Lesung gibt es nämlich einen Vers, der folgendes aussagt:

 

6:114 Wen außer den Gott soll ich als Richter suchen, wo er es doch ist, der die Schrift detailliert zu euch herab sandte? Diejenigen, denen wir das Buch zukommen ließen, wissen, dass es von deinem Herrn mit der Wahrheit herabgesandt wurde. So sei nicht unter den Zweiflern.

 

In einem anderen Vers lernen wir, dass die Lesung für die Gottergebenen genügt (29:51). Wenn man die Lesung kennt, so ist es in Wahrheit noch schwerwiegender. Es gilt nur das, was Gott offenbarte. Alles, was Er nicht offenbarte und offen ließ, ist unserem Ermessen überlassen (5:101). Wir dürfen im Namen der Religion keine Falschheiten verbreiten und etwas für verboten erklären, das Gott nicht verboten hat. Denn dadurch würde man sich als weiteren Gesetzgeber und weiteren Richter neben Gott behaupten und sich so seiner Souveränität und Autorität beigesellen. Und die Beigesellung (schirk) ist die Kapitalsünde schlechthin (4:48) in der Lebensweise (dīn), die Gott für uns vorsah. Wir dürfen also nichts Falsches behaupten (16:116) und dürfen nur das wiederholen, was Gott offenbarte:

 

10:59 Sage: „Was meint ihr, dass ihr das für verboten und erlaubt erklärt, was der Gott für euch an Versorgung herabsenden ließ?!“ Sage: „Hat euch dies der Gott erlaubt oder erfindet ihr etwas über den Gott?“

5:87 O ihr, die ihr glaubt, verbietet nicht die guten Dinge, die der Gott euch erlaubte, und übertretet nicht. Gewiss liebt der Gott nicht die Übertretenden.

 

Es ist für uns also verboten, etwas anderes zu behaupten als das, was der Schöpfergott uns herabsandte in seiner Lesung. Nein, es ist nicht nur für uns verboten, sondern darüber hinaus deutlich auch unserem geliebten Propheten Mohammed, etwas Neues zu erfinden (66:1), wonach der Prophet getadelt wird von Gott, etwas Neues hinzugedichtet zu haben, um seinen Partnerinnen zu gefallen, indem er etwas Erlaubtes verboten hat! Dieses Beispiel unseres Propheten zeigt uns klar, dass in Bezug auf das Essbare nur das als wahr gilt, was unser Gott in der Lesung offenbarte. Nur Blut, Totes, Schweinefleisch und das, was anderen Wesen oder Menschen als Gott gewidmet wurde, ist verboten und sonst nichts (2:173, 5:3, 6:145, 16:115)! Erfindungen wie die Richtung beim Schlachten der Tiere oder das angebliche Schächten kommt in der Lesung Gottes nicht vor und sind somit als Lügen und Unwahrheiten abzulehnen.

Doch wenn außer diesen vier Nahrungsmitteln nichts verboten und die meisten Regeln für das „halal Schlachten“ erfunden sind, wie verhält es sich dann mit der Erwähnung des Gottesnamens bei der Schlachtung? Sind wir nicht dazu verpflichtet, Ihn zu erwähnen? Betrachten wir hierzu erst einmal eine klassische Übersetzung des folgenden Verses:

 

6:118 Eßt von dem, worüber der Name Gottes ausgesprochen worden ist, so ihr an seine Zeichen glaubt. (Übersetzung von Khoury)
Transliteration: Fakulū Mimmā Ḏukira Asmu Allāhi `Alayhi ‚In Kuntum Bi’āyātihi Mu’minīna

 

Fast alle Übersetzer geben diesen Vers und verwandte Ausdrücke (z.B. in 5:4, 6:119, 6:121, 6:138, 22:28, 22:34, 22:36, 22:40) auf diese oder ähnliche Art wieder. Ihnen allen ist gemeinsam, dass sie im Vers die entsprechende Formulierung als „worüber Gottes Name ausgesprochen wurde“ interpretieren. Dies wird als Beleg verwendet, dass man doch den Namen Gottes erwähnen müsse beim Schlachten. Jedoch begeht man hier einen folgenschweren Fehler, wenn man dieser falschen Annahme folgt. Die Begründung ist einfach: „Worüber Gottes Name ausgerufen wurde“ bedeutet nämlich nicht dasselbe wie „worüber beim Schlachten Gottes Name ausgerufen wurde“ und darüber hinaus wurde das Essen der Schriftbesitzer, also das Essen der Christen und Juden für erlaubt erklärt:

 

5:5 Heute sind euch die guten Dinge erlaubt. Das Essen derer, denen das Buch zugekommen ist, ist euch erlaubt, und euer Essen ist ihnen erlaubt. …

 

Foto: Luca Rossato, CC BY-NC-ND 2.0

Die eigene Interpretation ist also fehleranfällig, wenn wir Vers 5:5 der Lesung außer Acht lassen. Wir müssen also genau formulieren: Die Aussage „nur das ist erlaubt, worüber Gottes Name ausgesprochen wurde beim Schlachten“ ist als Erfindung und somit als Lüge über den einen Gott zu werten. Es wird von uns nirgends verlangt, das Schlachten der Tiere durch die Schriftbesitzer zu beobachten und nachzuprüfen. Wenn wir aber wissen, dass Gottes Geschöpfe gemäß einer Lebensordnung (dīn) geschlachtet wurden, die fälschlicherweise Gott oder einer anderen Gottheit gewidmet ist, so dürfen wir das Essen nicht konsumieren, da wir ansonsten diese Blasphemie bestätigen. Durch den Vers 5:5 aus der Lesung wird jedoch das Essen von denen, die sich nicht als Gottergebene bezeichnen, für erlaubt erklärt. Wir können also grob gesagt ruhigen Gewissens das Essen verzehren, das in fremden Küchen gekocht oder in uns unbekannten Metzgereien geschlachtet wurde. Betrachten wir jedoch auch die anderen Verse, die ich oben in Klammern erwähnte, so wird folgendes klar:

 

  1. Uns sind die guten Dinge erlaubt und wir haben Gottes Namen zu gedenken, mindestens beim Verzehr. (5:4, 6:118-119, 22:28)
  2. Jede Gemeinschaft hat einen eigenen Ritus, welcher den Namen Gottes in irgendeiner Form beinhaltet (22:34). Dies wäre im Allgemeinen unmöglich, wenn der Name Gottes ausgesprochen werden müsste und geht nur, wenn wir das Verb gedenken angemessen berücksichtigen, was unter anderem sowohl das Aussprechen als auch ein im Herz gesprochener Gedanke bedeuten kann.
  3. Wir als Gottergebene müssen, wenn wir selbst schlachten, des Namen des einen Gottes gedenken. (22:36)
  4. Wenn wir als Gottergebene etwas schlachten oder auch schlachten lassen, so müssen wir einen Teil den bedürftigen Menschen abgeben. (22:28, 22:36)
  5. Die Tiere sind nicht nur zum Verzehr da, sondern bieten uns vielfältigen Nutzen an. (22:28)
  6. Das Schlachten an sich stellt keinen Gottesdienst dar. (22:37)

 

Genauso wenig bedeutet ausgerufen oder ausgesprochen nicht dasselbe wie das in Vers 6:118 verwendete Wort gedenken (ḏukira). Auch in allen anderen, ähnlichen Versen wird dieses Verb gedenken verwendet. Wir sollen also Gottes Namen gedenken, wenn wir essen. Dies kann auch erst beim Essen am Tisch geschehen und kann genau genommen auch nur im Herzen und in Gedanken erfolgen. Nochmals wiederholt: Des Namen Gottes muss mindestens vor dem Essen gedenkt werden, egal wer das Tier wie geschlachtet hat. Nur wenn wir erfahren, dass bewusst der Name Gottes ausgelassen wurde (6:121) oder das Essen einem anderen Wesen als dem Gott oder einem Menschen gewidmet wird, ist es uns verboten (2:173, 5:3, 6:145, 16:115). Doch lesen wir 6:121 einmal genauer:

 

6:121 Und esst nicht von dem, worüber des Namens Gottes nicht gedacht wurde. Das ist wahrlich ein Frevel. Die Satane geben gewiss ihren Verbündeten ein, damit sie mit euch streiten. Wenn ihr ihnen gehorcht, seid ihr gewiss Beigeseller.

 

Auf jeden Fall gehört die Achtsamkeit (at-taqwá) gegenüber Gott und Seiner Schöpfung zu den Tugenden der Gottergebenen.Dieser Vers darf nun nicht missverstanden werden nach all dem, was bisher geschrieben wurde. Bevor man voreilig zu Schlüssen gelangt, sollte man sich folgendes vor Augen führen: Der Vers beginnt mit einer allgemeinen Aussage und gilt nicht nur für Fleisch. Wenn wir uns also auf Vers 6:121 beziehen, gilt dies für sämtliche Nahrungsmittel und überall, wo man etwas essen kann. Das gilt sowohl für die heimische Küche als auch für andere Orte wie Restaurants, Cafes, Kantinen, Mensas, Take Aways und sonstigen Ständen. Des Weiteren müsste man die Schriftbesitzer immer danach fragen, ob sie bei der Zubereitung ihres Essens Gottes Namen gedacht haben, um zu wissen, ob ihr Fleisch auch erlaubt ist. Doch das stünde dem Vers 5:5 entgegen, der uns das Essen der Schriftbesitzer pauschal erlaubt bis auf das bereits Verbotene. Also kann das Gedenken des Gottesnamens nicht allgemein gemeint sein in 6:121, da man ansonsten so gut wie nichts mehr essen dürfte und nicht nur Fleisch damit gemeint ist.

Wie ist der Vers aber nun zu verstehen?

Dafür müssen wir die Verse 6:119, 22:37 und die Verse um 6:138 herum berücksichtigen. Allgemein handelt das sechste Kapitel ab Vers 114 von den Nahrungsmitteln, der Botschaft und den Zeichen Gottes. Dieser Bereich des sechsten Kapitels macht uns deutlich, dass es nur jemanden gibt, der das Essen für erlaubt oder verboten erklären kann und darf: Gott allein. Die Verse 6:136-138 geben uns zu verstehen, dass die Beigeseller ihre eigenen Regeln in Bezug auf die Versorgung Gottes aufstellen und diese erfundenen Regeln Gott zudichten und den Menschen als Lebensordnung Gottes auferlegen (vgl. auch 42:21). In Zusammenhang mit Vers 22:37 wird also klar, dass hiermit eine erfundene Tradition abgelehnt wird: Die Beigeseller erwähnten Gottes Namen bewusst nicht und die Gottergebenen müssen diese Nahrungsmittel vergehen lassen – Gott zuliebe (6:121). Die Gottergebenen wissen nämlich, dass Gott allein der Versorger ist und diese Wahrheit niemals vergessen gehen darf. Es ist also eine spirituelle Rebellion gegenüber dem Fehlverhalten der Beigeseller, eine religiöse Botschaft der Wahrheit.

Bevor ich zum Ende des Artikels gelange, möchte ich noch einen weiteren Gedanken anregen in Bezug auf den fünften Punkt aus der obigen Liste: Gott sagt in der Lesung über die Tiere, dass sie Völker wären wie wir es sind. Damit ist meines Erachtens gemeint, dass sie genau wie wir lebende, fühlende Wesen sind.

 

6:38 Und es gibt kein Tier auf der Erde und keinen Vogel, der mit seinen Flügeln fliegt, ohne dass es Gemeinschaften wären gleich euch. Wir haben im Buch nichts ausgelassen. Danach werden sie zu ihrem Herrn versammelt.

 

Neben diesem Vers wird uns beispielsweise in 5:88 geboten, das zu essen, was erlaubt und gut ist (in gewissen Übersetzungen steht ‚köstlich‘ anstelle von gut). Wir müssen uns demnach die Frage stellen, ob dieses Gebot nach dem Verzehr des Guten nicht direkt auch bedeutet, dass die fühlenden, lebenden Tiere selbst gut behandelt werden müssen. Wenn es ihnen nicht gut geht, wie kann das Fleisch dieser Tiere dann ethisch gesehen gut sein? Siehe hierzu auch die Verse 5:5, 8:69, 7:157, 16:114 und 20:81. Wir müssen uns weiter fragen, ob wir weiteren gedankenlosen Traditionen nachfolgen wie zum Beispiel dem Opferfest.

Auf jeden Fall gehört die Achtsamkeit (at-taqwá) gegenüber Gott und Seiner Schöpfung zu den Tugenden der Gottergebenen.

Gepriesen sei Gott und Dank sei Ihm für all Seine unzählbaren Versorgungen!
Mögen wir als Gottergebene gegenüber Gott und Seiner Schöpfung achtsamer werden.

Vers 4:34 – Totaler Gehorsam der Frau im Islam gegenüber dem Mann?

Ich suche Zuflucht vor dem verworfenen Satan
Im Namen Gottes, des Allerbarmers, des Barmherzigen

Friede sei mit euch und der Segen und die Barmherzigkeit Gottes.

 

4:34 Die Männer haben die Frauen zu unterstützen; Angesichts der vielfältigen Gaben, die Gott ihnen gegenseitig geschenkt hat, und angesichts des Reichtums, den sie in Umlauf bringen. Aufrechte Frauen, die achtsam über ihre Privatsphäre sind, bewahren das Verborgene im dem Sinn, wie Gott es vorsieht. …

 

Der Vers 4:34 der Lesung (Koran) ist vielen Menschen bekannt als der Vers, der dem Mann gestattet, seine von den Traditionalisten als „widerspenstig“ beschriebene Frau zu schlagen. Es wird diskutiert, wie der Mann sie schlagen darf: Darf es hart sein? Dürfen Spuren zurück bleiben? Soll es eher eine psychische als eine physische Wirkung haben? Darf man es nur in der Härte tun, mit der man eine Frau mit einem Siwak Schmerzen zufügen könnte? All diese Gedanken sollen dazu beitragen, das Schlagen zu verharmlosen. Aber das Schlagen, egal in welcher Härte, hat einen symbolischen Charakter. Man schüchtert den anderen ein, zollt ihm nicht den erforderlichen Respekt und demütigt ihn. Es hinterlässt Spuren, auch wenn es keine äußerlichen sind. Jeder, der schon einmal geschlagen wurde, möge es noch so leicht gewesen sein, kann das bestätigen. Die äußerlichen Wunden mögen verheilen, die inneren bleiben. Das Verhältnis zu dem Menschen wird auf ewig zerrüttet sein, auch wenn der Streit schon längst begraben ist.

Aber zum Schlagen will ich mich nicht ausführlich äußern. Wer sich mit diesem Thema näher befassen will, wie dies in der Lesung wirklich geregelt ist und welche Übersetzungsfehler bzw. Verständnisfehler begangen wurden, der kann den Artikel ‚Erlaubt die Lesung Frauen zu schlagen?‚ oder auch den vierten Punkt im Artikel Schlüssel zum Verständnis der Lesung zu Rate ziehen.

 

Totaler Gehorsam der Frau gegenüber dem Mann?

Mir geht es heute um einen anderen Teil dieses Verses, insbesondere um das Wort qānitāt in der folgenden Aussage: فَال‍‍‍صَّ‍‍الِح‍‍َ‍اتُ قَ‍‍انِت‍‍َ‍اتٌ حَافِ‍‍ظَ‍‍‍ات ٌ‌ لِلْ‍‍غَ‍‍‍يْ‍‍بِ بِمَا‌ حَفِ‍‍ظَ ‌اللَّ‍‍هُ oder transliteriert faṣ-ṣālihātu qānitātun ḥāfiẓātun lil-ghaybi bimā ḥafiẓa l-lāhu. Diese sind die unveränderlichen Wörter auf der Originalsprache der Lesung, auf Arabisch. Wie patriarchalisch dieser Vers von einigen missdeutet wird, möchte ich an einem Beispiel aufzeigen. Erst kürzlich schrieb ein irrender Bruder folgende Worte an mich (Rechtschreibfehler nicht ausgebessert):

 

Eine Frau muss sich ihrem Mann unterwerfen bzw. unterordnen! Dein Mann entscheidet ob du arbeiten gehen darfst oder nicht. Dein Mann entscheidet ob du jemanden von deinen Freundinnen reinlassen darf in deine Wohung. Dein Mann entscheidet ob du fasten darfst oder nicht. Dein Mann entscheidet ob du rausgehen darfst oder nciht. Abgesehen davon, darst du nur mit einem Mahram raus und auf keinen Fall allein. Ich würde dir raten weniger Sprüche hier zu klopfen, sondern mehr den Islam zu lernen. Und nebenbei gefragt, wo ist dein Kopftuch? Auch ist das studieren an gemischten Universitäten(Männer & Frauen) haram!!!!!!

 

Die Frage des Kopftuchs lassen wir heute aus, da sie anderswo behandelt wurde. Diese Art der Misogynie fußt auf einem sunnitischen Verständnis und hat mit der Gottergebenheit aus der Lesung nichts zu tun. Auf Deutsch finde ich bei den vier bekanntesten Übersetzungen die folgende Wortwahl:

 

Ahmadiyya: Darum sind tugendhafte Frauen die Gehorsamen und die (ihrer Gatten) Geheimnisse mit Allahs Hilfe wahren.

Paret: Und die rechtschaffenen Frauen sind (Gott) demütig ergeben und geben acht auf das, was (den Außenstehenden) verborgen ist, weil Gott (darauf) acht gibt.

Rassoul: Darum sind tugendhafte Frauen die Gehorsamen und diejenigen, die (ihrer Gatten) Geheimnisse mit Allahs Hilfe wahren.

Azhar: Die guten Frauen sind gottergeben und verschweigen, was Gott zu verschweigen gebietet.

 

Das Wort „qānitāt“ wird als „die Gehorsamen“, „demütig ergeben“ oder „gottergeben“ übersetzt. Die Ausdrücke in den Klammern kommen im Originaltext nicht vor und sind Interpretationen der Übersetzer. Mithilfe von Corpus Quran fand ich die Wurzel zum Wort qānitāt: qāf-nūn-tāʾ (q-n-t). Die Bedeutungsumschreibung der Wurzel wird in Lane’s Lexikon wie folgt wiedergegeben:

 

to be devout, obedient, fully and wholeheartedly in all humility to stand long in prayer. qanitun – one who is fully, wholehearted and in all humility devout and obedient.

 

Auf Deutsch übersetzt: andächtig/fromm/andachtsvoll, folgsam/gehorsam/obrigkeitshörig/unterwürfig/fügsam, voll und mit ganzem Herzen in aller Bescheidenheit/Demut lang im Gebet stehen. qanitun – jemand, der voll, mit ganzem Herzen und in aller Bescheidenheit/Demut andächtig und gehorsam ist.

Die Ableitungen dieser Wurzel kommen in der Lesung 13 Mal in 12 Versen vor (2:116, 2:238, 3:17, 3:43, 4:34, 16:120, 30:26, 33:31, 33:35, 39:9, 66:5, 66:12). Die Übersetzungen für die Verse aus den Kapiteln zwei und drei sind der Hanif-Übersetzung entnommen, der Rest der Übersetzungen ist von Paret. In eckigen Klammern fügte ich die arabischen Wurzelableitungen hinzu, wie sie im Vers verwendet werden.

 

2:116 Und sie sagten, Gott habe sich einen Sohn genommen. Gepriesen sei er. Vielmehr ist für ihn, was in den Himmeln und auf der Erde ist. Alle sind ihm loyal [qānitūn]

2:238 Bewahret die Kontakte und den mittleren Kontakt und steht loyal [qānitīn] zu Gott

3:17 Die Geduldigen, die Wahrhaftigen, die Loyalen [al-qānitīn], die Ausgebenden und die bei den Dämmerungen um Vergebung Bittenden

3:43 Maria, sei deinem Herrn loyal [uqnutī] und unterwirf dich und beuge dich mit den Beugenden

16:120 Abraham war eine Gemeinschaft (für sich) (dem einen) Gott demütig ergeben [qānitan], ein Hanief und kein Heide, …

30:26 Und ihm sind (alle Wesen) untertan (w. ihm gehören (alle Wesen)) die im Himmel und auf der Erde sind. Alle sind ihm demütig ergeben [qānitūn].

33:31 Wenn aber eine von euch Gott und seinem Gesandten demütig ergeben [yaqnut] ist …

33:35 Was muslimische Männer und Frauen sind, Männer und Frauen, die gläubig, die (Gott) demütig ergeben [qānitīn] …

39:9 Ist etwa einer, der (Gott) demütig ergeben ist [qānitun], indem er zu (gewissen) Zeiten der Nacht sich niederwirft oder (w. und) (andächtig im Gebet) steht und sich dabei vor dem Jenseits ängstigt, …

66:5 Wenn er euch (Frauen) … entläßt, wird sein Herr ihm vielleicht Gattinnen zum Tausch geben, die besser sind als ihr: Frauen, die den Islam angenommen haben (muslimaat), die gläubig sind, (Gott) demütig ergeben [qānitāt], bußfertig, fromm, asketisch …, solche, die schon verheiratet waren oder (w. und) noch Jungfrauen sind.

66:12 … Und sie glaubte an die Worte ihres Herrn und an seine Schriften und gehörte zu denen, die (Gott) demütig ergeben sind [al-qānitīn].

 

Da die friedliche Ergebung mittels des Wortes Islām umschrieben wird (Wurzel s-l-m), passt die Ergänzung ergeben in ‚demütig ergeben‘ für die Wurzel q-n-t nicht. Ebenso wird das Wort demütig mit einem anderen Wort in Verbindung gebracht, nämlich chāschiʿ (خاشع, siehe z.B. 2:45). Ebenso könnte unter Umständen die Wurzel ḍād-rāʾ-ʿayn mit Demut in Verbindung gebracht werden (z.B. in 7:205). Aus diesem Grund sollte q-n-t mit Loyalität und nicht mit Demut oder Ergebenheit umschrieben werden, wie es auch in der Übersetzung von Hanif verwendet wird.

Viel wichtiger als die genaue Übersetzung der Wurzel ist aber der Umstand, dass kein einziger der Verse, in denen eine Ableitung der Wurzel q-n-t vorkommt, von der Loyalität, dem Gehorsam oder auch demütigen Ergebenheit jemand anderem gegenüber als Gott spricht. Selbst in 33:31 wird lediglich gegenüber dem Gesandten Gottes zusätzlich Loyalität verlangt, da er ja die Botschaft Gottes übermittelt. Die Loyalität gegenüber dem Gesandten bedeutet also die Loyalität gegenüber der Botschaft Gottes und somit Gott selbst. Vor allem der Vers 66:5 beschreibt gottergebene Frauen in ihrem Verhältnis zu Gott:

  • Sie sind gegenüber GOTT bußfertig und nicht gegenüber ihren Männern.
  • Sie sind gegenüber GOTT fromm und nicht gegenüber ihren Männern.
  • Sie sind für GOTT asketisch (enthaltsam) und nicht für ihre Männer.

Gott wählt die Worte nicht ohne Grund, alles hat einen Sinn: Die Wortwahl, die Syntax, der Satzbau. Und so kann es doch nicht sein, dass er all diese Eigenschaften, die im Verhältnis zu Ihm stehen, neben das Wort „qānitāt“ setzt, was eine Frau angeblich ihrem Mann gegenüber sein müsse.

Es gibt noch die folgende Argumentation, welche auch teils gemäßigte, männliche Gottergebene zu akzeptieren scheinen:

 

In 4:34 ist ganz klar die Rede von Gehorsamkeit der Frau gegenüber dem Mann und am Anfang steht ja deutlich „Die Männer sind Aufrechterhaltende gegenüber den Frauen“. In 66:10 steht über die Frauen von Noah und Lot, dass „sie beide zwei Dienern von unseren rechtschaffenen Dienern unterstanden“, also gibt es sicherlich unterschiedliche Stärken und Schwächen bei Männern und Frauen, deswegen kann man nicht von einer bedingungslosen Gleichberechtigung sprechen.

Erklärung zu 4:34
Das verwendete Verb ist aṭāʿa, was ‚gehorchen‘ bedeutet und in 4:34 steht. Der Ausdruck aus 4:34 kann sinngemäß übersetzt werden als: „Wenn sie (Frauen) euch (Männer) gehorchen, dann sucht keinen Weg gegen sie.“ Und da die Männer die Auflehnung der Frauen fürchten, gibt es Schritte gegen die Frau. Und warum sollte die Frau dem Mann gehorchen? Weil wenn dieser die Gebote Gottes gebietet, so gehorcht die Frau den Geboten Gottes.

 

So gilt für die Frauen das Gleiche, wie über ihnen ist, in erkenntlicher Weise – 2:228Es ist natürlich verständlich, dass eine bedingungslose Gleichberechtigung nicht immer Sinn ergibt. Ich fordere aber die Gleichberechtigung für Frauen, wo eine Ungleichbehandlung nicht wegen zwingenden natürlichen Unterschieden gegeben ist, so wie Gott sie den Frauen zuspricht in 2:228 und 4:128. Zumal ist aus dem Ausdruck aus 66:10 sprachlich gesehen keine Vorrangstellung des Mannes abzuleiten. Es wird lediglich folgendes ausgesagt: Da die Männer zu dieser Zeit hauptsächlich für das Einkommen verantwortlich waren, begaben sich die Frauen unter ihre Fittiche. Genauso wie auf Deutsch „sich unter jemandes Fittiche begeben“ nicht bedeutet, dass der Mann eine allgemeine Vorrangstellung genieße, verhält es sich genau gleich in diesem Vers. Der Vers 66:10 ist darüber hinaus auch kein Argument dafür, dass die Frau generell dem Mann „unterstehe“, da man hier beachten muss, dass es sich um Gesandte Gottes handelt, die jedem Menschen aufgrund ihrer Gesandtschaft eine Stufe höher gestellt sind und ihnen durch ihren Glauben, ihre Standhaftigkeit und Charaktereigenschaften überstehen.

we_all_can_do_itNun zum Argument bezüglich 4:34: Es stimmt, dass dort das Verb gehorchen verwendet wird. Jedoch ist aus diesem Vers keine allgemeingültige Regel abzuleiten, da dieser Vers nur für einen Spezialfall gilt, nämlich für den Streitfall zwischen verheirateten Paaren und darüber hinaus nur dann, wenn der Mann Recht haben sollte! Darüber hinaus bedeutet das nicht „gehorchen“ im absolutistischen, religiösen Sinne. Siehe als Beispiel 26:151 oder auch klarer 49:7, woraus wir verstehen können, dass der Gehorsam des Gesandten gegenüber einigen Befehlen von den Menschen gut sein kann. Gehorsam bedeutet in der Lesung ein auf Einsicht, Recht, Wahrheit und Überzeugung aufbauender Gehorsam. Sowieso muss man auch die Verse 17:36, 8:22, 10:100 berücksichtigen bezüglich dem Einsatz der Vernunft. Wenn ich jemandem zustimme in seiner Ansicht und seine Ansicht akzeptiere, so gilt das auf Arabisch als „ihm gehorchen“. Das heißt aber nicht, dass ich mir keine eigenen Gedanken gemacht und blind akzeptiert hätte.

Ich wiederhole also nochmals: Es ist aus 4:34 kein allgemeiner Gehorsam der Frauen gegenüber Männern herauszulesen! Sowohl Männer haben Frauen zu gehorchen als auch Frauen Männer, wenn die jeweilige Person die Gebote Gottes gebietet. Eine geschlechtsspezifische Regelung gibt es jedoch nicht.

Ich habe bisher noch kein Argument von einem Verfechter der demütigen Ergebenheit gegenüber einem Mann gehört, welches beweisen würde, dass der Mann hiermit irgendwie in einem Zusammenhang steht. Kontextuell wie auch sprachlich gibt es kein Argument. Denn der Vers 4:34 beinhaltet eine Regel für die Frau: Das, was es zu bewahren gibt (wie zum Beispiel meiner Meinung nach eheliche Geheimnisse, Intimitäten etc.) muss sorgsam verschwiegen werden. In diesem Punkt wird die Frau daran erinnert, dass sie Gott gegenüber loyal sein muss und dadurch verpflichtet ist, Seine Gebote einzuhalten. Aber es macht überhaupt keinen Sinn, hier auf einmal einen totalen Gehorsam gegenüber dem Mann anzunehmen. Dies würde außerdem dem „Schirk“ – der Beigesellung – gleichkommen, da man nun den Mann als Herrn neben Gott akzeptierte, und dies ist die größte Sünde in der Gottergebenheit, von der man sich weit fern halten muss.

Und Gott weiß es am besten.

Verbleibt in Frieden.

Sprache und unsere Denkweise in der Sprache – Kopftuch im Koran?

Es ist nicht nur wichtig, sich selbst als Person in den Kontext seiner Zeit zu setzen, sondern genauso die eigene Muttersprache und jegliche Sprachen, die man häufiger verwendet.

Als ein einfaches Beispiel der Veranschaulichung ist der folgende Vers anzuführen, der über die Gottergebenen spricht:

 

90:18 Das sind die Angehörigen der Rechten

 

Wir leben in einer Zeit und Kultur, in der Begriffe wie „rechts“ oder „Rechte“ einen negativen, politischen Beigeschmack haben. Wenn solche Verse gelesen werden, muss man sich also daran erinnern, dass die Lesung kein politisches Buch ist und deshalb nichts mit einer rechtsextremen Einstellung zu tun hat! Dieses Beispiel ist natürlich trivialer Natur, doch viele Missverständnisse beruhen auf einem Verständnis von Begrifflichkeiten, die durch unsere jetzige Zeit geprägt sind.

Wenn wir Metaphern wie „Zeit ist Geld“ betrachten, so finden wir, dass sich diese Metapher erst kürzlich im Verlaufe des 20. Jahrhunderts entwickelt hat. Problematischer wird es dann bei Begrifflichkeiten wie „Qual“ (ʿaḏāb – عذاب), die in der Lesung öfters verwendet werden, nicht etwa um Folter zu meinen, sondern um die Bestrafung desjenigen durch das Ertragen der Konsequenzen eigener Handlungen zu betonen. Die Strafe ist deshalb eine Qual, weil man sich selbst in diese Situation gebracht hat. Es ist also damit keine Folter gemeint, sondern unter anderem die Peinlichkeit, dass man selbstverschuldet in diese Lage geriet. Man spricht deshalb auch von Peinlichkeit, weil es eine Pein für einen selbst ist, aber keine körperliche, sondern emotionale Strafe. Das Wort quälen beherbergt auch weitere Bedeutungen wie etwa „nicht in Ruhe lassen“, „jemanden innerlich anhaltend beunruhigen“ oder „sich (mit etwas, jemandem) sehr abmühen“. Auch diese Bedeutungen müssen berücksichtigt und genau unter die Lupe genommen werden.

Genauso geht es in die andere Richtung, nämlich bei den Begrifflichkeiten der Lesung und die veränderte Wahrnehmung derselben Worte im heutigen Arabisch. Bestes Beispiel dafür ist das Wort „Bedeckung“ (chimār), was heute fälschlicherweise nur noch als „Kopftuch“ verstanden wird, obwohl das Wort „Kopf“ (raʾs) in diesem Vers nicht enthalten ist.

Der entsprechende Vers aus der Lesung ist 24: 31 und das Wort, das wir betrachten, chumurihinna, wobei chumur der Plural von chimār ist. Dieser Begriff wird meistens komplett falsch übersetzt oder in merkwürdigen Abwandlungen wie „ihre Gewänder“ wiedergegeben. Chimār bedeutet schlicht und einfach Tuch oder allgemeiner Bedeckung. Es ist dieselbe Wurzel chā-mīm-rā (خ م ر), von der auch das Wort für „Berauschendes“ (chamr) abstammt. Diese Wurzel wird in der Lesung nur sieben Mal verwendet:

  • Sechsmal als das Nomen chamr (2:219, 5:90, 5:91, 12:36, 12:41, 47:15), was allgemein für „Berauschendes“ steht, weil es die Sinne und den Geist „bedeckt“ und vernebelt. Berauscht oder betrunken zu sein wird deshalb als chamrān umschrieben. Im heutigen modernen Arabisch wird das Wort häufig nur noch unter der eingeschränkten Bedeutung „Wein“ verwendet.
  • Einmal in 24:31 als der Plural chumur vom Nomen chimār in der Bedeutung Bedeckung oder Tuch.

Berauschendes bedeckt, betucht den Verstand und die Sinne. Chimār bedeckt etwas Materielles, Körperliches wie den Kopf, einen Tisch oder möglicherweise auch ein Bett.

Auch das Wort „dschuyūb“ (Brüste) wird oft falsch übersetzt oder verstanden, denn es gibt die Argumentation, dass mit „dschuyūb“ die Taschen gemeint seien und man nur bei den Hosen diese Taschen habe, das Tuch also mindestens vom Kopf bis zur Kniehöhe gehen müsse. Zwar ist die Bedeutung als „Tuch“ schon richtig für das Wort dschayb (Singular von dschuyūb), aber in diesem Sinne lässt sich fragen: Wo sollen die Taschen bei einem Kleidungsstil ohne Taschen sein? Gott der Allwissende hätte sicherlich nicht dieses Wort gebraucht, wenn es andere Wörter gäbe. Wenn man wirklich und wörtlich die Hosentasche meinen will, so müsste dort stehen: جَيْب البَنْطَلُون (dschaybu-l-banṭalūn), was aber modernes Arabisch ist, da das Wort „banṭalūn“ dem französischen Wort pantalon entspricht. Das richtige Wort für Beinkleid auf Arabisch wäre sirwāl – سروال, also müsste dschaybu-s-sirwāl stehen. Sowas steht aber nirgends und deshalb muss diese Bedeutung abgelehnt werden, weil sie versucht, ein kulturell und traditionell bedingtes Verständnis der Worte als Gottes Worte zu verkaufen.

Man bezeichnet die Sinuskurve auch mit diesem Wort, weil es diese Taschen-ähnliche Form hat (dschaybu-z-zāwiyyah – جيب الزاوية) und der Busen einer Frau hat auch diesen „Taschenverlauf“. Es ist also im Endeffekt klar, dass damit die „Taschen“ der Frau gemeint sind, wo ihre Muttermilch aufbewahrt wird für die Kleinkinder: ihre Brüste. In der Lesung kommt die Wurzel nur in drei Versen vor: 24:31, 27:12 und 28:32 (zweimal als Hemdausschnitt, einmal als Brüste in 24:31). Sowohl die moderne arabische Sprache als auch die Wörterbücher (z.B. E.W. Lane: breast, bosom) übersetzen dieses Wort dschayb als Brust (Busen).

Der Wortlaut, der in 24:31 als Anweisung für die Frauen zu verstehen ist, lautet: وليضربن بخمرهن على جيوبهن oder transliteriert wal-yaḍribna bichumurihinna ʿalá dschuyūbihinna:

  • und (wa)
  • sie (feminin plural) sollen hervortun (l-yaḍribna)
  • mit (bi)
  • ihren (hinna) Bedeckungen/Tüchern (chumur)
  • über (ʿalá)
  • ihre (hinna) Ausschnitte/Taschen/Brüste (dschuyūb)

Auf Deutsch also:

Und sie sollen ihre Tücher über ihre Brüste legen.

Was das Kopftuch angeht, so denke ich, ist es eine klare Angelegenheit. Hier kommt das Wort Kopf (raʾs – رَأس) nirgends vor, ansonsten müsste die Wortwahl wie folgt lauten: bichumuri ra’sihinna (بخمر رأسهن), also ihre Kopftücher und nicht einfach nur ihre Tücher.

Das Wort chimār (pl. chumur) wird auch von den klassisch-orthodoxen Gelehrten als solches verstanden, nämlich nur als Tuch:

 

Khimaar comes from the word khamr, the root meaning of which is to cover. For example, the Prophet […] said: “Khammiru aaniyatakum (cover your vessels).” Everything that covers something else is called its khimaar.90

 

Im allgemeinen Sprachgebrauch und in der Definition vieler Fiqh-Gelehrter steht chimār für das Kleidungsstück, welches eine Frau verwendet, um ihren Kopf zu bedecken. Die sprachliche Verwendung als solches ist nicht falsch, doch diese Definition als die Grundbedeutung des Wortes zu akzeptieren kommt der Verdrehung der Worte Gottes gleich.

Rein sprachlich ist es also klar: Gott spricht in der Lesung davon, dass die Frauen den Ausschnitt über den Brüsten bedecken sollen. Gott gehen die Worte nicht aus und Er ist sehr genau im Erklären (31:27). Gott ist sogar so präzise, dass Er zum Beispiel unterscheidet zwischen dem Fleisch und dem Fett (im Fleisch), das Juden zum Verzehr erlaubt ist oder nicht (6:146). Er würde also auch das Wort Kopf nicht vergessen, wenn damit wirklich Kopftuch gemeint wäre.

Natürlich müsste man hier das Wort „dschalābīb“ (جلبيب – Gewänder, was nur in 33:59 vorkommt) auch noch betrachten, doch die Argumentation ist dementsprechend analog. Hierbei geht es mir mehr darum aufzuzeigen, dass kulturell und zeitlich bedingte Wortverständnisse das wirkliche Begreifen der Lesung verhindern können, wenn man darauf nicht Rücksicht nimmt. Versuchen Sie einmal das Wort „Idiot“ auf die ursprüngliche Bedeutung zurückzuführen, dann werden Sie so Gott will sehen, dass sich die Bedeutung der Wörter über die Zeit genauso ändert wie die Menschen!

Zu Sura 33, Vers 33: Frauen zuhause einsperren?

Frieden sei mit Ihnen, liebe LeserInnen,

eine Schwester fragte nach Vers 33:33 nach, ob man daraus tatsächlich ableiten könne, dass gottergebene Frauen zuhause bleiben müssen – oder anders formuliert: dürfen Männer ihre Frauen zuhause einsperren, weil sie laut Koran zuhause bleiben müssen? Eine gängige Übersetzung dieses Verses lautet wie folgt:

 

33:33 Und bleibt in euren Häusern und prunkt nicht wie in den Zeiten der Unwissenheit und verrichtet das Gebet und entrichtet die Zakah und gehorcht Gott und Seinem Gesandten. Gott will nur jegliches Übel von euch verschwinden lassen, ihr Leute des Hauses, und euch stets in vollkommener Weise rein halten.

 

Zu diesem Vers gibt es zwei wichtige Umstände anzumerken. Erstens, dass hier lediglich die Frauen des Propheten gemeint sind (siehe Vers 33:32). Die Aussagen können deswegen nicht verallgemeinert werden. Das Problem besteht jedoch darin, dass diese Frauen, von denen die Rede ist, als Vorbilder für eine Gottergebene (arabisch: muslīma) gelten und diese Verse deshalb je nach Absicht und kulturell-traditioneller Prägung zu bestimmten Zwecken missbraucht werden.

Zweitens, und dies ist der wichtige Punkt, kann das erste Verb im Vers auf zwei Arten gelesen werden (an den arabischen Buchstaben wird hierbei nichts geändert), abhängig davon, ob man den Buchstaben „waw“ als Teil des Verbes sieht (Wurzel waw-qaf-ra) oder nicht (Wurzel qaf-ra-ra). Die arabische Sprache ist im Wesentlichen eine sogenannte Konsonantensprache, welche auf Wurzeln aufgebaut ist. Diese Wurzeln stützen sich in den meisten der Fälle auf drei, in wenigen Fällen auf vier Konsonantenbuchstaben, aus denen die Verben, die Nomen und Adjektive abgeleitet werden.

Die traditionelle Lesung „wa qarna“ (und bleibt ihr; Imperativ des femininen Plurals), die aus diesem Wort die Wurzel q-r-r herausliest und was ansiedeln, auf dem Boden sitzen, absitzen bedeuten kann, ist in den gängigen Übersetzungen zu finden (wie eingangs zitiert). Wir wissen bereits aus der Übersetzung des Verses 34 aus Sura 4, dass die Übersetzer nicht sehr vorsichtig sind in ihren Übersetzungen und noch mit patriarchalischen Denkmustern an den Koran herangehen, also mit ideologischen Vorurteilen.

Die gängige Übersetzung des zu Beginn zitierten Verses wird dahingehend missbraucht, um die Frauen zuhause einzusperren oder um zumindest eine patriarchalische, nicht islamische Sichtweise in der eigenen Kultur zu rechtfertigen. Andere missbrauchte Verse wie 4:34 tragen dazu bei. Etliche unsinnige Gesetze aus den Aḥādīṯ (sekundäre, im Koran nicht vorkommende Literatur; fälschlicherweise dem Propheten Mohammed zugeschrieben und untergejubelt) stärken diese Sicht, beispielsweise indem eine Frau alleine nicht mehr als 80 Kilometer reisen dürfe ohne einen „zulässigen männlichen Begleiter“, sei es auch nur der fünfjährige kleine Cousin. Auch hierzu gibt es dann noch etliche Variationen.

Nun was ist denn die zweite Lesart?

Meine bevorzugte Lesevariante wäre, weil sie dem Missbrauch keinerlei Raum bietet: wa qirna, abgeleitet von (waqara-yaqiru; وَقَرَ-يَقِرُ), was von der Wurzel Waw-Qaf-Ra abstammt und in etwa soviel bedeutet wie: handelt/seid ehrwürdig, respektabel, ernst, achtsam. Siehe auch hier für den Gebrauch im heutigen Arabisch. Diese Lesung wäre erst dann nicht korrekt, stünde „qararna“ (Wurzel Qaf-Ra-Ra) im Vers statt „qarna“. Die Verse dieser Wurzel q-r-r:

2:36 2:84 3:81 3:81 6:67 6:98 7:24 7:143 11:6 14:26 14:29 19:26 20:40 22:5 23:13 23:50 25:24 25:66 25:74 25:76 27:40 27:44 27:61 28:9 28:13 32:17 33:51 36:38 38:60 40:39 40:64 54:3 54:38 75:12 76:15 76:16 77:21

Diese Wurzel wird im Allgemeinen dazu gebraucht, um etwas oder jemandem „Gewicht zu verleihen“. Einige Araber oder Personen, die der arabischen Sprache mächtig sind, mögen hier einwenden, dass diese Wurzel auch im Sinne von „bleiben“ gebraucht werden kann und wird. Und tatsächlich, im symbolischen Sinne „dem Ort Schwere zu verleihen“ bedeutet nichts anderes als „sitzen, bleiben“. Für die Bedeutung des „bleiben“ werden im Koran aber bereits andere Wurzeln verwendet, weshalb diese Wurzel primär nicht als „bleiben“ verstanden werden sollte. Hier die entsprechenden Wurzeln:

– Wurzel qaf-ra-ra (قرر), auch im Sinne von „entscheiden“, Beispielvers:

40:39 O mein Volk, dieses irdische Leben ist nur Nutznießung. Das Jenseits aber ist die Wohnstätte zum Bleiben. (دَارُ ٱلْقَرَارِ – dāru-l-qarār)

 

– Wurzel qaf-ʾAyn-dal (قعد), Beispielvers:

9:46 Wenn sie hätten hinausziehen wollen, hätten sie fürwahr Vorbereitungen dazu getroffen. Aber Allah war ihr Ausziehen zuwider, und so hielt Er sie zurück. Und es wurde gesagt: „So bleibt (daheim) mit denjenigen, die (daheim) sitzen bleiben!“ (اقْعُدُوا مَعَ الْقَاعِدِينَ – aqʾudū maʾa al-qāʾidīn)

 

– Wurzel ba-qaf-ya (بقى), auch im Sinne von „übrig bleiben“, Beispielvers:

43:28 Und er machte es zu einem bleibenden (bâqiyyatan – بَاقِيَةًۭ) Wort unter seinen Nachkommen, damit sie umkehren.

 

Aus diesem Grund ist die Wurzel w-q-r in einem anderen Sinne zu verstehen. Etwas Gewicht zu verleihen bedeutet auch eine Wichtigkeit beizumessen, jemandem Ehre erweisen oder eine Angelegenheit nicht einfach verfliegen zu lassen. Gewicht zu verleihen bedeutet auch Ruhe und Gelassenheit. Und genau in diesem Sinne wird diese Wurzel in den berühmtesten Wörterbüchern der arabischen Sprache beschrieben. Für jene unter den Leserinnen und Lesern, die kein Arabisch, aber dafür Englisch beherrschen, sei das Lexikon von E.W. Lane empfohlen, Seiten 2960-2961. Beispielverse, in denen diese Wurzel w-q-r vorkommt:

 

48:9 Damit ihr an Gott und seinen Gesandten glaubt, ihm beisteht und ihn ehrt (تُوَقِّرُوهُ – tuwaqqirūhu), und (damit ihr) Ihn preist morgens und abends.

71:13 Was ist mit euch, dass ihr Gott kein Gewicht beimesst? (وَقَارًا – waqāran)

 

Der Vollständigkeit halber liste ich hier noch die komplette Liste an Versreferenzen zu dieser Wurzel auf: 6:25 17:46 18:57 31:7 41:5 41:44 48:9 51:2 71:13. Also würde die korrekte, sinngemäße Übersetzung dann lauten:

33:33 Und seid ehrwürdig in euren Häusern und prunkt nicht wie in den Zeiten der Unwissenheit und verrichtet den Kontakt und steuert zur Verbesserung bei und gehorcht Gott und Seinem Gesandten. Gott will nur jegliches Übel von euch entfernen, ihr Leute des Hauses, und euch in Reinheit reinigen.

 

Mittels dieser Übersetzung wird der Kontext auch um einiges klarer und die Aufforderung ergibt mehr Sinn, da es sich hierbei um Haltungen und Lebensweisen handelt.

Leqaa Hussein, Teacher, Jordan - World Bank Photo Collection

Was ist gleich? Foto: Dana Smillie, CC BY-NC-ND 2.0

Es ist auch bekannt, dass die Frauen des Propheten ein eigenes Einkommen und Vermögen hatten (man denke dabei zum Beispiel an Khadija). Es ist offensichtlich, dass diese Lesevariante eher dem Wesen der Gottergebenheit (arabisch: Islām) entspricht, wonach Frauen allgemein positiv bewertet und ihnen Rechte und Verantwortungen gleich wie dem Manne erteilt werden, dass ihnen gar Königspositionen (Königin von Saba; siehe 27:23,44) zugesprochen werden können und die Königin von Saba gerecht, mächtig und am Ende rechtgeleitet war. Und dies, obwohl der Koran das Königstum als etwas grundsätzlich Negatives (18:79, 27:34) beschreibt. Wie würde Gott also wollen können, dass Frauen zuhause eingesperrt bleiben und demzufolge keine gesellschaftlichen Aufgaben (z.B. in der Politik) übernehmen können sollen, wenn Er als der Allwissende gerade eine Frau als positives Beispiel anführt, wo die Männer dafür gesorgt haben, das Bild des Königs zu vermasseln?

Im Gegensatz dazu haben wir die Ahadith, welche meinen, dass keine Nation Erfolg hätte, wäre ihr Anführer eine Frau. (Sahih Bukhary Band 9, Buch 88, Nr. 219)

Noch einmal wird ersichtlich, welch erhebliche Kluft zwischen den Ahadith, die leider fälschlicherweise als Teil der Gottergebenheit (Islam) wahrgenommen werden, und dem Koran besteht, der eine ethische Hochreligion beschreibt, die friedensstiftend zwischen den Völkern wirkt bei angemessener Ausübung und Auslebung der im Koran vollständig erhaltenen und beschriebenen Religion.

 

49:13 Oh ihr Menschen, Wir haben euch aus Mann und Frau erschaffen und zu Völkern und Stämmen gemacht, auf dass ihr einander kennenlernen möget. Wahrlich, vor Gott ist von euch der Angesehenste, welcher der Rechtschaffenste ist. Wahrlich, Gott ist allwissend, allkundig.

Sura Maun: Betende Glaubensleugner?

Um die Frage besser zu verstehen, müssen wir die Sura Maun, welche aus 7 Versen besteht, unter die Lupe nehmen.

107:1 Sahst du den, der das Glaubensbekenntnis für Lüge erklärt
107:2 Das ist nämlich der, der die Waise zurückweist
107:3 und nicht die Speisung des Armen fördert
107:4 So wehe den Kontakthaltenden,
107:5 die bei ihrem Kontaktgebet geistesabwesend sind
107:6 die sich zur Schau stellen
107:7 und das Hilfesystem verhindern


Schon im ersten Vers hat man in zahlreichen Koranübersetzungen das Wort „Glaubensbekenntnis“ oder „Religion“ degeneriert. Merkwürdigerweise haben viele Übersetzer das Wort „Glaubensbekenntnis“ (دين – diin, auch oft als ‚Religion‘ übersetzt) an dieser Stelle versucht anders zu übersetzen als an anderen Stellen, nämlich abweichend und oft mit dem Wort „Gericht“. Das Wort „Gericht“ (يوم الدين – yawm addiin, wörtlich: Tag des Glaubensbekenntnisses) kommt im Koran dreizehn Mal vor (1:4, 15:35, 26:82, 37:20, 38:78, 51:12, 56:56, 70:26, 74:46, 82:15, 82:17, 82:18, 83:11), wird in 82:17-18 nach einer rhetorischen Frage genauer definiert und ist für das Wort „Glaubensbekenntnis“ oder Religion nicht geeignet.

Die Tatsache ist, dass wir hier mit einer abweichenden Übersetzung konfrontiert werden. Wir fragen uns, was hier mit den Übersetzern los ist, denn das Arabische ist einfach und klar. Wieso fügen die Übersetzer ein nicht im Original vorhandenes Wort ein? Etwa mit Absicht? Die Frage lässt sich womöglich wie folgt erklären: Ersetzt man das Wort „Glaubensbekenntnis“ mit „Gericht“, so wird man „nur“ zum Leugner des Gerichts und nicht der gesamten Religion, was natürlich für manche weniger schlimm ist, als den Glauben total zu verleugnen. Die Übersetzer versuchten durch die Änderung des Wortes die Bedeutung des Verses aufzuweichen und möchten somit die klare und schockierende Mitteilung verändern.

107:2-3 Das ist nämlich der, der die Waise zurückweist und nicht die Speisung des Armen fördert

107:6-7 die sich zur Schau stellen und das Hilfesystem verhindern


Verse 2-3 und 6-7 definieren, wer die Glaubensleugner sind: derjenige, der die Waisen verstößt und derjenige, der zur Speisung der Armen nicht antreibt. Das heißt eigentlich, dass der Koran von uns will, dass wir eine soziale Lebensweise anstreben. Mit anderen Worten sollten wir armen, hilfsbedürftigen, machtlosen, wehrlosen, handlungsunfähigen etc. Menschen helfen (107:2) und auch unseren Mitmenschen diese Hilfestellung empfehlen und sie dazu verleiten (107:3). Außerdem verhindern diese Leugner auch jegliche Hilfestellung, heißt es im letzten Vers (107:7). Nebst dem, dass die Person also weder Hilfe leistet noch die Hilfestellung empfiehlt, verhindert sie noch zusätzlich die Hilfestellung für die hilfsbedürftigen Menschen. Das Wort „Hilfesystem“ (ماعون – mâ’Auun, wörtlich: Hilfsmittel, Behälter) umfasst Wörter wie Wohltätigkeit, Gemeingut und auch Spende.

107:4-5 So wehe den Kontakthaltenden, die bei ihrem Kontaktgebet geistesabwesend sind


Der Koran verflucht diejenigen Menschen, welche diese Hilfestellung nicht leisten, antreiben oder empfehlen oder sie gar verhindern. In einem Satz zusammengefasst würde das bedeuten, dass ein Mensch, welcher die Kriterien der Verse 2-3 und 6-7 erfüllt, die Religion für Lüge erklärt. Hier können wir ganz klar schlussfolgern, dass die Gebete einem nichts bringen, wenn eine Person keine soziale Lebensweise führt (7:156, Sura 107).

Auch Betende können verflucht werden und dies trotz ihrer augenscheinlich tadellosen Gebete (107:4). Das heißt, dass wir trotz unserer Gebete zum Glaubensleugner werden können. Außerdem werden diejenigen umschrieben, welche unwissend ihre Gebete ausführen. Niemand kann vollständig geistesabwesend sein bei seinen Gebeten. Das funktioniert dann besser, wenn die Leute eine Sprache verwenden, welche sie nicht verstehen (siehe hierzu auch Sure 4 Vers 43). Jeder Mensch sollte beim Gebet das Gesagte auch verstehen und nicht einfach rezitieren, ohne zu verstehen. Hierbei spielt die Sprache keine Rolle (siehe hierzu folgende Artikel: Sprache des Koran spielt keine Rolle  und Beten in der Landessprache)

107:6-7 die sich zur Schau stellen und das Hilfesystem verhindern


Die Sura geht noch weiter und offenbart, dass diese Personen ihre Gebete nur zur Selbstdarstellung verwenden (107:6). Hier gibt der Koran eigentlich einen weiteren Menschentypen bekannt, was zusätzlich zu den traditionellen Typen im Islam angefügt werden kann. Einer, der nämlich über zwei Gesichter verfügt. Die traditionellen Typen im Islam kurz zusammengefasst:

  • Gläubiger (Mumin): Glaubt innerlich und bringt das auch zum Wort.

  • Polytheist (Mushrik): Glaubt an Gott und gesellt Ihm noch andere bei.

  • Ableugner (Kafir): Glaubt nicht an Gott und bringt das auch zur Sprache.

  • Heuchler (Munafiq): Sagt, dass er glaubt, tut es aber innerlich nicht.

Durch die Sura Maun kommt nun ein weiterer neuer Typ hinzu:

  • Täuscher (Murâi) – täuscht andere und evtl. sogar sich selbst

Zu diesem Wort „Murâi“, was Arabisch ist, ist leider keine bessere deutsche Übersetzung zu finden. Ein Murâi täuscht die Leute für seine eigenen Vorteile. Mit einem Gläubigen ist er gläubig und mit einem Ungläubigen ist er ungläubig. Während ein Münafiq gegenüber sich selbst ehrlich ist, ist dies beim Murâi nicht der Fall, im Gegenteil, er kann sich unter Umständen sogar selbst täuschen. Dieser Typ ist einer der schlimmsten Typen, weil er ständig seinen Charakter den Umständen anpasst, selbst zum Preis der Selbstverleugnung. Die traditionellen Typen verfügen im Gegensatz zum Murâi über eine halbwegs berechenbare innere Einstellung. Beim Typ „Murâi“ kann man nicht davon sprechen, weil dieser seine Gebete zum Einsatz bringt, um das Vertrauen einer Person zu gewinnen, jedoch besitzt er nicht im geringsten eine Ehrlichkeit. Er ist jemand, der seine Gebete verwendet, um bei anderen Menschen ein tolles Bild abzugeben und davon zu profitieren. Ein Murâi ändert dauernd seinen Charakter nach seinen persönlichen Interessen.

Wir können daraus schlussfolgern: Eine Person kann sehr religiös aussehen und auch ihre Gebete perfekt verrichten und trotzdem ein Glaubensleugner sein. Das Kontaktgebet kann von den Kontakthaltenden zur Selbstdarstellung ausgenutzt werden, um die Menschen hinter das Licht zu führen. Diese Leute, welche das ausnutzen, werden vom Koran verflucht (107:4). Das Wort “kontakthaltend” (muSalliyn – مصلين) kommt aus der Wurzel Sad-Lam-Waw, wovon auch das Wort „Salâh“ (صلوة oder gemäß heutiger Schreibweise: صلاة) abgeleitet wird, was im Allgemeinen „Kontakt“ oder „Verbindung“ bedeutet und im Koran das rituelle Gebet meint, wobei man den Kontakt zum Schöpfer sucht, sich quasi mit seinem Schöpfer durch das Gebet auf der seelischen Ebene verbindet. MuSalliyn sind also jene, die Kontakt halten durch die regelmäßige Verrichtung des Kontakts mit seinem Schöpfer.

Was unterscheidet im Grunde genommen einen Mürâi von einem Munafiq? Genau diese Eigennützigkeit unterscheidet den Murâi-Typ von den traditionellen Typen im Islam. Ein Murâi muss nicht unbedingt bewusste persönliche Interessen verfolgen und kann Ängste, Unsicherheiten, Herausforderungen und auch Schwierigkeiten haben, mit denen er zu kämpfen hat. Ein Murâi kann aber auch absolut hemmungslos sein und sich Lügen und Schauspielereien bedienen, um seine Ziele zu verwirklichen.

Gibt es in der Realität Menschen, welche sich wie ein Murâi verhalten?

Zum Beispiel gibt es Menschen, welche ihre Gebete absichtlich neben bekannten Personen verrichten, um bei diesen den Anschein zu erwecken, dass man ihnen vertrauen sollte, es wird ja schließlich gebetet. Das eigentliche Ziel ist jedoch ein Geschäft abzuschließen. Ein weiteres Beispiel ist, dass gewisse Leute in regelmäßigen Abständen Hilfsbedürftige Menschen als Gäste empfangen, um bei ihren Mitmenschen einen guten Eindruck zu hinterlassen für den eigenen sozialen Status. Doch bei akuten Situationen, in denen Hilfe nötig ist, melden sie sich nicht nur zögerlich, sondern könnten auch anderen im Weg stehen. Es gibt noch zahlreiche weitere Beispiele aus dem alltäglichen Leben, welche hier aber den Rahmen des Artikels sprengen.

Die Sura Maun stellt gewissermassen auch einen Sozialstaat vor, einen Staat, der in seinem Handeln soziale Sicherheit und soziale Gerechtigkeit anstrebt. Die Verse 2, 3 und 7 befürworten eine soziale Lebensweise. Infolgedessen sollte auch ein Staat von diesen Versen geprägt sein. Ein Staat ist verantwortlich für sein Volk, das Volk verantwortlich für die Gemeinschaften und die Gemeinschaften sind verantwortlich für ihre Bürger. Ein Sozialstaat besteht also aus sozialen Mitbürgern, welche ein soziales Leben führen. Ein Sozialstaat verfolgt das Ziel dem Menschen in Notlagen zur Seite zu stehen und durch geeignete Maßnahmen Notlagen vorzubeugen. Die Umsetzung der Sura Maun würde die weltweiten Notlagen wie Armut, Hungersnot, Obdachlosigkeit und etliche weitere soziale Probleme lösen und ein Thema der Vergangenheit werden lassen. Die Lösung dieser Probleme unterstützt auch die soziale Sicherheit der Menschen. Die Verse der Sura Maun verdeutlichen diese Ansicht.

Literatur

Yaşar Nuri Öztürk ein türkischer Jurist, Politiker, Religionsphilosoph und Autor ist ein bekannter islamischer Theologe in der Türkei und vertritt innerhalb des Islams liberale Positionen. Er hat zu der Sura Maun ein Buch namens „Maun Suresi Böyle Buyurdu“ (Deutsch: „Die Sura Maun befiehlt Folgendes“) in türkischer Sprache verfasst. Ein ähnliches Werk zu dieser Sura existiert weltweit nicht. Die im Artikel erwähnten Aspekte sind in einigen Punkten aus seinem 438-seitigen Buch entlehnt. Für umfassendere Informationen können türkischsprachige Leser dieses Buch heranziehen.

Schlüssel zum Verständnis des Koran: Beispiel 5 – Sklaverei im Islam? Ein Widerspruch der Beigesellung

Ich bemerke immer wieder, dass viele Gottergebene (Muslime) verwirrt sind, was Sklaverei in der Gottergebenheit (Islām) und Sklavenhaltung betrifft. Obwohl ihr gesunder Menschenverstand sie überzeugt, Sklaverei abzulehnen, denken sie aufgrund äußerer Einflüsse, dass die Sklaverei in der Lesung nicht nur nicht abgeschafft, sondern geduldet werde. Solch eine Schlussfolgerung kann nicht weiter entfernt von der Wahrheit sein.

 

90:8-18 Machten Wir ihm nicht zwei Augen und eine Zunge und Lippen und wiesen ihn auf beide Möglichkeiten hin? Doch das Hindernis konnte er nicht überwinden. Und was wusstest du über das Hindernis? Es ist einen Sklaven zu erlösen oder eine Speisung an einem Tag der Hungersnot einer nahen Waise oder eines am Boden liegenden Bedürftigen. Dann ist er von denen, die geglaubt haben und sich gegenseitig zur Geduld und auch zur Barmherzigkeit anspornen. Das sind die Angehörigen der Rechten!

 

Der Einfluss der Tradition

Wenn klassische Gelehrte zitiert werden, muss hierbei betont werden, dass die Mehrheit unter ihnen Sklaverei als etwas „Normales“ und „Erlaubtes“ ansahen. Dies liegt darin begründet, dass ihre Definitionen von Freiheit und Menschlichkeit anders waren als unsere heutigen Vorstellungen. Das Wichtigste hierbei ist aber, dass es der Anti-Sklaverei Haltung der Lesung widerspricht. Es war eine Angelegenheit, die den Absichten und Zielen der Offenbarung (maqāsid as-samāʾ / maqāsid al-qurʾān) gegenüber ignorant und rückschrittlich war.

Darüber hinaus lässt sich durch die traditionelle Darstellung der Geschichte ein unglaublich beleidigendes Bild des Propheten zeichnen, denn zusammengefasst wäre Mohammeds Rolle in der Sklaverei, durch traditionelle, der Lesung widersprechende Quellen wie den Ḥadīṯ-Büchern zum Beispiel von Buchārī belegt, wie folgt: Er hatte Sklaven in seiner Familie, ebenso besaß seine erste Frau, Chadīdscha, Sklaven. Der sunnitische Mohammed hatte tiefgreifend mit der Sklaverei zu tun, da sie eine der Hauptwege war, sich zu finanzieren. Er tötete nicht nur Dichter, die anderer Meinung waren als er, sondern ließ ungläubige Männer töten, um ihre Frauen und Kinder als Sklaven halten und für Finanzierungszwecke verkaufen zu können. Er gab Sklaven als Geschenke her oder auch um die sexuellen Gelüste seiner engen Gefährten zu befriedigen. Er erhielt und nahm Sklaven von anderen Herrschern an. Einige seiner Köche waren Sklaven und er hatte einen Sklaven als Schneider. Er sagte auch, dass ein Sklave, der von seinem Meister flieht, nicht erwarten könne, dass seine Gebete beantwortet werden.122

Gott bewahre uns davor, dass wir den Scharlatanen glauben, die sich Imame oder Scheichs nennen, die solches verbreiten und als „normal“ verkaufen. Gott bewahre uns davor, ihnen zu glauben, die unseren Propheten solcherart darstellen und die Religion für einen geringen Preis verkaufen!

Diese klassischen Gelehrten und ihre Anhänger urteilten falsch, als es um fundamentale Prinzipien der Menschlichkeit ging und deshalb ist es klar, dass wir die gesamte Tradition nach anderen Fehlurteilen und Angelegenheiten durchforsten müssen, in denen wir uns entwickelt haben. Die 1400 Jahre alte Tradition kann eine Quelle des Wissens sein, mitunter gar einzelne Edelsteine hervorbringen. So zum Beispiel kannten die gottergebenen Gelehrten bereits vor der Zusammenstellung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte solche Begrifflichkeiten, wie etwa in Uṣūlu-l-fiqh (wörtlich: Wurzeln/Quellen des Verständnisses; Oberbegriff für die gottergebene Rechtsfindung) bekannt als ḥaqqu-l-mukallaf (Rechte des Individuums). Doch da sich die früheren Gottergebenen nicht intensiver mit der Ausarbeitung dieser Theorie beschäftigt haben oder diese uns nicht überliefert wurden, konnten die Gottergebenen nicht die ersten in der Ausformulierung einer solchen Rechtsnorm sein. Vielmehr ist diese Tradition der Rechtsfindung ausgeartet und so wurden Rechtsnormen formuliert, die der Lesung widersprechen, wie etwa bezüglich der Steinigung, der Apostasie oder der Sklaverei. Die Tradition kann also keine fixe, absolute Quelle über Wahrheit und Gerechtigkeit sein. Ansonsten laufen wir Gefahr, giftige Ideen zu verinnerlichen und unsere Seelen zu verderben.

 

4:92 Es steht einem Gläubigen nicht zu, einen Gläubigen zu töten, es sei denn aus Versehen. Wer einen Gläubigen aus Versehen tötet, hat einen gläubigen Sklaven zu befreien und ein Sühnegeld an seine Angehörigen zu übergeben, es sei denn, sie erlassen es als Spende. Wenn er zu einem Volk gehörte, das euer Feind ist, während er ein Gläubiger ist, so ist ein gläubiger Sklave zu befreien. Und wenn er zu Leuten gehört, zwischen denen und euch ein Vertrag besteht, dann ist ein Sühnegeld an seine Angehörigen auszuhändigen und ein gläubiger Sklave zu befreien. Wer es nicht vermag, der hat zwei Monate hintereinander zu fasten. Das ist eine Zuwendung von Seiten Gottes. Und Gott ist wissend und weise

 

Einer der wenigen Skeptiker und gottergebenen Kritiker der Sklaverei war An-Nasafī (gest. 701 nach Hidschra, berühmt für seine ʿaqīdatu-n-nasafī, das Credo des Nasafī), der scharfsinnig bemerkte, dass wenn ein Totschlag durch das Befreien eines Sklaven kompensiert werden kann (4:92), dann jemanden zu versklaven einem spirituellen Todesurteil (mawt ḥukman) gleichkomme, weshalb er Sklaverei (ar-riqq) als ein Überbleibsel der Zeiten der Ableugnung (aṯār al-kufr) und des Unglaubens beschrieb:

 

فتحرير رقبة… التحرير: الإعتاق، والحر والعتيق الكريم فيالأحرار كما أن اللؤم في العبيد، ومنه عتاق الطير وعتاق الخيل لكرامها
والرقبة: النسمة ويعبر عنها بالرأس في قولهم: فلان يملك كذا رأساً من الرقيق {مؤمنة} قيل: لما أخرج نفساً مؤمنة من جملة الأحياء لزمه أن يدخل نفساً مثلها في جملة الأحرار، لأن إطلاقها من قيد الرق كإحيائها من قبل أن الرقيق ملحق بالأموات، إذ الرق أثر من آثار الكفر والكفر موت حكما

 

Eine grobe Übersetzung:

Und das Befreien eines Sklaven/Halses… die Befreiung (altahrīr): Die Erlösung, und die Freien und die noblen Erlösten, das heißt die Befreiten, und ebenso, dass [damit] die Ungleichheit unter den Sklaven [gezeigt ist], und daraus [ist gleichermaßen] der Edelmut der Erlösung des Vogels und des Pferdes [sichtbar].
Und der Hals: [Dieses Wort meint] die Personen [die am Hals festgehalten sind] und es äußert sich darüber durch die Eigentümerschaft (ar-ra’s) in ihrer Aussage: Um solch Eigentum (ra’san) zu besitzen (yumlik) von den Hälsern, {Gläubige} wurde gesagt: hinsichtlich der Vertreibung einer gläubigen Seele von allem Lebendigen (al-ā’hyā’) [d.h. jemanden zu töten] muss eine Seele ihresgleichen [in den Kreis] aller Freien eintreten, weil ihre Loslösung von den Verbindlichkeiten der Sklaverei wie ihre Belebung ist (itlāqhā min qīd ar-riqq ka-iḥyā’hā), wovon folgt, dass die Sklaven den Toten anhängen (ar-raqīq muhlaq bi-l-a’mwāt) [d.h. Sklave zu sein ist dasselbe wie gestorben zu sein], weil die Sklaverei ein Überbleibsel von den Spuren der Ableugnung (‘āṯār al-kufr) ist und Ableugnung ist ein Todesurteil.123

 

Die Sklaverei in der Bibel und ihr Einfluss auf die Gottergebenen

Foto: Jim Reid, CC BY-NC-SA 2.0

Die Praxis der Sklaverei wurde bis zu einem gewissen Maß durch den Einfluss der Juden und Christen gerechtfertigt. Ein hoher Anteil hierbei ist den erfundenen Aussprüchen (Aḥādīṯ) und Gesetzen in der Scharīʿa zuzuschreiben, die Jahrzehnte nach dem Tode des Propheten eingeführt wurden. Es ist eine Ironie, dass die Juden, die am meisten durch die Sklaverei zu leiden hatten und von Gott durch Moses’ Wirken errettet wurden (2. Buch Mose Exodus 1:13–14), später die Versklavung anderer Menschen rechtfertigten, einschließlich dem Verkauf der eigenen Tochter, was Eingang in ihre heiligen Bücher fand (Exodus 21:7–8; 21:21–22,26– 27; 3. Buch Mose Levitikus 25:44–46; Josua 9:6–27).

Obwohl Jesus niemals die Sklaverei billigte, verhielt sich Paulus, der wahre Gründer des modernen Christentums, anders: Er verlangte von den Meistern, ihre Sklaven gut zu behandeln (Kolosser 3:22), von den Sklaven jedoch „in aller Ehrfurcht gegenüber den Meistern ergeben zu sein“ (1. Petrus 2:18; Epheser 6:5; 1. Timotheus 6:2; Kolosser 3:22; Titus 2:9). Sehr viele Christen und Juden konvertierten zur Gottergebenheit aus der Lesung und verbreiteten im Namen des Propheten die althergebrachten Weltanschauungen mittels den Aussprüchen, verbreiteten also im Namen der Religion und somit im Namen Gottes wissentlich oder unwissentlich Lügen. Sehr wahrscheinlich ist es deshalb auf diese zurückzuführen, dass die Sklaverei auch nach der Vollendung der Offenbarung und nach dem Ableben des Propheten aufrechterhalten wurde. Politische Motive sind hierbei natürlich nicht ausgeschlossen. Der Missbrauch der Religion durch die privilegierte Klasse, Menschen zu versklaven und auszubeuten, wurde lebhaft von Desmond Tutu aufgezeigt:

 

Als die ersten Missionare nach Afrika kamen, besaßen sie die Bibel und wir das Land. Sie forderten uns auf zu beten. Und wir schlossen die Augen. Als wir sie wieder öffneten, war die Lage genau umgekehrt: Wir hatten die Bibel und sie das Land.

– Desmond Mpilo Tutu

 

Sklaverei im Lichte der Gottergebenheit

Zur Offenbarungszeit der Lesung war die Sklaverei eine vorhandene Realität (4: 25). In ihr wird aber die gängige, praktizierte Sklaverei abgeschafft (3:79; 4:3,25,92; 5:89; 8:67; 24:32–33; 58:3–4; 90:13; 2:286; 12:39–42; 79:24-25). Die Lesung lehnt die Sklaverei nicht nur als eine grobe Sünde ab, sondern als die gröbste Sünde, als ob man Gott irgendwelche Partner beigeselle, da man sich selbst neben Gott als weiteren Herrn über einen Menschen anpreist durch das Halten irgendeines Sklaven. Dies wird nicht vergeben, wenn diese Beigesellung (schirk) bis zum Tod oder bis kurz davor aufrechterhalten wird (4:116). Einen anderen Meister/Herrn (rabb) als oder neben Gott zu akzeptieren oder sich selbst als solchen (bewusst oder unbewusst) darzustellen wird in der Lebensweise der Gottergebung unmissverständlich abgelehnt (12:39–40; 3:64; 9:31). Jahrzehnte nach Mohammeds Ableben wollten Könige und ihre Verbündete die Sklaverei wiederauferstehen lassen und rechtfertigten diese durch Verzerrungen der Verse, in denen Josef vom Herrn seines Freundes spricht (12:41–42). Sie ignorierten jedoch die Tatsache, dass Josef nie irgendjemand anderen als Gott als seinen Herrn oder Meister bezeichnete. Er schlug seinen Gefährten im Gefängnis vielmehr vor, ihre Freiheit dadurch zu ersuchen, indem sie die unbegründeten Behauptungen ablehnen, sich von falschen Herrn und Meistern bevormunden zu lassen (12:39–40). Es ist auch kein Wunder, dass Gott Pharao verdammt für seine Behauptung, ein Herr über die Menschen zu sein (79:15–26). Gott errettete die Juden aus der Sklaverei und erinnerte sie daran, dass ihre Freiheit wichtiger ist als die Vielfalt an Nahrungsmitteln, die sie vermissten (2:57–61).

 

16:75-76 Gott führt als Gleichnis einen leibeigenen Diener an, der über nichts verfügt, und einen, dem wir von uns eine schöne Versorgung gewährt haben. So gibt er davon heimlich oder offen ab. Sind sie gleich? Lob gehört Gott! Nein! Vielmehr wissen die meisten von ihnen nicht. Und Gott führt als Gleichnis zwei Männer an. Der eine von ihnen beiden ist stumm und verfügt über nichts. Er ist seinem Meister eine Last, wo er ihn auch hinschickt, bringt er nichts Heilvolles. Gleicht er dem, der die Gerechtigkeit befiehlt, wobei er auf einem geraden Weg ist?

 

Die Verse 16:75–76 vergleichen einen Diener (‘abd) mit einem freien Menschen und betonen die Wichtigkeit, ein freier Mensch zu sein. Dies zielt auch darauf ab, sich nicht geistig von anderen Menschen bevormunden zu lassen, was durchaus im imperativischen Sinne Kants verstanden werden kann. Freie Menschen sollten sich also sowohl geistig als auch körperlich nur von Gott abhängig machen. Freie Menschen sind besser dazu in der Lage, Kreativität zu entfalten und Gutes zu bewirken.

Gott untersagt Mohammed des Weiteren, seine Feinde in Friedenszeiten einzufangen, einzukerkern und zu versklaven. Doch Er gibt ihm die Erlaubnis dafür nur als eine Maßnahme gegenüber denjenigen, die Krieg anstiften und in kriegerischen Handlungen tätig sind (8:67). Die Kriegsgefangenen werden nach Vers 47:4 nach Kriegsende freigelassen. In der Lesung wird die Tatsache betont, dass diejenigen, die Gott Partner beigesellen, selbst Sklaven besaßen. Die Sklaven mittels verschiedener Wege zu befreien ist als eine verpflichtende, gottergebene Handlung und Eigenschaft anzusehen (24:32–33; 16:75, 90:13). Gott berücksichtigt die tragische Vergangenheit von Sklaven als mildernden Umstand, indem Er ihnen die Hälfte der Strafe für die Unzucht verschreibt wie für Freie (4:25). Diese Regel lehnt gleichzeitig auch die Todesstrafe durch Steinigung der Sunniten und Schiiten ab, da es logischerweise keine Hälfte der Todesstrafe geben kann!

 

24:32 Und verheiratet die Ledigen unter euch und die Rechtschaffenen von den Dienern und Dienerinnen unter euch. Wenn sie arm sind, wird Gott sie durch seine Huld reich machen. Und Gott umfasst und weiß alles.

 

Der Ausdruck ʿibādukum (eure Diener) in diesem Vers wird generell missverstanden und trotz der klaren Botschaft der Lesung wird der Vers missbraucht, um die Sklaverei zu rechtfertigen. Statt den besagten Ausdruck als „eure Sklaven, die ihr besitzt“ zu verstehen, sollte er besser als „Diener aus eurer Gruppe“ verstanden werden. Beispielsweise gibt es in der Lesung auch den Ausdruck „die Speisung von zehn Bedürftigen so wie ihr eure Angehörigen im Durchschnitt speist“ (5:89), was eben nicht die „Angehörigen, die ihr besitzt“ bedeutet. Ähnlich meint „eure Undankbaren“ (eigentlich: eure Ableugner) auch diejenigen Undankbaren, die unter uns verweilen, und nicht die, die wir besitzen würden (54:43).124

Es lassen sich auch weitere Beispiele gegen die Sklaverei finden, wie etwa in der Geschichte Salomons (27:31 ff.), in der er Könige als Persönlichkeiten beschreibt, die die Menschen unterjochen. Sein Standpunkt gegenüber Unterdrückung und Sklaverei ist beispielhaft. Lebte Salomon heute, versuchte er erst sich selbst als gottergeben bezeichnende Gemeinschaften zu reformieren, wie er damals bei der Königin von Saba verfuhr.

In 58:3–4 wird ein spezieller Umstand beschrieben, in denen die Männer sich von ihren Frauen zu Unrecht scheiden lassen wollten. Als Sühne sollen diese einen Sklaven befreien. Der Anfang des Verses 58:4 (faman lam yadschid, was „wer es nicht vermag“ bedeutet, wörtlich: So wer es nicht fand) weist deutlich darauf hin, dass die zu befreienden Sklaven nicht zu den Gottergebenen gehörten. Ansonsten hätte ein Ausdruck wie „wer keinen Sklaven besitzt“ stehen müssen.

 

Mā malakat aymānukum und mawlá

In der Lesung kommt des Öfteren ein Ausdruck vor, der meist falsch übersetzt als „eure Sklaven“ wiedergegeben wird. Es handelt sich hierbei um die Äußerung „mā malakat aymānukum“125 (ما ملكت أيمنكم), was ungefähr als „was eure Rechte (Hand) besitzt“ übersetzt werden kann. Sektiererische Interpretationen versuchen diesem Ausdruck einen Beigeschmack von Sklaven, insbesondere auch Sexsklaven zu geben, was aber der Offenbarung diametral entgegensteht. Bei diesem Ausdruck handelt es sich um Ausnahmefälle, wie zum Beispiel in 60:10 beschrieben, wobei eine Ehefrau eines Soldaten auf feindlicher Seite die Botschaft der Gottergebenheit hört und annimmt und deshalb von den Feinden verfolgt wurde. Daraufhin kann diese Frau Asyl beantragen bei der gottergebenen Gemeinschaft. Da sie nun nicht durch einen juristisch-formalen Prozess die Scheidung erlangen konnte, wird es ihr in diesem Ausnahmefall durch einen speziellen Vertrag erlaubt, Gottergebene zu heiraten. Dies hat keinerlei Bezug zu Dienern (ʿibād) im herkömmlichen Sinne.

Das Wort yamīn, Singular von aymān, bedeutet „rechts“, „rechte Hand“ oder im übertragenen Sinne auch „Recht“, „Macht“, „Kontrolle“.126 Das Wort „Mawlá“ (Herrscher, Beschützer, Meister) kommt in der Lesung 18 Mal vor, von welchen 13 für Gott verwendet werden (2:286, 3:150, 6:62, 8:40, 9:51, 10:30, 22:78, 47:11, 66:2, 66:4). Die übrigen fünf Stellen gebrauchen das Wort mit einem negativen Beigeschmack (16:76, 22:13, 44:41, 57:15). Die in der Lesung allein für Gott gebrauchte Formulierung „Mawlánā“ (unser Schutzherr, Meister, Beschützer) wurde von gewissen Volksgruppen auch Religionsgelehrten zugeschrieben. In Pakistan und Indien wurde es zum Brauch, die Religionsgelehrten mit dem Titel „Mawlánā“ ( مولىنا ) anzusprechen.127 Das Wort „Waliyy“ (ولي – Verbündeter; plural awliyāʾ أولياء) hingegen wird sowohl für Gott als auch für Menschen gebraucht. Gott ist der Freund und Verbündete der Gläubigen und die Gläubigen sind die Freunde und Verbündete untereinander.128

Deshalb sollte es auch fortan unterlassen werden, andere Menschen als „mawlana“ (Türkisch: mevlana) zu betiteln, da dieser Begriff nur Gott gebührt (2:286).

 

Fazit

Die Gottergebenheit (Islām) lehnte die Sklaverei bereits mit der Bezeugung „Keine Gottheit außer dem Gott“ (lā ilāha illa-llāh) ab. Der Begriff Herr (rabb) wird in mehr als 900 Stellen einzig und allein für Gott gebraucht. Ein Gottergebener kann kein Sklave (raqabah) oder Diener (ʿabd) eines anderen als Gottes sein. Deshalb ist es Götzentum und Beigesellung, irgendeinen Sklaven in irgendeiner Form zu besitzen, denn damit würde man sich als Meister und Herr behaupten und sich neben Gott stellen. Nicht zuletzt aus diesem Grund wurde Pharao verurteilt, weil er sich als Herr der Menschen behaupten wollte.

Ich wiederhole: Gemäß der Lesung kann ein Gottergebener niemals einen Sklaven haben, da dies der Behauptung gleichkommt, der Herr über den Sklaven zu sein. Sich selbst Gott beizugesellen ist die größte Sünde, da man sich als absolute Souveränität, also Gottheit eines Menschen positioniert. Und Gott befiehlt uns:

 

90:13 Befreie den Sklaven!

 

Deshalb:

Wir schulden es uns selbst, der Reinheit der Gottergebenheit wegen, aufzuzeigen, dass Sklaverei eine Abweichung vom gottergebenen Standpunkt bedeutet. Oder um es in den Worten von an-Nasafī zu sagen: Entweder Freiheit (Befreiung der Sklaven) oder Tod (Sklaverei)!