Koran

10 einleitende Fragen und ihre Antworten zum Islam

Ich suche Zuflucht bei Gott vor dem verfluchten Teufel,
Im Namen Gottes, des Gnädigen, des Barmherzigen

10 Leserfragen und ihre Antworten zum Islam:

1. Muslime beten zu „Allah“. Ist Allah derselbe Gott wie der von Christen und Juden?

Ja, Allah ist Gott, der Schöpfer, also derselbe Gott wie der von Christen und Juden.[1] Allah ist lediglich das arabische Wort für Gott und symbolisiert/bezeichnet keine andere Gottheit. Wenn arabische oder arabischsprechende Christen oder Juden Gott anbeten wollen, sagen sie „Allah“. Es gibt Muslime, die es ablehnen, das Wort Gott zu gebrauchen. Dies kann gewiss einen Eindruck vermitteln, dass „Allah“ eine komplett andere Gottheit sei. Ihre Beharrlichkeit ist ein Fehler, da der Koran uns dazu ermutigt: „Nennt Ihn GOTT oder nennt Ihn den Gnädigsten; welchen Namen ihr auch braucht, Ihm gehören die schönsten Namen.“[2]

2. Glaubt ihr, dass Nichtmuslime in den Himmel gehen?

Ja, Gott versichert uns, dass es Gläubige in allen verschiedenen Gruppen gibt, die in den Himmel gelangen. Die Worte Islam und Muslim sind mehr als nur Eigennamen/Bezeichnungen. Sie sind die Beschreibung für die vollständige Hingabe zu Gott allein. Der deutsche Begriff für Islam ist Hingabe/Ergebung, was von einem Ergebenen zu Gott allein praktiziert wird.[3] Es gibt Ergebene, die aus christlichem, jüdischem, buddhistischem, hinduistischem oder aus einem anderen Hintergrund abstammen. Alle Ergebenen, die sich Gott allein widmen, ohne jegliche Idole aufzustellen, werden von Gott rein gewaschen, erlöst.[4] Deshalb sagt uns die Schrift Gottes, der Koran, dass Seine ergebenen Anbeter, ganz gleich wie sie sich nennen mögen, in den Himmel gehen. Jede Person, gleichgültig welcher Religion sie auch angehören mag, wird als ein Gottergebener betrachtet, der sich Gott allein ergibt, an den Tag des Gerichts glaubt und ein rechtschaffenes Leben führt, also Frieden fördert. Viele der Christen und Juden fallen in diese Kategorie.

3. Wie ist das Wesen des Teufels zu verstehen? Ist er etwa ein Dämon?

Der Teufel ist laut Koran keine Person oder kein fixes Wesen außerhalb von uns. Er steht eher für den Mangel an Gutem in uns; er ist unsere schlechte Seite, die schlecht zu uns redet. Der Teufel unterliegt jedoch der Kontrolle Gottes, wenn wir also mit reinem Herzen an Gott und an Seine Barmherzigkeit glauben, müssen wir den Teufel nicht fürchten.[5] Der Koran zeigt uns, dass wir Zuflucht bei Gott suchen sollen vor dem Teufel, also vor den eigenen Mängeln, die wir wegen dem „Teufel in uns“ (und auch um uns) haben – damit z. B. eine Arbeit nicht von diesen Einflüssen belastet wird, um möglichst objektiv zu sein. Der Teufel ist das Abgleiten vom Weg des Lichts – die Versuchung dem Materiellen zu erliegen, statt sich auf Gott zu konzentrieren. Deshalb suchen wir Zuflucht vor dem Teufel, damit unser Herz möglichst rein ist.[6] Die Schöpfung von Satan (im Koran „Iblis“ genannt) wird im Koran metaphorisch beschrieben, dass er aus „Feuer“ erschaffen wurde.

4. Wieso müssen muslimische Frauen Kopftücher tragen?

Nirgends im Koran wird befohlen, dass sie ihre Haare, Arme etc. bedecken sollen. Die religiöse Vorschrift des Kopftuchs, oder Hijab (sprich: Hi-dschab), kommen von außerkoranischen Quellen; hauptsächlich von den Verordnungen der Religionsgelehrten und Hadith.[7] Nichtsdestotrotz ist es nicht falsch, Kopftücher wegen kultureller Tradition zu tragen. Es sollte also nicht ausgesagt werden, dass Kopftücher nicht getragen werden dürften. Die Kleidungsgebote des Koran lauten wie folgt:

  1. Die beste Bekleidung ist die Bekleidung der Rechtschaffenheit; für Männer und Frauen.
  2. Frauen sollten ihre Brüste bedecken und nur das zum Vorschein bringen, was nötig ist (Sittsamkeit implizierend).
  3. Frauen können ihre Bekleidung verlängern, um als rechtschaffen erkannt zu werden.
  4. Frauen UND Männer sollen ihre Blicke unterdrücken und ihre Keuschheit/Reinheit bewahren.[8]

5. Was sagt der Islam über Selbstmordattentate, Flugzeugentführer und Terrorismus im Allgemeinen?

Gott sagt uns im Koran, dass wir uns nicht selbst töten sollen[9], dass das Leben heilig ist[10] und dass wir nicht überschreiten sollen[11]. Wenn jemand uns angreift und bekämpft, können wir uns selbst verteidigen, aber wir haben keine Erlaubnis mehr zum Kampf, wenn sie sich entscheiden den Krieg zu unterlassen.[12] Wir dürfen auch keinen Gläubigen töten; bevor wir also zurückschlagen, müssen wir absolut sicher sein. Die Meinungs- und Religionsfreiheit ist des Weiteren eines der Hauptprinzipien des Koranischen Islam. Die Menschen können aufgrund ihres Glaubens nicht bestraft oder zu irgendetwas gezwungen werden. [13] Alles in allem bedeutet das, dass Selbstmordattentate, Flugzeugentführungen und Terrorismus anti-islamisch sind.

6. Was sind die verschiedenen Richtungen im Islam und wie unterscheiden sich ihre Glaubensauffassungen?

Laut Schrift unterstützt Gott es nicht, sich in Gruppen zu spalten. Eigentlich rät Er davon ab, Seine Religion zu teilen.[14] Einige der Gruppen heißen: Sunniten, Schiiten, Ismailiten, Ahmadiyas, Sufis, Wahhabiten, Aleviten, Kharidschiten etc. Diese Parteien entstanden entweder durch politische Differenzen oder wurden von Führern gegründet, die entschieden haben, dass ihre religiöse Interpretationen die rechtgeleitetsten seien. Dadurch wurden die Anhänger dazu verpflichtet, sich von der breiteren und allgemeineren religiösen, im Koran vorgeschriebenen Praxis abzuwenden.[15] Aufgrund dieser Sachverhalte bildete sich eine Gruppe, die zu den Ursprüngen zurückkehren und sich Gott allein hingeben will, statt falschen Führern.[16]

7. Was sind die prinzipiellen Unterschiede zwischen Islam und den anderen zwei Hauptreligionen des Monotheismus, Christentum und Judentum?

Die monotheistischen Religionen hatten Propheten und Gesandte, welche dieselbe Botschaft brachten: dass sich Gläubige Gottes allein Ihm hingeben, Ihn allein lieben sollen. Diese Proklamation wurde von Abraham, Jakob, Moses und allen Propheten Gottes verkündet.[17] Deshalb glauben Muslime an alle Propheten und an das, was durch sie überliefert wurde.[18] Einigen Gesandten wurde auferlegt, einige kleinere Aspekte der von Gott autorisierten Religion zu entfernen oder hinzuzufügen[19], jedoch bewirkten diese von Gott erlaubten Änderungen nicht eine vollständig andere Religion.[20] Es sind die menschengemachten Verordnungen, die solch große Unterschiede zwischen den monotheistischen Religionen erzeugen.[21] Gewiss, würden die unterschiedlichen religiösen Gemeinschaften Gottes Gesetze und Schrift allein einhalten, würden sie nur minimale unterscheidende Merkmale und stattdessen mehr Gemeinsamkeiten aufweisen.[22]

8. Ist der Islam nicht die Religion, dessen Buch die Anhänger dazu anstiftet, die Christen zu töten? Wie kann ich glauben, dass der Islam eine Religion von Barmherzigkeit und Frieden ist, wenn sie offensichtlich nicht barmherzig und friedfertig gegenüber Frauen ist? Wenn sie wirklich so sein würde, wieso wird dann den Frauen in den Ländern des Mittleren Ostens nicht erlaubt, kurzärmelige Kleidung zu tragen, in die Schule zu gehen oder Spiele zu spielen, was den Männern ja erlaubt ist?

Den Muslimen wird auf keinen Fall und nirgends im Koran auferlegt, Christen zu töten. Gottes gerechtes System erlaubt das gesetzmäßige Töten nur für die Selbstverteidigung, wenn auch einige selbsternannte Muslime die Verse missbrauchen, welche die Selbstverteidigung ansprechen. Sie haben die Bedeutungen verfälscht um nach Belieben zu verletzen, zu unterdrücken oder zu töten. Der Koran kritisiert Aggression ohne Grund[23] und zieht die friedliche Koexistenz mit anderen vor.[24] Deshalb verstehen wir, dass diese Verse nur für Kriegssituationen bestimmt sind, wenn ein Angriff stattgefunden hat[25], während zur selben Zeit Aggression und Unterdrückung aufs Schärfste verurteilt werden [26]. Gegenwärtige Muslime, die dem Koran folgen, werden wissen, dass es deutsche Gläubige gibt. Des Weiteren denken sie, dass das europäische System mit den vielen gewährleisteten Freiheiten und keinem Zwang in der Religion die angemessene Einhaltung von Gottes Gesetzen ist.[27]

Die unterdrückenden Verordnungen in einigen Ländern des Mittleren Ostens gehen gegen die Gesetze Gottes.[28] Nicht nur Gott spezifiziert im Koran, dass Frauen und Männer gleich zueinander sind, sondern auch die Diener Gottes müssen miteinander höflich umgehen. Unterdrückung ist absolut inakzeptabel.[29]

9. Ich habe davon gelesen, dass es gewisse Säulen des Islam gibt. Was sind diese Säulen des Islam? Sind sie besondere Rituale?

Die „Säulen“ des Islam sind die religiösen Hauptpraktiken, die durch Abraham eingeführt wurden, lange vor dem Koran und Mohammed.[30] Diese fünf religiösen Praktiken sind die Kernpraktiken des Islam und werden von den Gottergebenen mit Gottvertrauen verrichtet.[31] Diese Praktiken sind:

  1. Das Glaubensbekenntnis zu Gott (auf arabisch: Schahadah). Diese Erklärung lautet: „Es gibt keine Gottheit außer Gott.“[32]
  2. Drei Kontaktgebete (arabisch: Salât) pro Tag.[33] Ein Versammlungsgebet wird zusätzlich anstelle eines einmaligen Mittaggebets angeordnet.[34]
  3. Die Wohltätigkeit, Almosen (ar.: Zakat).[35]
  4. Die Einhaltung des Fastenmonats (Ramadan).[36]
  5. Die einmalige Pilgerfahrt im Leben eines Ergebenen (Hadsch).[37]

Anmerkung: Um die Übersichtlichkeit für den Leser zu gewährleisten, haben wir uns an das traditionelle Schema der „5 Säulen“ gehalten. Diese sind ein wichtiger Bestandteil des Islam im Koran, jedoch wurde ihre Bedeutung dahingehend verzerrt, dass man ein Gottergebener (Muslim) sei, wenn man sich an die fünf Säulen hielte. Wir finden im Koran etliche Verse, die die Charaktereigenschaften und das Verhalten eines Muslim beschreiben, welche nicht in „Säulen“ zusammengefasst werden und auch der Status „Gottergebener“ definiert sich nicht an diesen. Die Anforderung an uns Gottergebene besteht vielmehr darin dem „geraden Weg“ zu folgen, welcher von Abraham begründet und von allen Propheten gelehrt wurde. Die Grundlagen dieses Weges finden wir in 6:151-153. Vielleicht werden Sie bei der Lektüre des Koran und mit Hilfe unserer Webseite feststellen, dass Sie selbst bereits ein Gottergebener (Muslim) sind?

Der Hadith (Aussagen, die fälschlicherweise dem Propheten Mohammed zugeschrieben werden), aus welchem die Annahme, der Islam bestehe aus 5 Säulen, herrührt, lautet wie folgt:

Von Abu ‚Abdu-r-Rahmán ‚Abdullah, dem Sohn von ‚Umar Ibn Al-Hattáb […]: Ich hörte den Gesandten Gottes […] sagen: „Der Islam wurde auf fünf (Pfeilern) errichtet: dem Zeugnis, daß kein Gott da ist außer Gott, und daß Muhammad der Gesandte Gottes ist, dem Verrichten des Gebetes, dem Entrichten der Zakah (Almosen), der Pilgerfahrt zum Hause und dem Fasten im Ramadan.“

10. Was bedeutet „Nur-Koran“? Wird damit gemeint, dass nur ihr den Wahrheitsanspruch hättet? Werden andere Religionen pauschal für nicht wahr gehalten?


Dem ist nicht so. Die Antwort zur zweiten Frage könnte hier auch nochmals stehen. Die Formulierung „Nur-Koran“ bezieht sich in erster Linie auf die Handhabung der Religionsquellen. Für das Verständnis und die Einhaltung der Religion reicht Gottes Schrift, in unserem Fall der Koran, aus. Da in der mislamischen Geschichte und auch heute noch weit verbreitet im Mislam andere Beiwerke, so genannte „Hadith-Bücher“ (arabisch: Aussage, Worte; plural: Ahadith), fälschlicherweise im Namen des Propheten als autoritäre Religionsquellen verwendet wurden und werden, beziehen sich die Aussagen wie „Koran allein“, „Nur-Koran“, „Gottes Buch allein“ etc. auf diesen spezifischen Sachverhalt. Des Weiteren wird im Koran von den Muslimen gefordert, an die Wahrheit vergangener, von Gott offenbarten Schriften zu glauben.[38] Für die Gottergebenen gilt der Koran als letzte offenbarte Schrift[39] und alleinige Religionsquelle.[40] Des Weiteren hat „nur“ auch auf Arabisch eine Bedeutung, nämlich „Licht“, das wir als Beschreibung des Koran ansehen.


Referenzen:

Die Koranversangaben werden wie folgt angegeben: Surenlaufnummer: Verslaufnummer. Beispiel: 17:36 bedeutet Kapitel 17, Vers 36.

[1] 2:135, 4:125, 22:78, 16:123;

[2] 17:110, 7:180, siehe auch Gottes Namen im Koran;

[3] 2:207-208, 3:19, 10:28-29;

[4] 2:62, 5:69, 3:84-85, 2:94, 2:111, siehe zu den „Ungläubigen“: Die Eigenschaften der Kafir

[5] 7:16-17, 16:98-99;

[6] 23:97-98, 114:4, 102:1-2, 7:12;

[7] 12:111, 31:6, 39:23, 39:29, 45:6, 52:34; siehe auch Kapitel 22: Kopftuch und Verschleierung aus dem Buch Die erfundene Religion und die Koranische Religion

[8] 7:26, 24:30-31, 33:59, siehe auch Appendix 18 und Appendix 19 der Koranübersetzung von R. Khalifa und ebenso Frauen im Koran und in der erfundenen Religion

[9] 4:29-30, 2:195; siehe auch Selbstmordverbot – auch in spiritueller Hinsicht

[10] 6:151, 17:33;

[11] 7:33;

[12] 4:90;

[13] 4:92-94, 18:29, 2:256, 10:99, 25:57, 50:45, 60:8-9, 73:19, 74:37, 76:29, 78:39, 80:12, 88:22, 109:6, siehe auch Die Rhetorik von Terror und Cihad

[14] 42:13-16, 21:92-93, 23:52-54;

[15] 14:21, 33:67, 9:34, 2:272, 4:88, 6:125;

[16] 3:102-105, siehe auch Abspaltungen, Madhabs (Rechtsschulen) und Sekten auch Sekten

[17] 2:136;

[18] 3:84, 22:30;

[19] 5:5, 2:187, 3:49-50, 4:160-161, 6:145-146, 7:157, 16:118, 4:21-22, 33:52;

[20] 3:64, 2:83, 2:87, 3:93-94;

[21] 6:112-114, 2:97, 3:19, 2:146, 5:87, 6:140, 7:32;

[22] 6:154-157,5:48, 6:52, 2:91, siehe auch Introduction of the Quran translation by R. Khalifa (englisch) und Bibel vs. Koran – Gemeinsamkeiten

[23] 2:190, 2:193, 42:42;

[24] 60:8-9;

[25] 8:12-13, 47:4;

[26] 2:191, 2:217, 4:75-76, 4:89-91, 5:87, 7:33, 8:39;

[27] 49:13, 2:62, 2:256, 64:9, siehe auch Anweisungen IM Krieg;

[28] 49:13, 3:195, 4:25, 2:193, 4:75;

[29] 2:191, 9:71, 33:35, 5:54, 48:29, 52:26, 4:128;

[30] 22:78, 16:123, 21:73;

[31] 15:98-99;

[32] 3:18, 63:1, 2:285, 72:18, siehe auch Appendix 13 der Koranübersetzung von R. Khalifa;

[33] 23:9, 29:45, 2:43, 2:45, 11:114, 24:58, 17:78, 2:238, siehe auch Glaube, Gebet;

[34] 62:9;

[35] 2:110, 6:141, 2:215, 7:156-157, siehe auch Almosen;

[36] 2:183-187, siehe auch Fasten;

[37] 2:125, 2:197;

[38] 5:43-48, 42:13, 2:136, 3:84, 42:15;

[39] 33:40;

[40] 7:3, 6:19, 6:38, 6:112-116.

Abraham und die Opferung seines Sohnes

Ich suche Zuflucht bei Gott vor dem verworfenen Satan,
Im Namen Gottes, des Erbarmers, des Gnädigen

Die Ahlu-s-Sunna und die Schia haben viele Falschheiten über Abraham und die Opferung erfunden, welchen Gott als Imam oder Führer für die Menschen bestimmt hat (imam lin-naas). Leider wird dadurch der Ruf Gottes falsch dargestellt. Sie kommen im Koran nicht vor. Nein, sie widersprechen dem Koran sogar. Wir werden nun Beweise liefern, um zu zeigen, dass laut Koran Gott Abraham nie befohlen hat, seinen Sohn opfern zu müssen. Die Basis der Missverständnisse der Ahlu-s-Sunna über die Opferung bildet vermutlich die Bibel in Genesis 16:1-16, welche Eingang fand in den fälschlich Mohammed zugeschriebenen Ahadith:

Ibn Abbas erzählte: Als Abraham Differenzen mit seiner Frau hatte (wegen ihrer Eifersucht auf Hagar, der Mutter Ismaels), nahm er Ismael und seine Mutter ging weg. Sie hatten einen Wassersack bei sich, mit ein wenig Wasser drin; Ismaels Mutter trank üblicherweise aus diesem, damit ihre Milch sich vermehren würde für ihr Kind. Als Abraham Mekka erreichte, setzte er sie unter einen Baum und ging anschließend nach Hause. Ismaels Mutter folgte ihm und als sie Kada‘ erreichten, rief sie ihm von hinten zu: ‚O Abraham! Für wen verlässt du uns?‘ Er antwortete: ‚Für Allah(’s Sache).‘ Sie sagte: ‚Ich bin zufrieden, mit Allah zu sein.‘ Sie ging zurück an ihren Platz und begann Wasser aus dem Wassersack zu trinken und ihre Milch vermehrte sich für ihr Kind. Als das Wasser alle war, sagte sie zu sich selber: ‚Ich sollte besser gehen und schauen, dass ich vielleicht jemanden sehe.‘ Sie stieg den Safa-Berg empor und schaute, in der Hoffnung jemanden zu sehen, doch vergebens. Als sie runter zum Tal kam, rannte sie bis sie den Marwa-Berg erreichte. Sie rannte (zwischen den beiden Bergen) mehrere Male hin und her. Dann sagte sie zu sich selber: ‚Ich sollte besser gehen und nach dem Zustand des Kindes schauen.‘ Sie ging und fand es im Zustand des Sterbens. Sie hielt es nicht aus, ihn sterben zu sehen und sagte (zu sich selber): ‚Wenn ich gehe und schaue, dann finde ich vielleicht jemanden.‘ Sie ging und stieg den Safa-Berg empor und schaute für eine lange Zeit, konnte aber niemanden finden. So vervollständigte sie sieben Runden (des Rennens) zwischen Safa und Marwa. Ein weiteres Mal sagte sie (zu sich selber): ‚Ich sollte besser zurückgehen und nach dem Zustand des Kindes schauen.‘ Doch plötzlich hörte sie eine Stimme und sie sagte zu dieser merkwürdigen Stimme: ‚Hilf uns, wenn du uns überhaupt helfen kannst.‘ Lo! (?) Es war Gabriel(, der die Stimme hören ließ). Gabriel schlug auf die Erde mit seinem Absatz wie folgt (Ibn ‚Abbas schlug auf die Erde mit seinem Absatz um es zu illustrieren) und so strömte das Wasser heraus. Ismaels Mutter war erstaunt und begann zu graben.

Bukhary Ausgabe 4, Buch 55, Nummer 584

Dies ist die Nacherzählung der Bibel über die Eifersucht Sarahs gegenüber einer Leibeigenen namens Hagar, die sie ihrem Mann Abraham gegeben hatte. Gemäß diesem falschen Hadith konnte Sarah zu dieser Zeit keine Kinder gebären und entschied, ihre Leibeigene ihrem Mann als Geliebte zu geben.

Die Namen Sarah und Hagar werden nirgends im Koran erwähnt und deswegen können diese Namen nicht bestätigt werden. Die Idee, dass ein Prophet oder Gesandter Gottes sogar Leibeigene im Haushalt habe, ist widerwärtig und steht im Gegensatz zu allen Lehren des Koran und zu allem, was Gott Abraham und Moses gelehrt hat. Die Propheten Gottes kamen, um die Sklaven zu befreien – NICHT um Sklaven in ihrem Haushalt zu haben. Dies ist, was der Prophet uns lehrte:

 

90:4-16 Wir haben doch den Menschen in Bedrängnis geschaffen. Meint er etwa, dass niemand Macht über ihn habe? Er sagt: „Ich habe ein großes Vermögen verbraucht.“ Denkt er etwa, dass keiner ihn sah?! Haben Wir ihm nicht zwei Augen gegeben, und eine Zunge und zwei Lippen, und haben Wir ihm nicht die beiden Wege (des Guten und des Schlechten) gezeigt? Doch er ging den schwereren Weg nicht. Woher sollst du wissen, was der schwere Weg ist? (Es ist) die Befreiung eines Sklaven, oder die Speisung an einem Tag von großer Hungersnot eines nahen Waisen, oder eines notleidenden Bedürftigen.

 

Gott wird dem Menschen zwei Wege zeigen. Er muss, um ins Paradies zu gelangen, den Weg wählen, der mehr Anstrengung und Mühe abverlangt. Das ist der Weg der Befreiung der Sklaven, der Speisung der Hungrigen usw. Nie würde Gott jemanden bitten – speziell Seine auserwählten Propheten und Gesandten – Sklaven(mädchen) in ihren Häusern zu halten und sie dann später als Geliebte zu nehmen. Der Koran lehrt auch bis zur Heirat keusch zu bleiben. Aber im falschen Hadith wird vom Propheten behauptet, dass er angeblich mit einer Sklavin geschlafen habe.

 

Das Opfern menschlichen Lebens stellt eine heidnische Praxis dar! Die Falschheiten über Abraham und seine Familie enden leider nicht hier. Lange vor dem Koran fabrizierten die Menschen Geschichten und Verleumdungen gegen den Allmächtigen Gott, dass Er dem Propheten Abraham befohlen habe, seinen Sohn zu opfern. Dieses Missverständnis der Anhänger früherer Religionen machen Gott und Abraham zu Angehörigen barbarischer Ritualen – der Opferung eines menschlichen Lebens, zu lesen in Genesis 22:1-18. Dabei bleibt unklar, auf welche Art hier Gott genau „spricht“. Deshalb soll nicht die Bibelstelle selbst, sondern das Missverständnis des Bibeltextes durch die Menschen kritisiert werden.

 

Die Ahlu-s-Sunna und die Schia haben dieser Geschichte unreflektiert geglaubt und sie weiter überliefert. Die Geschichte Abrahams, wie er seinen Sohn opfern will, ist im Koran vorhanden. Doch sie wird aus einer völlig anderen Perspektive erzählt. Der Koran bestätigt die biblische Version nicht:

 

37:102-111 Als er alt genug war, um mit ihm zu arbeiten, sagte Abraham: „Mein Sohn! Ich sah im Traum, dass ich dich schlachten werde. Nun schau, was meinst du dazu?“ Er sagte: „Vater! Tu, was dir befohlen wird! Du wirst, so Gott will, finden, dass ich einer der Geduldigen bin.“ Als sich beide (in Gottes Willen) ergeben hatten und er ihn mit der Stirn zum Boden hingelegt hatte, riefen Wir ihm zu: „O Abraham! Bereits hast du das Traumgesicht bestätigt! Gewiss, solcherart vergelten WIR es den Rechtschaffenen.“ Gewiss, dies war die offenkundige Prüfung. Und Wir lösten ihn mit einem großen Schlachtopfer aus. Und Wir bewahrten seine Geschichte unter den Nachkommen. Friede sei auf Abraham! So belohnen Wir den Rechtschaffenen. Er ist (einer) von unseren gläubigen Dienern.

Dies ist der Bericht im Koran über Abraham, der seinen Traum zu erfüllen versuchte. Dies war aber definitiv kein Befehl Gottes. Es war nur ein Traum, den Abraham für wahr gehalten hatte, und den er demzufolge als Gottes Befehl interpretierte.

 

Doch noch einmal von vorn und analysieren wir, was der Koran lehrt: Wenn Gott Seinen Gesandten Anweisungen erteilt, bestimmte Dinge zu tun, gibt Er ihnen klare, deutliche Befehle und Zeichen, die keinen Raum für Missverständnisse bieten (10:15; 7:101; 2:87,92). Demzufolge wäre es nicht angemessen, dass Gott Abraham unklare Befehle durch einen Traum gibt, sodass Abraham seinen Sohn nach dessen Meinung befragt. Dies kann nicht das Verhalten eines Gesandten sein, der die Befehle Gottes erhält. Und wir sehen zusätzlich, dass ein Kind zu töten keiner der Befehle Gottes sein kann, da es Gottes Lehren völlig widerspricht:

 

6:151 Sprich: „Kommt her, ich will vortragen, was euer Herr euch verboten hat: Ihr sollt Ihm nichts zur Seite stellen und den Eltern Güte erweisen. Und ihr sollt eure Kinder nicht aus (Angst vor der) Armut töten – Wir versorgen euch und sie – und ihr sollt euch nicht den Schändlichkeiten nähern, seien sie offenkundig oder verborgen, und ihr sollt nicht dessen Leben ausschalten, das Gott unverletzlich gemacht hat, außer wenn dies gemäß der Gerechtigkeit geschieht. Das ist es, was Er euch geboten hat, auf dass ihr es begreifen möget.“

Der Prophet lehrte uns Gottes Gebote, dass wir unsere Kinder nicht töten dürfen; sogar dann, wenn wir Angst vor der Armut haben. Wie kann also Gott einen Befehl erteilen, den Sohn eines Propheten opfern zu lassen? Und weiter steht auch, dass wir kein Leben ausschalten dürfen, außer es geschieht der Gerechtigkeit wegen (5:32). Wo war das Recht bei der Opferung seines Sohnes? Im folgenden Vers sehen wir, dass Gott uns mitteilt, dass das Opfern menschlichen Lebens eine heidnische Praxis darstellt.

 

6:137 Und ebenso haben ihre Teilhaber vielen der Götzenanbeter das Töten ihrer Kinder als wohlgefällig erscheinen lassen, damit sie sie verderben und ihren Glauben verwirren können. Und hätte Gott Seinen Willen erzwungen, hätten sie das nicht getan; so überlasse sie sich selbst mit dem, was sie erdichten.

Gottes Gebot für die Menschheit ist, dass das Töten der Kinder (menschliche Opfer) eine Praxis der Heiden darstellt. Deswegen ist es unmöglich, dass Gott Abraham befehlen sollte, diese heidnische Praxis auszuführen. Die Ulama (die „Religionsgelehrten“) werden natürlich alle obigen Verse ablehnen und glauben lieber der traditionellen Theorie, dass Gott dem Propheten Abraham befohlen habe, seinen Sohn zu opfern! Sie sagen auch, dass Gott es nie beabsichtigt habe, Abrahams Sohn töten zu lassen. Es wäre nur ein Test gewesen.

 

60:12 O Prophet! Wenn die gläubigen Frauen zu dir kommen, um das Treuegelöbnis zu leisten, dass sie Gott nichts beigesellen, nicht stehlen, keinen Ehebruch begehen, ihre Kinder nicht töten, keine Verleumdung vorbringen werden, die sie selbst wissentlich ersonnen, noch dir ungehorsam sein werden in dem, was recht ist, dann nimm ihren Treueid an und bitte Gott um Vergebung für sie. Wahrlich, Gott ist allvergebend, barmherzig.

In diesem Vers wird es ausdrücklich erwähnt, dass gläubige Frauen in ihrem Treuegelöbnis erwähnen, ihre Kinder nicht zu töten, da diese Handlung eine große Sünde ist. Daraus folgt, dass Gott unmöglich Abraham testen wollen kann, wo dies Seinen eigenen Lehren direkt widerspricht. Hätte Abraham über diese Gebote wissen können, die eigenen Kinder nicht töten zu dürfen? Er hatte es natürlich gewusst, denn Gott teilt uns mit, dass alles, was Er im Koran offenbart hat, bereits Moses und Abraham offenbart wurde:

 

87:18-19 Das steht bereits in den früher offenbarten Schriften, in den Schriften von Abraham und Moses.

Gott hat also Abraham gelehrt, dass die Darbietung menschlicher Opfer eine heidnische Handlung ist. Die Tradition lehrt jedoch, dass Gott dem Propheten Abraham es befohlen haben soll, seinen Sohn zu opfern. Was für ein Widerspruch zur koranischen Wiedergabe!

 

Es wird uns klar durch den Koran mitgeteilt, dass es eine große Sünde ist, eine unschuldige, gläubige Seele zu töten:

 

4:92 Keinem Gläubigen steht es zu, einen anderen Gläubigen zu töten, es sei denn aus Versehen…
4:93 Wer einen Gläubigen vorsätzlich tötet, wird mit der Hölle bestraft, in der er ewig bleiben wird. Gott zürnt ihm, verdammt ihn und bereitet ihm eine überaus qualvolle Strafe.

Einen Gläubigen zu töten ist eine zum Koran widersprüchliche Handlung. Es wird uns mitgeteilt, dass Gott nie das Sündigen befiehlt:

 

7:28 … Sprich: „Gott befiehlt nicht, abscheuliche Taten zu begehen. Wie könnt ihr Gott etwas zuschreiben, worüber ihr nichts wisst?“

Gott kann nicht, nachdem Er die Menschheit lehrt, dass die eigenen Kinder zu töten eine Praxis der Ableugner darstellt und dass die Strafe für einen vorsätzlichen Mord an einem Gläubigen die Hölle bedeutet, Sich Selber widersprechen, indem er Abraham testet, seinen eigenen Sohn zu opfern! Wenn wir diese Fakten einzeln betrachten, so wissen wir, dass Abrahams Sohn ein guter Gläubiger war. Ihn zu töten wäre eine Sünde und wir wissen, dass Gott nie das Sündigen befiehlt. Die Wahrheit wird deutlich: Abraham hatte einen Traum, aber es war nicht Gottes Befehl, seinen Sohn wahrhaftig töten zu lassen.

 

37:102-105 Als er alt genug war, um mit ihm zu arbeiten, sagte Abraham: „Mein Sohn! Ich sah im Traum, dass ich dich schlachten werde. Nun schau, was meinst du dazu?“ Er sagte: „Vater! Tu, was dir befohlen wird! Du wirst, so Gott will, finden, dass ich einer der Geduldigen bin.“ Als sich beide (in Gottes Willen) ergeben hatten und er ihn mit der Stirn zum Boden hingelegt hatte, riefen Wir ihm zu: „O Abraham! Bereits hast du das Traumgesicht bestätigt! Gewiss, solcherart vergelten WIR es den Rechtschaffenen.“

Abraham opfert seinen SohnWas ist nun also mit dem Traum, den der Prophet Abraham sah? Woher stammt er ab und welche Bedeutung hat er in diesem Kontext? In den Versen 37:101-113 wird berichtet, dass Abraham seinem Sohn mitteilt, er habe im Traum gesehen, wie er ihn geopfert habe. Er sagt nicht, dass Gott es ihm befohlen habe. Der Traum hat seine spirituelle Bedeutung darin, dass diese Geschichte eine Lehre für uns beinhaltet (12:3, 12:111), sodass wir ein Beispiel in der Moral dieser Geschichte für uns haben. Der Traum Abrahams ist ein Warnzeichen an ihn, dass er seinen eigenen Sohn nicht höher stellen soll als Gott. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass unsere Träume auch mit unserem Alltag zu tun haben. Insofern erlebt Abraham in seinem Traum die Realität in Metaphern und symbolischer Wiedergabe. Er hat seinen Traum missverstanden, in dem er ihn nicht metaphorisch, sondern wörtlich (und somit falsch) bewertet. Er meinte lediglich, seinen Sohn opfern zu müssen. Statt seinen Sohn auf mentale Art zu töten, das heißt seinen Sohn nicht als etwas Wichtigeres als Gott zu betrachten, versucht er fälschlicherweise seinen Sohn wirklich, also körperlich zu töten. Der Grund, wieso Abraham es versucht, ist, dass er sich von ganzem Herzen Gott ergeben hat und fälschlicherweise meinte, dass dies ein Befehl Gottes sei. Dieses Verhalten, seinen Sohn wirklich opfern zu wollen, zeigt, dass er sich Gott vollends ergeben hat und dass er auch den Traum in seiner metaphorischen Sichtweise erfüllt hat: Gott kommt vor allem, sogar vor den wertvollsten Vermögen und auch sogar vor den eigenen Kindern. Dies wird in dem Satz wiedergegeben, in dem davon die Rede ist, dass Abraham das Traumgesicht erfüllt hatte. Gott hat dann schließlich Abraham davor bewahrt, die falsche Bewertung seines Traumes zu verwirklichen, da es eben Seinen Gesetzen zuwider läuft. Abraham zeigte sein Vertrauen in Gott. Gott hat nicht das Wissen Abrahams (und seine Bewertung des Traumes), sondern seine Absicht und seine Verinnerlichung, sein Inneres belohnt.

 

Gepriesen sei der gnädige, barmherzige Herr!

 

Leserfragen zum Artikel und ihre Antworten

1. Frage: Gewiss, dies war die offenkundige Prüfung. Und Wir lösten ihn mit einem großen Opfer aus.

Mag sein Traum kein Befehl gewesen sein. (Er sagte: „Vater! Tu, was dir befohlen wird! – vielleicht doch ein Befehl?)
Was ist dann mit offenkundiger Prüfung, die durch ein Opfer ausgelöst wird, gemeint?

Dass der Sohn Abrahams seinem Vater sagt, er solle tun, was ihm „befohlen“ wird, heißt nicht, dass das ein Befehl Gottes gewesen sein muss. Es gibt nur das Verständnis von Abrahams Sohn wieder. Es wird nichts darüber gesagt, ob dieses Verständnis korrekt ist oder nicht.

 

Das Verb „auslösen“ ist näher zu betrachten. Vielleicht ist es besser im Sinne von „erretten“ oder „erlösen“. Besser wäre auch als Erklärung von „auslösen“ wohl die bildliche Beschreibung mittels „Lösegeld“. Das arabische Verb, das dahinter steht ist fada (فَدَى) und im Verb kommt es in folgender Vorm vor: فدينه – wir lösten ihn aus. Abrahams Aufgabe war nicht, seinen Sohn wirklich zu töten, sondern mehr seine Einstellung zu seinem Sohn zu „töten“. Er durfte seinen Sohn nicht über Gott stellen und Abraham hat sich auf eigene Faust und auf Bestätigung seines Sohnes hin entschieden, seinen Sohn zu töten. Mit dieser Entscheidung hat er schon bewiesen, dass er seine innere Einstellung korrigiert hatte. Gott „errettete“ ihn durch ein „Schlachtopfer“, auch um damit die Geschichte von Abraham als Erinnerung zu erhalten für weitere Völker.

 

2. Frage: Als sich beide (in Gottes Willen) ergeben hatten und er ihn mit der Stirn zum Boden hingelegt hatte,“

Mit der Betonung „in Gottes Willen“. Wie soll man das verstehen? Sie ergeben sich in Gottes Willen, daraus kann ich nur herleiten, dass es Gottes Willen war, Ismael für ihn zu opfern?

Es sei betont, dass der Ausdruck „Wille Gottes“ im arabischen Original nicht vorkommt. Die Vermutung erscheint plausibel, dass es sich hierbei tatsächlich um Gottes Befehl handeln könnte, das ist aber eine Vermutung. Und da Gott laut Koran nichts Abscheuliches befiehlt und wiederum im Koran es verbietet, die eigenen Kinder zu töten, wäre es deshalb widersprüchlich anzunehmen, Gott befehle etwas, was Seiner eigenen Sunna (Vorgehensweise) entgegen geht. Im Koran steht, dass sich die Sunna Gottes (sunnatullah) nicht geändert hat und dass die Inhalte des Koran bereits in den Schriften Abrahams vorhanden waren. Dies alles zwingt uns dazu, die obige Vermutung abzulehnen. Stattdessen muss nun „Gottes Wille“ als etwas Allgemeines verstanden werden. Gottes Wille war es also, dass Abraham seinem Sohn nicht zu viel Wertschätzung entgegen bringt. Es ist ein allgemeiner Befehl Gottes, dass wir dieser Welt nicht zu viel Wichtigkeit beimessen. Dies ist der allgemeine Wille Gottes. Die Bereitschaft von Abraham und seinem Sohn zeigen gerade deutlich, dass sie sich diesem allgemeinen Willen Gottes vollends ergeben haben. Sie würden sogar so weit gehen, Widersprüche zu den Lehren und der Sunna Gottes zu akzeptieren, um sich Gottes Willen zu ergeben! In der Hinsicht ist in ihrer Geschichte ein anschauliches Beispiel für uns. Wir können von Abraham und seinem Sohn lernen, was die Ergebenheit in Gottes Willen angeht. Gott sei gepriesen!

 

3. Frage: Wo haben die Bajram/Eid Feste und Gebete ihrem Ursprung, reine Bräuche? Weil ich beim Kuranlesen nichts dazu finden kann.

Es sind reine Bräuche. Man kann zwar das Opferfest noch angelehnt an den Koran betrachten, da er davon spricht, die Geschichte von Abraham für die späteren Generationen aufzubewahren, doch sie sind kein integraler Bestandteil der Religion. Was nicht heißen soll, dass man sie nicht genießen und feiern darf. Feiertage dienen im Allgemeinen als Erinnerung an bestimmten Ereignisse, die man jedes Jahr zu gleicher Zeit wiederholt, um sich Gott gegenüber dankbar zu zeigen. In diesen Festen werden Geschenke an Armen, Obdachlose, Bedürftige usw. verteilt, das Fleisch der Opfertiere wird geteilt und es werden Mahlzeiten vorbereitet und angeboten. Das Problem ist, dass viele unter Fest etwas anderes verstehen (genau so wie bei Weihnachten), entweder möchte man sich selbst Geschenke machen und feiern oder man denkt an andere, die auch das Recht haben, gut zu leben. Siehe auch Vers 5:114 in Bezug auf Feiertage, es ist sozusagen ein Tag, an dem ein großes Zeichen geschah, als Erinnerung für die Menschen. Siehe auch: Gedankenlose Traditionen? Das Opferfest

 

4. Frage: Salem! Ich habe es soweit logisch verfolgen können bis auf die Tatsache, dass im Artikel steht, dass Abraham den Traum für wahr gehalten hat (woraus schließt Du das? Und woraus schließt Du, dass er überhaupt im Traum einen Befehl erhalten hat?), bei mir in der Übersetzung steht es so, dass der SOHN aus der Erzählung des Traumes auf die Erfüllung besteht. Es sei denn Teile der Konversation sind weggelassen worden und durch die Aussage des Sohnes diese vervollständigt wird. Aber da muss ich ehrlich wieder gestehen, da wäre ich ja nie und nimmer alleine drauf gekommen. Ich hätte wieder ewig nachgedacht, wie es nur sein kann, dass Gott so ein Opfer fordert. ABER es steht doch in Vers 108 ‚Das war in der Tat eine offenbare Prüfung‘, das bestätigt doch dann eigentlich, dass Gott es ihm befohlen hat? Weil wie sonst hätte die Prüfung ausgesehen? Oder soll der Traum die Prüfung gewesen sein?

Nicht verkomplizieren, einfach nur überlegen, was dort steht und was nicht: Ich sage nirgends, dass Abraham einen „Befehl“ erhielt im Traum, ja ich sage doch im Artikel das Gegenteil!

 

Abraham sah einen Traum (ar-ruy’aa), fragte seinen Sohn nach dessen Meinung, im Sinne von „bist du derselben Meinung?“, was dieser wiederum aufgrund seiner Ergebenheit in Gott als unbedenklich hielt und sagte, er solle ihn tatsächlich schlachten. So hat Abraham den Traum, der ihm mitteilte, dass er seinen Sohn zu hoch bewertet und deshalb diese hohe Bewertung zu „töten“ hatte (Träume werden in symbolischen Formen wiedergegeben), fälschlicherweise wörtlich genommen und die Zustimmung des Sohnes hat seinen falschen Beschluss noch bestärkt. Er war sich unsicher, ob der Traum wahr ist oder nicht – konnte sich also keinen Reim daraus machen, weshalb er überhaupt erst seinen Sohn fragt. Aufgrund des Nachdrucks von seinem Sohn hielt er ihn dann für wahr, weshalb er ja dann zur Tat schreiten wollte.

 

Nochmal: Abraham sah seinen Sohn zu hoch an, weshalb erst der Traum erscheint, da wir in uns selbst die Warnhinweise haben, die sich im Traum in Form von Symbolen und Metaphern manifestieren. Abrahams symbolische Manifestation war dann eben sein Traum. Darin lag die Prüfung: er soll seinen Sohn nicht zu hoch ansehen und bewerten, sondern vielmehr Gott ins Zentrum stellen. Das hatte er zu bestätigen und wurde bereits bestätigt (Traumgesicht bestätigen) in seiner Absicht, seinen Sohn (fälschlicherweise) gar töten zu wollen, da nur Gott oberste Priorität hat. Gott errettete ihn aber davor, seinen falschen Beschluss durchzuführen.

 

Die Frage „ist dies oder jenes von Gott“ ist irrelevant, da alles von Gott kommt (4:78), aber die schlechten Entscheidungen über dieses „alles“ von uns selbst (4:79). Auf jeden Fall war die gesamte Situation von Gott gewollt, deshalb die offenkundige Prüfung. Aber man kann nicht bestätigen, dass der Traum direkt von Gott für Abraham gedacht war. Befehle werden normalerweise laut Koran nicht in mehrdeutig zu verstehenden Träumen offenbart, sondern als Offenbarungen, die sich als solche zeigen.

Schweinefleischverbot – bis wohin?

Ich suche Zuflucht bei Gott vor dem verworfenen Satan,
Im Namen Gottes, des Erbarmers, des Gnädigen

Es gibt Leute, die unter dem Einfluss der Gelehrten, welche eine neue Religion im Namen Gottes kreieren und meinen, es besser als Gott zu wissen, die diese Frage nach dem Schweinefleischverbot wie folgt beantworten: Es besteht ein Konsens unter den Gelehrten, sowohl den heutigen als auch den früheren, dass alle Teile des Schweins haram (verboten) sind.

Dass solch ein angeblicher Konsens keiner Überprüfung standhält, ist ja noch die eine Angelegenheit. Der viel wichtigere Umstand ist, dass man glaubt, den Gelehrten vertrauen zu müssen, wohingegen in der Gottergebenheit (Islam) das Prinzip der Selbstaufklärung und Überprüfung gilt (17:36). Über die Verbote oder Gebote des Koran lässt sich des Öfteren streiten, doch in wenigen Fällen ist die Sachlage deutlich.

Prinzipiell gibt es mehrere Wege, etwas zu erlauben oder zu verbieten. Die direkte Variante beinhaltete eine komplette Liste von Verbotenem oder Erlaubtem. Die indirekte Variante geht über Umwege und verbietet oder erlaubt ebenso alles, was zu einer sonst klar als verboten oder erlaubten bezeichneten Handlung führt. Das Wort Gottes beinhaltet keine abschließende Liste an Verboten. Es ist auf klare Art und Weise beschrieben, dass es erlaubt ist, wenn es nicht im Koran direkt oder indirekt verboten wurde (5:101-103).

Gelehrte wurden über Jahrhunderte hinweg als unfehlbare Autoritäten hingestellt. Ihre Meinungen sind jedoch unwichtig. Im Koran steht, dass der Schweinefleisch verboten ist und nicht „alle Teile des Schweins“, und egal wie man es umbiegen will, diese Tatsache ist unveränderbar.

Führen wir das Argument am Beispiel von Schweinefett. Schweinefett ist nicht verboten und diese Verse sind die beste Antwort für solche selbsternannte Gelehrte:

 

6:145-146 Sage: „Ich finde in der mir verkündeten Offenbarung keine den Menschen verbotene Nahrung, es sei denn: tote Tiere, beim Schlachten verflossenes Blut, Schweinefleisch, da es unrein ist, und das einem Wesen außer Gott geweihte und geschlachtete Tier. Wer gezwungen ist, davon zu essen, ohne vorsätzlich eine Übertretung oder eine Sünde begehen zu wollen, dem verzeiht Gott, ist dein Herr doch voller Vergebung und Barmherzigkeit. Den Juden haben Wir verboten, von den Tieren zu essen, die Krallen haben. Das Fett der Kühe und Schafe haben Wir ihnen zu essen verboten, außer dem, was am Rücken oder an den Eingeweiden haftet oder mit Knochen verwachsen ist. Das war eine Strafe für ihre bösen Taten. Was Wir dir verkünden, ist die Wahrheit.

 

Wie es klar ersichtlich ist, kann Gott es uns leicht mitteilen, wenn Er Fett verbieten will, weil Er es deutlich formulieren kann, wie in den obigen Versen gezeigt wurde. Er hat sogar detailliert, welches Fett für die Juden verboten war und sogar mit welchen Ausnahmen. Schweinefett hat Er nicht verboten. Er soll uns also über die detaillierten Verbote bzgl. der Nahrung der Juden aufklären und vergisst dabei, uns Schweinefett zu verbieten?

Die Juden werden im Koran an zahlreichen Stellen erwähnt, sowohl für schlechtes wie auch für vorbildliches Verhalten. Sie mischen in beiden Richtungen in der Weltklasse mit. Dass den Juden zusätzlich weitere Nahrungsmittel verboten wurden ist eine disziplinarische Maßnahme unseres Schöpfers. Es sind weitere Verbote für die besonderen Umstände, in denen Juden auf ihre Weise reagierten. Es stellt sich nun die Frage, was denn nun mit den heutigen Juden ist? Was können die dafür, was die früheren gemacht haben? Dass sich die Juden an diese Regeln halten, die sie in der Thora wiederfinden, ist ihre eigene Entscheidung. Kein Zwang, der nur aus dem Koran käme. Der Koran gibt lediglich wieder, was in den Schriften bereits steht.

Wie gesagt, es gibt Leute, die meinen, die die Offenbarungen Gottes korrigieren zu müssen, weil sie denken, dass sie es besser wüssten! Man beachte solche Leute nicht, die Gottes Gebote missachten!

 

16:116 Sagt nicht von dem, was eure Zungen lügnerisch behaupten: „Dieses ist erlaubt, und jenes ist verboten“, indem ihr eine Lüge gegenüber Gott erdichtet. Diejenigen, die ihre Lügen Gott zuschreiben, erzielen keinen Erfolg.

2:173 Für verboten erklärte ER euch doch nur (1) verendete Tiere zu essen, sowie (2) Blut, (3) Schweinefleisch und (4) Tiere, die anderen Gottheiten außer Gott geweiht wurden. Wer aber in der Not davon isst, ohne zu übertreiben oder eine böse Absicht zu hegen, der bürdet sich keine Schuld auf. Gott ist voller Vergebung und Barmherzigkeit.

 

Durch den Koran hindurch werden nur vier Nahrungen aus Tieren verboten (6:145; 16:115). Die erfundenen Verbote außerhalb dieser fußen auf den untereinander unterschiedlichen Rechtsschulen, welche die Erfindungen „Hadith & Sunna“ dem Koran beigesellen. Etwas zu verbieten, was Gott nicht verboten hat, bedeutet Gott einen Partner beizugesellen (siehe auch: 6:121,147; ebenfalls: 10:59-60 und 16:112-116).

Als Gottergebene (Muslime) dürfen wir prinzipiell Nutzen aus Schweinen ziehen. Nur der Verzehr vom Fleisch ist verboten. Der Genuss von Erzeugnissen wie Haribo, in denen Gelatine enthalten ist, ist also unbedenklich und erlaubt. Gelatine ist nämlich kein Fleisch, sondern ein Erzeugnis aus Bindegeweben von vor allem Haut und Knochen. Dass etwas „aus dem Schwein“ ist, ist noch keine hinreichende Bedingung. Es muss klar sein, aus welchem Teil des Schweins. Sind etwa Fleischbestandteile drin, also ist das Fett nicht getrennt vom Fleisch, ist das Produkt für den Konsum (als Nahrung) verboten. Auch das Pferdefleisch wie etwa in Pferdewürstchen ist erlaubt. Gottes Gebote einzuhalten ist für uns in erster Linie wichtiger als gesellschaftliche Harmonie mit irgendwelchen Gruppierungen, die Gottesworte eigenmächtig erweitern oder abändern. Sie erdichten eine Lüge über Gott.

Übrigens, wenn man nicht nur das Fleisch, sondern alles vom Schwein als verboten ansieht, so sind dann auch viele Medikamente, Zahnpaste, Brot, Kaugummi und weitere Dinge verboten, wo man es gar nicht vermuten würde. Es ist auch nicht immer erkennbar. Also nicht nur Gummibärchen können Bestandteile vom Schwein enthalten.

Um mehr über das Thema Schweinefleisch zu erfahren, können Sie folgenden Artikel lesen: Schweinefleisch und Gesundheit oder eine kürzere Übersicht hier durchlesen.

Frieden sei mit Ihnen!

Der Islam und die Menschenrechte

Die westliche und die islamische Welt – wenn es so etwas überhaupt gibt – stehen sich offensichtlich noch immer konfrontativ gegenüber. Streitpunkte sind dabei nicht nur dogmatische bzw. ideologische Unterschiede, sondern Fragen der Moral. Wenn ein Muslim sich mit einem Verfechter der westlichen Moderne oder Postmoderne unterhält, geht es häufig nicht vorrangig um die Existenz oder Nichtexistenz Gottes oder um das jeweilige Gottesbild, sondern um gesellschaftspolitische Fragen. Dabei finden sich die Muslime nur allzu oft hinsichtlich der folgenden drei Themen in der Defensive: Demokratie, die Menschenrechte im Allgemeinen und die Rechte der Frau im Besonderen. Es ist keine Übertreibung festzustellen, dass die Zukunft des Islam im Westen von den Antworten abhängt, welche die Muslime auf diese drei Fragen geben.

Beim Menschenrechts-Dialog machen die Muslime zunächst die verblüffende Feststellung, dass ihre westlichen Partner erstens glauben, die Menschenrechte erfunden oder gepachtet zu haben, und zweitens, dass Menschenrechte grundsätzlich nur im Westen beachtet, in der muslimischen Welt aber grundsätzlich missachtet werden.

Die erste dieser Überzeugungen ist verständlicher, da es tatsächlich nur im Okzident – vor allem in England – zur Herausbildung eines besonderen Menschenrechtskodex gekommen ist, der die Bürger vor dem Staat schützen sollte: Freiheitsrechte als Abwehrrechte (»freedom from«). Damals dachte noch niemand an bürgerliche Anspruchsrechte an den Staat (»freedom to«), die heute eine so große Rolle spielen. Wichtige Etappen der westlichen Menschenrechtsgeschichte waren die

  • britische Magna Charta libertatum (1215),
  • die Habeas Corpus Akte (1679) und die Bill of Rights (1689),
  • die amerikanische Unabhängigkeitserklärung von 1776, die noch auf Gott Bezug nahm
  • und die französische Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte von 1789, die keinen Bezug mehr auf Gott nahm.

Auf diesen ausschließlich westlichen Grundlagen entwickelten sich schließlich die berühmte Menschenrechtserklärung der Vereinten Nationen (1948), die beiden Internationalen Pakte über zivile, politische, soziale, wirtschaftliche und kulturelle Rechte vom 19. Dezember 1966 und die Menschenrechts-Instrumente des Europarats. Doch diese Entwicklung vollzog sich nicht etwa dank des Christentums, sondern trotz des Christentums; und sie bedeutet nicht, dass es zuvor keine »Human Rights« entsprechende Rechtspositionen gegeben hätte, zumal auf Qurʾanischer Grundlage.

Schlimmer ist die andere Unterstellung einer geschichtlich erwiesenen essentiellen Unfähigkeit islamischer Länder zur Beachtung von Menschenrechten. Richtig ist vielmehr, dass es im Verlauf der Weltgeschichte nahezu immer und überall schlecht um die Rechte der einfachen Menschen stand und auch heute – nahezu weltweit – schlecht steht, auch aber nicht nur in von Muslimen bewohnten Ländern. Man denke nur an China, Südamerika, Schwarzafrika, Serbien… Dabei muss klargestellt werden, dass die vielfache Verletzung von Menschenrechten in sogenannten islamischen Staaten – darunter Folter, Staatsterror, Polizeibrutalität, Wahlfälschung und Zensur – weder islamisch motiviert noch islamisch legitimiert sind. Im Gegenteil, es sind vor allem bekennende, friedliche, wenngleich politisch aktive Muslime, welche die Gefängnisse in der muslimischen Region bevölkern. Und schließlich dürfen wir unseren westlichen Dialogpartnern folgende Fragen nicht ersparen: Hat es je quantitativ und qualitativ schlimmere massenhafte Verletzungen der Menschenrechte gegeben als während der beiden Weltkriege in Europa, des Einsatzes von chemischen und atomaren Waffen, des stalinistischen Terrors, der industriellen Vernichtung von Juden, Geisteskranken, Homosexuellen, Zigeunern und politischen Gegnern im Holocaust, des Apartheit-Regimes und der ethnischen Säuberungen in Bosnien und im Kosovo? Und hat sich irgend eine dieser Scheußlichkeiten außerhalb der westlichen Zivilisation ereignet oder gar in der islamischen Region?

Obwohl beide Fragen ehrlicherweise verneint werden müssen, erlebt man doch, dass westliche Partner moralisch sich aufs hohe Ross setzen und – bei Strafe des Entzugs von Entwicklungshilfe – ihre, also die euro-amerikanische Ausprägung der individuellen Menschenrechte, vom Rest der Welt einfordern. Dabei werden die Menschenrechte bisweilen wie eine Keule geschwungen. Insofern hatte Parvez Manzoor recht, als er 1994 im Muslim World Book Review formulierte: »Human Rights talk is power talk.«. Das heißt beim Menschenrechtsdiskurs geht es [auch] um Macht.

Doch klagen hilft nichts. Es gilt, als Muslim Stellung zu beziehen.

Die Länder der Dritten Welt, euphemistisch Entwicklungsländer genannt, zu denen die meisten muslimischen Staaten gehören, selbst wenn sie im Petrodollar-Regen stehen, haben eine erste Verteidigungslinie aufgebaut, indem sie auf die Interdependenz der zivilen und der sozialen bzw. ökonomischen Menschenrechte verwiesen. Es liegt auf der Hand, dass Wahlen nur Stammeshäuptlinge bestätigen, solange die Wähler Analphabeten sind. Es ist ferner unbestritten, dass die Demokratie eine Zivilgesellschaft braucht, die ihrerseits wirtschaftlichen Wohlstand voraussetzt. Den Drittweltstaaten ist es daher tatsächlich gelungen, in die erwähnten Menschenrechtspakte der Vereinten Nationen einen ganzen Katalog »ihrer« speziellen Menschenrechte mit aufnehmen zu lassen, darunter das Recht auf Erziehung, Arbeit und Lebensunterhalt.

Dieselben Länder glaubten, sich gegen den Menschenrechtsknüppel auch damit wehren zu können, dass sie die Universalität der Menschenrechte in Frage stellten. Diese seien eurozentrisch und ethnozentrisch und anderen Kulturen, etwa in Asien und Schwarzafrika, wesensfremd. Diese Ansicht mag hinsichtlich inflationärer, modischer »Menschenrechte« zutreffen, wie etwa eines »Rechts auf Angst« »Rechts auf Rausch« oder eines Rechts auf gleichgeschlechtliche Eheschließung – alles Forderungen aus der grünen Ecke. Diese Ansicht trifft jedoch hinsichtlich des klassischen Kerns der Menschenrechte nicht zu, wozu das Recht auf Leben, Freiheit von Folter, Meinungs- und Gewissensfreiheit, Religionsfreiheit und Freizügigkeit gehören. Muslime schaden sich selbst, wenn sie sich dazu hinreißen lassen, die Universalität dieses Kernbestands an Rechten zu leugnen.

Weitaus bessere Strategie ist es, sich im islamischen Rahmen mit dem Menschenrechtsphänomen zu befassen.

Dabei stellt man zunächst fest, dass sich der Begriff »Menschenrechte« weder im Judentum noch im Christentum oder Islam entwickelt hat – nicht nur, weil dieser Begriff in den islamischen Rechtsquellen nicht auftaucht, sondern weil es einem gläubigen Menschen gegen den Strich geht, ein Individuum als Inhaber von Rechten zu begreifen. Göttliche Rechte für Menschen, ja, aber Rechte des Menschen, nein. In der Tat ist dieser Begriff unmittelbar mit der Vorstellung der Aufklärer des 18. Jahrhunderts verbunden, dass der Mensch autonomer Maßstab aller Dinge sei. Das ist für Menschen mit transzendenter Bindung inakzeptabel.

Zum Zweiten musste es muslimischen Juristen widerstreben, ja als blasphemisch erscheinen, göttliche Normen in eine hierarchische Ordnung höher und niederrangiger Rechten zu zwängen. Das deutsche Recht kennt zum Beispiel die normative Rangfolge von

  1. Völkerrecht,
  2. Grundgesetz,
  3. Gesetzen,
  4. Verordnungen,
  5. Verwaltungsrichtlinien,
  6. Verwaltungsakte.

Im Gegensatz dazu führen muslimische Juristen seit jeher sämtliche Normen der Scharia als gleichrangig auf, von der rituellen Reinigung bis zum Zinsverbot.

Beides – der mangelhafte Begriff »Menschenrechte« und die Ablehnung einer Rechtshierarchie hätten indessen der Entwicklung einer islamischen Menschenrechtslehre nicht im Wege stehen müssen. Dass dies gleichwohl versäumt wurde, setzte den Islam dem falschen Verdacht aus, menschenrechtsfeindlich zu sein. Dabei wäre es relativ einfach gewesen, mit etwas Einfallsreichtum zu beweisen, dass der Islam (i) alle klassischen Menschenrechte schon seit 1400 Jahren kennt und (ii) besser verankert hat als der Okzident seinen Kodex.

Das Verfahren dazu ist einfach: Wenn Allah (t.) in 4:92 Mord verbietet und den Mörder eines einzelnen in 5:32 mit jemand gleichsetzt, der die ganze Menschheit ermordet hat, dann kann man daraus zwar nicht unmittelbar, aber mittelbar – als Reflex – ein allgemeines Recht auf Leben ableiten. Wenn Allah (t.) in 42:38 die Muslime dazu anhält, ihre Angelegenheiten im Benehmen miteinander zu regeln, dann kann man daraus zumindest mittelbar ein allgemeines Recht auf politische Partizipation herleiten. Wenn die ersten drei Kalifen durch Wahl ermittelt wurden, ohne mit dem Propheten blutsverwandt zu sein, kann man daraus ableiten, dass ein islamischer Staat eine demokratische Republik sein kann, jedenfalls aber keine Monarchie sein muss. Stolpern wir also nicht über Terminologie, wo ein islamischer Rechtsschutz für Menschen konzeptuell nachweisbar ist.

Dass solche Rechte – als von Gott gewährt und Ihm gegenüber zu beobachten – im Prinzip wirksamer verankert sind als vertraglich vereinbarte (und somit vertraglich abänderbare) Rechte, liegt auf der Hand. Im Westen – sei es die verflossene Sowjetunion, seien es die Vereinigten Staaten – hat sich jedenfalls der Menschenrechtkatalog allzu häufig nur als ein Stück Papier erwiesen; man befrage nur Afro-Amerikaner oder amerikanische Indianer. Unbestritten ist jedenfalls, dass es der Menschheit noch nie gelungen ist, unter bloßem Einsatz ihrer Ratio ein allgemein anerkanntes und als bindend empfundenes »Naturrechtssystem« zu erfassen. Auch deshalb bemühen sich neuerdings Persönlichkeiten wie Altbundeskanzler Helmut Schmidt und der emeritierte Theologieprofessor Hans Küng um eine Erklärung der Vereinten Nationen über die Menschen-Pflichten, zur besseren Absicherung der offenbar zu schlecht gesicherten Menschenrechte. Papier über Papier! Auch hier geht es offensichtlich ohne Offenbarung nicht.

Die Organisation der Islamischen Konferenz (OIC) raffte sich am 5. August 1990 immerhin zu einer Kairoer Erklärung der Menschenrechte im Islam auf, einem bloß politischen Dokument. Rechtlich noch weniger verbindlich ist eine vorausgegangene Menschenrechtserklärung eines obskuren Islamrats von Europa vom 19. September 1981. Doch auch einzelne islamische Persönlichkeiten haben sich inzwischen in die Menschenrechtsdiskussion eingeschaltet, darunter Prof. Hamidullah, Abu ‚Ala Mawdudi und Prinz Hassan von Jordanien. Während einer von ihm einberufenen »Roundtable Conference« in ‚Amman vom 10.-13. Dezember 1994 zur »Förderung der Universalität der Menschenrechte«, sagte Hassan: »Bezüglich der Menschenrechte brauchen wir unbedingt einen globalen Konsensus… Die universelle Erklärung der Menschenrechte umgrenzt den Minimumstandard menschlichen Lebens. Ich glaube, dass mein Glaube, der Islam, das gleiche Ziel anstrebt. Für jeden der 30 Artikel der Erklärung findet sich entsprechendes in Qur´an, Hadith und Sunna des Propheten.« Die erste Schlussfolgerung der Konferenz lautete »Alle Menschen sind Träger von Menschenrechten.«

Dank dieser Vorarbeit ist es relativ einfach, diejenigen wenigen Unterschiede darzustellen, welche es scheinbar zwischen den westlichen und den islamischen Menschenrechtskatalogen gibt. Es handelt sich um

  1. Apostasie,
  2. Sklaverei,
  3. Statut der Schutzbefohlenen,
  4. Rechte der Frau,
  5. und Körperstrafen.

Wie sich dank zeitgenössischem Idschtihad ergibt, liegen die Ansichten beider Seiten allerdings weniger weit auseinander als es den Anschein hat. Maßgeblich dafür sind bzw. waren muslimische Gelehrte wie Fazlur Rahman, Muhammad Asad, Fatih Osman, Alija Izetbegović, Hassan und Maher Hathout, Rashid al-Ghannuschi, Yusuf al-Qaradawi, Jeffrey Lang, Mohamed Talbi und Hassan al-Turabi.

Was Apostasie anbetrifft, verschwindet jeder Konflikt, wenn muslimischerseits erkannt wird, dass es nach Qur’an und Sunna in dieser Welt keinerlei Strafe für den bloßen Abfall vom Islam gibt. Der Qur’an beschreibt sogar mehrere Fälle von Glaubensabfall, ohne daran eine zeitliche Strafe zu knüpfen. La ikraha fi-d-din [Kein Zwang in der Religion] gilt auch, ja erst Recht, zwischen Muslimen. Strafverfolgt wurden abtrünnige ex-Muslime ursprünglich nur, und das zu Recht, wenn sie Hochverrat (ar-ridda) begingen, also im Sinne von 5:33 aktiv kämpften und auf Erden Unheil stifteten. Das aber, die Bestrafung von Hochverrat, möglicherweise (besonders im Krieg) mit dem Tod, ist weltweite Praxis und verstößt nicht gegen die Menschenrechte. [So bleibt in diesem Zusammenhang allenfalls der Vorwurf, dass ein Apostat erbrechtlich benachteiligt werden kann. Doch ist auch hier die Zugehörigkeit zum Islam wie eine evtl. ebenfalls erbrechtlich relevante Staatsangehörigkeit zu sehen.]

Ähnlich steht es mit der Sklaverei. Vorschriften darüber dürfen wir nicht aus dem Qur’an entfernen. Aber wir können diese Vorschriften dahin deuten, dass Allah (t.) mit Hilfe der qur’anischen Offenbarung die Sklaverei tendenziell, Schritt für Schritt abschaffen wollte. Daher kann ein muslimischer Staat heute einem völkerrechtlichen Sklavereiverbot ohne weiteres vorbehaltlos zustimmen.

Der Schutz religiöser Minderheiten (al-dhimmi) ist im Islam sehr stark ausgeprägt und äußerst modern. Aber die Schutzbefohlenen halten sich heute für Bürger zweiter Klasse, wenn sie keine volle Staatsbürgerschaft genießen. Nach Ansicht unter anderem von Fatih Osman gibt es indessen kein rechtliches Hindernis, Nichtmuslimen in einer nationalstaatlich verfassten muslimischen Gesellschaft die nationalen Bürgerrechte zu verleihen, wenn sie dies wollen; das Minderheitenstatut der Scharia schreibt insofern einen Mindeststandard fest, nicht das absolute Maximum der zu gewährenden Rechte. Als Bürger sind Nichtmuslime natürlich wehrpflichtig und der allgemeinen Besteuerung unterworfen. Sowohl der Sudan wie Ägypten handhaben es hinsichtlich ihrer christlichen Bevölkerungen so, mit Billigung der Muslimbrüder.

Eine andere Frage ist es, ob es völkerrechtlich zulässig ist, das Amt des Staatsoberhaupts in einem muslimischen Staat einem Muslim vorzubehalten. Auch dies halte ich für irrelevant: Zum einen ist es unwahrscheinlich, dass in einem mehrheitlich muslimischen Land ein Nichtmuslim als Amir gewählt würde. Zum anderen betrachtet die Umma die Zugehörigkeit zum Islam als Kriterium für die Mitgliedschaft zu ihr. Muslimsein entspricht insofern einer Staatszugehörigkeit, und das Völkerrecht überlässt die innere Organisation eines Staates den jeweiligen Staatsbürgern.

Was die Rechte der Frau anbetrifft, ist vorab festzustellen, dass der Gleichheitsgrundsatz nur erfordert, gleiche Sachverhalte gleich zu behandeln. Ungleiche Sachverhalte dürfen also grundsätzlich ungleich behandelt werden. Ob es modisch ist oder nicht gehen die muslimischen Männer und die muslimischen Frauen nun aber einmal davon aus, dass Frauen und Männer physiologisch und damit auch psychologisch nicht identisch sind, wie es Allah (t.) so köstlich in 3:36 sagt: »… das Männliche ist nicht wie das Weibliche …« Daher sind aus islamischer Sicht unterschiedliche Regelungen gerechtfertigt, soweit sie sich aus dem biologischen Unterschied der Geschlechter ergeben.

Die westliche Menschenrechtsdoktrin ignoriert diese Unterschiede allerdings ganz bewusst zugunsten einer Gleichheitsfiktion, die mit fundamentalistischem Ingrimm verfochten wird. Gleichwohl ist der Konflikt im Praktischen geringer als mancher gerne glauben möchte:

Die erbrechtliche Ungleichstellung der Frau gemäß 4:11 ist aus islamischer Sicht de facto keine Benachteiligung, weil sie im Gegensatz zu ihrem Bruder keinerlei erbrechtliche Verpflichtungen hat. Im Übrigen kann jeder Erblasser den Erbteil seiner Töchter testamentarisch vergrößern.

Der geringere Wert der Zeugenaussage einer Frau vor Gericht gem. 2:282 f. ist nach Auslegung zahlreicher zeitgenössischer fuqaha von der im Qurʾan geschilderten Situation abhängig, also davon, dass die Zeuginnen auf dem zu bezeugenden Gebiet unerfahren sind. Es geht also nicht um das Geschlecht, sondern um Kompetenz. Dem Zeugnis einer muslimischen Geschäftsfrau mag man also volles Gewicht beimessen, wenn es um Wirtschaftsangelegenheiten geht.

Die Rolle von Mann und Frau in der Ehe wurde in der Vergangenheit von einem traditionellen, möglicherweise vorislamischen Verständnis von 2:228 bestimmt, wonach die Männer »das letzte Wort« haben, und von 4:34, wo es heißt: ar-rijal qawwamuna ’ala n-nisa. Typischerweise wurde dies bis in die jüngere Zeit so verstanden, als stehe der Ehemann als Chef über seiner Frau. So kann man es noch immer in Qur’an-Übersetzungen ins Deutsche, Englische und Französische lesen, zum Beispiel bei

  • Max Henning,
  • Lazarus Goldschmidt,
  • Rudi Paret,
  • Muhammad Rassoul,
  • Marmaduke Pickthall,
  • Muhammad Hamidullah,
  • Hamza Boubakeur,
  • Denise Masson
  • und O.Pesle/Tijani.

Heute verstehen maßgebliche Qurʾan-Übersetzer von Yusuf Ali und Muhammad Asad über T. B. Irving und al-Hilali / Muhsin Khan bis Jaques Berques, Adel Khoury und Ahmad von Denffer diesen Schlüsselsatz etwa wie folgt: »Die Männer stehen für die Frauen ein« – und zwar wegen ihrer normalerweise größeren physischen oder finanziellen Möglichkeiten. Nichts Grundrechtswidriges also aus meiner Sicht! Noch leichter ist die Macho-Fehlinterpretation von 2:228 zu entlarven: Hier handelt es sich gar nicht um eine Statusfrage, sondern um eine technische Einzelheit des Scheidungsrechts. Der Mann hat hier [klassisch interpretiert] das letzte Wort nur, weil es sich um sein bei der Ehefrau eingebrachtes Vermögen handelt.

Dass eine Muslima – im Gegensatz zum Muslim – nach Umkehrschluss aus 5:5 keine interreligiöse Ehe mit einem Juden oder Christen eingehen kann, hängt unmittelbar mit dem soeben geschilderten Verständnis der Rolle des Mannes in der Ehe zusammen; denn wenn dieser eine Chefrolle hat, kann seine muslimische Frau kaum erwarten, dass er ihre Überzeugungen sensibel honoriert. Schließlich ist nur ein Muslim gehalten, alle Propheten zu ehren.

Dass eine Frau gleichzeitig nur einen Ehemann ehelichen kann, mag ursprünglich damit zu tun gehabt haben, dass schon aus römischer Sicht pater semper incertus. Die Mehrehe mag Männern aber auch angesichts des großen Frauen- und Witwen- »überschusses« in kriegerischen Zeiten erlaubt worden sein. Wie dem auch sei: Auch hier sehe ich auf Grund der zivilisatorischen Entwicklung der umma keine signifikante Benachteiligung der Frau mehr; hat sich doch die Einehe im islamischen Bereich im Einklang mit dem Qurʾan de facto durchgesetzt. Mehrehen in der muslimischen Welt sind heute nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen seltener als ehebrecherische Verhältnisse mit bestallten Maitressen im Okzident. Es kann kein Zweifel sein, dass dies der von Allah (t.) im Qurʾan selbst in Gang gesetzten Entwicklung entspricht; denn Allah hat gemäß 4:129 Selbst ausgeschlossen, dass ein Mann mehreren Ehefrauen gerecht werden könnte, selbst wenn er es wünschte. Allah hat die Mehrehe in 4:3 zusätzlich unter eine klare Bedingung gestellt, die fast nie eingehalten wurde, ja von Männern beim Zitieren des Verses gewöhnlich unter den Tisch fallen gelassen wird. Dort heißt es nämlich: »Und wenn ihr fürchtet, sonst den Waisen nicht gerecht werden zu können…« Vor diesem Hintergrund war die ungehemmt polygame Praxis der Muslime über Jahrhunderte meist illegal. Auch auf diesem Gebiet können wir also menschenrechtlichen Vorwürfen gelassen entgegen sehen.

Die vom Strafrecht (hudud) der Schari’a vorgesehenen Körperstrafen sind nach westlichem Menschenrechtsverständnis grausam und entwürdigend, also völkerrechtswidrig. Dabei denkt man an

  1. die Steinigung bzw. das Auspeitschen von Ehebrechern
  2. und die Amputation bei Dieben.

Auch hier sollten die Muslime nicht in apologetische Panik verfallen, statt als erstes festzuhalten, dass sogar die amerikanische Vormacht des Westens an der Todesstrafe festhält, die – sei es durch Köpfen, Hängen oder Spritzen – gewiss die grausamste aller Körperstrafen ist. Solange dies so ist, ist es scheinheilig, sich über den Islam zu beklagen, zumal die islamische Praxis im Strafrechtsbereich sich von der bloßen Rechtstheorie enorm unterscheidet.

Ich stehe nicht allein mit der dezidierten Meinung, dass es keine islamische Rechtfertigung für Steinigen gibt. Eine Vorschrift, Ehebrecher zu steinigen, findet sich im Qurʾan nicht, sondern nur in der Bibel, nämlich im 5. Buch Moses (22:20-22). […] Dass der Qurʾan die Steinigung nicht vorsieht, ergibt sich im Übrigen auch daraus, dass für unfreie Ehebrecher die Hälfte der Strafe für freie Ehebrecher angeordnet ist. Was aber wäre die Hälfte der Todesstrafe?? Schließlich ist das Beweisrecht des islamischen Strafverfahrensrechts derart anspruchsvoll, dass wegen Ehebruchs kaum jemand verurteilt werden kann, der dies mit einem freiwilligen Bekenntnis nicht selbst will. (Präsident Clinton wäre es nach den Regeln des islamischen Rechts besser ergangen.)

Das Verständnis der Abschreckung dienenden qurʾanischen Strafandrohung für Diebstahl in 5:38 setzt voraus, dass man ihre sozialpolitische Funktion sieht: Dass man weiß, wie sehr die soziale Absicherung der Frau, vor allem im Alter, praktisch darauf beruht, dass ihr die in Form von Edelmetall erhaltene Brautgabe nicht gestohlen wird. Außer in bargeldlosen Gesellschaften ist Diebstahl ein Anschlag auf das System. Im übrigen hat die islamische Jurisprudenz auch diesen Straftatbestand über die Definition von Diebstahl so entschärft, dass man sich Jahrzehnte in der muslimischen Welt aufhalten kann, ohne jemand zu begegnen, dem eine Hand fehlt. Dies liegt nicht am Mangel an Dieben, sondern an der liberalen Diebstahlsdefinition der islamischen Jurisprudenz. Danach liegt Diebstahl nur bei Wegnahme größerer, gesicherter Wertgegenständen vor, die nicht in öffentlichem Eigentum stehen. In Notzeiten wurde die Verfolgung von Diebstahl schon seit dem Kalifen ‚Umar suspendiert. Doch selbst in normalen Zeiten lässt man dieses Delikt in nur wenigen Wochen »verjähren« so dass es auch hier nur äußerst selten zu einer Verurteilung – und noch seltener zu einer Vollstreckung des Urteils – kommt. Wenn Islamkritiker positive Vorschriften im Qur’an finden – wie etwa das Toleranzgebot in 2:256 oder 5:48 – wischen sie diese Normen gerne vom Tisch, weil die Realität ganz anders sei. Finden sie aber eine auf sie negativ wirkende Vorschrift – wie die Strafe für Diebstahl – fixieren sie sich auf die Norm, ohne die Realität zu berücksichtigen. Der islamischen Weit die normative Behandlung des Diebstahls ohne Berücksichtigung der humanen Praxis entgegenzuhalten, entspricht daher einem Messen mit zweierlei Maß.

Dieser Überblick führt zu der Schlussfolgerung, dass die Menschenrechte im Islam nicht voll mit den Menschenrechts-Pakten der Vereinten Nationen übereinstimmen, weshalb diese denn auch von vielen muslimischen Ländern nur unter dem Vorbehalt ratifiziert wurden, dass die Scharia davon unberührt bleibt. Wie wir gesehen haben, ist der Konfliktsbereich andererseits so klein, dass der Islam als ein komplementäres Menschenrechtssystem verstanden werden kann.

Was den Konfliktbereich anbetrifft, habe ich gezeigt, wie er auf einzelnen Gebieten im Wege einer islamkonformen Neuinterpretation der Quellen (idschtihad) und der strikten Einhaltung des islamischen Strafverfahrensrechts wenn nicht bereinigt, so doch entschärft werden kann.

Doch dieses Verfahren hat Grenzen, weil die Scharia als göttliches Recht letztlich nicht zur Disposition steht, auch dann nicht, wenn Änderungen scheinbar im öffentlichen Interesse (maslaha) stünden. Soweit sich der Konflikt deshalb nicht lösen lässt, bleibt den Muslimen nur übrig, ihn auszusitzen, bis der Wind der Moderne und Postmoderne in einer Post-Post-Moderne wieder dreht. Das gilt zum Beispiel hinsichtlich der rechtlichen Aufwertung gleichgeschlechtlicher Verhältnisse analog zur normalen Ehe. In dieser und anderer Hinsicht gilt es einfach, Geduld zu zeigen. Geduld ist eine muslimische Primärtugend.

Schlüssel zum Verständnis des Koran: Beispiel 2 – Kāfir: Der Mensch als Ableugner

Wer ungläubig scheint,
kann in Wahrheit gläubig sein.

Dieser Satz fasst das Ergebnis dieses Beispiels zusammen. Der Begriff Kāfir (كافر) wird in den gängigen Übersetzungen oft mit „Ungläubiger“ übersetzt. Leider wird in anderen, durchaus bekannten, sich als muslimisch ausgebenden Plattformen dieser Begriff offen und in voll abwertender Bedeutung auf alles „nichtmuslimische“ angewandt. Dieser Zustand ist höchst bedauerlich. Daraus resultieren auch manchmal verständliche empörte Reaktionen derjenigen, die an keinen Gott glauben wollen, weil sie glauben, dass diese (rassistische) Haltung allgemein aus der Lesung abgeleitet wird. Die von bestimmten Gruppierungen übliche pauschale Betitelung eines Nichtmuslims als „Kāfir“ wirkt in der Tat mittlerweile wie ein rotes Tuch. Aber auch „muslimische Abweichler“ vom sog. „rechten Glauben“ (und das scheint die Mehrheit zu sein) werden in bestimmten Kreisen geradezu mit Wonne und inflationär den Kāfirūn oder Kuffār (كفّار , plural von Kāfir) zugerechnet. Deshalb ist bei der Beschreibung der Kāfirūn geboten, sich Folgendes zu merken: Ein Ablehner oder Ableugner zu sein, hat nicht zwingend allein mit einem Glaubensbekenntnis zu tun, sondern mit bestimmten Wesenszügen. Hierbei stehen immer die inneren Werte im Vordergrund und nicht, wie viele glauben, das Aussprechen eines Bekenntnisses. Denn laut der Lesung ist das bloße Aussprechen eines Bekenntnisses kein Zeichen wahren Glaubens (2:8–10).

Die nachfolgende Liste soll deutlich machen, dass ein Ableugner nicht lediglich jemand ist, der sich nicht zum gottergebenen (muslimischen) Glauben bekennt, sondern auch ein offizieller Gottergebener sein kann, der beispielsweise gewisse Regeln der Gottergebenheit zu seinem eigenen Vorteil auszulegen versucht. Einem Menschen steht es nicht wirklich zu, andere Menschen als Ableugner im von Gott verurteilten Sinne zu betiteln; dieser Urteilsspruch steht am Jüngsten Tag allein Gott dem Allweisen und Allwissenden zu. Deshalb sollte folgende Liste nicht dazu dienen, die Fehler bei anderen zu suchen, sondern wohl eher dazu, dass wir uns selbst an der eigenen Nase fassen und an uns arbeiten, damit unsere Seele im Positiven gedeihen kann! Kurz gesagt: Diese Liste dient für die Selbstüberprüfung und nicht für die Verurteilung anderer Menschen. Im Gegenteil, die Lesung Gottes mahnt uns, dass wir ihnen stattdessen mit Vergebung entgegentreten sollen:

 

45:14–15 Sprich zu denen, die glauben, sie mögen denen vergeben, die nicht mit den Tagen Gottes rechnen, auf dass Er die Leute für das belohne, was sie verdienen. Wer Gutes tut, tut es zu seinem eigenen Vorteil. Und wer Böses tut, tut es zu seinem eigenen Schaden. Zu eurem Herrn werdet ihr dann zurückgebracht.

45:18–19 Dann brachten Wir dich auf einen klaren Pfad in der Sache des Glaubens: So befolge ihn, und folge nicht den Launen derer, die nichts wissen. Sie können dir vor Gott nichts nützen. Diejenigen, die Unrecht tun, sind einander verbündet. Gott aber ist der Verbündete der Rechtschaffenen.

 

Ayman Teryaki, mein werter Freund, schrieb zu diesem Vers den folgenden Satz, dem ich nichts hinzuzufügen habe:

 

Dass Gott uns aus Seiner Barmherzigkeit Sein Wissen gab, heißt nicht, dass wir Anderen gegenüber überheblich sein dürfen. Andere zu verurteilen, gilt sicher nicht als Pluspunkt bei unserem Herrn. Nur wer rechtschaffen handelt und sich unter Gottes Willen verbündet, kann von Gott Beistand erhalten.

 

Außerdem tauchen dermaßen viele verschiedene Faktoren auf, dass Sie sie sicherlich nicht alle bei einem einzigen Menschen finden werden. Die meisten der genannten „Eigenschaften der Ableugner“ könnten sowohl auf Gottergebene als auch auf solche zutreffen, die nicht Gott ergeben sind.

Es darf natürlich nicht vergessen werden, und das ist bei solch einer Auflistung schlichtweg unmöglich darzustellen, dass die Eigenschaften auch in der Lesung nochmals verschieden bewertet werden. Beispielsweise ist die einzig unverzeihliche Eigenschaft des Menschen das Ableugnen der Einheit Gottes – damit verbunden auch die Ableugnung des Jüngsten Tages, wenn sie unveränderlich bis zum Tod beibehalten wird. Dies ist uns aus den vorigen Kapiteln als Beigesellung bekannt. Alles andere ist verzeihlich. Doch nur Gott kann verzeihen, weswegen wir stets um Vergebung bitten müssen. Niemand ist ohne Sünde, so dass er ohne Vergebung auskäme (35:45, 16:61). Die Mindestkriterien zum Erlangen des Seelenheils und um in die Barmherzigkeit Gottes auch am Jüngsten Tag aufgenommen zu werden sind, dass ein Mensch, ob er sich „Muslim“ nennt oder nicht, an Gott und an das Konzept der Verantwortlichkeit für die eigenen Taten (also an das Jüngste Gericht) glaubt und gute Werke vollbringt (2:62, 5:69).

 

2:64 … Ohne die Huld Gottes gegen euch und seine Barmherzigkeit wärt ihr gewiss unter den Verlierern.

 

Gelobt sei der Herr aller Welten und jeglicher Dank gebührt Gott für seine großzügige, allumfassende Barmherzigkeit.

Menschen können nicht in die Herzen ihrer Mitmenschen blicken. Wir sollten deshalb auch nicht urteilen. Wer ungläubig scheint, kann in Wahrheit gläubig sein. Viele hungern und dürsten im geistigen Sinn, aber sie finden keinen Ausweg und hängen sich deshalb an vergängliche, meist irdische Dinge, obwohl wir uns und unser Herz zuerst an Gott hängen sollten. Ein Fehler ist der, dass die „Gläubigen“ sich anmaßen fromm und besser als die „Ungläubigen“ zu sein. Das ist eine Sünde, denn:

 

Lukas 14:11 Wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden.

 

Vor Gott zählt der Mensch mit seinen rechtschaffenen Taten und nicht der Status (49:13).

 

Verwendung des Wortes „Kufr“ in der Lesung

Wenn wir das Verbalnomen „Ableugnung“ (kufr) betrachten, so werden wir in der Lesung sehen, dass damit nicht nur der spirituelle Aspekt gemeint ist, also nicht nur „Unglauben an eine Gottheit“. Beispielsweise werden in 57:20 die Säleute als „kuffār“ bezeichnet: Arbeiter auf dem Feld, die den Boden bestellen. In dieser Verwendung der Wurzel kāf-fā-rā sehen wir bereits die Grundbedeutung: Das „Verbergen“ oder „Bedecken“ irgendeiner Sache oder Angelegenheit, in 57:20 also das Verbergen des Samens in der Erde.

In vielen Fällen wird das Wort „kufr“ im Sinne einer „Undankbarkeit“ verwendet.106 Meistens aber wird das Wort als Gegenteil von Glaube (Īmān) verwendet. Daher erhält dieses Wort auch die Nebenbedeutung von „jemand, der nicht an Gott glaubt“ oder auch jemand, der „ständig alles anzweifelt und die Wahrheit innerlich oder äußerlich ableugnet“ (ich erinnere an die vorigen Kapitel, in denen ich erklärte, dass Īmān mit einer gesicherten Überzeugung zu tun hat). Ich hatte in unserer Methodik die semantische Ebene betont. Das heißt, wenn ein Wort als klares Gegenwort zu einem anderen Wort steht, erhält es beträchtlichen semantischen Wert als das Gegenwort. Nichtsdestotrotz ist dies nur eine Nebenbedeutung, der in der Lesung am meisten Gewicht verliehen wurde. Im Versuch, ein all diese Kategorien von kufr umfassendes Wort zu finden, entschieden wir uns in unserer Ḥanif-Übersetzung für „Ableugnung“ und dementsprechend ist ein Kāfir also ein Ableugner.

Die Ableugung ist jedoch keine rein dogmatische Kategorie, die sich am Fehlen und am Ableugnen der Glaubensbezeugung (schahādah) erkennen ließe, sondern stellt eine Lebenshaltung dar, die aktiv und bewusst auftritt. Dies ist besonders daran zu erkennen, dass die Ableugnung immer wieder im Sinne einer Undankbarkeit verwendet wird, denn in Undankbarkeit verbirgt man die Gaben und die Gunst Gottes und allgemein betrachtet verbirgt man also wissentlich die Wahrheit. Dieses Ableugnen findet meist als aktive Zurückweisung statt. Nicht von ungefähr werden dann in der Lesung mit diesem Wort Haltungen verknüpft, die als aktiv arrogant und unterdrückerisch beschrieben werden.

Wer ungläubig scheint, kann in Wahrheit gläubig sein.Ableugnung darf infolgedessen nicht mit der rein religiösen oder weltanschaulichen Ablehnung des Monotheismus in Verbindung gebracht werden. Es ist äußerst interessant, wenn wir sehen, dass ein solcher Ableugner laut der Lesung früher gar das Vorhandensein einer solchen Gottheit anerkannte (2:61–63; 31:25; 33:9,78), aber keine Konsequenzen daraus zog, wie etwa sich selbst und seine eigene Lebensweise auf politischer, soziologischer und kultureller Ebene zu ändern (9:34,35; 13:18).

Die 525 Stellen in der Lesung, welche die Wurzel kāf-fā-rā (ك ف ر) betreffen, kommen in insgesamt 465 Versen vor. Dabei werden die nachfolgend aufgeführten Formen der Wurzel verwendet, wobei ich hierbei daran erinnern möchte, dass die klassisch-arabischen und nicht die modernen Bedeutungen des heutigen Standardarabisch untersucht werden.

  • 289 Mal als das Verb des ersten Verbstammes: ableugnen (kafara – كَفَرَ)
  • 53 Mal als das Verbalnomen des ersten Verbstammes: Ableugnung (kufr – كُفْر; kufrān – كُفْرَان; kufūr – كُفُور; kafūr – كَفُور, letzteres im Sinne von Undankbarkeit)
  • 157 Mal als das aktive Partizip als Singular oder Plural des ersten Verbstammes: Ableugnende/ableugnend (kāfirūn – كَٰفِرُون und kuffār – كُفَّارٌ ; synonym dazu fünfmal kaffār – كَفَّار als Adjektiv oder Nomen), ableugnend (kāfira – كَافِرَة) und Ableugnender/Ableugner (kāfir – كَافِر)
  • 14 Mal als das Verb des zweiten Verbstammes: verbergen/entfernen/zurückweisen (kaffara – كَفَّرَ), auch im Sinne von wiedergutmachen oder Sühne
  • Viermal als Nomen abgeleitet vom zweiten Verbstamm: „Sühne“ (kaffāra – كَفَّٰرَة)
  • Einmal als das Verb des vierten Verbstammes: Ableugnung veranlassen, undankbar sein (ʾakfara – أَكْفَرَ)
  • Einmal je nach Sichtweise als das Nomen Kampfer oder als das Adjektiv entlastend (kāfūr – كَافُور) und einmal als das Nomen „Ableugnende“ (kawāfir – كَوَافِر)

Wir sehen also deutlich, dass die Grundbedeutung eher im „Verbergen“ liegt und sowohl negativ (in Bezug auf die Ableugner und Undankbaren) als auch positiv (das Verbergen von Sünden: Die Sühne) verwendet werden kann. Die Lesung zeigt uns vor allem auf, dass das „Ableugnen“ immer auch ein Bezugssystem braucht, man also je nach Kontext ein „erwünschter Ableugner“ oder „unerwünschter Ableugner“ sein kann. So etwa, wenn Abraham zu seinem Volk sagt, dass er sie ableugnet im Sinne von Ablehnung der Falschheiten. Insofern war Abraham ein Ableugner, nur in einem anderen Kontext! (60:4)

Ein Beigeseller (muschrik) ist des Weiteren per Definition auch ein Ableugner (kāfir), da er mindestens dem Prinzip der absoluten Einheit Gottes (tawḥīd) widerspricht, indem er beispielsweise die absolute, alleinige Autorität Gottes in der Religion nicht in vollem Umfang akzeptiert, sondern in anderen Worten diese Wahrheit vor sich selbst oder anderen verbirgt. Er lehnt das Prinzip ab, leugnet es also in seinen Grundzügen. Ein Ableugner hingegen verbirgt die Wahrheit, um sein eigenes Ego, sein Selbst (nafs) zu schützen, weshalb er sich selbst Gott beigesellt, statt sich allein Gott zu ergeben.

Die Begriffe Ableugner und Beigeseller sind zwar unterschiedliche Worte, doch es gibt keinen Ableugner, der kein Beigeseller ist und umgekehrt genauso. Die beiden Begrifflichkeiten beschreiben verschiedene Aspekte desselben Zustands, in dem sich der Mensch befindet. Leugnet man die Wahrheit ab, so gesellt man eine Unwahrheit bei und folgt seinen eigenen Neigungen. Die eigene Neigung wird also beigesellt. Gesellt man Gott etwas bei, so wird die Wahrheit der Einheit Gottes abgeleugnet, man ist also ein Ableugner.

Weitere wesentliche Merkmale von Ableugnern:

  • Halten sich nicht an Friedensverträge, die sie unterschrieben haben, kooperieren mit den Feinden. (9:4)
  • Geben keine Acht auf die Rechte der Anderen, wie Freiheit, Sicherheit und Wohlstand der Gesellschaft. (9:7, 9:45–49)
  • Sie würden sogar Profites wegen die Beziehungen der Verwandten trennen. (9:8)
  • Sind äußerst aggressiv und tätlich. (9:12-13, 2:191)
  • Treiben Menschen aus dem Land fort und beginnen mit fadenscheinigen Gründen einen Krieg. (9:13, 60:7-9)
  • Die Bestimmungen der Gesellschaft bewerten sie nach ihrem eigenen Interesse, und führen sie nach eigenem Interesse aus. (9:37)
  • Wollen nicht, dass andere es besser haben als sie selbst, prahlen mit ihren Erfolgen. (9:50)
  • Leben ihre Religion, der sie angehören, nicht angemessen und nur oberflächlich aus und wollen lediglich gesehen werden. Sie geben die Spenden nicht von Herzen und sind in Wahrheit Heuchler. (9:52–54, 9:63–66, 107:4)
  • Befolgen ihre eigene Meinung, Ideologie oder Religion nicht, alles bleibt beim Wörtlichen. (62:5)
  • Provozieren Streit und Missverständnisse in der Gesellschaft durch Täuschung. (9:56-59)
  • Geben ihren Freunden ein falsches Vertrauen und lügen; wenn die Situation ernst wird, lassen sie sie im Stich, stehen nicht zu ihrem Wort. (59:11–20, 9:56–57, 96:16)
  • Sind gierig, äußerst geizig und gehen dem Geld nach; ordnen sich ihren eigenen Gelüsten unter. (9:58–59, 9:76–77)
  • Spornen einander nicht zu rechtschaffenen Eigenschaften an. (9:67–68)
  • Haben keine Interessensgebiete außer Besitz, Anwesen und Kindern. (9:69)
  • Ermorden oder versuchen Gottes Propheten und diejenigen zu ermorden, die für die Gerechtigkeit kämpfen. (4:155; 5:70; 8:30)
  • Sehen in den guten Taten der Menschen stets das Lückenhafte, sehen auf jene herab, die keine Hilfe anbieten können aufgrund der fehlenden nötigen Mittel. (9:79)
  • Teilen die Menschheit in einander feindlich gesinnte Gruppen und stiften Unfrieden. (9:107, 3:103-105, 85:10, 42:13)
  • Bei Hilfeleistungen stehen sie im Weg, statt zu helfen. (107:7)
  • Denken stets, dass jemand sie angreifen will, und haben das Bedürfnis sich zu verteidigen. (63:4)
  • Stellen sich über andere und versklaven die Menschen. (79:24; 12:39–42)
  • Solange Andersdenkende ihre Gedanken/Ideen nicht für den Vorteil der Ableugner ändern, gehen sie mit ihnen nicht geziemend um. (68:9)
  • Schwören, demütigen und rügen andauernd, halten sich nicht an ihre Worte, sind Tyrannen (Despoten) und respektlos, verhindern die Wohltat. (68:10–13)
  • Möchten die Gesetze zu ihrem Vorteil anwenden. (36:41)
  • Nähern sich keiner Idee gelassen oder sachlich, welche nicht mit ihren Gedanken übereinstimmt, sondern wollen regelrecht den Eigentümer dieser Idee mit großer Respektlosigkeit angreifen. Glauben nur dem, das ihrem Ego, ihren Begierden und ihrer Neigung passt, hinterfragen nicht, was die Wahrheit ist. (53:23, 68:51, 74:16–25)
  • Trotz der Gaben, schönen Kinder, Güter, Reichtümer und ihrer unzähligen Möglichkeiten sind sie unersättlich. (74:11–16)
  • Streiten sinnlos über die Verse Gottes und Gott selbst. Statt dass sie sich vom Buch ermahnen lassen, hängen sie an bildlichen Formulierungen fest, verzeichnen keinerlei ethischen/moralischen Fortschritt. (2:139, 3:7, 40:4, 74:31)
  • Obwohl sie keine Veranlagung dazu haben, die Wahrheit sehen zu können, warten sie darauf, dass sie sogar Offenbarungen erhalten, um glauben zu können. (74:52)
  • Sind (im Herzen) unselig und elend. Werden auf eine allegorische Weise mit den Toten verglichen. (35:22, 6:122; 27:80; 30:52, 87:11–13)
  • Schreiben weltlichen Gelüsten eine große Wichtigkeit zu. (87:16–17)
  • Spenden den Waisen nicht, behandeln sie schlecht und sättigen die Armen nicht. Sie kennen keine Testamentsgrenzen und verzehren (das Erbgut) auf verbotene Weise. Sie lieben materielle Güter sehr. Weigern sich allgemein, von ihrem Wohlstand etwas für die Armen abzugeben. (2:254, 3:179, 9:34–35, 41:7, 89:17–20, 107:2-3)
  • Möchten wenig geben, aber viel nehmen. Obwohl sie wenig Wissen besitzen, möchten sie in jedem Thema die Bestimmungen festlegen. (53:33–35)
  • Sind dazu geneigt, das kleinste bis zum größten Lebewesen zu ermorden, sind barbarisch/erbarmungslos. (91:11–14)
  • Sie dienen falschen Göttern. (21:98)
  • Verschwören sich und planen Ränke gegen die Gottergebenen und versuchen sie auf hinterlistigste Art zu bekämpfen. (8:30, 4:101–102)
  • Hängen dem Stammestum und Elitendenken an, sind generell rassistisch. (7:48; 9:79; 19:77, 42:42, 48:26)
  • Verachten die Anrufung Gottes. (40:14)
  • Machen sich über die Propheten lustig und schikanieren und verfolgen sie. (14:13, 21:36)
  • Betrachten die Lesung als eine Lüge, Hexerei und Zauberei und dementieren die göttliche Natur der Offenbarung. (6:25, 46:7, 34:43)
  • Spotten über die Vorstellung der Stunde (Tag des Gerichts) und lehnen die Existenz des Jenseits ab. (34:3,7; 64:7; 50:2,12; 27:67)
  • Lehnen alle Schriften Gottes ab. und beharren spöttisch darauf, die Wahrheit abzulehnen (34:31, 85:19, 4:140)
  • Disputieren mit sinnlosen Argumenten, um die Wahrheit abzuschwächen. (18:56)
  • Feiern ihre „Eigen-Herrlichkeit“ und ihren Separatismus. (38:2)
  • Sind fehlgeleitet, aber meinen, es nicht zu sein. (2:78, 3:154, 6:116, 6:148, 10:36, 10:66, 18:103-105, 28:85, 41:23, 48:12, 53:23)
  • Verlangen ein Entgelt für Almosen und verrichten gute Taten nicht aus Selbstlosigkeit. (92:19)
  • Meinen, dass Jesus Gott sei und sprechen ohne Wissen über Gott. (5:72, 22:8)
  • Verharren in ihrem Nichtglauben und selbst wenn sie glauben, verharren sie lieber in ihren traditionellen, götzendienerischen Denkmustern. (2:170, 12:103, 12:106)
  • Begehen Beigesellung (schirk), eine der Gefahren des Ableugnens, wie etwa die Macht und die Quelle der Lebensordnung bei anderen Wesenheiten als Gott zu suchen. Gesellen beispielsweise Gott auch ihre Kinder bei. (6:100, 7:189–190, 16:86, 30:13, 34:40)
  • Nehmen die Aussagen von Gelehrten, Theologen, Priestern, Predigern, Scheichs usw., als ob sie die Religion und das Wort Gottes darstellten. (9:31)
  • Töten ihre eigenen Kinder. (6:137)
  • Führen den Kampf auf dem Wege des Bösen. (4:76)
  • Sie glauben sporadisch an die Macht und Einheit Gottes, geben sich geistig aber mehreren Herrschern und Beigesellten hin. (30:28, 39:29, 29:65)
  • Sie vergöttern sich selbst und ihr Besitztum. (2:258, 18:32–42, 6:136)
  • Unterdrücken die Schwachen. (4:168, 14:13, 4:75-76, 8:26, 28:4)
  • Gründen ihre Meinungen lediglich auf Vermutungen, Schätzungen und Gedankenspielereien. (10:66, 24:15)
  • Zeigen Eigenschaften wie Hochnäsigkeit oder Hochmut ähnlich wie Iblis. (38:76, 28:76–82)
  • Schweigen angesichts von Unterdrückung. (5:63, 5:79)
  • Bemühen sich unter anderem auch finanziell darum, die Menschen von Gott und der Gerechtigkeit abzubringen. (6:26, 7:45, 8:36, 8:73, 96:9–10)
  • Verachten die Gottergebenheit und verspotten die Gottergeben regelmäßig. (10:79, 15:11, 18:106)

Und natürlich viele weitere Verse…

Möge Gott die Gläubigen vor den Gefahren der Ableugnung beschützen, so Gott will.

Die Rhetorik von „Terror“ und „Cihad“

Eine Philosophische und Theologische Bewertung [1]

übersetzt aus dem Türkischen von Kerem A.

Koran 13:25 Diejenigen aber, die den Bund Gottes brechen, nachdem (sie) ihn geschlossen haben, und zerreißen, was Gott zu verbinden geboten hat, und Unheil auf Erden stiften – auf ihnen lastet der Fluch, und sie haben eine schlimme Wohnstatt.






Der Zweck dieser Abhandlung ist, die durch die rhetorische Verwendung der Begriffe „Terror“ und „Cihad“ [Anm. d. Übers.: ausgesprochen als Jihad mit einem ‚J‘ wie in Jalousien] entstandenen Probleme aufzuzeigen und ebenso, dass diese Rhetoriken die Entstehung des kommunikativen Prozesses zwischen den Kulturen verhindern. In dieser Untersuchung wird mit dem Wort „Rhetorik“ seine Verwendung angesprochen, bei der die Sprache auf eine überzeugende Art und Weise gebraucht wird, um bestimmte Interessen, besonders auch politische Ziele zu verwirklichen.

Hinsichtlich des Endes des Kalten Krieges verbunden mit der Aufhebung aller Hindernisse für eine Globalisierung herrschte eine aufrichtige Atmosphäre der Zuversicht. Jedoch wurde am 11. September 2001 die Büchse der Pandora geöffnet; zusammen mit den zwei Türmen im Herzen Amerikas, das in einer globalisierenden Welt wie der Leviathan[2] erscheint, ist auch die Atmosphäre des Optimismus zusammengebrochen. Mit diesem Ereignis und aufgrund des in 1991 eingetretenen Golfkrieges ist die Sichtweise derjenigen mehr in den Vordergrund getreten, die der herrschenden Atmosphäre der Zuversicht skeptisch gegenüberstehen und die die These vom „Kampf der Kulturen“ vertreten. Die durch dieses Ereignis ausgelösten Diskussionen betreffen viele verschiedene Bereiche von der Religionsphilosophie bis zur Politikphilosophie, von der Sprachphilosophie bis zur Ethik und Hermeneutik, von den internationalen Beziehungen bis zur Theologie.

Wir möchten diese Abhandlung mit dem Übertragen eines Zitats von den während den Deutungen der Anschläge des 11. Septembers gemachten Erklärungen von Derrida beginnen:

„Ein Philosoph sollte eine Person sein, die ein neues Kriterium sucht, um ‚Einsicht‘ und ‚Legitimation‘ voneinander zu unterschieden. Eine Person kann eine bestimmte Ereigniskette oder Institution, die den Weg zu Krieg oder Terror bereiten, ohne sie irgendwie zu rechtfertigen, sogar sie verdammend oder versuchend neue Institutionen aufzubauen; beschreiben, begreifen und erklären. Eine Person kann bestimmte Terrorhandlungen (sei es Regierungsterror oder nicht), die sie auslösenden, sogar legitimierenden Bedingungen außer Betracht lassend, bedingungslos verdammen.“ [3]


Die rhetorische Verwendung des Begriffs „Terror“

Bei einer Untersuchung wurden 109 verschiedene Definitionen von Terror ermittelt.[4] Heutzutage treffen wir ziemlich häufig auf Äußerungen dieser Art: „Die richtige Bestimmung von Terror…“, „Der wahre Terrorist macht…“, „Sie nennen uns Terroristen, jedoch…“. In all diesen Definitionen wird „Terror“ wie eine Platonische „Idee“ und derjenige, der seine „wahre Bedeutung“[5] garantiert, wie „seine Idee“ behandelt. Wir sollten nicht vergessen, wie ursprünglich Wittgenstein gezeigt hat, dass die Sprache eine in der Gesellschaft geteilte und in der Gesellschaft gelernte Sammlung von „Instrumenten“ ist und dass wir alle ein Teil eines großen Sprachspiels sind.[6] Nachdem die soziologische Beschaffenheit der Sprache begriffen wurde, können wir unsere Sätze hinsichtlich der Definition des Terrors auf diese Weise korrigieren: „Die Menschen meinen mit dem Wort Terror im Allgemeinen dies…“, „Nach der Definition von FBI sind Terroristen…“ oder „Laut der Bestimmung von Hisbollah sind Terroristen…“. Diese Art von Äußerungen werden es uns ermöglichen zu bemerken, dass die Definitionen von Terror nicht harmlos sind und dass diese im Zusammenhang mit bestimmten Belangen und Ideologien stehen. Wie Foucault sagte: „Wir stehen der Produktion mittels Macht der Wahrheit gegenüber“.[7] Einer der Wege, die Macht als Mittel zu gebrauchen, ist das Diktat des erforderlichen Sprachgebrauchs.

Der Begriff „Terror“ tauchte erstmals während der Französischen Revolution 1789 auf.[8] Entgegen unserer heutigen Verwendung trug der Begriff „Terror“ hier in der Verwendung von den Jakobinern eine positive Bedeutung, denn die Jakobiner sahen die als „Terror“ bezeichneten gewaltvollen Handlungen als notwendig an, um zu einer friedvollen Umgebung zu gelangen. Heutzutage jedoch trägt „Terror“, wie alle von uns sehr gut wissen, eine negative Bedeutung. Aufgrund dieser negativen Bedeutung von „Terror“ versuchen alle im Kampf ihre Gegner als „Terrorist“ zu bezeichnen. Diese Situation wird zum Grund, weshalb eine Person für den einen als „Freiheitskämpfer“ und für den anderen als „Terrorist“ wahrgenommen wird. Beispielsweise sagt Fadlallah, der Gründer der Organisation Hizbullah, welche von vielen Personen eine terroristische genannt wird, folgendes: „Wir sehen uns selbst nicht als Terroristen, denn wir glauben nicht an den Terrorismus. Es ist kein Terror, gegen diejenigen zu kriegen, die in unsere Heimat eindringen. Wir sehen uns als für einen heiligen Krieg kämpfenden Krieger an.“ [9] Fadlallah hat die Aktivitäten seiner Organisation als „kämpfen für die Freiheit“ bezeichnend legitimiert.

Andererseits definiert FBI hingegen Terror wie folgt: „Terror ist die gesetzwidrige Benutzung von Macht und Gewalt gegenüber einer Person oder einem Besitz, um gewisse politische oder gesellschaftliche Zwecke willen, um eine Regierung, die gesamte oder Teile der zivilen Bevölkerung zu bedrohen oder zu nötigen.“ [10] Dass in der Definition von FBI die Äußerung „zivile Bevölkerung“ statt „unschuldige Menschen“ verwendet wird, oder dass die gegen die Regierung (Staat) durchgeführten Aktivitäten betont werden, steht im Zusammenhang mit der Stellung des FBI. Der Begriff Terror wurde geschichtlich gesehen erstmals in der Französischen Revolution gebraucht, um den von der Regierung begangenen Terror zu beschreiben. Andererseits zeigen internationale Abkommen wie die am Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts unterzeichneten Hague Abkommen und in 1949 unterschriebenen Genfer Konventionen, dass sich auch die Regierungen in strafvolle Aktivitäten einmischen können. Also ist Terror ein moralisches Problem, das nicht von den Persönlichkeiten der Benutzer, sondern von der Natur der Methoden und seinen Opfern entsteht.[11] Die Zivilisten anzugreifen, wird in ethischer Hinsicht als böse akzeptiert, denn während die Truppen mit mächtigen Waffen und Bomben ausgerüstet sind, können die Zivilisten ihnen nur schwach und mit den bloßen Händen entgegnen. Doch andererseits sind auch viele Soldaten oder Militanten gegenüber den mit hohen Technologien ausgerüsteten Truppen eigentlich in nicht einer allzu unterschiedlichen Situation als die Zivilisten gegenüber den Truppen anzusehen, denn auch sie sind in Anbetracht von entwickelten Bombardierungsflugzeugen in derselben macht- und hoffnungslosen Situation. Habermas hat die Aufmerksamkeit auf das diese Asymmetrie ergebende moralische Problem wie folgt gelenkt: „Jedoch bleibt die Asymmetrie des elektronisch kontrollierten Konstruktionswunders und mit der vernichtenden Macht in der Luft der für den Mehrzweckgebrauch geeignete Raketenmengen mit den mit Kalashnikovs ausgerüsteten, primitiven, bärtigen Kämpfergruppe wie eine moralisch widerwärtige Erscheinung.“ [12]

Eines der interessantesten Beispiele der rhetorischen Verwendung des Begriffes „Terror“ wurde im Benehmen der Amerikaner gegenüber den afghanischen Kämpfern gesehen. Amerika hat die afghanischen Kämpfer als „heilige Krieger“ verkündet und ihnen im Krieg gegen die Besitznahme der Sowjets geholfen.[13] Nachdem jedoch die Angriffe der Taliban begonnen hatten Amerika als Ziel zu nehmen, wurden die „heiligen Krieger“ zu „Terroristen“ und im „Krieg gegen den Terror“ die ersten Angriffsziele.

Jede gewaltvolle Handlung erschwert die Dialogbildung zwischen den Parteien; jeder Tod eines zivilen oder unschuldigen Menschen heizt das Rachegefühl der Nationen oder die Mitglieder des Stammes der Opfer an und auf diese Weise werden in Aneinanderkettung die rachsüchtigen Reaktionen zum Grund für die Gewaltwellen. Derrida sagt, dass er jede Aktivität eines „Terroristen“ auf der Welt, doch noch viel mehr den von der Regierung verwirklichte „Terrorismus“ – ein von Terrorismus unterschiedliche Namen erhaltenden Terrorismus und dessen Glaubwürdigkeit mehr oder weniger unter der Legitimation verborgen ist – als persönliche Abwehr erwidert.[14] Das im Artikel „Die Moral des Terrorismus“ von Coady zitierte Gedicht hinterfragt die Rhetorisierung des Begriffs „Terror“ auf eine ironische Weise wie folgt:

Bomben abzuwerfen ist schlecht,
Bombardierung jedoch ist gut,
Kurz und gut; die Bedeutung von Terror,
Hängt davon ab, wer sich mit der Macht krönt.[15]


Coady sagt, dass die hinter den „sprachlichen Verwendungen“ liegende Motivation der Gewaltanwender, die darauf zurückgreifen, um ihre Handlungen zu rechtfertigen, abhängig davon ist, ob „sie“ mit „uns“ sind oder nicht.[16] Der amerikanische Philosoph Tomis Kapitan legt die Schäden der rhetorischen Verwendung von Terror sehr schön offen:

„Die Rhetorik dient der Beschwichtigung bei der sinnvollen, politischen Diskussion. Diejenigen, die bei normalen Bedingungen „wieso?“ fragen würden, befürchten als jemand etikettiert zu werden, der im Thema Terror einen nachgiebigen Ansatz pflegt. Jene, die die Rhetorik auf militante Weise gebrauchen, verwenden die Rhetorik, um willentlich den Unterschied zwischen dem kritischen und dem beschwichtigenden Ansatz zu entstellen. Diejenigen, die der Rhetorik erliegen, tragen zum Kreislauf von Rache und Vergeltung bei, indem sie die gewaltvollen Aktivitäten ihrer eigenen Regierungen billigen, die sich nicht nur gegen jene richten, die terroristische Handlungen begehen, sondern auch gegen die Völker, aus deren Reihen die Terroristen hervorkommen, aus dem einfachen Grund, weil die Terroristen häufig selbst Zivilisten sind, die inmitten unter nicht dermaßen engagierten Zivilisten leben. Das Ergebnis ist, dass die politisch motivierte, gegen zivile Ziele gerichtete Gewalt – unter irgendeinem anderen Namen des Terrorismus, unter dem Namen ‚Wiedervergeltung‘ oder ‚Anti-Terrorismus‘ – sich vermehrt. Die Rhetorik bezüglich Terror kennt nur die Sprache der Macht. Jene, die sich als Opfer der unerträglichen Ungerechtigkeiten betrachten und sehen, dass die Unterdrücker unwillig sind, mit akzeptablen Kompromissen zur Verständigung zu gelangen, versuchen der Gewalt mit noch mehr Gewalt zu antworten.“ [17]


Eine Untersuchung über die Selbstmordattentäter hat ergeben, dass die Mehrheit dieser Attentäter im Krieg einen nahen Verwandten oder eine Person verloren, die sie liebten.[18] Diese Untersuchung bestätigt, dass der Weltfrieden als Ergebnis von Gewaltakten – da diese Handlungen am laufenden Band Rachegefühl erwecken – immer mehr gefährdet wird.

Das mögliche schädliche Ergebnis der rhetorischen Verwendung des Begriffs „Terror“ hinsichtlich der Anwender der Rhetorik ist die Erleichterung der Vereinigung und der gemeinsamen Koalitionsgründung voneinander unterschiedlicher, sogar feindlicher Gruppen in der Gegend der Gewaltakten. Beispielsweise hat die Al Kaida „Cihad“ und andere Islamische Begriffe gegen die Schiiten genauso wie gegen die USA rhetorisch gebraucht und in Afghanistan ein Massaker gegen Schiiten verübt. Wenn die Schiiten und Al Kaida unter einem Titel wie „Islamische Terroristen“ vereint werden und das oppositionelle Lager als „Krieg gegen Terror“ bezeichnet wird und wenn der Iran, von dem geglaubt wird, dass er Massenvernichtungswaffen besitze, beschließt, diese mit Al Kaida zu teilen, könnte dies nicht für diejenigen, die diese Gruppen unter demselben Titel vereinigten, neue Katastrophen mit sich bringen? Außerdem begegnet mensch selten politischen Themen, bei denen die Regierungen, deren Völker in der Mehrheit Muslime sind, in politischen Angelegenheiten zu einer Übereinstimmung gelangen konnten; einer dieser selten anzutreffenden Themen ist die Haltung, dass im Palästinenser Problem dem palästinensischen Volk Unrecht angetan wird. Die gegen Israel kämpfenden palästinensischen Gruppen unter dem Titel „Terrorist“ mit Al Kaida über einen Kamm zu scheren, kann auf der einen Weltseite der Auslöser für härtere Reaktionen gegen Palästinenser sein, jedoch gleichzeitig auch in vielen Bereichen der Welt für das Wachsen der Anhängerzahl von Al Kaida dienen.

Formulierungen wie „Krieg gegen Terror“ oder „Cihad“ zu verwenden, während gewollt wird, dass die Richtigkeit der Handlungen diskussionslos akzeptiert wird, ist in ethischer Hinsicht nicht annehmbar. Jene, die mit dieser Art Rhetoriken Gewalt anwenden, behaupten, dass ihre Handlungen über alle Zweifel erhaben seien. Doch mit den Bezeichnungen oder mit der den Interessen angepasste Beschreibung der Begriffe können die Diskussionen bezüglich der gemachten Handlungen, ob sie gerechtfertigt sind oder nicht, nicht ausgeblendet/unterdrückt werden. Es ist erforderlich, jede „Aktion“ von den anderen auseinanderzuhalten und mit einer analytischen Sichtweise zu untersuchen. Alle Aktionen mit einer einzigen Überschrift in eine Schublade zu stecken, ist infolge der Unterschiedlichkeit aller einzelnen Gründe und Ziele falsch. Zudem sollten jene, die der Meinung sind, dass diese Methode in der Führung der Öffentlichkeit dienlich ist, nicht vergessen, dass dies, ohne sich dessen bewusst zu sein, die Anzahl der Feinde vermehren kann.

 

Die rhetorische Verwendung des Begriffs „Cihad“

Zweifellos wurden viele der Islamischen Religion zugehörigen Begriffe – besonders auch „Cihad“ – rhetorisch verwendet. Doch für die Muslime gibt es einen wichtigen Unterschied zwischen den ontologischen Status [Anm. d. Übers.: plural] der Koranischen Begriffe und den von den Menschen angefertigten ontologischen Bezeichnungen der Begriffe. Wir können versuchen, die Bedeutung des Ausdrucks „Terror“ lediglich mit einer soziologischen Untersuchung festzustellen. Eine soziologische und geschichtliche Untersuchung zu machen und die politisch-gesellschaftlichen Beziehungen zu bestimmen ist auch ein Muss, um zu verstehen, wie die Islamische Terminologie verwendet wird. Doch Islamische Begriffe, die von „Terror“ unterschiedlich sind, wurden in einem Text – dem Koran – verwendet, worin wir die „wahren Bedeutungen“ der Ausdrücke lernen können. Es kann versucht werden, diese Begriffe mit einer folgerichtigen, hermeneutischen Vorgehensweise am Korantext zu dechiffrieren. Der Koranische Islam ist der Text, mit dem Gott mit den Menschen einen Kontakt herstellt, und die zentralste Aufgabe Mohammeds war, diese Botschaft den Menschen weiterzuleiten. Der Koran ist wegen der Göttlichen Quelle übermenschlich; doch seine Sprache, Buchstaben und Sätze sind für den Menschen. Die übermenschliche Dimension von ihm ist ein Garant für die „wahren Bedeutungen“ der religiösen Begriffe. Dass er für die Menschen ist, erfordert zwanghaft eine konsequente Vorgehensweise zu erschließen, damit diese „wahren Bedeutungen“ verstanden werden können. Jedoch sollten bei diesem Thema die Untersuchungen gemacht werden, ohne zu vergessen, dass menschliche Deutungen nicht wie die Göttliche Offenbarung unter Garantie stehen.

Auch wenn menschliche Belange, Missverständnisse, Einfluss alter Bräuche und politische Bedürfnisse zum Grund wurden, den Koran falsch zu verstehen, seine Bedeutung zu verwässern oder dass andere religiös gemachte Quellen (erfundene Ahadith oder Fatwas) den Vorrang erhalten; der Koran behält sein Dasein als das, die „wahren Bedeutungen“ tragendes Buch bei. Welch wichtige Unterschiede zwischen ihnen auch sein mögen, eine gemeinsame Eigenschaft der meisten Denker des Islam in der modernen Ära besteht darin, zu kritisieren, dass die Ahadith gegenüber der Autorität des Koran Vorrang erhält. Seyyid Ahmed Han, Muhammed Abduh, Resit Riza, Mehmed Akif, Ahmed Emin, Tevfik Sidki, Mahmud Ebu-Reyye, Muhammed el-Gazali und Fazlurrahman sind nur ein Teil dieser Denker.[19] Eigentlich lesen wir aus Islamischen Quellen, dass diese in der modernen Ära gemachten Kritiken auch in den ersten paar Jahrhunderten nach dem Tod des Propheten intensiv stattgefunden haben. Der hier zu beachtende Punkt ist, dass es nicht das von diesen Individuen kritisierte, elementare Thema ist, dass die Worte des Propheten Vorrang vor dem Koran erhalten oder ihn ersetzen; denn nach dem Islamischen Glauben macht der Prophet keine dem Koran widersprüchliche Aussage. Der kritisierte Punkt ist, dass die Menschen drei Jahrhunderte nach dem Ableben des Propheten selbst in die angefertigten, berühmtesten Hadith-Bücher fälschlicherweise, wissentlich oder aus politischen Gründen mehrere themenrelevante Gerüchte eingeschoben haben. (Unserer Meinung nach ist der entscheidenste Beweis dafür, dass ein Hadith erfunden ist, wenn er dem Koran widerspricht.) Der einzige Weg, die Probleme zu lösen, ist es eine folgerichtige, hermeneutische Vorgehensweise vorzubringen und dadurch besonders die aus politischen Gründen fabrizierten falschen Korandeutungen, Fatwas und erfundene Ahadith zu eliminieren, um die Haltung gegenüber den Themen des Islam wie Cihad, Krieg und Religionsfreiheit zu verdeutlichen.

Hasan Sabbah und die Haschaschinen (12. bis 13. Jahrhundert) sind ein berühmtes Beispiel dafür, wie die religiöse Terminologie für politische Zwecke rhetorisiert wird.[20] Auch in naher Vergangenheit wurden viele Beispiele der Rhetorisierung von religiösen Begriffen beobachtet. Die Führer der muslimischen Länder, die während dem Golfkrieg in 1991 an der von Amerika angeführten Koalition gegen Saddam Hüseyin teilnahmen, haben von Religionsgelehrten Fatwas eingeholt, um ihr Verhalten zu legitimieren.[21] Andererseits hat Usame bin Ladin den mit den Fatwas der Religionsgelehrten geführten Golfkrieg als einer der Gründe für seinen Kampf (Cihad) gegen Amerika gezeigt.[22] Diese Ereignisse sind nur wenige der unzähligen Beispiele der rhetorischen Verwendung von „Cihad“ und anderen Islamischen Begriffen. Überhaupt ist es sehr schwer, dass im Mittleren Osten, ohne die Verwendung der Islamischen Legitimationen, ein Krieg eröffnet, ein Kampf geführt wird. Der Grund hierfür ist, dass der Islam in der Kultur dieses Gebiets von der Annahme des Islam bis heute durchgehend das wichtigste Merkmal war. Selbst die Säkularsten haben religiöse Begriffe rhetorisch verwendet, um für sich die Unterstützung des Volkes zu erschließen, wenn das Gesprächsthema Krieg ist. David Rapoport schildert wie folgt, obgleich Saddam Hüseyin ein gegen die Fundamentalisten Krieg führender, säkularer Anführer war, wie er „Cihad“ gebraucht hat, um das irakische Volk zu mobilisieren, als es erforderlich wurde:

„Um die Heiligen Stätten Saudi Arabiens von den Teufeln und der Einnahme zu befreien und um die Kafir (die Westlichen) von diesen Ländern zu vertreiben, hat er einen Aufruf zum Cihad ausgerichtet. Während der Rede Hüseyins wechselte der Hintergrund seinen Platz, wobei ein farbiges Foto, das Hüseyin zeigt, wie er ohne Hemd die Moschee in Mekka küsst, zusammen mit einem anderen, worauf er in der heiligsten Moschee des Islam in Soldatenuniform betet, zu sehen ist. Die seit dem Beginn der Krise in August 1990 verwendete Sprache erhielt größere Intensität an religiösen Referenzen. Diese Fakten beinhalten sehr viele Ironien: Die von den Christen gegründete Partei Hüseyins hat seriöse Bemühungen gehabt, Irak zu einer säkularen Regierung zu bilden, und währenddessen Hüseyin diese Reden hielt, kam er erst kürzlich aus einem ziemlich kostspieligen Krieg gegen die Fundamentalisten heraus.“ [23]


Die koranische Bedeutung des Begriffs „Cihad“

Im Koran wird der Begriff „Cihad“ in den Bedeutungen „streben, bemühen“ verwendet. Die Äußerung „Cihad“ besitzt auch psychologische, intellektuelle und soziale Dimensionen. Die im Namen Gottes geführten Kriege werden auch als „Cihad“ benannt, weil diese Kriege das gegen die Feinde gezeigte Streben beinhalten.[24] Ein Koranvers, in dem das Wort „Cihad“ in dieser Bedeutung verwendet wird, lautet wie folgt:

9:41 Brecht ausgerüstet auf zum leichten und schweren Krieg und betreibt Cihad auf dem Wege Gottes mit eurem Vermögen und eurem Leben. Das ist besser für euch, wenn ihr es nur wüsstet! [25]


Auch die im Koran vorkommenden Wörter „Kital“ und „Harb“ werden gebraucht, um den Krieg zu beschreiben, doch in den über dieses Thema geschriebenen Artikeln und Büchern hat das Wort „Cihad“ einen Vorrang erhalten und die im Namen des Islam geführten Kriege wurden im Allgemeinen unter dieser Rubrik untersucht. Doch jemand, der im Islam das Thema „Krieg/Cihad“ untersucht, muss alle Verse im Koran berücksichtigen, in denen diese Wörter vorkommen.

Auch wenn es sich in der Praxis zumeist anders ergeben hat, so kann doch ausgesagt werden, dass die Muslime eine gemeinsame Überzeugung besitzen in den Kriegen zu kämpfen, die allein im Namen Gottes geführt werden, und dass sie nicht für ihre eigenen Interessen kriegen können. Der wichtigste Unterschied ergibt sich jedoch in der Frage, ob „Cihad“ ein von Muslimen angewandter Verteidigungskrieg oder ob er ein Angriffskrieg gegenüber anderen Religionsanhängern – nur aus dem Grund, dass sie dieser Religion angehören – ist. Wenn wir den Koran in seiner Gesamtheit behandeln, kann leicht verstanden werden, dass die Kriegsverse im Koran im Zusammenhang mit jenen steht, die gegenüber Muslimen den Krieg eröffnet haben. Zwei relevante Verse lauten wie folgt:

2:193 Und kriegt gegen sie, bis es keinen Unfrieden mehr gibt. Und wenn sie aufhören, dann gibt es keine Feindseligkeit außer gegen die Ungerechten. [26]

22:39 Erlaubnis zum Krieg wurde denjenigen erteilt, die bekriegt werden, weil ihnen Unrecht zugefügt wurde. Gewiss, Gott ist doch allmächtig, ihnen zum Sieg zu verhelfen. [27]


Wie gesehen werden kann, wurde im Koran nur der Krieg gegen den Angreifer erlaubt. Die Madhab [Anm. d. Übers.: Rechtsschule im Sunnismus] Hanafi und einige Fuqaha [Anm. d. Übers.: Rechtsgelehrte] der Hanbali und Maliki Madhabs teilen dieselbe Sichtweise. Nichtsdestoweniger haben die Schafi Madhab gemeinsam mit anderen Fuqaha der Madhabs Hanbali und Maliki die Angehörigkeit zu einem Glauben außerhalb des Islam als ausreichenden Kriegsgrund angesehen.[28] Die Religionsgelehrten der Schafi haben versucht, ihre Ansichten in diesem Thema mit dem 5. Vers aus der 9. Sure des Koran zu unterstützen:

9:5 Wenn die verbotenen Monate verflossen sind, dann tötet die Polytheisten, wo ihr sie trefft, ergreift sie, umzingelt sie und schneidet ihre Wege ab. [29]


Wenn dieser Vers jedoch in der Gesamtheit der zugehörigen Sure gelesen wird, so kann es leicht verstanden werden, dass dieser Vers sich gegen diejenigen richtet, die mit den Muslimen Krieg führen und die sich nicht an die Bedingungen der Abkommen halten. Schon den ersten Vers aus der Sure Tauba zu lesen, gewährleistet das Verständnis, dass die Kriegserlaubnis in dieser Sure sich nicht gegen alle außerhalb des Islam richtet, sondern gegen eine bestimmte Masse, die gegen den Propheten und seine Freunde kämpft:

9:1 Dies ist eine ausdrückliche Verwarnung Gottes und Seines Gesandten gegenüber den Polytheisten, mit denen ihr ein Abkommen unterzeichnet habt. [30]


Aus den späteren Versen der Sure Tauba wird klar verstanden, dass die erwähnten Personen den ersten Angriff verwirklicht haben:

9:12-13 Und wenn sie aber nach ihrem Abkommen ihre Eide erneut brechen und euren Glauben angreifen, dann bekämpft die Führer des Unglaubens. Denn sie sind solche, die keine Eide halten; vielleicht lassen sie ab. Wollt ihr denn nicht ein Volk bekämpfen, die ihre Eide brechen, versucht hatten, Gottes Gesandten aus seiner Wohnstätte zu vertreiben und zuerst mit Krieg begannen? Fürchtet ihr euch etwa vor ihnen? Gott ist es, Den ihr fürchten solltet, wenn ihr Gläubige seid. [31]


Wenn die Schafi Fuqaha den Vers nicht aus der Gesamtheit der Sure entrissen hätten, wären sie leicht zur Überzeugung gelangt, dass „Kafir“ zu sein kein Kriegsgrund sein kann.[32] Das wichtigste Prinzip, um eine folgerichtige, hermeneutische Vorgehensweise beim Koran darzulegen, ist, die Gesamtheit des Koran zu berücksichtigen und die Verse gemeinsam mit den früheren-späteren (siyak-sibak) Versen zu bewerten. Die Schafiiten haben versucht, ihre Thesen dadurch zu unterstützen, indem sie sagten, dass die Verse, welche das Kriegführen der Muslime an die Bedingung des Angegriffenwerdens festbinden, abrogiert worden seien (ihre Bestimmungen aufgehoben seien) und indem sie einige Ahadith benutzten.

Ahmet Özel äußert, dass die Aussage, die Verse bezüglich Cihad abrogierten einander, überhaupt keine wissenschaftliche Seite hat.[33] Die Behauptung, ein Teil des Koran hebe die Gültigkeit eines anderen auf (nasikh-mansukh), und die Rolle, welche die ahad-Ahadith in der religiösen bestimmenden Verfügung annehmen, gehört heutzutage zu den am intensivsten diskutierten Problemen im Islam. Da wir in unseren Händen keine Liste halten, die besagt, welche Verse abrogiert wurden oder nicht, haben diejenigen, die die Abrogation behaupten, das Auswahlrecht den Imamen [Anm. d. Übers.: religiöse Führer] der Madhabs überlassen. Muhammed Esed sagt, dass es für die Behauptung, im Koran gäbe es nasikh-mansukh, gar keine Koranische Quelle gibt und dass selbst nicht einmal ein diese Idee vertretender, zuverlässiger Hadith existiert.[34] Eine weitere, zu beachtende Vorschrift an diesem Punkt ist, dass aufgrund der Nasikh-Behauptungen versucht wurde, der Bestrafung ehebrechender Frauen durch Steinigung eine Grundlage zu geben, obwohl sie dem Koran vollkommen widerspricht. Falls wir in unserer hermeneutischen Vorgehensweise akzeptieren, beim Koran als Grundprinzip die Gesamtheit des Koran zu bewahren – wir denken, dass es so erforderlich ist -, so ist es nötig, sich gegen die Nasikh-Mansukh-Verfechter aufzulehnen, die sagen, dass ein Teil des Koran einen anderen Teil aufhebt, und die kein Kriterium hervorbringen, das alle annehmen können, um zu bestimmen, welche Teile abrogiert wurden. Damit einige Verse im Koran andere aufheben können, braucht es zwischen den Koranversen Uneinigkeiten. Diese Hypothese widerspricht den Versen, die bekunden, dass es im Koran keine Gegensätze gibt:

4:82 Denken sie etwa immer noch nicht gründlich über den Koran nach?! Und wäre er von einem anderen als Gott, hätten sie darin zweifellos viele Gegensätze (Widersprüche, Uneinigkeiten) gefunden.[35]


Außerdem gibt es, wie wir bereits zuvor betonten, sogar in den „zuverlässigsten“ Hadith-Büchern sehr viele erfundene Ahadith. Dieses Thema ist im Hinblick auf die Besprechungen in dieser Untersuchung besonders wichtig. Die Autorität der Fuqaha hat in der Praxis dem Koran gegenüber Vorrang erhalten. Denn sie meinen, dass die Verse abrogiert seien, die aber eigentlich ihren Auffassungen widersprechen, und sie wählen aus Bändern in einem viel größeren Volumen als der Koran Ahadith aus, die aus politischen Zielen erfunden wurden und die ihre eigenen Meinungen unterstützen. Die Deutungen dieser Fuqaha sollten wir unter Berücksichtigung der politischen Bedingungen zu ihrer Lebenszeit bewerten. Zu den Anfangszeiten des Islam wollten die Politiker das Potenzial der Menschen, die aufgrund Sippenstreitereien aufeinander herfielen, für neue Eroberungen ausnützen und diese Menschen gegen den Außenfeind Krieg führen lassen. Schließlich können wir sagen, dass die Entstehung der „Cihad“ Rhetorik eng mit den entwickelten, politischen Angelegenheiten zusammenhängt. Diese Rhetorik wurde nicht nur gegen Muslime verwendet; in vielen Situationen haben die Muslime einander als Kafir bezeichnend sich der „Cihad“ Rhetorik bedient, um die Massen gegen die Feinde zum Krieg bewegen zu können. Die Nasikh-Mansukh Behauptungen und die erfundenen Ahadith haben bei der Verschiebung der Bedeutung von „Cihad“ von der wahren Bedeutung im Koran zu „Krieg mit den Kafir“ eine wichtige Rolle gespielt; dies bedeutet in der Praxis hingegen dauerhafter Krieg.

Ein anderer Bereich der durch die erfundenen Ahadith, die Fatwas und die Behauptungen der Nasikh-Mansukh ermöglichten Probleme betreffen die Religionsfreiheit; Die Tötung der Muslime, die ihre Religion wechseln und es ablehnen, das Kontaktgebet zu verrichten und das Schlagen derjenigen, die Gottesdienste wie das Fasten nicht einhalten, sind von den besagten Lehren nur einige wenige. Hingegen lauten die Koranverse, die von der Grundlage der Religionsfreiheit sprechen, wie folgt:

2:256 In der Religion gibt es keinen Zwang. [36]

88:21-22 Nun aber ermahne-erinnere. Du bist nur ein Ermahner-Erinnerer. Du hast keine Gewalt oder Zwang über sie. [37]


Wenn es klar verstanden werden kann, dass es gemäß Islam kein Kriegsgrund ist, ein Angehöriger anderer Religionen zu sein und dass es im Islam keinen Zwang gibt, so wird dies für die Entwicklung der Kommunikation zwischen den Kulturen förderlich sein. Der Grund fürs erstere ist klar und deutlich, denn diese Behauptung (die Notwendigkeit, gegen Angehörige anderer Religionen Krieg zu führen) bedeutet, dauerhaft im Kriegszustand zu sein, was die Kommunikation unmöglich macht. Der Grund des zweiten hingegen ist gemäß dem ersten Grund indirekt. In erster Hinsicht erscheint dies als ein nur in islamischen Gesellschaften auftauchendes, inneres Problem. Es sollte jedoch nicht vergessen werden, dass es eine religiöse Pflicht ist, die Menschen zum Weg Gottes zu rufen (teblig).[38] Wenn einerseits die „Anderen“ zum Islam gerufen und andererseits die Apostaten in muslimischen Ländern getötet werden, kann es unter diesen Bedingungen nicht möglich sein, eine Kommunikation aufzubauen. (Einen zum Christentum Konvertierten wollte mensch Anfangs 2006 in Afghanistan wegen dieser Art von Verständnis töten.) Das falsche Verständnis von Cihad und der Glaubenszwang, die trotz der Koranverse in einer religiösen Verpackung präsentiert wurden, führen uns zur kommunikativen Pathologie. Dass eine Welt, in der zwischen den Kulturen keine Kommunikation hergestellt werden kann, eine mit Gewallt gefüllte sein wird, ist nicht allzu schwer vorauszusehen.

 

Koran und Kriegsethik

Es werden viele Diskussionen darüber geführt, ob die Koranische Vorgehensweise beim Krieg in ethischer Hinsicht annehmbar ist oder nicht. Die Haltung gegenüber des „Anderen“ – außer dem Ansatz des Friedenszustands – kann, wie wir bald zeigen, auf vier verschiedene Arten erfolgen. Eine Person, die die Ansicht vertritt, dass die Koranische Vorgehensweise nicht annehmbar ist, sollte zeigen, welche der anderen Alternativen richtiger ist. Wir sind der Überzeugung, dass die Haltung des Koran gegenüber Krieg -nicht die durch die gesamte Geschichte erlebte Haltung aller Muslime – aus ethischer Sicht akzeptabel und für einen gesunden Menschenverstand die angemessenste Vorgehensweise ist. Die besagten vier unterschiedlichen Vorgehensweisen sind wie folgt:

1- Ohne einen rationalen oder plausiblen Grund Krieg zu führen: Diese Situation steht, wie wir zuvor gezeigt haben, im Widerspruch zum Koran. In der Geschichte stehen die Thuggee mit einem entsprechenden Beispiel für diese Art von Benehmen. Sie haben nebst Verwandten und vielen Unschuldigen jene, die sie als Gelübde für die Göttin Kali fingen, getötet.[39] Es wird geschätzt, dass sie in den 1200 Jahren, in denen die Thugs ihre Existenz fortführten, bis zu einer Million Menschen getötet haben.[40]

2- Für rationale Gründe Krieg zu führen: Es besteht kein Zweifel, dass im Allgemeinen rationale Gründe wie ökonomische Interessen den wichtigsten Grund für die Kriege bilden. Jene, die aus rationalen Gründen Krieg führen, abgesehen von ihrer Sorge um Gerechtigkeit oder Ungerechtigkeit, kämpfen hauptsächlich, um Macht zu gewinnen und die gewonnene Macht aufrechtzuerhalten. Obwohl diese Vorgehensweise durch die Geschichte hindurch weit verbreitet Anwendung fand, wurde sie im Generellen aus philosophischer Sicht nicht gutgeheißen. Machiavelli wurde durch die offenkundige Unterstützung dieser Vorgehensweise berühmt[41] und nach ihm wurden in vielen philosophischen Ansätzen ähnliche Ideen ausgedrückt (z. B. im Sozialdarwinismus). Die Koranverse, die nur die Erlaubnis zum Krieg gegen einen Angriff erteilen (wie 22:39), sanktionieren diesen Ansatz nicht. Doch wie es in den Beispielen, die wir bislang untersucht haben, zu sehen war, wurde die Autorität des Koran, als Ergebnis seiner Verwendung für politische Belange der Religion, durch die Deutungen der Fuqaha und ihren Nasikh-Mansukh Behauptungen und ihr Gebrauch erfundener Ahadith überschritten. In vielen Situationen, bei denen das Volk zum Krieg ermutigt wurde, wurden die immer an Interessen angelehnten rationalen Gründe mit der religiösen Rhetorik verschleiert und es wurde verfochten, dass der Krieg an vernünftige Gründe anlehne.

3- Pazifismus unter allen Bedingungen: Der Koran gibt der Vergebung gegenüber der Bestrafung Vorrang und ist gleichzeitig gegen einen absoluten Pazifismus. Dies können wir aus den unten zitierten Versen verstehen:

41:34 Gut und Böse können nicht gleich sein. Wehre (das Böse) in bester Art ab und du wirst dann sehen, dass derjenige, zwischen dem und dir Feindschaft war, wie ein warmer Freund wird. [42]

42:43 Wer sich in Geduld übt und verzeiht, gewiss, dies gehört zur sich lohnenden Entschiedenheit in den Angelegenheiten. [43]


Der Koran gibt der Vergebung Vorrang, billigt jedoch nicht, in jeder Situation passiv zu sein. Der individuell – wie im Beispiel von Ghandi – oder der von einer kleinen Gesellschaft angewandte Pazifismus sollte vom Pazifismus einer Gesellschaft, die total zu vernichten versucht wird, unter unterschiedlichen Perspektiven behandelt werden. Als die Muslime angegriffen wurden, mit der Absicht, sie zu vernichten, wurden sie zum Krieg aufgerufen. Ein absoluter Pazifismus wird die Widerspenstigkeit der Angreifer erhöhen und bedeutet auch, zu erlauben, dass Kinder, Frauen und Ältere getötet werden. Deshalb ist solch ein Pazifismus sowohl gegen den gesunden Menschenverstand als auch problematisch in ethischer Hinsicht.

4- Für vernünftige Gründe Krieg zu führen: Die Koranverse erlauben den Krieg in einer Situation, in der vernünftige Gründe vorhanden sind, und dieser vernünftige Grund ist, angegriffen zu werden. (Jene, die den Krieg gegen alle Nichtmuslime für legitim erachten, haben die Suche nach vernünftigen Gründen sinnlos gemacht und haben dadurch die Freiheit erlangt, den Krieg gegen diejenigen zu führen, gegen die sie wollen.) Die Koranische Haltung, die Kriegserlaubnis abhängig von Angriff zu erteilen, ist aus ethischer Sicht innerhalb der oben aufgezählten Möglichkeiten die für den gesunden Menschenverstand geeignetste und folgerichtigste. Auch im internationalen Recht wird die Notwehr unter den natürlichsten Rechten der Menschen aufgezählt. Laut Artikel 51 im Abkommen der Vereinten Nationen besitzen diejenigen, die angegriffen werden, das Recht zur Notwehr.[44]

Es hat sicher solche gegeben, die sich darüber wunderten, wieso im Koran, selbst wenn es im Kriegszustand sein sollte, Formulierungen über die Erlaubnis zum Töten von Menschen vorkommen. Dass eine realistische Religion Aussagen über ungewollte aber manchmal unvermeidbare Situationen wie Krieg macht, ist sehr wichtig. Der Islam hat das Töten verboten; wenn folglich im Koran der Krieg nicht als eine Ausnahmesituation bezüglich Töten gezeigt worden wäre, dann hätte mensch zur Schlussfolgerung gelangen können, dass der Islam einen absoluten Pazifismus unterstützt.

Nebst der Bedingung, dass zuerst die andere Seite angreift, um Krieg führen zu dürfen, gibt es auch weitere wichtige Punkte, die das Thema „Krieg“ betreffen. Einer dieser wichtigsten ist es, dass es außerhalb Mohammed keinen Mensch gibt, dessen Entscheidungen mit Offenbarung bestätigt werden. Deshalb kann kein Mensch behaupten, in einer epistemologisch unterschiedlichen Lage zu sein, und verfechten, dass seine Entscheidungen bezüglich Krieg unantastbar seien. In der Geschichte haben viele religiöse Autoritäten unterschiedlicher Religionen behauptet, dass sie vom Rest des Volkes eine differierende epistemologische Stellung haben. Zum Beispiel hat die Kirche erklärt, dass ihre epistemologische Position von der Gesellschaft anders sei, indem sie behauptete, unter dem Schutze des Heiligen Geistes (Gabriel) zu stehen, und damit versucht, die Richtigkeit all ihrer Entscheidungen und Ansichten zu fundieren. Obwohl der Koran solch ein Benehmen nicht billigt, gab es sicher auch in der Islamischen Welt jene, die ähnliche Behauptungen aufstellten. Einige Menschen wurden als Heilige angesehen und dass sie deshalb ein in ihren epistemologischen Stellungen vom Volk unerreichbares, spezielles Wissen besitzen, und es wurde verfochten, dass alle Entscheidungen dieser Personen unumstritten angenommen werden sollten. Wenn eine Person nebst der Behauptungen der Heiligkeit auch noch als Mahdi akzeptiert wird, dann wird sich die Anhänglichkeit ihm gegenüber noch vergrößern. Diese Glaubensarten wurden und könnten auch zukünftig zum Grund werden, dass die Kriegserklärungen dieser in einer speziellen Position geglaubten Personen unumstritten als richtig akzeptiert und die Diskussionen unterlassen werden, ob diese Kriege gegensätzlich/übereinstimmend zum Koran oder gerecht/ungerecht sind.

Der Glaube, dass eine Persönlichkeit wie der Mahdi gegen das Weltende erscheinen wird und den Islam zum Sieg führen wird, indem er gegen die Ungläubigen kämpft, gibt es sowohl im Sunnismus als auch im Schiitentum. Die Schiiten – generell gesehen – behaupten, dass sich diese Persönlichkeit seit einer langen Zeit von über 1100 Jahren versteckt. Die Angelegenheit des Mahdi ist im Schiitentum dermaßen wichtig, dass diese selbst im Glauben, dass Khomeini sein Vertreter sei, bis der Mahdi erscheint, eine Rolle gespielt hat. Dies, damit ‚Ayatollah‘ Khomeini in Wahrheit genug Macht besitzt, eine Revolution zu führen. Im Sunnismus hingegen haben Tausende Führer von verschiedenen Gemeinden sich selbst als Mahdi ausgerufen. Die Person, die als Mahdi angesehen wird, gewinnt über seine Anhänger eine große politische Macht. Aus der Weberschen Perspektive betrachtet sind die Mahdi die absolutesten Modelle von charismatischen Autoritäten. Der bei Diskussionen über die Ursprünge des Terrorismus immer erwähnte Hasan Sabbah hat auch diesen Glauben ausgenutzt.[45] Im Koran gibt es dagegen nicht einen einzelnen Vers über den Mahdi. Die meisten der modernen Untersuchungen über die Ahadith haben bewiesen, dass die Ahadith bezüglich Mahdi erfunden sind und für politische Zwecke aufgeworfen wurden.[46] Wenn wir in Erinnerung halten, dass Gerüchte verbreitet werden, dass Usame bin Laden der Mahdi sein könnte, dann kann die Wichtigkeit des Themas vielleicht besser verstanden werden.[47] Letzten Endes genehmigt der Koran nicht, dass irgendein Mensch nach Mohammed epistemologisch gesehen eine Sonderstellung einnehme. Folglich kann eine ungerechte Kriegserklärung nicht dadurch legitimiert werden, indem einigen Menschen gehobene epistemologische Eigenschaften zugeschrieben werden.

Zusammen mit den Bedingungen für eine Kriegseröffnung im Hinblick auf die Kriegsmoral ist auch die Art der Kriegsführung (jus in bello; Recht im Krieg) wichtig. So wie in einem, trotz aus vernünftigen Gründen begonnenen Krieg ungerechte Aktionen begangen werden können, so kann auch ein ungerecht begonnener Krieg trotzdem auf eine gerechte Weise fortgeführt werden. Folgender Koranvers sollte berücksichtigt werden, wenn auf das Thema der Art der Kriegsführung aufmerksam gemacht wird:

2:190 Und kämpft auf dem Weg Gottes gegen jene, die euch bekämpfen, doch überschreitet das Maß nicht, denn Gott liebt die Maßlosen nicht.[48]


Wie deutlich gesehen werden kann, sagt der Koran nicht, während er die Erlaubnis zum Krieg gegen die Angreifer erteilt, dass nach Kriegsbeginn alle Wege zulässig sind, sondern ermahnt im Gegenteil dazu, im Kriegszustand das Maß nicht zu übertreten. Jeder Krieg bildet ein neues Phänomen. Auch der Unterschied zwischen alten und neuen Kriegsmitteln erschwert die Diskussion, wie der Krieg geführt werden soll. Dass der Koran hinsichtlich der Kriegsführung außer bestimmten Grundprinzipien keine Einzelheiten gibt, ermöglicht die Flexibilität, für die Bedingungen der Zeit angemessene Methoden zu entwickeln. Wie es John Kelsay, der das Thema „Islam und Krieg“ aus der vergleichenden Sicht der Arbeiten über Moral behandelt, sagt: „Der Beitrag der Islamischen Welt für die Bedingungen, wie der moderne Krieg geführt werden sollte, ist immer noch in Entwicklung.“[49] Die Formulierungen im Koran, die wir auf den kommenden Seiten behandeln werden und die zeigen, dass Abkommen mit allen „Anderen“ gemacht werden kann, können mit dem Thema bezüglich der Kriegsführung vereint werden.

So wie es im Koran Prinzipen bezüglich Kriegseröffnung und -führung gibt, wird auch ausgesagt, dass der Krieg nicht fortgeführt werden soll, wenn die Gegnerseite den Frieden will. Zwei Verse hinsichtlich dieses Themas lauten wie folgt:

8:61 Und wenn sie zum Frieden geneigt sind, so sei auch du ihm geneigt und vertraue auf Gott. Er ist der Allhörende, der Allwissende. [50]

60:8 Gott verbietet euch nicht, gegen jene, die euch des Glaubens wegen nicht bekämpfen und euch nicht aus euren Heimstätten vertreiben, gütig zu sein und gegen sie gerecht zu handeln. Denn Gott liebt jene, die gerecht handeln. [51]


Wir können sagen, dass der Islam in derselben Richtung Befehle erteilt hat, wie es John Rawls – die meisten, die über Kriegsmoral schrieben, teilen dieselben Ansichten – sagt: „Keine Regierung hat das Recht zum Krieg aufgrund rationaler Gründe, außer wenn vernünftige Gründe existieren.“[52] Wir müssen allerdings zwischen den Muslimen und dem Islam eine klare Unterscheidung vornehmen. Ganz gleich, wie sehr die Muslime die Folger der Religion des Islam sein können, haben auch sie schlussendlich rationale Interessen, die bei den meisten häufig vor die religiösen Pflichten treten; eigentlich waren es meistens die Interessen der politischen Elite, die das Volk mobilisiert haben. Die Fuqaha und Muftis haben auch in vielen Situationen, in denen der Krieg rationale Gründe hatte, Fatwas erteilt, die besagen, dass die Kriege aus religiösen Gründen notwendig seien. Diese Fatwas zu erhalten war wichtig, denn dadurch konnte der Krieg in den Augen des in den Krieg ziehenden Volkes legitimiert werden. Außerdem nutzten sie die Ontologie und die Eschatologie des Islam aus, um die Menschen zu mobilisieren. Laut der Islamischen Ontologie und Eschatologie gibt es nur Einen Gott, der alles erschaffen hat und allmächtig ist. Gott hat nach dieser Welt im Jenseits ein ewiges Leben vorbereitet und jedermanns Platz im Leben im Jenseits wird durch die in dieser Welt begangenen Taten bestimmt. Gemäß Islam wird den Märtyrern, die im Krieg fallen, der im Namen Gottes geführt wurde, im Jenseits das Paradies verheißen. Abschließend beinhaltet der Islam eine Ontologie und Eschatologie, welche die aus den weltlichen Belangen gegründeten schädlichen Absichten bewältigt. Nach dem Islamischen Glauben werden die Märtyrer die Möglichkeit gewinnen, ein vollkommenes ewiges Leben zu führen, indem sie ihr kurzes weltliches Leben aufgeben. Diejenigen, die wegen ihrer rationellen Macht Krieg führen wollen, haben diese Ontologie und Eschatologie benutzt, um zu versuchen, die Massen für den Krieg zu mobilisieren. Als Ergebnis wurde Cihad als ein Überzeugungsmechanismus verwendet und dies ist der Grund, wieso wir sagen, dass Cihad als eine Rhetorik benutzt wurde.

 

Abkommen und kommunikative Handlung gemäß Koran

Kant, der das Verständnis von Hobbes verfolgt, sagt: „Der Friedenszustand unter Menschen, die neben einander leben, ist kein Naturstand (status naturalis), der vielmehr ein Zustand des Krieges ist, das ist wenn gleich nicht immer ein Ausbruch der Feindseligkeiten, doch immerwährende Bedrohung mit denselben. Der fortwährende Friedenszustand muss also gestiftet werden.“[53] Es ist unmöglich, in einer Welt, in der die Kriege die schmerzhaften aber unvermeidbaren Wahrheiten der Menschheit sind, die Entwicklung einer friedlichen Umgebung zu gewährleisten und die Kriege zu überwinden, wenn keine ergiebige Kommunikation vorhanden ist. Deswegen ist es äußerst wichtig, die Ansichten über das Thema im Islam, eine Kommunikation mit den „Anderen“ und besonders mit dem Feind herzustellen, zu verstehen.

Der Prophet Mohammed hat das Abkommen von Hudeybiye mit den Polytheisten unterzeichnet und trotz einiger Unzufriedenheiten der Muslime in seiner Umgebung hat er dieses Abkommen eingehalten.[54] Aber als die Polytheisten das Abkommen brachen, haben auch die Muslime aufgehört, den Vertrag zu erfüllen. Selbst in dieser Situation haben die Muslime nicht den Vertrag gegenüber allen Polytheisten gebrochen und sich gegenüber den Polytheisten, die sich immer noch ans Abkommen hielten, dem Abkommen entsprechend verhalten.[55] Diese Situation wird in diesem Vers deutlich gesehen:

9:4 Davon sind diejenigen Polytheisten ausgenommen, mit denen ihr ein Abkommen habt und die nichts ausgelassen und die keine anderen gegen euch unterstützt haben. Diesen gegenüber haltet den Vertrag bis zum Ablauf der Frist ein. Gott liebt die Rechtschaffenen. [56]


Die Koranverse, welche die Muslime ermahnen, ihre Versprechungen/Eide zu erfüllen, sind sehr wichtig, da sie die Bedeutung zeigen, dass die Muslime gegenüber ihrem unterzeichneten Abkommen treu bleiben müssen. Der untere Vers ist auch ein Beispiel dafür:

17:34 Und seid euren Verträgen treu! Denn die Verträge sind eine Verantwortung. [57]


Dass die Muslime die gemachten Abkommen erfüllen müssen trägt eine dermaßen große Bedeutung, dass selbst dann die vorher gemachten Abkommen berücksichtigt werden müssen, wenn sie anderen Muslimen helfen wollen. Zwei relevante Verse lauten wie folgt:

4:90 Nur diejenigen, die Zuflucht bei einem Volk suchen, mit denen ihr ein Abkommen habt, oder die zu euch kommen, weil ihre Herzen davor zurückschrecken sowohl gegen euch als auch gegen ihr eigenes Volk zu kämpfen, sind unverletzlich. Und hätte Gott gewollt, hätte Er sie gegen euch aufgebracht, damit sie sicherlich gegen euch gekämpft hätten. Darum, wenn sie sich von euch fernhalten und nicht gegen euch kämpfen, sondern euch Frieden bieten, dann hat Gott euch keinen Grund gegen sie gegeben. [58]

8:72 Wahrlich, die Gläubigen und die Auswanderer und jene, die mit ihrem Gut und ihrem Leben auf dem Wege Gottes Cihad betreiben, und jene, die den Auswanderern Herberge und Hilfe geben – diese sind einander Freund. Für den Schutz derjenigen aber, die glaubten, jedoch nicht ausgewandert sind, seid ihr keineswegs verantwortlich, bis sie auswandern. Aber wenn sie in Glaubensangelegenheit eure Hilfe suchen, dann ist das Helfen eure Pflicht, (es sei denn) gegen ein Volk, zwischen dem und euch ein Bündnis besteht. Und Gott sieht euer Tun. [59]


Es wurde nicht ausreichend verstanden, dass die über die Abkommen gemachte Betonung im Koran für die heutigen Angelegenheiten sehr wichtig sein kann. Dies zu betonen ist einer der Gründe für das Schreiben dieses Artikels. Aus den Koranversen ist zu sehen, dass sogar mit denen ein Abkommen gemacht wurde, die die Feinde des Propheten waren, und dass die Muslime sich den Bedingungen dieses Abkommens angepasst haben. Das davon abzuleitende Prinzip ist es, dass es keinen Feind gibt, mit dem die Muslime niemals zu einer Übereinkunft gelangen könnten; die Identität des Feindes kann nicht als Grund akzeptiert werden, kein Abkommen zu machen.

Laut Islam war der Prophet unter dem besonderen Schutze Gottes und seine Richtigkeit gegen seinen Feind wird mittels Offenbarung (Koran) von Gott bestätigt. Die Ansicht, dass es außer ihm jemanden gäbe, der eine epistemologische Sonderstellung besitzt, kann nicht mit dem Koran unterstützt werden. Das daraus ergebende Fazit ist, dass kein Mensch mit seinem Charisma über die Massen an die Stelle der Koranangaben treten, die den Frieden dem Krieg vorziehen, und die Abkommen, die bei der Herstellung und Sicherung einer friedlichen Umgebung ein Hilfsmittel sein kann, aussetzen lassen darf. Dass diese Person eine aus der Geschichte stammende Person oder dass sie eine lebende charismatische Persönlichkeit ist, ändert nichts an der Situation.

Außerdem ist jede Uneinigkeit ein neues Phänomen. Die Ähnlichkeiten vorhandener Uneinigkeiten zu den im Koran geschilderten Ereignissen müssen auf jeden Fall berücksichtig und bewertet werden. Es sollte allerdings nicht vergessen werden, dass diese Ereignisse nicht vollkommen mit den im Koran besprochenen geschichtlichen Phänomenen übereinstimmen. Die Kriegserklärung im Notfall ist nur dann möglich, wenn die Hauptprinzipien im Koran als Grundlage eingehalten werden. Doch die Kriegserklärungen zur Zeit des Propheten und die außerdem gemachten menschlichen Behauptungen, dass der Krieg nötig sei, sind nicht mit derselben Sicherheit richtig, denn beim Zweiten gibt es keine Göttliche Offenbarung. Da mit dem Koran die Offenbarung, die zu den Muslimen kam, beendet wurde, kann fortan keine Cihaderklärung wie die zur Zeit des Propheten unbestreitbar sein. Das aus diesem Zustand abzuleitendes Ergebnis ist die Notwendigkeit, dass die Muslime eine kritische Haltung entwickeln müssen gegenüber Kommentaren, dass der Krieg nötig sei. Diese Sichtweise ist äußerst wichtig, damit die rhetorisierte Verwendung der religiösen Begriffe wegen politischen und individuellen Belangen vermieden werden kann.

Die Muslime glauben aufgrund ihrer Ontologien und ihrer epistemologischen Annäherung gegenüber der Offenbarung an die Existenz universaler Wahrheiten. An diesem Punkt ist die Vorgehensweise der Muslime unterschiedlich zu der von Habermas, der die übermäßigen ontologischen Wahrheiten nicht akzeptiert. Doch auch die Muslime wissen, dass die von ihnen akzeptierten universalen Wahrheiten nicht von jedem als Wahrheiten akzeptiert sein werden. Ist es dann möglich, dass die Muslime mit den „Anderen“ eine Kommunikation aufbauen? Die oben zitierten Verse zeigen, dass dies möglich ist und wenn erforderlich, selbst mit dem Feind eine Kommunikation hergestellt werden kann. Abkommen zu machen bedeutet, mit dem „Anderen“ mittels Sprache in Kontakt zu treten, zu akzeptieren, dass der „Andere“ als der „Andere“ bleiben wird (dies widerspricht dem Verständnis der Schafi vollkommen), trotz der verschiedenen Ontologie und Epistemologie des „Anderen“ einen Kompromiss einzugehen und den übereingekommenen Punkten treu zu bleiben. In der Philosophie ist die Formulierung „kommunikative Handlung“ am meisten durch Habermas berühmt geworden; seiner Meinung nach sollte die Sprache für die „kommunikative Handlung“ als Instrument gebraucht werden, um zur Lösung zu gelangen, und die Parteien sollten es anstreben, zu einer Einigung zu gelangen.[60] Zur Einigung zu gelangen ist der geforderte, am Schluss des kommunikativen Prozesses zu erreichende Zweck. Deswegen ist es von besonderer Wichtigkeit, dass im Koran die Möglichkeit des Abkommens mit den „Anderen“ betont wird, denn dadurch wird die Legitimität und Notwendigkeit des Ablaufs vor der Übereinkunft auf eine klare Weise verdeutlicht.

 

Der Unterschied zwischen Quelle und mobilisierendes Merkmal zu sein

Rapoport hat Recht, wenn er sagt, dass Religionen sowohl Gewalt vermindernde als auch Gewalt fördernde Aspekte haben.[61] Dennoch denken wir entgegen vieler Leute, dass die Behauptung, die Quelle der meisten Kriege in der Geschichte seien die Religionen, ungerechtfertigt ist. Der erste zu beachtende Punkt ist, dass ein Großteil der geschriebenen Geschichte eine Geschichte der Kriege ist und dass es zweifellos viele mutmaßlich vorhandene Kriege gibt, die aufhörten, doch davon wird in den Geschichtsbüchern nicht geschrieben. Falls die Schuld der ausgebrochenen Kriege den Religionen zugeschrieben wird, sollten dann nicht auch die Religionen für die verhinderten Kriege gelobt werden? Wenn religiöse Institutionen verantwortlich für die Kriege sind, sind sie dann nicht auch verantwortlich für den Frieden? Jene, die die Schuld der geführten Kriege den Religionen zuschreiben, verweigern den Religionen das Lob für die gestoppten/verhinderten Kriege; weil die Geschichtsbücher sowieso fast keine Informationen der verhinderten Kriege beinhalten, ist dies auch nicht allzu möglich. Da nur die Geschichte der eingetretenen Kriege bekannt ist, ist es aus diskursiver Sicht schwer, eine unterschiedliche Sichtweise zu entwickeln. Zudem ist der zu erinnernde Punkt der, dass das 20. Jahrhundert die Zeit war, in der die Religionen in der bekannten Geschichte den kleinsten Einfluss auf das Volk hatten, in der aber die Anzahl der Menschen, die in den Kriegen gestorben sind, die höchste ist. Im Großteil der Menschheitsgeschichte war das wichtigste Merkmal, das dem menschlichen Leben eine Richtung gab, die Religion. Aus diesem Grund ist es, dass mensch sich gezwungen sah, religiöse Rhetorik zu gebrauchen, um die Massen zum Krieg zu mobilisieren, ganz gleich, welche die wahren Gründe für die Kriege waren. Wäre in vielen Situationen diese Rhetorik nicht gewesen, wäre Krieg unmöglich gewesen. So wie es die Historiker in unzähligen Ereignissen gezeigt haben, liegt die Hauptursache für viele aus religiöser Rhetorik geführte Kriege im Wunsch, die ökonomische und politische Macht zu erweitern. Wie bereits Hans Morgenthau mit seiner Theorie des „politischen Realismus“ (political realism) vorgebracht hat, sind die Machtkalküle der Menschen, die nicht rational, objektiv und emotional sind, die wahre Quelle des Krieges geworden.[62]

Die Religionsmoral, welche die Vorgehensweise des die ethischen Besorgnisse nicht mitberücksichtigenden politischen Realismus behindert, wurde im Allgemeinen mit den Interpretationen der „Religionsgelehrten“ überwunden und die engen Beziehungen zwischen diesen „Religionsgelehrten“ und den politischen Autoritäten haben darin eine wichtige Rolle gespielt. Kant nimmt die Unterscheidung zwischen dem „moralischen Politiker“ und dem „politischen Moralisten“ vor. Der erstere von beiden ist die Person, die die politischen Prinzipien der Moral so kommentiert, dass sie der Moral entspricht. Der andere hingegen ändert die moralischen Regeln so, dass sie zu seinem eigenen Vorteil sind.[63] Die Hauptabsichten der „politischen Moralisten“ sind die Maxime die Macht des „politischen Realismus“ zu sichern und zu erweitern. Die rhetorisch verwendeten religiösen Begriffe wurden in den Händen der „politischen Moralisten“ als Instrumente des „politischen Realismus“ gebraucht. Deshalb können wir sagen, dass in vielen Beispielen, von denen geglaubt wird, dass die Kriege im Namen der Religion geführt wurden, eigentlich die religiöse Rhetorik verwendet wurde, um die Massen lediglich zu mobilisieren. Obwohl es Fälle gibt, in denen die ethischen Werte gesiegt haben, wurde die Gegebenheit, wie bereits oben erwähnt, dass die Geschichte eigentlich eine Geschichte der Kriege ist, zum Grund, dass diese Beispiele nicht so sehr Aufmerksamkeit erlangt haben. Nach unserer Auffassung ist die religiöse Vorgehensweise gegenüber der des „politischen Realismus“ in der Absicht, den Weltfrieden herzustellen, um einiges vorteilhafter. Denn die erste besagt, dass es wichtigere Belange gibt als weltliche Interessen, wohingegen die zweite aussagt, dass wenn nötig Krieg geführt werden soll, um Macht zu erlangen, und dass das Ziel des Machtgewinns in dieser Welt ohne die Berücksichtigung emotionaler Vorgehensweisen wie ethische Werte verwirklicht werden soll. Deshalb ist es eine Notwendigkeit, dass im kommunikativen Prozess, der für die Entstehung der für das Herstellen und Sichern des Friedens nützlichen Institutionen erforderlich ist, aus allen großen Weltreligionen Nutzen gezogen wird, entgegengesetzt zur Vorgehensweise der „politischen Realisten“. Denn diese scheut sich nicht davor, den Weltfrieden in Gefahr zu bringen wegen rationalen Berechnungen wie ökonomische Interessen.

Wir denken, dass das Thema, ob der Islam in Gewalthandlungen die Quelle oder das Mobilisierungsmerkmal ist, gut differenziert werden sollte. Wir beobachten, dass viele Personen ohne diese Differenzierung vorzunehmen den Islam in vielen Ereignissen als Quelle der Gewalt zeigen, bei denen der Islam als Bestandteil der Mobilisierung verwendet wird. Dass der Islam die Quelle der Gewalt ist, heißt, dass die Gewalt nur aufgrund dessen ersteht, weil sie vom Islam befohlen wird. Denn der Islam ist für die Muslime die Quelle bezüglich vieler Handlungen und Verbote, wie z. B. der Befehle wie „verrichtet das Kontaktgebet“ und „fastet“ und der Verbote wie „esst kein Schweinefleisch“; der „ausreichende Grund“ der erwähnten Befehle ist der Islam. Die einzige Quelle, welche gewährleistet, dass das besagte Benehmen der Muslime eingehalten wird und dass sie von den Verboten fern bleiben, ist der Islam. Wenn wir allein die von Muslimen geführten Verteidigungskriege außer Acht lassen, können wir sagen, dass beinah hinter allen Kriegen ein ökonomischer oder politischer Grund lag. Selbst bei den vielen Verteidigungskriegen, welche die Muslime führten, können wir nicht sagen, dass der Islam wie im Sinne der Befehle „beten“ und „fasten“ die Quelle war. Wenn auch viele angegriffene Völker nicht Muslime waren, kann allemal gesagt werden, dass diese bei einem Angriff einen Verteidigungskrieg beginnen werden. Wenn außerdem bestimmte politische oder ökonomische Probleme nicht erlebt worden wären, wären die meisten der Kriege, von denen angenommen wird, sie seien im Namen des Islam geführt worden, gar nicht eingetroffen. Das heißt, der Islam ist nicht der „ausreichende Grund“ dieser Kriege. Eigentlich ist der Islam meist nicht die Quelle der mit der islamischen Rhetorik geführten Kriege und Gewalthandlungen; jedoch wurde er als Mobilisierungselement verwendet.

Nebst den auf dem Weg der Kommunikationsherstellung zwischen den Kulturen unter die Lupe zu nehmenden theologischen, moralischen und philosophischen Problemen, sollte auch versucht werden, die konkreten Fragen der zentralen Probleme zu lösen. Laut Huntington ist das Hauptproblem zwischen den Kulturen nicht ökonomischer Herkunft, sondern kultureller und religiöser, das heißt, der Grund für den Zusammenprall der Kulturen ist, verschiedenen Religionen anzugehören.[64] Dieser Ansatz ist eine Ursache dafür, dass die ökonomische Dimension der Probleme zwischen dem Westen und den muslimischen Ländern nicht ausreichend verstanden werden kann. Habermas lehnt die Vorgehensweise von Huntington ab, denn er ist der Überzeugung, dass der Grund der aus der Globalisierung entstandenen Kommunikationsprobleme nicht die Kultur, sondern die Ökonomie ist.[65] Die muslimischen Länder sind unter den ärmsten Ländern der Welt, obwohl sie im Besitz der reichsten Erdgas- und Erdölquellen der Welt sind. Obwohl 22% der Weltbevölkerung muslimisch ist, werden nur 3.8% der Erträge auf der Welt von Muslimen produziert.[66] Bei einem wichtigen Teil der Muslime, die denken, dass sie ökonomisch gesehen ausgebeutet werden und dass ihnen in Palästina Unrecht getan wird, hat sich gegen den Westen ein Gefühl des Hasses gebildet. (In diesem Artikel wird nicht darüber diskutiert, ob die Muslime ökonomisch ausgebeutet werden oder nicht oder ob ihnen in Palästina Unrecht getan wird oder nicht. Es ist aber klar, dass ganz egal, wie die Vorgehensweise in diesen Themen auch aussieht, ohne die allgemeine Mentalität der Mehrheit der Muslime zu verstehen, kein kommunikatives Verfahren entwickelt werden kann, das die Probleme lösen wird.) Das Hassgefühl beschädigt die Kommunikation zwischen den Kulturen und dieses Gefühl wird von den Gewalthandlungen verwirklichenden Gruppen oder Regierungen genutzt.

So wie auch Habermas darauf aufmerksam macht, können wir sagen, dass die elementarsten Probleme der gegen muslimische Regierungen gerichteten oder im Namen des Islam begangenen Gewalthandlungen ökonomische Angelegenheiten sind. Wird aus aus der Perspektive der Glaubens- und Kulturerben betrachtet, entstammen alle beide dem abrahamitischen Brauch. Die westliche und islamische Kultur sind einander viel näher, als viele der anderen Kulturen der Welt. Wenn einige islamische Gruppen gegen den Westen – wie Huntington andeutete – nur aufgrund des Religions- und Kulturunterschieds Gewalt anwenden würde, wäre es dann nicht erforderlich gewesen, dass sie zuerst Japan oder China angreifen, die im religiösen Sinne um einiges unterschiedlicher als sie selbst sind? Oder würden sie Gewalt gegen einige Länder anwenden, nur weil sie westlich oder christlich sind, müssten sie ihr Benehmen gegenüber Amerika und England nicht auch gegen die Schweiz und Brasilien richten? Gemäß Huntington ist das Hauptproblem des Westens nicht der islamische Fundamentalismus, sondern der Islam selbst. Jene, die seinen Ansatz teilen, könnten versuchen, die Kultur der muslimischen Welt gewaltsam zu ändern oder alle Möglichkeiten nützen, ihr ihre eigenen Kulturen aufzuerlegen. Doch derartige Bemühungen werden nur der Auslöser neuer Gewalthandlungen sein. Wie Abdul Aziz Said und Meena Sharify Funk in einem ihrer Artikel sagen: „Huntingtons Modell ist voll von Behauptungen, welche die kulturell-vorrangige Bedingung voraussetzen, dass die gesamte Welt sich den Normen des Westens anpassen muss für eine geordnete, sichere und stabile Welt. Falls die anderen es nicht schaffen, sich anzupassen, dann werden die Probleme und/oder Zusammenstöße unvermeidlich werden.“[67] Andererseits versuchen jene, die wie Habermas denken, die ökonomischen Probleme zu lösen. Wenn die Quelle des Problems falsch bestimmt wird, wird auch die angewandte Behandlung falsch sein. Viele Personen versuchen, den Islam als wahres Problem darzustellen und die These der „Zusammenprall der Kulturen“ wird als Mittel gebraucht, um den Zusammenprall der Kulturen auftreten zu lassen.

 

Außergewöhnliche Dringlichkeitsausnahme

Jene, die die Gewalt nicht aus den Händen geben wollen, gebrauchten und gebrauchen manchmal „Terror“ und an anderer Stelle „Cihad“ als Rhetorik, damit die Massen die Legitimität der Kriege akzeptieren und damit sie gegen den Feind mobilisiert werden. Während die Einen auf der einen Seite der Welt von den Medien, der ökonomischen Macht und den mit der letzten Technologie hergestellten Waffen Nutzen ziehen, versuchen die Anderen auf der anderen Seite der Welt den elektronisch ausgerüsteten Truppen mit der Guerilla Kriegstaktik zu antworten. Diejenigen, die „Terror“ als Rhetorik verwenden, wollen, dass all ihre Handlungen diskussionslos akzeptiert werden. Ebenso versuchen diejenigen unbestreitbar zu sein, die „Cihad“ als Rhetorik verwenden, mit der Behauptung, dass gegen sie vorzugehen gleich sei wie gegen den Islam vorzugehen. Beide Seiten versuchen die Einwände mit ihren eigenen Rhetoriken („Terror“ und „Cihad“) zum Schweigen zu bringen. Die eine Seite, die den Ländern den Krieg eröffnet, um ihren gebrochenen Stolz wiederherzustellen, da sie die unter den Zivilisten versteckten Täter nicht fangen konnten, wird zum Anlass, dass Zivilisten sterben. Die andere Seite hingegen wird zum Grund, dass Tausende von Zivilisten sterben, da sie Angriffe auf zivile Ziele arrangieren, um Rache an ihren Gegnern zu nehmen, deren technologische Überlegenheit unumstritten ist. Abschließend sterben auf beiden Seiten Kinder, Frauen und Menschen, die vom Geschehen nichts mitbekommen. Das Kantsche Prinzip „Es soll sich kein Staat im Kriege mit einem andern solche Feindseligkeiten erlauben, welche das wechselseitige Zutrauen im künftigen Frieden unmöglich machen müssen.“[68] wird ständig gebrochen. Die eigentliche Gefahr ist, dass die heutigen Erlebnisse in der Zukunft Auslöser für noch größere und unaufhaltbare Ereignisse ist. Um sich aus dieser ziemlich gefährlichen Sackgasse zu befreien, scheint es keine andere Lösung als die Herstellung eines fruchtbaren Kommunikationsprozesses zwischen den Kulturen zu geben.

Jene, die mit der Rhetorik von „Cihad“ bzw. „Krieg gegen Terror“ zum Anlass für das Sterben der Zivilisten werden, schieben verschiedene Gründe vor, damit ihre Verhaltensweisen akzeptiert werden. Dies sind generell mit dem Ausdruck von Michael Walzer „mit dem Rücken zur Wand“ (back to the wall) Argumente; wenn es also im Krieg hoffnungslos und unpraktisch wird, mit den gewohnten Wegen der Abwehr zu widerstehen, dann wird jeder Weg zum Sieg zulässig.[69] Das von Walzer gegebene Beispiel aus der Geschichte ist das England der 1940er: Aufgrund der Wahrscheinlichkeit, dass die Nazi Drohung sie vernichten könnte, ist die Situation der „außergewöhnlichen Dringlichkeit“ entstanden, die es erfordert, dass die Rechte der unschuldigen Menschen außer Acht gelassen werden und das Kriegsabkommen gebrochen wird.[70] Walzer sagt: „Sie konfrontieren uns mit der Notsituation und die Not kennt keine Regel.“[71] Und Rawls erkennt die „außergewöhnliche Dringlichkeitsausnahme“ an. Rawls sagt: „Diese Ausnahme erlaubt uns – in einigen speziellen Situationen – die definitiv bestimmten Zustände der Zivilisten wegzulegen, welche sie unter normalen Bedingungen daran hindern, während einem Krieg unmittelbar einem Angriff zu begegnen.“[72] Wie auch Andrew Fiala darauf hinwies, eine der philosophischen Thesen ist der Ansatz der „außergewöhnlichen Dringlichkeitsausnahme“, die verwendet wird, um „Krieg gegen Terror“ durchsetzen zu können.[73] Doch im Zustand „mit dem Rücken zur Wand“ können ebenso die Verfechter von „Krieg gegen Terror“ wie die Verfechter von „Terror“ die These der „außergewöhnlichen Dringlichkeitsausnahme“ gebrauchen, um ihre Aktionen zu rechtfertigen. Andererseits sind für die Vertreter der „Ausnahmen nicht akzeptierenden“ Kantschen Moral[74], ganz gleich aus welchem Grund auch immer, beide Parteien im Unrecht, die zum Anlass wurden, dass Zivilisten sterben. Diese Darstellung wird aus philosophischer Sicht zu ironischen Schlussfolgerungen führen: Während der Rawlssche Ansatz der „außergewöhnlichen Dringlichkeit“ eine These ist, welche von beiden Seiten beim Versuch gebraucht werden kann, um die eigene Berechtigung zu fundieren, kann der Kantsche Ansatz zu einer These werden, welche von beiden Parteien gebraucht werden kann, um die jeweils andere zu beschuldigen. Eigentlich kann aus der Sicht des praktischen Ergebnisses kein Unterschied gesehen werden zwischen dem, wenn beide kriegenden Gruppen ihre eigene Rechtfertigung legitimieren, und dem, wenn entschieden wird, dass alle beide im Unrecht sind. Es ist natürlich aus philosophischer Sicht erforderlich, die ethische Lage der angewandten Gewalthandlungen zu besprechen. Doch es scheint nicht sehr wahrscheinlich zu sein, am Schluss dieser Besprechungen zu übereinstimmenden Meinungen zu gelangen und Schlussfolgerungen zu erhalten, die in der Praxis die Gewalt stoppen. Deshalb wird es nützlicher werden, die philosophischen Diskussionen auf Bereiche zu konzentrieren, in denen mehr Ergebnisse zu erwarten sind. Vorrangig ist es erforderlich, sich der Frage zuzuwenden, wie die Kommunikation zwischen den Kulturen hergestellt werden soll und dann zur Frage überzugehen, was die konkreten Organisationen sein könnten, welche den internationalen Frieden herstellen und schützen werden, und wie diese gegründet werden sollen.

Wie Hannah Arendt darauf hindeutete, ist eine der besten Lösungswege, um die Einzelpersonen vor Schaden zu schützen, die aktive Teilnahme am politischen Prozess.[75] Aus diesem Grund ist es wichtig, dass die Muslime dort, wo sie in der Minderheit sind, und dass auch in den mehrheitlich muslimischen Staaten diejenigen, die in der Minderheit leben, in diesen Ländern in politischen/öffentlichen Bereichen teilnehmen. Ein noch wichtigerer Punkt ist allerdings, dass sich die mehrheitlich muslimischen Länder an den internationalen Abläufen intensiv beteiligen. Dadurch können die mehrheitlich muslimischen Länder noch mehr vom Schutz dieser Organisationen profitieren, während diese Organisationen in den Augen der muslimischen Massen legitim werden und somit ihre Fähigkeit erweitern können, die Probleme zu lösen. Besonders die Reformen, die hinsichtlich der Vetorechte der ständigen Mitglieder des Sicherheitsrats gemacht werden müssen, sind wichtig, um zeigen zu können, dass diese Organisation nicht neben dem Mächtigen, sondern dem Gerechten ist. Nachdem konkrete Schritte gemacht wurden, welche die Legitimität dieser Organisation verstärken werden, müssen Abkommen ausgearbeitet werden, welche die muslimischen Länder als aktive und gleichwertige Partei umfassen und vom Konsens abhängen, auf welche Art und Weise der Krieg verhindert und geführt werden soll.

Der kommunikative Prozess kann auch bei den außerhalb der Vereinten Nationen gegründeten Institutionen und Milieus auf viele verschiedene Arten ausgeführt werden. Es wird auf beiden Seiten solche geben, die keine Kommunikation herstellen wollen, doch die Entschlossenen sollten sich ohne die Anderen zu beachten darum bemühen, diesen Prozess zu entwickeln. Wir können den kommunikativen Prozess entwickeln, indem wir die auf ökonomisch bestimmten Interessen fußenden Kriege kritisieren und anstelle der Sprache der Gewalt die Sprache des Dialogs fördern. Wenn wir uns von den Rhetoriken befreien können, welche im Gewaltbazar als Mittel verwendet werden, werden wir ein sehr großes Hindernis überwunden haben in der Suche nach Dialog und Frieden. Der zu verwirklichende erforderliche, nützlichste philosophische Erfolg in Bezug auf dieses Thema ist es, selbst in den Zeiten, in denen die „politischen Moralisten“ an der Macht sind, beschreiben zu können, wie die konkreten Institutionen sein könnten, die den Weltfrieden auf beste Art und Weise schützen werden, und das Konzept des kommunikativen Verfahrens zu entwickeln, welche diese Institutionen gründen werden.

 

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Fußnoten

[1] Einen wichtigen Teil dieser Abhandlung habe ich während meiner Zeit als Gastdozent (visiting scholar) an der Universität Tokio fertiggestellt. Ich danke der Universität von Tokio, den wertvollen Lehrbeauftragten Masataka Takeshita und Harun Anay, die zur Verwirklichung meiner Arbeit beigetragen haben.

[2] Leviathan ist ein im Alten Testamen erwähntes Seemonster. In der Politikwissenschaft und Philosophie hingegen ist er als Name eines Buchs von Thomas Hobbes berühmt. Hobbes legitimiert mit „Leviathan“ die absolute Macht des souveränen Herrschers, indem er sagt, dass es schlechter ist, dass das Volk von Chaos beherrscht wird.

[3] Jacques Derrida, Autoimmunity: Real and Symbolic Suicides, A Dialogue with Jacques Darrida, Interview mit Giovanna Borradori, Philosophy in a Time of Terror, Übers.: Pascale-Anne Brault and Michael Nass, Revident: Jacques Derrida, (The University of Chicago Press, 2003), s. 106-107

[4] Nezih Tavlas, Terörü Tanimlamak, (Strateji Dergisi, Sayi 2, 1995), s. 125

[5] Obwohl viele Menschen ohne die Bedeutung von Terror zu kennen das Wort so gebrauchen, denke ich nicht, dass irgendjemand in einer platonischen Welt behaupten wird, dass es eine dem Terror entgegnende „Idea“ gibt.

[6] Ludwig Wittgenstein, Philosophical Investigations, (Blackwell Publishing, 2001). Dieses Buch ist das Werk, das die Philosophie von Wittgenstein in seiner zweiten Phase zeigt.

[7] Michel Foucault, Power, Right, Truth, ed. Robert E. Goodin and Philip Pettit, Contemporary Political Philosophy içinde, (Blackwell Publishers, 2002), s. 543

[8] Bruce Hoffman, Inside Terrorism, (Columbia University Press, 1998), s. 15

[9] Bruce Hoffman, ibid, s. 31

[10] Terrorism Definitions, www.fbi.gov/publications/terror/terror2000_2001.htm, Code of Federal Regulations 28. Artikel, Absatz 0.85, (20. April 2006)

[11] Tomis Kapitan, „Terrorism“ as a Method of Terrorism, ed: G. Meggle, Ethics of Terrorism and Counter Terrorism‘, (Ontos-Heusenstamm, 2004), s. 23

[12] Jurgen Habermas, Fundamentalism and Terror, A Dialogue with Jurgen Hobermars, Interview mit Giovanna Borradori, Philosophy in a Time of Terror içinde, Übers.: Luis Guzman, Revident: Jurgen Habermas, (The University of Chicago Press, 2003), s.28

[13] Mehmet Ali Civelek, Küresellesme ve Terör, Saldirganlik Gerçegi, (Ütopya Yayinevi, 2001), s. 288

[14] Jacques Derrida, Ibid, s.103

[15] C.A.J. Coady, The Morality of Terrorism, (Philosophy 60, 1985), s. 47

[16] C.A.J. Coady, ibid, s.63-64

[17] Tomis Kapitan, ibid, p.28, siehe außerdem; Tomis Kapitan, The Rhetoric of Terrorism and Its Consequences, (Journal of Political and Military Sociology, Summer 2002)

[18] Deniz Ülke Aribogan, Tarihin Sonundan Barisin Sonuna, (Timas Yayinlari, 2003), s.78

[19] M. Hayri Kirbasoglu, Islam Düsüncesinde Hadis Metodolojisi, (Ankara Okulu Yayinlari, 1999), s. 14-15

[20] Abdülkerim Özaydin, „Hasan Sabbah“ maddesi, Türkiye Diyanet Vakfi Islam Ansiklopedisi, 16. Cilt (Türkiye Diyanet Vakfi, 1997) s. 348-350

[21] John L. Esposito, Unholy War, (Oxford University Press, 2002), s. 34

[22] Michael S. Swetham, Yonah Alexander, Bir Terörist Aginin Profili: Usame Bin Laden, (Güncel Yayincilik, 2001), s. 129-130

[23] David C. Rapoport, Some General Observations on Religion and Violence, (Journal of Terrorism and Political Violence, no:3, 1991), s. 122

[24] Bekir Karliga, Cihad ve Terör, (Karizma, Mart, 2002), s. 118-119

[25] Kuran-i Kerim, çev: Ali Bulaç, (Bakis Yayinlari), s. 119

[26] Kuran-i Kerim, ibid. s. 30

[27] Kuran-i Kerim, ibid. s. 201

[28] Ahmet Özel, „Cihad“ maddesi, Türkiye Diyanet Vakfi Islam Ansiklopedisi, Cilt 7, (Türkiye Diyanet Vakfi Yayinlari, 1993), s. 528-529

[29] Kuran-i Kerim, ibid. S. 116

[30] Kuran-i Kerim, ibid. S. 115

[31] Kuran-i Kerim, ibid. S. 116

[32] Hasan Elik, Dini Özünden Okumak, (Marmara Üniversitesi Ilahiyat Fakültesi Yayinlari, 2004), s. 165-182

[33] Ahmet Özel, ibid, s. 529

[34] Muhammed Esed, Kuran Mesaji, çev: Cahit Koytak, Ahmet Ertürk, (Isaret Yayinlari, 1996), s. 30-31

[35] Kuran-i Kerim, ibid, s. 62

[36] Kuran-i Kerim, ibid, s. 37.

[37] Kuran-i Kerim, ibid, s. 358

[38] Ismail Al-Faruqi, The Nature of Islamic Da’wah, Christian Mission and Islamic Da’wah, (The Islamic Foundation, 1982), s. 33-38

[39] Walter Reich, Origins of Terrorism, (Woodrow Wilson Center Press, 1990), s. 121

[40] Bruce Hoffman, Inside Terrorism, (Columbia University Press, 1998), s. 89

[41] Niccollio Machiavelli, Discourses, Übers.: Leslie J. Walker, (Penguin Books, 1955), s. 135

[42] Kuran-i Kerim, ibid, s. 284

[43] Kuran-i Kerim, ibid, s. 289

[44] Hüseyin Pazarci, Uluslararasi Hukuk, Turhan Kitabevi, (2005), s. 512-513

[45] Ali Coskun, Mehdilik Fenomeni , (Iz Yayincilik, 2004), s.343-345

[46] M. Hayri Kirbasoglu, Alternatif Hadis Metodolojisi, (Kitabiyat, 2004), s. 369-370

[47] Timothy R. Furnish, Bin Laden: The Man Who Would Be Mahdi, (The Middle East Quarterly, Spring 2002)

[48] Kuran-i Kerim, ibid, s. 30

[49] John Kelsay, Islam and War, (John Knox Press, 1999), s.76

[50] Kuran-i Kerim, ibid,s. 114

[51] Kuran-i Kerim, ibid, s. 329

[52] John Rawls, The Law of Peoples, (Harvard University Press, 2002), s. 91

[53] Immanuel Kant, Sürekli Baris Üstüne Felsefi Bir Deneme, çev: Nejat Bozkurt, Seçilmis Yazilar içinde, (Remzi Kitabevi 1984) s. 233

[54] Muhammed Hamidullah, „Hudeybiye Antlasmasi“ maddesi, Türkiye Diyanet Vakfi Islam Ansiklopedisi, Cilt 18, (Türkiye Diyanet Vakfi Yayinlari, 1993) s. 297-299

[55] Elmalili M. Hamdi Yazir, Hak Dini Kuran Dili, Cilt 4, (Zehraveyn), s. 278-279

[56] Kuran-i Kerim, ibid, s. 115

[57] Kuran-i Kerim, ibid, s. 166

[58] Kuran-i Kerim, ibid, s. 63

[59] Kuran-i Kerim, ibid, s. 115

[60] Jurgen Habermas, The Theory of Communicative Action, Übers.: Thomas McCarthy, Band 1, (Beacon Pess, 1985)

[61] David Rapoport, ibid, s. 118

[62] Hans J. Morgenthau, Politics Among Nations: The Struggle for Power and Peace, (Alfred A. Knopf, 1978)

[63] Immanuel Kant, ibid, s. 128

[64] Samuel Huntington, The Clash of Civilizations and The Remaking of World Order, (Simon and Shuster, 1997)

[65] Giovanna Borradori, Philosophy in a Time of Terror, (The University of Chicago Press, 2003), s. 65

[66] Ahmet Sözen, Küresellesmenin Getirdikleri ve ABD’nin Ikilemi, (Karizma, Ocak-Mart 2002), s. 55

[67] Abdul Aziz Said, Meena Sharify-Funk, Dynamics of Cultural Diversity and Tolerance in Islam, Cultural Diversity in Islam içinde, ed. Abdul Aziz Said, Meena Sharify-Funk, (University Press of America, 2003), s. 19

[68] Immanuel Kant, ibid, s. 230

[69] Michael Walzer, Just and Unjust Wars, (Basic Books, 1992), s. 252

[70] Michael Walzer, ibid, s. 259

[71] Michael Walzer, ibid, s. 254

[72] John Rawls, ibid, s. 98

[73] Andrew Fiala, Terrorism and The Philosophy of History: Liberalism, Realism and Supreme Emergency Exemption, (Essays in Philosophy, April 2002)

[74] Immanuel Kant, Critique of Practical Reason, Übers.: James Creed Meredith, (Clarandon Press, 1978)

[75] Hannah Arendt, The Origins of Totalitarianism, (Harvest Books, 1973)

Wissenschaftliche Analyse der Schöpfungsgeschichte

Teil 1: Entstehung und Schöpfung des Menschen

Wissenschaftlich-philosophische Analyse der Schöpfungsgeschichte

Obwohl die Evolutionstheorie von der Orthodoxie geleugnet wird und jegliche Versuche zu deren Widerlegung und Manipulation der Massen unternommen werden, gibt es mehrere Verse im Koran, die diese Theorie stützen. Allerdings wird ebenfalls die wissenschaftliche Annahme, die Schöpfung basiere ausschließlich auf dem Prinzip des Zufalls und der Notwendigkeit verworfen (siehe auch: Göttlich kontrollierte Evolution). Im Folgenden werden die Verse aufgelistet, die von einem Prozess, der in mehreren Stufen verlief, berichten und somit auf einen Evolutionsprozess hinweisen.

71:13-14 Was ist euch, dass ihr von Allah nicht Weisheit und Gesetztheit erwartet, da Er euch doch in verschiedenen Stufen und verschiedenen Formen erschaffen hat?

82:7-8 Der dich erschuf und dann dich vollendete und gestaltete? In der Form, die Ihm beliebte, hat Er dich gebildet.

76:1 Wahrlich, es kam über den Menschen eine Zeit, da er nichts Nennenswertes war.


Natürlich ist es möglich diese Verse auf die Embryologie zu beziehen, denn auch dies wäre zutreffend. Allerdings gibt es auch Aussagen darüber, welche Voraussetzungen für die Entwicklung gegeben sein mussten. Wir finden Referenzen zu einer Entwicklung aus:

  1. Wasser (24:45; 21:30)
  2. Lehm, Schlamm, Erde, Staub (6:2, 7:12, 15:25, 15:28, 15:33, 20:53-55, 23:12, 37:11, 18:37)

Auch die moderne Wissenschaft bestätigt mit der Theorie zur Mikroevolution eine Entwicklung von Leben im Wasser aus anorganischen Bestandteilen (Erde/Schlamm/Staub) und die Katalysation der chemischen Reaktion an feuchten Lehm- und Tonmineralien, an denen konstante biochemische Verbindungen entstanden, nachdem der Lehm austrocknete. Ist es ein Zufall dass im Koran einmal von feuchtem Lehm und dann wieder von trockenem Ton die Rede ist oder ein Hinweis auf die Richtigkeit dieser noch relativ neuen Erkenntnisse?

Lehm als Voraussetzung für die Entstehung höherer Lebensformen

Amerikanische Wissenschaftler der University of California entdeckten einen Zusammenhang zwischen dem Auftauchen größerer Mengen von Lehm- und Tonmineralien und den ersten komplexeren Lebensformen. Ihrer Theorie zufolge verhinderten die Tonmineralien die Oxidation von organischen Bestandteilen aus dem Meer. Als Folge dessen wurde weniger Sauerstoff verbraucht, welcher sich in der Atmosphäre und im Meer anreichern konnte und die Voraussetzung für das Auftauchen komplexerer Organismen war.

Die Orthodoxie sollte sich Gedanken darüber machen, ob die Notwendigkeit zur Leugnung der Herrlichkeit Gottes und seiner Schöpfung weiterhin bestehen muss und ob das Wunder der Schöpfung durch wissenschaftliche Beweise an Intensität verliert. Ist es nicht ein größeres Wunder, dass Gott im Koran das bestätigt, was wir erst heute zu verstehen beginnen?

Teil 2: Die Erkenntnis, der Sündenfall und das Ziel

Der zweite Teil dieser Analyse soll sich mit der geistigen Entwicklung, welche ebenfalls auf mehreren Stufen verlief, beschäftigen.

2:30 Und als dein Herr zu den Engeln sprach: „Wahrlich, Ich werde auf der Erde einen Nachfolger einsetzen“, sagten sie: „Willst Du auf ihr jemanden einsetzen, der auf ihr Unheil anrichtet und Blut vergießt, wo wir doch Dein Lob preisen und Deine Herrlichkeit rühmen?“ Er sagte: „Wahrlich, Ich weiß, was ihr nicht wisst.“


Gott entschied sich, auf der Erde ein Lebewesen zu erschaffen, welches sich von allem bisher da gewesenen unterschied. In folgenden Versen erfahren wir, wo dieser Unterschied lag.:

2:31-33 Und Er brachte Adam alle Namen bei, dann brachte Er diese vor die Engel und sagte: „Nennt mir die Namen dieser Dinge, wenn ihr wahrhaftig seid!“ Sie sprachen: „Gepriesen seist Du. Wir haben kein Wissen außer dem, was Du uns gelehrt hast; wahrlich, Du bist der Allwissende, der Allweise.“ Er sprach: „O Adam, nenne ihnen ihre Namen!“ Und als er ihnen ihre Namen nannte, sprach Er: „Habe Ich nicht gesagt, dass Ich das Verborgene der Himmel und der Erde kenne, und dass Ich kenne, was ihr offenbart und was ihr verborgen gehalten habt.“


Der Unterschied bestand offensichtlich in der Fähigkeit zur Abstraktion von Gedanken. Im Gegensatz zu anderen Lebewesen war der Mensch in der Lage, Dinge eindeutig zu identifizieren und seine Gedanken insofern zu abstrahieren, dass er dem Erkannten Bezeichnungen zuschrieb. Er konnte „ihre Namen nennen“. Es wird hier demnach ein bestimmter evolutionärer Entwicklungsstand beschrieben. Diese Angaben beinhalten die Aussage über die Definition des Menschlichen, was ihn von anderen Lebewesen/Materien unterscheidet. Auf dieser Entwicklungsstufe befand sich der Mensch noch in einem Zustand, der als Garten (Garten Eden als synonym für Paradies) bezeichnet wird.
Interessanterweise ist auch im Koran von einem Zustand die Rede, was uns zeigt, dass der „Garten“, welcher hier beschrieben wird, kein Synonym für einen anderen Ort oder eine andere Dimension darstellt.

2:36 Doch Satan ließ sie dort straucheln und brachte sie aus dem Zustand heraus, in dem sie waren.


Durch die Fähigkeit zur Abstraktion erlangte der Mensch auch die Möglichkeit in gewissen eng gelegten Grenzen eigenständige Entscheidungen zu treffen. Ein Beispiel an anderen Lebewesen und Materie soll dies verdeutlichen. Bis auf den Menschen fügen sich alle Lebensformen (unter diesen Begriff soll in unserem Fall alles Existierende fallen; z.B. Tiere, Planeten, Steine etc.) ohne Ausnahme und ohne die Möglichkeit selbstständig zu handeln in ein göttliches System ein. Ein jedes erfüllt in diesem System bestimmte fest definierte Aufgaben und befindet sich in einem Kreislauf, aus dem es nicht ausbrechen kann und innerhalb dessen es keine Möglichkeit besitzt eigenständig zu handeln. Ein Asteroid wird seine Umlaufbahn nicht verlassen, bis nicht ein Ereignis eintritt, welches ihn dazu zwingt, dies zu tun. Hierauf hat er jedoch keinen Einfluss, denn das von Gott erschaffene immanente System legt die Regeln fest, nach welchen sich der Asteroid verhalten wird.
Ebenso handelt ein Tier lediglich nach seinen von Gott gegebenen Instinkten. Allein aufgrund des Umstandes, dass eine Maus eine Maus ist, lassen sich Voraussagen darüber treffen, wie sich diese in einer bestimmten Situation verhalten wird. Auch sie hat nicht die Möglichkeit, aus dem System auszubrechen, denn die Voraussetzungen hierfür sind nicht vorhanden.

Das, was den Menschen von den anderen Lebewesen unterscheidet, ist die Fähigkeit, aus dem System in wiederum definierten Grenzen „auszubrechen“, was durch seine Möglichkeit, Entscheidungen zu treffen und nach diesen aufgrund seines begrenzt freien Willens zu handeln oder sie zu unterlassen, verursacht wird. Ursprünglich existierte der Mensch ebenfalls in dem System in den gleichen Grenzen, wie die anderen Lebewesen, mit dem Unterschied der höheren Intelligenz und Abstraktionsfähigkeit (paradiesischer Zustand). Um zu verstehen, was nun zu dem Fall aus dem Paradies führte müssen wir uns von der Vorstellung freimachen, dass dies, wie im betrachteten Fall bereits erläutert wurde, eine andere Dimension oder einen anderen Ort darstellt. In 2:30-35 wird der Zustand Paradies, in dem sich die Menschen als Teil des göttlichen Systems begriffen, beschrieben.

Der Sündenfall

2:35 Und Wir sprachen: „O Adam, verweile du und deine Gattin im Garten und esst uneingeschränkt von seinen Früchten, wo immer ihr wollt! Kommt jedoch diesem Baum nicht nahe, sonst würdet ihr zu den Ungerechten gehören.“


Ein Prozess, welcher im Koran als Einflüsterung Satans beschrieben wird, führte zum Verlassen des Paradieses. Gott ließ es zu, dass Mensch ungehorsam wurde, indem er Iblis die Möglichkeit eröffnete, ihn zu verführen. In diesem Fall wurde die dem Menschen zugestandene Besonderheit auf die Probe gestellt. Die verbotene Frucht, welche im Koran nicht näher definiert wird, laut Bibel jedoch vom „Baum der Erkenntnis“ stammen soll, was in 7:20-22 indirekt bestätigt wird ( die Scham wurde ihnen offenbar), macht deutlich, dass der Prozess, welcher zum Fall aus dem Paradies führte, die Menschwerdung im eigentlichen Sinne beschreibt. Der Mensch verließ das Paradies, indem er nach Erkenntnis strebte und diese erlangte, durch die Fähigkeit das Gute vom Schlechten zu unterscheiden (die Nacktheit als Beispiel hierfür).

Das Ziel

2:38-39 Wir sprachen: „Geht hinunter von hier allesamt! Und wenn dann zu euch Meine Rechtleitung kommt, brauchen diejenigen, die Meiner Rechtleitung folgen, weder Angst zu haben, noch werden sie traurig sein.“ Diejenigen aber, die ungläubig sind und Unsere Zeichen für Lüge erklären, werden Bewohner des Feuers sein, in dem sie auf ewig verweilen sollen.


Durch die Erkenntnis lud Mensch sich die schwere Bürde auf, in einen dem ursprünglichen Zustand äquivalenten Zustand, zurückzukehren. Dieser Zustand kann deshalb nicht als gleich, sondern nur als äquivalent bezeichnet werden, da er in letzterem Fall nach Erkenntnis und auf einer anderen Bewusstseinsebene erreicht wird, als der ursprüngliche Zustand, bei dem dieses Bewusstsein in geringerem Maße oder gar nicht vorhanden war. Sollte Mensch dieses Ziel erreichen, kann er auf höherer Ebene in das göttliche System als vollständiger Teil dessen zurückfinden, indem er Gottes Willen ausführt. Voraussetzung hierfür ist eine wiederum höhere Erkenntnisstufe, die Gotteserkenntnis, die nicht auf Nachahmung sondern auf selbstständiger Reflexion beruht und deren Richtlinien in den Heiligen Schriften beschrieben werden.

Viele Gläubige berichten davon, dass das Paradies für sie bereits in diesem Leben beginnt. Ungläubige Menschen hingegen sind oft mit allem unzufrieden, depressiv und schaffen es nicht, das „Paradies auf Erden“ zu erlangen. Somit fügt sich ein Gesamtbild zusammen, welches die meisten Zweifel beseitigt und eine logische Erklärung für die im Koran dargestellten Zusammenhänge liefert.

Zeitpunkt der Stunde

aus „Kuran Çevirilerindeki Hatalar“ (Fehler in den Koranübersetzungen) von Edip Yüksel, übersetzt von Kerem A.

Vorbemerkung: dieser Artikel darf nur als Meinung von Edip Yüksel angesehen werden. Wir veröffentlichen seinen Artikel lediglich, um auf die fehlerhaften Übersetzungen hinzuweisen und um Informationen anzubieten. Auf keinen Fall sind die Betreiber oder andere Autoren der Seite pauschal mit den Inhalten des Textes einverstanden.


20:15 Die Stunde ist zweifellos im Kommen. Ich halte sie fast verborgen, damit jede Seele das erhält, was sie gewirkt hat.

Ekadu: fast/beinahe ich. Uhfiha: halte sie verborgen

Mit den obigen zwei Wörtern gibt Gott bekannt, dass Er das Ende der Welt – die Stunde – darlegt.

Der Koran gebraucht das Wort „Stunde“, um das Ende der Welt zu beschreiben. Das Wort „Qiyamat“ wird hingegen für das Auferstehen der Toten, d. h. für das Ereignis der Auferweckung gebraucht. Doch das Wort Qiyamat wurde im Türkischen falsch übernommen [Anm. des Übers.: Dieses Wort wird in der türkischen Sprache als „Weltuntergang“ verstanden]. Diese ghalat mashhur (verbreitete Falschheit) ist der Grund, wieso die türkischen Koranübersetzungen die Wörter „Stunde“ und „Qiyamat“, welche voneinander völlig verschiedene Begebenheiten bezeichnen, mit einem einzigen Wort „Qiyamat“ übersetzen. Dadurch haben sie Verwirrungen in den Koranübersetzungen ermöglicht.

Der Koran erwähnt nicht, dass Gott den Zeitpunkt der „Stunde“ nicht bekanntgeben wird; er sagt nur aus, dass die Kenntnis darüber bei Ihm ist. Gemäß Koran ist die einzige Informationsquelle über das Ende der Welt Gott. Abgesehen von Gott kann sie auf keine Weise in Erfahrung gebracht werden, weder mit einer astronomischen Berechnung noch mit einem Traum noch mit einer Prophezeiung.

Die Interpreter, die aus der in Vers Lokman 34 vorkommende Formulierung „innellahe indehu ilmus saati“, d. h. „das Wissen über die Stunde ist bei Gott“, die Bedeutung abgeleitet haben, dass Gott dieses Wissen niemandem geben wird, haben dies für verbindlich genommen, da sie unter der Wirkung der erfundenen Ahadith geblieben sind. Jedoch kommt dieselbe Äußerung „innellahe indehu ecrun azim“, d. h. „der große Lohn ist bei Gott“ in Vers 9:22 vor und es wird auch angekündigt, dass dieser große Lohn den Gläubigen zuteil wird (4:146).

Auf dieselbe Weise kann Gott, sofern Er will, den Zeitpunkt der „Stunde“, der bei Ihm ist, mittels Koran den Menschen bekanntgeben. Denn mit dem Vers 20:15 bemerkt Er, dass Er die „Stunde“ offen legt. Die Derivate des im Vers vorkommenden Wortes „ekadu“ kommen im Koran an 24 Stellen vor und bekunden an allen Stellen, dass das vorkommende Ereignis fast verwirklicht werden würde, aber schließlich nicht stattgefunden hat. Wenn Sie wünschen, können Sie folgende Verse betrachten: 2:71; 2:20; 7:150; 17:73,74; 68:51.

Die Interpreter und Übersetzer, die unter der Wirkung der Gerüchte der erfundenen Ahadith standen, welche besagten, dass der Zeitpunkt der Stunde nicht gewusst werden kann, bemühten sich darum, dem Vers 20:15 andere Bedeutungen zu geben. Während einige nach rechts zogen, haben manche nach links gezogen; während der Eine nach oben zog, zog der Andere nach unten. Dass sie sich bei einem überaus einfach zu verstehenden Vers in Uneinigkeit verloren und schwankten, ist ein exemplarisches Beispiel.

Diyanet Übersetzung: Damit alle das erhalten, was sie gewirkt haben, wird die Qiyamat, deren Zeitpunkt ich verberge, zweifellos kommen.

Die Diyanet Übersetzung überspringt das Wort „ekadu=beinahe ich“ im Vers und bringt ein völlig gegensätzliches Ergebnis hervor.

Süleyman Ateş: Die (Qiyamat) Stunde wird zweifellos kommen. Damit alle mit dem bestraft werden, dem sie (Wohltat oder Schlechtigkeit) hinterher sind, halte ich sie beinahe verborgen (ich werde es nicht sagen, dass sie kommt. Aber da dies den Menschen nützt sage ich, dass sie kommt, und warne die Menschen).

Süleyman Ateş verschiebt mit seiner letzten Satzklammer die Bedeutung, obwohl er außerhalb der Klammern richtig übersetzt. Im Koran behandeln die gestellten Fragen über die „Stunde“ stets über den Zeitpunkt der Stunde. Natürlich wurden diese Fragen von den Fragenden nicht gestellt, um zu lernen und zu glauben, sondern um herauszufordern.

Die Übersetzung des unter der Leitung von Dr. Ali Özek stehenden Gremiums: Der Zeitpunkt der Qiyamat wird zweifellos kommen. Damit alle die Gegenleistung von dem erhalten, wonach sie trachten, werde ich sie beinahe darlegen.

Das aus Ali Özek, Hayreddin Karaman, Ali Turgut, Mustafa Çağırıcı, Ibrahim Dönmez und Sadreddin Gümüş bestehende Gremium hat ein Wort im Vers in seiner Bedeutung ins Gegenteil gekehrt, damit sich [der Vers] nicht mit den erfundenen Ahadith widerspricht, und es hat mit einer Fußnote eine angeblich wissenschaftliche Rechtfertigung gefunden.

Die Übersetzung von Hikmet Neşriyatın: Die Qiyamat wird zweifellos ausbrechen. Damit alle das sehen, was sie gewirkt haben, hätte Ich sie beinahe vor mir selbst verborgen gehalten.

Hingegen wird in dieser Übersetzung, welche die Wörter „beinahe“ und „verbergen“ nicht einspart, die im koranischen Text nicht vorkommende Äußerung „vor mir selbst“ eingeschoben und die Bedeutung des Verses verzerrt. Diese Übersetzung, welche Gott als eine Person mit doppelten Persönlichkeiten vorstellt, hat wie auch immer die Phantasie, dass „Gott den Zeitpunkt der Qiyamat sogar vor sich selbst beinahe verborgen hält“ der klaren Bedeutung des Verses vorgezogen.

Ich hoffe, dass das Bild „des doppelte Persönlichkeit besitzenden, sich selbst nicht einmal vertrauenden Gottes“ in der mir vorliegenden vierten Auflage der Übersetzung des aus Hasan Karakaya, Kadir Kabakçı, Mehmet Süslü, Kerim Aytekin und Kenan Seyithanoğlu bestehenden, fünfköpfigen Gremiums, welches die Anerkennung und den Beifall von Emin Saraç genießt, bei der nächsten Auflage verbessert wird.

Ali Bulaç: Kein Zweifel, die Stunde der Qiyamat naht herbei. Damit jeder das Entgelt vom aufgebrachten Bestreben erhält, halte ich sie fast verborgen.

Ali Bulaç hat ohne den Versuch zu unternehmen, die Bedeutung zu verzerren, diesen Vers so übersetzt wie er ist. Dass er auch keine Intentionen hat, Klammern zu gebrauchen, ist bemerkenswert.

Osman Nebioğlu: Schau, die ‚Stunde‘ wird zweifellos kommen. Ich werde sie bald offen legen, damit alle die Gegenleistung von dem erhalten, was sie getan.

Auch wenn die obige Übersetzung von Osman Nebioğlu nicht Wort für Wort übersetzt wurde, so ist sie als Bedeutung des Textes angebracht.

 

Koran nennt den Zeitpunkt der Stunde

In einem Magazin namens „El-ilm vel iman“, das in 1985 in Tunesien veröffentlicht wurde, wurde der Text eines in Tunesien gehaltenen Vortrags von Dr. Rashad Khalifa (Fn1) veröffentlicht. Am Schluss des Textes kündigte Dr. Khalifa an, beim nächsten Vortrag den Zeitpunkt der „Stunde“ aus dem Koran abzuleiten. Obwohl ich mich sehr dafür interessierte, konnte ich die nächste Ausgabe des Magazins nicht erhalten. Ich habe im Koran eine Nachforschung angestellt. Ich habe ein Datum gefunden. Dies hab ich Rashad Khalifa weitergeleitet. Rashad hat mir zusammen mit einem Brief sein Artikel namens „The End of the World“ (Das Ende der Welt) geschickt. Unsere Ergebnisse waren dieselben. Mit dieser Gelegenheit möchte ich Ihnen Dr. Rashad Khalifas Artikel, zusammengefasst und mit einigen Notizen versehen, vorlegen:

Den letzten Vers der 31. Sure legt er wie folgt dar:
Das Wissen über die Stunde (das Ende der Welt) ist bei Gott. Er sendet den Regen hinab und Er weiß, was in der Gebärmutter ist. Niemand weiß, was ihm morgen passieren wird und niemand weiß, an welchem Ort er sterben wird. Wahrlich, Gott ist der Allwissende und der Allkundige (31:34).

Das heißt, dass zwei Erkenntnisse verneint werden:

  1. Die Fähigkeit zu wissen, was uns morgen passieren wird
  2. Die Fähigkeit zu wissen, wo wir sterben werden

Drei Erkenntnisse werden jedoch nicht verneint:

  1. Das Wissen über die Stunde (das Ende der Welt)
  2. Das Wissen über den Regen
  3. Das Wissen über das Innere der Gebärmutter

Heute können wir mit der entwickelten Technologie den Regen vermuten. Auf dieselbe Weise können wir den physikalischen Zustand des Embryos und sein Geschlecht bereits Monate vor der Geburt mittels sonografischer oder genetischer Analysen wissen.

 

Die Zukunft kennt nur Gott

Bei Ihm sind die Schlüssel des Verborgenen (ghayb); keiner kennt sie als Er allein. Und Er weiß, was auf dem Lande ist und was im Meer. Und nicht ein Blatt fällt nieder, ohne dass Er es weiß. Kein Körnchen ist in der Finsternis der Erde und nichts Feuchtes und nichts Trockenes, das nicht in einem deutlichen Buch (verzeichnet) wäre (6:59).

Sprich: „Niemand in den Himmeln und auf Erden kennt das Ungesehene (ghayb), außer Gott. Und sie wissen nicht, wann sie auferweckt werden.“ (27:65)

Pferde, Maultiere und Esel erschuf Er für euch, damit ihr darauf reiten könnt und als Zierde. Und Er erschafft auch, was ihr (noch) nicht kennt. (16:8)

Vor einigen Jahrhunderten wusste niemand etwas über Automobile, Jet-Flugzeuge, Fernsehen oder Kommunikationssatelliten, nur Gott wusste davon. Zu den Anfangszeiten der Offenbarung des Koran hatte Gott allein gewusst, wann der Zeitpunkt des Weltendes ist.

Sie fragen nach der „Stunde“ (das Ende der Welt): wann sie denn eintreffe. Sprich: „Das Wissen darüber ist nur bei meinem HERRN. Keiner als Er kann den Zeitpunkt bekanntgeben. Schwer lastet sie auf den Himmeln und auf der Erde. Sie wird ganz plötzlich über euch kommen.“ Man fragt dich (nach ihr), wie wenn du über sie genau im Bilde wärst. Sprich: „Das Wissen darum ist bei Gott. Doch die meisten Menschen wissen es nicht.“ (7:187)

Die Leute fragen dich nach der Stunde. Sprich: „Das Wissen um sie ist bei Gott.“ Und wie kannst du wissen? Vielleicht ist die „Stunde“ nahe. (33:63)

Niemand einschließlich Mohammed kann vom Zeitpunkt der Stunde wissen, bevor Gott ihn nicht bekannt gibt. Dieselben Formulierungen werden auch in den Versen in Bezug auf die Wunder verwendet. Mohammed kann kein Wunder zeigen (6:35,109). Alle Wunder sind bei Gott (29:50). Gott hat Mohammed als Wunder den Koran gegeben (29:51). Ähnliche Formulierungen werden auch für „ghayb“ gebraucht. Mohammed kann den Ghayb nicht wissen (6:50; 7:188; 10:20; 27:65; 81:24). Den Ghayb kann nur Gott wissen und dieses Wissen kann nur mittels Offenbarung erlangt werden (3:44; 11:49; 12:102; 30:2; 72:27).

 

Die Welt wird ein unvermeidliches Ende erleben

Wir haben alles, was es auf der Erde gibt, als Schmuck/Zierde für sie geschaffen, damit Wir prüfen, wer von ihnen am besten handelt. Und gewiss, Wir werden alles, was auf der Erde ist, zu einem dürren Boden machen (18:7,8).

Wenn dann in den Sur das erste Mal geblasen wird, und Erde und Berge gehoben, dann mit einem Schlag zerstampft werden, an jenem Tage wird das unvermeidliche Ereignis stattfinden. (69:13-15)

Am Tag, da die Erde gegen eine andere Erde eingetauscht wird. Und auch die Himmel… Sie alle werden in der Gegenwart Gottes stehen, der über alles als einziger die überlegene Autorität besitzt. (14:48)

 

Das Ende der Welt wird nicht geheim bleiben

Die Stunde ist zweifellos im Kommen. Ich halte sie beinahe verborgen. (20:15)

Die Verslaufnummer dieses Verses ist ein Zeichen. Diese Zahl ist der erste Hinweis darauf, wo wir die Erklärung der Stunde (das Ende der Welt) finden. Die Verslaufnummer ist hier 15 und wir können die die „Stunde“ erklärenden Verse in der 15. Sure finden. Denn der 85. Vers der 15. Sure teilt uns mit, dass das ENDE im Kommen ist:

Wir haben die Himmel und die Erde, und was dazwischen ist, in Wahrheit erschaffen. Und die STUNDE wird sicher eintreffen. Darum handle sanft und übe schöne Nachsicht. (15:85)

Der nachfolgende Vers teilt uns mit, dass Gott die Himmel und die Erde erschaffen hat und dass Er weiß, wann das Ende von ihnen eintrifft:

Gewiss, dein Herr, Er ist Der Erschaffende, Der Allwissende. (15:86)

Der folgende Vers hingegen gibt bekannt, wann die Stunde eintreffen wird:

Wir haben dir die sieben Paare und den großen Koran gegeben. (15:87)

Das heißt, dass die sieben Paare der koranischen Einführungen [Anm. des Übers.: gemeint sind die Muqatta’ât, die Initialbuchstaben am Anfang gewisser Suren] die Zeit kennzeichnet, welche Gott der islamischen Religion gegeben hat (Fn2). Die sieben Paare der am Anfang der Suren stehenden Buchstaben geben die Lebensdauer der islamischen Gemeinschaft und folglich die „Stunde“ wieder.

Sieben Paare: 7×2=14
Anzahl der Initialbuchstaben am Anfang der Suren: 14 (7×2)
Anzahl der zusammengesetzten Initialbuchstaben ohne Wiederholung: 14 (7×2)

Der Zusammenhang der Stunde (das Ende der Welt) mit den Koranischen Initialbuchstaben war zur Zeit unseres Propheten bekannt. Zu Zeiten Bukharys wird in den Tafsir von Ibn Kathir und Beydavi eine interessante Diskussion zwischen dem Propheten Mohammed und den medinensischen Juden überliefert.

Die Diskussion dreht sich um die erste Koranische Offenbarung in Medina, d. h. um die Buchstaben „A.L.M“ (Alif, Lam, Mim), welche den ersten Vers der ersten in Medina offenbarten Sure (Baqara) ausmachen. Zu diesen Zeiten gab es noch keine Ziffern. Die Alphabetsbuchstaben wurden gemäß der „Abdschad“-Ordnung als Ziffern verwendet. Diesem System nach ist der Buchstabe ‚A‘ gleichviel wie ‚1‘, der Buchstabe ‚L‘ gleichviel wie ’30‘ und der Buchstabe ‚M‘ gleicht ’40‘. Die Summe dieser drei Buchstaben: 1+30+40=71

Die medinensischen Juden kamen zu unserem Propheten und fragten: „Wie kannst du von uns wollen, dass wir zu einer Religion übergehen, die nur 71 Jahre überleben wird?“ Unser Prophet antwortet: „Diese sind nicht die einzigen Initialbuchstaben im Koran, es gibt noch weitere.“ Laut den Gerüchten werden insgesamt 14 Buchstabenkombinationen einzeln berechnet. Als dann eine lange Dauer erhalten wurde, passte dies den Juden nicht.

Das daraus abgeleitete Ergebnis: Mohammed erkannte es an, dass die Buchstaben am Anfang der Suren die Lebensdauer der Gemeinschaft bezeichnen (Fn3). Da Mohammed der letzte Prophet ist, wird das Ende seiner Gemeinschaft (Umma) das Ende dieser Welt sein (18:98).

Die Lebensdauer der Gemeinschaft Mohammeds wird im 87. Vers der 15. Sure gegeben: Wir haben dir die SIEBEN PAARE und den großen Koran gegeben.

 

LEBENSDAUER DER KORANISCHEN GEMEINSCHAFT

Q
NuN
SS
HH. M
Y. S
TT. S
TT. H
‚A. S. Q
TT. S. M
A. L. M
A. L. R
A. L. M. R
A. L. M. SS
K. H. Y. ‚A. Y. S
100
50
90
48
70
69
14
230
109
71
231
271
161
195
Die Summe der numerischen Werte der sieben Paare:1709

Das Jahr 1709 ist lunar, denn die Koranischen Jahre sind lunar (9:36).

 

Die Rechnung unterstützende Zeichen

Der Zeitpunkt dieser Entdeckung ist auffallend. Die Entdeckung fand im Jahr Hidschra 1400 statt. Dies ist der Anfang des Islamischen 15. Jahrhunderts. Die Stelle, an der die Stunde (das Ende der Welt) erklärt wird, ist die 15. Sure (Fn4).

Die verbleibende Zeit: 1709-1400=309. Diese Zahl kommt auch im Koran vor.

Und sie blieben dreihundert Jahre lang in ihrer Höhle, noch neun (Jahre) hinzugefügt. (18:25)

Die Zahl 309 wird im Koran als 300 plus 9 ausgedrückt. Der Unterschied zwischen 300 Mondjahren und 300 Sonnenjahren beträgt genau 9 Jahre. Das heißt, dass 300 Sonnenjahre 309 Mondjahren entsprechen (Fn5).

Wenn die Gemeinschaft des Propheten Mohammed bis zum Jahr 1709 lebt, wird das Ende der Welt im Jahr 1710 kommen. Dass die Zahl 1710 ein Vielfaches der 19 ist, stellt ein weiteres Zeichen für die Richtigkeit dieser Rechnungen dar.

1710 = 19 x 90

Das Jahr 1710, welche das Ende der Welt ist, entspricht dem Jahr 2280 nach christlicher Zeitrechnung. Diese Zahl ist erneut ein Vielfaches der 19.

2280 = 19×120

Es sind 570 (19×30) Jahre zwischen Jesus und der Geburt des letzten Propheten, somit ist das Datum 1710 auch ein Vielfaches dieser Zahl:

1710 = 570×3

Auch die christliche Zeitrechnung vom Ende der Welt, welche das Datum 2280 ist, ist ein Vielfaches desselben Zeitabschnitts (Fn6):

2280 = 570×4

Die Stunde wird nur über die ableugnenden Ungerechten eintreffen. Die Gläubigen jedoch werden diesen grauenvollen Moment nicht miterleben. Wir sehen, dass das in 13 Versen vorkommende Wort „Baghtatan = plötzlich“ NUR die Nicht-Gläubigen betrifft (6:31,44,47; 7:95,187; 12:107; 21:40; 22:55; 26:202; 29:53; 39:55; 43:66; 47:18).

GOTT KENNT DIE WAHRHEIT AM BESTEN!

 

Antwort auf die von einem Leser per E-Mail gestellte Frage

„Laut Vers 42/18: ‚… Diejenigen, die über die Stunde streiten, sind ja völlig im Irrtum. ‚ Als ich sah, dass Sie die Stunde der Qiyamat berechnen, und auch wenn keine Folgewidrigkeit in Ihrer Vorgehensweise zu sein scheint, habe ich den obigen Vers zufällig gefunden. Was werden Sie demnach für eine Erklärung geben?“

Sie geben den Vers unvollständig wieder. Der Vers spricht von denen, die die Stunde (die Qiyamat) ableugnen. Er spricht über die, die über die Verwirklichung (und vielleicht den Zeitpunkt) der Stunde zweifelnd diskutieren. Im Koran werden in vielen Versen diese Diskussionen der Leugner zur Sprache gebracht. Wenn Sie diese Verse lesen, [sehen Sie,] dass die Leugner das Ereignis der „Stunde“ mit Zweifel betrachten und nicht daran glauben, dass solch ein Ereignis verwirklicht werden wird. Es ist falsch diejenigen, die daran glauben, dass die Stunde zu einem bestimmten Zeitpunkt verwirklicht wird, mit denen über einen Kamm zu scheren, die die Stunde ableugnen und darüber streiten. Im Gegenteil, diejenigen, die ableugnen, dass die im Koran angegebene Stunde zu einer BESTIMMTEN Zeit eintrifft, sind es eher würdig, zu dieser Kategorie zu gehören.

Gemäß Ihrem Verständnis werden diejenigen, die behaupten, dass die Stunde im Jahr 2280 sein wird, mit denen im Vers ZUSAMMEN angesprochen, die diese Behauptung [der Stunde] kritisieren. Denn beide Gruppen DISKUTIEREN über die Stunde. Wie Sie wissen braucht es zwei Gruppen, damit eine „Diskussion“ stattfinden kann. Um es kurz auszudrücken, spricht der Vers, auf den Sie sich stützen, nicht irgendwelche Diskussionen an, sondern die Diskussionen der Leugner.


Notizen:

1- Dr. Rashad Khalifa, der in der Moschee von Tucson ermordet wurde, weil er „Koran, der ganze Koran, nichts als den Koran“ sagte und die Tausende von Lügen beinhaltenden Hadith-Bücher ablehnte, hatte weltweit die Bewegung der Rückkehr zum Koran, zum ursprünglichen Islam gestartet.

2- Diejenigen, die die echte Bedeutung von „Seban minel mesani=paarige sieben“ in Zeiten des Unfriedens verloren, haben Jahrhunderte nach dem Propheten durch die Erfindung von Hunderten Ahadith dieser Formulierung Zuschreibungen gemacht. Laut den in Hadith- und Tafsir-Büchern vorkommenden Gerüchten beschreibt „seban minel mesani“:

  1. die Sure Fatiha.
  2. die sieben längsten Suren.
  3. die sieben Suren, welche mit den Buchstaben Ha.Mim. beginnen.
  4. sieben Paradiese.
  5. sieben Wunder. etc.

Wenn wir den Vers 15:87 aufmerksam betrachten, so ist zu verstehen, dass diese Gerüchte Erfindungen sind. Außerdem zeigen dies die Widersprüche unter den Gerüchten. Ich werde für jene nur einige Fragen als Hinweis stellen, die diesen Vers untersuchen wollen.

Wenn ich „Ich habe dir sieben Paare Orangen und zusätzlich eine Kiste Früchte gegeben“ sagte, sind dann die Orangen in der Kiste inbegriffen, oder nicht?

Wenn „Seban minel mesani“ die Fatiha oder die sieben langen Suren oder die sieben Suren mit Ha Mim wäre, müssten sie dann nicht laut der erwähnten Satzstellung außerhalb des Koran sein? Außerdem „Seban minel mesani“ ist nicht nur „7“, sondern „2×7“. Wenn „Seban minel mesani“ hingegen der numerische Wert der 14 Initialbuchstaben und demzufolge die der Umma gegebenen Lebensdauer ist, ist dies etwas außerhalb des Koran. Wäre dann das Verstehen der Beifügung (?) im Vers nicht einfacher?

Dass in den Versen vor „Seban minel mesani“ vom Ende der Welt und im folgenden Vers von dem gesprochen wird, was den vergangenen Gemeinschaften gegeben wurde und von der Gemeinschaft des Islam gesprochen wird, formiert welche Bedeutungsgesamteinheit?

Obwohl das in Vers 15:87 in der Formulierung „ateynake=wir gaben dir“ vorkommende Verb ETY häufig für die Torah und die Evangelien gebraucht wird, kommt sie abgesehen von dieser Stelle nie in Bezug auf den Koran vor. Für den Koran werden stets die Derivate der Verben NZL (hinabsenden) und WHY (offenbaren) gebraucht. Wieso wurde im Vers, in welcher die Formulierung „seban minel mesani“ vorkommt, eine Ausnahme vorgenommen? Ist „Zeit“ etwas, das vom Himmel hinabgesandt wird, oder etwas, das gegeben wird?

Kommt dazu nicht zusätzlich die Richtigkeit des Hadith-Gerüchts auf, das die numerischen Werte der 14 Buchstabenkombinationen als die Lebensdauer der Gemeinschaft des Islam kommentiert?

3- Einige könnten erstaunt darüber sein, dass wir diese Gerüchte überliefern und als echt ansehen. Wir nehmen diese Gerüchte nicht als Quelle und Beleg an. Die Koranverse belegen die Richtigkeit des besagten Gerüchts. Selbst wenn die Hadith-Gelehrten und Ausleger das fragliche Gerücht als Erfindung behaupteten, werden wir die Richtigkeit dieses Gerüchts aufgrund unseres Koranischen Wissens als sahih [authentisch] akzeptieren. Wir erkennen die Hadith-Bücher und die Biografien über die Propheten, Gelehrten und Khalifen nicht als zweite Religionsquelle an, in welchen die Wahrheit mit dem Falschen vermischt ist.

4- Als Beginn der Gemeinschaft des Islam kann auch das Datum der ersten Offenbarung angenommen werden. In diesem Falle müssen 12 Jahre subtrahiert werden. Selbst der Tod unseres Propheten kann als Anfangspunkt akzeptiert werden. In diesem Falle müssen 11 Jahre addiert werden. Doch wenn wir die zahlenmäßigen Übereinstimmungen bewerten, neigen wir dazu, die Hidschra als Anfangspunkt anzunehmen.

5- Das zu Beginn der 18. Sure Kehf vorkommende Ereignis der Bewohner der Höhle („Kehf Ashab“) besitzt einen engen Zusammenhang mit der „Stunde“. Wenn Sie vom neunten Vers der Sure Kehf bis zum 26. Vers die 18 Verse aufmerksam lesen, werden Sie viel Ghayb (Verborgenes) wittern. Diese werden nur dann ans Licht kommen, wenn Gott der Erhabene es wünscht. Ich möchte Ihre Aufmerksamkeit auf einige der Zeichen lenken:

Die Übersetzung des 12. Verses lautet wie folgt:

„Dann weckten Wir sie auf, um zu wissen, welche von den beiden Gruppen die Zeit, die sie blieben, besser berechnen kann.“

Der 21. Vers hingegen ist sehr interessant:

„Solcherart ließen Wir sie entdecken, damit sie wissen, dass das Versprechen Gottes wahr ist, und dass es über das Eintreffen der Stunde keinerlei Zweifel gibt.“

Der Zusammenhang zwischen Kehf Ashab und der Auferstehung nach dem Sterben ist vorhanden und ein Beispiel dafür. Doch was ist ihr Zusammenhang mit der „Stunde“? Das Zeichen dieses Verses ist wichtig.

Der letzte Abschnitt des 24. Verses und der 25. Vers lauten wie folgt: „Sprich: Ich hoffe, mein Herr wird mich zu einem richtigen, noch näheren Wissen als dies führen. Sie blieben dreihundert Jahre lang in ihrer Höhle, noch neun hinzugefügt.“ Das Arabische des Verses ist auffallender. 26. Vers: „Sag: Gott weiß besser Bescheid darüber, wie lange sie verweilten. Ihm gehört das Verborgene (ghayb) der Himmel und der Erde.“

6- Zwischen dem Sonnenjahr 2280 nach Christus und dem Datum unseres Propheten liegen genau 2280-570 = 1710 Sonnenjahre.

Wir wissen, dass das Mondjahr 1710 nach Hidschra nicht nach der Geburt unseres Propheten, sondern nach seiner Hidschra begonnen wurde. Das heißt, dass der 53 jährige Unterschied zwischen dem Geburtsdatum unseres Propheten und der Hidschra in genau 1710 Mondjahren geschlossen wird. Wenn Sie anhand einer Grafik ein wenig untersuchen, werden Sie herausfinden, dass diese kaum Zufall sind.

Außer der unsere Aufmerksamkeit auf sich ziehenden Periode von 570 Jahren kann überlegt werden, dass [diese Zahl] die Einheit der vergangenen Dauer zwischen einigen Propheten sei. Zum Beispiel ist das Datum des Propheten Moses vor Jesus als 1100 und 1200 bekannt, und die Zahl 1140 unter diesen ist ein zweifaches Vielfaches von 570. Welche Propheten kamen wohl 570 oder 1710 oder 2280 Jahre vor Jesus?

Vorstand

Strafjustiz und Gerechtigkeit

Ich suche Zuflucht bei meinem Herrn vor dem verfluchten Teufel,
Im Namen Gottes, des Gnädigen, des Barmherzigen

Justitia

 

Die Waage – Das Symbol der universellen Gerechtigkeit

Das Prinzip der Polarität in allen Formen, die Gott erschuf, ist der Lernprozess, zu dem sich jeder entweder zufügt oder sich dagegen abwehrt.

 

55:1-9 Der Gnädige ist der Lehrer des Korans. Er hat den Menschen erschaffen, lehrte ihn das Artikulieren. Die Sonne und der Mond folgen genauen Berechnungen. Die Pflanzen und die Bäume unterliegen Gottes Willen. Den Himmel erschuf Er hoch und stellte die Waage der Gerechtigkeit auf, damit ihr die Waage der Gerechtigkeit nicht überschreitet. Bei allem sollt ihr gerecht sein, genau auf Gewicht und Maß achten und nichts vermindern.

 

Die Waage ist das Messgerät, mit dem wir nicht nur unsere Abgaben und Annahmen, sondern auch unsere Gedanken und Taten wiegen. Wer die Waage nicht achtet, der hat sich selbst Unrecht getan. Die universelle Gerechtigkeit überdeckt alle Lebewesen mit dem Verdienten. Sie sieht in der Gottesschöpfung keinen Unterschied zwischen den Geschlechtern, Rassen, der Schönheit und den Reichtümern. Sie sind nur Werte, die entweder zu dieser oder zur anderen Schale der Waage gehören. Sie wiegt unsere Selbstachtung und Verachtung bei jedem Atemzug, den wir machen, ab. Die Wahrheit, die in uns Menschen existiert, kann aus diesem Grund nicht abgeleugnet werden. Denn das Ableugnen ist gleichzusetzen mit der Verachtung.

 

30:8-9 Denken sie denn nicht über sich selbst nach? Gott hat die Himmel und die Erde und was dazwischen ist gemäß der Wahrheit nur für eine bestimmte Frist geschaffen. Viele Menschen aber leugnen die Begegnung mit Gott im Jenseits. Sind sie nicht auf der Erde umher gegangen, um zu sehen, welches Ende den trotzigen Völkern vor ihnen beschieden war? Sie waren viel mächtiger als sie, haben die Erde gepflügt, ausgebeutet und bebaut und längere Zeit darauf gelebt als sie. Ihre Gesandten kamen zu ihnen mit den klaren Beweiszeichen, die sie abschlugen. Gott wollte ihnen nicht unrecht tun, sondern sie haben sich selbst unrecht getan.

 

In der universellen Gerechtigkeit wiegt eine gute Tat zehnfach mehr als die schlechte:

 

6:160 Wer eine gute Tat vollbringt, erhält zehnfachen Lohn, und wer eine böse Tat begeht, erhält nur eine gleichwertige Strafe. Keinem wird Unrecht getan.

 

Jeder Mensch trägt seine eigene Last, die kein anderer tragen wird. Das ist die Verordnung unseres Allmächtigen, Gütigen Herrn.

 

6:161-165 Sprich: „Gott hat mich auf den geraden Weg geleitet, zur rechten Religion Abrahams, dem Monotheisten und der kein Heide war.“ Sprich: „Mein Gebet, mein Gottesdienst, mein Leben und mein Tod gelten Gott allein, dem Herrn der Welten. Ihm darf nichts beigesellt werden. Das hat Gott mir befohlen, und ich bin der Erste, der sich Ihm vollkommen hingibt.“ Sprich: „Sollte ich mir einen anderen Herrn als Gott suchen, Der doch der Herr über alles ist? Kein Mensch wird für die Taten anderer belangt, sondern nur für die, die er selbst begangen hat. Kein Mensch trägt die Schuld eines anderen. Ihr werdet nach dem Tod auferweckt und am Jüngsten Tag zu Gott geführt werden; und Er wird euch über eure Streitigkeiten aufklären und richten. Er ist es, Der euch zu den Nachfolgern von früheren Völkern auf der Erde (die ihr zu bebauen habt) bestimmt hat; und Er hat in Rangstufen einen über den anderen gestellt, um euch durch die von Ihm bescherten Gaben zu prüfen. Wahrlich Gott bestraft schnell. Er ist voller Vergebung und Barmherzigkeit.

 

Strafjustiz im Koran

Handabhacken

5:38 Schneidet dem Dieb und der Diebin die Hände ab; als Vergeltung für das, was sie begangen, und als abschreckende Strafe von Allah.

 

Wenn ein Dieb 1000 Euro von Ihnen stiehlt und der Staat ihn ins Gefängnis steckt, was haben Sie dann davon? Wenn der Dieb Kinder und Frau hat: Was ist ihre Schuld? Wieso sollten sie von ihm beraubt werden?

Der Koran löst dieses Problem genauso wie die Probleme, die mit der weit verbreiteten Strafjustiz der heutigen Welt verbunden sind. Das Gesetz sieht die Äquivalenz vor (2:178-179). Gemäß koranischer Strafjustiz muss der Dieb, der für Diebstahl verurteilt wurde, für Sie arbeiten, bis der Schaden (inkl. weiterer Schaden durch den Diebstahl) kompensiert wurde. Gleichzeitig sind die unschuldigen Kinder und die Frau des Diebes nicht von ihrem Mann beraubt und das teure Gefängnissystem wird aufgehoben. Die Gefängnisstrafe ist eine grausame und unmenschliche Strafe, welche keiner Partei dient.

Im Gegensatz zum allgemeinen Verständnis darf die Hand des Diebes nicht abgeschnitten werden. Dank Gottes Gnade haben wir nun mehrere Betrachtungsweisen. Der entsprechende Vers wird in 5:38 erwähnt. 5+38=43. Die andere Stelle im Koran, wo auch „die Hand geschnitten wird“, ist in 12:31. Hier sehen wir die Frauen, die Josef dermaßen bewundert haben, dass sie ihre Hände „schnitten“. Es ist offensichtlich, dass sie ihre Hand nicht abgehackt haben. Als Denkanreiz sollte man sich folgendes überlegen: 12+31=43; Die gleiche Summe wie in 5:38. Dies könnte uns zur Deutung heranbringen, die Hand des Diebes zu kennzeichnen.

Nehmen wir diesen Vers sprachlich näher unter die Lupe unter Berücksichtigung bekannter Tatsachen, ist die Bedeutung klar, dass ein Schadensersatz in Form sozialer Arbeit geleistet werden muss. Die Strafe im Islam basiert auf Gleichwertigkeit und sozialem Druck (2:178, 5:38, 24:2).

 

Strafe für Unzüchtige – Peitschen?

24:2 Geißelt die Unzüchtige und den Unzüchtigen mit je hundert Hieben (dschaldah). Lasst euch nicht durch Mitleid davon abhalten, Gottes Gesetz auszuführen, wenn ihr an Gott und den letzten Tag glaubt. Und der Strafvollzug soll von einer Gruppe aus Gläubigen bezeugt werden.

 

Das arabische Wort für Hiebe lautet dschaldah, abgeleitet von dschild – Haut und hat mit Peitschen nichts gemeinsam. Daraus ist abzuleiten, dass die Wirkung der Hiebe auf die Haut beschränkt bleiben muss, dass die Hiebe also nicht bleibende Wirkungen im Fleisch verursachen dürfen. Dies, damit sich die Haut so einfach wie möglich von den kurzfristigen Schmerzen erholen und den üblichen Zustand wiedereinnehmen kann. Denn im Vers wird der Fokus auf den sozialen Aspekt der Bestrafung gelegt.

Die Blasphemien „Hadith & Sunna“ richteten jedoch trotz den klaren Bestimmungen Gottes die teuflische Todessteinigung ein, als eine Strafe für verheiratete Ehebrecher. Dieses von verirrten Männern eigens aufgestellte und pervertierte Gesetz von Gelehrten aus dem Mittelalter, die sich eher durch Missdeutungen der Bibel inspirieren ließen als durch Gottes Wort, ist nicht das Gesetz Gottes. Nein, darüber hinaus widerspricht es dem Gesetz Gottes: die Lesung sieht für unfreie (bspw. Sklaven) Ehebrecher die Hälfte der Strafe von freien Ehebrechern vor (4:25). Was bitte ist denn die Hälfte der Todesstrafe??

Wie in 24:2 erwähnt wird, besteht die Strafe für Ehebrecher aus öffentlichem Geißeln. Hundert symbolische Hiebe, die beim Bestraften keinesfalls nachträgliche Schäden anrichten dürfen. Wie oben bereits erwähnt, besteht die Basis der Bestrafung aus sozialem Druck und der Bestrafende soll eingeschüchtert werden. In der Öffentlichkeit (symbolisch) Hiebe zu erhalten, erzielt diesen erwünschten Effekt.

Das Beschämen (psychologischer Wirkungseffekt), also die Öffentlichkeit als Zeuge der Bestrafung agieren zu lassen, ist ein Teil des islamischen Systems der Bestrafung. Diese Strafe ist also als eine symbolische Strafe zu verstehen, welches vor der Gesellschaft geschieht. Jene, die behaupten wollen, dass die Ehepaare zu Tode gesteinigt werden sollen, meinen, dieser Vers sei unklar. Die ersten zwei Verse des 24. Kapitels stellen eine Antwort für solche irregegangenen Menschen dar.

Damit diese sozio-psychologische Strafe, also das Beschämen, den gewünschten Effekt erwirkt, müssen einige Bedingungen erfüllt sein:

  1. Der/die Schuldige/r sollte Mitglied einer Gruppe sein und aus freien Willen sich den Gesetzen Gottes unterordnen, also die Bestrafung als Folge des eigenen Glaubens akzeptieren.
  2. Die Gruppe sollte die gegebene Strafe beglaubigen.
  3. Die Strafe sollte der Gruppe übergeben werden, und die Gruppe sollte die schuldige Person physisch, emotional und ökonomisch für eine Zeit meiden.
  4. Die zu bestrafende Person sollte im Stande sein (die Möglichkeiten besitzen), das Vertrauen der Gruppe wieder zu erlangen.

Dass für die Unzucht vier Zeugen verlangt werden, stellt eines der Gründe dar, dass der allwissende Gott von uns will, die zeitgenössischen, technologischen Möglichkeiten zu gebrauchen. Bei einer Vergewaltigung kann man mit einem genetischen Test die Vergewaltiger identifizieren (und man kann auch mit diesem Test herausfinden, wem die Kinder gehören). Unsere genetische Beschaffenheit besteht aus Reihen von Kombinationen aus VIER Molekülen; Adenin, Guanin, Cytosin und Thymin. Diese Moleküle reihen verschiedene Kombinationen in der genetischen Kette eines jeden Menschen. So agieren diese VIER Moleküle unserer genetischen Beschaffenheit stets als unsere Identität tragende ZEUGEN. Der Koran will nicht, dass das Zeugnis NUR durch ein Augenzeugnis geschieht. Wir bezeugen die Existenz und Einheit Gottes ja auch nur mit unserem Wissen und unserem Verstand.

In der Sure Joseph, Verse 26-27, gilt der Zeuge nicht als Augenzeuge. Er sagt nicht „ich habe das Geschehen mit meinen Augen gesehen“. Die Beschuldigung gegenüber Joseph wird mit Menschenkenntnis, Experiment und logischem Denken bezeugt. In anderen Worten gilt sein Zeugnis als ein intellektuelles, auf Informationen basierendes Zeugnis.

 

4:15-16 Und gegen diejenigen von euren Frauen, die dem Abscheulichen nachkommen, lasst dann vier von euch bezeugen. Wenn sie dann bezeugten, so haltet sie fest in den Häusern (z.B. Heilkliniken), bis der Tod sie abberuft oder Gott für sie einen Ausweg macht
Und beeinträchtigt die beiden von euch, die ihm nachkommen. Bereuten sie es und verbesserten sich, dann lasst ab von ihnen. Gewiss, Gott war Reue annehmend, gnädig

 

Der Akt des Ehebruchs in vier verschiedenen Fällen mit vier verschiedenen Partnern stellt eine Gefahr für das soziale Wohlergehen der Gesellschaft dar. Eine promiske Gesellschaft wäre verurteilt, zu Grunde zu gehen. (Es gibt viele soziologische Gründe über die negativen Auswirkungen promisken Verhaltens – diese hier zu erörtern sprengte den Rahmen.) Deshalb wird die Gesellschaft geschützt, wenn solch eine Frau unter Quarantäne gestellt wird. Ein gutes Beispiel eines Ausweges, welches die unter Quarantäne gestellte Frau rettet, ist die Heirat – jemand kann sie heiraten, und so die Gesellschaft und sie schützen.

Öffentliche Bloßstellung der SünderInnen ist ein bedeutendes Abschreckungsmittel, wie wir es in 5:38 und 24:2 sehen. Die Bestrafung, die in 4:16 angedeutet wird, wird in 24:2 erklärt.

 

Der Koran rät definitiv von der Todesstrafe ab

2:178-179 O ihr, die ihr glaubt! Es ist euch die Wiedervergeltung vorgeschrieben für die Getöteten: der Freie für den Freien, der Sklave für den Sklaven, das Weibliche für das Weibliche. Doch wenn jemandem von seinem Bruder etwas vergeben wird, so soll der Vollzug auf geziemende Art und die Leistung ihm gegenüber auf wohltätige Weise geschehen. Dies ist eine Erleichterung von eurem Herrn und eine Barmherzigkeit. Wer nun von jetzt an (die Gesetze) übertritt, dem wird eine schmerzliche Strafe zuteil sein. Die von Gott geregelte Vergeltung sichert euch das Leben. Darüber habt ihr nachzudenken und euch der Frömmigkeit zu befleißigen.

 

Wegen menschlicher Grausamkeit und Ungerechtigkeit können sich viele Leute gar nicht vorstellen, was dieses koranische Gesetz meint. Sie lehnen es ab, die klaren Verfügungen, dass strenge Gleichwertigkeit ausgeübt werden muss, zu akzeptieren – tötet eine Frau einen Mann oder ein Mann eine Frau, oder tötet ein Sklave einen Freien oder ein Freier einen Sklaven, so kann die Todesstrafe nicht vollzogen werden.

Der Begriff „Qesas“ (Gerechte Strafe oder Vergeltung) stammt aus dem Wort „Qassa“, was teilen/mitteilen oder erzählen bedeutet. „Yaqtas“ heißt: Man nimmt sich sein Recht. Eigentlich ist in dieser Hinsicht zwischen dem islamischen und dem jüdischen Gesetz keine großen Unterschiede festzustellen. Doch jede Glaubensform hat ihre eigenen Gesetze (Bücher) und danach sollte gerichtet werden (vgl. 5:44-48). Leider beachten viele Menschen nicht, was am Ende jener Sätze betont wird: das Verzeihen oder Verzichten auf die Vergeltung. Denn durch ein Verzeihen wird ein besserer Gewinn bei unserem HERRN erzielt.

 

5:45 Wir hatten den Juden in der Tora vorgeschrieben: Leben um Leben, Auge um Auge, Nase um Nase, Ohr um Ohr und Zahn um Zahn; und für Verwundungen gerechte Vergeltung. Wer aber darauf verzichtet, dem soll das eine Sühne sein; und wer nicht nach dem richtet, was Gott herabgesandt hat – das sind die Ungerechten.

 

Der Koran zieht es vor, dass der Mörder die Familie des Opfers entschädigt. Den Mörder umzubringen bringt weder das Opfer zurück noch nützt es der Familie des Opfers. Die Entschädigung aber muss ausreichend sein, um ein Abschreckungsmittel für andere darzustellen (sozialer Druck). Im Islam (Hingabe) sind/ist/ das Opfer und/oder die Familie des Opfers die Richter über die Kriminaltaten. Sie entscheiden, was die Strafe – unter Aufsicht von einer Person, die den Koran kennt – sein soll.

Die frommen Gottergebenen aber streben stets nach Friedfertigkeit und antworten sogar bei den ärgsten Beschuldigungen und Beleidigungen mit „Friede mit euch!“

 

25:63 Die Diener des Barmherzigen sind die, die bescheiden auf der Erde umhergehen, und wenn die unwissenden törichten Ungläubigen sie unbotmäßig ansprechen, sagen: „Friede sei mit euch!“

42:40 Eine böse Tat wird mit einer gleichen vergolten. Wer jedoch verzeiht und sich versöhnt, den wird Gott belohnen. Gott liebt nicht die Ungerechten.

42:43 Geduld zu fassen und dem Täter zu verzeihen, darum soll sich der Rechtschaffene bemühen.

 

Die Strafe für das Töten wird im Koran beschrieben:

4:92-93 Keinem Gläubigen steht es zu, einen anderen Gläubigen zu töten, es sei denn aus Versehen. Und wer einen Gläubigen aus Versehen tötet: dann soll er einen gläubigen Sklaven befreien und Blutgeld an seine Erben zahlen, es sei denn, sie erlassen es aus Mildtätigkeit. War er (der Getötete) aber von einem Volk, das euer Feind ist, und ist er (der Getötete) gläubig: dann soll er einen gläubigen Sklaven befreien; war er aber von einem Volk, mit dem ihr ein Bündnis habt: dann soll er Blutgeld an seine Erben zahlen und einen gläubigen Sklaven befreien. Wer (das) nicht kann: dann (soll er) zwei Monate hintereinander fasten – (dies ist) eine Vergebung von Gott. Und Gott ist Allwissend, Allweise. Und wer einen Gläubigen vorsätzlich tötet, dessen Lohn ist die Hölle, worin er auf ewig bleibt. Gott wird ihm zürnen und ihn von Sich weisen und ihm eine schwere Strafe bereiten.

17:33 Und tötet nicht das Leben, das Allah unverletzlich gemacht hat, es sei denn zu Recht. Und wer da ungerechterweise getötet wird – dessen Erben haben Wir gewiss Ermächtigung (zur Vergeltung) gegeben; doch soll er im Töten nicht maßlos sein; denn er findet (Unsere) Hilfe.

 

Steinigung

Kurz nochmal zur Steinigung: Viele der LeserInnen interessiert wohl die Frage, woher das Gesetz der Steinigung entstammt. Darauf gibt es eine einfache Antwort: Aus dem alten Testament und den Ahadith. Der Koran jedoch widerlegt die Steinigung gleich zweifach:

Steinigung wird im Koran nur im negativen Sinne gebraucht

  • Die Ungläubigen bedrohen Noah mit der Steinigung (26:116)
  • Abrahams Vater droht Abraham mit der Steinigung (19:46)
  • Die Männer in der Höhle haben Angst, von den Ungläubigen gesteinigt zu werden (18:20)
  • Die drei Gesandten werden durch die Ungläubigen bedroht, gesteinigt zu werden (36:18)
  • Die Ungläubigen bedrohen Shu’aib mit Steinigung (11:91)

Die Hälfte der Todesstrafe

4:25 … Und wenn sie, nachdem sie verheiratet sind, der Unzucht schuldig werden, dann sollen sie die Hälfte der Strafe erleiden, die für freie Frauen vorgeschrieben ist…

 

In diesem Vers wird für die Frauen, die in ihrem Leben eine Sklavenschaft hatten, die Hälfte der Strafe vorgeschrieben. Das bedeutet: 50 Hiebe. Die beste Frage an die Hadith-Verteidiger bzw. Traditionalisten lautet: Wie sieht die Hälfte der Todesstrafe aus?

Es sei nebenbei bemerkt, dass der orthodoxe Islam viele Praktiken aus der Bibel, die ihren Weg in Ahadith gefunden haben, entnommen hat. Sunniten können also als „aktiv praktizierende Christen/Juden“ bezeichnet werden. Praktiken im orthodoxen (M-)Islam, die im Koran nicht vorkommen:

  • Das Kopftuch ist aus der Bibel
  • Die Todesstrafe ist aus der Bibel
  • Die falsche Opferung von Abrahams Sohn wurde von der Bibel übernommen (aus Genesis)
  • Viele Verbote bzgl. Nahrung kommen aus der Bibel
  • Die Beschneidung ist aus der Bibel
  • Die Sklaverei ist aus der Bibel (für die Quellen im orthodoxen Islam, siehe: Al Muwatta von Imam Malik, der ein Kapitel über Sklaverei detailliert beschrieben hat, wie sie zu kaufen und zu verkaufen sind etc.)
  • Die Vorurteile gegenüber Frauen in der Menstruation kommen ebenfalls aus der Bibel
  • Bilder/Bärte-Kommentare kommen aus der Bibel
  • Das „Amen“ kommt aus der Bibel
  • Heilige Schriften an die Wand zu hängen kommt aus der Bibel…

Das sind nur einige Beispiele der Riesenunterschiede zwischen Koran und Bibel. Hier sei, wobei wir uns aber von der polemischen Form distanzieren, folgende Seite erwähnt, die Tatsachen enthält, die zum Nachdenken anregen sollten: My Journey From the Christianity of Ahlul Sunnah Wal Jamaah to the Islam of the Prophet (englisch)

Gepriesen sei der Herr aller Welten für die hohen moralischen Standards, die Er uns offenbarte!

Frucht ist nicht gleich Frucht

Salam

Durch unsere Beobachtungen während den Koran-Übersetzungen entdeckten wir unzählige Fehler – leider, die wir nach und nach, so Gott will, zeigen möchten. Diese Fehler haben einige Probleme verursacht, so dass manches im Koran falsch verstanden wurde. Bei unserem Beispiel handelt es sich um zwei Begriffe, die von den Übersetzern mit gleichem Inhalt wiedergegeben worden sind: فاكهة “Fakihah”, was Obst oder Frucht bedeutet und in diesem Sinn kein Verb hat und ثمرة “ßamarah”. Dazu wollen wir ihre Wurzel genauer anschauen:

Nom.
ثمرة [ßamarah] (Singular) Frucht, Ertrag,
ثمرات [ßamarat] (Plural) Früchte,
إستثمار [istißmar] Investition,
مستثمر – ة [mustaßmir-ah] Investor/in,

Verb
ثمر [ßamara] Ertrag bringend sein, ergiebig sein,
اثمر [aßmara] fruchten, blühen, erbringen, resultieren,
إستثمر [istaßmara] investieren, Nutzen ziehen, auswerten,

Adj.
مثمر [mußmir] ergiebig,
إستثماري [istißmary] investierend,

Man sieht hier, dass der Begriff nicht nur unbedingt von Frucht als Obst handelt, sondern von dem, was aus dem Boden wächst und essbar ist. Auch, so wie im Deutschen, kann es sich um die Frucht einer Arbeit handeln (gemeint: das Resultat einer guten Arbeit).

Die Übersetzer haben eigentlich bei diesem Begriff keinen Fehler gemacht, auch beim ersten oben aufgeführten Begriff, wo es sich nur um Obst handelt (Fakihah), doch dabei hätten sie lieber Obst schreiben sollen, da es sich um zwei verschiedene Begriffe im Koran handelt, die beide von den Übersetzern gleich übersetzt wurden.

Ein Vers (55:52), der von dem Begriff “Fahihah” handelt:

  • Khoury
    Darin gibt es von jeder (Fakihah) Frucht ein Paar.
  • Paret
    (Gärten) in denen es von jeglicher Fruchtart (faakiha) zwei Arten gibt.
  • Azhar
    Dort gibt es von jeder (Fakihah) Fruchtart ein Paar.
  • Rasul
    Darin wird es von jeglicher (Fakihah) Fruchtart zwei Arten geben.
  • Zaidan
    In denen es von jeder (Fakihah) Obstart Zweiheit gibt.
  • Ahmadeyyah
    Darinnen wird es jegliche Art (Fakihah) Frucht in Paaren geben.

Ein Vers (6:11), der den Begriff “ßamarah” beinhaltet:

  • Khoury
    Er läßt euch dadurch Getreide sprießen, und Ölbäume, Palmen, Weinstöcke und allerlei (ßamarat) Früchte. Darin ist ein Zeichen für Leute, die nachdenken.
  • Paret
    Er läßt euch dadurch das Getreide wachsen, und die Ölbäume, Palmen und Weinstöcke, und (sonst) allerlei (ßamarat) Früchte. Darin liegt ein Zeichen für Leute, die nachdenken.
  • Azhar
    Dadurch läßt Er für euch Pflanzen wachsen, Olivenbäume, Dattelpalmen, Weinreben und (ßamarat) Früchte aller Art. Darin sind Zeichen für Menschen, die nachzudenken bereit sind.
  • Rasul
    Damit läßt Er für euch Korn sprießen und den Ölbaum und die Dattelpalme und die Trauben und (ßamarat) Früchte aller Art. Wahrlich, darin liegt ein Zeichen für nachdenkende Leute.
  • Zaidan
    Damit läßt ER für euch Gewächs, Oliven, Dattelpalmen, Trauben und von jeglichen (ßamarat) Früchten hervorsprießen. Gewiß, darin ist zweifelsohne eine Aya für Leute, die sich besinnen.
  • Ahmadeyyah
    Damit läßt Er Korn sprießen für euch und den Oelbaum und die Dattelpalme und die Trauben und (ßamarat) Früchte aller Art. Fürwahr, darin ist ein Zeichen für nachdenkende Leute.

Salam