Gesellschaft

Die Rhetorik von „Terror“ und „Cihad“

Eine Philosophische und Theologische Bewertung [1]

übersetzt aus dem Türkischen von Kerem A.

Koran 13:25 Diejenigen aber, die den Bund Gottes brechen, nachdem (sie) ihn geschlossen haben, und zerreißen, was Gott zu verbinden geboten hat, und Unheil auf Erden stiften – auf ihnen lastet der Fluch, und sie haben eine schlimme Wohnstatt.






Der Zweck dieser Abhandlung ist, die durch die rhetorische Verwendung der Begriffe „Terror“ und „Cihad“ [Anm. d. Übers.: ausgesprochen als Jihad mit einem ‚J‘ wie in Jalousien] entstandenen Probleme aufzuzeigen und ebenso, dass diese Rhetoriken die Entstehung des kommunikativen Prozesses zwischen den Kulturen verhindern. In dieser Untersuchung wird mit dem Wort „Rhetorik“ seine Verwendung angesprochen, bei der die Sprache auf eine überzeugende Art und Weise gebraucht wird, um bestimmte Interessen, besonders auch politische Ziele zu verwirklichen.

Hinsichtlich des Endes des Kalten Krieges verbunden mit der Aufhebung aller Hindernisse für eine Globalisierung herrschte eine aufrichtige Atmosphäre der Zuversicht. Jedoch wurde am 11. September 2001 die Büchse der Pandora geöffnet; zusammen mit den zwei Türmen im Herzen Amerikas, das in einer globalisierenden Welt wie der Leviathan[2] erscheint, ist auch die Atmosphäre des Optimismus zusammengebrochen. Mit diesem Ereignis und aufgrund des in 1991 eingetretenen Golfkrieges ist die Sichtweise derjenigen mehr in den Vordergrund getreten, die der herrschenden Atmosphäre der Zuversicht skeptisch gegenüberstehen und die die These vom „Kampf der Kulturen“ vertreten. Die durch dieses Ereignis ausgelösten Diskussionen betreffen viele verschiedene Bereiche von der Religionsphilosophie bis zur Politikphilosophie, von der Sprachphilosophie bis zur Ethik und Hermeneutik, von den internationalen Beziehungen bis zur Theologie.

Wir möchten diese Abhandlung mit dem Übertragen eines Zitats von den während den Deutungen der Anschläge des 11. Septembers gemachten Erklärungen von Derrida beginnen:

„Ein Philosoph sollte eine Person sein, die ein neues Kriterium sucht, um ‚Einsicht‘ und ‚Legitimation‘ voneinander zu unterschieden. Eine Person kann eine bestimmte Ereigniskette oder Institution, die den Weg zu Krieg oder Terror bereiten, ohne sie irgendwie zu rechtfertigen, sogar sie verdammend oder versuchend neue Institutionen aufzubauen; beschreiben, begreifen und erklären. Eine Person kann bestimmte Terrorhandlungen (sei es Regierungsterror oder nicht), die sie auslösenden, sogar legitimierenden Bedingungen außer Betracht lassend, bedingungslos verdammen.“ [3]


Die rhetorische Verwendung des Begriffs „Terror“

Bei einer Untersuchung wurden 109 verschiedene Definitionen von Terror ermittelt.[4] Heutzutage treffen wir ziemlich häufig auf Äußerungen dieser Art: „Die richtige Bestimmung von Terror…“, „Der wahre Terrorist macht…“, „Sie nennen uns Terroristen, jedoch…“. In all diesen Definitionen wird „Terror“ wie eine Platonische „Idee“ und derjenige, der seine „wahre Bedeutung“[5] garantiert, wie „seine Idee“ behandelt. Wir sollten nicht vergessen, wie ursprünglich Wittgenstein gezeigt hat, dass die Sprache eine in der Gesellschaft geteilte und in der Gesellschaft gelernte Sammlung von „Instrumenten“ ist und dass wir alle ein Teil eines großen Sprachspiels sind.[6] Nachdem die soziologische Beschaffenheit der Sprache begriffen wurde, können wir unsere Sätze hinsichtlich der Definition des Terrors auf diese Weise korrigieren: „Die Menschen meinen mit dem Wort Terror im Allgemeinen dies…“, „Nach der Definition von FBI sind Terroristen…“ oder „Laut der Bestimmung von Hisbollah sind Terroristen…“. Diese Art von Äußerungen werden es uns ermöglichen zu bemerken, dass die Definitionen von Terror nicht harmlos sind und dass diese im Zusammenhang mit bestimmten Belangen und Ideologien stehen. Wie Foucault sagte: „Wir stehen der Produktion mittels Macht der Wahrheit gegenüber“.[7] Einer der Wege, die Macht als Mittel zu gebrauchen, ist das Diktat des erforderlichen Sprachgebrauchs.

Der Begriff „Terror“ tauchte erstmals während der Französischen Revolution 1789 auf.[8] Entgegen unserer heutigen Verwendung trug der Begriff „Terror“ hier in der Verwendung von den Jakobinern eine positive Bedeutung, denn die Jakobiner sahen die als „Terror“ bezeichneten gewaltvollen Handlungen als notwendig an, um zu einer friedvollen Umgebung zu gelangen. Heutzutage jedoch trägt „Terror“, wie alle von uns sehr gut wissen, eine negative Bedeutung. Aufgrund dieser negativen Bedeutung von „Terror“ versuchen alle im Kampf ihre Gegner als „Terrorist“ zu bezeichnen. Diese Situation wird zum Grund, weshalb eine Person für den einen als „Freiheitskämpfer“ und für den anderen als „Terrorist“ wahrgenommen wird. Beispielsweise sagt Fadlallah, der Gründer der Organisation Hizbullah, welche von vielen Personen eine terroristische genannt wird, folgendes: „Wir sehen uns selbst nicht als Terroristen, denn wir glauben nicht an den Terrorismus. Es ist kein Terror, gegen diejenigen zu kriegen, die in unsere Heimat eindringen. Wir sehen uns als für einen heiligen Krieg kämpfenden Krieger an.“ [9] Fadlallah hat die Aktivitäten seiner Organisation als „kämpfen für die Freiheit“ bezeichnend legitimiert.

Andererseits definiert FBI hingegen Terror wie folgt: „Terror ist die gesetzwidrige Benutzung von Macht und Gewalt gegenüber einer Person oder einem Besitz, um gewisse politische oder gesellschaftliche Zwecke willen, um eine Regierung, die gesamte oder Teile der zivilen Bevölkerung zu bedrohen oder zu nötigen.“ [10] Dass in der Definition von FBI die Äußerung „zivile Bevölkerung“ statt „unschuldige Menschen“ verwendet wird, oder dass die gegen die Regierung (Staat) durchgeführten Aktivitäten betont werden, steht im Zusammenhang mit der Stellung des FBI. Der Begriff Terror wurde geschichtlich gesehen erstmals in der Französischen Revolution gebraucht, um den von der Regierung begangenen Terror zu beschreiben. Andererseits zeigen internationale Abkommen wie die am Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts unterzeichneten Hague Abkommen und in 1949 unterschriebenen Genfer Konventionen, dass sich auch die Regierungen in strafvolle Aktivitäten einmischen können. Also ist Terror ein moralisches Problem, das nicht von den Persönlichkeiten der Benutzer, sondern von der Natur der Methoden und seinen Opfern entsteht.[11] Die Zivilisten anzugreifen, wird in ethischer Hinsicht als böse akzeptiert, denn während die Truppen mit mächtigen Waffen und Bomben ausgerüstet sind, können die Zivilisten ihnen nur schwach und mit den bloßen Händen entgegnen. Doch andererseits sind auch viele Soldaten oder Militanten gegenüber den mit hohen Technologien ausgerüsteten Truppen eigentlich in nicht einer allzu unterschiedlichen Situation als die Zivilisten gegenüber den Truppen anzusehen, denn auch sie sind in Anbetracht von entwickelten Bombardierungsflugzeugen in derselben macht- und hoffnungslosen Situation. Habermas hat die Aufmerksamkeit auf das diese Asymmetrie ergebende moralische Problem wie folgt gelenkt: „Jedoch bleibt die Asymmetrie des elektronisch kontrollierten Konstruktionswunders und mit der vernichtenden Macht in der Luft der für den Mehrzweckgebrauch geeignete Raketenmengen mit den mit Kalashnikovs ausgerüsteten, primitiven, bärtigen Kämpfergruppe wie eine moralisch widerwärtige Erscheinung.“ [12]

Eines der interessantesten Beispiele der rhetorischen Verwendung des Begriffes „Terror“ wurde im Benehmen der Amerikaner gegenüber den afghanischen Kämpfern gesehen. Amerika hat die afghanischen Kämpfer als „heilige Krieger“ verkündet und ihnen im Krieg gegen die Besitznahme der Sowjets geholfen.[13] Nachdem jedoch die Angriffe der Taliban begonnen hatten Amerika als Ziel zu nehmen, wurden die „heiligen Krieger“ zu „Terroristen“ und im „Krieg gegen den Terror“ die ersten Angriffsziele.

Jede gewaltvolle Handlung erschwert die Dialogbildung zwischen den Parteien; jeder Tod eines zivilen oder unschuldigen Menschen heizt das Rachegefühl der Nationen oder die Mitglieder des Stammes der Opfer an und auf diese Weise werden in Aneinanderkettung die rachsüchtigen Reaktionen zum Grund für die Gewaltwellen. Derrida sagt, dass er jede Aktivität eines „Terroristen“ auf der Welt, doch noch viel mehr den von der Regierung verwirklichte „Terrorismus“ – ein von Terrorismus unterschiedliche Namen erhaltenden Terrorismus und dessen Glaubwürdigkeit mehr oder weniger unter der Legitimation verborgen ist – als persönliche Abwehr erwidert.[14] Das im Artikel „Die Moral des Terrorismus“ von Coady zitierte Gedicht hinterfragt die Rhetorisierung des Begriffs „Terror“ auf eine ironische Weise wie folgt:

Bomben abzuwerfen ist schlecht,
Bombardierung jedoch ist gut,
Kurz und gut; die Bedeutung von Terror,
Hängt davon ab, wer sich mit der Macht krönt.[15]


Coady sagt, dass die hinter den „sprachlichen Verwendungen“ liegende Motivation der Gewaltanwender, die darauf zurückgreifen, um ihre Handlungen zu rechtfertigen, abhängig davon ist, ob „sie“ mit „uns“ sind oder nicht.[16] Der amerikanische Philosoph Tomis Kapitan legt die Schäden der rhetorischen Verwendung von Terror sehr schön offen:

„Die Rhetorik dient der Beschwichtigung bei der sinnvollen, politischen Diskussion. Diejenigen, die bei normalen Bedingungen „wieso?“ fragen würden, befürchten als jemand etikettiert zu werden, der im Thema Terror einen nachgiebigen Ansatz pflegt. Jene, die die Rhetorik auf militante Weise gebrauchen, verwenden die Rhetorik, um willentlich den Unterschied zwischen dem kritischen und dem beschwichtigenden Ansatz zu entstellen. Diejenigen, die der Rhetorik erliegen, tragen zum Kreislauf von Rache und Vergeltung bei, indem sie die gewaltvollen Aktivitäten ihrer eigenen Regierungen billigen, die sich nicht nur gegen jene richten, die terroristische Handlungen begehen, sondern auch gegen die Völker, aus deren Reihen die Terroristen hervorkommen, aus dem einfachen Grund, weil die Terroristen häufig selbst Zivilisten sind, die inmitten unter nicht dermaßen engagierten Zivilisten leben. Das Ergebnis ist, dass die politisch motivierte, gegen zivile Ziele gerichtete Gewalt – unter irgendeinem anderen Namen des Terrorismus, unter dem Namen ‚Wiedervergeltung‘ oder ‚Anti-Terrorismus‘ – sich vermehrt. Die Rhetorik bezüglich Terror kennt nur die Sprache der Macht. Jene, die sich als Opfer der unerträglichen Ungerechtigkeiten betrachten und sehen, dass die Unterdrücker unwillig sind, mit akzeptablen Kompromissen zur Verständigung zu gelangen, versuchen der Gewalt mit noch mehr Gewalt zu antworten.“ [17]


Eine Untersuchung über die Selbstmordattentäter hat ergeben, dass die Mehrheit dieser Attentäter im Krieg einen nahen Verwandten oder eine Person verloren, die sie liebten.[18] Diese Untersuchung bestätigt, dass der Weltfrieden als Ergebnis von Gewaltakten – da diese Handlungen am laufenden Band Rachegefühl erwecken – immer mehr gefährdet wird.

Das mögliche schädliche Ergebnis der rhetorischen Verwendung des Begriffs „Terror“ hinsichtlich der Anwender der Rhetorik ist die Erleichterung der Vereinigung und der gemeinsamen Koalitionsgründung voneinander unterschiedlicher, sogar feindlicher Gruppen in der Gegend der Gewaltakten. Beispielsweise hat die Al Kaida „Cihad“ und andere Islamische Begriffe gegen die Schiiten genauso wie gegen die USA rhetorisch gebraucht und in Afghanistan ein Massaker gegen Schiiten verübt. Wenn die Schiiten und Al Kaida unter einem Titel wie „Islamische Terroristen“ vereint werden und das oppositionelle Lager als „Krieg gegen Terror“ bezeichnet wird und wenn der Iran, von dem geglaubt wird, dass er Massenvernichtungswaffen besitze, beschließt, diese mit Al Kaida zu teilen, könnte dies nicht für diejenigen, die diese Gruppen unter demselben Titel vereinigten, neue Katastrophen mit sich bringen? Außerdem begegnet mensch selten politischen Themen, bei denen die Regierungen, deren Völker in der Mehrheit Muslime sind, in politischen Angelegenheiten zu einer Übereinstimmung gelangen konnten; einer dieser selten anzutreffenden Themen ist die Haltung, dass im Palästinenser Problem dem palästinensischen Volk Unrecht angetan wird. Die gegen Israel kämpfenden palästinensischen Gruppen unter dem Titel „Terrorist“ mit Al Kaida über einen Kamm zu scheren, kann auf der einen Weltseite der Auslöser für härtere Reaktionen gegen Palästinenser sein, jedoch gleichzeitig auch in vielen Bereichen der Welt für das Wachsen der Anhängerzahl von Al Kaida dienen.

Formulierungen wie „Krieg gegen Terror“ oder „Cihad“ zu verwenden, während gewollt wird, dass die Richtigkeit der Handlungen diskussionslos akzeptiert wird, ist in ethischer Hinsicht nicht annehmbar. Jene, die mit dieser Art Rhetoriken Gewalt anwenden, behaupten, dass ihre Handlungen über alle Zweifel erhaben seien. Doch mit den Bezeichnungen oder mit der den Interessen angepasste Beschreibung der Begriffe können die Diskussionen bezüglich der gemachten Handlungen, ob sie gerechtfertigt sind oder nicht, nicht ausgeblendet/unterdrückt werden. Es ist erforderlich, jede „Aktion“ von den anderen auseinanderzuhalten und mit einer analytischen Sichtweise zu untersuchen. Alle Aktionen mit einer einzigen Überschrift in eine Schublade zu stecken, ist infolge der Unterschiedlichkeit aller einzelnen Gründe und Ziele falsch. Zudem sollten jene, die der Meinung sind, dass diese Methode in der Führung der Öffentlichkeit dienlich ist, nicht vergessen, dass dies, ohne sich dessen bewusst zu sein, die Anzahl der Feinde vermehren kann.

 

Die rhetorische Verwendung des Begriffs „Cihad“

Zweifellos wurden viele der Islamischen Religion zugehörigen Begriffe – besonders auch „Cihad“ – rhetorisch verwendet. Doch für die Muslime gibt es einen wichtigen Unterschied zwischen den ontologischen Status [Anm. d. Übers.: plural] der Koranischen Begriffe und den von den Menschen angefertigten ontologischen Bezeichnungen der Begriffe. Wir können versuchen, die Bedeutung des Ausdrucks „Terror“ lediglich mit einer soziologischen Untersuchung festzustellen. Eine soziologische und geschichtliche Untersuchung zu machen und die politisch-gesellschaftlichen Beziehungen zu bestimmen ist auch ein Muss, um zu verstehen, wie die Islamische Terminologie verwendet wird. Doch Islamische Begriffe, die von „Terror“ unterschiedlich sind, wurden in einem Text – dem Koran – verwendet, worin wir die „wahren Bedeutungen“ der Ausdrücke lernen können. Es kann versucht werden, diese Begriffe mit einer folgerichtigen, hermeneutischen Vorgehensweise am Korantext zu dechiffrieren. Der Koranische Islam ist der Text, mit dem Gott mit den Menschen einen Kontakt herstellt, und die zentralste Aufgabe Mohammeds war, diese Botschaft den Menschen weiterzuleiten. Der Koran ist wegen der Göttlichen Quelle übermenschlich; doch seine Sprache, Buchstaben und Sätze sind für den Menschen. Die übermenschliche Dimension von ihm ist ein Garant für die „wahren Bedeutungen“ der religiösen Begriffe. Dass er für die Menschen ist, erfordert zwanghaft eine konsequente Vorgehensweise zu erschließen, damit diese „wahren Bedeutungen“ verstanden werden können. Jedoch sollten bei diesem Thema die Untersuchungen gemacht werden, ohne zu vergessen, dass menschliche Deutungen nicht wie die Göttliche Offenbarung unter Garantie stehen.

Auch wenn menschliche Belange, Missverständnisse, Einfluss alter Bräuche und politische Bedürfnisse zum Grund wurden, den Koran falsch zu verstehen, seine Bedeutung zu verwässern oder dass andere religiös gemachte Quellen (erfundene Ahadith oder Fatwas) den Vorrang erhalten; der Koran behält sein Dasein als das, die „wahren Bedeutungen“ tragendes Buch bei. Welch wichtige Unterschiede zwischen ihnen auch sein mögen, eine gemeinsame Eigenschaft der meisten Denker des Islam in der modernen Ära besteht darin, zu kritisieren, dass die Ahadith gegenüber der Autorität des Koran Vorrang erhält. Seyyid Ahmed Han, Muhammed Abduh, Resit Riza, Mehmed Akif, Ahmed Emin, Tevfik Sidki, Mahmud Ebu-Reyye, Muhammed el-Gazali und Fazlurrahman sind nur ein Teil dieser Denker.[19] Eigentlich lesen wir aus Islamischen Quellen, dass diese in der modernen Ära gemachten Kritiken auch in den ersten paar Jahrhunderten nach dem Tod des Propheten intensiv stattgefunden haben. Der hier zu beachtende Punkt ist, dass es nicht das von diesen Individuen kritisierte, elementare Thema ist, dass die Worte des Propheten Vorrang vor dem Koran erhalten oder ihn ersetzen; denn nach dem Islamischen Glauben macht der Prophet keine dem Koran widersprüchliche Aussage. Der kritisierte Punkt ist, dass die Menschen drei Jahrhunderte nach dem Ableben des Propheten selbst in die angefertigten, berühmtesten Hadith-Bücher fälschlicherweise, wissentlich oder aus politischen Gründen mehrere themenrelevante Gerüchte eingeschoben haben. (Unserer Meinung nach ist der entscheidenste Beweis dafür, dass ein Hadith erfunden ist, wenn er dem Koran widerspricht.) Der einzige Weg, die Probleme zu lösen, ist es eine folgerichtige, hermeneutische Vorgehensweise vorzubringen und dadurch besonders die aus politischen Gründen fabrizierten falschen Korandeutungen, Fatwas und erfundene Ahadith zu eliminieren, um die Haltung gegenüber den Themen des Islam wie Cihad, Krieg und Religionsfreiheit zu verdeutlichen.

Hasan Sabbah und die Haschaschinen (12. bis 13. Jahrhundert) sind ein berühmtes Beispiel dafür, wie die religiöse Terminologie für politische Zwecke rhetorisiert wird.[20] Auch in naher Vergangenheit wurden viele Beispiele der Rhetorisierung von religiösen Begriffen beobachtet. Die Führer der muslimischen Länder, die während dem Golfkrieg in 1991 an der von Amerika angeführten Koalition gegen Saddam Hüseyin teilnahmen, haben von Religionsgelehrten Fatwas eingeholt, um ihr Verhalten zu legitimieren.[21] Andererseits hat Usame bin Ladin den mit den Fatwas der Religionsgelehrten geführten Golfkrieg als einer der Gründe für seinen Kampf (Cihad) gegen Amerika gezeigt.[22] Diese Ereignisse sind nur wenige der unzähligen Beispiele der rhetorischen Verwendung von „Cihad“ und anderen Islamischen Begriffen. Überhaupt ist es sehr schwer, dass im Mittleren Osten, ohne die Verwendung der Islamischen Legitimationen, ein Krieg eröffnet, ein Kampf geführt wird. Der Grund hierfür ist, dass der Islam in der Kultur dieses Gebiets von der Annahme des Islam bis heute durchgehend das wichtigste Merkmal war. Selbst die Säkularsten haben religiöse Begriffe rhetorisch verwendet, um für sich die Unterstützung des Volkes zu erschließen, wenn das Gesprächsthema Krieg ist. David Rapoport schildert wie folgt, obgleich Saddam Hüseyin ein gegen die Fundamentalisten Krieg führender, säkularer Anführer war, wie er „Cihad“ gebraucht hat, um das irakische Volk zu mobilisieren, als es erforderlich wurde:

„Um die Heiligen Stätten Saudi Arabiens von den Teufeln und der Einnahme zu befreien und um die Kafir (die Westlichen) von diesen Ländern zu vertreiben, hat er einen Aufruf zum Cihad ausgerichtet. Während der Rede Hüseyins wechselte der Hintergrund seinen Platz, wobei ein farbiges Foto, das Hüseyin zeigt, wie er ohne Hemd die Moschee in Mekka küsst, zusammen mit einem anderen, worauf er in der heiligsten Moschee des Islam in Soldatenuniform betet, zu sehen ist. Die seit dem Beginn der Krise in August 1990 verwendete Sprache erhielt größere Intensität an religiösen Referenzen. Diese Fakten beinhalten sehr viele Ironien: Die von den Christen gegründete Partei Hüseyins hat seriöse Bemühungen gehabt, Irak zu einer säkularen Regierung zu bilden, und währenddessen Hüseyin diese Reden hielt, kam er erst kürzlich aus einem ziemlich kostspieligen Krieg gegen die Fundamentalisten heraus.“ [23]


Die koranische Bedeutung des Begriffs „Cihad“

Im Koran wird der Begriff „Cihad“ in den Bedeutungen „streben, bemühen“ verwendet. Die Äußerung „Cihad“ besitzt auch psychologische, intellektuelle und soziale Dimensionen. Die im Namen Gottes geführten Kriege werden auch als „Cihad“ benannt, weil diese Kriege das gegen die Feinde gezeigte Streben beinhalten.[24] Ein Koranvers, in dem das Wort „Cihad“ in dieser Bedeutung verwendet wird, lautet wie folgt:

9:41 Brecht ausgerüstet auf zum leichten und schweren Krieg und betreibt Cihad auf dem Wege Gottes mit eurem Vermögen und eurem Leben. Das ist besser für euch, wenn ihr es nur wüsstet! [25]


Auch die im Koran vorkommenden Wörter „Kital“ und „Harb“ werden gebraucht, um den Krieg zu beschreiben, doch in den über dieses Thema geschriebenen Artikeln und Büchern hat das Wort „Cihad“ einen Vorrang erhalten und die im Namen des Islam geführten Kriege wurden im Allgemeinen unter dieser Rubrik untersucht. Doch jemand, der im Islam das Thema „Krieg/Cihad“ untersucht, muss alle Verse im Koran berücksichtigen, in denen diese Wörter vorkommen.

Auch wenn es sich in der Praxis zumeist anders ergeben hat, so kann doch ausgesagt werden, dass die Muslime eine gemeinsame Überzeugung besitzen in den Kriegen zu kämpfen, die allein im Namen Gottes geführt werden, und dass sie nicht für ihre eigenen Interessen kriegen können. Der wichtigste Unterschied ergibt sich jedoch in der Frage, ob „Cihad“ ein von Muslimen angewandter Verteidigungskrieg oder ob er ein Angriffskrieg gegenüber anderen Religionsanhängern – nur aus dem Grund, dass sie dieser Religion angehören – ist. Wenn wir den Koran in seiner Gesamtheit behandeln, kann leicht verstanden werden, dass die Kriegsverse im Koran im Zusammenhang mit jenen steht, die gegenüber Muslimen den Krieg eröffnet haben. Zwei relevante Verse lauten wie folgt:

2:193 Und kriegt gegen sie, bis es keinen Unfrieden mehr gibt. Und wenn sie aufhören, dann gibt es keine Feindseligkeit außer gegen die Ungerechten. [26]

22:39 Erlaubnis zum Krieg wurde denjenigen erteilt, die bekriegt werden, weil ihnen Unrecht zugefügt wurde. Gewiss, Gott ist doch allmächtig, ihnen zum Sieg zu verhelfen. [27]


Wie gesehen werden kann, wurde im Koran nur der Krieg gegen den Angreifer erlaubt. Die Madhab [Anm. d. Übers.: Rechtsschule im Sunnismus] Hanafi und einige Fuqaha [Anm. d. Übers.: Rechtsgelehrte] der Hanbali und Maliki Madhabs teilen dieselbe Sichtweise. Nichtsdestoweniger haben die Schafi Madhab gemeinsam mit anderen Fuqaha der Madhabs Hanbali und Maliki die Angehörigkeit zu einem Glauben außerhalb des Islam als ausreichenden Kriegsgrund angesehen.[28] Die Religionsgelehrten der Schafi haben versucht, ihre Ansichten in diesem Thema mit dem 5. Vers aus der 9. Sure des Koran zu unterstützen:

9:5 Wenn die verbotenen Monate verflossen sind, dann tötet die Polytheisten, wo ihr sie trefft, ergreift sie, umzingelt sie und schneidet ihre Wege ab. [29]


Wenn dieser Vers jedoch in der Gesamtheit der zugehörigen Sure gelesen wird, so kann es leicht verstanden werden, dass dieser Vers sich gegen diejenigen richtet, die mit den Muslimen Krieg führen und die sich nicht an die Bedingungen der Abkommen halten. Schon den ersten Vers aus der Sure Tauba zu lesen, gewährleistet das Verständnis, dass die Kriegserlaubnis in dieser Sure sich nicht gegen alle außerhalb des Islam richtet, sondern gegen eine bestimmte Masse, die gegen den Propheten und seine Freunde kämpft:

9:1 Dies ist eine ausdrückliche Verwarnung Gottes und Seines Gesandten gegenüber den Polytheisten, mit denen ihr ein Abkommen unterzeichnet habt. [30]


Aus den späteren Versen der Sure Tauba wird klar verstanden, dass die erwähnten Personen den ersten Angriff verwirklicht haben:

9:12-13 Und wenn sie aber nach ihrem Abkommen ihre Eide erneut brechen und euren Glauben angreifen, dann bekämpft die Führer des Unglaubens. Denn sie sind solche, die keine Eide halten; vielleicht lassen sie ab. Wollt ihr denn nicht ein Volk bekämpfen, die ihre Eide brechen, versucht hatten, Gottes Gesandten aus seiner Wohnstätte zu vertreiben und zuerst mit Krieg begannen? Fürchtet ihr euch etwa vor ihnen? Gott ist es, Den ihr fürchten solltet, wenn ihr Gläubige seid. [31]


Wenn die Schafi Fuqaha den Vers nicht aus der Gesamtheit der Sure entrissen hätten, wären sie leicht zur Überzeugung gelangt, dass „Kafir“ zu sein kein Kriegsgrund sein kann.[32] Das wichtigste Prinzip, um eine folgerichtige, hermeneutische Vorgehensweise beim Koran darzulegen, ist, die Gesamtheit des Koran zu berücksichtigen und die Verse gemeinsam mit den früheren-späteren (siyak-sibak) Versen zu bewerten. Die Schafiiten haben versucht, ihre Thesen dadurch zu unterstützen, indem sie sagten, dass die Verse, welche das Kriegführen der Muslime an die Bedingung des Angegriffenwerdens festbinden, abrogiert worden seien (ihre Bestimmungen aufgehoben seien) und indem sie einige Ahadith benutzten.

Ahmet Özel äußert, dass die Aussage, die Verse bezüglich Cihad abrogierten einander, überhaupt keine wissenschaftliche Seite hat.[33] Die Behauptung, ein Teil des Koran hebe die Gültigkeit eines anderen auf (nasikh-mansukh), und die Rolle, welche die ahad-Ahadith in der religiösen bestimmenden Verfügung annehmen, gehört heutzutage zu den am intensivsten diskutierten Problemen im Islam. Da wir in unseren Händen keine Liste halten, die besagt, welche Verse abrogiert wurden oder nicht, haben diejenigen, die die Abrogation behaupten, das Auswahlrecht den Imamen [Anm. d. Übers.: religiöse Führer] der Madhabs überlassen. Muhammed Esed sagt, dass es für die Behauptung, im Koran gäbe es nasikh-mansukh, gar keine Koranische Quelle gibt und dass selbst nicht einmal ein diese Idee vertretender, zuverlässiger Hadith existiert.[34] Eine weitere, zu beachtende Vorschrift an diesem Punkt ist, dass aufgrund der Nasikh-Behauptungen versucht wurde, der Bestrafung ehebrechender Frauen durch Steinigung eine Grundlage zu geben, obwohl sie dem Koran vollkommen widerspricht. Falls wir in unserer hermeneutischen Vorgehensweise akzeptieren, beim Koran als Grundprinzip die Gesamtheit des Koran zu bewahren – wir denken, dass es so erforderlich ist -, so ist es nötig, sich gegen die Nasikh-Mansukh-Verfechter aufzulehnen, die sagen, dass ein Teil des Koran einen anderen Teil aufhebt, und die kein Kriterium hervorbringen, das alle annehmen können, um zu bestimmen, welche Teile abrogiert wurden. Damit einige Verse im Koran andere aufheben können, braucht es zwischen den Koranversen Uneinigkeiten. Diese Hypothese widerspricht den Versen, die bekunden, dass es im Koran keine Gegensätze gibt:

4:82 Denken sie etwa immer noch nicht gründlich über den Koran nach?! Und wäre er von einem anderen als Gott, hätten sie darin zweifellos viele Gegensätze (Widersprüche, Uneinigkeiten) gefunden.[35]


Außerdem gibt es, wie wir bereits zuvor betonten, sogar in den „zuverlässigsten“ Hadith-Büchern sehr viele erfundene Ahadith. Dieses Thema ist im Hinblick auf die Besprechungen in dieser Untersuchung besonders wichtig. Die Autorität der Fuqaha hat in der Praxis dem Koran gegenüber Vorrang erhalten. Denn sie meinen, dass die Verse abrogiert seien, die aber eigentlich ihren Auffassungen widersprechen, und sie wählen aus Bändern in einem viel größeren Volumen als der Koran Ahadith aus, die aus politischen Zielen erfunden wurden und die ihre eigenen Meinungen unterstützen. Die Deutungen dieser Fuqaha sollten wir unter Berücksichtigung der politischen Bedingungen zu ihrer Lebenszeit bewerten. Zu den Anfangszeiten des Islam wollten die Politiker das Potenzial der Menschen, die aufgrund Sippenstreitereien aufeinander herfielen, für neue Eroberungen ausnützen und diese Menschen gegen den Außenfeind Krieg führen lassen. Schließlich können wir sagen, dass die Entstehung der „Cihad“ Rhetorik eng mit den entwickelten, politischen Angelegenheiten zusammenhängt. Diese Rhetorik wurde nicht nur gegen Muslime verwendet; in vielen Situationen haben die Muslime einander als Kafir bezeichnend sich der „Cihad“ Rhetorik bedient, um die Massen gegen die Feinde zum Krieg bewegen zu können. Die Nasikh-Mansukh Behauptungen und die erfundenen Ahadith haben bei der Verschiebung der Bedeutung von „Cihad“ von der wahren Bedeutung im Koran zu „Krieg mit den Kafir“ eine wichtige Rolle gespielt; dies bedeutet in der Praxis hingegen dauerhafter Krieg.

Ein anderer Bereich der durch die erfundenen Ahadith, die Fatwas und die Behauptungen der Nasikh-Mansukh ermöglichten Probleme betreffen die Religionsfreiheit; Die Tötung der Muslime, die ihre Religion wechseln und es ablehnen, das Kontaktgebet zu verrichten und das Schlagen derjenigen, die Gottesdienste wie das Fasten nicht einhalten, sind von den besagten Lehren nur einige wenige. Hingegen lauten die Koranverse, die von der Grundlage der Religionsfreiheit sprechen, wie folgt:

2:256 In der Religion gibt es keinen Zwang. [36]

88:21-22 Nun aber ermahne-erinnere. Du bist nur ein Ermahner-Erinnerer. Du hast keine Gewalt oder Zwang über sie. [37]


Wenn es klar verstanden werden kann, dass es gemäß Islam kein Kriegsgrund ist, ein Angehöriger anderer Religionen zu sein und dass es im Islam keinen Zwang gibt, so wird dies für die Entwicklung der Kommunikation zwischen den Kulturen förderlich sein. Der Grund fürs erstere ist klar und deutlich, denn diese Behauptung (die Notwendigkeit, gegen Angehörige anderer Religionen Krieg zu führen) bedeutet, dauerhaft im Kriegszustand zu sein, was die Kommunikation unmöglich macht. Der Grund des zweiten hingegen ist gemäß dem ersten Grund indirekt. In erster Hinsicht erscheint dies als ein nur in islamischen Gesellschaften auftauchendes, inneres Problem. Es sollte jedoch nicht vergessen werden, dass es eine religiöse Pflicht ist, die Menschen zum Weg Gottes zu rufen (teblig).[38] Wenn einerseits die „Anderen“ zum Islam gerufen und andererseits die Apostaten in muslimischen Ländern getötet werden, kann es unter diesen Bedingungen nicht möglich sein, eine Kommunikation aufzubauen. (Einen zum Christentum Konvertierten wollte mensch Anfangs 2006 in Afghanistan wegen dieser Art von Verständnis töten.) Das falsche Verständnis von Cihad und der Glaubenszwang, die trotz der Koranverse in einer religiösen Verpackung präsentiert wurden, führen uns zur kommunikativen Pathologie. Dass eine Welt, in der zwischen den Kulturen keine Kommunikation hergestellt werden kann, eine mit Gewallt gefüllte sein wird, ist nicht allzu schwer vorauszusehen.

 

Koran und Kriegsethik

Es werden viele Diskussionen darüber geführt, ob die Koranische Vorgehensweise beim Krieg in ethischer Hinsicht annehmbar ist oder nicht. Die Haltung gegenüber des „Anderen“ – außer dem Ansatz des Friedenszustands – kann, wie wir bald zeigen, auf vier verschiedene Arten erfolgen. Eine Person, die die Ansicht vertritt, dass die Koranische Vorgehensweise nicht annehmbar ist, sollte zeigen, welche der anderen Alternativen richtiger ist. Wir sind der Überzeugung, dass die Haltung des Koran gegenüber Krieg -nicht die durch die gesamte Geschichte erlebte Haltung aller Muslime – aus ethischer Sicht akzeptabel und für einen gesunden Menschenverstand die angemessenste Vorgehensweise ist. Die besagten vier unterschiedlichen Vorgehensweisen sind wie folgt:

1- Ohne einen rationalen oder plausiblen Grund Krieg zu führen: Diese Situation steht, wie wir zuvor gezeigt haben, im Widerspruch zum Koran. In der Geschichte stehen die Thuggee mit einem entsprechenden Beispiel für diese Art von Benehmen. Sie haben nebst Verwandten und vielen Unschuldigen jene, die sie als Gelübde für die Göttin Kali fingen, getötet.[39] Es wird geschätzt, dass sie in den 1200 Jahren, in denen die Thugs ihre Existenz fortführten, bis zu einer Million Menschen getötet haben.[40]

2- Für rationale Gründe Krieg zu führen: Es besteht kein Zweifel, dass im Allgemeinen rationale Gründe wie ökonomische Interessen den wichtigsten Grund für die Kriege bilden. Jene, die aus rationalen Gründen Krieg führen, abgesehen von ihrer Sorge um Gerechtigkeit oder Ungerechtigkeit, kämpfen hauptsächlich, um Macht zu gewinnen und die gewonnene Macht aufrechtzuerhalten. Obwohl diese Vorgehensweise durch die Geschichte hindurch weit verbreitet Anwendung fand, wurde sie im Generellen aus philosophischer Sicht nicht gutgeheißen. Machiavelli wurde durch die offenkundige Unterstützung dieser Vorgehensweise berühmt[41] und nach ihm wurden in vielen philosophischen Ansätzen ähnliche Ideen ausgedrückt (z. B. im Sozialdarwinismus). Die Koranverse, die nur die Erlaubnis zum Krieg gegen einen Angriff erteilen (wie 22:39), sanktionieren diesen Ansatz nicht. Doch wie es in den Beispielen, die wir bislang untersucht haben, zu sehen war, wurde die Autorität des Koran, als Ergebnis seiner Verwendung für politische Belange der Religion, durch die Deutungen der Fuqaha und ihren Nasikh-Mansukh Behauptungen und ihr Gebrauch erfundener Ahadith überschritten. In vielen Situationen, bei denen das Volk zum Krieg ermutigt wurde, wurden die immer an Interessen angelehnten rationalen Gründe mit der religiösen Rhetorik verschleiert und es wurde verfochten, dass der Krieg an vernünftige Gründe anlehne.

3- Pazifismus unter allen Bedingungen: Der Koran gibt der Vergebung gegenüber der Bestrafung Vorrang und ist gleichzeitig gegen einen absoluten Pazifismus. Dies können wir aus den unten zitierten Versen verstehen:

41:34 Gut und Böse können nicht gleich sein. Wehre (das Böse) in bester Art ab und du wirst dann sehen, dass derjenige, zwischen dem und dir Feindschaft war, wie ein warmer Freund wird. [42]

42:43 Wer sich in Geduld übt und verzeiht, gewiss, dies gehört zur sich lohnenden Entschiedenheit in den Angelegenheiten. [43]


Der Koran gibt der Vergebung Vorrang, billigt jedoch nicht, in jeder Situation passiv zu sein. Der individuell – wie im Beispiel von Ghandi – oder der von einer kleinen Gesellschaft angewandte Pazifismus sollte vom Pazifismus einer Gesellschaft, die total zu vernichten versucht wird, unter unterschiedlichen Perspektiven behandelt werden. Als die Muslime angegriffen wurden, mit der Absicht, sie zu vernichten, wurden sie zum Krieg aufgerufen. Ein absoluter Pazifismus wird die Widerspenstigkeit der Angreifer erhöhen und bedeutet auch, zu erlauben, dass Kinder, Frauen und Ältere getötet werden. Deshalb ist solch ein Pazifismus sowohl gegen den gesunden Menschenverstand als auch problematisch in ethischer Hinsicht.

4- Für vernünftige Gründe Krieg zu führen: Die Koranverse erlauben den Krieg in einer Situation, in der vernünftige Gründe vorhanden sind, und dieser vernünftige Grund ist, angegriffen zu werden. (Jene, die den Krieg gegen alle Nichtmuslime für legitim erachten, haben die Suche nach vernünftigen Gründen sinnlos gemacht und haben dadurch die Freiheit erlangt, den Krieg gegen diejenigen zu führen, gegen die sie wollen.) Die Koranische Haltung, die Kriegserlaubnis abhängig von Angriff zu erteilen, ist aus ethischer Sicht innerhalb der oben aufgezählten Möglichkeiten die für den gesunden Menschenverstand geeignetste und folgerichtigste. Auch im internationalen Recht wird die Notwehr unter den natürlichsten Rechten der Menschen aufgezählt. Laut Artikel 51 im Abkommen der Vereinten Nationen besitzen diejenigen, die angegriffen werden, das Recht zur Notwehr.[44]

Es hat sicher solche gegeben, die sich darüber wunderten, wieso im Koran, selbst wenn es im Kriegszustand sein sollte, Formulierungen über die Erlaubnis zum Töten von Menschen vorkommen. Dass eine realistische Religion Aussagen über ungewollte aber manchmal unvermeidbare Situationen wie Krieg macht, ist sehr wichtig. Der Islam hat das Töten verboten; wenn folglich im Koran der Krieg nicht als eine Ausnahmesituation bezüglich Töten gezeigt worden wäre, dann hätte mensch zur Schlussfolgerung gelangen können, dass der Islam einen absoluten Pazifismus unterstützt.

Nebst der Bedingung, dass zuerst die andere Seite angreift, um Krieg führen zu dürfen, gibt es auch weitere wichtige Punkte, die das Thema „Krieg“ betreffen. Einer dieser wichtigsten ist es, dass es außerhalb Mohammed keinen Mensch gibt, dessen Entscheidungen mit Offenbarung bestätigt werden. Deshalb kann kein Mensch behaupten, in einer epistemologisch unterschiedlichen Lage zu sein, und verfechten, dass seine Entscheidungen bezüglich Krieg unantastbar seien. In der Geschichte haben viele religiöse Autoritäten unterschiedlicher Religionen behauptet, dass sie vom Rest des Volkes eine differierende epistemologische Stellung haben. Zum Beispiel hat die Kirche erklärt, dass ihre epistemologische Position von der Gesellschaft anders sei, indem sie behauptete, unter dem Schutze des Heiligen Geistes (Gabriel) zu stehen, und damit versucht, die Richtigkeit all ihrer Entscheidungen und Ansichten zu fundieren. Obwohl der Koran solch ein Benehmen nicht billigt, gab es sicher auch in der Islamischen Welt jene, die ähnliche Behauptungen aufstellten. Einige Menschen wurden als Heilige angesehen und dass sie deshalb ein in ihren epistemologischen Stellungen vom Volk unerreichbares, spezielles Wissen besitzen, und es wurde verfochten, dass alle Entscheidungen dieser Personen unumstritten angenommen werden sollten. Wenn eine Person nebst der Behauptungen der Heiligkeit auch noch als Mahdi akzeptiert wird, dann wird sich die Anhänglichkeit ihm gegenüber noch vergrößern. Diese Glaubensarten wurden und könnten auch zukünftig zum Grund werden, dass die Kriegserklärungen dieser in einer speziellen Position geglaubten Personen unumstritten als richtig akzeptiert und die Diskussionen unterlassen werden, ob diese Kriege gegensätzlich/übereinstimmend zum Koran oder gerecht/ungerecht sind.

Der Glaube, dass eine Persönlichkeit wie der Mahdi gegen das Weltende erscheinen wird und den Islam zum Sieg führen wird, indem er gegen die Ungläubigen kämpft, gibt es sowohl im Sunnismus als auch im Schiitentum. Die Schiiten – generell gesehen – behaupten, dass sich diese Persönlichkeit seit einer langen Zeit von über 1100 Jahren versteckt. Die Angelegenheit des Mahdi ist im Schiitentum dermaßen wichtig, dass diese selbst im Glauben, dass Khomeini sein Vertreter sei, bis der Mahdi erscheint, eine Rolle gespielt hat. Dies, damit ‚Ayatollah‘ Khomeini in Wahrheit genug Macht besitzt, eine Revolution zu führen. Im Sunnismus hingegen haben Tausende Führer von verschiedenen Gemeinden sich selbst als Mahdi ausgerufen. Die Person, die als Mahdi angesehen wird, gewinnt über seine Anhänger eine große politische Macht. Aus der Weberschen Perspektive betrachtet sind die Mahdi die absolutesten Modelle von charismatischen Autoritäten. Der bei Diskussionen über die Ursprünge des Terrorismus immer erwähnte Hasan Sabbah hat auch diesen Glauben ausgenutzt.[45] Im Koran gibt es dagegen nicht einen einzelnen Vers über den Mahdi. Die meisten der modernen Untersuchungen über die Ahadith haben bewiesen, dass die Ahadith bezüglich Mahdi erfunden sind und für politische Zwecke aufgeworfen wurden.[46] Wenn wir in Erinnerung halten, dass Gerüchte verbreitet werden, dass Usame bin Laden der Mahdi sein könnte, dann kann die Wichtigkeit des Themas vielleicht besser verstanden werden.[47] Letzten Endes genehmigt der Koran nicht, dass irgendein Mensch nach Mohammed epistemologisch gesehen eine Sonderstellung einnehme. Folglich kann eine ungerechte Kriegserklärung nicht dadurch legitimiert werden, indem einigen Menschen gehobene epistemologische Eigenschaften zugeschrieben werden.

Zusammen mit den Bedingungen für eine Kriegseröffnung im Hinblick auf die Kriegsmoral ist auch die Art der Kriegsführung (jus in bello; Recht im Krieg) wichtig. So wie in einem, trotz aus vernünftigen Gründen begonnenen Krieg ungerechte Aktionen begangen werden können, so kann auch ein ungerecht begonnener Krieg trotzdem auf eine gerechte Weise fortgeführt werden. Folgender Koranvers sollte berücksichtigt werden, wenn auf das Thema der Art der Kriegsführung aufmerksam gemacht wird:

2:190 Und kämpft auf dem Weg Gottes gegen jene, die euch bekämpfen, doch überschreitet das Maß nicht, denn Gott liebt die Maßlosen nicht.[48]


Wie deutlich gesehen werden kann, sagt der Koran nicht, während er die Erlaubnis zum Krieg gegen die Angreifer erteilt, dass nach Kriegsbeginn alle Wege zulässig sind, sondern ermahnt im Gegenteil dazu, im Kriegszustand das Maß nicht zu übertreten. Jeder Krieg bildet ein neues Phänomen. Auch der Unterschied zwischen alten und neuen Kriegsmitteln erschwert die Diskussion, wie der Krieg geführt werden soll. Dass der Koran hinsichtlich der Kriegsführung außer bestimmten Grundprinzipien keine Einzelheiten gibt, ermöglicht die Flexibilität, für die Bedingungen der Zeit angemessene Methoden zu entwickeln. Wie es John Kelsay, der das Thema „Islam und Krieg“ aus der vergleichenden Sicht der Arbeiten über Moral behandelt, sagt: „Der Beitrag der Islamischen Welt für die Bedingungen, wie der moderne Krieg geführt werden sollte, ist immer noch in Entwicklung.“[49] Die Formulierungen im Koran, die wir auf den kommenden Seiten behandeln werden und die zeigen, dass Abkommen mit allen „Anderen“ gemacht werden kann, können mit dem Thema bezüglich der Kriegsführung vereint werden.

So wie es im Koran Prinzipen bezüglich Kriegseröffnung und -führung gibt, wird auch ausgesagt, dass der Krieg nicht fortgeführt werden soll, wenn die Gegnerseite den Frieden will. Zwei Verse hinsichtlich dieses Themas lauten wie folgt:

8:61 Und wenn sie zum Frieden geneigt sind, so sei auch du ihm geneigt und vertraue auf Gott. Er ist der Allhörende, der Allwissende. [50]

60:8 Gott verbietet euch nicht, gegen jene, die euch des Glaubens wegen nicht bekämpfen und euch nicht aus euren Heimstätten vertreiben, gütig zu sein und gegen sie gerecht zu handeln. Denn Gott liebt jene, die gerecht handeln. [51]


Wir können sagen, dass der Islam in derselben Richtung Befehle erteilt hat, wie es John Rawls – die meisten, die über Kriegsmoral schrieben, teilen dieselben Ansichten – sagt: „Keine Regierung hat das Recht zum Krieg aufgrund rationaler Gründe, außer wenn vernünftige Gründe existieren.“[52] Wir müssen allerdings zwischen den Muslimen und dem Islam eine klare Unterscheidung vornehmen. Ganz gleich, wie sehr die Muslime die Folger der Religion des Islam sein können, haben auch sie schlussendlich rationale Interessen, die bei den meisten häufig vor die religiösen Pflichten treten; eigentlich waren es meistens die Interessen der politischen Elite, die das Volk mobilisiert haben. Die Fuqaha und Muftis haben auch in vielen Situationen, in denen der Krieg rationale Gründe hatte, Fatwas erteilt, die besagen, dass die Kriege aus religiösen Gründen notwendig seien. Diese Fatwas zu erhalten war wichtig, denn dadurch konnte der Krieg in den Augen des in den Krieg ziehenden Volkes legitimiert werden. Außerdem nutzten sie die Ontologie und die Eschatologie des Islam aus, um die Menschen zu mobilisieren. Laut der Islamischen Ontologie und Eschatologie gibt es nur Einen Gott, der alles erschaffen hat und allmächtig ist. Gott hat nach dieser Welt im Jenseits ein ewiges Leben vorbereitet und jedermanns Platz im Leben im Jenseits wird durch die in dieser Welt begangenen Taten bestimmt. Gemäß Islam wird den Märtyrern, die im Krieg fallen, der im Namen Gottes geführt wurde, im Jenseits das Paradies verheißen. Abschließend beinhaltet der Islam eine Ontologie und Eschatologie, welche die aus den weltlichen Belangen gegründeten schädlichen Absichten bewältigt. Nach dem Islamischen Glauben werden die Märtyrer die Möglichkeit gewinnen, ein vollkommenes ewiges Leben zu führen, indem sie ihr kurzes weltliches Leben aufgeben. Diejenigen, die wegen ihrer rationellen Macht Krieg führen wollen, haben diese Ontologie und Eschatologie benutzt, um zu versuchen, die Massen für den Krieg zu mobilisieren. Als Ergebnis wurde Cihad als ein Überzeugungsmechanismus verwendet und dies ist der Grund, wieso wir sagen, dass Cihad als eine Rhetorik benutzt wurde.

 

Abkommen und kommunikative Handlung gemäß Koran

Kant, der das Verständnis von Hobbes verfolgt, sagt: „Der Friedenszustand unter Menschen, die neben einander leben, ist kein Naturstand (status naturalis), der vielmehr ein Zustand des Krieges ist, das ist wenn gleich nicht immer ein Ausbruch der Feindseligkeiten, doch immerwährende Bedrohung mit denselben. Der fortwährende Friedenszustand muss also gestiftet werden.“[53] Es ist unmöglich, in einer Welt, in der die Kriege die schmerzhaften aber unvermeidbaren Wahrheiten der Menschheit sind, die Entwicklung einer friedlichen Umgebung zu gewährleisten und die Kriege zu überwinden, wenn keine ergiebige Kommunikation vorhanden ist. Deswegen ist es äußerst wichtig, die Ansichten über das Thema im Islam, eine Kommunikation mit den „Anderen“ und besonders mit dem Feind herzustellen, zu verstehen.

Der Prophet Mohammed hat das Abkommen von Hudeybiye mit den Polytheisten unterzeichnet und trotz einiger Unzufriedenheiten der Muslime in seiner Umgebung hat er dieses Abkommen eingehalten.[54] Aber als die Polytheisten das Abkommen brachen, haben auch die Muslime aufgehört, den Vertrag zu erfüllen. Selbst in dieser Situation haben die Muslime nicht den Vertrag gegenüber allen Polytheisten gebrochen und sich gegenüber den Polytheisten, die sich immer noch ans Abkommen hielten, dem Abkommen entsprechend verhalten.[55] Diese Situation wird in diesem Vers deutlich gesehen:

9:4 Davon sind diejenigen Polytheisten ausgenommen, mit denen ihr ein Abkommen habt und die nichts ausgelassen und die keine anderen gegen euch unterstützt haben. Diesen gegenüber haltet den Vertrag bis zum Ablauf der Frist ein. Gott liebt die Rechtschaffenen. [56]


Die Koranverse, welche die Muslime ermahnen, ihre Versprechungen/Eide zu erfüllen, sind sehr wichtig, da sie die Bedeutung zeigen, dass die Muslime gegenüber ihrem unterzeichneten Abkommen treu bleiben müssen. Der untere Vers ist auch ein Beispiel dafür:

17:34 Und seid euren Verträgen treu! Denn die Verträge sind eine Verantwortung. [57]


Dass die Muslime die gemachten Abkommen erfüllen müssen trägt eine dermaßen große Bedeutung, dass selbst dann die vorher gemachten Abkommen berücksichtigt werden müssen, wenn sie anderen Muslimen helfen wollen. Zwei relevante Verse lauten wie folgt:

4:90 Nur diejenigen, die Zuflucht bei einem Volk suchen, mit denen ihr ein Abkommen habt, oder die zu euch kommen, weil ihre Herzen davor zurückschrecken sowohl gegen euch als auch gegen ihr eigenes Volk zu kämpfen, sind unverletzlich. Und hätte Gott gewollt, hätte Er sie gegen euch aufgebracht, damit sie sicherlich gegen euch gekämpft hätten. Darum, wenn sie sich von euch fernhalten und nicht gegen euch kämpfen, sondern euch Frieden bieten, dann hat Gott euch keinen Grund gegen sie gegeben. [58]

8:72 Wahrlich, die Gläubigen und die Auswanderer und jene, die mit ihrem Gut und ihrem Leben auf dem Wege Gottes Cihad betreiben, und jene, die den Auswanderern Herberge und Hilfe geben – diese sind einander Freund. Für den Schutz derjenigen aber, die glaubten, jedoch nicht ausgewandert sind, seid ihr keineswegs verantwortlich, bis sie auswandern. Aber wenn sie in Glaubensangelegenheit eure Hilfe suchen, dann ist das Helfen eure Pflicht, (es sei denn) gegen ein Volk, zwischen dem und euch ein Bündnis besteht. Und Gott sieht euer Tun. [59]


Es wurde nicht ausreichend verstanden, dass die über die Abkommen gemachte Betonung im Koran für die heutigen Angelegenheiten sehr wichtig sein kann. Dies zu betonen ist einer der Gründe für das Schreiben dieses Artikels. Aus den Koranversen ist zu sehen, dass sogar mit denen ein Abkommen gemacht wurde, die die Feinde des Propheten waren, und dass die Muslime sich den Bedingungen dieses Abkommens angepasst haben. Das davon abzuleitende Prinzip ist es, dass es keinen Feind gibt, mit dem die Muslime niemals zu einer Übereinkunft gelangen könnten; die Identität des Feindes kann nicht als Grund akzeptiert werden, kein Abkommen zu machen.

Laut Islam war der Prophet unter dem besonderen Schutze Gottes und seine Richtigkeit gegen seinen Feind wird mittels Offenbarung (Koran) von Gott bestätigt. Die Ansicht, dass es außer ihm jemanden gäbe, der eine epistemologische Sonderstellung besitzt, kann nicht mit dem Koran unterstützt werden. Das daraus ergebende Fazit ist, dass kein Mensch mit seinem Charisma über die Massen an die Stelle der Koranangaben treten, die den Frieden dem Krieg vorziehen, und die Abkommen, die bei der Herstellung und Sicherung einer friedlichen Umgebung ein Hilfsmittel sein kann, aussetzen lassen darf. Dass diese Person eine aus der Geschichte stammende Person oder dass sie eine lebende charismatische Persönlichkeit ist, ändert nichts an der Situation.

Außerdem ist jede Uneinigkeit ein neues Phänomen. Die Ähnlichkeiten vorhandener Uneinigkeiten zu den im Koran geschilderten Ereignissen müssen auf jeden Fall berücksichtig und bewertet werden. Es sollte allerdings nicht vergessen werden, dass diese Ereignisse nicht vollkommen mit den im Koran besprochenen geschichtlichen Phänomenen übereinstimmen. Die Kriegserklärung im Notfall ist nur dann möglich, wenn die Hauptprinzipien im Koran als Grundlage eingehalten werden. Doch die Kriegserklärungen zur Zeit des Propheten und die außerdem gemachten menschlichen Behauptungen, dass der Krieg nötig sei, sind nicht mit derselben Sicherheit richtig, denn beim Zweiten gibt es keine Göttliche Offenbarung. Da mit dem Koran die Offenbarung, die zu den Muslimen kam, beendet wurde, kann fortan keine Cihaderklärung wie die zur Zeit des Propheten unbestreitbar sein. Das aus diesem Zustand abzuleitendes Ergebnis ist die Notwendigkeit, dass die Muslime eine kritische Haltung entwickeln müssen gegenüber Kommentaren, dass der Krieg nötig sei. Diese Sichtweise ist äußerst wichtig, damit die rhetorisierte Verwendung der religiösen Begriffe wegen politischen und individuellen Belangen vermieden werden kann.

Die Muslime glauben aufgrund ihrer Ontologien und ihrer epistemologischen Annäherung gegenüber der Offenbarung an die Existenz universaler Wahrheiten. An diesem Punkt ist die Vorgehensweise der Muslime unterschiedlich zu der von Habermas, der die übermäßigen ontologischen Wahrheiten nicht akzeptiert. Doch auch die Muslime wissen, dass die von ihnen akzeptierten universalen Wahrheiten nicht von jedem als Wahrheiten akzeptiert sein werden. Ist es dann möglich, dass die Muslime mit den „Anderen“ eine Kommunikation aufbauen? Die oben zitierten Verse zeigen, dass dies möglich ist und wenn erforderlich, selbst mit dem Feind eine Kommunikation hergestellt werden kann. Abkommen zu machen bedeutet, mit dem „Anderen“ mittels Sprache in Kontakt zu treten, zu akzeptieren, dass der „Andere“ als der „Andere“ bleiben wird (dies widerspricht dem Verständnis der Schafi vollkommen), trotz der verschiedenen Ontologie und Epistemologie des „Anderen“ einen Kompromiss einzugehen und den übereingekommenen Punkten treu zu bleiben. In der Philosophie ist die Formulierung „kommunikative Handlung“ am meisten durch Habermas berühmt geworden; seiner Meinung nach sollte die Sprache für die „kommunikative Handlung“ als Instrument gebraucht werden, um zur Lösung zu gelangen, und die Parteien sollten es anstreben, zu einer Einigung zu gelangen.[60] Zur Einigung zu gelangen ist der geforderte, am Schluss des kommunikativen Prozesses zu erreichende Zweck. Deswegen ist es von besonderer Wichtigkeit, dass im Koran die Möglichkeit des Abkommens mit den „Anderen“ betont wird, denn dadurch wird die Legitimität und Notwendigkeit des Ablaufs vor der Übereinkunft auf eine klare Weise verdeutlicht.

 

Der Unterschied zwischen Quelle und mobilisierendes Merkmal zu sein

Rapoport hat Recht, wenn er sagt, dass Religionen sowohl Gewalt vermindernde als auch Gewalt fördernde Aspekte haben.[61] Dennoch denken wir entgegen vieler Leute, dass die Behauptung, die Quelle der meisten Kriege in der Geschichte seien die Religionen, ungerechtfertigt ist. Der erste zu beachtende Punkt ist, dass ein Großteil der geschriebenen Geschichte eine Geschichte der Kriege ist und dass es zweifellos viele mutmaßlich vorhandene Kriege gibt, die aufhörten, doch davon wird in den Geschichtsbüchern nicht geschrieben. Falls die Schuld der ausgebrochenen Kriege den Religionen zugeschrieben wird, sollten dann nicht auch die Religionen für die verhinderten Kriege gelobt werden? Wenn religiöse Institutionen verantwortlich für die Kriege sind, sind sie dann nicht auch verantwortlich für den Frieden? Jene, die die Schuld der geführten Kriege den Religionen zuschreiben, verweigern den Religionen das Lob für die gestoppten/verhinderten Kriege; weil die Geschichtsbücher sowieso fast keine Informationen der verhinderten Kriege beinhalten, ist dies auch nicht allzu möglich. Da nur die Geschichte der eingetretenen Kriege bekannt ist, ist es aus diskursiver Sicht schwer, eine unterschiedliche Sichtweise zu entwickeln. Zudem ist der zu erinnernde Punkt der, dass das 20. Jahrhundert die Zeit war, in der die Religionen in der bekannten Geschichte den kleinsten Einfluss auf das Volk hatten, in der aber die Anzahl der Menschen, die in den Kriegen gestorben sind, die höchste ist. Im Großteil der Menschheitsgeschichte war das wichtigste Merkmal, das dem menschlichen Leben eine Richtung gab, die Religion. Aus diesem Grund ist es, dass mensch sich gezwungen sah, religiöse Rhetorik zu gebrauchen, um die Massen zum Krieg zu mobilisieren, ganz gleich, welche die wahren Gründe für die Kriege waren. Wäre in vielen Situationen diese Rhetorik nicht gewesen, wäre Krieg unmöglich gewesen. So wie es die Historiker in unzähligen Ereignissen gezeigt haben, liegt die Hauptursache für viele aus religiöser Rhetorik geführte Kriege im Wunsch, die ökonomische und politische Macht zu erweitern. Wie bereits Hans Morgenthau mit seiner Theorie des „politischen Realismus“ (political realism) vorgebracht hat, sind die Machtkalküle der Menschen, die nicht rational, objektiv und emotional sind, die wahre Quelle des Krieges geworden.[62]

Die Religionsmoral, welche die Vorgehensweise des die ethischen Besorgnisse nicht mitberücksichtigenden politischen Realismus behindert, wurde im Allgemeinen mit den Interpretationen der „Religionsgelehrten“ überwunden und die engen Beziehungen zwischen diesen „Religionsgelehrten“ und den politischen Autoritäten haben darin eine wichtige Rolle gespielt. Kant nimmt die Unterscheidung zwischen dem „moralischen Politiker“ und dem „politischen Moralisten“ vor. Der erstere von beiden ist die Person, die die politischen Prinzipien der Moral so kommentiert, dass sie der Moral entspricht. Der andere hingegen ändert die moralischen Regeln so, dass sie zu seinem eigenen Vorteil sind.[63] Die Hauptabsichten der „politischen Moralisten“ sind die Maxime die Macht des „politischen Realismus“ zu sichern und zu erweitern. Die rhetorisch verwendeten religiösen Begriffe wurden in den Händen der „politischen Moralisten“ als Instrumente des „politischen Realismus“ gebraucht. Deshalb können wir sagen, dass in vielen Beispielen, von denen geglaubt wird, dass die Kriege im Namen der Religion geführt wurden, eigentlich die religiöse Rhetorik verwendet wurde, um die Massen lediglich zu mobilisieren. Obwohl es Fälle gibt, in denen die ethischen Werte gesiegt haben, wurde die Gegebenheit, wie bereits oben erwähnt, dass die Geschichte eigentlich eine Geschichte der Kriege ist, zum Grund, dass diese Beispiele nicht so sehr Aufmerksamkeit erlangt haben. Nach unserer Auffassung ist die religiöse Vorgehensweise gegenüber der des „politischen Realismus“ in der Absicht, den Weltfrieden herzustellen, um einiges vorteilhafter. Denn die erste besagt, dass es wichtigere Belange gibt als weltliche Interessen, wohingegen die zweite aussagt, dass wenn nötig Krieg geführt werden soll, um Macht zu erlangen, und dass das Ziel des Machtgewinns in dieser Welt ohne die Berücksichtigung emotionaler Vorgehensweisen wie ethische Werte verwirklicht werden soll. Deshalb ist es eine Notwendigkeit, dass im kommunikativen Prozess, der für die Entstehung der für das Herstellen und Sichern des Friedens nützlichen Institutionen erforderlich ist, aus allen großen Weltreligionen Nutzen gezogen wird, entgegengesetzt zur Vorgehensweise der „politischen Realisten“. Denn diese scheut sich nicht davor, den Weltfrieden in Gefahr zu bringen wegen rationalen Berechnungen wie ökonomische Interessen.

Wir denken, dass das Thema, ob der Islam in Gewalthandlungen die Quelle oder das Mobilisierungsmerkmal ist, gut differenziert werden sollte. Wir beobachten, dass viele Personen ohne diese Differenzierung vorzunehmen den Islam in vielen Ereignissen als Quelle der Gewalt zeigen, bei denen der Islam als Bestandteil der Mobilisierung verwendet wird. Dass der Islam die Quelle der Gewalt ist, heißt, dass die Gewalt nur aufgrund dessen ersteht, weil sie vom Islam befohlen wird. Denn der Islam ist für die Muslime die Quelle bezüglich vieler Handlungen und Verbote, wie z. B. der Befehle wie „verrichtet das Kontaktgebet“ und „fastet“ und der Verbote wie „esst kein Schweinefleisch“; der „ausreichende Grund“ der erwähnten Befehle ist der Islam. Die einzige Quelle, welche gewährleistet, dass das besagte Benehmen der Muslime eingehalten wird und dass sie von den Verboten fern bleiben, ist der Islam. Wenn wir allein die von Muslimen geführten Verteidigungskriege außer Acht lassen, können wir sagen, dass beinah hinter allen Kriegen ein ökonomischer oder politischer Grund lag. Selbst bei den vielen Verteidigungskriegen, welche die Muslime führten, können wir nicht sagen, dass der Islam wie im Sinne der Befehle „beten“ und „fasten“ die Quelle war. Wenn auch viele angegriffene Völker nicht Muslime waren, kann allemal gesagt werden, dass diese bei einem Angriff einen Verteidigungskrieg beginnen werden. Wenn außerdem bestimmte politische oder ökonomische Probleme nicht erlebt worden wären, wären die meisten der Kriege, von denen angenommen wird, sie seien im Namen des Islam geführt worden, gar nicht eingetroffen. Das heißt, der Islam ist nicht der „ausreichende Grund“ dieser Kriege. Eigentlich ist der Islam meist nicht die Quelle der mit der islamischen Rhetorik geführten Kriege und Gewalthandlungen; jedoch wurde er als Mobilisierungselement verwendet.

Nebst den auf dem Weg der Kommunikationsherstellung zwischen den Kulturen unter die Lupe zu nehmenden theologischen, moralischen und philosophischen Problemen, sollte auch versucht werden, die konkreten Fragen der zentralen Probleme zu lösen. Laut Huntington ist das Hauptproblem zwischen den Kulturen nicht ökonomischer Herkunft, sondern kultureller und religiöser, das heißt, der Grund für den Zusammenprall der Kulturen ist, verschiedenen Religionen anzugehören.[64] Dieser Ansatz ist eine Ursache dafür, dass die ökonomische Dimension der Probleme zwischen dem Westen und den muslimischen Ländern nicht ausreichend verstanden werden kann. Habermas lehnt die Vorgehensweise von Huntington ab, denn er ist der Überzeugung, dass der Grund der aus der Globalisierung entstandenen Kommunikationsprobleme nicht die Kultur, sondern die Ökonomie ist.[65] Die muslimischen Länder sind unter den ärmsten Ländern der Welt, obwohl sie im Besitz der reichsten Erdgas- und Erdölquellen der Welt sind. Obwohl 22% der Weltbevölkerung muslimisch ist, werden nur 3.8% der Erträge auf der Welt von Muslimen produziert.[66] Bei einem wichtigen Teil der Muslime, die denken, dass sie ökonomisch gesehen ausgebeutet werden und dass ihnen in Palästina Unrecht getan wird, hat sich gegen den Westen ein Gefühl des Hasses gebildet. (In diesem Artikel wird nicht darüber diskutiert, ob die Muslime ökonomisch ausgebeutet werden oder nicht oder ob ihnen in Palästina Unrecht getan wird oder nicht. Es ist aber klar, dass ganz egal, wie die Vorgehensweise in diesen Themen auch aussieht, ohne die allgemeine Mentalität der Mehrheit der Muslime zu verstehen, kein kommunikatives Verfahren entwickelt werden kann, das die Probleme lösen wird.) Das Hassgefühl beschädigt die Kommunikation zwischen den Kulturen und dieses Gefühl wird von den Gewalthandlungen verwirklichenden Gruppen oder Regierungen genutzt.

So wie auch Habermas darauf aufmerksam macht, können wir sagen, dass die elementarsten Probleme der gegen muslimische Regierungen gerichteten oder im Namen des Islam begangenen Gewalthandlungen ökonomische Angelegenheiten sind. Wird aus aus der Perspektive der Glaubens- und Kulturerben betrachtet, entstammen alle beide dem abrahamitischen Brauch. Die westliche und islamische Kultur sind einander viel näher, als viele der anderen Kulturen der Welt. Wenn einige islamische Gruppen gegen den Westen – wie Huntington andeutete – nur aufgrund des Religions- und Kulturunterschieds Gewalt anwenden würde, wäre es dann nicht erforderlich gewesen, dass sie zuerst Japan oder China angreifen, die im religiösen Sinne um einiges unterschiedlicher als sie selbst sind? Oder würden sie Gewalt gegen einige Länder anwenden, nur weil sie westlich oder christlich sind, müssten sie ihr Benehmen gegenüber Amerika und England nicht auch gegen die Schweiz und Brasilien richten? Gemäß Huntington ist das Hauptproblem des Westens nicht der islamische Fundamentalismus, sondern der Islam selbst. Jene, die seinen Ansatz teilen, könnten versuchen, die Kultur der muslimischen Welt gewaltsam zu ändern oder alle Möglichkeiten nützen, ihr ihre eigenen Kulturen aufzuerlegen. Doch derartige Bemühungen werden nur der Auslöser neuer Gewalthandlungen sein. Wie Abdul Aziz Said und Meena Sharify Funk in einem ihrer Artikel sagen: „Huntingtons Modell ist voll von Behauptungen, welche die kulturell-vorrangige Bedingung voraussetzen, dass die gesamte Welt sich den Normen des Westens anpassen muss für eine geordnete, sichere und stabile Welt. Falls die anderen es nicht schaffen, sich anzupassen, dann werden die Probleme und/oder Zusammenstöße unvermeidlich werden.“[67] Andererseits versuchen jene, die wie Habermas denken, die ökonomischen Probleme zu lösen. Wenn die Quelle des Problems falsch bestimmt wird, wird auch die angewandte Behandlung falsch sein. Viele Personen versuchen, den Islam als wahres Problem darzustellen und die These der „Zusammenprall der Kulturen“ wird als Mittel gebraucht, um den Zusammenprall der Kulturen auftreten zu lassen.

 

Außergewöhnliche Dringlichkeitsausnahme

Jene, die die Gewalt nicht aus den Händen geben wollen, gebrauchten und gebrauchen manchmal „Terror“ und an anderer Stelle „Cihad“ als Rhetorik, damit die Massen die Legitimität der Kriege akzeptieren und damit sie gegen den Feind mobilisiert werden. Während die Einen auf der einen Seite der Welt von den Medien, der ökonomischen Macht und den mit der letzten Technologie hergestellten Waffen Nutzen ziehen, versuchen die Anderen auf der anderen Seite der Welt den elektronisch ausgerüsteten Truppen mit der Guerilla Kriegstaktik zu antworten. Diejenigen, die „Terror“ als Rhetorik verwenden, wollen, dass all ihre Handlungen diskussionslos akzeptiert werden. Ebenso versuchen diejenigen unbestreitbar zu sein, die „Cihad“ als Rhetorik verwenden, mit der Behauptung, dass gegen sie vorzugehen gleich sei wie gegen den Islam vorzugehen. Beide Seiten versuchen die Einwände mit ihren eigenen Rhetoriken („Terror“ und „Cihad“) zum Schweigen zu bringen. Die eine Seite, die den Ländern den Krieg eröffnet, um ihren gebrochenen Stolz wiederherzustellen, da sie die unter den Zivilisten versteckten Täter nicht fangen konnten, wird zum Anlass, dass Zivilisten sterben. Die andere Seite hingegen wird zum Grund, dass Tausende von Zivilisten sterben, da sie Angriffe auf zivile Ziele arrangieren, um Rache an ihren Gegnern zu nehmen, deren technologische Überlegenheit unumstritten ist. Abschließend sterben auf beiden Seiten Kinder, Frauen und Menschen, die vom Geschehen nichts mitbekommen. Das Kantsche Prinzip „Es soll sich kein Staat im Kriege mit einem andern solche Feindseligkeiten erlauben, welche das wechselseitige Zutrauen im künftigen Frieden unmöglich machen müssen.“[68] wird ständig gebrochen. Die eigentliche Gefahr ist, dass die heutigen Erlebnisse in der Zukunft Auslöser für noch größere und unaufhaltbare Ereignisse ist. Um sich aus dieser ziemlich gefährlichen Sackgasse zu befreien, scheint es keine andere Lösung als die Herstellung eines fruchtbaren Kommunikationsprozesses zwischen den Kulturen zu geben.

Jene, die mit der Rhetorik von „Cihad“ bzw. „Krieg gegen Terror“ zum Anlass für das Sterben der Zivilisten werden, schieben verschiedene Gründe vor, damit ihre Verhaltensweisen akzeptiert werden. Dies sind generell mit dem Ausdruck von Michael Walzer „mit dem Rücken zur Wand“ (back to the wall) Argumente; wenn es also im Krieg hoffnungslos und unpraktisch wird, mit den gewohnten Wegen der Abwehr zu widerstehen, dann wird jeder Weg zum Sieg zulässig.[69] Das von Walzer gegebene Beispiel aus der Geschichte ist das England der 1940er: Aufgrund der Wahrscheinlichkeit, dass die Nazi Drohung sie vernichten könnte, ist die Situation der „außergewöhnlichen Dringlichkeit“ entstanden, die es erfordert, dass die Rechte der unschuldigen Menschen außer Acht gelassen werden und das Kriegsabkommen gebrochen wird.[70] Walzer sagt: „Sie konfrontieren uns mit der Notsituation und die Not kennt keine Regel.“[71] Und Rawls erkennt die „außergewöhnliche Dringlichkeitsausnahme“ an. Rawls sagt: „Diese Ausnahme erlaubt uns – in einigen speziellen Situationen – die definitiv bestimmten Zustände der Zivilisten wegzulegen, welche sie unter normalen Bedingungen daran hindern, während einem Krieg unmittelbar einem Angriff zu begegnen.“[72] Wie auch Andrew Fiala darauf hinwies, eine der philosophischen Thesen ist der Ansatz der „außergewöhnlichen Dringlichkeitsausnahme“, die verwendet wird, um „Krieg gegen Terror“ durchsetzen zu können.[73] Doch im Zustand „mit dem Rücken zur Wand“ können ebenso die Verfechter von „Krieg gegen Terror“ wie die Verfechter von „Terror“ die These der „außergewöhnlichen Dringlichkeitsausnahme“ gebrauchen, um ihre Aktionen zu rechtfertigen. Andererseits sind für die Vertreter der „Ausnahmen nicht akzeptierenden“ Kantschen Moral[74], ganz gleich aus welchem Grund auch immer, beide Parteien im Unrecht, die zum Anlass wurden, dass Zivilisten sterben. Diese Darstellung wird aus philosophischer Sicht zu ironischen Schlussfolgerungen führen: Während der Rawlssche Ansatz der „außergewöhnlichen Dringlichkeit“ eine These ist, welche von beiden Seiten beim Versuch gebraucht werden kann, um die eigene Berechtigung zu fundieren, kann der Kantsche Ansatz zu einer These werden, welche von beiden Parteien gebraucht werden kann, um die jeweils andere zu beschuldigen. Eigentlich kann aus der Sicht des praktischen Ergebnisses kein Unterschied gesehen werden zwischen dem, wenn beide kriegenden Gruppen ihre eigene Rechtfertigung legitimieren, und dem, wenn entschieden wird, dass alle beide im Unrecht sind. Es ist natürlich aus philosophischer Sicht erforderlich, die ethische Lage der angewandten Gewalthandlungen zu besprechen. Doch es scheint nicht sehr wahrscheinlich zu sein, am Schluss dieser Besprechungen zu übereinstimmenden Meinungen zu gelangen und Schlussfolgerungen zu erhalten, die in der Praxis die Gewalt stoppen. Deshalb wird es nützlicher werden, die philosophischen Diskussionen auf Bereiche zu konzentrieren, in denen mehr Ergebnisse zu erwarten sind. Vorrangig ist es erforderlich, sich der Frage zuzuwenden, wie die Kommunikation zwischen den Kulturen hergestellt werden soll und dann zur Frage überzugehen, was die konkreten Organisationen sein könnten, welche den internationalen Frieden herstellen und schützen werden, und wie diese gegründet werden sollen.

Wie Hannah Arendt darauf hindeutete, ist eine der besten Lösungswege, um die Einzelpersonen vor Schaden zu schützen, die aktive Teilnahme am politischen Prozess.[75] Aus diesem Grund ist es wichtig, dass die Muslime dort, wo sie in der Minderheit sind, und dass auch in den mehrheitlich muslimischen Staaten diejenigen, die in der Minderheit leben, in diesen Ländern in politischen/öffentlichen Bereichen teilnehmen. Ein noch wichtigerer Punkt ist allerdings, dass sich die mehrheitlich muslimischen Länder an den internationalen Abläufen intensiv beteiligen. Dadurch können die mehrheitlich muslimischen Länder noch mehr vom Schutz dieser Organisationen profitieren, während diese Organisationen in den Augen der muslimischen Massen legitim werden und somit ihre Fähigkeit erweitern können, die Probleme zu lösen. Besonders die Reformen, die hinsichtlich der Vetorechte der ständigen Mitglieder des Sicherheitsrats gemacht werden müssen, sind wichtig, um zeigen zu können, dass diese Organisation nicht neben dem Mächtigen, sondern dem Gerechten ist. Nachdem konkrete Schritte gemacht wurden, welche die Legitimität dieser Organisation verstärken werden, müssen Abkommen ausgearbeitet werden, welche die muslimischen Länder als aktive und gleichwertige Partei umfassen und vom Konsens abhängen, auf welche Art und Weise der Krieg verhindert und geführt werden soll.

Der kommunikative Prozess kann auch bei den außerhalb der Vereinten Nationen gegründeten Institutionen und Milieus auf viele verschiedene Arten ausgeführt werden. Es wird auf beiden Seiten solche geben, die keine Kommunikation herstellen wollen, doch die Entschlossenen sollten sich ohne die Anderen zu beachten darum bemühen, diesen Prozess zu entwickeln. Wir können den kommunikativen Prozess entwickeln, indem wir die auf ökonomisch bestimmten Interessen fußenden Kriege kritisieren und anstelle der Sprache der Gewalt die Sprache des Dialogs fördern. Wenn wir uns von den Rhetoriken befreien können, welche im Gewaltbazar als Mittel verwendet werden, werden wir ein sehr großes Hindernis überwunden haben in der Suche nach Dialog und Frieden. Der zu verwirklichende erforderliche, nützlichste philosophische Erfolg in Bezug auf dieses Thema ist es, selbst in den Zeiten, in denen die „politischen Moralisten“ an der Macht sind, beschreiben zu können, wie die konkreten Institutionen sein könnten, die den Weltfrieden auf beste Art und Weise schützen werden, und das Konzept des kommunikativen Verfahrens zu entwickeln, welche diese Institutionen gründen werden.

 

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Fußnoten

[1] Einen wichtigen Teil dieser Abhandlung habe ich während meiner Zeit als Gastdozent (visiting scholar) an der Universität Tokio fertiggestellt. Ich danke der Universität von Tokio, den wertvollen Lehrbeauftragten Masataka Takeshita und Harun Anay, die zur Verwirklichung meiner Arbeit beigetragen haben.

[2] Leviathan ist ein im Alten Testamen erwähntes Seemonster. In der Politikwissenschaft und Philosophie hingegen ist er als Name eines Buchs von Thomas Hobbes berühmt. Hobbes legitimiert mit „Leviathan“ die absolute Macht des souveränen Herrschers, indem er sagt, dass es schlechter ist, dass das Volk von Chaos beherrscht wird.

[3] Jacques Derrida, Autoimmunity: Real and Symbolic Suicides, A Dialogue with Jacques Darrida, Interview mit Giovanna Borradori, Philosophy in a Time of Terror, Übers.: Pascale-Anne Brault and Michael Nass, Revident: Jacques Derrida, (The University of Chicago Press, 2003), s. 106-107

[4] Nezih Tavlas, Terörü Tanimlamak, (Strateji Dergisi, Sayi 2, 1995), s. 125

[5] Obwohl viele Menschen ohne die Bedeutung von Terror zu kennen das Wort so gebrauchen, denke ich nicht, dass irgendjemand in einer platonischen Welt behaupten wird, dass es eine dem Terror entgegnende „Idea“ gibt.

[6] Ludwig Wittgenstein, Philosophical Investigations, (Blackwell Publishing, 2001). Dieses Buch ist das Werk, das die Philosophie von Wittgenstein in seiner zweiten Phase zeigt.

[7] Michel Foucault, Power, Right, Truth, ed. Robert E. Goodin and Philip Pettit, Contemporary Political Philosophy içinde, (Blackwell Publishers, 2002), s. 543

[8] Bruce Hoffman, Inside Terrorism, (Columbia University Press, 1998), s. 15

[9] Bruce Hoffman, ibid, s. 31

[10] Terrorism Definitions, www.fbi.gov/publications/terror/terror2000_2001.htm, Code of Federal Regulations 28. Artikel, Absatz 0.85, (20. April 2006)

[11] Tomis Kapitan, „Terrorism“ as a Method of Terrorism, ed: G. Meggle, Ethics of Terrorism and Counter Terrorism‘, (Ontos-Heusenstamm, 2004), s. 23

[12] Jurgen Habermas, Fundamentalism and Terror, A Dialogue with Jurgen Hobermars, Interview mit Giovanna Borradori, Philosophy in a Time of Terror içinde, Übers.: Luis Guzman, Revident: Jurgen Habermas, (The University of Chicago Press, 2003), s.28

[13] Mehmet Ali Civelek, Küresellesme ve Terör, Saldirganlik Gerçegi, (Ütopya Yayinevi, 2001), s. 288

[14] Jacques Derrida, Ibid, s.103

[15] C.A.J. Coady, The Morality of Terrorism, (Philosophy 60, 1985), s. 47

[16] C.A.J. Coady, ibid, s.63-64

[17] Tomis Kapitan, ibid, p.28, siehe außerdem; Tomis Kapitan, The Rhetoric of Terrorism and Its Consequences, (Journal of Political and Military Sociology, Summer 2002)

[18] Deniz Ülke Aribogan, Tarihin Sonundan Barisin Sonuna, (Timas Yayinlari, 2003), s.78

[19] M. Hayri Kirbasoglu, Islam Düsüncesinde Hadis Metodolojisi, (Ankara Okulu Yayinlari, 1999), s. 14-15

[20] Abdülkerim Özaydin, „Hasan Sabbah“ maddesi, Türkiye Diyanet Vakfi Islam Ansiklopedisi, 16. Cilt (Türkiye Diyanet Vakfi, 1997) s. 348-350

[21] John L. Esposito, Unholy War, (Oxford University Press, 2002), s. 34

[22] Michael S. Swetham, Yonah Alexander, Bir Terörist Aginin Profili: Usame Bin Laden, (Güncel Yayincilik, 2001), s. 129-130

[23] David C. Rapoport, Some General Observations on Religion and Violence, (Journal of Terrorism and Political Violence, no:3, 1991), s. 122

[24] Bekir Karliga, Cihad ve Terör, (Karizma, Mart, 2002), s. 118-119

[25] Kuran-i Kerim, çev: Ali Bulaç, (Bakis Yayinlari), s. 119

[26] Kuran-i Kerim, ibid. s. 30

[27] Kuran-i Kerim, ibid. s. 201

[28] Ahmet Özel, „Cihad“ maddesi, Türkiye Diyanet Vakfi Islam Ansiklopedisi, Cilt 7, (Türkiye Diyanet Vakfi Yayinlari, 1993), s. 528-529

[29] Kuran-i Kerim, ibid. S. 116

[30] Kuran-i Kerim, ibid. S. 115

[31] Kuran-i Kerim, ibid. S. 116

[32] Hasan Elik, Dini Özünden Okumak, (Marmara Üniversitesi Ilahiyat Fakültesi Yayinlari, 2004), s. 165-182

[33] Ahmet Özel, ibid, s. 529

[34] Muhammed Esed, Kuran Mesaji, çev: Cahit Koytak, Ahmet Ertürk, (Isaret Yayinlari, 1996), s. 30-31

[35] Kuran-i Kerim, ibid, s. 62

[36] Kuran-i Kerim, ibid, s. 37.

[37] Kuran-i Kerim, ibid, s. 358

[38] Ismail Al-Faruqi, The Nature of Islamic Da’wah, Christian Mission and Islamic Da’wah, (The Islamic Foundation, 1982), s. 33-38

[39] Walter Reich, Origins of Terrorism, (Woodrow Wilson Center Press, 1990), s. 121

[40] Bruce Hoffman, Inside Terrorism, (Columbia University Press, 1998), s. 89

[41] Niccollio Machiavelli, Discourses, Übers.: Leslie J. Walker, (Penguin Books, 1955), s. 135

[42] Kuran-i Kerim, ibid, s. 284

[43] Kuran-i Kerim, ibid, s. 289

[44] Hüseyin Pazarci, Uluslararasi Hukuk, Turhan Kitabevi, (2005), s. 512-513

[45] Ali Coskun, Mehdilik Fenomeni , (Iz Yayincilik, 2004), s.343-345

[46] M. Hayri Kirbasoglu, Alternatif Hadis Metodolojisi, (Kitabiyat, 2004), s. 369-370

[47] Timothy R. Furnish, Bin Laden: The Man Who Would Be Mahdi, (The Middle East Quarterly, Spring 2002)

[48] Kuran-i Kerim, ibid, s. 30

[49] John Kelsay, Islam and War, (John Knox Press, 1999), s.76

[50] Kuran-i Kerim, ibid,s. 114

[51] Kuran-i Kerim, ibid, s. 329

[52] John Rawls, The Law of Peoples, (Harvard University Press, 2002), s. 91

[53] Immanuel Kant, Sürekli Baris Üstüne Felsefi Bir Deneme, çev: Nejat Bozkurt, Seçilmis Yazilar içinde, (Remzi Kitabevi 1984) s. 233

[54] Muhammed Hamidullah, „Hudeybiye Antlasmasi“ maddesi, Türkiye Diyanet Vakfi Islam Ansiklopedisi, Cilt 18, (Türkiye Diyanet Vakfi Yayinlari, 1993) s. 297-299

[55] Elmalili M. Hamdi Yazir, Hak Dini Kuran Dili, Cilt 4, (Zehraveyn), s. 278-279

[56] Kuran-i Kerim, ibid, s. 115

[57] Kuran-i Kerim, ibid, s. 166

[58] Kuran-i Kerim, ibid, s. 63

[59] Kuran-i Kerim, ibid, s. 115

[60] Jurgen Habermas, The Theory of Communicative Action, Übers.: Thomas McCarthy, Band 1, (Beacon Pess, 1985)

[61] David Rapoport, ibid, s. 118

[62] Hans J. Morgenthau, Politics Among Nations: The Struggle for Power and Peace, (Alfred A. Knopf, 1978)

[63] Immanuel Kant, ibid, s. 128

[64] Samuel Huntington, The Clash of Civilizations and The Remaking of World Order, (Simon and Shuster, 1997)

[65] Giovanna Borradori, Philosophy in a Time of Terror, (The University of Chicago Press, 2003), s. 65

[66] Ahmet Sözen, Küresellesmenin Getirdikleri ve ABD’nin Ikilemi, (Karizma, Ocak-Mart 2002), s. 55

[67] Abdul Aziz Said, Meena Sharify-Funk, Dynamics of Cultural Diversity and Tolerance in Islam, Cultural Diversity in Islam içinde, ed. Abdul Aziz Said, Meena Sharify-Funk, (University Press of America, 2003), s. 19

[68] Immanuel Kant, ibid, s. 230

[69] Michael Walzer, Just and Unjust Wars, (Basic Books, 1992), s. 252

[70] Michael Walzer, ibid, s. 259

[71] Michael Walzer, ibid, s. 254

[72] John Rawls, ibid, s. 98

[73] Andrew Fiala, Terrorism and The Philosophy of History: Liberalism, Realism and Supreme Emergency Exemption, (Essays in Philosophy, April 2002)

[74] Immanuel Kant, Critique of Practical Reason, Übers.: James Creed Meredith, (Clarandon Press, 1978)

[75] Hannah Arendt, The Origins of Totalitarianism, (Harvest Books, 1973)

Vorstand

Strafjustiz und Gerechtigkeit

Ich suche Zuflucht bei meinem Herrn vor dem verfluchten Teufel,
Im Namen Gottes, des Gnädigen, des Barmherzigen

Justitia

 

Die Waage – Das Symbol der universellen Gerechtigkeit

Das Prinzip der Polarität in allen Formen, die Gott erschuf, ist der Lernprozess, zu dem sich jeder entweder zufügt oder sich dagegen abwehrt.

 

55:1-9 Der Gnädige ist der Lehrer des Korans. Er hat den Menschen erschaffen, lehrte ihn das Artikulieren. Die Sonne und der Mond folgen genauen Berechnungen. Die Pflanzen und die Bäume unterliegen Gottes Willen. Den Himmel erschuf Er hoch und stellte die Waage der Gerechtigkeit auf, damit ihr die Waage der Gerechtigkeit nicht überschreitet. Bei allem sollt ihr gerecht sein, genau auf Gewicht und Maß achten und nichts vermindern.

 

Die Waage ist das Messgerät, mit dem wir nicht nur unsere Abgaben und Annahmen, sondern auch unsere Gedanken und Taten wiegen. Wer die Waage nicht achtet, der hat sich selbst Unrecht getan. Die universelle Gerechtigkeit überdeckt alle Lebewesen mit dem Verdienten. Sie sieht in der Gottesschöpfung keinen Unterschied zwischen den Geschlechtern, Rassen, der Schönheit und den Reichtümern. Sie sind nur Werte, die entweder zu dieser oder zur anderen Schale der Waage gehören. Sie wiegt unsere Selbstachtung und Verachtung bei jedem Atemzug, den wir machen, ab. Die Wahrheit, die in uns Menschen existiert, kann aus diesem Grund nicht abgeleugnet werden. Denn das Ableugnen ist gleichzusetzen mit der Verachtung.

 

30:8-9 Denken sie denn nicht über sich selbst nach? Gott hat die Himmel und die Erde und was dazwischen ist gemäß der Wahrheit nur für eine bestimmte Frist geschaffen. Viele Menschen aber leugnen die Begegnung mit Gott im Jenseits. Sind sie nicht auf der Erde umher gegangen, um zu sehen, welches Ende den trotzigen Völkern vor ihnen beschieden war? Sie waren viel mächtiger als sie, haben die Erde gepflügt, ausgebeutet und bebaut und längere Zeit darauf gelebt als sie. Ihre Gesandten kamen zu ihnen mit den klaren Beweiszeichen, die sie abschlugen. Gott wollte ihnen nicht unrecht tun, sondern sie haben sich selbst unrecht getan.

 

In der universellen Gerechtigkeit wiegt eine gute Tat zehnfach mehr als die schlechte:

 

6:160 Wer eine gute Tat vollbringt, erhält zehnfachen Lohn, und wer eine böse Tat begeht, erhält nur eine gleichwertige Strafe. Keinem wird Unrecht getan.

 

Jeder Mensch trägt seine eigene Last, die kein anderer tragen wird. Das ist die Verordnung unseres Allmächtigen, Gütigen Herrn.

 

6:161-165 Sprich: „Gott hat mich auf den geraden Weg geleitet, zur rechten Religion Abrahams, dem Monotheisten und der kein Heide war.“ Sprich: „Mein Gebet, mein Gottesdienst, mein Leben und mein Tod gelten Gott allein, dem Herrn der Welten. Ihm darf nichts beigesellt werden. Das hat Gott mir befohlen, und ich bin der Erste, der sich Ihm vollkommen hingibt.“ Sprich: „Sollte ich mir einen anderen Herrn als Gott suchen, Der doch der Herr über alles ist? Kein Mensch wird für die Taten anderer belangt, sondern nur für die, die er selbst begangen hat. Kein Mensch trägt die Schuld eines anderen. Ihr werdet nach dem Tod auferweckt und am Jüngsten Tag zu Gott geführt werden; und Er wird euch über eure Streitigkeiten aufklären und richten. Er ist es, Der euch zu den Nachfolgern von früheren Völkern auf der Erde (die ihr zu bebauen habt) bestimmt hat; und Er hat in Rangstufen einen über den anderen gestellt, um euch durch die von Ihm bescherten Gaben zu prüfen. Wahrlich Gott bestraft schnell. Er ist voller Vergebung und Barmherzigkeit.

 

Strafjustiz im Koran

Handabhacken

5:38 Schneidet dem Dieb und der Diebin die Hände ab; als Vergeltung für das, was sie begangen, und als abschreckende Strafe von Allah.

 

Wenn ein Dieb 1000 Euro von Ihnen stiehlt und der Staat ihn ins Gefängnis steckt, was haben Sie dann davon? Wenn der Dieb Kinder und Frau hat: Was ist ihre Schuld? Wieso sollten sie von ihm beraubt werden?

Der Koran löst dieses Problem genauso wie die Probleme, die mit der weit verbreiteten Strafjustiz der heutigen Welt verbunden sind. Das Gesetz sieht die Äquivalenz vor (2:178-179). Gemäß koranischer Strafjustiz muss der Dieb, der für Diebstahl verurteilt wurde, für Sie arbeiten, bis der Schaden (inkl. weiterer Schaden durch den Diebstahl) kompensiert wurde. Gleichzeitig sind die unschuldigen Kinder und die Frau des Diebes nicht von ihrem Mann beraubt und das teure Gefängnissystem wird aufgehoben. Die Gefängnisstrafe ist eine grausame und unmenschliche Strafe, welche keiner Partei dient.

Im Gegensatz zum allgemeinen Verständnis darf die Hand des Diebes nicht abgeschnitten werden. Dank Gottes Gnade haben wir nun mehrere Betrachtungsweisen. Der entsprechende Vers wird in 5:38 erwähnt. 5+38=43. Die andere Stelle im Koran, wo auch „die Hand geschnitten wird“, ist in 12:31. Hier sehen wir die Frauen, die Josef dermaßen bewundert haben, dass sie ihre Hände „schnitten“. Es ist offensichtlich, dass sie ihre Hand nicht abgehackt haben. Als Denkanreiz sollte man sich folgendes überlegen: 12+31=43; Die gleiche Summe wie in 5:38. Dies könnte uns zur Deutung heranbringen, die Hand des Diebes zu kennzeichnen.

Nehmen wir diesen Vers sprachlich näher unter die Lupe unter Berücksichtigung bekannter Tatsachen, ist die Bedeutung klar, dass ein Schadensersatz in Form sozialer Arbeit geleistet werden muss. Die Strafe im Islam basiert auf Gleichwertigkeit und sozialem Druck (2:178, 5:38, 24:2).

 

Strafe für Unzüchtige – Peitschen?

24:2 Geißelt die Unzüchtige und den Unzüchtigen mit je hundert Hieben (dschaldah). Lasst euch nicht durch Mitleid davon abhalten, Gottes Gesetz auszuführen, wenn ihr an Gott und den letzten Tag glaubt. Und der Strafvollzug soll von einer Gruppe aus Gläubigen bezeugt werden.

 

Das arabische Wort für Hiebe lautet dschaldah, abgeleitet von dschild – Haut und hat mit Peitschen nichts gemeinsam. Daraus ist abzuleiten, dass die Wirkung der Hiebe auf die Haut beschränkt bleiben muss, dass die Hiebe also nicht bleibende Wirkungen im Fleisch verursachen dürfen. Dies, damit sich die Haut so einfach wie möglich von den kurzfristigen Schmerzen erholen und den üblichen Zustand wiedereinnehmen kann. Denn im Vers wird der Fokus auf den sozialen Aspekt der Bestrafung gelegt.

Die Blasphemien „Hadith & Sunna“ richteten jedoch trotz den klaren Bestimmungen Gottes die teuflische Todessteinigung ein, als eine Strafe für verheiratete Ehebrecher. Dieses von verirrten Männern eigens aufgestellte und pervertierte Gesetz von Gelehrten aus dem Mittelalter, die sich eher durch Missdeutungen der Bibel inspirieren ließen als durch Gottes Wort, ist nicht das Gesetz Gottes. Nein, darüber hinaus widerspricht es dem Gesetz Gottes: die Lesung sieht für unfreie (bspw. Sklaven) Ehebrecher die Hälfte der Strafe von freien Ehebrechern vor (4:25). Was bitte ist denn die Hälfte der Todesstrafe??

Wie in 24:2 erwähnt wird, besteht die Strafe für Ehebrecher aus öffentlichem Geißeln. Hundert symbolische Hiebe, die beim Bestraften keinesfalls nachträgliche Schäden anrichten dürfen. Wie oben bereits erwähnt, besteht die Basis der Bestrafung aus sozialem Druck und der Bestrafende soll eingeschüchtert werden. In der Öffentlichkeit (symbolisch) Hiebe zu erhalten, erzielt diesen erwünschten Effekt.

Das Beschämen (psychologischer Wirkungseffekt), also die Öffentlichkeit als Zeuge der Bestrafung agieren zu lassen, ist ein Teil des islamischen Systems der Bestrafung. Diese Strafe ist also als eine symbolische Strafe zu verstehen, welches vor der Gesellschaft geschieht. Jene, die behaupten wollen, dass die Ehepaare zu Tode gesteinigt werden sollen, meinen, dieser Vers sei unklar. Die ersten zwei Verse des 24. Kapitels stellen eine Antwort für solche irregegangenen Menschen dar.

Damit diese sozio-psychologische Strafe, also das Beschämen, den gewünschten Effekt erwirkt, müssen einige Bedingungen erfüllt sein:

  1. Der/die Schuldige/r sollte Mitglied einer Gruppe sein und aus freien Willen sich den Gesetzen Gottes unterordnen, also die Bestrafung als Folge des eigenen Glaubens akzeptieren.
  2. Die Gruppe sollte die gegebene Strafe beglaubigen.
  3. Die Strafe sollte der Gruppe übergeben werden, und die Gruppe sollte die schuldige Person physisch, emotional und ökonomisch für eine Zeit meiden.
  4. Die zu bestrafende Person sollte im Stande sein (die Möglichkeiten besitzen), das Vertrauen der Gruppe wieder zu erlangen.

Dass für die Unzucht vier Zeugen verlangt werden, stellt eines der Gründe dar, dass der allwissende Gott von uns will, die zeitgenössischen, technologischen Möglichkeiten zu gebrauchen. Bei einer Vergewaltigung kann man mit einem genetischen Test die Vergewaltiger identifizieren (und man kann auch mit diesem Test herausfinden, wem die Kinder gehören). Unsere genetische Beschaffenheit besteht aus Reihen von Kombinationen aus VIER Molekülen; Adenin, Guanin, Cytosin und Thymin. Diese Moleküle reihen verschiedene Kombinationen in der genetischen Kette eines jeden Menschen. So agieren diese VIER Moleküle unserer genetischen Beschaffenheit stets als unsere Identität tragende ZEUGEN. Der Koran will nicht, dass das Zeugnis NUR durch ein Augenzeugnis geschieht. Wir bezeugen die Existenz und Einheit Gottes ja auch nur mit unserem Wissen und unserem Verstand.

In der Sure Joseph, Verse 26-27, gilt der Zeuge nicht als Augenzeuge. Er sagt nicht „ich habe das Geschehen mit meinen Augen gesehen“. Die Beschuldigung gegenüber Joseph wird mit Menschenkenntnis, Experiment und logischem Denken bezeugt. In anderen Worten gilt sein Zeugnis als ein intellektuelles, auf Informationen basierendes Zeugnis.

 

4:15-16 Und gegen diejenigen von euren Frauen, die dem Abscheulichen nachkommen, lasst dann vier von euch bezeugen. Wenn sie dann bezeugten, so haltet sie fest in den Häusern (z.B. Heilkliniken), bis der Tod sie abberuft oder Gott für sie einen Ausweg macht
Und beeinträchtigt die beiden von euch, die ihm nachkommen. Bereuten sie es und verbesserten sich, dann lasst ab von ihnen. Gewiss, Gott war Reue annehmend, gnädig

 

Der Akt des Ehebruchs in vier verschiedenen Fällen mit vier verschiedenen Partnern stellt eine Gefahr für das soziale Wohlergehen der Gesellschaft dar. Eine promiske Gesellschaft wäre verurteilt, zu Grunde zu gehen. (Es gibt viele soziologische Gründe über die negativen Auswirkungen promisken Verhaltens – diese hier zu erörtern sprengte den Rahmen.) Deshalb wird die Gesellschaft geschützt, wenn solch eine Frau unter Quarantäne gestellt wird. Ein gutes Beispiel eines Ausweges, welches die unter Quarantäne gestellte Frau rettet, ist die Heirat – jemand kann sie heiraten, und so die Gesellschaft und sie schützen.

Öffentliche Bloßstellung der SünderInnen ist ein bedeutendes Abschreckungsmittel, wie wir es in 5:38 und 24:2 sehen. Die Bestrafung, die in 4:16 angedeutet wird, wird in 24:2 erklärt.

 

Der Koran rät definitiv von der Todesstrafe ab

2:178-179 O ihr, die ihr glaubt! Es ist euch die Wiedervergeltung vorgeschrieben für die Getöteten: der Freie für den Freien, der Sklave für den Sklaven, das Weibliche für das Weibliche. Doch wenn jemandem von seinem Bruder etwas vergeben wird, so soll der Vollzug auf geziemende Art und die Leistung ihm gegenüber auf wohltätige Weise geschehen. Dies ist eine Erleichterung von eurem Herrn und eine Barmherzigkeit. Wer nun von jetzt an (die Gesetze) übertritt, dem wird eine schmerzliche Strafe zuteil sein. Die von Gott geregelte Vergeltung sichert euch das Leben. Darüber habt ihr nachzudenken und euch der Frömmigkeit zu befleißigen.

 

Wegen menschlicher Grausamkeit und Ungerechtigkeit können sich viele Leute gar nicht vorstellen, was dieses koranische Gesetz meint. Sie lehnen es ab, die klaren Verfügungen, dass strenge Gleichwertigkeit ausgeübt werden muss, zu akzeptieren – tötet eine Frau einen Mann oder ein Mann eine Frau, oder tötet ein Sklave einen Freien oder ein Freier einen Sklaven, so kann die Todesstrafe nicht vollzogen werden.

Der Begriff „Qesas“ (Gerechte Strafe oder Vergeltung) stammt aus dem Wort „Qassa“, was teilen/mitteilen oder erzählen bedeutet. „Yaqtas“ heißt: Man nimmt sich sein Recht. Eigentlich ist in dieser Hinsicht zwischen dem islamischen und dem jüdischen Gesetz keine großen Unterschiede festzustellen. Doch jede Glaubensform hat ihre eigenen Gesetze (Bücher) und danach sollte gerichtet werden (vgl. 5:44-48). Leider beachten viele Menschen nicht, was am Ende jener Sätze betont wird: das Verzeihen oder Verzichten auf die Vergeltung. Denn durch ein Verzeihen wird ein besserer Gewinn bei unserem HERRN erzielt.

 

5:45 Wir hatten den Juden in der Tora vorgeschrieben: Leben um Leben, Auge um Auge, Nase um Nase, Ohr um Ohr und Zahn um Zahn; und für Verwundungen gerechte Vergeltung. Wer aber darauf verzichtet, dem soll das eine Sühne sein; und wer nicht nach dem richtet, was Gott herabgesandt hat – das sind die Ungerechten.

 

Der Koran zieht es vor, dass der Mörder die Familie des Opfers entschädigt. Den Mörder umzubringen bringt weder das Opfer zurück noch nützt es der Familie des Opfers. Die Entschädigung aber muss ausreichend sein, um ein Abschreckungsmittel für andere darzustellen (sozialer Druck). Im Islam (Hingabe) sind/ist/ das Opfer und/oder die Familie des Opfers die Richter über die Kriminaltaten. Sie entscheiden, was die Strafe – unter Aufsicht von einer Person, die den Koran kennt – sein soll.

Die frommen Gottergebenen aber streben stets nach Friedfertigkeit und antworten sogar bei den ärgsten Beschuldigungen und Beleidigungen mit „Friede mit euch!“

 

25:63 Die Diener des Barmherzigen sind die, die bescheiden auf der Erde umhergehen, und wenn die unwissenden törichten Ungläubigen sie unbotmäßig ansprechen, sagen: „Friede sei mit euch!“

42:40 Eine böse Tat wird mit einer gleichen vergolten. Wer jedoch verzeiht und sich versöhnt, den wird Gott belohnen. Gott liebt nicht die Ungerechten.

42:43 Geduld zu fassen und dem Täter zu verzeihen, darum soll sich der Rechtschaffene bemühen.

 

Die Strafe für das Töten wird im Koran beschrieben:

4:92-93 Keinem Gläubigen steht es zu, einen anderen Gläubigen zu töten, es sei denn aus Versehen. Und wer einen Gläubigen aus Versehen tötet: dann soll er einen gläubigen Sklaven befreien und Blutgeld an seine Erben zahlen, es sei denn, sie erlassen es aus Mildtätigkeit. War er (der Getötete) aber von einem Volk, das euer Feind ist, und ist er (der Getötete) gläubig: dann soll er einen gläubigen Sklaven befreien; war er aber von einem Volk, mit dem ihr ein Bündnis habt: dann soll er Blutgeld an seine Erben zahlen und einen gläubigen Sklaven befreien. Wer (das) nicht kann: dann (soll er) zwei Monate hintereinander fasten – (dies ist) eine Vergebung von Gott. Und Gott ist Allwissend, Allweise. Und wer einen Gläubigen vorsätzlich tötet, dessen Lohn ist die Hölle, worin er auf ewig bleibt. Gott wird ihm zürnen und ihn von Sich weisen und ihm eine schwere Strafe bereiten.

17:33 Und tötet nicht das Leben, das Allah unverletzlich gemacht hat, es sei denn zu Recht. Und wer da ungerechterweise getötet wird – dessen Erben haben Wir gewiss Ermächtigung (zur Vergeltung) gegeben; doch soll er im Töten nicht maßlos sein; denn er findet (Unsere) Hilfe.

 

Steinigung

Kurz nochmal zur Steinigung: Viele der LeserInnen interessiert wohl die Frage, woher das Gesetz der Steinigung entstammt. Darauf gibt es eine einfache Antwort: Aus dem alten Testament und den Ahadith. Der Koran jedoch widerlegt die Steinigung gleich zweifach:

Steinigung wird im Koran nur im negativen Sinne gebraucht

  • Die Ungläubigen bedrohen Noah mit der Steinigung (26:116)
  • Abrahams Vater droht Abraham mit der Steinigung (19:46)
  • Die Männer in der Höhle haben Angst, von den Ungläubigen gesteinigt zu werden (18:20)
  • Die drei Gesandten werden durch die Ungläubigen bedroht, gesteinigt zu werden (36:18)
  • Die Ungläubigen bedrohen Shu’aib mit Steinigung (11:91)

Die Hälfte der Todesstrafe

4:25 … Und wenn sie, nachdem sie verheiratet sind, der Unzucht schuldig werden, dann sollen sie die Hälfte der Strafe erleiden, die für freie Frauen vorgeschrieben ist…

 

In diesem Vers wird für die Frauen, die in ihrem Leben eine Sklavenschaft hatten, die Hälfte der Strafe vorgeschrieben. Das bedeutet: 50 Hiebe. Die beste Frage an die Hadith-Verteidiger bzw. Traditionalisten lautet: Wie sieht die Hälfte der Todesstrafe aus?

Es sei nebenbei bemerkt, dass der orthodoxe Islam viele Praktiken aus der Bibel, die ihren Weg in Ahadith gefunden haben, entnommen hat. Sunniten können also als „aktiv praktizierende Christen/Juden“ bezeichnet werden. Praktiken im orthodoxen (M-)Islam, die im Koran nicht vorkommen:

  • Das Kopftuch ist aus der Bibel
  • Die Todesstrafe ist aus der Bibel
  • Die falsche Opferung von Abrahams Sohn wurde von der Bibel übernommen (aus Genesis)
  • Viele Verbote bzgl. Nahrung kommen aus der Bibel
  • Die Beschneidung ist aus der Bibel
  • Die Sklaverei ist aus der Bibel (für die Quellen im orthodoxen Islam, siehe: Al Muwatta von Imam Malik, der ein Kapitel über Sklaverei detailliert beschrieben hat, wie sie zu kaufen und zu verkaufen sind etc.)
  • Die Vorurteile gegenüber Frauen in der Menstruation kommen ebenfalls aus der Bibel
  • Bilder/Bärte-Kommentare kommen aus der Bibel
  • Das „Amen“ kommt aus der Bibel
  • Heilige Schriften an die Wand zu hängen kommt aus der Bibel…

Das sind nur einige Beispiele der Riesenunterschiede zwischen Koran und Bibel. Hier sei, wobei wir uns aber von der polemischen Form distanzieren, folgende Seite erwähnt, die Tatsachen enthält, die zum Nachdenken anregen sollten: My Journey From the Christianity of Ahlul Sunnah Wal Jamaah to the Islam of the Prophet (englisch)

Gepriesen sei der Herr aller Welten für die hohen moralischen Standards, die Er uns offenbarte!

Ungläubige nicht verurteilen

Ich suche Zuflucht bei Gott vor dem verfluchten Teufel,
Im Namen Gottes, Des Gnädigen, Des Erbarmers

Verliert jemand seine Güter, gewinnt sie ein Anderer. Auf diese Weise werden die Ungläubigen ihre Güter am Tage des Gerichts an die Gläubigen verlieren, welche die Güter als Belohnung für ihre Geduld, Verzeihung und Hingabe gewinnen.

45:14-15 Sprich zu denen, die glauben, sie mögen denen vergeben, die nicht mit den Tagen Gottes rechnen, auf dass Er die Leute für das belohne, was sie verdienen. Wer Gutes tut, tut es zu seinem eigenen Vorteil. Und wer Böses tut, tut es zu seinem eigenen Schaden. Zu eurem Herrn werdet ihr dann zurückgebracht.


Gottesworte sind deutlich. Wir sollen nicht über die Ungläubigen schimpfen, wir sollen ihnen vergeben, und uns um unsere eigene Seele kümmern. Die Geschichten der beiden älteren Geschwister, Juden und Christen, dienen uns stets als Beispiel, da sie alles, was wir durchmachen, schon längst vor uns erlebt haben.

45:16-17 Wir gaben den Kindern Israels die Schrift und Herrschaft und das Prophetentum, und Wir versorgten sie mit guten Dingen und bevorzugten sie vor den Völkern. Und Wir gaben ihnen deutliche Weisungen in der Sache. Und sie wurden nicht eher uneins, als bis das Wissen zu ihnen gekommen war – durch selbstsüchtigen Neid untereinander. Dein Herr wird zwischen ihnen richten am Tage der Auferstehung über das, worin sie uneins waren.


Ja, Gott gab den Kindern Israels und uns genaue Anweisung in dieser Sache, dass wir ja keine verschiedenen Wege nehmen, besonders dann, wenn das Wissen Gottes an uns vermittelt wird. Wir dürfen nicht meinen, dass wir besser als Andere dran seien, und deshalb wir uns das Recht nehmen dürften, Andere zu verurteilen.

45:18-19 Dann brachten Wir dich auf einen klaren Pfad in der Sache des Glaubens: so befolge ihn, und folge nicht den Launen derer, die nichts wissen. Sie können dir vor Gott nichts nützen. Diejenigen, die Unrecht tun, sind einander verbündet. Gott aber ist der Verbündete der Rechtschaffenen.


Es ist immer die gleiche Sache im Glauben: es gilt als eine Voraussetzung für den Glauben, dass niemand verurteilt wird, nur weil Gott ihnen den Einblick verbarg. Dass Gott uns aus Seiner Barmherzigkeit Sein Wissen gab, heißt nicht, dass wir Anderen gegenüber überheblich sein dürfen.
Andere zu verurteilen, gilt sicher nicht als Pluspunkt bei unserem Herrn. Nur wer rechtschaffen handelt und sich unter Gotteswillen verbündet, kann von Gott Beistand erhalten.

45:20 Dies sind einsichtbringende Zeichen für die Menschen und eine Rechtleitung und Barmherzigkeit für Leute, die Gewissheit hegen.


Für dieses Zeichen bedanken wir uns bei Dir, unser Erhabener Herr und Verbündeter!
Möge Gott, Der voller Vergebung ist, uns allen verzeihen.

Salam.

christen sagen muslimen

Schlüssel zum Verständnis des Koran: Beispiel 6 – Juden und Christen: Keine Freunde der Ergebenen?

5:51 Ihr Gläubigen! Nehmt euch nicht die Juden und die Christen zu Freunden! Sie sind untereinander Freunde (aber nicht mit euch). Wenn einer von euch sich ihnen anschließt, gehört er zu ihnen (und nicht mehr zu der Gemeinschaft der Gläubigen). Gott leitet das Volk der Frevler nicht recht.129

 

Ich wurde schon des Öfteren nach Vers 5:51 gefragt, welcher davon spräche die Juden und die Christen nicht zu Freunden zu nehmen, wenn wir Gottergebene seien. Dieser Vers brachte bereits Reaktionen wie folgende hervor: „Bin ich überhaupt nicht mit einverstanden! Überhaupt „Juden und Christen“ in einen Topf zu schmeißen und dann noch „Volk der Ungerechten“ zu nennen! Dieser Vers sät tatsächlich Zwietracht!“

Für ein besseres Verständnis dieses Verses analysieren wir als Erstes, wie sich das fünfte Kapitel der Lesung „entwickelt“:

5:1-2Verbote bei der Pilgerfahrt
5:3-5Nur vier Nahrungssorten sind verboten
5:6-7Die Waschung vor dem Gebet
5:8-10Macht keine falschen Zeugenaussagen
5:11Gott beschützt und verteidigt Seine Gläubigen
5:12Bedingungen, um unter Gottes Schutz stehen zu dürfen
5:13Konsequenzen der Missachtung des Bundes mit Gott
5:14Auch Christen müssen dem Gesandten Gottes gehorchen
5:15-16Die Lesung: Gottes Botschaft für die Christen und die Juden
5:17-18Die gravierende Blasphemie
5:19-20Wie habt ihr den Gesandten, der zu euch kam, aufgenommen
5:21-23Gott gibt das heilige Land den Juden
5:24-26Trotz all den Wundern, welche die Juden gesehen hatten
5:27-30Der erste Mord der Menschheitsgeschichte
5:31Die Lehre des Raben
5:32Der Wert eines Individuums – die Grobheit des Tötens
5:33-35Todesstrafe und Krieg: Wann ist sie legitim?
5:36-37Der Preis des Ableugnens
5:38-40Die Ressourcen der Diebe beschlagnahmen
5:41-43Die Verzerrung des Kontextes der Schrift durch die Juden
5:44Thora: Weisheit und Licht für das Volk der Juden durch Gott ergebene Propheten
5:45Das Gesetz der Äquivalenz (Leben um Leben, Auge um Auge…)
5:46-47Das Evangelium Jesu: Weisheit, Licht und Rechtleitung wurde durch Jesus überliefert.
5:48-50Die Lesung: die letzte gültige Quelle
5:51-53Gewisse Juden und Christen können keine „Freunde“ sein
5:54Wenn Gläubige von ihrer Religion abfallen…
5:55-56Die wahren „Freunde“
5:57-63Das Verhalten gewisser Juden und Christen
5:64Blasphemie gegenüber Gott
5:65Erlösung für Juden und Christen
5:66Sie sollten an diesen Koran glauben
5:67Der Gesandte muss nur überliefern
5:68Folgt den Schriften, die zu euch gesandt wurden!
5:69Minimale Anforderungen für das Seelenheil
5:70-71Der Bund Gottes mit den Kindern Israels
5:72-76Das heutige Christentum ist nicht die Religion Jesus‘
5:77-78Wählt eure Freunde sorgfältig aus

 

und so weiter.

Das Kapitel behandelt also reichlich Fragen, welche das interreligiöse Leben betreffen. Kommen wir zurück zur Frage: Was meint Gott mit „nehmt keine Juden und Christen zu Freunden“?

Diejenigen Juden und Christen, mit denen es verboten ist, „Freundschaften“ zu schließen, haben ganz bestimmte Absichten, wie wir aus der Liste sehen können. Diese werden in 5:57 erläutert. Innerhalb der Schriftbesitzer (Juden und Christen) gibt es auch gute Menschen (3:113). Das Essen dieses Volkes kann gegessen werden (5:5) und ihre Frauen können geheiratet werden. Insofern kann nicht die gesamte Gemeinschaft der Juden und Christen als ungerecht eingeordnet werden. Hier stellt sich doch die Frage: Wieso sollte uns Gott erlauben, Juden oder Christen zu heiraten, wenn doch bereits die Freundschaft verboten sei? Die Verse 5:57, 49:13 und 60:8–9 geben uns die wichtigsten Ermahnungen und legen die Hauptprinzipien fest, mit welchen Menschen und Völkern wir Beziehungen pflegen sollen. Nicht nur eine Koexistenz, sondern auch ein aktives Kennenlernen wird von uns Gottergebenen verlangt (49:13).

Es ist also durchaus erlaubt, Juden und Christen als Freunde, ja sie gar als Ehepartner zu haben (5:5).

 

5:57 O ihr, die ihr glaubt, nehmt euch nicht die zu Beschützern – von jenen, denen vor euch die Schrift gegeben wurde, und von den Ungläubigen -, die mit eurem Glauben Spott und Scherz treiben – und fürchtet Gott, wenn ihr Gläubige seid.130

4:140 Und Er hat euch schon in dem Buch herabgesandt, dass – wenn ihr hört, dass die Zeichen/Verse Gottes geleugnet und verspottet werden – ihr nicht bei ihnen sitzt, bis sie zu einem anderen Gespräch übergehen; ihr wärt sonst wie sie. Wahrlich, Gott wird die Heuchler und die Ungläubigen allesamt in der Hölle versammeln.131

3:113-115 Sie sind nicht gleich, unter den Leuten der Schrift gibt es eine aufrechte Gemeinschaft. Sie tragen die Zeichen Gottes im Laufe der Nacht vor, während sie sich unterwerfen. Sie glauben an Gott und an den letzten Tag, sie gebieten das Erkenntliche, unterbinden das Verwerfliche und eilen um der guten Taten willen. Und jene sind von den Rechtschaffenen. Und was sie an Gutem tun, wird ihnen nicht geleugnet werden, und Gott ist wissend über die Achtsamen

60:8-9 Gott verbietet euch nicht, gegen diejenigen pietätvoll und gerecht zu sein, die nicht der Religion wegen gegen euch gekämpft, und die euch nicht aus euren Wohnungen vertrieben haben. Gott liebt die, die gerecht handeln. Er verbietet euch nur, euch denen anzuschließen, die der Religion wegen gegen euch gekämpft, und die euch aus euren Wohnungen vertrieben oder bei eurer Vertreibung mitgeholfen haben. Diejenigen, die sich ihnen anschließen, sind die (wahren) Frevler.132

3:64 Sage: Ihr Leute der Schrift, kommt her zu einem Wort, das gleich ist zwischen uns und euch, dass wir nichts dienen außer Gott, ihm nichts beigesellen und dass wir einander nicht als Herren nehmen anstelle Gottes. Doch wenn sie sich abkehrten, so sage: Bezeugt, dass wir Ergebene sind

49:13 O Menschen! Siehe, Wir haben euch alle aus einem Männlichen und einem Weiblichen erschaffen, und haben euch zu Nationen und Stämmen gemacht, auf dass ihr einander kennenlernen möget. Wahrlich, der Edelste von euch in der Sicht Gottes ist der sich Seiner am tiefsten bewusst ist. Siehe, Gott ist allwissend, allgewahr.133

 

Wie wir sehen, reicht diese Methode allein schon aus, um diesen Sachverhalt zu klären. Dennoch sollte die Wahrheit die oberste Priorität sein, denn dies ist nicht der einzige Umstand, der in dieser Bedeutung unter den Übersetzungen merkwürdig erscheint. Denn für den aufmerksamen Studenten gibt es auch noch andere Verse, die weiter belegen, dass Gott von uns ein friedliches Zusammenleben mit anderen Kulturen will. Deshalb will ich diesen Vers noch sprachlich analysieren.

 

Sprachlicher Aspekt von „Waliy“

Der arabische Wortlaut des Verses 5:51 ist hier zu sehen:

 

يايها الذين ءامنوا لا تتخذوا اليهود والنصرى اولياء بعضهم اولياء بعض ومن يتولهم منكم فانه منهم ان الله لا يهدي القوم الظلمين

Transliteration:
yā ʾayyuhā al-laḏīna ʾāmanū lā tattachiḏū al-yahūda wan-naṣārá ʾawliyāʾa baʿḍuhum ʾawliyāʾa baʿḍin wa man yatawallahum minkum fa ʾinnahu minhum ʾinna allāh lā yahdī al-qawma aẓ-ẓālimīna

 

Eine weitere Übersetzung dieses Verses:

 

5:51 O ihr, die ihr glaubt! Nehmt nicht die Juden und die Christen zu Beschützern. Sie sind einander Beschützer.134

 

Wie zu sehen ist, gibt es in der Übersetzung bereits unterschiedliche Ansätze, wie das Wort awliyā’ (اولياء) übersetzt wird. In diesem Vers handelt es sich nämlich nicht um Freundschaften, sondern um eine politisch wie auch diplomatisch orientierte Beziehung. Es ist ein Umstand, in dem Macht und Einfluss eine Rolle spielen. Es ist auch unverständlich, weshalb die Übersetzer irrtümlicherweise gerade dieses Wort wählen, obwohl das arabische Wort für Freund (arabisch: ṣadīq) in der Lesung bereits in anderen Versen vorkommt:

 

24:61 Kein Vorwurf trifft den Blinden, noch trifft ein Vorwurf den Krüppel, kein Vorwurf trifft den Kranken oder euch selbst, wenn ihr in eurem Haus, im Haus eures Vaters oder eurer Mutter… oder (im Haus) eures Freundes (ṣadīqakum)…135

26:101 noch einen warmen Freund (ṣadīq).

 

Schauen wir in der Wurzelbeschreibung des Begriffes Waliy nach, lesen wir:

ولىWaliya
المولى – الولي[al-mawlá – al-waliy] Der Gebieter, Der Schutzherr, Der Verbündete
Nomen
مولى[mawlá] Schutzherr,
ولي[waliy] Verbündeter, Treuer,
ولاية[walāyah] Vormundschaft, rechtliche Gewalt,
ولاية[wilāyah] Souveränität, Autorität, Provinz, Staat,
الولايات المتحدة[al-wilāyātu-l-muttaḥidah] Die vereinigten Staaten,
ولي العهد[waliyu-l-ʿahd] Thronfolger,
ولي الأمر[waliyu-l-ʾamr] Sachwalter, Vormunder,
إستيلاء [ʾistīlāʾ] Besitznahme
Verben
ولى [waliya] jmdm beistehen, sich mit jmdm verbünden, zur Seite stehen, jmdm folgen,
ولى [wallá] (von einer Sache) sich abwenden, flüchten,
تولى [tawallá] (Amt) innehaben, bekleiden, übernehmen, in Besitz nehmen, (von einer Sache) sich abwenden,
تولى الحكم[tawallá al-ḥukm] Macht übernehmen,
توالى[tawālá] ununterbrochen aufeinanderfolgen,
إستولى [ʾistawlá] in Besitz nehmen, sich bemächtigen,
يلي[yalī] folgen,
كما يلي[kamā yalī] wie folgt,
فيما يلي [fīmā yalī] im folgenden,
أولى لك[ʾawlá laka] ist dir am aller besten …

 

Wie wir bei unserer Übersetzung des Wurzelbegriffes sehen, kommt das Wort Freund überhaupt nicht vor. Vielmehr geht es beim Wort (waliy, pl. awliyāʾ) um den Bund, den man bei großen Koalitionen mit anderen Organisationen auf politischer Ebene schließt. Es ist auch klar, dass wir als Gottergebene im Falle der Wahrheitsfrage niemals die traditionellen Kirchenträger wie zum Beispiel den Papst um Hilfe bitten sollen, da sie ihren eigenen weltlichen Interessen bzw. Ideologien folgen, die sich nicht mit der Gerechtigkeit für alle Menschen vereinbaren lassen. Außerdem wird zu einem Freund im Arabischen nie Waliy gesagt.

„Wer sie aber trotzdem als Verbündete nimmt, dann ist er einer von ihnen“ lautet der Vers weiter. Wer also in diese Kategorie fällt, so pflegt diese Person ihre eigene Tradition wie alle die anderen vielen religiösen, politisch verdorbenen Organisationen. Ähnlich verhält es sich mit den arabischen Nationen gegen Ende des 19. Jahrhunderts, die bei ihrer Koalition mit dem Westen gegen das geschwächte osmanische Reich vorgingen, wobei viele unnötige Massaker in der eigenen Bevölkerung und Millionen von Todesfällen verursacht wurden.

Ich hoffe, dass zukünftig Korrekturen an den Übersetzungen vorgenommen werden.

 

59:22-24
Er ist Gott, außer Dem kein Gott ist;
Er ist der Kenner des Verborgenen und des Sichtbaren.
Er ist der Allerbarmer, der Barmherzige.
Er ist Gott, außer Dem kein Gott ist;
Er ist der Herrscher, der Einzig Heilige, der Friede, der Verleiher von Sicherheit, der Überwacher, der Erhabene, der Unterwerfer, der Majestätische.
Gepriesen sei Gott über all das, was sie (Ihm) beigesellen.
Er ist Gott, der Schöpfer, der Bildner, der Gestalter.
Ihm stehen die schönsten Namen zu.
Alles, was in den Himmeln und auf Erden ist, preist Ihn, und Er ist der Erhabene, der Allweise.

Der Unterschied zwischen Lebenssystem (Diin) und religiöser Herangehensweise

Die meisten Menschen glauben, dass Offenbarungen wie der Koran der Menschheit gesandt wurden, um das Götzentum der Menschen auszulöschen. Dass Gott sich über Leute ärgerte, die Ihm nicht dankten, dass unser Leben das Anbeten von Gott ist und dass Er wütend wird, wenn wir an Götter neben Ihm glauben. Dass wir ins Paradies gelangen, allein durch den Glauben an Gott allein. Wahrer Monotheismus reiche aus, um ein Gottergebener zu sein und um ins Paradies zu gelangen.

Dieses Gottesbild ist menschengemacht und ergibt sich aus der Bestimmung, dass Menschen Anerkennung für ihre geleisteten Werke verlangen. Sie stülpen Gott diese menschliche Emotion über. So wie menschliche Herrscher Anerkennung für ihre Herrschaft und Macht verlangen, so glaubte die Menschheit auch, dass Gott dies verlangte. Die einzig bekannte Definition von Macht, welche die Menschheit kennt, ist die, wie sie selbst die Macht ausüben.

Aber ist dies wahr? Verlangt Gott Anerkennung für Seine Einzige Herrschaft so wie menschliche Herrscher, wie z.B. Könige und Diktatoren dies verlangen? Ist dies der Zweck der Offenbarung, des Koran? Ist Gott eifersüchtig auf andere Idole, kümmert Er sich darum, ob wir an andere Götter glauben? Gott selbst sagt:

14:8 Moses sagte euch: „Wenn ihr ableugnet und mit euch alle Menschen auf der Erde, schadet ihr Gott nicht. Gott ist auf keinen angewiesen, Preiswürdig.“

Er braucht nichts, wir sind es, die bedürftig sind.

3:97 … Wer aber ablehnt, Gott ist auf keinen angewiesen und unabhängig von allen Geschöpfen.

An Gott zu glauben ist ein Teil davon, die Realität zu akzeptieren. Es hat NICHTS mit Gott selbst zu tun. Gott ist preiswürdig, aber verlangt es NICHT, dass wir ihn preisen. Mit den Worten von Salomon:

27:40 … Er sprach: „Dies geschieht durch die Gnade meines Herrn, dass Er mich prüfen möge, ob ich dankbar oder undankbar bin. Und wer dankbar ist, der ist dankbar zum Heil seiner eigenen Seele; wer aber undankbar ist siehe, mein Herr ist Sich Selbst genügend, freigebig.“

Was ist nun der wahre Zweck, an Gott zu glauben, dass Er Einer ist?

22:73-74 O ihr Menschen, ein Gleichnis ist geprägt, so hört darauf: Gewiss, jene, die ihr anruft statt Gott, werden in keiner Weise vermögen, eine Fliege zu erschaffen, selbst wenn sie sich dazu zusammentäten. Und wenn die Fliege ihnen etwas raubte, sie können es ihr nicht entreißen. Schwach ist der Suchende wie der Gesuchte. Sie schätzen Gott nicht nach Seinem Wert. Gewiss, Gott ist kraftvoll, allmächtig. (6:92, 39:67)

An den Einen Gott zu glauben ist die simple Wahrheit, es ist die unmittelbare Beobachtung der Wirklichkeit. Gott als Einen zu sehen, ist der erste Schritt, sich vom Kufr zu entfernen. Kufr bedeutet „Die Augen gegenüber der Realität verschließen/Die Wahrheit vor sich selbst verdecken“.

Diese Beobachtung der Realität ist sehr schön in der Geschichte Abrahams zu sehen:

6:75-79 Wir zeigten Abraham das Reich der Himmel und der Erde, damit er unerschütterliche Überzeugung (von der Wahrheit) erlange. (Einige seiner Zeitgenossen waren Götzenanbeter und andere waren Naturanbeter.) Als über ihn dann die Nacht hereinbrach, sah er einen Planeten. Er sagte: „Das ist mein Herr.“ Doch als dieser unterging, sagte er: „Ich mag nicht solche, die verschwinden.“ Als er (nächste Nacht) dann den Mond aufgehen sah, sagte er: „Das ist mein Herr.“ Als er aber (am Horizont) verschwand, sagte er: „Wenn mein HERR mich nicht rechtleitet, so werde ich gewiss zu den irregegangenen Leuten gehören.“ Als er daraufhin die aufgehende Sonne sah, sagte er: „Dies ist mein HERR, diese ist größer.“ Da sie aber unterging, sprach er: „O mein Volk, ich habe nichts zu tun mit dem, was ihr anbetet. Ich wende mich nunmehr als Monotheist (Hanif) demjenigen zu, der Himmel und Erde geschaffen hat. Ich gehöre nicht zu den Polytheisten.“

Abraham sah, dass der Glaube an Idole nicht der Wirklichkeit entsprach, sondern auf selbstauferlegtem Glauben. Er gründet nicht auf Beweise.

Wir können im Universum klare Strukturen erkennen. Alles funktioniert durch festgelegte Gesetze, nicht durch Chaos. Dies ist ein klarer Hinweis auf einen Einzigen Kontrolleur. Wären es mehrere Enstcheidungsträger über den Zweck des Universums und seine Regierung gewesen, wäre das Universum ein Chaos, da jeder Kontrolleur seinen eigenen Willen auferlegen wollen würde. Ordnung bedeutet, dass es nur Einen Willen gibt, der das Universum regiert. Gott stellt dies ebenso mit diesem Vers klar:

21:22 Gäbe es in ihnen (Himmel und Erde) weitere Götter außer Gott, dann wären wahrlich beide zerrüttet. Gepriesen sei Gott, der Herr des Thrones, hoch erhaben über das, was sie ersinnen! (6:3, 16:51, 39:67, 3:84).

Demnach ist der Glaube an den Einen Gott, Einen Schöpfer eine Bestätigung der Wirklichkeit. Dies ist auch der Grund, wieso wir sagen:

3:18 Gott bezeugt, dass es keine Gottheit gibt außer Ihm. Desgleichen die Engel und die Wissenden. Er sorgt für Gerechtigkeit. Es gibt keinen Gott außer ihm, dem Mächtigen und Weisen. (21:22)

Dies ist die gottergebene (muslimische) Glaubensüberzeugung.

Ashhado anna laa illaha illa Allah

Auf Arabisch bedeutet Shahada „zu bezeugen/zu beobachten und bestätigen“. Dies ist genau das, was wir tun, wenn wir dieses Bekenntnis aussprechen. Wir sehen als Erstes, dass es keine mehreren Herrscher gibt, die dieses Universum regieren. Dadurch bezeugen und bestätigen wir Gottes alleinige Souveränität.

Es gibt noch einen weiteren, sehr wichtigen Faktor, welcher aus dem Glauben an Gott allein hervorgeht. Wenn Menschen an mehrere Götter, Idolen oder Herren glauben, wird letztendlich jede Person ein persönliches Idol haben, weshalb die Gruppe in unterschiedliche Nachfolger gespalten sein wird. Sie alle behaupten, an dieselben Götter zu glauben, doch sie haben immer einen Favoriten und glauben, dass er der einzige ist, der ihnen Sieg im Diesseits oder Jenseits bringen wird. Dies ist eine in jeglicher Religion beobachtete Tatsache. Die Römer glaubten an Hunderte von Göttern, wobei jede Familie ihren Favoriten hatte, den sie über andere Götter anbeteten und verehrten. Dies können wir im Hinduismus sehen, wo mehrere Tempel für spezifische Götter gebaut wurden, und nicht für alle von ihnen. Deshalb sind sie geteilt in der Praxis und dem Ziel, obwohl sie alle an dieselben Gruppe von Göttern glauben.

Im Buch „The History of God“ (Die Geschichte von Gott) von K. Armb, wird über den Glauben an eine Gottheit folgendes gesagt: „Weil die Zwölf Stämme der Hebräer einen Höchsten Gott hatten, waren sie in einem einzigen Ziel vereint.“ Gott sagt dasselbe:

30:32 Die Polytheisten (Mushrikeen), die ihren Glauben spalten und in Parteien (Sekten) zerfallen – jede Partei freut sich über das, was sie selbst besitzt. (3:104, 6:160, 23:53, 42:13; Sektierertum basiert ausnahmslos darauf, Menschen als ‚Autoritäten‘ zu nehmen.)

An den Einen Gott zu glauben ist die direkte Beobachtung der Realität und es vereint uns, da wir alle dasselbe Ziel haben, dieselbe Quelle der Ernährung anerkennen und alle denselben Göttlichen Willen akzeptieren. Dies ist der Grund, an Gott als Einen zu glauben. Doch ist dies der Hauptgrund für Offenbarung und Lebenssystem (Diin)? Ist das Hauptziel des Göttlichen Systems an den Einen Gott zu glauben? Schauen wir, was Gott uns durch die Geschichten der Früheren versucht zu sagen:

12:111 Wahrlich, in ihren Geschichten ist eine Lehre für Menschen von Verstand. Dies(e Offenbarung) ist keine erdichteter Hadith. Sie bestätigt die früheren Schriften und gibt eine deutliche Erklärung aller Dinge. Und sie ist eine Führung und Barmherzigkeit für all jene, die sie akzeptieren.

Was sagt also Gott über die Hauptrolle der Propheten und ihrer Offenbarung? Wir haben die Geschichte von Moses, als er bei der Rückkehr vom Berg Sinai sieht, dass sein Volk eine Statue errichtet hat und begann, sie zu verehren. Aaron, sein Bruder und Prophetengefährte, war geblieben, um sie zu führen. Moses sieht den Shirk (Götzendienst) und richtet sich wütend gegen Aaron:

20:92-94 Er (Moses) sagte: „O Aaron, was hinderte dich, als du sie irregehen sahst, mir zu folgen? Hast du dich meinem Befehl widersetzt?“ Aaron sagte: „O Sohn meiner Mutter! Pack mich nicht am Bart und am Kopf! Ich fürchtete, du würdest sagen: Du hast die Kinder Israels abspalten lassen in Gruppen (Sekten).“ (Moses akzeptierte diese Erklärung, da Sektierertum ebenso ein Verbrechen ist wie jegliche Form von Götzentum. Am Bart und Kopf zu packen gehört zur harschen Vernehmung 7:150).

Hier sehen wir deutlich, dass der Prophet Aaron die EINHEIT seiner Leute ÜBER das Konzept von Gott stellt. Als Moses dies sieht, ist er natürlich geschockt, doch die Wahl von Aaron ist weise. Wieso?

Wenn Menschen sich an ein falsches Idol oder falsche Idole zuwenden, braucht es Zeit, bis sie sich spalten. In den ersten Phasen sind sie immer noch vereint, da ihr selbstauferlegtes Idol noch nicht mit der Realität in Konflikt geriet. Erst nach einer langen Zeit werden sich die Menschen zersplittern, da ihr erstes Idol-Konzept der Wirklichkeit widerspricht, weswegen ein neues errichtet wird, um damit die Realität zu bestätigen. Jedesmal werden sie scheitern und weiterhin versuchen, ihr Konzept der Realität zu errichten. Die menschlichen Konzepte der Realität werden sich mit der Zeit unterscheiden, und die Leute werden sich abspalten.

Hätte der Prophet Aaron ohne die Hilfe von Moses sie unmittelbar an ihrem Götzentum angegriffen, wäre ein großes Risiko vorhanden, die Autorität über sie zu verlieren, die sie über ihnen hatten. Sie hätten sich untereinander abgespalten zu denjenigen, die entweder Aaron zuhörten oder nicht. Diese Trennung wäre für die Mission von Aaron und Moses verhängnisvoll gewesen.

Menschen, die vorerst ein neues Idol errichtet haben, sind immer noch vereint, aber können auch auf schnelle Weise wieder reformiert werden, wenn ihnen das richtige Konzept der Realität und damit von Gott gegeben wird.

Deshalb steht die Einheit der Menschen über der richtigen Auffassung von Gott. Und demnach ist das die größte Form von Shirk (Götzendienst).

20:94 Aaron sagte: „O Sohn meiner Mutter! Pack mich nicht am Bart und am Kopf! Ich fürchtete, du würdest sagen: Du hast die Kinder Israels abspalten lassen in Gruppen (Sekten).“

Und deshalb ist das Hauptziel der Offenbarungen die Menschen zu EINEN, und sie unter demselben Ziel vereint zu halten.

Propheten begannen zuerst mit dem Konzept Gottes, da die Menschen äußerst gespalten waren und da alle ihrem eigenen Realitätskonzept folgten. Um sie unter einem einzelnen Ziel zu vereinen, müssen sie zuerst das wahre Konzept der Wirklichkeit kennen lernen, bevor sie sich zusammen um den Diin, dem Göttlichen System, bemühen können. Die korrekte Auffassung von Gott ist eines der Mittel, uns in unserem wahren Ziel zu unterstützen.

Gottergebene glauben alle an einen Gott. Und doch sind sie gespalten. Wie kann das sein?

Weil sie denken, dass die Anbetung und das Bekenntnis zur Einheit Gottes das Hauptanliegen des Koran ist. Wegen diesem falschen Gedanken streiten sie sich darüber wie dieser Bekenntnisbegriff zu erfüllen ist.

30:31 Seid reumütig, fürchtet Gott, verrichtet die Gebete und reiht euch nicht unter die Götzendiener, die Gott Gefährten beigesellen. (2:213)

Sie nähern sich dem Koran aus einer RELIGIÖSEN Sichtweise und nicht aus der Sichtweise des „Lebenssystems“ (DIIN) selbst. Sie verstehen nicht, dass Gott über ihrem selbstauferlegten Verlangen steht, Ihn zu bestätigen.

3:97 … Wer aber Gott leugnet, muss sich vergegenwärtigen, dass Gott allmächtig und auf die ganze Welt nicht angewiesen ist.

Er fordert nicht die Bestätigung Seiner Herrschaft, Er möchte dass sie sie erkennen:

56:57-59 Wir haben euch erschaffen. Warum wollt ihr da nicht die Wahrheit zugeben. Denkt über euren Samen nach! Erschafft ihr ihn, oder sind Wir es, Die ihn erschaffen?

Der Glaube an den Einen Gott wird die Gottergebenen solange nicht vereinen, solange sie sich dem Koran aus einem religiösen Standpunkt nähern. Der Koran ist nicht dazu gedacht, uns zu lehren wie wir Gott bekennen sollen, wir tun das indem wir die Wirklichkeit und die Schöpfung betrachten.

3:191 Für diejenigen, die Gott im Stehen, im Sitzen und auf der Seite liegend gedenken und über die Schöpfung der Himmel und der Erde nachdenken und sagen: „Unser Herr, Du hast all das nicht umsonst geschaffen. Gepriesen seist Du! Behüte uns vor der Strafe des Feuers!“ (Wenn Menschen sich die Kräfte der Natur nutzbar machen und für das Allgemeinwohl verwenden, entfernen sie sich von der Hölle und nähern sich dem Paradies in beiden Leben 45:13-14.)

Das wahre Anliegen des Koran ist die Welt zu VEREINEN. Sie wieder zu EINER Gemeinschaft zu machen, wie sie zuvor war. Wenn wir uns dem Koran mit diesem Gedanken nähern, würden wir die Vorstellung fürchten, getrennt zu sein, weil wir dann der koranischen Zielsetzung zuwiderlaufen würden. Wenn wir diese wichtigsten Worte von Aaron hören, werden wir die korrekte und wahre Annäherung an den Koran erkennen:

20:94 Aaron sagte: „O Sohn meiner Mutter, greife nicht nach meinem Bart, noch nach meinem Kopf. Ich fürchtete, du könntest sagen: „Du hast die Kinder Israels gespalten und mein Wort nicht beachtet.“

Das ist die richtige Annäherung an den Koran und seine Lehren. Er ist kein Buch, das uns lehrt, wie wir Gott anbeten sollen. Er ist ein Buch, das uns lehrt, wie wir die beste Gesellschaft bilden können, welche die Menschheit wieder zu EINEM Volk macht, so dass wir alle auf das gemeinsame Ziel fokussiert sind, Yauwm ed Diin (Tag des Diin), die Ära der Erfüllung, zu erreichen.

Der Egoismus der Menschen führte zu ungerechtfertigter Kennzeichnung von Land und zu persönlicher Anhäufung. Die Unterdrückung der Schwachen hatte begonnen. Gott hat ihnen gesagt, dass sie von einem hohen Stand der Menschlichkeit abgefallen sind (7:24). Sie hatten das Gesetz ignoriert, dass die „Menschheit eine Gemeinschaft ist“ (10:19). Von da an würden sie in Stämmen und Nationen leben, gegenseitig verfeindet sein. „Auf der Erde habt ihr bis zum bestimmten Zeitpunkt eine Bleibe und Genuss.“ (Stammestum; vgl. 49:13)

10:19 Die Menschen waren einst nur eine einzige Gemeinde, dann aber wurden sie uneins. (2:213)

Hätte unser Herr nicht dass Gesetz des freien Willens für die Menschen verfügt, hätte Er ihre Streitigkeiten sofort gerichtet (2:30, 2:256, 11:118, 16:9, 76:2-3). Alle Gesetze des Koran, alle gegebenen Begriffe wie Hadsch und Saum und Salâh sind alle dafür gedacht, die Menschheit zu VEREINEN, nicht nur um Gott anzubeten.

Wir können uns Hadsch als ein Ritual vorstellen, sich zu versammeln, wo jeder sich nur auf Gott besinnt, um Gottes Allmacht anzuerkennen. Wir können alle das Fasten für Gott gedacht ansehen. Wir können Salah als das einzig gültige Gebet sehen. All diese Anschauungen kommen daher, den Koran aus einer frommen Sicht zu betrachten.

Aber wie ich gezeigt habe, ist das alles menschengemachtes Gedankengut, zu ihrem Zweck. Gott sagt im Koran, dass WIR der zentrale Gegenstand sind.

21:10 Wahrlich, Wir haben euch ein Buch herabgesandt, worin eure Ehre liegt; wollt ihr es denn nicht begreifen? (21:24, 23:70, 43:43-44)

Wenn wir den Koran aus einer Sichtweise des LEBENSSYSTEMS angehen, ändert sich alles. Der Zweck des Koran ist es dem Menschen das PERFEKTE GÖTTLICHE SYSTEM zu geben, um sie zu vereinen und uns Würde zu verleihen. Deshalb ist die Vorstellung, Hadsch (Pilgerfahrt) sei nur um Gott in den Mittelpunkt zu stellen, NICHT koranisch.

Hadsch bedeutet im klassischen Arabisch wörtlich „Debatte“ oder „Diskussion“. Seine Wurzeln haben auch noch die zweite Bedeutung „Jahr“. Deshalb bedeutet Hadsch eine jährliche Versammlung. Und der Koran sagt ganz klar, dass das eine Pflicht für ALLE Menschen ist.

In ihm sind deutliche Zeichen (um das begehrte Ziel und die Rückkehr zu erreichen), wie Abraham einst Stellung bezog (gegen alle Spaltungen der Menschlichkeit und ihm wurde die Führerschaft über die ganze Menschheit gegeben 2:124-125; 3:97). Diejenigen, die das symbolische System aufnehmen, werden dadurch inneren Frieden und äußere Sicherheit erlangen. Deshalb ist es eine PFLICHT FÜR ALLE MENSCHEN gegenüber Gott, sich der Pilgerfahrt zu diesem Hause anzuschließen, sofern sie die Möglichkeit dazu haben. Wer aber ableugnet sollte wissen, dass Gott nicht auf die Welten angewiesen ist.

Deshalb bedeutet Hadsch eine jährliche internationale Debatte, um Konflikte zu lösen und die Menschheit zu bessern. Es ist nicht auf Gott sondern auf uns fokussiert.

Das gleiche gilt für das Wort Salâh. Salâh bedeutet genau zu beachten, Verbundenheit, Kontakt, Gebet und noch vieles weiteres. Wenn wir die Bestätigung Gottes als das Ziel des Koran annehmen, dass es ein Buch ist, das darauf abzielt Gott zu bestätigen, dann ist es logisch, dass Salâh lediglich Gebet bedeutet. Aber da es klar ist, dass WIR der Zielpunkt des Koran sind, wird die Bedeutung eine völlig andere. Die Bedeutung von Salah wird erklärt in:

24:41 Siehst du denn nicht, dass alle Wesen in den Himmeln und auf der Erde Gott lobpreisen, so wie die Vögel, die im Flug ihre Flügel ausbreiten? Jedes Wesen weiß, wie es sein Gebet und seine Lobpreisung verrichtet. Gott weiß genau, was sie tun.

Tassbeh bedeutet sich sehr bemühen, einer Frage/einem Auftrag nachgehen, große Fortschritte machen. Salâh bedeutet genau befolgen.

So wissen alle Lebewesen gemäß dem Vers, was sie genau befolgen, um sich bei ihrer Suche sehr zu bemühen. Sie kennen ihren Salâh und Tasbeeh. Wie folgen die Tiere? Es ist ihr Instinkt, der ihnen sagt, wie die Naturgesetze auf beste Art zu nutzen sind, um dadurch der Stärkste zu werden und sich zu vermehren.

Wir als menschliche Wesen haben keinen Instinkt auf herrschender Ebene. Deshalb müssen wir die Naturgesetze genau beobachten, um ihnen zu folgen. Aber es gibt auch viele Gesetze, die wir nicht durch wissenschaftliche Untersuchungen wahrnehmen können. Diese Gesetze werden uns durch Offenbarungen erklärt. Offenbarungen sind der Instinkt für die Menschheit, um sie freiwillig zu befolgen.

Deshalb bedeutet Salâh den göttlichen Gesetzen der Natur und der Offenbarung zu folgen, damit wir wissen, wie wir uns bemühen sollen bei unserer Suche und Aufgabe.

Das ist der Unterschied und die Notwendigkeit bei unserer Herangehensweise. Der Glaube an den Einen Gott ist eine Bestätigung der Wirklichkeit und der erste Schritt dazu, die Menschheit und die Muslime zu vereinen. Aber es ist dieselbe Herangehensweise an den Koran, der uns wirklich vereinen wird. Es ist deutlich, dass der Koran uns anvisiert, nicht Gott. Er hat uns den Koran gegeben, damit wir die besten Menschen auf der Erde werden können. Um das Paradies auf Erden zu machen, das im nächsten Leben fortgesetzt wird. Wir alle müssen uns dem Koran aus diesem Gesichtspunkt nähern und dann werden die wahren Bedeutungen der Worte ersichtlich.

Dann können wir beanspruchen:

3:110 (Da ihr vom Koran bestärkt seid,) seid ihr die beste Gemeinde, die für die Menschen entstand. Ihr sollt eindringlich ermahnen zu dem was Recht ist und die Türen schließen zu dem was Falsch ist durch euer Beispiel, da ihr an Gott glaubt (und Sein letztes Wort akzeptiert, als Maßstab für Richtig und Falsch (3:4).) Und wenn die Leute der Schrift geglaubt hätten, wahrlich, es wäre gut für sie gewesen! Unter ihnen sind Gläubige, aber die Mehrzahl von ihnen sind Frevler.

Der Koran lehrt uns ein stetiges moralisches Wertesystem und kennzeichnet deutlich die Bedeutung der ansonsten vagen Begriffe „richtig“, „falsch“, „gut“ und „böse“.

aus dem Englischen von Kerem A.

Talha Çakır

Das Verhältnis der Muslime zu Andersgläubigen

basierend auf Das Verhältnis der Muslime zu den Andersgläubigen nach dem Koran von Hüseyin Yaşar

Ich suche Zuflucht bei Gott vor dem verfluchten Teufel,
Im Namen Gottes, des Gnädigen, des Barmherzigen

1. Das koranische Menschenbild

Nach den Aussagen des Korans wurde der Mensch im biologischen Sinne als ein vollkommenes Wesen geschaffen (95:4). Er ist ein soziales Wesen, das mit technischen und kulturellen Fähigkeiten begabt ist (17:70). Der Schöpfer hat den Menschen mit geistigen und moralischen Werten ausgestattet und ihn ein System der Nachfolge (Khalifa) gerufen (2:30; 6:165; 7:69,74; 10:14,73; 27:62; 35:39 und 38:26). Der Mensch hat im Vergleich zu den anderen Geschöpfen eine gesonderte Stellung vor Gott, während Gott absolut über den Menschen steht (112:2; 3:34; 2:255).

Der Mensch ist ein auf Gott bezogenes Wesen. Auch wenn die Menschen sich sozial und religiös unterscheiden, haben sie doch Gott gegenüber die gleichen Pflichten und sind somit einander gleichgestellt. Die Menschen mögen sich verschiedenen Stämmen und Völkern zugehörig fühlen und unterschiedlicher Hautfarbe sein, sie sind dennoch allesamt Nachkommen Adams (49:13), sind sie alle Kinder Adams (7:26,27,31). Der Beste unter ihnen ist daher auch nur derjenige, der die Weisungen Gottes am besten einhält (49:13).

 

2. Die Religionen im Koran

Gott hat die Menschen als Angehörige zivilisierter und kultivierter Völker geschaffen (5:49-50). Er hat zu den Menschen aller Nationen und Stämme, unabhängig von ihrer Hautfarbe, Gesandte und Propheten gesandt. Diese überbrachten ihnen die Offenbarung Gottes und warnten sie vor dem Unglauben (13:7; 35:24). Daraus folgt logischerweise, dass der Glaube an Gott universell ist, erreichten doch die Offenbarungen Gottes die gesamte Menschheit. Die geographischen Unterschiede und die mangelnde Kommunikation zwischen den Menschen führten jedoch allmählich zum Verlust der Originalität der religiösen und kulturellen Werte.

Da nach dem Koran Gott zu allen Völkern Propheten geschickt hatte, stammen alle Religionen und der Glaube aller Menschen von der göttlichen Religion ab. Daher anerkennt der Koran auch innere Verwandtschaft des Islams (Ergebung) mit den anderen Religionen, wie z.B. mit dem Christentum und das Judentum, die dem Islam bekanntlich geographisch und inhaltlich besonders nahe stehen. So nennt er Juden und Christen ebenfalls ‚Schriftbesitzer‘ (ahl al-kitâb). Der Koran erkennt den Anhängern der christlichen und jüdischen Religion einen höheren Stellenwert zu als den Angehörigen anderer Religionen, bestätigt er doch die Wahrheit ihrer Heiligen Bücher, die vor dem Koran offenbart worden sind (5:43-48). Dies zeigt unmissverständlich, dass der Koran auf diesen Traditionen fußt, und dass er die gleiche Botschaft wie die zwei vor ihm geoffenbarten Bücher verkündet (42:15).

Der Koran bestätigt aber nicht nur die früheren Heiligen Bücher, sondern er bringt auch neue Botschaften Gottes. Trotzdem ist jeder Muslim verpflichtet, an alle Heiligen Bücher Gottes zu glauben (42:15). Daraus folgt, dass in der himmlischen Botschaft der Muslime und der Angehörigen der Religionen der anderen Heiligen Bücher Gemeinsamkeiten bestehen. In Anbetracht der Gemeinsamkeiten der Offenbarungen können die Angehörigen der himmlischen Religionen bei der Suche nach Lösungen für die religiösen und kulturellen Probleme, denen die Menschheit ausgesetzt sind, kooperieren.

 

3. Die Respektierung der Andersgläubigen und ihrer Religionen

Die Koranexegese behandelt das Thema Glaube und Unglaube sehr ausführlich. Der Glaube aber, der mit dem islamischen Glaubensbekenntnis nicht im Einklang steht, wird nicht ignoriert und deren Anhängern wird ein unverbrüchliches Recht auf Leben, auf Gemeinschaft und Religionsausübung zugestanden. Dazu heißt es im Koran: „Euer Glauben für Euch, mein Glaube für mich“ (109:6; 18:29; 10:41; 2:256). Diese Verse dienen als Fundament der islamischen Lehre von der Religions-, Gewissens- und Meinungsfreiheit.

Der Koran missbilligt darüber hinaus die gegenseitige Missachtung von Judentum und Christentum (2:11,113). Er dagegen nimmt beide Religionen im Blick auf die Wahrheitsfrage ernst, sieht in ihnen notwendige Dialogpartner und schottet sich daher von ihnen religiös nicht ab. Die klaren Religionsunterschiede, die nicht übersehen werden, sollten aber kein Grund für feindselige Auseinandersetzungen zwischen den Religionen sein. Ganz im Gegenteil, sie sollten eher Grund für einen Wettstreit unter den verschiedenen Gläubigen sein. Eine solche friedliche Auseinandersetzung ist nach islamischer Lehre Gottes ausdrücklicher Wille. Gott wollte und will diesen edlen Wettstreit, damit Menschen unterschiedlichen Glaubens miteinander kommunizieren und in einen Dialog eintreten. Gott hätte es ansonsten so arrangiert, dass die Menschen nur eine einzige Religion pflegten, nur ein einziges Volk bildeten und immer nur den Einen Gott anbeteten. Aber das wollte Gott nicht. Durch die religiöse Unterscheidung und Vielfalt wollte Gott die Menschen zum Wettkampf geradezu zwingen, um sie so zu prüfen (5:48). Damit ist nun allerdings nicht gesagt, dass der Koran alle vorislamischen Religionen in jeder Hinsicht anerkennt. Der Koran bestätigt zwar die ursprüngliche Wahrheit der älteren Heiligen Bücher, gleichzeitig weist er aber auch auf, dass spätere Auslegungen sie entstellt, ja oft verfälscht haben (5:17,72-75,77-78). Deshalb lädt der Koran ja auch die Anhänger dieser Religionen ein, der die Entstellungen der Auslegung der älteren Heiligen Bücher aufgedeckt hat, anzunehmen (3:64).

Der Koran achtet gleichzeitig andere Religionen, denn in 6:108 heißt es:

Ihr sollt diejenigen, die andere außer Gott rufen, nicht beschimpfen, sonst beschimpfen sie Gott, ohne Wissen, aus Feindseligkeit. Nur so haben wir jedem Volk sein Tun geschmückt, letztendlich kommen sie alle zu Gott zurück, dann sagt Er ihnen, was sie getan haben.

Dieser Koranvers verbietet das Verfluchen anderer Religionen. Dergleichen führe nur zu unnötigen Auseinandersetzungen zwischen Muslimen und den Angehörigen anderer Religionen. Es heißt, dass der Vers zu einer Zeit offenbart wurde, als es bereits zu schweren Auseinandersetzungen zwischen Muslimen und Verfolgern von Mohammed gekommen war. Der zitierte Vers soll die Eskalation dieses gefährlichen Konflikts zwischen den Muslimen und Götterverehrern verhindert haben.

Dabei muss man sich vor Augen halten, dass die damaligen Andersgläubigen keineswegs Juden oder Christen, sondern vielmehr Polytheisten waren, die nach dem Koran niedriger als die Anhänger der Buchreligionen bewertet werden (6:106; 2:105) , gilt doch die Vielgötterei im Islam als die größte Sünde (31:13). Trotzdem verbietet der Islam das Verfluchen der Polytheisten. Es ist ein zeitloses und allgemeingültiges Verbot. Dieser Koranvers kann ebenfalls als die Grundlage für Religions- und Gewissensfreiheit interpretiert werden.

Der Mensch denkt im Rahmen der Gesetzmäßigkeiten, die Gott geschaffen hat. Der Mensch geht seinen Weg und er verteidigt sein Tun aus seinen Vorstellungen heraus, auch wenn sein Verhalten nicht korrekt ist. Derjenige, der den rechten Weg geht, findet sein Verhalten schön. Aber auch der Mensch, der den richtigen Weg nicht gefunden hat und schlecht handelt, sieht seine Handlungen als schön an, weil der das Handeln des Menschen relativiert, womit der auch versucht, das Handeln der Ungläubigen zu erklären.

Zusammenfassend kann man sagen, dass man Andersgläubige, unabhängig von Religion und Nation, nicht verfluchen oder beleidigen, dass man ihr Gewissen nicht verletzten darf. Das gilt auch unabhängig davon, wie falsch oder unsinnig die Religion des Andersgläubigen sein mag. Der Sinn dieser strengen Bestimmungen zum interreligiösen Frieden besteht also darin, der Achtung vor anderen Religionen gottgewollte, d.h. unbedingte Geltung zu verschaffen.

 

4. Nachbarschaftsrechte im Islam

Der Koran teilt die zwischenmenschlichen Beziehungen in die Grundkategorien Frieden und Krieg ein. Grundlage dafür sind die Verse 8 bis 9 der Sure 60:

Gott verbietet euch nicht, gegen diejenigen pietätvoll und gerecht zu sein, die aus religiösen Gründen nicht gegen euch gekämpft, und die euch nicht aus euren Wohnungen vertrieben haben. Gott liebt die, die gerecht handeln. Er verbietet euch nur, euch denen anzuschließen, die der Religion wegen gegen euch gekämpft, und die euch aus euren Wohnungen vertrieben oder bei eurer Vertreibung mitgeholfen haben. Diejenigen (Muslime), die sich diesen anschließen, sind die (wahren) Frevler.

Der Koran erlaubt also den Muslimen denjenigen Andersgläubigen zu helfen oder mit ihnen freundschaftliche Beziehungen zu pflegen, die sich mit ihnen nicht im Kriegszustand befinden. Der Koran verbietet also den Muslimen den freundschaftlichen Umgang nur mit den Andersgläubigen, die mit ihnen Krieg führen. Solange also die Nichtmuslime weder den Islam noch die Muslime bekämpfen, dürfen Muslime mit ihnen Freundschaft pflegen und darüber hinaus Hilfe leisten.

Da der Koran Gerechtigkeit als Fundament der Religion ansieht, verbietet er den Muslimen, Andersgläubigen Unrecht zu tun. Der Koran verbietet darüber hinaus, einen anderen Menschen überhaupt zu etwas zu zwingen (2:256). Denn derjenige Mensch, der einen anderen ungerecht behandelt, verliert die Liebe Gottes (2:190). Dagegen gewinnt der Muslim, der die anderen Menschen liebt, die Liebe Gottes (60:8).

Die Aussage im Vers „Gott verbietet nicht“ will also sagen, dass die Andersgläubigen gut behandelt werden müssen. Der Vers widerlegt also die Meinung vieler traditionellen Muslime, die meinen, dass man Andersgläubige nicht gerecht behandeln und auch nicht helfen dürfe. Der Vers macht unmissverständlich den Willen Gottes klar, dass die Muslime die Andersgläubigen, die nicht an den Islam glauben oder den Islam nicht bekämpfen, gut und gerecht behandeln müssen.

Auch der Koranvers 36 der Sure 4 weist in die gleiche Richtung, denn dort heißt es:

Und dient Gott und gesellt ihm nichts (als Teilhaber an seiner Göttlichkeit) bei! Und zu den Eltern (sollt ihr) gut sein und zu den Verwandten, den Waisen und den Armen, zum Verwandten und zum fremden Beisassen, zum Gefährten(, der euch) zur Seite (steht), zu dem, der unterwegs ist, und zu dem, was eure Rechte Hand besitzt. Wer eingebildet und prahlerisch ist, den liebt Gott nicht.

Die gute Behandlung der Eltern ist nach dem Gebet also die nächste moralische Pflicht für den Muslim (17:23-25; 29:8; 31:14-15; 46:15). Nach den Eltern kommen dann im Pflichtkatalog die nahen Verwandten, die Waisen, die Armen, die Nachbarn, die Freunde, die Reisenden und diejenigen, für deren Unterhalt man zuständig ist. Der Vers zählt alle möglichen Gruppen von Menschen, denen man im Leben begegnen kann, auf und fordert, dass man sie gut behandeln und mit ihnen ein harmonisches Zusammenleben suchen soll. Dieses sozialmoralische Verhalten gilt im Islam als eine Art von Gottesdienst.

In der islamischen Tradition gehören die Hilfeleistungen an Arme zu den wichtigen religiösen Handlungen. Sie werden durch die Vorschriften der ‚zakât‘, d.h. der Almosen, geregelt. Sie kommen nicht nur den nahen Verwandten zugute, sondern vor allen Dingen denjenigen, die diese Unterstützung am meisten benötigen (9:60).

Nach dem Koran wurde der Mensch geschaffen, um sich den Willen Gottes zu unterwerfen (15:99; 51:56; 67:2; 72:16-17). Sein Leben ist daher eine Prüfung. Der Koran ist ihm dabei die Rechtleitung. Der oben zitierte Koranvers 4:36 nennt zwar die Verpflichtung des Muslim zum Gottesdienst als erste Pflicht. Dann folgt aber sofort der göttliche Auftrag, alle Menschen gut zu behandeln und ihnen Hilfe zu leisten. Daraus folgt, dass auch diese ethischen Werke zu den gottesdienstlichen Handlungen gehören. Sie werden denn auch von Gott belohnt.

Jeder Muslim, der an Gott glaubt, hat also seine Nachbarn gut zu behandeln. Das heißt auch, dass der sich um ihre Sicherheit sorgen soll. Und wenn eine Notsituation entsteht, und er ihnen nicht helfen kann, soll er sie zumindest auch nicht stören. Ein Nachbar kann sowohl ein Muslim als auch ein Nichtmuslim sein. Der Muslim ist also gehalten, jeden Nachbarn gut zu behandeln, ohne irgendwelche Beurteilungen vorzunehmen.

Über die Nachbarschaftsrechte kann abschließend gesagt werden, dass der Muslim da, wo er lebt, sich im Rahmen, den der Islam ihm vorgibt, integrieren soll. Die eigene soziale Integration in die Gesellschaft, ist nach dem Koran eine notwendige moralische Aufgabe für jeden Muslim.

 

5. Die Speisevorschriften und das gemeinsame Mahl
mit Andersgläubigen in der Diaspora

Durch die modernen Kommunikationsmittel und durch die schnellen Verkehrsverbindungen ist unsere Welt kleiner geworden, und im Unterschied zur Vergangenheit leben wir in einem Weltdorf. Das führt zur Mobilität und Migration. Menschen aus unterschiedlichen Kulturen und Anhänger verschiedener Religionen leben heute auf engem Raum zusammen. Doch die kulturellen und soziale Probleme, die daraus entstehen, lassen sich nicht so schnell lösen. Im Koran werden lediglich vier Sorten von Nahrungen verboten, was das Leben der Muslime enorm erleichtert. In Sure 5:5 heißt es dazu auch:

Heute sind euch die guten Dinge erlaubt. Und was diejenigen essen, die die Schrift erhalten haben, ist für euch erlaubt und (ebenso) was ihr esst, für sie.

Diejenigen, denen die Schrift gegeben war, sind die Christen und die Juden. Der zweite Teil des Verses zeigt, dass Integration möglich ist, weil die Anhänger der Buchreligion gemeinsam essen können. Der Koran verbietet das gemeinsame Mahl von Muslimen mit Christen in keiner Weise. Doch das Verbot des Verzehrs von Schweinefleisch, Blut (5:3; 6:145) und die Meidung alkoholischer Getränke (5:90-91) gelten weiter.

Da der Koran den Muslimen nicht verbietet, gemeinsam mit den Nichtmuslimen zu essen, kann so das gemeinsame Mahl die nachbarschaftlichen Beziehungen verbessern helfen und die Integration fördern.

In seiner türkischen Übersetzung der Botschaft des Korans (Mesaj) schreibt Edip Yüksel bei Vers 5:4:

Wir sollten Gottes Namen gedenken, bevor wir zu trinken und zu essen beginnen. Dieser Vorgang des Gedenkens kann wörtlich oder gedanklich und in jeder Sprache erfolgen. Es gibt keine Pflicht, den allgemein als „Bismillah“ bekannten Vorgang des Gedenkens während dem Schlachten der Tiere zu vollbringen. Denn im 5. Vers wird das Essen der Schriftsbesiter als erlaubt beschrieben…

Des Weiteren ist es den Ergebenen erlaubt, einem bestimmten Essverhalten auf individueller Basis nachzugehen, wie zum Beispiel nur noch vegetarische oder gar veganische Kost zu sich zu nehmen, weil im Koran diesbezüglich keine regulatorischen Bestimmungen vorzufinden sind, die Entscheidung nach dem Koran also dem Individuum überlassen ist (5:101-103).

 

6. Die Herausforderung für die Muslime auf der Welt

7:128 Da sagte Moses zu seinem Volk: „Bittet Gott um Hilfe und seid geduldig! Die Erde ist Gottes, und Er vererbt sie, wem Er will unter Seinen Dienern. Das gute Ende gehört den Frommen.“

Die im Koran festgeschriebenen Pflichten und Verbote gelten für jeden Einzelnen und für alle Zeiten. Dazu gehören die Vorschriften zum Kontaktgebet sowie die ethischen Gesetze. Sie hängen aber nicht davon ab, ob der Muslim in einem „islamischen“ oder „nichtislamischen“ Land lebt. Der koranische Islam beabsichtigt es nicht, die Welt in ein so genanntes „Haus des Islam“ (Dar al-Islam) zu verwandeln, sondern zieht es eindeutig vor, die Vielfalt und die Verschiedenheit der unzähligen Völker als Vorteil aufzufassen (49:13). Der Muslim hat also den Aspekt zu berücksichtigen, dass die Erde der ganzen Menschheit vererbt wurde. Somit muss der Muslim auch das Recht der Immigration akzeptieren (4:97-98; 7:128). Die Vorschriften zu beten, gerecht zu handeln, sein Versprechen zu halten, nicht zu lügen, nicht zu töten, niemanden zu belästigen etc. sind überall auf der Welt zu befolgen.

Die Muslime müssen also in allen Ländern ihre Versprechen halten, sie dürfen die Einwohner nicht gefährden, d.h. sie dürfen sie nicht töten und ihre Ehre nicht verletzen. Der Muslim hat sich zu verantworten, wenn gegen die Gesetze des Landes verstoßen wurde, oder wenn ein Mitbewohner des Landes sich in seinen Rechten durch einen Muslim verletzt fühlt. Zuständig ist allein die Rechtssprechung des Gastgeberlandes. Daraus folgt, dass die Muslime die dort gültigen Gesetze achten müssen und nicht gegen sie verstoßen dürfen. Die Muslime sind verpflichtet, das Eigentum der Gastgeber zu respektieren und dürfen das Land, in dem sie leben, auch nicht verraten.

Aus dem Gesagten folgt, dass der Koran die Muslime auffordert, sich friedlich in eine andersartige Umgebung zu integrieren und ihre andersartigen neuen Mitmenschen gerecht und gut zu behandeln. Er ist sogar verpflichtet, die Werte und Traditionen seiner neuen Heimat auf einer friedlichen Weise kennenzulernen und – auch wenn er allenfalls nicht alle inhaltlich bejahen kann – zu achten (49:13).

Abspaltungen, Madhabs und Sekten

Ich suche Zuflucht bei Gott vor dem verstoßenen Teufel,
Im Namen Gottes, des Gnädigen, des Barmherzigen

Gleich zu Beginn ein Kommentar zum Wort „Sekte“. Mir ist sehr wohl bewusst, dass dieses Wort eine negative Konnotation besitzt und meistens in einem abwertenden, rhetorischen Kontext verwendet wird. Ich möchte deshalb an dieser Stelle klar und deutlich erwähnen, dass ich gegen eine überhebliche Haltung gegenüber Andersdenkenden bin.

Eine Sekte (lat. secta „Denkschule, Partei, Gefolgschaft“, von sequi ‚folgen‘; secare „abschneiden, trennen“) bezeichnet im wissenschaftlichen Sprachgebrauch häufig eine religiöse Organisation, die durch ein Schisma oder die Abspaltung von einer etablierten Religion entstanden ist.

Sowohl der Sunnismus als auch das Schiitentum sind in diesem Sinne Sekten oder Abspaltungen, in denen die jeweiligen Führer bewusst sektiererische (ihrer Sekte zugehörigen) Deutungen und Gedanken anführen. Beispielsweise existieren vier Madhabs (Rechtsschulen) im Sunnismus, die sich gegenseitig in der Theorie zwar anerkennen, aber in der Praxis einander direkt widersprechen. Al Ghazali hat des Weiteren gemäß diesem Sektendenken auch das rationale Denken verteufelt. Beispiele hierzu ließen sich viele finden.

Was ich mit ‚Sekte‘ anspreche ist nicht etwa das mir Abfällige, sondern das, worauf beharrt wird. Wahrheit ist ein Wandelgestirn, das eben vorbeirückt. Wenn wir also auf den Punkt starren, wo Wahrheit noch vorhin erstrahlte, starren wir oftmals ins Leere.

Sekten haben die Eigenart, irrationale Dogmen festzulegen und dann an sie bis in die Ewigkeit festzuhalten. Ein Teil der Leute hinter submission.org beispielsweise beharrt auf den Ahadith von Rashad Khalifa, die Sunniten auf die ihrige Sammlung der Ahadith und die Schiiten auf ihre Version der Hadith-Sammlung.

Sektierer sind Menschen, die außerhalb der göttlich-autoritativen Schrift Dogmen für wahr erklären, die aber nur menschlich sind und sein können. Aber aufrichtige Anhänger einer Sekte, die ihren Verstand nicht abgeschaltet haben, machen sich auch stets Gedanken, die diesem Gedankenschema ihrer Sekte widersprechen.

 

Spaltung der Religion

Nach dem Tode Muhammads spalteten sich die Gläubigen, weil sie sich über die Person des Nachfolgers Muhammads nicht einigen konnten. Eine der Abspaltungen sind die:

Sunniten

Die ersten rechtmäßigen Kalifen nach Muhammads Tod (632) sind nach sunnitischem Verständnis:

  1. Abû Bakr (632-634)
  2. Umar (634-644)
  3. Uthman (644-656)
  4. Alî (656-661)

Leiter der Gemeinde ist der Kalif. Ein Kalif muss zum Stamm des Propheten gehören, muss sich in den religiösen Quellen auskennen und muss politische Eignung besitzen. Aufgrund theologischer Differenzen und widersprüchlichen Ansichten in Recht und Wissenschaft spalteten sich die Sunniten wiederum in sogenannte Madhabs oder zu Deutsch Rechtsschulen, von denen die vier bekanntesten sind:

  1. Hanafi
  2. Hanbali
  3. Maliki
  4. Shafi

Es gibt noch zahlreiche weitere Gruppierungen wie etwa die Wahhabiten, Salafiten, Nurdschus, Dschaririya (Tabari), Zahiriya, Naqschibandiya usw. Es ist möglich, eine Auflistung von über 100 Gruppierungen aufzustellen.

Die zweitgrößte Abspaltung dreht sich um die:

Schiiten

Laut schiitischem Verständnis ist nur Alî, der Vetter und Schwiegersohn Muhammads und spätere vierte Kalif, rechtmäßiger erster Nachfolger Muhammads. Leiter der Gemeinde ist der Imâm. Ein Imâm muss ein Nachkomme Alîs sein. Wegen unterschiedlicher Ansichten über die Gestalt des Imâm spalteten sie sich wieder in weitere Gruppen:

  • Größte schiitische Strömung bilden die Zwölferschiiten oder Imamiten: Der 12. Imâm, Muhammad ibn Hasan al-Mahdi (Mitte 9. Jhdt.) lebe in der Verborgenheit weiter und werde als Mahdi zurückkehren. Der Mahdi (außerkoranisches Konzept aus den Ahadith) ist für die Schiiten frei von Sünde und Irrtum und wird eine gerechte Gesellschaft errichten. Während seiner Abwesenheit sollen qualifizierte Theologen die Leitung der Gemeinde übernehmen. Vor allem in Iran verbreitet. Dieser Strömung gehört die Rechtsschule der Dschafariya an.
  • Zweitgrößte Gruppe sind die Ismailiten oder Siebener-Schiiten: Der schon vor seinem Vater „verstorbene“ Sohn des 6. Imâms, Ismail ist der rechtmäßige 7. Imâm. Er lebe in der Verborgenheit weiter und werde eines Tages als Mahdi auf die Welt zurückkehren. Heute verbreitet in: Jemen, Iran, Indien, Syrien.
  • Zaiditen oder Fünfer-Schiiten: lehnen die Vererbung der Imâm-Würde und den Mahdi-Glauben ab.
  • „Extreme“ Schiiten: Gott wohnt direkt in den Imâmen. Kleine Gruppe, z.B. in Syrien.
  • Aleviten: dem Ursprung nach schiitisch beeinflusste Strömung, da auch bei ihnen die Verehrung der 12 Imame und insbesondere von Ali (deshalb auch der Name Aleviten aus dem Arabischen von ʿalawī) im religiösen Leben bekannt ist. Sie verstehen sich auch gern als Anhänger eines Schamanismus oder einer Naturreligion. Nicht zu verwechseln mit den…
  • Alawiten oder Nusairer: Sie gehen auf Ibn Nusair zurück. Von zwölfer-schiitischer Seite werden sie als Übertreiber betrachtet.

Auch bei den Schiiten gibt es noch weitere Gruppierungen. Als letzte und meist unbekannte dritte Abspaltung des Islam gelten die

Ibaditen

Die Ibaditen sind der einzig übrig gebliebene Zweig der Charidschiten, einer der frühen Glaubensrichtungen des Islams neben den Sunniten und Schiiten. Die Lehre stand bzw. steht den Sunniten näher als den Schiiten. Heute vor allem in Oman verbreitet. Die Sunniten erkennen die Ibaditen als weitere Rechtsschule an, jedoch nicht innerhalb der gegenseitigen Akzeptanz wie unter den vier größten Rechtsschulen der Sunniten. Oft werden sie als „extrem“ bezeichnet.

 

Unterschiede zwischen den Richtungen

Zu diesem Thema eine gute und knappe Darstellung von Hans Küng:

Die Spaltung des Islam

Nicht Glaubensstreitigkeiten um die Orthodoxie, sondern Streitigkeiten um die wahre Nachfolge des Propheten waren Anlass zu dem im Koran streng verbotenen ersten muslimischen Bürgerkrieg, ja, zur Krise des ur-islamischen Gemeindeparadigmas (PI) und zur bis heute bestehenden Spaltung der Umma in drei „Parteiungen“:

– die sunnitische Partei, welche bis heute die übergroße Mehrheit der Muslime umfasst, die sich an die Sunna und alle vier rechtgeleiteten Kalifen halten wollen;

– die schiitische, die „Partei“ (shia) Alis, des ermordeten Vetters und Schwiegersohns Muhammads, die bis heute die Minderheit (ca. 10%) der Muslime (im Iran, Irak und Libanon) ausmacht und die allein Ali als rechtmäßigen Nachfolger des Propheten anerkennt;

– die harigitische, die „Auszügler“ (Kharidschiten), die unabhängig von jeglicher Stammes- oder Familienzugehörigkeit nur den besten Muslim (und sei es ein abessinischer Sklave) als Nachfolger akzeptieren wollen, die lange Zeit mit ihrer puritanischen Ausrichtung den sunnitischen Kalifen erbitterte Kämpfe lieferte und heute nur noch unter den Berbern, in Oman und in Sansibar vertreten ist.

Nach verlustreichen Kämpfen gegen die schiitische Partei, setzt sich die ursprünglich Muhammad feindlich gesinnte mekkanische Familie der Umaiyaden durch. Mit ihnen siegt die Mehrheitspartei der Sunniten. Die Umaiyaden verlegen die Residenz des Kalifen nach Damaskus und machen Syrien zur islamischen Vormacht. Der erste der 13 Umaiyaden-Kalifen, Muawiya, einigt die arabischen Stämme und etabliert anstelle der arabischen Stammesföderation einen zentralisierten und bürokratisierten Staat mit Armee, Kanzlei, Post- und Nachrichtendienst.

Hans Küng – Spurensuche
Die Weltreligionen auf dem Weg 2: Judentum, Christentum, Islam
Seite 164 f., Ungekürzte Taschenbuchausgabe, November 2005, © 1999 Piper Verlag GmbH, München

Zu den größten Verursachern dieser Abspaltungen zählen die Ahadith. Denn nicht zuletzt deshalb streiten sich die Schiiten und die Sunniten über konkrete theologische oder philosophische Ideen. Jede Gemeinschaft hat ihre eigene Kollektion von Hadith-Büchern und jede Gemeinschaft greift die Gewährsmänner und Tradenten der anderen Gemeinschaft in Bezug auf ihre Loyalität, Tadellosigkeit und Rechtsgültigkeit an. Während beispielsweise Abu Huraira und Mu’awiya bei den Sunniten Ansehen genießen und respektiert werden, sind diese gerade bei den Schiiten im Fokus der Kritik. Mu’awiya wird zum Beispiel als Usurpator (Person, die sich widerrechtlich der Herrschaftsgewalt im Staat bemächtigt) betrachtet.

In anderen Worten ist ein von den Sunniten als ’sahih‘ eingestufter Hadith bei den Schiiten im seltensten Falle ebenfalls ’sahih‘. Es bestehen große theologische Differenzen im Verständnis und der Ausübung der Religion des Islam. Als einzelnes Beispiel sei hier erwähnt, dass Schiiten beim Kontaktgebet (Salâh) ihre Hände nicht aufeinander gelegt auf den Oberkörper drücken, sondern ihre Hände frei und lose runterhängen lassen.

Wohlgemerkt geht jede Sekte davon aus, dass sie die ursprüngliche Variante befolgen, die angeblich der Prophet selber verrichtet hätte.

 

Der Koran über Abspaltungen

Der Koran verbietet es den Gläubigen, sich abzuspalten und Gruppierungen oder Sekten zu folgen. Der Islam des Koran erkennt die Religions- und Meinungsfreiheit an, jedoch verbietet er, sich in sektiererischen Handlungen zu begeben. Selbst mit den Glaubensgemeinschaften vorheriger Schriftvölker wie etwa Christen und Juden sollten wir auf Anordnung Gottes zu ein und demselben Wort kommen (3:64), zu einer gemeinsamen Grundlage.

Einer der Gründe liegt auch darin begründet, dass Abspaltungen auch politische Zerwürfnisse nach sich ziehen können und Instabilität im Lande fördern. Auch vor dem blinden Drang nach Wahrheitsbesitz und selbstsüchtigem Neid wird auf diese Weise gewarnt (42:14). Im Gegenteil verlangt Gott von uns, dass wir nicht zerfallen sollen, sondern im Hinterkopf stets das Aufrechterhalten der Einheit behalten müssen (3:102-105), da dies den ursprünglichen Zustand beschrieb (10:19). Mit Sektierern hat der Islam nichts zu tun (6:159), denn Sektierer sind Parteien, die sich immer über das freuen, was sie selbst haben (30:32) und in ihrer Haltung stur und starr sind. Deshalb sollen sie in Ruhe in ihrem Irrtum gelassen werden (23:52-56). Des Weiteren werden die Sekten als „untereinander zerstritten“ charakterisiert (21:92-93), während die echten Gläubigen eine einzige Gemeinschaft bilden wollen und sollten.

Es gehört jedoch auch zum Willen Gottes, dass es unterschiedliche Gemeinden gibt (11:118-119, 42:8), weil Er uns prüfen und uns unterscheiden will. Eines der Anzeichen, dass Gott mit einem Volk unzufrieden ist, lässt sich auch darin beobachten, dass dieses Volk in zerstrittene Parteien aufgespalten wird (6:65).

Diejenigen, die eine bestimmte Madhab oder eine bestimmte Sekte als Gottes Religion verkaufen, werden mit diesen Versen angesprochen. Leider wurden professionelle Gelehrte während unserer ganzen Geschichte die größten Feinde des Monotheismus und Gottes! Jene, die in die Hölle eintreten, haben diesen Entscheid aus freiem Willen in dieser Welt selbst gefällt. Gewisse Anhänger von Gelehrten, die ihre Gelehrten idolisieren (9:31; 42:21), insbesondere in Pakistan und Indien, rufen die Gelehrten als „Mawlana“ an, was wörtlich „unser Beschützer/Verbündeter“ bedeutet, und sie akzeptieren dies als eine religiöse Berufsbezeichnung. Solch ein Sektierer- und Götzentum stellt einen solchen Entscheid als Beispiel dar.

Den vielen Sekten, die alle ihre eigene Variante des Islam erfunden haben, entspringen unzählige Handlungen, die dem aus dem Koran beschriebenen Götzentum entsprechen. Weil sich jede Partei darüber freut, was sie hat, steigert sie sich immer weiter in das hinein, was sie hat. Regeln zu Kleidung, Ernährungsvorschriften, eine eigene “Gruppensprache”, Reglementierung von zwischenmenschlichen Beziehungen, Abstellen von Skepsis und Zweifeln (allgemeine Feindschaft gegenüber Vernunft und vernunftorientiertes Fragen).

Von Gottes Weisheit direkt empfangenden und weiterleitenden Sufis, selbsternannten Mahdis und Ayatollahs, in der Macht unbegrenzte Kalifen (zum Teil als Stellvertreter Gottes angesehen) oder Imame, die behaupten, Gott wohne in ihnen, bis hin zu Menschen, die für den Jüngsten Tag auf die Fürsprache von vergänglichen Menschen wie den Propheten erhoffen, die die Propheten öfters gedenken als Gott, die die Propheten in ein Wettbewerb stecken, wer von ihnen der von Gott am meisten geliebte sei, die ihre Vernunft abstellen und lieber blinden Gehorsam gegenüber Autoritätspersonen üben, die ungerechtfertigte Politik im Namen der Religion ausüben, die Frauen unterdrücken und ihre natürlichen Menschenrechte entziehen (und ebenso Frauen, die dies noch freiwillig akzeptieren), die mit einem bestimmten Fuß das Bad betreten und mit dem anderen es wieder verlassen, die Aberglauben nachjagen wie etwa der Vorstellung, dass man von Magie und Gift nicht beeinflusst werde, äße man nur sieben Datteln aus Ajwa… all dies sind Auswüchse der Sekten und dessen, was sie bei sich als Quelle haben.

Aufgrund dieser Auswüchse und aufgrund dieses Götzentums bleiben die angeblich muslimischen Massen in soziologischer, ökonomischer, politischer und wissenschaftlicher Hinsicht in krassem Rückstand gegenüber anderen Völkern, die mittels dem Gebrauch von Vernunft zu denselben Schlüssen in Fragen wie über die Form des Rechtsstaates, die Wissenschaft, die Bildung und ihren Wert gelangen, die seit über 1400 Jahren bereits im Koran stehen.

Es ist an der Zeit, dass wir unseren Zustand selbst ändern (13:11), es ist an der Zeit die sektiererischen Spaltungen zu ignorieren und zu einer Einheit in der Vielfalt zu gelangen. Es ist an der Zeit, Gottes Ratschläge und Weisheit aus dem Koran in die Praxis umzusetzen. Es ist an der Zeit, das Gute zu gebieten und Recht zu üben, statt sich auf Sekten einzulassen. Denn ansonsten werden wir aufgrund der Gesetze, die Gott in die Natur gelegt hat, uns selbst ins Verderben führen.

30:41 Verderbnis ist gekommen über Land und Meer um dessentwillen, was die Hände der Menschen gewirkt, auf dass Er sie kosten lasse die (Früchte) so mancher ihrer Handlungen, damit sie umkehren.

42:30-31 Was euch an Unglück treffen mag, es erfolgt ob dessen, was eure Hände gewirkt haben. Und Er vergibt vieles. Ihr könnt euch auf der Erde (seinem Zugriff) nicht entziehen. Und außer Gott habt ihr weder Freund noch Helfer.

4:79 Was dich an Gutem trifft, kommt von Gott, und was dich an Schlimmem trifft, kommt von dir selbst…

Alkohol, Drogen und Berauschendes

Ich nehme Zuflucht bei Gott vor dem verworfenen Satan,
Im Namen Gottes, des Gnädigen, des Barmherzigen

Der Schaden, den alkoholische Getränke, Drogen und Glücksspiele für die Gesellschaft und das Individuum verursachen, ist bekannt und wurde weitgehend in den einschlägigen Medien berichtet. Jedoch ist der Alkohol als Quelle des vergiftenden Rausches ein Weltenunterschied zu seinen vorteilhaften Aspekten: Alkohol wird häufig auch als Konservierungsmittel und Lösungsmittel in der Medizin benötigt. Dennoch werden sehr häufig Predigten in den Moscheen gehalten, in denen geboten wird, alkoholhaltige Medizin zu vermeiden. „Islamische“ Zeitungen können kaum gelesen werden, ohne dass der Mensch über einen Artikel stolpert, der den frommen Moslems rät, den Alkohol und andere Bestandteile in der Medizin zu überprüfen. Sogar Zahnpasta – eine Reinigungssubstanz – wird von den selbst ernannten „Islam-Verteidigern“ nicht verschont.

Die Mullahs, die Imame und die Gelehrten, schwer mit korrupten, unislamischen Werten beladen, sind unverrückbar in ihrem Glauben, der auf einem Hadith gründet, dass der Koran Alkohol sogar als Lebensretter verbiete.

Andererseits zieht das Argument der Weinbefürworter nicht, bestimmte Rotweine in einer vorgeschriebenen Begrenzung einzunehmen, sei in hohem Grade vorbeugend gegen Herz-Attacken. Das Argument stimmt, es aber vorzubringen, um Alkoholgetränke zu legitimieren, offenbart die wahre Absicht. Denn das genau gleiche Argument der Herz-Attacken-Vorbeugung gilt auch für Traubensaft.

Was nun sagt aber der Koran wirklich über den Alkohol und das Berauschende aus? Die Charakteristik der eindeutigen Verbote im Koran beginnen gewöhnlicherweise mit der Formulierung „verboten für euch“ (5:3) oder in manchen Situationen wird sogar das Höllenfeuer als Strafe genannt (4:93).

Es gibt fünf Verse im Koran, die über Rauschmittel berichten.

2:219 Sie befragen dich über Berauschendes und Glücksspiel. Sprich: „In beiden liegt Übel und Nutzen für die Menschen. Doch ihr Übel ist größer als ihr Nutzen.“

4:43 O die ihr glaubt, nahet nicht dem Kontaktgebet, wenn ihr berauscht seid, bis ihr versteht, was ihr sprecht…

5:90 O ihr, die ihr glaubt! Berauschendes, Glücksspiel, Heilige Steine und Heiligenschreine sind ein Gräuel, das Werk des Satans. So meidet ihn, auf dass ihr erfolgreich seid;

5:91 Satan will durch das Berauschende und das Glücksspiel nur Feindschaft und Hass zwischen euch auslösen, um euch vom Gedenken an Gott und vom Gebet abzuhalten. Doch werdet ihr euch abhalten lassen?

5:93 Die Gläubigen, die gute Werke vollbringen, brauchen sich keine Sorgen zu machen wegen des Konsumierten, solange sie Gott fürchten, auf dem Glauben bestehen und gute Werke tun, wahrhaftig bei der Frömmigkeit bleiben und auf dem Glauben beharren und weiter bei der Frömmigkeit bleiben und gute Werke vollbringen, denn Gott liebt die Rechtschaffenen, die gute Taten verrichten.

16:67 Und von den Früchten der Dattelpalmen und den Trauben erhält ihr sowohl berauschenden Trank als auch gute Nahrung. Wahrlich, darin ist ein Zeichen für Leute, die vom Verstand Gebrauch machen.


Die Wurzel des Wortes, das wir als Berauschendes übersetzt haben, ist „kha-mim-ra“ und bedeutet „zu bedecken“. Dieses Wort mit „Wein“ oder „Alkohol“ zu übersetzen schränkt den Bedeutungsumfang ein. Alles, was die geistigen Fähigkeiten bedeckt oder behindert wird angesprochen. Dies beinhaltet alles, was das Bewusstsein negativ abwandelt, wie zum Beispiel Marihuana, Heroin, Kokain, Alkohol, Haschisch und alle anderen Substanzen dieser Art, die das Bewusstsein beeinflussen. Aus Glücksspielen Geld zu gewinnen und wegen Rauschmittel eine fröhliche Zeit zu verbringen kann als Nutzen betrachtet werden. Jedoch liegt der Schaden weitaus höher als der Nutzen.

Es liegt an unserer Entscheidung, ob wir einen Schaden oder einen Nutzen aus den von Gott geschenkten Gaben ziehen. Wir können die nukleare Energie sowohl für eine Bombe als auch als eine Energiequelle gebrauchen; mit Feuer unsere Hand verbrennen, oder unser Essen kochen. Der Koran lenkt die Aufmerksamkeit auf diese Entscheidung, indem er die alkoholischen Getränke mit den Traubensäften vergleicht.

Der Koran teilt mit, dass trotz dem Nutzen, den Rauschmittel haben, der Schaden größer ist und rät den Gläubigen, sie zu meiden (2:219; 5:90). Zwischen dem im Koran enthaltenen Satz: „O ihr Gläubigen! Berauschendes, Glücksspiel, Heilige Steine und Heiligenschreine sind ein Gräuel, das Werk des Satans. So meidet sie, auf dass ihr erfolgreich seid!“ und dem Satz der Gelehrten, dass „alles, was berauschend wirkt, ist verboten“, sind zwei verschiedene Welten.

Aus Seiner Barmherzigkeit gab Gott uns die Natur mit ihren Geheimnissen, so dass wir sie erforschen und entdecken und uns nach dem einrichten, was uns, den Tieren und der Natur gut tut. Auch der menschliche Körper hat seine körpereigenen Drogen, die in bestimmten Situationen wie etwa bei Angst, Gefahr oder auch bei Schmerz ausgelöst werden.

Der Ratschlag, die Rauschmittel zu vermeiden, ist kategorisch und beinhaltet sowohl das Wenige als auch das Viele. Der zu bezahlende Preis aus ökonomischer, sozialer, familiärer und psychologischer Sicht ist für ein Volk, welches keine strengen Prinzipien gegen beispielsweise alkoholische Getränke besitzt, sehr hoch. Der Koran sieht es nicht vor, dass die alkoholischen Getränke von der Regierung verboten oder dass die Alkohol-Trinker bestraft werden sollen. Uns wird in dieser Hinsicht befohlen, mit einem Ratschlag und gutem Benehmen zu antworten. Es ist möglich, dass das Volk angemessene Strafen für den Alkoholgebrauch in öffentlichen Gebäuden, während dem Autofahren und/oder während der Arbeit erlässt, da ansonsten die Sicherheit und die Gesundheit anderer Menschen in Gefahr gebracht wird.

Wer sich eingehender mit den Wirkungen von Psychostimulanzien auf den menschlichen Organismus beschäftigen möchte, dem sei als Einstieg die Doku-Reihe von Arte empfohlen.

Um es noch einmal mit Nachdruck deutlich zu erklären. Der Konsum von Rauschmitteln wird von Gott abgeraten, da es „das Werk des Satans“ darstellt, weil „der Satan damit Zwietracht unter den Menschen säen will“. Dass der Konsum von Rauschmitteln nicht als Sünde angerechnet wird, gilt unter der Bedingung, dass der Mensch glaubt und gute Werke vollbringt. Die guten Taten sind wichtiger als das, was der Mensch konsumiert, werden sie ja in 5:93 vier Mal erwähnt, was die Wichtigkeit der rechtschaffenen Werken betont. Dass die 5. Sure „Der Tisch“ (Al-Maidah) heißt und Gott die Frage „Doch werdet ihr euch abhalten lassen?“ stellt, lässt uns unmissverständlich verstehen, dass es unsere Hausaufgabe ist, Gottes Gebote, Verbote und Ratschläge einzuhalten. Gläubige, die Gott innig lieben, meiden die Rauschmittel in ihrer negativ wirkenden Form und werden im Gegenzug dafür von Ihm geliebt, das heißt sie werden so Gott will ein schönes Leben führen, erfolgreich in der Karriere und glücklich in der Familie sein.

Nur weil es nicht explizit und im strengen üblichen Sinne verboten wird, heißt es noch nicht, dass wir nun mit gutem Gewissen Wein oder sonstige alkoholische Getränke trinken oder Drogen einnehmen dürften. Das drei Mal tägliche Kontaktgebet dient da auch als Möglichkeit einer Betrachtung (4:43). Da auch ein kleiner Rausch zwangsläufig dazu führt, wegen der Berauschtheit nicht beten zu dürfen (womit eine wichtige Pflicht eines Ergebenen nicht erfüllt werden kann), ist es wichtig und besser, sich von Rauschmitteln fern zu halten.

Im Koran wird nicht der Khamr an sich als eine Übertretung beschrieben, sondern in ihm liegt diese. In 5:90 wird Khamr in einer Reihe mit Glückspielen und Wahrsagerei und sonstigen negativen Brauchtümern genannt, welche das Werk des Satans darstellen, das heißt sie dienen dazu den Menschen vom Wege Gottes abzubringen. Es kommt also auf die Art und Weise an, wie wir damit umgehen: so können Schmerzmittel sinnvoll eingesetzt werden, gleichzeitig können wir damit aber auch unsere Gesundheit zerstören. Des Weiteren macht uns 2:219 darauf aufmerksam, dass der Schaden überwiegt. Der Einsatz von Khamr steht also im Zusammenhang mit dessen Notwendigkeit: der Nutzen ensteht durch die Not!

Kurz zusammengefasst: Der Koran verbietet Khamr nicht gänzlich, aber gebietet sich von diesen Substanzen zu distanzieren, sie zu meiden. Der persönliche Erfolg wird im Koran davon abhängig gemacht.

Informieren Sie sich bitte über die Drogen. Zögern Sie auch nicht, einen Suchtberater zu konsultieren. Entscheiden Sie sich entschieden gegen die Substanzen!

Möge Gott Sie segnen. Gepriesen sei der gnadenvolle, barmherzige Herr!

Polygamie – Mehrehe?

Ich suche Zuflucht bei Gott vor dem verfluchten Teufel,
Im Namen Gottes, des Gnädigen, des Barmherzigen

Polygamie war eine Lebensform bis der Koran vor 1400 Jahren offenbart wurde. Als die Erde noch jung und unterbevölkert war, war Polygamie eine Form die Erde zu bevölkern. Zur Zeit des Koran war die Welt zu genüge bevölkert und der Koran setzte die ersten Grenzen gegenüber der Polygamie. Sie wird im Koran immer noch erlaubt, aber unter streng einzuhaltenden Umständen. Jeglicher Missbrauch dieser göttlichen Zulassung zieht eine strenge Bestrafung mit sich. Somit wird von uns gefordert, obwohl Polygamie von Gott erlaubt wurde, unsere Umstände sorgfältig zu untersuchen bevor wir sagen können, dass eine bestimmte, polygame Beziehung erlaubt sei.

Unser perfektes Beispiel ist der Prophet Mohammed. Er war mit einer Frau, Khadijah, verheiratet, bis sie starb. Er hatte all seine Kinder, außer eines, von ihr. Somit genossen sie und ihre Kinder die völlige Aufmerksamkeit des Propheten so lange, wie sie miteinander verheiratet waren: für 25 Jahre. Für alle praktischen Zwecke hatte Mohammed eine Frau – vom Alter 25 bis 50. In den verbleibenden 13 Jahren seines Lebens heiratete er die alten Witwen seiner Freunde, die viele Kinder hinterließen. Die Kinder brauchten ein komplettes Zuhause mit einer Vaterfigur und der Prophet bot dies an.

Eine Vaterfigur für die Waisenkinder anzubieten ist der einzige, spezifische Umstand, der die Polygamie aus koranischer Sicht erlaubt (4:3).

Dieses perfekte Beispiel zeigt uns, dass ein Mann seine ganze Aufmerksamkeit und Loyalität seiner Frau und seinen Kindern schenken muss, um eine glückliche und gesunde Familie aufzubringen. Der Koran betont die Einschränkungen gegen die Polygamie mit sehr strengen Worten: Falls ihr dann befürchtetet, ungleichmäßig zu handeln, dann nur eine einzige oder eine, die unter eurem Recht steht. (4:3)

 

4:129 Ihr könnt nicht mit allen Frauen gerecht sein, auch wenn ihr euch sehr darum bemüht.

 

Die koranischen Einschränkungen gegen die Polygamie betonen die Möglichkeit, Gottes Gesetz missbrauchen zu können. Deswegen haben die Männer, bis sie absolut sicher sind, dass Gottes Gesetz nicht missbraucht wird, ihrer Lust zu widerstehen und müssen von der Polygamie fernbleiben. Verlangen die Umstände nicht nach einer Polygamie, so haben die Männer ihre ganze Aufmerksamkeit einer einzigen Frau und den Kindern von ihr zu schenken.

Das soziale und psychologische Wohlergehen der Kinder, besonders in Ländern, in denen Polygamie verboten wird, diktieren fast ausnahmslos die Monogamie. Einige grundlegende Kriterien müssen befolgt werden, wenn eine Polygamie in Betracht gezogen wird:

  1. Sie muss Schmerz und Leiden vermindern und nicht verursachen.
  2. Wenn Sie eine junge Familie haben, ist es fast selbstverständlich, dass Polygamie ein Missbrauch wäre.
  3. Die betriebene Polygamie, um mit einer jüngeren Frau zusammen zu sein, stellt den Missbrauch von Gottes Gesetz dar (4:19).

Speziell in Kriegssituationen kann es erlaubt sein, verwitwete Frauen zu heiraten, um den Witwen und den Waisen eine ökonomische und psychologische Stütze zu sein. Jedoch sollten diejenigen, welche den Mut aufzeigen eine Polygamie zu führen, versuchen sie alle gleich zu behandeln. Doch Vers 4:129 zeigt, dass dieses Ideal nie erreicht werden kann.

 

4:129 Ihr könnt mit den Frauen nicht gerecht sein, so sehr ihr es auch wünschen möget. Aber neigt euch nicht gänzlich einer zu, so dass ihr die andere gleichsam in der Schwebe lasst. Doch wenn ihr die Situation bessert und rechtschaffen seid, so ist Gott Allverzeihend, Barmherzig.

4:3 Und falls ihr befürchtetet, dass ihr gegenüber den Waisen nicht gerecht seid, so heiratet, was euch gut schien von den Frauen, zwei, drei oder vier gleichzeitig. Falls ihr dann befürchtetet, ungleichmäßig zu handeln, dann nur eine einzige oder eine, die unter eurem Recht steht. Das ist das Mindeste, dass ihr nicht hilfsbedürftig seid

4:127 Man ersucht dich um Auskunft über die Frauen. Sage: „Auskunft über sie gibt euch Gott und das, was euch im Buch vorgetragen wird über die Waisen der Frauen, denen ihr nicht zukommen lasst, was für sie festgeschrieben ist, und die ihr zu heiraten begehrt, ebenso den geschwächten Kindern (denen ihr ihren Anteil nicht zukommen lasst): Dass ihr für die Waisen in Gerechtigkeit einsteht. Und was ihr an Gutem tut, gewiss, so war Gott dessen wissend.“

 

Dieser Vers wurde durch die Beeinflussung der althergebrachten Lehren (Hadith und Sunna) falsch übersetzt und anstelle einer Heirat mit den verwitweten Müttern der Waisenkinder vorzusehen, eine Heirat mit den Waisenkindern erfunden und somit eine nicht im Koran vorhandene pädophile Praxis in den Koran eingebunden.

übersetzt von Kerem A.

Eine Anmerkung des Übersetzers

Der Vers 4:127 wird leider in fast allen Übersetzung falsch wiedergegeben. In 4:127 geht es nicht um die weiblichen Waisen, sondern um die Frauen, die sich um die Waisen kümmern, die im Normalfall auch ihre Mütter sind. Der Ausdruck yatāmá an-nisāʾ al-lātī (die Waisen der Frauen, die…) ist hier auf Arabisch ziemlich eindeutig, da der Begriff an-nisāʾ (die Frauen) ein weiblicher Plural ist. Ebenso bezieht sich das Relativpronomen al-lātī (diejenigen) auf Arabisch auf einen weiblichen Plural. Das Wort yatāmá (Waisen) hingegen ist auch im Plural und nach den Regeln der arabischen Grammatik mit einem männlichen Relativpronomen zu referenzieren. Einfacher gesagt: Das Wort Waisen wird auf Arabisch grammatikalisch männlich behandelt, das Bezugswort al-lātī hingegen bezieht sich auf etwas Weibliches. Demzufolge sind die Waisen ausgeschlossen.

Hierbei geht es nicht also um eine etwaige Heirat der Waisen, sondern um die Heirat mit den Frauen, die sich um die Waisen kümmern. Auf Deutsch lässt sich dies leider nicht genau wiedergeben, das denen im Satz „denen ihr nicht zukommen lasst…“  ist leider mehrdeutig. Es sind die Frauen gemeint, die in diesem Vers als „die ihr zu heiraten begehrt“ beschrieben werden. Keineswegs ist hier von irgendwelchen minderjährigen weiblichen Waisen die Rede!

Wie so viele Passagen der Lesung (arabisch: al-qurʾān) wurde der Vers 4:127 auf eine schreckliche Weise verzerrt, damit durch die traditionelle Darstellung die lüsternen Wünsche von Patriarchen befriedigt werden können. Weitere Artikel, die über Fehlübersetzungen in Bezug auf eine pervertierte, männlich dominierte Sexualität aufklären:

Die Charaktereigenschaften der Muslime

Muslime ergeben sich Gott allein

Ich suche Zuflucht bei Gott vor dem verfluchten Teufel,
Im Namen Gottes, des Gnädigen, des Barmherzigen

17:9 Wahrlich, dieser Koran leitet zum wirklich Richtigen und bringt den Gläubigen, die gute Taten verrichten, die frohe Botschaft, auf dass ihnen großer Lohn zuteil werde.

27:81 und 30:53 Du kannst die, die sich blind stellen, nicht vom Irrtum abbringen und rechtleiten. Du kannst nur die hören lassen, die gewillt sind, an Unsere Zeichen zu glauben und sich Uns ergeben. (siehe auch 40:13 und 43:69)

2:112 Doch wer sich Gott hingibt und Gutes tut, der hat seinen Lohn bei seinem Herrn; und diese werden weder Angst haben noch werden sie traurig sein. (siehe auch 31:22)

25:30 Und der Gesandte (Mohammed) wird (am Tage des Gerichts) sprechen: „O mein Herr! Mein Volk hat wahrlich diesen Koran verlassen!“

Wir wollen hier einführend das Thema „der ideale Charakter des Muslim gemäß Koran“ behandeln. Dafür müssen wir zuerst wissen, wie das Wort „Muslim“ überhaupt zu verstehen ist.

Muslim bedeutet in deutscher Übersetzung schlicht und einfach: Ergebener. Es ist nicht von ungefähr, dass die Wörter Islam (Hingabe / Ergebung) und Muslim (Ergebener) vom gleichen Wortstamm S-L-M abstammen, aus dem auch das Wort Salam (Frieden) abgeleitet wird. Wenn man sich ergibt und/oder hingibt, leistet man keinen Widerstand; und die Absenz von Widerstand bedeutet Frieden. In religiösem Sinne bedeutet das also, dass der Mensch ein Muslim ist, wenn er sich Gott ergeben hat, wenn er sozusagen seinen Frieden mit Gott geschlossen hat. Der Name „Muslim“ stellt keinen besonderen Status oder auch keinen spezifischen Namen dar, sondern ist das Paradigma ALLER Gläubigen (Christen, Juden, Muslime und weitere…). Ergebener zu werden ist der erste Schritt aller Gläubigen. Der Glauben verankert sich erst dann stetig weiter, so Gott will (vgl. 49:14). Die Bezeichnung Ergebener hat uns Gott durch Abraham zuteil werden lassen, wie wir aus folgendem Koranvers entnehmen:

22:78 Und eifert in Gottes Sache, wie dafür geeifert werden soll. Er hat euch erwählt und hat euch nichts auferlegt, was euch in der Religion bedrücken könnte, der Religion eures Vaters Abraham. Er (Gott) ist es, Der euch vordem schon Muslime nannte und (nun) in diesem (Buch ebenfalls), damit der Gesandte Zeuge über euch sei und damit ihr Zeugen über die Menschen sein möget. Also verrichtet das Gebet und zahlt die Almosen und haltet an Gott fest. Er ist euer Beschützer, der beste Beschützer und der beste Helfer!

Alle Gesandten haben die gleiche Botschaft überliefert (Dient Gott allein) und ließen es verkünden, dass sie Ergebene seien. Noah, Moses, Salomon, Jesus und ihre Anhänger bekannten ebenfalls, Ergebene zu sein (10:72, 10:84, 27:31, 5:111). Sie alle ergaben sich dem Schöpfer der Welten freiwillig und aus vollstem Herzen.

Wenn der Spieß umgedreht und der freie Wille des Menschen zur Seite geschoben wird, so muss auch gesagt werden, dass ein Mensch sich den Naturgesetzen unterwerfen muss, die Gott geschaffen hat. Es gab bis jetzt noch keinen Menschen, der aus sich selbst heraus entschied, die genetische Codierung in der DNS selbst vorzunehmen.

3:83 Trachten sie etwa nach einer anderen Lebensordnung als Gottes, wobei sich ihm, was in den Himmeln und auf der Erde ist, freiwillig oder erzwungen, ergab (aslama) und sie zu ihm zurückkehren

13:15 Vor Gott beugen sich – willig oder unwillig – alle Wesen in den Himmeln und auf Erden, desgleichen alle Schatten mittags und in der Dämmerung.

Sogar die Ableugner beugen sich vor Gott, d.h. sie akzeptieren (un)bewusst und/oder (un)gewollt die Allmacht Gottes und unterwerfen sich Seinen Gesetzen. Jeder Mensch, ob er will oder nicht, ergibt sich den Naturgesetzen Gottes. Jene, die die Allmacht Gottes nicht akzeptieren wollen, können in Spekulationen über die Kontrolle ihrer Körper verfallen. Jedoch prägt der Koran ein einfaches Beispiel, welches die Ableugner nicht zu umgehen vermögen: Der Schatten des Menschen beugt sich vor Gott. In anderen Worten liegt es außerhalb der Kontrolle eines Menschen, Einfluss in die Umdrehung der Erde um die Sonne zu nehmen, welche die Schattenbewegungen bestimmen. Die von der Sonne geworfenen Schatten sind nach Tag, Zeit und geografischen Koordinaten bestimmt.

41:11 Dann wandte ER sich dem Himmel zu, während er noch Rauch war, dann sagte ER ihm und der Erde: „Kommt beide freiwillig oder widerwillig!“ Beide sagten: „Wir kamen freiwillig.“

Alle Galaxien und ihre „Inhalte“ sind Muslime, die den physikalischen Gesetzen Gottes gehorchen. Mit diesem Verständnis gelangt man auch weiter zur Gottesfurcht, wenn man bedenkt, dass sich eine eigentlich „leblose“ Flasche Gott ergibt, weil sie stets die Gesetze befolgt, die Gott auferlegt hat. Dieses Prinzip wird ein weiteres Mal in 2:74 deutlich:

2:74 … und es gibt Steine, die aus Furcht vor Gott herabfallen. Gott entgeht nichts von euren Taten.

Ein Gottergebener sollte also wissen, dass alles Erschaffene lebendig ist. Es sind nicht nur einfache chemische Verbindungen oder molekulare Zusammensetzungen, sondern Leben, wie wir auch. Gepriesen sei also der König, der Gestalter, der Bildner und der Erschaffer von allem, der Leben gibt und nimmt, wie Er will! Gepriesen sei Gott, der auch die „Djinns“ erschaffen hat, unter denen es ebenfalls Ergebene gibt, wie wir aus Sure „Djinn“ erfahren (dürfen):

72:14 Und unter uns gibt es Ergebene (al-muslimiena) und Frevler. Diejenigen nun, die ergeben sind, folgen der rechten Leitung.

Es sollte indes aber deutlich bemerkt werden, dass es nicht ausreicht, sich physisch Gott zu ergeben, um die Erlösung zu erlangen. Das deutlichste Beispiel für uns ist immer noch Pharao, der die Kinder Israels peinigte, verspottete und schließlich verfolgte und sich erst kurz vor seinem Tod Gott ergab.

10:90-92 Wir ließen die Kinder Israels das Meer durchqueren. Und Pharao und seine Truppen verfolgten sie widerrechtlich und feindlich. Als er nahe daran war, zu ertrinken, sprach er: „Ich glaube, dass es keinen Gott gibt außer dem, an den die Kinder Israel glauben. Und ich gehöre zu denen, die sich (ihm) ergeben haben (al-muslimina).“ Wie? Jetzt? Wo du bisher ungehorsam und einer derer warst, die Unheil stifteten? Heute erretten Wir deinen Leib, damit du zum Zeichen für die wirst, die dir nachfolgen werden. Viele Menschen achten nicht gebührend auf Unsere Zeichen.

Gott schützte, indem er den Ägyptern ein spezielles Wissen der Mumifizierung gegeben hat, die Leiche der Pharaonen. Die Leiche Pharaos wird heute im Kairoer Museum in Ägypten gelagert. Die Leiche dient uns heute also als ein lebendiges Zeichen Gottes…

15:2 Die Ableugner werden oftmals im Jenseits wünschen, sie hätten an Gott geglaubt und sich Ihm ergeben.

39:54 Kehrt euch zu eurem Herrn, und ergebt euch Ihm, bevor die Strafe über euch kommt; (denn) dann werdet ihr keine Hilfe finden.

Damit uns solches nicht widerfährt, dass wir nicht auch wie Pharao erst kurz vor unserem Tod (dies können auch nur wenige Jahre vor unserem Tod sein) uns Gott ergeben, sollten wir Gott, wie unser Vorbild Abraham bereits, darum anflehen, anbeten und bitten, uns Ergeben zu machen:

2:128 Und, unser Herr, mach uns Dir ergeben und aus unserer Nachkommenschaft eine Gemeinde, die Dir ergeben ist.

46:15 … Wenn er bis zur vollen Kraftentfaltung herangewachsen und vierzig Jahre alt ist, sagt er: „Mein Herr! Bringe mich dazu, Dir für Deine Gnade zu danken, die Du mir und meinen Eltern erwiesen hast, gute Werke zu verrichten, die dir wohl gefallen, und lasse meine Nachkommen rechtschaffen sein! Ich komme reumütig zu Dir und gehöre zu denen, die sich Dir ergeben.“

Denn wie wir folglich entnehmen werden können, wurde es mehreren Gesandten und Propheten bereits befohlen, sich Gott zu ergeben:

6:71 … Sprich: „Gottes Führung allein ist die (nötige) Führung, und uns ist befohlen, uns dem Herrn der Welten zu ergeben.“

6:163 Er hat niemanden neben Sich. Dies (zu bekennen) wurde mir befohlen. Und ich bin der erste von denen, die sich (Gott) ergeben haben (al-muslimiena).

10:72 Wenn ihr euch (von der Botschaft) abwendet, so bedenkt, dass ich euch um keinen Lohn gebeten habe. Meinen Lohn bekomme ich von Gott allein. Mir wurde geboten, mich unter die zu reihen, die sich ergeben.“

Siehe auch 6:14, 27:91, 39:12 und 40:66. Folgende Versangaben handeln ebenfalls von den früheren, vergangenen Ergebenen: 2:131-133; 3:52,67; 12:101; 27:38,42; 28:52-53; 37:103; 38:24,30; 51:36.

3:102 Ihr, die ihr glaubtet, seid Gottes achtsam, so wie die Achtsamkeit ihm gegenüber rechtmäßig ist, so sterbt nicht, außer ihr seid Ergebene

7:126 … Unser Herr, gewähre uns viel Geduld und nimm uns als Ergebene zu Dir!

Ebenso sprach dereinst Joseph:

12:102 Mein Herr! Du hast mir vom Königtum zuteil werden lassen und lehrtest mich von der Deutung der Träume – Du Schöpfer der Himmel und Erde -, Du bist mein Beschützer im Diesseits und im Jenseits, lasse mich als Ergebener sterben und nimm mich unter die Rechtschaffenen auf!

Es ist also von entscheidender und essentieller Bedeutung, früh genug ein Gottergebener zu werden, falls Gott und Seine Botschaft erkannt wurde, und als ebenso einer zu sterben. Denn, wie kann Gott die Menschen bestrafen, die zuvor noch keinen wahrhaftigen Zeichen Gottes begegnet sind? Nein, Gott vergibt denjenigen, die sich im entscheidenden Moment, auch wenn kurz vor dem Tod, Gott ergeben. Als deutliches Beispiel dienen die damaligen Scharlatane zu Pharaos Zeiten:

Moses fordert den mächtigen Diktator Pharao heraus

7:103-115 Dann entsandten Wir nach ihnen Moses mit Unseren Zeichen zu Pharao und seinen Notabeln, aber sie lehnten sie unrechtmäßig ab. Achte auf das Ende der Unheilstifter! Moses sprach: „Pharao! Ich bin ein Gesandter Gottes, des Herrn der Welten. Ich bin verpflichtet, nichts anderes über Gott zu verkünden, als die Wahrheit. Ich bin zu euch mit einem eindeutigen Beweis von eurem Herrn gekommen. Lass die Kinder Israels mit mir ziehen!“ Pharao erwiderte: „Wenn du mit einem Zeichen gekommen bist, weise es vor, wenn du die Wahrheit sagst!“ Da warf Moses seinen Stock hin, und er wurde auf der Stelle zu einer grossen Schlange. Und er streckte seine Hand hervor und sie war für alle, die hinsahen, weiß. Da sagten die Notabeln um Pharao: „Das ist wahrlich ein kenntnisreicher Zauberer! Er will euch aus eurem Land vertreiben. Was veranlasst ihr nun?“ Sie sagten: „Halte ihn mit seinem Bruder hin, und schicke in die Städte Boten, sie sollen dir die geschicktesten Zauberer bringen.“ Die Zauberer erschienen vor Pharao und sprachen: „Wir bekommen doch bestimmt einen hohen Lohn, wenn wir die Sieger sind?“ Er antwortete: „Ja, und ihr werdet zu meinen Vertrauten gehören.“ Da sprachen sie: „Moses! Entweder wirfst du zuerst, oder wir sind es, die zuerst werfen.“

Zauberei und Magie:
Zusammenspiel aus psychologischer Eingebung und Illusion

7:116-117 Er sagte: „Werft ihr!“ Und als sie geworfen hatten, haben sie die Augen der Menschen verzaubert und ihnen Angst eingejagt. Und sie vollbrachten gewaltige Magie. Und Wir offenbarten Moses: „Wirf deinen Stock!“ Und siehe, er verschlang alles, was sie an Trug vorgebracht hatten.

Magie und Talismane sind je ein Teil der Scharlatanerie. Dieses Thema hat keine metaphysische Sicht. Die Magier zu Moses‘ Zeiten haben das Volk durch Hypnose unter ihr Einfluss genommen und spielten ihren Augen mit Illusionen etwas vor. Moses hat durch Gottes Erlaubnis eine die Illusionen schluckende Wahrheit ans Licht gebracht, und so das in Trance verfallene Volk aufgeklärt. Dass das Zeichen von Moses keine Illusion war, wussten die Zauberer selbst am besten und haben, sogar zum Preis ihres eigenen Lebens, an ihn geglaubt.

Die Scharlatane, die mit ihren Behauptungen der Heilgebung und Zauberentkräftung das naive Volk ausnützen, kommen eiligst in die Krankenhäuser, wenn Menschen erkranken. Leider erhalten die Schwätzer und Scharlatane in Völkern, wo unbekannte Krankheiten verbreitet sind, großes Interesse. James Randi, der selbsterklärte Gegner von Pseudowissenschaften und bekannt durch seine „Eine-Million-Dollar-Herausforderung“, hat Gott sei Dank diesen Scharlatanen den Krieg erklärt!

Die Wissenden erkennen die Wahrheit

7:118-126 Bewiesen war die Wahrheit, und ihr Trugwerk war entlarvt. So wurden sie dort besiegt und kehrten danach erniedrigt um. Und die Zauberer trieb es, in Anbetung niederzufallen. Sie sprachen: „Wir glauben an Gott, den Herrn der Welten, den Herrn von Moses und Aaron…“ Pharao sprach: „Glaubt ihr wirklich an Ihn, bevor ich es euch erlaube? Das ist eine Verschwörung, die ihr in der Stadt geschmiedet habt, um ihre Bewohner zu vertreiben. Ihr werdet bald wissen, wie ich eure Untat bestrafen werde. Ich werde eure Hände und Füße wechselseitig abhacken und euch alle zusammen kreuzigen.“ Sie sagten: „Wir werden (sowieso) zu unserem Herrn zurückkehren. Du nimmst uns nur übel, dass wir an die Zeichen Gottes, unseres Herrn, glaubten, als sie uns erreichten. Gott, unser Herr, gewähre uns viel Geduld und nimm uns als Gottergebene zu Dir!“

Bevor wir nun zum eigentlichen Thema übergehen, will ich noch über den Abfall vom Glauben sprechen.

3:80 Und Er gebietet euch nicht, euch die Engel oder die Propheten zu Herren zu nehmen. Sollte Er euch die Ableugnung gebieten, nachdem ihr (Ihm) ergeben geworden seid?

Jene „Muslime“, die dem Propheten Mohammed nicht mehr „Gottes Sohn“ sagen konnten, wurden Götzendiener, indem sie ihm etliche Titel zuschrieben und ihn idolisierten. Beispiele: In der Schahadah haben sie seinen Namen zu Gottes Namen hinzugefügt, während dem Gebet wurde sein Name gepriesen, sein Name wurde zum Gebetsruf (Adhan) hinzugefügt und sie haben ihn sogar zum höchsten Propheten ernannt. Mit ihren Fürsprache-Geschichten ihn als jemanden bezeichnet, der seine Umma vor Gott retten könnte, ihn als einen von Geburt an bis zum Tod sündenlosen Menschen dargestellt, die ihm zugeschriebenen falschen Ahadith als Quelle der Religion anerkannt und sie haben sogar behauptet, dass die ganze Welt nur wegen Mohammed erschaffen worden sei. Viele der Namen Gottes haben sie ihm auch gegeben. Gemäß Koran ist das eindeutiger „Schirk“ (Beigesellung; Ableugnung). Dennoch werden diese „Muslime“ nie meinen, dass sie Ableugner sind (6:23). (Was das Wort ‚Ableugner‘ bedeutet, können Sie im Artikel „Die Eigenschaften der Kafir“ nachschlagen.)

9:74 Sie schwören bei Gott, dass sie nichts gesagt haben, doch sie führten unzweifelhaft lästerliche Rede und fielen in Ableugnung zurück, nachdem sie ergeben waren. Sie sannen auf das, was sie nicht erreichen konnten. Und sie nährten nur darum Hass, weil Gott und Sein Gesandter sie reich gemacht hatten aus Seiner Huld. Wenn sie nun bereuen, so wird es besser für sie sein; wenden sie sich jedoch ab, so wird Gott sie strafen mit schmerzlicher Strafe in dieser Welt und im Jenseits, und sie sollen auf Erden weder Freund noch Helfer finden.

Eigenschaften der Gottergebenen

Es ist natürlich klar, das mit der folgenden Auflistung nicht alle offenen Fragen beantwortet werden. Das wäre auch nicht meine Absicht; durch die Koranverse sollen wir alle eine ausreichende Basis für weitere Fragen erhalten. Wenn Sie Fragen haben, können Sie uns diese gerne als Kommentar oder per Mail stellen – wir werden sie mit bestem (Ge)wissen beantworten, so Gott will.

Frage 1: Wie verhalten sich die Gottergebenen gegenüber den Ableugnern?

31:15 Doch wenn sie mit dir eifern, damit du Mir das zur Seite setzest, wovon du keine Kenntnis hast, dann gehorche ihnen nicht. In weltlichen Dingen aber verkehre mit ihnen auf geziemende Weise. Doch folge dem Weg dessen, der sich zu Mir wendet. Dann werdet ihr zu Mir zurückkehren, und Ich werde euch verkünden, was ihr getan.

6:108 Ihr sollt diejenigen, die andere außer Gott rufen, nicht beschimpfen, sonst beschimpfen sie Gott, ohne Wissen, aus Feindseligkeit. Nur so haben wir jedem Volk sein Tun geschmückt, letztendlich kommen sie alle zu Gott zurück, dann sagt Er ihnen, was sie getan haben.

41:33 Und wer ist besser in der Rede als einer, der zu Gott ruft und Gutes tut und spricht: „Ich bin einer der (Gott)ergebenen“?

Wenn die Muslime schuld daran sind, dass die Andersgläubigen Gott schmähen, werden sie mitschuldig. Gott ist das Heiligste, was es überhaupt geben kann – wir sollten nie Schmähungen provozieren. Das wird durch ein friedliches, wohlwollendes Verhalten gewährleistet. Siehe auch den Hauptartikel zu dieser Frage: Das Verhältnis der Muslime zu Andersgläubigen

Frage 2: Wie reagieren Muslime angemessen und mit Würde auf Anfeindungen und Schmähungen?

25:63 Die Diener des Barmherzigen sind die, die bescheiden auf der Erde umhergehen, und wenn die unwissenden törichten Ableugner sie unbotmäßig ansprechen, sagen: „Friede sei mit euch!“

41:34-36 Das Gute ist nicht dem Schlechten gleich. Wehre ab mit dem, was besser ist und gleich wird derjenige, mit dem du verfeindet warst, wie ein warmer Freund sein. Diese Huld wird nur denen gewährt, die geduldig sind und denen, die ein Höchstmaß an innerer Größe besitzen und die großes Glück haben. Und wenn du von seiten des Satans (zu Bosheit und Gehässigkeit) aufgestachelt wirst, dann such Zuflucht bei Gott! Er ist der Allhörende und Allwissende.

3:135 Jene, die eine schändliche Tat begangen oder sich selbst unrecht getan haben, sollen sich Gott vergegenwärtigen und um Vergebung ihrer Sünden bitten. Wer, außer Gott, vergibt die Sünden? Sie haben nicht wissentlich auf ihren bösen Taten beharrt.

4:140 Und Er hat euch schon in dem Buch offenbart: Wenn ihr hört, dass die Zeichen/Verse Gottes geleugnet und verspottet werden, dann sitzt nicht bei ihnen, bis sie zu einem anderen Gespräch übergehen; Ihr wärt sonst wie sie. Wahrlich, Gott wird die Heuchler und die Ableugner allzumal in der Hölle versammeln.

73:10 Und gedulde dich über das, was sie sagen, und verlasse sie mit einem schönen Verlassen

Frage 3: Was machen Gottergebene miteinander um Gottes Willen?

34:46 Sprich: „Ich mahne euch nur an eines: dass ihr euch ernsthaft mit Gottes Sache – zu zweit oder einzeln – befasst und dann nachdenken sollt…“

Wenn man sich zu zweit mit der Sache Gottes befasst, sollte weiter folgendes in Erinnerung gerufen werden:

42:10 Und über was immer ihr uneins seid, die Entscheidung darüber ruht bei Gott. Das ist Gott, mein Herr; auf Ihn vertraue ich, und zu Ihm wende ich mich.

Frage 4: Wie verhalten sich Gottergebene bei Zorn und Wut?

42:36-43 Was euch gegeben wurde, ist vergängliche Freude des irdischen Lebens. Was aber im Jenseits bei Gott ist, ist das Beste, das Bleibende für die Gläubigen, die sich auf ihren Herrn verlassen, die die großen Untaten und Abscheulichkeiten meiden, und die verzeihen, wenn sie zum Zorn herausgefordert werden, die sich ihrem Herrn fügen, das Gebet verrichten, sich untereinander beraten und von den Gaben geben, die Wir ihnen beschert haben, und die sich verteidigen, wenn ihnen Unrecht geschieht. Eine böse Tat wird mit einer gleichen vergolten. Wer jedoch verzeiht und sich versöhnt, den wird Gott belohnen. Gott liebt nicht die Ungerechten. Wer sich nach erlittener Ungerechtigkeit zur Wehr setzt und den Feind gleichermaßen bestraft, der ist nicht zu tadeln. Zu tadeln sind die Ungerechten, die den Menschen Unrecht zufügen und ohne Recht Gewalttaten auf Erden begehen. Ihnen gebührt qualvolle Strafe. Geduld zu fassen und dem Täter zu verzeihen, darum soll sich der Rechtschaffene bemühen.

3:134 Das sind jene, die Spenden geben, ob es ihnen gut oder schlecht geht, die ihren Zorn unterdrücken und den Menschen verzeihen. Gott liebt diejenigen, die das Gute tun.

Frage 5: Welches Verhalten weisen die Gottergebenen auf?

4:86 Wenn ein Grußwort an euch gerichtet wird, müsst ihr mit einem besseren oder mindestens mit dem gleichen antworten. Gott zieht jeden zur Rechenschaft für alle Taten.

4:94 O die ihr glaubt, wenn ihr auszieht auf Gottes Weg, so stellt erst gehörig Nachforschung an und sagt nicht zu jedem, der euch den Friedensgruß bietet: „Du bist kein Gläubiger.“…

Wir als Gottergebene sollten stets schöne Worte auf die beste Art und Weise gebrauchen, bescheiden und sanftmütig sein:

14:24-25 Siehst du nicht, wie Gott das Gleichnis vom guten Wort anführt? Er vergleicht das gute Wort mit einem guten Baum, dessen Wurzeln fest in der Erde liegen und dessen Äste hoch in den Himmel ragen. Er trägt seine Früchte mit Gottes Erlaubnis zur bestimmten Zeit. Gott führt Gleichnisse für die Menschen an, damit sie sich Gedanken machen.

31:19 Gehe bescheidenen Schrittes, und dämpfe deine Stimme! Die hässlichste Stimme ist die des Esels.“

16:125 Lade ein zum Weg Deines Herrn mit Weisheit und schöner Ermahnung, und debattiere mit ihnen auf die beste Art und Weise! Dein Herr ist es, Der am besten weiß, wer sich von Seinem Weg abwendet und wer zur Rechtleitung findet.

3:159 Und (nur) auf Grund der Gnade von GOTT warst du ihnen gegenüber sanftmütig. Doch wärst du barsch, hartherzig gewesen, hätten sie dich gewiss verlassen. So verzeih ihnen, bitte um Vergebung für sie und berate dich mit ihnen über die ganze Angelegenheit. Wenn du einen Beschluss fasst, dann vertraue auf Gott, denn Gott liebt diejenigen, die sich auf Ihn verlassen.

13:22 die sich aus Verlangen nach dem Antlitz ihres Herrn gedulden, die die Kontaktgebete verrichten, von Gottes Gaben öffentlich und heimlich spenden und das Schlechte durch das Gute abwehren. Ihnen gebührt die herrliche Wohnstätte im Jenseits.

Zu fluchen und „schlechte Worte“ zu gebrauchen, arrogant zu sein, die Natur hemmungslos auszubeuten, über andere Menschen zu spotten stellen nicht ein rechtschaffenes Verhalten dar:

14:26 Ein schlechtes Wort aber ist wie ein schlechter Baum, der aus der Erde entwurzelt ist und keinen Halt im Boden hat.

31:18 Behandle die Menschen nicht mit Arroganz und schlendere auf der Erde nicht sorglos. Gott liebt keine eingebildeten Prahler.

49:11 O ihr Gläubigen! Kein Mann darf über einen anderen spotten; vielleicht ist dieser besser als er. Keine Frau darf über eine andere spotten; vielleicht ist diese besser als sie. Verleumdet euch nicht gegenseitig! Sagt einander keine bösen Wörter und Schimpfnamen! Es gibt nichts Schlimmeres, als diesen Frevel zu begehen, nachdem man den Glauben angenommen hat. Wer nicht reumütig davon ablässt, gehört wahrhaftig zu den Ungerechten.

Gottergebene dürfen NICHT misstrauisch und rassistisch sein, nicht spionieren und verleumden:

49:6 O ihr Gläubigen, wenn ein Frevler euch eine Kunde bringt, so stellt Nachforschungen an, damit ihr nicht anderen Leuten in Unwissenheit ein Unrecht zufügt und hernach bereuen müsst, was ihr getan habt.

49:12-13 O ihr Gläubigen! Meidet Mutmaßungen, denn sie können sündhaft sein! Bespitzelt keinen, verleumdet einander nicht mit Nachreden! Möchte etwa jemand vom Fleisch seines toten Bruders essen? Wie ihr das verabscheut, verabscheut auch die Nachrede! Fürchtet Gott! Gott ist voller Barmherzigkeit und nimmt die Reue an. O ihr Menschen, Wir haben euch aus Mann und Frau erschaffen und euch zu Völkern und Stämmen gemacht, auf dass ihr einander erkennen möget. Wahrlich, vor Gott ist von euch der Angesehenste, welcher der Rechtschaffenste ist. Wahrlich, Gott ist Allwissend, Allkundig.

Frage 6 (Hauptfrage): Was sind die Idealen der Gottergebenen? Was sind die Hauptgrundsätze der Rechtschaffenheit?

33:35 Den Ergebenen, den Gläubigen, den Gehorsamen, den Ehrlichen, Geduldigen, Demütigen, den Spendenden, Fastenden, den Keuschen und denen, die unablässig Gottes gedenken, ob es Männer oder Frauen sind, hat Gott Vergebung und höchste Belohnung verheißen.

70:22 …die Betenden,
70:23 die ihre Gebete stets einhalten,
70:24 die von ihrem Hab und Gut einen Teil bestimmen
70:25 für den Bittenden und für den, der sich schämt zu betteln.
70:26 Und die, die den Tag des Gerichts für wahr und wirklich erklären,
70:27 und die, die die qualvolle Strafe ihres Herrn fürchten,
70:28 denn vor der qualvollen Strafe ihres Herrn ist keiner sicher,
70:29 und sich des Geschlechtsverkehrs enthalten,
70:30 außer ihren Gattinnen und denen gegenüber, was ihre Rechte Hand besitzt, denn da sind sie nicht zu tadeln.
70:31 Diejenigen aber, die darüber hinaus etwas suchen, das sind die Übertreter.
70:32 Diejenigen, die das ihnen Anvertraute treu verwalten und ihr Wort halten
70:33 und die, die in ihrer Zeugenaussage aufrichtig sind,
70:34 und diejenigen, die ihre Gebete einhalten:
70:35 Sie alle werden in Paradiesgärten geehrt.

25:64 Es sind diejenigen, die die Nacht stehend und sich niederwerfend im Gebet verbringen.
25:65 Und die sagen: „Herr! Verschone uns mit der Höllenstrafe!“ – Das ist eine (qualvoll) bedrückende Strafe.
25:66 Die Hölle ist ein schlimmer Aufenthalt und eine schlimme Bleibe.
25:67 Es sind diejenigen, die, wenn sie ausgeben, weder verschwenden noch knausern, sondern zwischen beiden Extremen Maß halten.
25:68 Es sind diejenigen, die neben Gott keine anderen Götter anbeten, keinen Menschen zu unrecht töten, und jene, die keine Unzucht begehen. Und wer das aber tut, der soll dafür zu büßen haben.
25:69 Die qualvolle Strafe am Jüngsten Tag wird ihm verdoppelt werden, und er wird sie für immer in Schmach erleiden,
25:70 außer denjenigen, die umkehren, glauben und rechtschaffen handeln. Denen wird Gott (bei der Abrechnung) ihre schlechten Taten gegen gute eintauschen. Er ist barmherzig und bereit zu vergeben.
25:71 Wer reumütig ist und gute Werke verrichtet, dem wird Gott seine Sünden vergeben, und er wird wahrhaftig zu Gott zurückfinden.
25:72 Es sind diejenigen, die kein falsches Zeugnis ablegen, und wenn sie auf dem Wege törichtes Gerede hören, (es nicht beachten und) würdevoll vorbeigehen.
25:73 Und es sind diejenigen, die, wenn sie durch Gottes Verse ermahnt werden, sich ihnen nicht verschließen, als wären sie blind und taub.
25:74 Und diejenigen, die sagen: „O unser Herr! Gib, dass wir an unseren Gattinnen und an unserer Nachkommenschaft Freude erleben, und mach uns zu einem Vorbild für die Rechtschaffenen!“
25:75 Diese werden mit der höchsten Stätte im Paradies für ihr geduldiges Ausharren belohnt werden, und sie werden dort mit Gruß und Frieden empfangen.
25:76 Dort werden sie ewig bleiben. Welch schöne Bleibe und welch herrliche Wohnstätte!
25:77 Sprich: „Mein HERR würde euch nicht beachten, wären nicht eure Gebete. Wenn ihr leugnet, wird die Strafe unumgänglich sein.“

17:22 Geselle Gott keine andere Gottheit bei, sonst bist du verachtet und verstoßen!
17:23 Dein Herr befahl, dass ihr Ihm allein dienen und zu euren Eltern gut sein sollt. Wenn einer oder beide unter Altersschwäche leiden, sage ihnen niemals ein mürrisches Wort und fahre sie nicht an, sondern sprich sanft und ehrerbietig mit ihnen!
17:24 Sei ihnen gegenüber gütig, bescheiden und voller Mitleid und sage: „Herr, sei barmherzig zu ihnen, so wie sie mich barmherzig aufgezogen haben, als ich klein war!“
17:25 Euer Herr weiß am besten, was ihr in eurem Innern hegt. Wenn ihr rechtschaffen seid und euch nach einer begangenen üblen Tat reumütig an Ihn wendet, ist Er den Reumütigen gegenüber voller Vergebung.
17:26 Gib dem Verwandten seinen rechtmäßigen Anteil, auch dem Armen und dem mittellosen Durchreisenden, doch sei nicht verschwenderisch!
17:27 Die Verschwender sind Brüder der Satane, und der Satan ist der entschiedene Leugner seines Herrn.
17:28 Wenn du den Hilfsbedürftigen aus Mangel an Mitteln nichts geben kannst, und selbst Gottes Gnade anstrebst, so sprich freundlich und tröstend mit ihnen!
17:29 Geize nicht, als wäre deine Hand an deinen Hals gefesselt, und verschwende nicht, als wäre deine Hand völlig offen, damit du nicht geschmäht oder mittellos dahinleben musst!
17:30 Dein Herr gibt dem einen mehr, dem anderen weniger, nach Seinem weisen Ermessen, so wie Er will. Er kennt Seine Diener bestens und ist ihnen gegenüber voller Nachsicht.
17:31 Ihr sollt eure Kinder aus Furcht vor Armut nicht töten. Wir versorgen sie und euch. Sie zu töten, ist eine schwere Sünde.
17:32 Ihr sollt euch der Unzucht nicht nähern, denn das ist eine abscheuliche Sünde und ein übler Weg.
17:33 Ihr sollt keinen Menschen töten, denn Gott verbietet das, es sei denn aus rechtmäßigem Grund. Wenn einer unrechtmäßig getötet wird, gewähren Wir seinem nächsten Angehörigen die Vollmacht zur Rache. Er darf aber beim Töten nicht maßlos sein, denn es wird ihm gewiss Hilfe zuteil.
17:34 Ihr sollt das Vermögen der Waisen, bis sie volljährig sind, nicht antasten, außer es auf die beste Art zu verwalten. Ihr sollt die Vereinbarung einhalten, denn ihr habt euch vor Gott zu verantworten.
17:35 Ihr sollt volles Maß geben und mit der genauen Waage abwiegen. Das ist durchaus vorteilhaft und letzten Endes das Beste.
17:36 Du sollst nicht behaupten, etwas zu wissen, wenn du es nicht weißt. Jeder hat sich vor Gott für Gehör, Gesicht und Verstand zu verantworten.
17:37 Gehe nicht überheblich und selbstgefällig auf der Erde umher! Du kannst die Erde nicht durchbohren und nicht die Höhe der Berge erreichen.
17:38 Jedes derartige schlechte Verhalten ist deinem Herrn zuwider.
17:39 Das sind Lehrsätze der Weisheit, die Gott dir eingegeben hat. Geselle Gott keine Gefährten bei, sonst wirst du verschmäht und verstoßen in die Hölle geworfen!

Zum Abschluss noch ein kurzer Hinweis: Obwohl hier sehr viele Koranverse zitiert wurden, die eine ausführliche Beschreibung des muslimischen Charakters laut Koran ermöglichen, so ist natürlich dennoch zu beachten, dass im Koran weitaus mehrere „Arten“ von Koranverse vorhanden sind, die den Ergebenen auffordern, sich an die Beispiele zu halten (z.B. kann dieser Koranvers ein Gleichnis, ein Beispiel oder eine Geschichte sein, von der wir hermeneutisch ethische Prinzipien ableiten können). Das Ziel dieses Artikels ist, dem Leser eine Grundidee der Prinzipien zu vermitteln, die das Lebenssystem der Ergebung umfassen, ebenso.

3:64 Sprich: „O Volk der Schrift, kommt herbei zu einem gleichen Wort zwischen uns und euch, dass wir nämlich Gott allein dienen und nichts neben Ihn stellen und dass nicht die einen von uns die anderen zu Herren nehmen außer Gott.“ Und wenn sie sich abwenden, so sprecht: „Bezeugt, dass wir (Ihm) ergeben sind.“

25:30 Und der Gesandte wird sprechen: „O mein Herr! Mein Volk hat wahrlich diesen Koran verlassen!“

 

Gepriesen sei der allmächtige Herr!