Hadith: Der Feind im Inneren

Kategorien: Hadith und Sunna

Ich habe vor auf Fragen zu antworten, die oft gestellt werden und somit eine Formalisierung der Argumente durchzuführen. Die Argumente für den Koran und gegen die Ahadith sind auf alrahman.de sowieso veröffentlicht. Wir werden daher hier Antworten auf Argumente der Ahlu Hadith geben, die oft als Einwand gegen die koranische Religion und den reinen Islam vorgebracht werden.

Es wird oft zu Wiederholungen kommen, da einige dieser Themen schon anderswo behandelt wurden, aber es ist sicher von Nutzen, dass wir die wichtigsten Argumente unter einem Thema unterbringen. Ich bitte auch alle etwaige Ergänzungen und Anmerkungen zu posten.

 

Hadith: der Feind im Inneren

1. Argument: Gott befiehlt uns im Koran dem Gesandten zu gehorchen:

„Und was euch der Gesandte gibt, das nehmt an; und was er euch untersagt, dessen enthaltet euch.“ (59:7).

Wie können wir dem nachkommen ohne Ahadith?

Antwort: Die Manipulation der koranischen Verse ist keine neue Tatsache, die wir heute vorfinden. Die Menschen, die dieses Argument vorbringen, sind meist diejenigen, die die Offenbarung zu ihrem Gunsten abändern wollen, oder Menschen, die sich in einer Phase des „Lernens“ befinden und diese Frage von einem „Gelehrten“ bekommen haben und sie meist in Foren weiterreichen, ohne sich die Mühe zu machen den Vers selbst zu lesen. Denn genau dort liegt die Antwort auf die Frage:

Was Gott Seinem Gesandten gegeben hat, das ist für Gott und für den Gesandten und für die Verwandten und die Waisen und die Armen und den Sohn des Weges, damit es nicht nur bei den Reichen unter euch umläuft. Und was euch der Gesandte gibt, das nehmt an; und was er euch untersagt, dessen enthaltet euch. Und fürchtet Gott; wahrlich, Gott ist streng im Strafen. (59:7)

Es handelt sich dabei daher um eine spezifische Situation der Verteilung von Gütern, die an diese auch gebunden ist. Dies hat daher nichts damit zu tun, dass dieser Vers dem Propheten eine legislative Stellung zuweist, die durch Ahadith für spätere Generationen relevant sein soll. Ein „Zurechtinterpretieren“ des Verses, so dass selbst eine Kleiderordnung inbegriffen werden soll, zeugt von den Ausmaßen der Manipulation des Korans durch „Muslime“.

Und als Gott den Bund mit denen schloss, welchen die Schrift gegeben wurde, (und sprach: ) „Wahrlich, tut sie den Menschen kund und verbergt sie nicht“ da warfen sie sie über ihre Schulter und verkauften sie für einen winzigen Preis. Und schlimm ist das, was sie (dafür) erkaufen! (3:187)

2. Argument: Gott verlangt von uns im Koran, dass wir die Rechtssprechung des Propheten anerkennen und annehmen:

Doch nein, bei deinem Herrn; sie sind nicht eher Gläubige, bis sie dich zum Richter über alles machen, was zwischen ihnen strittig ist, und dann in ihren Herzen keine Bedenken gegen deine Entscheidung finden und sich voller Ergebung fügen. (4:65)

Wie sollen wir dies ohne Ahadith tun?

Antwort: Die Menschen haben zur Lebzeit des Propheten diesen in politischen, wirtschaftlichen und anderen gesellschaftlichen Anliegen unterstütz und seine Rechtssprechung anerkannt. An diesem Umstand gibt es keinen Zweifel: Wir müssen die Rechtsprechung des Propheten anerkennen! Doch es stellt sich die Frage ob der Prophet selbst legislativ tätig war und somit seine Urteile nicht deckungsgleich mit dem Koran waren oder ob der Koran die (einzige) Basis für alle seine Urteile war. Die Antwort auf diese zentrale Frage ergibt sich aus den folgenden Versen:

Wahrlich, zu dir haben Wir das Buch mit der Wahrheit niedergesandt, auf dass du zwischen den Menschen richten mögest, wie Gott es dir gezeigt hat. Sei also nicht ein Verfechter der Treulosen. (4:105)

Und Wir haben das Buch mit der Wahrheit zu dir herab gesandt, das bestätigt, was von der Schrift vor ihm da war und darüber Gewißheit gibt; richte also zwischen ihnen nach dem, was Gott herabgesandt hat und folge nicht ihren Neigungen, von der Wahrheit abzuweichen, die zu dir gekommen ist. Für jeden von euch haben Wir Richtlinien und eine Laufbahn bestimmt. Und wenn Gott gewollt hätte, hätte Er euch zu einer einzigen Gemeinde gemacht. Er wollte euch aber in alledem, was Er euch gegeben hat, auf die Probe stellen. Darum sollt ihr um die guten Dinge wetteifern. Zu Gott werdet ihr allesamt zurückkehren; und dann wird Er euch das kundtun, worüber ihr uneins waret. (5:48)

Der Gesandte hat daher nur nach den Vorschriften des Korans Urteil gesprochen. Eine davon trennbare legislative Macht hatte er im Islam nie!
Doch schauen wir es uns an, was geschah, als der Gesandte doch selbst legislativ tätig war, d.h. Recht auf eigene Faust gesprochen hat:

O Prophet! Warum verbietest du das, was Gott dir erlaubt hat, um nach der Zufriedenheit deiner Frauen zu trachten? Und Gott ist Allvergebend, Barmherzig. Wahrlich, Gott hat für euch die Lösung eurer Eide angeordnet, und Gott ist euer Beschützer; und Er ist der Allwissende, der Allweise. (66:1-2)

Der Prophet wird von Gott getadelt! Ähnlich und noch strenger:

Gott verzeiht dir! Warum erlaubtest du ihnen (zurückzubleiben), bis die, welche die Wahrheit sagten, dir bekannt wurden und du die Lügner erkanntest? (9:43)

Doch das Verlangen der Menschen, dass der Prophet etwas anderes als den Koran bringt, wird auch im Koran selbst erwähnt am Beispiel der Juden, wo diese konkret verlangen, er solle selbst legislativ tätig werden und somit eine Alternative zur Offenbarung postulieren:

Wie aber wollen sie dich zum Richter berufen, während sie doch die Thora in ihrem Besitz haben, worin Gottes Richtspruch ist? Hierauf und trotz alledem, kehren sie (Ihm) den Rücken; und sie sind nicht als Gläubige zu bezeichnen. (5:43)

Ähnlich:

Und wenn ihnen Unsere deutlichen Verse verlesen werden, sagen jene, die nicht mit der Begegnung mit Uns rechnen: „Bring einen Quran, der anders ist als dieser oder ändere ihn.“ Sprich: „Es steht mir nicht zu, ihn aus eigenem Antrieb zu ändern. Ich folge nur dem, was mir offenbart wurde. Ich fürchte, falls ich meinem Herrn ungehorsam bin, die Strafe eines gewaltigen Tages.“ (10:15)

Doch Gott ist weit davon entfernt, dass er jemanden (selbst Muhammed) als Rechtssprecher neben Sich und Seiner Offenbarung duldet:

Sprich: „Gott weiß am besten wie lange sie verweilten.“ Ihm gehören das Verborgene der Himmel und der Erde. Wie sehend ist Er! Und wie hörend! Sie haben keinen Helfer außer Ihm, und Er teilt Seine Befehlsgewalt mit keinem. (18:26)

Es stellt sich für alle Sunniten daher folgende Frage auf:

Soll ich denn einen anderen Richter suchen als Gott und Er ist es, Der euch das Buch klar gemacht und herab gesandt hat? Und jene, denen Wir das Buch gegeben haben, wissen, dass es von deinem Herrn mit der Wahrheit herabgesandt wurde, deshalb solltest du nicht unter den Bestreitern sein. (6:114)

3. Argument:

Wahrlich, huldreich war Allah gegen die Gläubigen, da Er unter ihnen einen Gesandten aus ihrer Mitte erweckte, um ihnen Seine Verse zu verlesen und sie zu reinigen und das Buch und die Weisheit zu lehren; denn siehe, sie hatten sich zuvor in einem offenkundigen Irrtum befunden. (3:164)

Die erwähnte Weisheit liegt in den Aussagen, Handlungen und Verhaltensweisen des Propheten, welche sich in den Ahadith befinden.

Antwort: Dieses Argument wurde von Shafi vorgebracht, als ein großer Teil der Muslime nur an den Koran geglaubt hat. Zur damaligen Zeit (2.-3. Jahrhundert) war es selbstverständlich, dass nur der Koran eine religiöse Quelle darstellt. Shafi bringt dieses Argument vor und interpretiert Hikmah (Weisheit) als die in den Ahadith befindliche Sunna des Propheten Muhammed. Diese Interpretation kann man in dieser Form in keinem sunnitischen oder schiitischen oder auch ibaditischen Tafsir vor Shafi finden. Doch sein Argument ist in einem direkten Widerspruch mit einer Vielzahl von Versen im Koran. Shafi versucht nämlich den Umstand zu verdecken, dass der Koran verschiedene Namen für sich benutzt. Einmal ist es das Buch, einmal Furqan, ein andermal Quran, doch handelt es sich immer um ein und dieselbe Offenbarung. Denn das Wort „wa“ (und) steht sehr oft im Koran als ein Bindeglied für die Namen ein und derselben Sache. Dies wird vor allem in den folgenden Versen deutlich, in denen unmissverständlich „Weisheit“ für Koran steht:

Und zu ihnen kamen schon einige Geschichten, die abschreckende Warnungen enthalten vollendete Weisheit; allein selbst die Warnungen richteten (bei ihnen) nichts aus (54:4-5)

10:1 A.L.R, these are the signs of the Scripture of wisdom.

10:1 Alif-lam-ra tilka ayatualkitabi alhakeemi

31:2 These are the signs of the Scripture of wisdom.
31:2 Tilka ayatu alkitabi alhakeemi

usw.

Das Argument, dass die Weisheit etwas Verborgenes ist und somit vom Koran verschieden, wird durch den folgenden Vers widerlegt:

Und gedenkt der Verse Gottes und der Weisheiten, die in euren Häusern verlesen werden; denn Gott ist Gütig, Allkundig. (33:34)

4. Argument: Ihr befolgt die Sunna des Propheten Muhammed nicht, wenn ihr keine Ahadith anerkennt!

Antwort: Zunächst ist es wichtig zu erwähnen, dass nirgendwo im Koran von der „Sunna Muhammeds“ die Rede ist. Wieso Gott keine spezielle Behandlung dieser vornimmt, kann man in den folgenden Versen sehen:

In dieser Weise verfuhren (Wir) mit Unseren Gesandten, die Wir vor dir schickten; und du wirst keine Änderung in Unserem Verfahren (Sunnah) finden. (17:77)
17:77 Sunnata man qad arsalna qablaka minrusulina wala tajidu lisunnatina tahweelan

Derart ist Gottes Vorgehen (Sunnah), wie es zuvor gewesen ist; und nie wirst du in Gottes Vorgehen (Sunnah) einen Wandel finden. (48:23)
48:23 Sunnata Allahi allatee qad khalat minqablu walan tajida lisunnati Allahi tabdeelan

Allah will euch die Wege (Sunnah) derer klar machen, die vor euch waren, und euch dahin leiten und Sich in Gnade zu euch kehren. Und Allah ist Allwissend, Allweise. (4:26)
4:26 Yureedu Allahu liyubayyina lakumwayahdiyakum sunana allatheena min qablikum wayatoobaAAalaykum waAllahu AAaleemun hakeemun

Der Vers 17:77 sagt uns, dass die Sunnah Gottes bei jedem Propheten ist, 48:23 dass diese Sunnah gleich bleibt und 4:26 dass Gott diese Sunnah erklärt und uns zu ihr hinleitet.

Weitere Verse:

Und als sie Unsere Strafe sahen, sagten sie: „Wir glauben an Gott als den Einigen, und wir verwerfen all das, was wir Ihm zur Seite zu stellen pflegten.“ Aber ihr Glaube – als sie Unsere Strafe sahen – konnte ihnen nichts mehr nützen. Dies ist Gottes Gebot (Sunnah), das stets gegenüber Seinen Dienern befolgt worden ist. Und so gingen die Ableugner zugrunde. (4:84-85)

Es bringt den Propheten in keine Verlegenheit, was Gott für ihn angeordnet hat. Das war Gottes Vorgehen (Sunnah) gegen jene, die vordem dahingingen, und Gottes Befehl ist ein unabänderlicher Beschluss jene, die Gottes Botschaften ausrichteten und Ihn fürchteten und niemanden außer Gott fürchteten. Und Gott genügt als Rechner. (33:38-39)

usw.

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5. Argument: Der Koran ist ohne Ahadith schwer verständlich!

Antwort: Diese Behauptung steht unmittelbar im Widerspruch zu den folgenden Versen:

Und wahrlich, Wir haben den Quran zur Ermahnung leicht gemacht. Gibt es also einen, der ermahnt sein mag? (54:17,22,32,40)

Bei dem deutlichen Buch! (44:2)


6. Argument: Der Gesandte ist das beste Beispiel für uns. So steht es im Koran und wir müssen daher, um dieses Beispiel zu erfahren, Ahadith befolgen. Ein Beweis dafür ist:

„Wahrlich, ihr habt an dem Gesandten Gottes ein schönes Vorbild“ (33:21)

Antwort: Dieser Vers wird meistens wie oben falsch zitiert. Es wird immer nur der erste Teil des Verses vorgebracht. Der ganze Vers lautet so:

Wahrlich, ihr habt an dem Gesandten Gottes ein schönes Vorbild für jeden, der auf Gott und den Letzten Tag hofft und Gottes häufig gedenkt. (33:21)

Dies ist deswegen wichtig, weil die „Beispielhaftigkeit“ des Propheten offenbar für gewisse Umstände (z.B. Hoffnung und Gedenken an Allah) gilt und nicht wie viele behaupten in alltäglichen Sachen wie der Kleiderordnung.

Jetzt werden wir aber annehmen, dass die Sunniten recht haben, und dieser Vers wirklich bedeute, dass Ahadith eine religiöse Quelle darstellen und zeigen, dass so ein Standpunkt zu einer Fülle von Widersprüchen führt. Wir tun daher den Sunniten einen Gefallen und lassen uns auf ihr Spiel ein, nur um ihnen am Ende zu zeigen, dass sie in diesem keine Regeln haben.

Sehen wir uns aber nun folgende Verse an:

Ihr habt bereits ein vortreffliches Beispiel an Abraham und denen mit ihm, als sie zu ihrem Volk sagten: „Wir haben nichts mit euch noch mit dem zu schaffen was ihr statt Gott anbetet. Wir verwerfen euch. Und zwischen uns und euch ist offenbar für immer Feindschaft und Hass entstanden; (solange,) bis ihr an Gott glaubt und an Ihn allein“ – abgesehen von Abrahams Wort zu seinem Vater: „lch will gewiss für dich um Verzeihung bitten, obwohl ich nicht die Macht dazu habe, bei Gott für dich etwas auszurichten.“ (Sie beteten: ) „Unser Herr, in Dich setzen wir unser Vertrauen, und zu Dir kehren wir reumütig zurück, und zu Dir ist die letzte Einkehr. (60:4)

Sprich: „Gott spricht die Wahrheit. So folgt der Religion Abrahams, des Lauteren im Glauben, der neben Gott keine Götter setzte.“ (3:95)

Wahrlich, Abraham war ein Vorbild: (er war) gehorsam gegen Gott, lauter im Glauben, und er gehörte nicht zu den Götzendienern, er war dankbar für Seine Wohltaten; Er erwählte ihn und leitete ihn auf den geraden Weg. (16:120-121)

Offenbar gilt dieselbe „Beispielhaftigkeit“ nicht nur für Muhammed, sondern auch für Abraham. Es ist daher natürlich zu fragen, wieso wir die Ahadith, die Muhammed zugeschrieben werden, befolgen müssen und nicht die, die Abraham zugeschrieben werden? Die Argumentation, dass dies so ist, weil „Muhammed der letzte Prophet war“, ist absurd und steht im Widerspruch mit den folgenden Versen:

Der Gesandte glaubt an das, was ihm von seinem Herrn herab gesandt worden ist, ebenso die Gläubigen; sie alle glauben an Gott und an Seine Engel und an Seine Bücher und an Seine Gesandten. Wir machen keinen Unterschied zwischen Seinen Gesandten. Und sie sagen: „Wir hören und gehorchen. Gewähre uns Deine Vergebung, unser Herr, und zu Dir ist die Heimkehr. (2:285)

Diejenigen aber, die an Gott und an Seine Gesandten glauben und zwischen ihnen keinen Unterschied machen, sind es, denen Er ihren Lohn geben wird; und Gott ist Allvergebend, Barmherzig. (4:152)

Sprich: „Wir glauben an Gott und an das, was auf uns herab gesandt worden ist, und was herab gesandt worden ist auf Abraham und Ismael und Isaak und Jakob und die Stämme (Israels), und was gegeben worden ist Moses und Jesus und den Propheten von ihrem Herrn; wir machen keinen Unterschied zwischen ihnen, und Ihm sind wir ergeben.“ (3:84)

Die Gleichbehandlung der Propheten muss gewahrt werden! Dies bedeutet, dass wir Hadithbücher von Lot, Abraham, Noah, Jesus, Muhammed, Moses usw. usf. brauchen – das Argument wurde ad absurdum geführt.

Das Beispiel all dieser Propheten ist in keinem dieser Bücher, sondern im Koran selbst:

Wahrlich, in ihren Geschichten ist eine Lehre für die Verständigen. Es ist keine erdichtete Rede, sondern eine Bestätigung dessen, was ihm vorausging, und eine deutliche Darlegung aller Dinge und eine Führung und eine Barmherzigkeit für ein gläubiges Volk. (12:111)

Für die die das Beispiel des Gesandten wirklich befolgen wollen ist dieser Vers sicherlich selbsterklärend:

Und wenn ihnen Unsere deutlichen Verse verlesen werden, sagen jene, die nicht mit der Begegnung mit Uns rechnen: „Bring einen Quran, der anders ist als dieser oder ändere ihn.“ Sprich: „Es steht mir nicht zu, ihn aus eigenem Antrieb zu ändern. Ich folge nur dem, was mir offenbart wurde. Ich fürchte, falls ich meinem Herrn ungehorsam bin, die Strafe eines gewaltigen Tages.“ (10:15)

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7. Argument: Alles was der Gesandte sagt ist im Islam eine Quelle der Religion! Der Koran sagt ja:

„noch spricht er aus Begierde.“ (53:3)

Antwort: Diese Manipulation des Verses ist sicherlich wichtig zu erwähnen, da sie oft als Argument für Ahadith auftaucht. Eine Antwort gibt der nachfolgende Vers:

Beim Stern, wenn er heruntersaust! Euer Gefährte ist weder verwirrt, noch befindet er sich im Unrecht noch spricht er aus Begierde. Vielmehr ist es eine Offenbarung, die (ihm) eingegeben wird. (53:1-4)

Es handelt sich daher stets um die Offenbarung selbst (den Koran) und nichts anderes.

 

8. Argument: Wir müssen dem Gesandten gehorchen! Das ist ein Beweis dass wir Ahadith brauchen. Der Koran sagt ja selbst:

An dem Tage, da ihre Gesichter im Feuer gewendet werden, da werden sie sagen: „O wenn wir doch Allah gehorcht hätten; und hätten wir (doch auch) dem Gesandten gehorcht!“ (33:36)

Antwort: Die Anhänger der Ahlu Hadith behaupten, dass der Vers 33:36 (wie auch andere ähnliche Verse) besagt, dass wir den Koran (Gott gehorchen) und die Ahadith (Gesandten gehorchen) befolgen sollten.

Sie sagen daher:

Allah gehorchen = Koran
dem Gesandten gehorchen = Hadith

Sie bringen keinen einzigen Beweis, dass diese „Gleichungen“ auch wirklich zutreffen. Nirgendwo wird bewiesen, dass mit „dem Gesandten gehorchen“ die Akzeptanz der Ahadith gemeint ist. Doch wie wir es in den obigen Argumenten auch gemacht haben, werden wir auch hier einmal mehr beide Augen zudrücken und das Spiel mitspielen. Wir werden beweisen, dass wenn man die sunnitische Voraussetzung annimmt, dies zu Widersprüchen führt.

Der Widerspruch folgt ohne großes Spektakel aus dem folgenden Vers:

Wer dem Gesandten gehorcht, der hat Gott gehorcht; und wenn sich jemand abwendet, so haben Wir dich nicht zum Hüter über sie gesandt. (4:80)

Dies bedeutet nach der sunnitischen Logik, dass „wer die Ahadith befolgt, befolgt auch den Koran“ – daher reicht es, wenn wir Bukhary befolgen, der Koran wird dann nicht mehr benötigt. Das Argument zeigt sich spätestens hier als absurd und unislamisch und wurde ad absurdum geführt.

Doch es stellt sich, auch für Muslime, die Frage, was es nun heißt, dem Gesandten zu gehorchen bzw. ihm zu folgen? Ironischerweise gibt Gott im Koran sogar eine Definition:

Dies sind jene, die dem Gesandten, dem Propheten folgen, der  unkundig ist; dort in der Thora und im Evangelium werden sie über ihn (geschrieben) finden: er gebietet ihnen das Gute und verbietet ihnen das Böse, und er erlaubt ihnen die guten Dinge und verwehrt ihnen die schlechten, und er nimmt ihnen ihre Last hinweg und die Fesseln, die auf ihnen lagen -; die also an ihn glauben und ihn stärken und ihm helfen und dem Licht folgen, das mit ihm hinabgesandt wurde, die sollen erfolgreich sein. (7:157)

Dem Gesandten folgen heißt also:

  • An ihn glauben
  • ihn stärken und ihm helfen (das konnte man zu seiner Lebzeit)
  • dem Licht folgen, das zu ihm hinab gesandt wurde (Koran)

Nirgendwo ist von Ahadith die geringste Rede. Somit hätten wir auch dieses Argument entkräftet.

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9. Argument: Ihr sagt, der Koran würde alle Antworten enthalten und begründet eure Aussage auf dem folgenden Vers:

Nichts haben Wir in dem Buch ausgelassen. Vor ihrem Herrn sollen sie dann versammelt werden. (6:38)

Dabei zitiert ihr nur einen Teil des Verses und nicht den ganzen. Wenn man aber den ganzen Vers zitiert, so sieht man, dass sich dieser auf Lawhe Mehfooz bezieht.

Antwort: Der ganze Vers lautet:

Es gibt kein Getier auf Erden und keinen Vogel, der auf seinen zwei Schwingen dahinfliegt, die nicht Gemeinschaften wären so wie ihr. Nichts haben Wir in dem Buch ausgelassen. Vor ihrem Herrn sollen sie dann versammelt werden. (6:38)

Dieses Argument schwebt sozusagen im Raum. Zunächst fehlt auch hier die Argumentation, wieso sich dieser Vers auf Lawhe Mehfooz beziehen soll. So etwas kann aus diesem Vers nicht geschlossen werden. Wir werden jedoch wieder beweisen, dass auch wenn man diesen Vers nicht auf den Koran bezogen versteht, das Argument, dass der Koran alles Relevante für die Religion enthält, nicht entkräftet ist. Dies sieht man unmittelbar aus den folgenden Versen:

Und wahrlich, Wir haben für die Menschen in diesem Quran allerlei abgewandelte Beispiele angeführt; aber die meisten Menschen wollen nichts anderes als ungläubig zu sein. (17:89)

Wahrlich, Wir haben in diesem Quran den Menschen allerlei Gleichnisse erläutert, doch von allen Geschöpfen ist der Mensch am streitsüchtigsten. (18:54)

Wahrlich, in ihren Geschichten ist eine Lehre für die Verständigen. Es ist keine erdichtete Rede (Hadith), sondern eine Bestätigung dessen, was ihm vorausging, und eine deutliche Darlegung aller Dinge und eine Führung und eine Barmherzigkeit für ein gläubiges Volk. (12:111)

Und am Tage, da Wir in jeglichem Volk einen Zeugen aus ihren eigenen Reihen gegen sie selbst erwecken werden, wollen Wir dich als Zeugen bringen gegen diese. Und Wir haben dir das Buch zur Erklärung aller Dinge herniedergesandt, und als Führung und Barmherzigkeit und frohe Botschaft für die Gottergebenen. (17:89)

Diese beziehen sich unmissverständlich auf den Koran.

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10. Argument: Der Koran ist doch selbst ein Hadith, der von denselben Menschen übermittelt wurde wie die Ahadith.
Wie könnt ihr die einen anerkennen und die anderen nicht?

Antwort: Dieses Argument bezieht sich auf die Authentizität der Ahadith. Es ist richtig, dass der Koran selbst ein Hadith ist (Wort, Geschichte etc.). Er selbst sagt jedoch zugleich auch, dass er der einzige Hadith ist, dem ein Muslim folgen darf:

Gott hat den schönsten Hadith, ein Buch, hinabgesandt, eine sich gleichartig wiederholende Schrift; vor der denen, die ihren Herrn fürchten, die Haut erschauert; dann erweicht sich ihre Haut und ihr Herz zum Gedenken Gottes. Das ist die Führung Gottes; Er leitet damit recht, wen Er will. Und der, den Gott zum Irrenden erklärt, wird keinen Führer ha ben. (39:23)

An welchen Hadith nach diesem wollen sie denn glauben? (77:50)

Haben sie denn nicht das Reich der Himmel und der Erde betrachtet und alle Dinge, die Gott geschaffen hat, und (haben sie nicht bedacht,) dass sich ihre Lebensfrist vielleicht schon dem Ende nähert? Woran sonst wollen sie wohl nach diesem Hadith glauben? (7:185)

usw.

Weiter beruht diese Argumentation auf geschichtlichem Unwissen. Der Koran wurde zu Zeiten Muhammeds nieder geschrieben und somit komplettiert. Für Ahadith dagegen galt (folgt man den Hadithbüchern selbst) ein Verbot der Niederschrift, das erst Jahrhunderte später gebrochen wurde. Es bedarf erst eines Bukharis aus dem heutigen Uzbekistan, der auf die Idee kam ein Buch gegen die damals herrschende mutazilitischen  Muslime zu schreiben und den Propheten für seine Zwecke zu instrumentalisieren.

Die Gegenfrage lässt sich stellen: Wo sind diese Ahadith? In welchem Museum liegen die Hadithmanuskripte des ersten Jahrhunderts isl. Zeitrechnung? Wenn dies eine religiöse Quelle des Islam ist, wie kann es sein dass wir keine Beweise haben, dass die ersten Generationen der Muslime diese als solche verstanden haben? Wieso argumentiert Shafi für Hadith und gegen Muslime, die nur dem Koran folgen, auf eine Art und Weise, die man in keinem Tafseer vor ihm findet, wenn es doch immer schon der Fall war, dass Muslime an Ahadith geglaubt haben? Wieso verbieten Ahadith Ahadith? Und dies auch nach „der Koransammlung Othmans“?

Geschichtlich spricht also nichts für den Hadithglauben. Es gibt keinen einzigen Beweis dafür. Daher ist es auch absurd, den Koran mit den Ahadith zu vergleichen. Zwischen dem Koran und den heute „anerkannten“ Hadithsammlungen liegen 250 Jahre Sektenkämpfe, politische Unruhen und Bruderzwist. Theologisch lässt sich das Argument ganz einfach mit diesem Vers entkräften:

Wahrlich, Wir Selbst haben diese Ermahnung hinab gesandt, und sicherlich werden Wir ihr Hüter sein. (15:9)

Gilt dies auch für Hadithe?

 

11. Argument: Wie kann es sein, dass gerade ihr richtig liegt und 99% der Muslime falsch? Es gab so viele Gelehrte und Muslime, die 1400 Jahre Ahadith anerkannt und befolgt haben, und jetzt kommt ihr mit euren Theorien über Nur-Koran.

Antwort: Auch dieses Argument zeugt von geschichtlichem Unwissen. Die sunnitische Propaganda hat in den letzten Jahrhunderten sehr viel Energie dafür verbraucht die Islamische Geschichte als eine homogene Entwicklung darzustellen, in der der Sunnismus den Islam schlechthin darstellt und alle anderen Gruppierungen Abspaltungen von diesem seien. Geschichtlich belegt ist jedoch gerade das Gegenteil: Es gab keinen Sunnismus in den ersten Jahrhunderten des Islam. Die „Rückinterpretation“ einer Tradition, die sich erst Jahrhunderte später entwickelte, auf die Zeit des Propheten ist somit ohne jede Fundierung.

Schenkt man jedoch den Geschichtsquellen als auch den sunnitischen Texten mehr Beachtung so wird man merken, dass die Muslime, die nur den Koran befolgt haben, nicht nur die erste theologische Schule des Islam bilden, sondern zugleich im 8. und 9. Jahrhundert die Staatsreligion der Ummah schlechthin darstellten. Die heutigen Sunniten waren damals nichts anderes als eine kleine Gruppierung die von den Islamischen Theologen missbiligt wurde, da sie viele Glaubensgrundsätze des Juden- und Christentums übernommen hatten. Ich empfehle dazu sowohl „Hadith as scripture“ von Aisha Musa, die eine Übersetzung von Shafis Werk enthält als auch „Der Islam“ von Hans Küng sowie Wolfsons „Philosophy of the Kalam“.

Doch es stellt sich die Frage ob die Anzahl der Gläubigen wirklich ein Kriterium der Wahrheit ist? Dass dem nicht der Fall ist, sehen wir im Koran selbst:

Und wenn ihnen Unsere deutlichen Zeichen verlesen werden, sagen die Ungläubigen zu den Gläubigen: „Welche der beiden Gruppen ist besser gestellt und gibt eine eindrucksvollere Versammlung ab?“ (19:73)

Und wenn du den meisten derer auf der Erde gehorchst, werden sie dich von Gottes Weg irreführen. Sie folgen nur Vermutungen, und sie raten nur (6:116)

Über Wahrheit stimmt man nicht ab!