Allgemein

Im Namen Gottes, des Allerbarmers, des Barmherzigen

Im Namen Gottes, des Allerbarmers, des Barmherzigen

Mit Ausnahme von Sure 9 beginnt jede Sure im Koran mit dieser Einleitung. Doch warum ist das so? Warum heißt es „Im Namen Gottes, des Allerbarmers, des Barmherzigen“? Warum nicht bloß „Im Namen Gottes“? Gott hat bekanntlich viele Namen im Koran. Ihm gehören die schönsten Namen (7:180, 17:110). Warum beginnen die Suren nicht mit „Im Namen Gottes, des Allhörenden, des Allwissenden“? Oder mit „Im Namen Gottes, des Allmächtigen, des Einzigen“? Welches Geheimnis steckt hinter genau dieser Einleitung?

Um dem auf die Schliche zu kommen, ist es notwendig, sich mit dessen arabischen Original zu befassen. Da heißt es: Bismi Llāhi ir-Ramāni ir-Raḥīm. Es kommen die drei Namen Allāh, ar-Ramān, ar-Raḥīm vor. Um diese besser einordnen zu können, beschäftigen wir uns zudem mit dem Glaubensbekenntnis der Gottergebenheit in Bezug auf die Einheit Gottes (arab.: tauḥīd), welches nicht nur durch den allseits bekannten Satz „Es gibt keinen Gott außer Gott!“ (arab.: lā ilāha illa Llāh) zum Ausdruck kommt. Vielmehr geht es um zwei Hauptaspekte dieser Einheit: die Einheit in Gottes Herrschaft (arab.: tauḥīd ar-rubūbiyyah) und die Einheit in Seiner Göttlichkeit (arab.: tauḥīd al-ulūhiyyah). Im Arabischen stecken die Begriffe rabb und ilāh dahinter. Beide beziehen sich auf Gott. Was sie aber voneinander unterscheidet, ist folgendes:

Rabb steht für den Herrn, den Erzieher und den Erhalter – wie Muhammad Asad ihn z.B. übersetzen würde. Vergleichbar ist die Beziehung zwischen Rabb und den Menschen mit der Beziehung zwischen Eltern und Kind. Geprägt von bedingungsloser Liebe und von einer tiefen Bindung zu uns erklärt uns Gott als Schöpfer die Welt, wie sie erschaffen wurde, welche Gesetzmäßigkeiten ihr unterliegen und was mit ihr nach unser aller Ableben geschieht. Ebenso gibt es viele Erklärungen, was die Schöpfung des Menschen, seine Beschaffenheit sowie seine natürliche Veranlagung anbelangt. Er erklärt uns die Notwendigkeit von Moral und Ethik und prägt Gleichnisse und Geschichten, damit wir unsere Lehren daraus ziehen. Es gibt zahlreiche Verse in verschiedenen Suren, die Seine Zeichen für uns ausführlich darlegen, und viele Geschichten über Noah, Abraham, Moses, Jesus u.a. im Koran. Die göttliche Erziehung zielt darauf ab, aus dem mit Vernunft versehenen Menschen ein mündiges und selbstbestimmtes Wesen zu machen, welches Herr über sein eigenes Schicksal wird und eigenverantwortlich seinen Lebensweg bestreiten kann.

Dass es im Rahmen dieser Erziehung manchmal ganz klare Regeln geben muss, liegt in der Natur der Sache. Denn der Mensch muss seine geistige Reife erst im Laufe von vielen Jahren erwerben, damit er eben überhaupt vernünftig und selbstbestimmt handeln kann. Nicht umsonst lautet die erste Aufforderung in Seiner allerersten Offenbarung gegenüber Muḥammad: „Lerne im Namen deines Herrn!“ (96:1). Und genau hier setzt der Begriff des Ilāh an. Er ist der Bestimmer, derjenige, der Ge- und Verbote formuliert und der Anweisungen und Empfehlungen erlässt. Überall dort, wo es heißt, dieses oder jenes sei arām (z.B. 6:151-153, 7:33), wenn wir z.B. Spionage und üble Nachrede zu unterlassen haben (49:12) oder wenn uns empfohlen wird, uns dem Gebet nicht im Rauschzustand zu nähern (4:43), ist der Ilāh am Werk. All diese Bestimmungen – gleich welcher Art – haben den Zweck, die Lebensordnung aufrecht zu erhalten und uns als gleichwertige Menschen untereinander nicht zu spalten. Dazu heißt es im Koran: „Er (Gott) hat euch von der Lebensordnung festgelegt, was Er Noah anbefahl und was Wir dir eingegeben haben und was Wir Abraham, Moses und Jesus anbefahlen: Haltet die (Bestimmungen der) Lebensordnung aufrecht und spaltet euch nicht darin. (…)“ (42:13).

Wenn der Versuch unternommen werden könnte, den Koran ganz grob zu kategorisieren, dann könnte er in folgende zwei Teile unterteilt werden: in einen deskriptiven und einen normativen. Unter letzterem könnten alle Ge- und Verbote, Anweisungen, Empfehlungen Gottes subsumiert werden, die in welcher Form auch immer im Koran auftauchen (allen voran die Aufforderungen zum Lernen in 96:1), während der deskriptive Teil alle Gleichnisse, Erzählungen und Darlegungen in Bezug auf Seine Zeichen umfasst, wie sie eben in Bezug auf Rabb angeführt wurden. Man kann sagen, der Koran beinhaltet (mindestens) zwei voneinander zu trennende Bücher: das Buch der Erzählungen – wenn man dies so formulieren möchte – und das Buch der Bestimmungen. Und wenn wir, wie oben, von einem Rabb und einem Ilāh sprechen, dann ist Rabb der Verfasser des Buchs der Erzählungen und Ilāh der Verfasser des Buchs der Bestimmungen. Und es geht sogar noch weiter: Ar-Raḥmān ist der Name Gottes in Bezug auf Seine Eigenschaft als Rabb (tauḥīd ar-rubūbiyyah) und Allāh ist der Name Gottes in Bezug auf Seine Eigenschaft als Ilāh (tauḥīd al-ulūhiyyah). D.h., ar-Raḥmān ist der Verfasser des Buchs der Erzählungen und Allāh der Verfasser des Buchs der Bestimmungen. Somit hätten wir die Einleitung bismi Llāhi ir-Raḥmān behandelt. Und was ist mit ar-Raḥīm?

Kein Buch der Welt wird ohne eine ihm zugrundeliegende, allgemeine Intention geschrieben. Das Gleiche muss auch für Gottes Buch gelten, oder besser gesagt: für Gottes beide Bücher. Und wenn es dementsprechend eine göttliche Intention geben muss, muss sie zwangsläufig gut sein? Wir sind auf die Namen Gottes Allāh und ar-Ramān eingegangen. Beides sind Namen, die Gegensätze in sich vereinen. Im Koran tauchen oft Begriffspaare auf, die Gott in Seinem Wesen beschreiben. Er ist gleichzeitig der Erste und der Letzte, der Offenkundige und der Verborgene, der Barmherzige und der Strafende. Dies gilt auch für den Namen ar-Ramān, auch wenn dieser Begriff im Deutschen als „Allerbarmer“ übersetzt wird und aufgrund des darin steckenden Begriffs des „Erbarmens“ positiv belegt ist. Im Koran ist ar-Ramān neutral, ein Oberbegriff, gleichrangig mit Allāh:

17:110 Sprich: Ruft Allāh oder ruft ar-Ramān an. Welchen ihr auch ruft, Sein sind die schönsten Namen. (…)

Mit anderen Worten: Die schönsten Namen Gottes können nicht nur unter Allāh, sondern auch unter ar-Ramān subsumiert werden. Daher wird von nun an im Zuge der Übersetzung des Korans in Deutschen ar-Ramān im arabischen Original beibehalten. Und wenn Allāh gleichzeitig barmherzig und strafend sein kann – dafür gibt es unzählige Beispiele im Koran –, so gilt dies auch für ar-Ramān:

7:156 (…) Er sagte: Mit meiner Strafe treffe ich, wen Ich will, aber meine Barmherzigkeit umfasst alles. (…)

19:45 O mein lieber Vater, ich fürchte, dass dir Strafe von ar-Ramān widerfährt, sodass du zu einem Gefolgsmann des Satans wirst.

19:61 … in den Gärten Edens, die ar-Ramān Seinen Dienern im Verborgenen versprochen hat. Sein Versprechen wird erfüllt.

Wenn es dann zu Beginn einer Sure bismi Llāhi ir-Ramān heißt und die Einleitung bis hierhin als neutral angesehen werden muss, welcher Teil von Allāh und ar-Ramān verfasst die beiden Bücher des Koran? Der Barmherzige oder der Strafende? Der Vergebende oder der Strenge? Jemand, der es mit dem Menschen gut meint oder nicht? Welche Beziehung stellt Gott mit den Menschen im Koran her? Erzählungen können auf viele verschiedene Wege formuliert werden. Sie können ermutigend oder entmutigend sein. Sie können dem Menschen gegenüber wohlwollend oder missgünstig sein. Sie können aufbauend oder zerstörerisch wirken. Dasselbe gilt auch für das Buch der Bestimmungen.

Anders als ar-Ramān ist ar-Raḥīm kein Oberbegriff. Er ist Teil eines Gegensatzpaares, dessen anderer Pol der Strafende oder der Strenge im Strafen ist. Im Arabischen heißt es dann schadīd-ul ´aḏāb. Und wenn ar-Raḥīm von Ramah kommt und Barmherzigkeit bedeutet, dann ist ar-Raḥīm der Barmherzige. Somit kann ar-Ramān gleichzeitig der Barmherzige (ar-Raḥīm) und der Strenge im Strafen (schadīd-ul ´aḏāb) sein. Doch worin besteht genau die Barmherzigkeit? Wie lässt sie sich anhand der Verse im Koran definieren?

Barmherzigkeit besteht zwischen zwei Parteien, von denen Gott einer sein kann, es aber nicht zwingend muss. Sie besteht für den Barmherzigkeit Gewährenden darin, aus Mitgefühl sein Herz zu öffnen, die Not des anderen Menschen wahrzunehmen und entsprechend zu handeln, indem er ihn mit etwas bevorzugt oder begünstigt. Es kann beispielsweise die Not eines Kindes sein, welches auf einem Fahrrad, das er noch nicht beherrscht, nicht zurechtkommt. Barmherzigkeit ist in diesem Falle die helfende Hand, die es benötigt, um dem Kind das Fahrradfahren beizubringen. Barmherzigkeit kann in einem simpleren Beispiel auch ein Stein sein, der aus der Fahrbahn entfernt wird, damit andere Verkehrsteilnehmer keinen möglichen Schaden dadurch erleiden. Barmherzigkeit wirkt sich ausschließlich positiv für den/die Empfangenden aus. Es ist etwas, das weiterhilft und Freude bereitet. Denn das tut es für das Kind in unserem ersten Beispiel mit Sicherheit. Die Konsequenzen für den Barmherzigkeit Empfangenden sind im Allgemeinen mildernde Umstände, eine signifikante Verbesserung der Ausgangssituation und ein Mehr an Ressourcen und/oder Möglichkeiten.

Die Not des Empfangenden kann selbst- oder fremdverschuldet sein. Was jedoch charakteristisch für die Barmherzigkeit ist, ist, dass der Empfangende es nicht schafft, mit eigenen Mitteln aus seiner Situation herauszukommen – entweder weil er körperlich oder geistig nicht mehr in der Lage dazu ist oder weil er die nötige Reife oder Kompetenz noch nicht besitzt. Somit muss es in der konkreten Situation ein Gefälle zwischen dem Barmherzigkeit Gewährenden und dem Empfangenden geben. Wer selbst kein Fahrrad fahren kann, kann es auch keinem anderen beibringen.

Eindrücklich sind in diesem Zuge die Gleichnisse und Erzählungen, die es im Koran hierzu gibt. Dazu gehört die Sure 21 (Verse 51-92), in denen vom Leben vieler Propheten berichtet wird: von Noah und Lot, die ihrem Volk zu entkommen versuchten, es aber nicht schafften; von Ayyūb, dem großes Unheil widerfuhr und keinen Ausweg fand; von Dhu-n Nūn (Jonas), der vor seinem Schicksal floh, weil ihm seine Mitmenschen nicht glaubten; oder von Zakariyyah, der unbedingt Nachwuchs wollte, jedoch nie ein Kind bekam. Jeder von ihnen befand sich in seiner eigenen Notlage, so erbarmte sich Gott ihrer. Noah und Lot gelangen die Flucht und ihre Völker sind untergegangen. Ayyūb bekam seine Familie wieder und „nochmal die gleiche Zahl dazu“. Dhu-n Nūn akzeptierte sein Schicksal und nahm seinen Auftrag wieder auf. So glaubten sie ihm am Ende doch. Und Zakariyyah bekam letztlich doch einen Sohn, nachdem seine Frau wieder gebärfähig wurde. Ihnen allen gewährte Gott Barmherzigkeit. Er half ihnen aus Mitgefühl in ihrer Notsituation und verbesserte dadurch die Lage aller.

Und so ist auch der Koran an sich – die Botschaft, die Muḥammad seinerzeit erhielt – eine Barmherzigkeit für die Weltenbewohner (21:107). Gott tut dies aus Mitgefühl für uns angesichts der Tatsache, dass sich heute 8 Milliarden Menschen einen einzigen Planeten mit endlichen Ressourcen teilen. Jeder Mensch hat seinen eigenen Willen, seine eigenen Bedürfnisse und seine eigenen Wünsche und Träume (21:92). Und so kommt es nicht von ungefähr, dass es in diesem Wetteifern Gewinner und Verlierer gibt. Das entspricht auch dem Einwand, den die Engel vor der Schöpfung des Menschen erbrachten, als sie befürchteten, dass durch ihn viel Unheil angerichtet und viel Blut vergossen wird (2:30). Ein Blick ins Weltgeschehen reicht aus, um ihnen Recht zu geben. Doch es besteht Hoffnung in Form des Korans, der jedem zur Verfügung steht, der ihn annimmt – eine Barmherzigkeit Gottes, die uns dabei hilft, das zu erkennen, was wir noch nicht erkannt haben, damit wir uns gegenseitig aus einer misslichen Lage heraushelfen können. Der Koran hat das Potential, in jeglicher Lebenssituation zu helfen. Er liefert Hilfestellungen im individuellen, im kulturell-religiösen und im gesellschaftlichen Bereich. Barmherzigkeit ist die Intention, die den beiden Büchern Gottes zugrunde liegen – dem Buch der Erzählungen von ar-Ramān und dem Buch der Bestimmungen von Allāh. Sowohl die Erzählungen als auch die Bestimmungen sind dazu gedacht, Gedankenanreize zu schaffen, und helfen uns dabei, zu erkennen, worauf es im Leben wirklich ankommt und was richtiges Handeln ausmacht.

Barmherzigkeit oder Ramah ist ein gutes Beispiel hierfür. Im Buch der Erzählungen fanden wir jene Praxisbeispiele der Propheten, wie sie oben in Sure 21 angeführt wurden. Sure 19 bedient sich einer abgewandelten Perspektive auf dieses Thema und stellt insbesondere das Gegensatzpaar Barmherzigkeit und Strafe ausführlich und detailliert erklärt gegenüber. Insgesamt kommt die Wortwurzel ra`-ḥa`-mīm, aus der die Begriffe Ramah und ar-Raḥīm abgeleitet werden, im Koran 339-mal vor. Dementsprechend viel kann über die Barmherzigkeit gelernt werden.

Im Buch der Bestimmungen erfahren wir mehrere Anweisungen, die des Erfahrens von Barmherzigkeit dienstlich sind. Beispiele sind:

  1. Lerne in Namen deines Herrn! (96:1) -> lebenslanges Lernen erforderlich!
  2. (…) Und Meine Barmherzigkeit umfasst alles. Ich werde sie denjenigen gewähren, die achtsam sind, zur Läuterung beitragen und die an unsere Zeichen glauben! (7:156) -> Achtsamkeit, Läuterung und aufrichtiger Glaube erforderlich!
  3. So sei standhaft in Bezug auf das Urteil deines Herrn und sei nicht wie der Gefährte des großen Fisches [Jonas, s.o.], als er voller Gram rief! (68:48) -> Standhaftigkeit erforderlich!
  4. Die Gläubigen sind einander Geschwister. So stiftet Verbesserung zwischen euren Geschwistern und seid euch Gottes bewusst, auf dass ihr Barmherzigkeit erlangen möget! (49:10) -> Zwischenmenschliches Verantwortungsbewusstsein erforderlich!

Das ist auch der Grund, warum es am Anfang fast jeder Sure nicht bloß „Im Namen Gottes“ heißt, „Im Namen Gottes, des Allhörenden, des Allwissenden“ oder „Im Namen Gottes, des Allmächtigen, des Einzigen“. Es heißt auch nicht „Im Namen Allāhs, ar-Ramāns, des Ersten (arab.: al-`Awwal)“, „Im Namen Allāhs, ar-Ramāns, des Letzten (arab.: al-`Āchir)“ oder „Im Namen Allāhs, ar-Ramāns, des Strengen im Strafen (arab.: schadīd-ul ´aḏāb). Gott hat sich selbst Barmherzigkeit verordnet (6:12, 6:54) und jedes Mal, wenn wir uns hinsetzen, den Koran öffnen und die Einleitung lesen, ist diese eine Erinnerung für uns, alles Alltägliche hinter uns zu lassen, kurz innezuhalten und uns vollständig Seiner Barmherzigkeit für alle Menschen, dem Koran, hinzugeben und von ihr zu lernen, auf dass sie uns das Tor zu vielen anderen Barmherzigkeiten Gottes öffnet, die wir erhalten können. Deswegen heißt es am Anfang (fast) jeder Sure:

„Im Namen Allāhs, ar-Ramāns, des Barmherzigen“

Sonnenuntergang Mann breitet seine Arme aus

In jedem Menschen steckt eine Kalifin!

2:30 „Und als dein Herr zu den Engeln sagte: ‚Ich werde auf der Erde einen Nachfolger1 hinterlassen!‘, sagten sie: Lässt du darauf solch einen, der Verderben stiftet und Blut vergießt, wo wir dich mit Lob preisen und dich heiligen. Er sagte: Ich weiß, was ihr nicht wisst.“

Hanif-Übersetzung (alquran.eu)

Schon mal aufgefallen, dass das arabische Wort für „Nachfolger“, also chalīfah (arab.: خليفة), eigentlich weiblich ist? Seltsam, oder? Denn die männliche Form wird im Arabischen nicht verwendet. Sie gibt es nicht mal! Und wenn man an dessen eingedeutschte Version denkt, also das Wort „der Kalif“ oder „das Kalifat“, dann schauert es in der Regel nicht nur dem Otto-Normal-Muslim überall auf der Welt. Zu groß ist das Unheil, das unter diesem Banner in manchen Teilen der Welt verbreitet wurde, sodass sich im Grunde jeder Mensch, der etwas auf Menschenwürde, Freiheit und Gerechtigkeit gibt, naturgemäß von diesen schrecklichen Barbareien distanziert und jeder Muslim deren weltfremden Auslegung des Korans den Kampf ansagen sollte.

Gehen wir weiter in die Geschichte zurück, so kommen in der Regel nur männliche Kalifen in den Sinn – Abū Bakr, Omar oder Uthmān. Während Ersterer sich noch „Nachfolger des Propheten“ (arab.: chalīfat rasūlillāh, خليفة رسول الله) nannte, ging Uthmān zum Namen „Nachfolger Gottes“ (arab.: chalīfatullāh, خليفة الله) als Bezeichnung seines Postens über. Keinem von ihnen sowie von denen, die nach ihnen kamen, ist dabei je in den Sinn gekommen, die männliche Version, also chalīf (arab.: خليف), zu verwenden, so wie wir es im Deutschen tun.

Und dennoch ist der Begriff „chalīfah“ bzw. das deutsche Wort „Kalif/Kalifat“ heutzutage in der breiten Mehrheit trotz aller Distanzierungen und andersartiger Auslegungen des Islams wie kaum ein anderer Begriff zum Sinnbild des Patriarchats geworden, wonach – bildlich gesprochen – der große, grimmige und vollbärtige Mann das Weltgeschehen bestimmt und die kleine, schwache Frau von der Öffentlichkeit verbannt wird. Geht es strikt nach der Tradition, so hat die Frau bestenfalls Haushalt und Kinder zu hüten, sich in der Öffentlichkeit mehr oder minder stark zu bedecken und dem Mann bedingungslos zu gehorchen. Mal mehr mal weniger schlimm geht es heutzutage tatsächlich noch in vielen muslimischen Familien in Deutschland zu. Manchmal ist es offensichtlich, manchmal verstecken sich derartige traditionalistische Züge hinter der Fassade angeblicher Aufgeklärtheit und Offenheit.

„Das Diesseits ist das Gefängnis des Gläubigen!“ heißt es in einer allgemein bekannten Überlieferung des Propheten. Ich sage: Der Glaube ist das Gefängnis des Gläubigen. Jedenfalls jener uns überlieferte, traditionelle Glaube, der uns vererbt wurde und seit Jahrhunderten so oder so ähnlich praktiziert wird – jener Glaube, dem nicht nur Frauen und Kinder zum Opfer fallen, sondern der den Anspruch hat, für jeden Einzelnen, ob Mann, Frau oder Kind, sämtliche Lebensbereiche bis ins kleinste Detail zu reglementieren. Damit nimmt er dem Einzelnen die Luft zum Atmen und den Raum zur freien Entfaltung der Persönlichkeit. Als solcher Gläubiger lernt man nicht unbedingt, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen und so zu leben, wie man es für richtig hält. Eigenverantwortung und Selbstbestimmung sind Fremdwörter im traditionellen Glauben. Und wenn man sich die entsprechende Literatur anschaut, die uns nun seit Jahrhunderten erhalten blieb, so wimmelt sie nur so von unzähligen Vorschriften, die wir im Alltag im Hier und Jetzt umzusetzen haben.

Mann und Frau haben in Moscheen getrennte Räume zu betreten. Man hat mit der rechten Hand zu essen. Und die anderen, die Nicht-Muslime, sind anders als wir. Drum haben wir Abstand von ihnen zu nehmen. Dies sind nur drei von etlichen Beispielen für Vorschriften, die es gibt. Und wer sich nicht an diese Vorschriften hält, gilt schnell als Abtrünniger. Es sind Vorschriften, die meines Erachtens nichts mehr mit unserer heutigen Wirklichkeit zu tun haben. Warum darf sich die Frau in einer Moschee im selben Raum nicht zum Mann gesellen? Warum darf man kategorisch nicht mit der linken Hand essen, wenn einem danach ist? Und warum sollen sog. „Nicht-Muslime“ anders bzw. schlechter gestellt sein als wir, die wir uns selbst „Muslime“ nennen?

Der Mensch ist ein Nachfolger Gottes. Ist damit automatisch der Mann gemeint? Also einer, der mental so schwach ist und sich vor seinen eigenen Trieben nicht sicher sein kann, wenn er in einem Gotteshaus eine Frau erblickt? Einer, der dermaßen willensschwach ist und dem ein bloßer Blick auf das Kopftuch oder das Oberteil der Frau genügt, damit er seinen eigenen Gottesdienst nicht mehr leisten und sich auf Gott nicht mehr konzentrieren kann? Einer, der die Frau somit lieber zum Sündenbock für die eigenen Unzulänglichkeiten macht und sie somit in Hinterzimmern verschließt, als sich seinen eigenen Mängeln zu stellen und an sich zu arbeiten? Einer, der die Macht des Patriarchats nutzt, um seine eigene, vermeintlich starke Position zulasten der Frau festigt?

Ich beschuldige keinen Abū Hurayrah, Schafiī oder Buchārī, die den Leuten ihrer Zeit tatsächlich ihren Dienst erwiesen haben könnten. Ich beschuldige einen jeden von uns, der selbst heute noch an solchen irrationalen Glaubenssätzen festhält und sie mit aller Macht und ohne Rücksicht auf Verluste umgesetzt haben möchte – Glaubenssätze, die zu familiärer Gewalt führen können, nur weil man den Löffel oder die Gabel mit der linken Hand festhält. Glaubenssätze, auf Grundlage derer pessimistisch und reaktionär auf die Welt geschaut und treu dem Motto „Bist du nicht mein Freund (also Muslim), bist du mein Feind!“ gefolgt wird. Nur weil der eine oder anderer gemäß dieser veralteten Vorschriften als „Nicht-Muslime“ gilt.

Wenn man sich dieses Sammelsurium an Vorschriften und jeden, der unentwegt daran festhält, anschaut, so scheint Angst das dominierende Gefühl zu sein – Angst um den eigenen Status und die Vorherrschaft des Mannes, Angst vor Herausforderungen, die zu jeder Zeit sowohl innerhalb als auch außerhalb der muslimischen Community lauern, und Angst vor dem Wandel und dem Neuartigen, das das Leben unweigerlich bietet. Angst führt zu Unsicherheit und Unsicherheit führt zu einem Schutzwall, den man um sich herum baut, um den vermeintlichen Gefahren etwas entgegenzusetzen. Man tut dies aus vermeintlicher Stärke, doch in Wahrheit ist man schwach. Schwach, weil die Frau in vielerlei Hinsicht als potenzielle Gefahr in der öffentlichen bzw. religiösen Ordnung gilt und man sie deswegen kategorisch herabwürdigen muss. Schwach, weil man in jeder noch so alltäglichen Situation Angst vor der Strafe Gottes hat, weil man zulässt, dass der Teufel angeblich mitisst, wenn man den Löffel mit der linken Hand festhält und man denjenigen deswegen maßregeln muss. Und schwach, weil man der globalisierten Welt mit all ihren materiellen und geistigen Errungenschaften, die dem Wohl des Menschen dienen können, nichts entgegenzusetzen hat und man deswegen die „Nicht-Muslim“-Karte spielen muss, um sich künstlich und trotz allen Fortschritts der anderen über sie zu stellen. Angst ist hochgradig ansteckend und wirkt sich auf die Kindererziehung aus, sodass auch kommende Generationen Gefahr laufen, von dieser völlig vereinnahmenden Angst dauerhaft gelähmt zu werden.

Der traditionelle Glaube verkommt somit zur bloßen Verteidigung einer vor Jahrhunderten konstruierten Identität, die nicht auf der Idee des Menschen als wertvolles Geschöpf Gottes fußt, die keinen Unterschied zwischen Geschlechter oder Religionszugehörigkeiten macht. Der einzelne Mensch in seiner Besonderheit spielt keine besonders große Rolle. Genau genommen spielt er gar keine Rolle. Der Wert des Menschen bemisst sich vielmehr daran, ob er Männlein oder Weiblein ist, sich Muslim nennt und im Grad, wie konform er sein Leben mit diesen Vorschriften lebt. Vorschriften, die von großen, grimmigen und vollbärtigen Männern 1400 Jahre nach Abū Bakr, Omar und Uthmān mit Vehemenz verteidigt werden – ob im Fernsehen, in der Literatur oder im Internet. Deren Nachfolger wiederum sind die Oberhäupter in den einzelnen Familien; die Ehemänner, die Väter und die großen Brüder, die mit eiserner Hand die Geschicke leiten. Alle als Möchtegern-Kalifen und aus vermeintlicher Stärke und Überlegenheit. Im Grunde geht es jedoch nur um Macht, Männlichkeit und den Erhalt des Patriarchats mit der Folge, dass sich der einzelne Gläubige, insbesondere die Frau, auf Grundlage von Angst, Unsicherheit und einer kategorischen und pessimistischen Abwehrhaltung gegenüber alles und jeden mit der Welt in Verbindung setzt. Doch dies ist mitnichten die Essenz aus der Nachfolgerschaft Gottes auf Erden.

Wir haben bereits festgestellt, dass das Wort chalīfah eigentlich weiblich ist. Es ist so, als würde man Herr Bundeskanzlerin sagen, 50 Cent als weltberühmte, amerikanische Rapperin bezeichnen oder Omar Kalifin nennen. Und wenn man daran denkt, dass es die Frau ist, die das Kind gebärt und somit Leben in die Welt setzt – im Grunde kann sie als Schöpferin wie Gott angesehen werden –, dann müssen wir Menschen, ob Mann oder Frau, als „Nachfolgerinnen“ Gottes auf Erden die Welt und die Schöpfung in ihr so lieben, wie Gott seine Schöpfung und die Mutter ihr eigenes Kind liebt – eine Liebe, die bedingungslos ist und alle Höhen und Tiefen überdauert, einfach weil das Kind bzw. der Mensch da ist. Nicht die Angst ist dann das dominierende Gefühl in der Glaubensausübung, sondern die Liebe zu sich selbst und zu den Menschen und Dingen in der Umgebung. Liebe gehört zu den grundlegenden Prinzipien, die die Wirklichkeit durchdringen. Leben entsteht aus Liebe – die Liebe zwischen Gott und Mensch, zwischen Sonne und Blume, zwischen Mann und Frau, zwischen Eltern und Kind, selbst im Tierreich. Liebe ist schöpferisch und gleichzeitig unerschöpflich. Und wenn wir den Geist Gottes in uns tragen, dann entsprechen wir jenem göttlichen Teil in uns, wenn wir lieben, statt hassen. Wenn wir dankbar sind statt ängstlich. Wenn wir vertrauen, statt permanent misstrauisch zu sein. Wenn wir jeden Tag neu erschaffen, statt die Welt um uns herum, für die wir die Verantwortung tragen, herabzuwürdigen und zu zerstören.  

Wer liebt, durchbricht das „Gefängnis des Gläubigen“ und stellt keine Bedingungen als Gegenleistung für die Liebe. Und wer Regeln dennoch aufstellen muss, tut dies nicht zum reinen Selbstzweck, sondern aus Liebe zum Gegenüber mit dem Zweck einer möglichst gesunden körperlichen und geistigen Entwicklung. Ob Mann oder Frau, ob derjenige sich später Muslim, Christ oder Agnostiker nennt, spielt grundsätzlich keine Rolle. Liebe macht in der Hinsicht keinen Unterschied. Und es ist genau diese Bedingungslosigkeit in der Liebe, an der es im traditionellen Glauben so sehr mangelt. Man ist sehr schnell damit, mit dem Finger auf andere zu zeigen und zu sagen: Die Herzen derer oder jener sind verhärtet wie Steine (2:74). Doch wenn die Tradition über alles andere gestellt wird, dann produziert sie nichts anderes als massive Felsblöcke, die sich nicht mehr verrücken lassen.

Liebe heißt zuallererst loslassen. Leben und leben lassen. Selbst wenn es der/die eigene Partner/-in oder das eigene Kind ist. Wer liebt, dem ist es egal, ob das Besteck mit der linken oder der rechten Hand benutzt wird. Dem ist es egal, dass Mann und Frau sich in der Moschee in ein und demselben Raum aufhalten. Schließlich geht es dort um die Erfüllung spiritueller Bedürfnisse, an der alle gleichermaßen das Recht haben, und darum, in Gesprächen und Predigten voneinander zu profitieren. Wer liebt, der gönnt anderen ihre Errungenschaften, ob sie sich Muslime nennen oder nicht. Wer liebt, der lebt nicht in permanenter Unsicherheit und Angst. Wer liebt, der nimmt keine kategorische und pessimistische Abwehrhaltung gegenüber dem Rest der Welt ein. Wer liebt, wirkt schöpferisch und tritt der Welt mit offenen Armen und Augen entgegen. Er sieht das, worauf es wirklich im Leben ankommt: auf den Menschen, der Gottes Geist in sich trägt und daher das Recht hat, entsprechend den eigenen Vorstellungen zu leben, zu lieben und seine körperlichen und seelischen Bedürfnisse zu erfüllen.

Natürlich schreibt die Realität ihre eigenen Geschichten und vieles, was sich in der Theorie so einfach anhört, sieht in der Praxis ganz anders aus und muss sich daher erst behaupten. Dies nicht nur, dass es unheimlich schwierig ist, Veränderungen innerhalb der muslimischen Glaubensgemeinschaft herbeizuführen – auch aufgrund des einen oder anderen Möchtegern-Kalifen, von denen oben die Rede war. Denn er möchte von dieser Art Liebe nichts wissen. Die muslimische Community hat so viel mehr verdient als die Lage, in der sie sich jetzt überall auf der Welt befindet. Potential ist definitiv vorhanden. Darüber hinaus legen die vielen Kriege, Katastrophen und Krisen, für die der Mensch verantwortlich ist, kein gutes Zeugnis über den Menschen insgesamt und das Gebot der Liebe gegenüber den Mitmenschen ab. Doch weil wir alle eben Menschen sind, die wir den Geist Gottes in uns tragen, haben wir immer die Wahl und tragen wir die Verantwortung für die gesamte Schöpfung, sodass wir dem Unheil – gleich welcher Art – mit dem entgegentreten können, mit dem wir samt unserer Möglichkeiten und Fähigkeiten in der Lage sind. Die Botschaft Gottes ist eine Botschaft der Liebe oder um es mit den Worten von Navid Kermani zu formulieren: In jedem Menschen steckt eine Kalifin!  

Fußnoten:

1 Andere Übersetzungen lauten an dieser Stelle Statthalter, Stellvertreter oder Sachwalter.

Weltfremdheit und Abnormität – Wie Freitagspredigten unwissentlich ihres Potentials beraubt wurden

Man stelle sich heute eine Freitagspredigt in einer beliebigen Moschee in Deutschland vor, wie sie abgehalten wird und wie dann plötzlich eine Frau unter den Sitzenden auftaucht und laut von sich gibt, dass sie nicht mit dem einverstanden ist, was der Prediger von sich gibt – ein Ding der Unmöglichkeit, so wie es heutzutage scheint. Doch das ist nicht immer so gewesen. Ein Blick in die Geschichte gibt Aufschluss darüber.

Denn zu Zeiten des Kalifen Omar ist Ähnliches passiert. Im Vorfeld hatten sich einige junge Männer beim Kalifen beschwert, dass Brautgaben so hoch geworden sind, dass sich kaum einer eine Eheschließung leisten konnte. Daher nahm Omar seine Freitagspredigt als Anlass, um bekannt zu geben, dass es von nun an einen Höchstsatz geben solle. Da sprang eine Frau aus der vor ihm sitzenden Menschenmenge auf und legte Einspruch ein, indem sie einen Vers aus dem Koran zitierte, der die Festlegung einer Höchstgrenze für nichtig erklärt:

4:20 „Und wenn ihr eine Gattin anstelle einer anderen eintauschen wollt und ihr der einen von ihnen Schatz gegeben habt, dann nehmt nichts davon zurück (…).“

eigene Übersetzung

Omars Reaktion sinngemäß: „Jeder weiß Bescheid, außer ich! Hiermit erkläre die Festlegung einer Höchstgrenze für ungültig!“

Da frage ich mich persönlich, was ist bei uns schief gelaufen, dass sowas mittlerweile undenkbar geworden ist. Schließlich heißt es in der traditionellen Lehre einhellig, dass man sich in der Ausübung der Religion an die Zeit des Propheten und seine Gefährten orientiert. Aus diesem Grund wird heute zum Beispiel auch das Feiern von Geburtstagen verboten, weil es der Prophet auch nicht täte. Doch was wäre, wenn ich sage, dass das Freitagsgebet in der Anfangszeit des Islams vor der Predigt abgehalten wurde und der einzige Grund, warum Gebet und Predigt in die uns heute bekannte Reihenfolge getauscht wurden, ein pragmatischer war, nämlich der, dass man die Gefahr sah, dass alle nur noch zum Gebet kommen und sich danach aus den unterschiedlichsten Gründen schnell wieder verabschieden würden, woraus Chaos entstehen würde? Erst recht dann angesichts der Tatsache, dass der Islam in seiner Anfangsphase schnell an Mitglieder gewann. Mittlerweile wurde das Leben des Kalifen Omar verfilmt und jeder kann die Geschichte um Omar und der zwischenredenden Frau spätestens jetzt mit eigenen Augen sehen. Wieso fragt keiner nach dem Warum? Welche Lehren können aus dieser Geschichte gezogen werden?

Die Frage nach dem „Normalen“ im Islam in Bezug auf die Freitagspredigt

Wenn wir uns noch einmal jene Geschichte vor Augen führen, dann stellt sich folgende Frage: Was ist das Normale, was das Abhalten von Freitagspredigten angeht? Wenn unsere jetzige Situation der Maßstab sein sollte, dann wird sich immer wieder die Frage stellen müssen, warum es damals anders als jetzt war. Sprich: Warum es damals üblich war, in einer Freitagspredigt dazwischen zu reden, und heute nicht. Oder warum sich Frauen und Männer damals während der Predigt gemeinsam in einem Raum aufhalten durften und heute nicht. Oder warum es nicht verpönt war, dass die Frau in Gegenwart fremder Männer ihre Stimme erheben durfte und heute schon. Darauf wird es meines Erachtens nach keine zufriedenstellende Antwort geben. Im Gegenteil: In unserer heutigen Tradition gibt es einige Überlieferungen, die die Teilnahme an der Freitagspredigt regeln, in denen es z.B. heißt, dass man während der Predigt komplett still sein soll und dass man kein Wort sagen darf, außer es ist zwingend notwendig. Geschweige denn von der dezidierten Haltung der Muslime, Männer von Frauen in der Moschee voneinander zu trennen.

Wenn aber die damalige Situation das eigentlich Normale sein sollte, dann kann es meines Erachtens nach gute Gründe geben, dies anzunehmen. Auf diese werde ich nun im Einzelnen zu sprechen kommen:

Die historische Figur Omar

In der Tradition gilt Omar als charismatischer Typ, ist grob in seiner Art und hat eine starke Persönlichkeit. Er macht für gewöhnlich keinen Hehl daraus, wem gegenüber er feindlich gesinnt ist. Bekannt war er auch für seine Nähe zu seiner Familie, seinen Gefährten und seinem Volk und orientierte sich am Wohlergehen aller. Doch war er in seinem Handeln auch harmoniebedürftig. Denn seine Ernennung zum Kalifen war alles andere als demokratisch im Sinne des bereits damals bekannten und in wichtigen Angelegenheiten, die die damalige, noch junge und in politischer Hinsicht instabile muslimische Umma betrafen, angewendeten schūrā-Prinzips. Dennoch stieg das Kalifat unter seiner ca. zehnjährigen Herrschaft zur neuen Großmacht im Nahen Osten auf und er schloss zahlreiche Verträge mit der eroberten Bevölkerung.

Sein harter und grober Umgang und sein Temperament verleiteten ihn öfter dazu, unüberlegt Absichten zu fassen und Worte in den Mund zu nehmen, die er daraufhin selbst revidiert. Dazu gehört u.a. die Absicht, den Propheten zu töten. Das war in seiner Zeit vor Annahme des Islams, denn es kam bekanntlich anders. Dazu gehört auch seine Aussage unmittelbar nach dem Tod des Propheten: „Ich töte mit diesem meinem Schwert jeden, der sagt, Mohamed sei tot!“

Diesen Angaben nach zu urteilen, klingt es für mich glaubwürdig, dass sich das Ereignis um die Frau und Omar in der Freitagspredigt so oder so ähnlich abgespielt haben muss. Omar war dem Anschein nach selbstkritisch genug. Und dass er auf die Kritik der Frau eingegangen ist und seine Anweisungen revidiert hat, zeugt von einer glaubwürdigen Autorität Omars und einer ebenso hohen Stellung der Frau. Und um sie soll es im Folgenden gehen.

Die zwischenredende Frau

Bekannt ist weder ihr Name noch, dass sie ein höheres Amt oder eine wichtige Funktion unter dem Kalifen Omar bekleidete, sodass sie zu seinen engen Vertrauten zählte. Man muss sich das noch einmal vorstellen: Eine x-beliebige Frau steht mitten in einer wichtigen Predigt auf und bietet jemandem Paroli, der nicht gerade für seine sanfte Art bekannt ist, wenn ihm gegenüber Gegenwehr geleistet wird, jemand, der eine noch junge islamische Nation führen musste und der als Oberbefehlshaber seiner Armee zahlreiche Kriege koordinierte. Wir haben zwar bereits gesagt, dass Omar sehr volksnah war und sich sehr um das Wohlergehen seiner Leute kümmerte, sodass er diesen Einwand zuließ. Dies steigert natürlich das ohnehin schon hohe Ansehen Omars in der sunnitischen Tradition als einer der rechtgeleiteten Kalifen und engen Weggefährten des Propheten. Doch die einseitige Fokussierung auf Omar tut nicht nur der Frau Unrecht, für die es anscheinend normal war, mitten in der Predigt einfach aufzustehen und ihr Wort gegen das des Kalifen zu erheben.

Wir leben in einer Zeit, in der sich die islamische Religion mit ihren ca. 1,8 Milliarden Anhängern weltweit im Laufe von Jahrhunderten fest etabliert hat. Es gibt unzählige Moscheen, feste, religiöse Riten und eine überwiegend gemeinsame Weltanschauung. Jemand, der heutzutage als Muslim geboren wird, kennt die Dinge, die ihm beigebracht werden, nur auf jener Art und Weise, wie er sie dann auch überall auf der Welt sieht. Und wenn sich heutzutage eine Frau Mut fasst und während der Freitagspredigt in den Männerbereich der Moschee eintritt und lautstark sagt: „Mir passt es nicht, was du sagst!“, was würde dann passieren?

Tagelanger Aufruhr in der entsprechenden Moscheegemeinde und Umgebung, unzählige TikTok-Videos und Facebook-Diskussionen, eine Sondersendung „hart aber (un)fair“ mit null Vertretern aus dem muslimischen Alltag, eine Distanzierung des Zentralrats der Muslime von dieser Aktion, mind. fünf aufeinanderfolgende Freitagspredigten in den Moscheen Deutschlands mit dem Thema „Verhaltensweisen bei Freitagspredigten nach dem Vorbild des Propheten“ und natürlich eine Menge Kanonenfutter für Seyran, Alice und Konsortium.

Das kollektive Gedächtnis der Muslime

Der Tadel ist weder an der einzelnen Moscheegemeinde noch an den einzelnen Gläubigen gerichtet. Ohnehin richtet sich meine Kritik nicht an Personen, sondern an den Problemen, die hinter der Fassade stecken. Und das Problem, womit wir es hier zu tun haben, deckt das auf, woran die heutigen Muslime stillschweigend leiden und wo es zunächst keinen Ausweg zu geben scheint: das kulturelle, muslimische Erbe, aus dem das kollektive Gedächtnis der Muslime entspringt.

Es ist träge, blind und verschließt sich vor tiefgreifenden Veränderungen, die sowohl notwendig als auch von großem Nutzen sind. Ich betone nochmal: ich tadele nicht den einzelnen Gläubigen. Denn er kann durchaus einsichtig sein, mit dem inneren Auge sehend und er kann offen für Veränderungen sein. Das heißt aber noch lange nicht, dass sich durch die Einsicht des Einzelnen oder mehrerer Einzelner gleichsam das kollektive Gedächtnis der Muslime verändert. Dass dieses Gedächtnis so ist, wie es ist, hat gleichwohl nicht nur mit kulturellen und religiösen Gründen zu tun, sondern auch mit gesellschaftlichen, historischen und politischen. Doch um diese soll es hier zunächst nicht gehen.

Doch es ist verblüffend, wie ich meine, dass Millionen von Menschen weltweit die Serie des Kalifen im TV sehen oder von der Geschichte mit ihm und der Frau hören, ohne dass es einen Ruck durch die Masse gibt, welches ein Bewusstsein dafür schafft, dass etwas mit uns nicht in Ordnung sein könnte. Denn, wie ich bereits ausgeführt habe, muss man sich ganz klar die Frage stellen, welches der beiden Situationen die eigentlich Normale im Islam ist: unsere jetzige oder die in dem Beispiel Geschilderte. Und wenn es Letztere ist, so gibt es heute drei Hürden, die gemeistert werden müssen und die das kollektive Gedächtnis der Muslime nachhaltig verändern dürften:

  1. Die Möglichkeit der Zwischenrede während der Predigt. Dies führt jedoch zum Konflikt mit der überlieferten Tradition.
  2. Die Möglichkeit, dass Männer und Frauen gemeinsam an einem Ort ohne Trennung voneinander an der Predigt teilnehmen dürfen.
  3. Die faktische Gleichstellung der Frau gegenüber dem Mann in allen Bereichen des Lebens.

Die Möglichkeit der Zwischenrede während der Predigt

Wenn wir nun auf die erste Hürde näher eingehen und sich Geschichte und Tradition augenscheinlich widersprechen, stehen wir vor einem elementarem Problem im Verständnis dessen, was als islamisch im religiösen Sinne gilt. Weder waren wir Zeugen der Geschehnisse um Omar und die Frau im 7. Jahrhundert noch sind wir selbst die Begründer der religiösen Tradition, wie wir sie heute kennen. Und wenn ebendiese Tradition zweifellos hergibt, dass während der Predigt absolute Stille geboten ist, dann ist der Konflikt zwischen Geschichte und Tradition ein unlösbarer. Da ist es für den Einzelnen natürlich wesentlich einfacher, sich dem Druck der Tradition zu beugen und die Dinge so in die Hand zu nehmen, wie sie seit Generationen üblicherweise gehandhabt werden, als sich religiös und sozial zu isolieren, indem persönlichen Erkenntnissen der Vorzug gewährt werden. Denn Isolation wäre die unweigerliche Folge dessen, wenn man sich in der rituellen Praxis von der Tradition löst.

Wir sagten bereits, das kollektive Gedächtnis der Muslime ist um Dimensionen träger und uneinsichtiger als der einzelne Gläubige. Doch es wäre falsch, anzunehmen, dass es sich um ein genuin islamisches Problem handelt. Vielmehr ist es ein menschliches. Auf das kollektive Gedächtnis der Muslime, seine Struktur und seine Schwächen werde ich an anderer Stelle ausführlich eingehen.

Was meiner Meinung nach zum Konflikt zwischen jahrhundertealter Tradition und individuellen Erkenntnissen passt, ist das Gleichnis von Abraham und seinem Volk in Sure 21 (Verse 51 – 73). An dieser Stelle werde ich das Gleichnis in seinen für uns wichtigsten Punkten zusammenfassen:

Abraham wird als ein besonnener Mensch beschrieben, der die Schöpfung eingehend studierte und unerschütterliche, persönliche Einsichten gewann. Sie stützen auf Gott, dem Schöpfer der Welt, und auf Seine Schöpfung, in der Abraham einen fortlaufenden Wandel erkannte1. Seine Einsichten verliehen ihm Gewissheit und Mut, woraufhin er auf Konfrontationskurs mit seinem Volk ging, das einer dezidiert traditionellen Weltanschauung angehörte, indem es sich vorzugsweise an Größen der Vergangenheit orientierte. Dieser Konflikt mündete in der Entscheidung Abrahams, die Idole der Vergangenheit bis auf den Größten von ihnen zu zerstören. Abraham zur Rede stellend, verlangte sein Volk nach einer Erklärung, ob er der Schuldige war. Da verwies er auf jenen Größten. Doch war dieser aufgrund seiner Beschaffenheit zu keiner Erklärung fähig. Daraufhin wich das anfängliche Schuldbewusstsein des Volkes Abrahams der anschließenden Selbstentlarvung, dass die Idole der Vergangenheit zu keiner Erklärung im Hier und Jetzt fähig sind (nämlich was die Zerstörung der anderen Idole oder im übertragenen Sinne den von Abraham erkannten Wandel angeht, der keinen Platz in ihrer Tradition hat). Doch war diese Selbstentlarvung kein Startschuss für einen Paradigmenwechsel seitens des Volkes. Vielmehr versuchte man mit allen Mitteln, das Althergebrachte zu schützen und Abraham zu bestrafen, was sich schließlich als erfolglos herausstellte. Denn schlussendlich gehörten sie zu den „größten Verlierern“ (21:70).

Und spätestens jetzt sieht man: Dieses Gleichnis hat einen direkten Bezug auf uns Muslime im Hier und Jetzt. Wir müssen im Namen Gottes ehrlich genug mit uns selbst sein, wenn wir feststellen, dass wir Muslime in unserer heutigen Welt einen schweren Stand haben und in ähnlicher Weise zu den größten Verlierern gehören. Nicht nur, dass die islamische Religion aus ihrer jahrhundertealten Kultur- und Religionsgeschichte entrissen und zum Spielball globaler Mächte zweckentfremdet werden konnte, mit dem politische und wirtschaftliche Interessen durchgesetzt werden, die weit jenseits denen der Muslime liegen. Vielmehr leidet die Mehrheit der Muslime in der westlichen Gesellschaft unter einer erdrückenden Fremdwahrnehmung, die gleichsam aufgezwungen wie überholt scheint und der muslimischen Diaspora keine Möglichkeit eines grundlegenden, wahrnehmbaren Paradigmenwechsels gewährt.

Zugegeben, dass Muslime während der Predigt dazwischen reden dürfen sollen, ist allein keineswegs die Rettung der Muslime aus ihrer Misere. Genauso wenig ist es ratsam, die Tradition samt ihrer überaus gehaltvollen Geschichte einfach über Bord zu werfen, sodass bloße Wortspielereien übrig bleiben, die genauso wenig erfolgsversprechend sind, wie die einseitige Fixierung auf die religiöse Tradition. Was aber von grundlegender Bedeutung für uns Muslime ist, gründet in der Tatsache, dass wir zeit unseres Lebens dem Konflikt zwischen individuellen Erkenntnissen und überlieferter Tradition ausgesetzt sein werden, das uns permanent eine Entscheidung abverlangt – eine Entscheidung, die wir selbst im besten Wissen und Gewissen basierend auf unserer Willensfreiheit im Hier und Jetzt treffen müssen. Und in der Fähigkeit, die Dinge so zu priorisieren, wie wir es für richtig und wichtig erachten, liegt meines Erachtens nach unser Heil. Das erfordert Mut, Gewissheit und ein gewisses Maß an Unerschütterlichkeit hinsichtlich der eigenen Überzeugungen, die uns dazu befähigen, unsere Tradition aus der Vogelperspektive zu betrachten und zu erkennen, dass außerhalb der hohen Mauern der Tradition eine Menge grüne Fläche für uns ist, welche wir nutzen können.

Denn das, was die zerstörten Idole im Gleichnis Abrahams symbolisieren, sind einzelne Elemente aus unserer islamischen Tradition, die bei näherem Blick widersprüchlich erscheinen und Fragen aufwerfen, wie es z.B. die Geschichte um die Frau und den Kalifen Omar bereits tat. Es gibt viele weitere Beispiele hierfür, wie etwas das Verbot von Meeresfrüchten ausschließlich für Anhänger einer bestimmten Rechtsschule oder die Existenz mehrerer Überlieferungen zu ein- und demselben Ereignis mit unterschiedlichen, ideologienbefeuernden Wortlauten. Was hat es dann mit dem Größten auf sich, der unversehrt blieb?

Das ist eine grundlegende Frage, die sich jeder von uns stellen muss: Wer ist in unserer eigenen Historie derjenige, der die Grundlage für unsere religiöse Tradition geschaffen hat, wie wir sie heute seit Generationen vererbt bekommen haben? Asch-Schāfiī mit seiner Aussage, der Prophet habe zwei Offenbarungen (nämlich Koran und Sunna) erhalten, basierend auf Sure 53 Vers 3: „und er redet nicht aus eigener Neigung.“? Oder Buchārī, der nach den strengsten Kriterien aus 600.000 Überlieferungen 2800 (ohne Wiederholungen) als Grundlage für die islamische Rechtswissenschaft, den sog. fiqh, ausgesucht haben soll? Wenn dem so ist, wo ist dann z.B. Hadith Nr. 278 in Buchārīs Sammlung einzuordnen? Doch ganz gleich, ob es Asch-Schāfiī oder Buchārī ist, sind konkrete Namen zweitrangig. Denn egal, wer es ist: Kann einer von denen uns im Hier und Jetzt helfen und uns eine Antwort darauf geben, warum die Geschichte etwas anderes hergibt, als es die Tradition vorschreibt? Oder auf die Frage, aus welchen 600.000 Überlieferungen gerade diese 2800 ausgesucht wurden und nach welchen Kriterien? Oder wie Asch-Schāfiī darauf kommt, dass der Prophet zwei Offenbarungen erhalten habe, und wie seine Koranhermeneutik aussieht? Das sind alles Erklärungen, die uns im Hier und Jetzt fehlen. Wir Muslime müssen im Namen Gottes ehrlich genug mit uns selbst sein und müssen konstatieren, dass die Probleme, in denen wir uns heutzutage befinden, bis zu einem gewissen Grad hausgemacht sind. Und es ist diese offene Kritik, die wir Muslime annehmen müssen und die ein Anlass dafür sein soll, unsere religiösen Regeln neu zu definieren, auf dass wir bald zu einer ähnlichen Selbstverständlichkeit und Entschlossenheit gelangen, die auch die Frau im Beispiel Omars in sich trug. Denn das, was die Frau und Abraham gemeinsam haben, sind unerschütterliche, persönliche Einsichten.

Die Möglichkeit, dass Männer und Frauen gemeinsam an einem Ort ohne Trennung voneinander an der Predigt teilnehmen dürfen

Die Gesundheit einer Gesellschaft zeichnet sich unter anderem dadurch aus, wie es um das Thema Geschlechtergerechtigkeit geht. Auch hier möchte ich nicht an bestehende, öffentliche Debatten anknüpfen, die den Islam per se als frauenfeindlich abzustufen versuchen o.Ä. In Wahrheit geht es mir hier noch einmal in Anlehnung an der von mir angeführten zweiten Hürde um eine Gegenüberstellung der Frau im Beispiel mit dem Kalifen Omar und der Frau, deren Vorgaben zur Teilnahme an Freitagspredigten in der Tradition streng reglementiert sind. Streng nicht nur, weil es die traditionelle, islamische Rechtslage doppelt und dreifach vorschreibt durch Heranführung von Überlieferungen des Propheten und von Konsensbeschlüssen, die von irgendwelchen Muslimen irgendwann getroffen wurden. Streng auch, weil der kulturelle (und ich sage bewusst nicht religiös!!) Druck seitens der traditionell orientierten Muslime heutzutage immens ist, wenn man auch nur im Ansatz versucht, an diesen Grundpfeilern zu rütteln. Nochmal: Hier geht es noch gar nicht darum, dass Frauen und Männer gemischt zusammen beten oder dass Frauen predigen sollen, sondern „nur“ dass Männer und Frauen gemeinsam in einem Raum an der Predigt in der Moschee teilhaben dürfen sollen. Warum ist dies so wichtig?

Einfach, weil es ein Gebot des Respekts, der Wertschätzung und der Würdigung gegenüber der Frau ist, der gleichermaßen das Recht zur Teilhabe an der Freitagspredigt gewährt werden muss, wie der Mann sie für sich als natürlich gegeben gewusst haben will, was der bekannten Aussage „Im Islam sind die Rechte von Mann und Frau gesichert!“ meines Erachtens nach den wahren Inhalt gibt. Frauen sind heutzutage Doktoren und Nobelpreisträger geworden, führen Kinderarztpraxen und leiten internationale humanitäre Organisationen und sie soll genau dann an Wert einbüßen, wenn sie erst am Hinterhof vom Hinterhof ihre eigene, 1,5 m hohe Eingangstür zur Moschee findet und 200 Treppenstufen runterläuft, bis sie ihren als Gebetsraum getarnten, miefigen Zimmer im Keller ohne Heizung oder Warmwasser findet, um dort zu beten und die Predigten zu hören? Nur um dann die Worte eines selbsternannten Imams namens bin Asyl zu hören, der in Saudi-Arabien an 20 Sitzungen teilnahm und so den „Islam“ gelernt haben will? Mit den Inhalten solcher Predigten werde ich mich ohnehin bei der dritten Hürde auseinandersetzen.

Und selbst wenn sich die Muslime irgendwann dazu durchringen sollten und den Teilnehmenden ermöglichen, während der Freitagspredigt ihren eigenen Input zu liefern, was ist mit den Frauen? Schreiben sie ihr Anliegen auf einem Zettel und lassen kleine Kinder als Mittler hin und her laufen? Oder kramt man aus dem Keller des Kellers ein seit 10 Jahren vergessenes Steckmikrofon heraus, welches sich nur zur Hälfte reinigen lässt, durch den die Frau dann in geboten leiser Stimme spricht und beim Empfänger nur Kauderwelsch ankommt? Der Wert der Frau in der Moschee ist weit mehr als nur der Zettel, auf dem irgendwelche Worte stehen, mehr als das Kauderwelsch, das aus dem Lautsprecher tönt, und mehr als der Raum, in dem sie sich befinden. Das, was viele Frauen auf dieser Welt an Würde, Standhaftigkeit und Barmherzigkeit gegenüber ihren heimlichen wie offenen Peinigern haben, ist um ein Vielfaches höher, als noch mehr muslimische Männer jemals haben werden. Mit dieser gefährlichen, einer Farce gleichenden Selbsttäuschung muss endlich Schluss sein! Da brauchen wir auch keine Feinde, die den Islam als rückständig abstempeln.

Diese meine Worte lesen sich an dieser Stelle sicherlich emotional und konfrontativ. Doch nur so, denke ich, kann endlich ein Bewusstsein für diese Misere geschaffen werden, in der wir wie in Treibsand gefangen sind. Daher halte ich dieses Problem für genauso wichtig und fundamental und dessen Folgen für unsere Selbst- und Fremdwahrnehmung für genauso fatal wie der vorher beschriebene Konflikt zwischen Geschichte und Tradition.

Was die Frau in Bezug auf Freitagspredigten angeht, soll es in der Tradition eine Überlieferung geben, die besagt, dass die Pflicht zur Teilnahme an Freitagspredigten für fünf nicht vorgeschrieben sei: Die Frau, das Kind, den Kranken, den Reisenden und den Sklaven2. Andere Überlieferungen legen den Frauen nahe, lieber im eigenen Zimmer anstatt sonst irgendwo zuhause und lieber irgendwo zuhause anstatt in der Moschee der Gemeinde zu beten. Doch noch schlimmer als diese Behauptungen – so muss ich sie in aller Deutlichkeit benennen, denn ich kann mir nicht im Entferntesten vorstellen, dass der Prophet Mohammed etwas in der Art gesagt haben soll – ist die omnipräsente Scheu vor Vermischung von Männern und Frauen in der muslimischen Community, die seltsamerweise nur dann zum Tragen kommt, wenn es in Richtung Moschee zum Gebet geht. Aber auch nur dann! Keine sonstige Veranstaltung und sei sie noch so religiös bzw. islamisch gibt Anlass genug, verstärkt auf die Geschlechtertrennung zu achten, wie es beim Beten oder bei der Freitagsgebet der Fall ist (Randgruppen ausgenommen).

Doch bleiben wir weiterhin bei der Predigt. Ein beliebtes Totschlagargument ist der Punkt mit der Ablenkung. Man könne sich nicht auf das Wesentliche, also auf den Inhalt, konzentrieren, wenn beide Geschlechter im selben Raum einer Predigt zuhören. Damit sind wir wieder beim Thema Selbsttäuschung. Warum sollte man sich als nüchterner, vernünftig denkender Mensch – und das kann jedem unterstellt werden, der sich aus freien Stücken zur Moschee begibt – genau dann ablenken lassen, wenn man sich zur Moschee begibt, um sich eine Predigt anzuhören, woraus man Nutzen zieht? Was ist mit der Ablenkung in den Vorlesungssälen und in den Laboren? In den Rathäusern und den Bibliotheken? Was ist mit den Konsumhöllen unserer Hemisphäre? Den schleichenden Indoktrinationen und den erbarmungslosen Teilenden und Herrschenden? Und außerdem: Was ist das für ein Menschenbild, das wir als islamisch propagieren? Und wo war die Ablenkung zur Zeit der zwischenredenden Frau und des Kalifen Omar in unserem Beispiel? Dieser Konformismus tötet. Wacht auf!

Die faktische Gleichstellung der Frau gegenüber dem Mann in allen Bereichen des Lebens

10.02.2023: Erste Freitagspredigt (Gedächtnisprotokoll) nach der verheerenden Erdbebenkatastrophe in Syrien und der Türkei mit Zehntausenden Opfern und noch mehr Verletzten:

„O ihr edlen Geschwister! Schwer getroffen hat das Erdbeben unsere Geschwister in der Türkei und Syrien und hat eine hohe Zahl an Toten und Verletzten gefordert. (…) Liebe Geschwister! Ihr müsst wissen, dass dieses Erdbeben nur eine Strafe für unsere Sünden sein kann. Sünden, die wir tagtäglich begehen, die wir nicht mal mehr registrieren und gering schätzen, wobei sie bei Gott fürwahr schlimm sind! Frauen, die keinen Kopftuch mehr tragen. Und selbst wenn sie sie tragen, dann nicht nach den Regeln der Sunna (…).“

Es sind Worte, die die perfekte Steilvorlage für die Erklärung der dritten Hürde liefern. Denn der obige Auszug aus der Freitagspredigt ist alles andere als ein Beweis dafür, dass die Frau dem Mann als ebenbürtig erachtet wird. Zumal es sich um einen offensichtlichen und schwerwiegenden Verstoß gegen den universellen Grundsatz im Koran „Keine Seele trägt die Last eines anderen!“ darstellt, das die Opfer, insbesondere Kinder, sowie alle (Nicht-)Kopftuchträgerinnen auf der Welt auf schreckliche Weise verhöhnt, wenn sich ein selbst ernannter Imam dazu erdreistet, im Namen der Muslime ein solches Urteil über das Schicksal Tausender Menschen zu fällen, während er selbst danach das Gebet leitet im Aberglauben, Gott vergebe die Sünden seiner Diener von diesem Freitag bis zum nächsten – eine Überlieferung und gleichzeitig ein Freibrief für alles, was „nicht so gemeint“ bzw. „unabsichtlich“ gewesen sei. Wenn dem so sei und die Überlieferung stimmen sollte: Hat Gott nicht die Sünden all jener Männer und Frauen vergeben, die bei der letzten Freitagspredigt (in dem Fall ganz konkret vom 03.02.2023) dabei waren? Und wenn das Erdbeben eine Strafe wegen dieser angeblichen Vergehen sein soll, warum geschah es dann in der Türkei und Syrien mit einem höheren Anteil kopftuchtragender Frauen als in Deutschland bspw.? Hätten wir hier nicht viel mehr das Erdbeben „verdient“ nach dieser Logik? Und vor allem: Warum müssen Kinder dafür büßen?

Sicherlich kann sich jeder mit gesundem Menschenverstand wesentlich mehr über diese Aussagen des Imams über die angeblichen Ursachen für das Erdbeben auslassen. Doch hier tritt offensichtlich das zum Vorschein, woran die muslimische Community krankt: die anhaltende und übertriebene Fixierung auf eine Tradition, die gemessen an ihren Werten und Grundsätzen längst nicht mehr den eigentlichen Bedürfnissen der Muslime von heute überall auf der Welt entspricht und gleichsam einen idealen Nährboden für jene narzisstischen, rückständigen, realitätsfremden, patriarchalischen, dreisten, selbstverherrlichenden und frauenfeindlichen Äußerungen, wie der obigen, liefern. Solche Äußerungen sind keine Seltenheit. Denn die Tradition produziert im Prinzip nichts anderes als fatalistische Nachplapperer, denen die Fähigkeit, frei und eigenständig zu denken, abgewöhnt wird. Solche Äußerungen spiegeln eine Haltung wider, die stillschweigend von vielen Muslimen angenommen wird und die mithilfe der Tradition eine Parallelwelt erzeugt, die mit den tatsächlichen Lebensbedingungen der Wirklichkeit nur wenig übereinstimmt.

Ausnahmen bestätigen die Regel und es mag sicherlich den einen oder anderen geben, der zwar der Tradition als solches folgt, sich aber bewusst mit ihr auseinander setzt und einen zeitgemäßen Glauben zu etablieren versucht. Trotzdem müssen jene trotz ihrer aufstrebenden Anzahl als Randerscheinung gelten, denn sie verändern das kollektive Gedächtnis der Muslime bis dato nur in einem sehr geringen Ausmaß. Und damit wurde das Zauberwort der Heilung nach meinem Dafürhalten genannt: Veränderung.

Es braucht eine tiefgreifende, paradigmatische Veränderung im kollektiven Gedächtnis der Muslime, die es ermöglicht, den Fokus auf die tatsächlichen Bedürfnisse der Muslime – ganz gleich, ob als Individuum, in der Gemeinschaft oder in der Gesellschaft – zu lenken und die erdrückende Last der Tradition zu überwinden. Diese Veränderung besteht meines Erachtens darin, die gesamte Tradition, das kulturelle Erbe der Muslime, in ihrem historischen Entstehungskontext zu setzen und ihr den religiös-konstitutiven Anspruch zu entziehen. Alle vermeintlichen Anweisungen aus dieser Tradition entstanden aus einer Zeit, deren Maßstäbe nicht denen unserer Zeit entsprechen können. Und wie wir bei der ersten Hürde gesehen haben, ist der Konflikt zwischen Tradition und Geschichte ein unüberwindbarer, wenn an Ersterer mit allen Mitteln festgehalten wird.

Nun mag man einwenden, wenn die Tradition als religiöse Quelle aufgegeben wird, verlieren wir unsere muslimische Identität. Nein! Wir verlieren eine Identität, die andere Menschen vor etwa 1300 Jahren für uns gezeichnet haben. Diese ist jedoch nicht mehr zeitgemäß. Wir müssen dagegen unsere muslimische Identität neu entdecken, indem wir ganz genau in uns hineinhorchen und erfühlen, was unsere geheimsten Wünsche und Ziele als ehrliche, gottgläubige Muslime sind. Nur so kommen wir aus unserem Schlamassel raus. Die Tradition zu historisieren, bedeutet auch nicht zwangsläufig, die rituelle Praxis aufzugeben. Es geht dabei vorrangig um unseren Platz als Muslime in Kultur und Gesellschaft. Und nur so sind wir dazu in der Lage, jene frauenfeindlichen, narzisstischen und rückständigen Elemente hinter uns zu lassen und die faktische Gleichstellung der Frau gegenüber dem Mann zu erreichen. Denn die Tradition ist durchsät von Grundsätzen einer vormodernen, patriarchalischen, erneuerungsresistenten und rückwärtsgewandten Geisteshaltung.

Veränderung als Ausweg

Es besteht kein Zweifel darüber, dass das Herbeiführen einer Veränderung die schwierigste Herausforderung ist, der man sich stellen kann. Auch hinterlässt uns die Aufgabe der Tradition ein großes, religiöses Vakuum, das es mit neuen Inhalten zu füllen gilt – Inhalte, die in einem innermuslimischen, ergebnisoffenen Diskurs besprochen werden müssen und die die wichtigen Themen unserer Zeit repräsentieren. An diesem Diskurs muss jeder – ob Mann oder Frau – beteiligt sein dürfen, dem die Zukunft der muslimischen Community am Herzen liegt. Eine solche Veränderung ist absolut notwendig und von grundlegender Bedeutung. Der erste Schritt wäre, wenn alle uns zur Verfügung stehenden Ressourcen, wozu auch die Freitagspredigt zählt, dafür aufgewendet werden, unsere wirklichen Bedürfnisse als Mitglieder der muslimischen Community zu identifizieren und zu erfüllen. Dazu braucht es vor allem Mut und eine starke Persönlichkeit. Ähnlich wie sie die Frau in der Geschichte um den Kalifen Omar hatte. Spätestens dann, wenn kopftuchtragende Frauen für Erdbebenkatastrophen verantwortlich gemacht werden, muss es genauso Leute geben, die während der Predigt aufstehen und sagen: „Nein! Das akzeptiere ich als gottgläubiger Muslim nicht! Im Koran steht, dass keine Seele die Last eines anderen trägt!“. Das muss das neue „normal“ werden! Indem die drei Hürden überwunden werden und das Primat des überzeugendsten Arguments gemäß dem gesunden Menschenverstand herrscht. Was es braucht, sind Pioniere, die mit gutem Beispiel vorangehen und die Grenzen des Üblichen sprengen. In diesem Sinne: Lasst uns alle ein Beispiel an der Frau in Omars Geschichte nehmen!

Fußnoten:

1 vgl. auch Sure 6 Verse 74 – 79

2 https://www.islamweb.net/amp/ar/library/index.php…. Hier der entsprechende Konsensbeschluss: https://dorar.net/feqhia/1592/المطلب-الأول-من-لا-تجب-عليهم-الجمعة.

Ramadan - Kind in der Natur

Wann beginnt der Ramadan?

Liebe Freunde und Geschwister, Frieden sei mit euch und Gottes Barmherzigkeit wie Sein überreichlicher Segen!

Der Ramadan naht und so möchten wir die Gelegenheit nutzen, eine oft an uns herangeführte Frage zu beantworten: Wann beginnt der Ramadan und wie wissen wir das?

Im Namen Gottes, des Erbarmers, des Gnädigen

55:1 Der Erbarmer
55:2 Lehrte den Quran
55:3 Erschuf den Menschen
55:4 Lehrte ihn die Aufklärung
55:5 Die Sonne und der Mond sind nach Berechnung

Hanif-Übersetzung, Kapitel 55

Nach koranischer Definition beginnt der Tag mit der Morgendämmerung. Aus dem Vers 55:5 ist ersichtlich, dass die Grundlage die (astronomischen) Berechnungen darstellen. Deshalb ist es wichtig, wann der genaue ortsgebundene Zeitpunkt des Neumondes sein wird, da mit dem Neumond der neue Mondmonat beginnt, wie bereits am Begriff Neumond selbst ersichtlich ist, dass ein neuer Monat begonnen hat. Das Wort Monat ist etymologisch verwandt zu Mond. Ist der Neumond vor der Morgendämmerung, so ist dieser Tag der erste Tag im Mondmonat. Findet der Neumond nachher statt, beginnt der erste Tag im Mondmonat erst am Folgetag.

Um mathematisch bzw. astronomisch präziser zu sein, muss man genau festlegen, was mit der Morgendämmerung gemeint ist. Auf eine tiefere Diskussion verzichten wir an dieser Stelle und verweisen auf die Fachliteratur. Konventionell sind drei bekannt: die astronomische, nautische und die bürgerliche Dämmerung. Grob und vereinfacht gesagt gilt die nautische Dämmerung als Grundlage für die Bestimmung des Tagesbeginns.

Beispiel für die nächsten Jahre:

2019: Da der Neumond in Wien, Berlin oder Bern am 5. Mai etwa um 00:45 Uhr eintritt, lange vor der astronomischen Dämmerung und somit automatisch auch vor der nautischen, ist der erste Tag im Ramadan und somit der erste Fastentag der 5. Mai. Der nächste Neumond findet am 3. Juni um 12:06 Uhr statt, womit der letzte Tag im Ramadan der 3. Juni ist. Somit sind insgesamt 30 Tage zu fasten.

2020: 23. April war der erste Fastentag, der letzte am 22. Mai. Ramadan dauerte 30 Tage.
2021: Beginn des Ramadans 2021 am 12. April mit einer Dauer von 30 Fastentagen.
2022: Neumond ist am 1. April um 08:24 Uhr, lange nach der nautischen Dämmerung, somit ist der erste Fastentag der 2. April. Der nächste Neumond ist um 30. April um 22:28 Uhr, vor der nautischen Dämmerung am 1. Mai, womit der letzte Fastentag der 30. April ist und der Ramadan dauert 29 Tage.
2023: Neumond ist am 21. März um 18:23 Uhr, somit ist der erste Fastentag am 22. März. Der nächste Neumond ist am 20. April um 06:12 Uhr, lange nach der nautischen Dämmerung, womit der letzte Fastentag am 20. April ist. Der Ramadan dauert 2023 also 30 Tage.
2024: Neumond ist am 10. März um 10:00 Uhr, somit ist der erste Fastentag am 11. März. Der nächste Neumond ist am 8. April um 20:20 Uhr, womit dieser Tag der letzte Fastentag ist. Der Ramadan hat in diesem Jahr eine Länge von 29 Tagen.
2025: Neumond ist am 28. Februar um 01:44 Uhr, lange vor der nautischen Dämmerung und somit ist der erste Fastentag am 28. Februar. Der darauffolgende Neumond ist am 29. März um 11:57 Uhr, was auch der letzte Fastentag ist. Ramadan umfasst 2025 also 30 Tage.
2026: Neumond ist am 17. Februar um 13:01 Uhr, also ist der 1. Ramadan am 18. Februar. Der Neumond darauf ist am 19. März um 02:23 Uhr, der letzte Fastentag ist also der 18. März. Wir fasten im Jahr 2026 also 29 Tage.
2027: Neumond ist am 6. Februar um 16:56 Uhr, also ist der 7. Februar der 1. Ramadan. Nächster Neumond ist am 8. März um 10:29 Uhr, was der letzte Tag im Ramadan ist. Fastenlänge beträgt 30 Tage.
2028: Neumond ist am 26. Januar um 16:12 Uhr, der erste Fastentag ist also am 27. Januar. Danach ist der Neumond am 25. Februar um 11:37 Uhr, was auch der letzte und 30. Fastentag ist.
2029: Neumond ist am 14. Januar um 18:24 Uhr, am 15. Januar beginnen wir mit dem Fasten. Am 13. Februar um 11:31 Uhr ist wieder Neumond. Somit fasten wir 30 Tage.
2030: Neumond ist am 4. Januar um 03:49 Uhr, dann wieder am 2. Februar um 17:07 Uhr. Wir fasten also wieder an 30 Tagen.

Unterschiedliche Startdaten?

Traditionell wird je nach Gemeinschaft anders gerechnet, da sie ihre Grundlagen auf anderen Quellen außerhalb der Lesung („Koran“) aufbauen, wie zum Beispiel beim Aspekt der „Sichtung“ der Mondsichel und ebenso mit ihrer der jüdischen Tradition entnommenen Definition des Tagesbeginns (Sonnenuntergang). So ist zu erwarten, dass viele öfters einen Tag später mit dem Fasten beginnen werden. Die Ahmadiyya oder gewisse Schiiten oder Sunniten beginnen vermutlich aufgrund ihrer noch einmal eigenen, unterschiedlichen Definition, nicht nur die Möglichkeit zur Sichtung der Mondsichel zu berechnen, sondern die Mondsichel tatsächlich zu sichten, erst zwei Tage später. Die konkreten Tage werden natürlich individuell bestimmt, denn innerhalb dieser Gemeinschaften gibt es nochmals Unterschiede.

An dieser Stelle möchten wir zur Geschwisterlichkeit aufrufen, auch wenn wir an unterschiedlichen Tagen beginnen mögen. Lasst uns einander mit Frieden, geschwisterlicher Liebe und Verständnis begegnen!

Wir wünschen einen gesegneten Ramadan!
Wir wünschen euch jetzt schon eine gesegnete, besinnliche Fastenzeit, so Gott will!

Achtet dabei auf ein gesundes, vernünftiges Fasten!

Bitte nicht maßlos sein beim Fastenbrechen!
Nicht so

7:31 O Kinder Adams, legt euren Schmuck bei jeder Gebetsstätte an und eßt und trinkt, aber seid nicht maßlos! – Er (Allah) liebt nicht die Maßlosen.

Übersetzung von Bubenheim

In herzlichem Frieden

Thema des Monats Juni 2015: Vielfalt

Im Namen Gottes, des Gnädigen, des Barmherzigen

Der Frieden sei mit euch liebe Leserinnen und liebe Leser, und Gottes Barmherzigkeit wie sein Segen!

So Gott will werden wir jeden Monat ein ausgewähltes Thema unseren Lesern zum Kommentieren anbieten. Damit möchten wir unseren Lesern die Möglichkeit geben, Einblicke zu erhalten, wie unterschiedlich die Menschen zum selben Thema denken können. Ähnlich einer Pinnwand, an der wir unsere Gedanken “pinnen” können, soll hier stichwortartig oder auch in mehreren Sätzen der eigene Gedanke verewigt werden. Einfach am besten spontan antworten!

Das Thema des Monats Juni 2015: Vielfalt

 

30:22 Und unter Seinen Zeichen ist die Erschaffung der Himmel und der Erde und die Unterschiedlichkeit eurer Sprachen und eurer Farben. Gewiss sind in diesem Zeichen für die Wissenden.

 

Gerade im Frühling und Sommer lässt sich die Vielfalt in Gottes Schöpfung wunderbar beobachten, zum Beispiel bei einem Spaziergang durch eine Blumenwiese. Aber Gott hat nicht nur in der Natur eine große Vielfalt geschaffen, sondern zu seinen Zeichen gehört auch die Vielfalt der Menschen. Die Verschiedenheit ihrer Sprachen und Farben, wie es im Vers 30:22 heißt.
Wenn wir uns umschauen, so haben wir alle ein anderes Aussehen, besondere Eigenarten, Vorlieben, Stärken und Schwächen. Jeder von uns ist einzigartig. Wenn wir auf der Erde herumreisen, sehen wir, dass es verschiedenen Völker mit unterschiedlichen Sprachen gibt, und selbst innerhalb dieser Sprachgemeinschaften gibt es nochmals verschiedene Dialekte. Die Verschiedenheit des Menschen ist gottgewollt und im oben genannten Vers heißt es weiter, dass in diesen Verschiedenheiten Zeichen für die Wissenden sind. Es ist doch gerade auch die Unterschiedlichkeit der Menschen die für eine gut funktionierende Gesellschaft sorgt. Jeder kann sich nach seinem Wissen und mit seinem Können einbringen. In einer Gesellschaft sind alle aufeinander angewiesen, niemand kann alles alleine, einer lernt vom anderen, jeder kann etwas für die Gemeinschaft tun, dies stärkt das Miteinander.

 

49:13 Ihr Menschen, wir haben euch aus Mann und Frau erschaffen und euch zu Völkern und Stämmen gemacht, damit ihr einander kennt. Der Edelste vor Gott ist der unter euch, der am gottesfürchtigsten ist. Gott ist wissend und kundig.

 

Wir alle sind aus Mann und Frau erschaffen und es gibt viele Stämme und Völker. Niemand ist aufgrund seiner Geburt oder Volkszugehörigkeit besser als der andere, deshalb gibt es auch keinen Grund sich gegenseitig zu bekämpfen, zu unterdrücken oder sich höher zu erachten.
Die Menschen und Völker sollen sich untereinander kennenlernen, heißt es weiter. Es ist häufig so, dass alles was fremd und unbekannt ist, auch Angst machen oder Konflikte und Vorurteile hervorrufen kann. Wenn man sich kennenlernt, so kann das eventuelle Befürchtungen, Vorurteile und Ängste abbauen. Man entwickelt mehr Verständnis füreinander und kann auch viel voneinander lernen. All dies fördert den Frieden und ein gutes Miteinander zum Wohle aller.

Auch die religiöse Vielfalt ist gottgewollt, wie man in dem nachfolgenden Vers lesen kann:

 

5:48 Und wir haben dir die Schrift mit der Wahrheit hinabgesandt, um zu bestätigen, was schon vor ihr von der Schrift vorlag, und darüber Gewissheit zu geben.  So entscheide zwischen ihnen nach dem, was Gott herabgesandt hat, und folge nicht ihren Gelüsten, weg von dem, was an Wahrheit zu dir gekommen ist. Für jeden von euch haben wir Richtung und Weg geschaffen. Wenn Gott gewollt hätte, hätte er euch zu einer einzigen Gemeinschaft gemacht.  Doch er will euch in dem, was er euch gegeben hat, prüfen. So wetteifert um die guten Dinge Zu Gott kehrt ihr allesamt zurück. Da tut er euch kund worüber ich stets uneins gewesen seid“

 

Gott hat für jeden eine Richtung geschaffen, jeder hat seinen Weg bekommen. Deshalb sollen wir uns untereinander nicht unsere Richtung aufdrängen oder unseren Weg als den einzig wahren sehen. Gott wollte diese Vielfalt der Wege, damit die Menschen sie prüfen und untereinander um das Gute wetteifern. Gerade weil es verschiedene Wege gibt, kann viel Gutes bewirkt werden, wenn jeder auf seinem Weg nach dem Guten strebt. Und im Letzten wird Gott uns kundtun, worüber Uneinigkeit herrschte.

Wie sind eure Gedanken zur Vielfalt? Seht ihr weitere oder andere Vorteile oder Gründe warum Vielfalt gut und wichtig ist, oder gibt es auch kritische Aspekte, die man betrachten sollte? Habt ihr noch andere Gedanken oder vielleicht auch ein anderes Verständnis zu den Versen?

Mit Kinderaugen

Der Islam ist nicht eine Religion des Bösen oder des Guten, er ist Auslegungssache. Und er hat dasselbe Problem wie alle alten Schriftenreligionen: Man kann sich ihrer bemächtigen.

Ein Text aus dem Februar-Heft von Saiten.

Mit Kinderaugen

40 Fragen für Sunniten

40 easy questions to Sunni people

40 Fragen für Sunniten

Salâm,

I took many months only to read all the documents of submission.org, then I decided to verify the maximum of the CONTRADICTIONS I found between the claims of Rashad and the Sunni practice I was following before. I selected the most evident 40 easy questions and I begun to ask them to the so called „Doctors“ of Islam science.

I can never forget the first question. It was a terrible one and I asked it to Mr. Mohamed Isa, when he was speaking to thousands people on the radio ALGER chaine 3. The question was the following:

„Please give me the list of the NABIS who were not RASULS at the same time.“
The answer of Mr. M. Isa was promptly given: „Salah, HUD, Shoaib…“

I could quote all the verses that mention Salah, HUD… as RASULS, not NABI.

The second question I could ask hundred people is: „Is Umrah a Fardh or a Sunnah?“ Of course everyone affirmed that Umrah is only a Sunnah. Every time I showed them the verse 2:196 and they were confused but did not change their mind.

Another question that concern a hadith from Sahih Bukhari. It deals with SUICIDAL TENDENCY of the prophet.

After I finished asking my 40 different questions to many people, I have just noticed that they accepted all the 40 EASIET QUESTIONS I selected as evident CONTRADICTIONS but nobody decided to change his mind, except my little family. Then, I told people if they had accepted to correct only the 40 evident CONTRADICTIONS, they would have been very far away from the SUNNISM and ready to support the majority of Rashad’s claims.

You are going to SEE, God wiling, the frightening gap that separate sunnism from submitting to Quran alone…

QUESTIONS ABOUT HADITH

1- If the Sunnah concern only what was currently practiced and carried out by Muhammad, can you consider the „SUICIDE“ as a Sunnah, particularly in case of failure?

Last part of the hadith N°111 in book 87 of Sahih Bukhari:
…Waraqa said, „This is the same Namus (i.e., Gabriel, the Angel who keeps the secrets) whom Allah had sent to Moses. I wish I were young and could live up to the time when your people would turn you out.“ Allah’s Apostle asked, „Will they turn me out?“ Waraqa replied in the affirmative and said: „Never did a man come with something similar to what you have brought but was treated with hostility. If I should remain alive till the day when you will be turned out then I would support you bly.“ But after a few days Waraqa died and the Divine Inspiration was also paused for a while and the Prophet became so sad as we have heard that he intended several times to throw himself from the tops of high mountains and every time he went up the top of a mountain in order to throw himself down, Gabriel would appear before him and say, „O Muhammad! You are indeed Allah’s Apostle in truth“ whereupon his heart would become quiet and he would calm down and would return home. And whenever the period of the coming of the inspiration used to become long, he would do as before, but when he used to reach the top of a mountain, Gabriel would appear before him and say to him what he had said before. (Ibn ‚Abbas said regarding the meaning of: ‚He it is that Cleaves the daybreak (from the darkness)‘ (6.96) that Al-Asbah. means the light of the sun during the day and the light of the moon at night).

2- Can you confirm that camels‘ urine is an efficient medicine or not? What do you think about some children who sought for camel’s urine in order to improve their health just because they believed in HADITH?

Sahih Bukhary Volume 7, Book 71.590:
Narrated Anas: The climate of Medina did not suit some people, so the Prophet ordered them to follow his shepherd, i.e. his camels, and drink their milk and urine (as a medicine). So they followed the shepherd that is the camels and drank their milk and urine till their bodies became healthy. Then they killed the shepherd and drove away the camels. When the news reached the Prophet he sent some people in their pursuit. When they were brought, he cut their hands and feet and their eyes were branded with heated pieces of iron.

3- If black cumin is as a magic medicine why good Sunni people do not refuse to vaccinate themselves?

Sahih Bukhary Volume 7, Book 71.592:
Narrated Abu Huraira: I heard Allah’s Apostle saying, „There is healing in black cumin for all diseases except death.“

4- Are you satisfied to notice that the theory of „The resemblance of a child to his parents“ already exists in SAHIH BUKHARI? Did Embryology confirm the following hadith or not?

Sahih Bukhary Volume 4, Book 55.546:
Narrated Anas: When ‚Abdullah bin Salam heard the arrival of the Prophet at Medina, he came to him and said, „I am going to ask you about three things which nobody knows except a prophet: What is the first portent of the Hour? What will be the first meal taken by the people of Paradise? Why does a child resemble its father, and why does it resemble its maternal uncle“ Allah’s Apostle said, „Gabriel has just now told me of their answers.“ ‚Abdullah said, „He (i.e. Gabriel), from amongst all the angels, is the enemy of the Jews.“ Allah’s Apostle said, „The first portent of the Hour will be a fire that will bring together the people from the east to the west; the first meal of the people of Paradise will be Extra-lobe (caudate lobe) of fish-liver. As for the resemblance of the child to its parents: If a man has sexual intercourse with his wife and gets discharge first, the child will resemble the father, and if the woman gets discharge first, the child will resemble her.“ On that ‚Abdullah bin Salam said, „I testify that you are the Apostle of Allah.“ ‚Abdullah bin Salam further said, „O Allah’s Apostle! The Jews are liars, and if they should come to know about my conversion to Islam before you ask them (about me), they would tell a lie about me.“ The Jews came to Allah’s Apostle and ‚Abdullah went inside the house. Allah’s Apostle asked (the Jews), „What kind of man is ‚Abdullah bin Salam amongst you?“ They replied, „He is the most learned person amongst us, and the best amongst us, and the son of the best amongst us.“ Allah’s Apostle said, „What do you think if he embraces Islam (will you do as he does)?“ The Jews said, „May Allah save him from it.“ Then ‚Abdullah bin Salam came out in front of them saying, „I testify that None has the right to be worshipped but Allah and that Muhammad is the Apostle of Allah.“ Thereupon they said, „He is the evilest among us, and the son of the evilest amongst us,“ and continued talking badly of him.

5- How long it took for Solomon to have one sexual relation if he had to fornicate with his sixty wives in only one night (8 hours)?
– Only 5 minutes if it took 3 minutes to move from one wife to another!

Sahih Bukhary Volume 9, Book 93.561:
Narrated Abu Huraira: Allah’s Prophet Solomon who had sixty wives, once said, „Tonight I will have sexual relation (sleep) with all my wives so that each of them will become pregnant and bring forth (a boy who will grow into) a cavalier and will fight in Allah’s Cause.“ So he slept with his wives and none of them (conceived and) delivered (a child) except one who brought a half (body) boy (deformed). Allah’s Prophet said, „If Solomon had said; ‚If Allah Will,‘ then each of those women would have delivered a (would-be) cavalier to fight in Allah’s Cause.“ (See Hadith No. 74 A, Vol. 4).

6- The discovery of Earth’s orbital revolution around the Sun was made many centuries after Hijra. Galileo risked even to be killed for that. Was Bukhari a scientist and did he take any risk by affirming something wrong?

Sahih Bukhary Volume 4, Book 54.421:
Narrated Abu Dhar: The Prophet asked me at sunset, „Do you know where the sun goes (at the time of sunset)?“ I replied, „Allah and His Apostle know better.“ He said, „It goes (i.e. travels) till it prostrates Itself underneath the Throne and takes the permission to rise again, and it is permitted and then (a time will come when) it will be about to prostrate itself but its prostration will not be accepted, and it will ask permission to go on its course but it will not be permitted, but it will be ordered to return whence it has come and so it will rise in the west. And that is the interpretation of the Statement of Allah: „And the sun Runs its fixed course For a term (decreed). that is The Decree of (Allah) The Exalted in Might, The All-Knowing.“ (36.38)

7- Do you know someone who became the husband of a girl of six? Getting married to a girl of six shouldn’t be also considered as a sunnah?

Sahih Bukhary Volume 5, Book 58.234:
Narrated Aisha: The Prophet engaged me when I was a girl of six (years). We went to Medina and stayed at the home of Bani-al-Harith bin Khazraj. Then I got ill and my hair fell down. Later on my hair grew (again) and my mother, Um Ruman, came to me while I was playing in a swing with some of my girl friends. She called me, and I went to her, not knowing what she wanted to do to me. She caught me by the hand and made me stand at the door of the house. I was breathless then, and when my breathing became Allright, she took some water and rubbed my face and head with it. Then she took me into the house. There in the house I saw some Ansari women who said, „Best wishes and Allah’s Blessing and a good luck.“ Then she entrusted me to them and they prepared me (for the marriage). Unexpectedly Allah’s Apostle came to me in the forenoon and my mother handed me over to him, and at that time I was a girl of nine years of age.

Sahih Bukhary Volume 5, Book 58.236:
Narrated Hisham’s father: Khadija died three years before the Prophet departed to Medina. He stayed there for two years or so and then he married ‚Aisha when she was a girl of six years of age, and he consumed that marriage when she was nine years old.

8- Were the contagious diseases linked to omen in the seventh century? What about the 10th century when women were still considered as one of the causes of diseases?

Sahih Bukhary Volume 7, Book 71.649:
Narrated ‚Abdullah bin ‚Umar: Allah’s Apostle said, „There is neither ‚Adha (no contagious disease is conveyed to others without Allah’s permission) nor Tiyara, but an evil omen may be in three a woman, a house or an animal.“

9- Did not the prophet Muhammad believe in his own Hadith or was he simply running out of black cumin?

Sahih Bukhary Volume 7, Book 71.608:
Narrated Abu Huraira: Allah’s Apostle said, ‚(There is) no ‚Adwa (no contagious disease is conveyed without Allah’s permission). nor is there any bad omen (from birds), nor is there any Hamah, nor is there any bad omen in the month of Safar, and one should run away from the leper as one runs away from a lion“

10- Do you believe that Hud and Thamud were giant people as they were described by Tabari? (I presented the picture of the royal Thamud tomb of Madain Salih: The gate of this building is no more than 2 meters high!) Do you believe that Hud and Thamud could make deep holes in hard ground (to their knees), just by striking it with their feet when they were angry? Is it physically possible? Do you know that even a bullet fired from a gun cannot make such a deep hole? (See the story of Hud and Thamud by Tabari)

GENERAL DISCUSSIONS WITH SUNNI PEOPLE

1- If you read carefully some Qudsi Hadith, you will notice that in its Isnad there is no intermediate between the prophet Muhammad and God. Why do you not claim that God spoke directly to Muhammad?

2- When the word NABI is linked to “revealed books or what was sent down to us“, God used: „ma onzila ilaibraheema & ma ootiya moosa“, and when the word RASOOL is linked to “revealed books or what was sent down to us“, God used: „anzalna maAAahumu alkitaba“.
Is there some grammatical difference or not? What is your conclusion?

2:136 & 3:84 Say, „We believe in GOD, and in what was sent down to us, and in what was sent down to Abraham, Ismail, Isaac, Jacob, and the Patriarchs; and in what was given to Moses and Jesus, and all the prophets from their Lord. We make no distinction among any of them. To Him alone we are submitters.“

57:25 We sent our messengers supported by clear proofs, and we sent down to them the scripture and the law, that the people may uphold justice. And we sent down the iron, wherein there is strength, and many benefits for the people. All this in order for GOD to distinguish those who would support Him and His messengers, on faith. GOD is Powerful, Almighty.

3- According to Ibn Kathir, there were 24000 NABIS from Adam to Muhammad, and according to Tabari, there were only 6000 years from Adam to Muhammad. With these data, can you calculate the average number of NABI per year?
– 4 NABIS per year!

4- According to Ibn Kathir, God revealed 114 books like Quran, and according to Tabari, there were only 113 Rasools in all. Why some Rasools received books from God and the rest did not?

Hadith narrated by Ibn kakhir (French translation):
On rapporte qu’Abou Dher El-Ghifari a dit : “ J’ai entendu dire ce qui suit au Prophète: – Il y a eu sur terre 124 000 NABI. Je dis au Prophète: – Combien y en a t-il parmi eux qui avaient été revêtus de caractère de RASOUL? Il me répondit: – 113, le premier fut Adam et le dernier, Mohamed. Je dis au Prophète: – O Apôtre de Dieu, combien Dieu a-t-il envoyé de Livres? Il me répondit: – Il a envoyé 114 Livres, sur ce nombre, 50 ont été envoyés à Adam et son fils Seth, 30 à Noé, 20 à Abraham et 10 aux différents autres prophètes. Parmi ces 114 Livres, il y a aussi la Thora, les Psaumes, l’Evangile et le Coran.“

5- According to Tabari and Ibn Kathir, the prophet Abraham lived in Syria and Ismael lived in Mecca with his mother. Then, how do you understand 37:102?

37:102. When he grew enough to work with him, he said, „My son, I see in a dream that I am sacrificing you. What do you think?“ He said, „O my father, do what you are commanded to do. You will find me, GOD willing, patient.“

To solve this issue, Ibn Kathir claimed that Abraham used to ride the same fantastic flying horse ridden by Mohammad in his interpretation of 17:1. Do you agree with him?

6- According to Tabari, YAHYA died after JESUS, and JONAS came (in Mossul) after JESUS. Which arguments are against this claim? Is the size of the „ship“ an argument or not? Does the verse 37:147 support this claim or not?

37:147. Then we sent him to a hundred thousand,* or more.

7- If 900 000 hadiths were recorded in 23 lunar years (among them only 400 000 are considered as Sahih), how many hadiths could have been recorded per day?
– An average of a hundred hadiths every day!

8- Can you give the list of the NABIS who were not RASOOLS in the same time?
– Of course, all the listings given were in contradiction with Quran!

9- You claim that Salat Al Sobh is a Fardh and Salat Al Fajr is only a sunnah. Why the Quran cite only Salat Al fajr that should be considered as an obligation, but not Salat Al Sobh?

10- Why the media of Algiers agreed with the king of SAUDI ARABIA as Khadim Al haramain? Does the Quran support two or only one ‚Masdjid El Haram‘? See: 2:144,149,150,191,196,217; 5:2,97& 8:34; 9:7,19,28 & 17:1; 22:25 & 48:25,27.

QUESTIONS ABOUT QURANIC VERSES!

1- In your interpretation of 3:81-84, did God take a covenant from Muhammad or not?
– If yes, who is the messenger of the covenant in 3:81?
– If no, please, read 33:7!
N.B; Chapters 3 & 33 are chronologically consecutive!

3:81-83 GOD took a covenant from the prophets, saying, „I will give you the scripture and wisdom. Afterwards, a messenger will come to confirm all existing scriptures. You shall believe in him and support him.“ He said, „Do you agree with this, and pledge to fulfill this covenant?“ They said, „We agree.“ He said, „You have thus borne witness, and I bear witness along with you.“ Those who reject this (Quranic prophecy) are the evil ones. Are they seeking other than GOD’s religion, when everything in the heavens and the earth has submitted to Him, willingly and unwillingly, and to Him they will be returned?

33:7-8 Recall that we took from the prophets their covenant, including you (O Muhammad), Noah, Abraham, Moses, and Jesus the son of Mary. We took from them a solemn pledge.* Subsequently, He will surely question the truthful about their truthfulness, and has prepared for the disbelievers (in this Quranic fact) a painful retribution.

2- What does mean „salloo AAalayhi wasallimoo tasleeman“ in 33:56? If you agree with this meaning: „To support the messenger and ask God the best for him!“, how can a wish help a dead messenger who already lives in Paradise?

33:56 GOD and His angels help and support the prophet. O you who believe, you shall help and support him, and regard him as he should be regarded.*
33:56 Inna Allaha wamala-ikatahu yusalloonaAAala alnnabiyyi ya ayyuha allatheenaamanoo salloo AAalayhi wasallimoo tasleeman

3- Do any verse confirm that Muhammad was illiterate or not?

25:5 They also said, „Tales from the past that he wrote down; they were dictated to him day and night.“

29:48 You did not read the previous scriptures, nor did you write them with your hand. In that case, the rejectors would have had reason to harbor doubts.

4- According to Tabari’s interpretation of 20:15, God kept the HOUR almost hidden for Himself. Is this explanation credible or not? If it is credible, what does mean the last part of this verse which should be a consequence of its first part?

20:15 „The Hour (end of the world) is surely coming; I will keep it almost hidden, for each soul must be paid for its works.

5- Can you deduce the meaning of the word UMMY from the following verses? 2:78; 3:20; 3:75; 7:157; 7:158; 62: 2.

6- What should be uttered neither too loudly, nor secretly in 17:110?
– if it is ‚Duaa‘, when and where the commandment of 17:110 is performed?
– if it is ‚Salat‘, should not Sunni people correct their Salat?

17:110 Say, „Call Him GOD, or call Him the Most Gracious; whichever name you use, to Him belongs the best names.“ You shall not utter your Contact Prayers (Salat) too loudly, nor secretly; use a moderate tone.

7- Do you agree that Zakat must be given away „on the day of harvest“? It is clearly expressed in 6:141, isn’t it? Modern farmers harvest at least twice a year. Why do they not give Zakat twice a year?

6:141 He is the One who established gardens, trellised and untrellised, and palm trees, and crops with different tastes, and olives, and pomegranate-fruits that are similar, yet dissimilar. Eat from their fruits, and give the due alms on the day of harvest,* and do not waste anything. He does not love the wasters.

8- Do you not notice that the TAFSIR (Tabari…) of 74:31 is shorter than the verse itself? 74:31 include five different IDEAS but its Sunni TAFSIR try to explain only one of them?

9- Is the Quran perfect & fully detailed or you needed to add other source to complete it?

11:1. A.L.R. This is a scripture whose verses have been perfected, then elucidated. It comes from a Most Wise, Most Cognizant.

? The Quran is complete: 6:19,38,114; 12:111; 45:6,7.
? The Quran is protected: 13:39; 15:9; 41:42; 42:24.

10- If you agree that Polygamy may concern only orphan women (4:3), why do Sunni people tolerate and practice polygamous marriage with non-orphan women?

QUESTIONS ABOUT THE PROPHET MUHAMMAD!

1- Which prophet used to worship Idols and which prophet did not?
– Muhammed used to worship idols before God’s Blessings upon him:

40:66 Say, „I have been enjoined from worshiping the idols you worship beside GOD, when the clear revelations came to me from my Lord. I was commanded to submit to the Lord of the universe.“*

– Abraham never was an idol worshiper:

2:135 They said, „You have to be Jewish or Christian, to be guided.“ Say, „We follow the religion of Abraham-monotheism – he never was an idol worshiper.“

2- If you agree that Muhammad is the last NABI, how do you accept that Jesus will come back after the death of Muhammad. In this case, is Jesus or Mohammad the last prophet?

5:117 „I told them only what You commanded me to say, that: ‚You shall worship GOD, my Lord and your Lord.‘ I was a witness among them for as long as I lived with them. When You terminated my life on earth, You became the Watcher over them. You witness all things.

3- Which verse confirms that Muhammad is the most honourable messenger?

4- Since Numbers „0, 1, 2…“ were not in use in the seventh century, how did Muhammad manage his own business?

5- If the prophet Muhammad and his community (UMMA) were illiterate (UMMY), who composed and wrote the wonderful poetry of their different tribes?

6- How did Muhammad say the SHAHADAH in the last Hadith (Hujjat al wadah) who is witnessed by 10000 people? Is this hadith not to be considered as the most accurate and the most SAHIH of all?

7- Did the Messenger Muhammad possess a given superpower?

10:49. Say, „I possess no power to harm myself, or benefit myself; only what GOD wills takes place.“ Each community has a predetermined life span. Once their interim comes to an end, they cannot delay it by one hour, nor advance it.

8- Did Muhammad possess the sexual power of 30 men? If he possessed sexual power of 30 men could he marry with 30 women in the same time? How many children did he get with Aïsha and his last nine wives?

9- If Muhammad will decide to intercede on behalf of all his family and all the Arabs, does this intercession will work or not?

39:43 Have they invented intercessors to mediate between them and GOD? Say, „What if they do not possess any power, nor understanding?“
39:44 Say, „All intercession belongs to GOD.“ To Him belongs all sovereignty of the heavens and the earth, then to Him you will be returned.

10- Did really Muhammad forbid to write down any hadith from him? If it was just in order to not confuse Hadith and Quran, why people did not write down Hadith only few years after the death of the prophet?

„The Prophet said, „Do not write down anything from me except the Quran.“ [Ahmed, Vol. 1, Page 171, and Sahih Muslim]

MY COMMENTARY

1) The most famous question concern the listing of the NABIS who are not RASSOLS in the same time.
2) The most ‚PERVERSE‘ question concern the suicidal tendency of the prophet.
3) The question that made “consensus“ is the definition of the word UMMY throughout 6 verses of the Holy Quran!
4) The global reaction of people who witnessed some of the Sunni CONTRADICTIONS was to try to IGNORE them!

God bless!